r I »r.3»7»«!.7-h»g<m« 2« l�OttDOtt0 Conner stog, 1, Juli I»2?
Regierung, Intereffenten und Follvorlage. Die Beratung im Reichswirtschaftsrat.
Da der Reichswirts chaftsrvt bereits früher die IndustriezSll« eingehend erörtert hatte, ging der von ihm emg�etzt« Zolltarif- ausschuß in erster Lim« auf die mit der tleinen Zolloorlage»er- einigten Agrarzölle ein. Trotzdem wurde ein« Anzahl von industriellen Positicnien in den Kreis der Erörterung gezogen i insbesondere bei Behandlung der Frage der Vorbelastung der landwirt- schaftlichen Produktionstosten durch Irchustriezöll«. Das ausführliche Gutachten enchält nicht nur recht interessante Angaben, sondern auch wesentliche Aenderungen in den bisherigen Vorschlägen. Zunächst dürfte von Interesse sein, daß ein« sehr wichtige Jndu- strie sreiwillig auf den Zollschutz verzichtet hat. Es handelt sich dabei um die Position 269(Phosphor). Für Phosphor, das in der Vorkriegszeit einfuhrfrei war, wurde auf Veranlassung der Ver- treter der chemischen Industrie vom Zolltarifa-usschuß ein Zoll von Il> Mark beschlossen, den die Regierung auch in die Vorlag« ein- gesetzt hat. Die Phosphorindustrie hatte diesen Zoll mit dem Verlust ihrer Patente infolge des Srieges begründet, der dem Auslandswettbewerb zugute kommt. Während der Neu- beratung macht« em Vertreter der chemischen Industrie u. a. davon Mitteilung, daß es gelungen sei, auf Grund neuer V«rf<chren neu« Patente zu erlangen. Er zog deshalb seinen An- trag auf Zoll zurück, dem von dem Ausschuß stattgegeben wurde. Nicht immer findet man aber gleich einsichtsvolle Industrie- Vertreter.<vo hatte der Reichswirtschaftsrat für die Position 328 (Fa rbholz-Extrakte) einen Zoll von 10 Mark für flüssige und 20 Mark für fest« Fartcholzextrakle vorgeschlagen. Di« Regierung blieb mit 4 bezw. 8 Mark in ihren Entwurf hinter dem Gutachter- Vorschlag zurück. In den Neuberatungen verlangten die Industrie- Vertreter Festsetzung des Zolles aus 8 bezw. 16 M. Der Aus« schuß blieb aber bei 6 bezw. 12 M. Eine ganz gegensätzliche Behandlung wie die Farbholzextratt« fand die Position 934(Wand- und Standuhren). Di« Uhrenfabritanten hatten, mit Ausnahm« von Automodll- und Fahrraduhren, überhaupt kein« Zollerhöhung oer- langt. Der Reichswirtfchastsrat aber fetzte den Zoll auf 200 M. und die Regierung auf 400 M. fest. Der Zolltarrsausschuß fordert nun von der Regierung eine Herabsetzung des Zolles von 400 M. um SV Proz� da er den Erwägungen der Regierimg auf Verdoppelung des gutachtlich vorgeschlagenen Zolles nicht zu- stimmen kann. Ander erfeit, hat der Reichswirtschaftsrot von sich aus höhere Sätze vorgeschlagen. Hier kommen m Frag« die Positionen 354 bis 358(künstliche Riechstoffe. Salben, Pomaden, Parfümerien, Puder, Schminken und Zahnpulver); z. T. hat die Regierung dafür in der Zollvorlage überhaupt keine Positionen eingesetzt. Der Zoll- tarlfausschuß stellte sich auf den Standpunkt, daß zur Erleichterung der Einfuhr dieser Luxusartikel ein« Veranlassung nicht gegeben ist und fordert die Wiederherstellung de» autonomen Zolles von 200 M. au» volkswirtschaftlichen und Ersparnis- gründen. Dagegen war der Ausschuß geneigt, wesentliche R-du. zierungen der Vorschläge bei den Positionen 417 di» 426(Wollgarne) vorzunehmen. Die Sätze für Wollgarn« sind von der Regienmg gegenüber dem Gutachten des Reichswirtschaftsrats wesentlich erhöht worden. In den Erörterungen stellten sich die Vertreter der Industrie auf den Standpunkt, daß die von der Regierung vorgesehenen Zölle überaus mäßig seien, weil unter DerücNichrigmrg der Umsatzsteuer die vorgesehenen Zollsätze geradezu einer Einfuhr- Prämie gleichkämen. Allerdings betonten die Wollgarn- Verbraucher, daß gewisse Sorten von Wollgarnen nach wie vor unbedingt vom Ausland« bezogen werden müßten und insbesondere der Zoll aus hart« Kammgarne als reiner Finanzzoll zu betrachten fei. Der Ausschuß sah, nachdem die Regierung vertrauliche Mit- teilungen handelspolitischer Art gemocht hott«, von einer Veschluß- safsung darüber ab. Aehnlich erledigl wurden auch die strittigen Positionen 443. 444, 464, 472. 488 und 489, 492, 493 und 503. Es handelt sich hierbei durchweg um Textilrohstoff« bezw. TextU - hcilbsertigwaren. Der Ausschuß beharrt« sedoch bei den Positionea 392, 393, 398 und 401«Seiden und Seidengewebe) bei feinem ursprünglichen Vorschlag, der in der Reglerungsvorlage nicht un-
erheblich erhöht worden war. Der Lorschlag de» Reichswirtschasts- rate» sah z. B. für gefärbte Rohseid« 36 bezw. 250 M. vor, während die Regierun« die Sätze auf 100 bezw. 300 M. erhöhte. Luch bei der Position 416(gekämmte Wolle) hielt der Reichswirischafts- rat on einem Zollsatz von 2 M. fest, während die Regierungs - vorlag« 3,50 M. fordert«. Eigentümlich berührt die Stellungnahme de« Reichswirtschafts- rate» zu der vielerörterten Position 915(A u t o m o b i l z ö l l e). Da» Gutachten sieht hier von Abänderungen ab. In den den sehr um- fangreichen Erörterungen dieser Position brachte der Reichswirftchasts- rat aber von neuem zum Ausdruck,.es werde von der Automobil- industrie erwartet, daß sie den ihr gewährten Zollschutz nun auch zur Umstellung der Betrieb« benutzen werde. In»- besonder« Hab« die Industrie in ihren, einzelnen Unternehmungen sobald wie möglich zu entscheiden, inwieweit sie zur Serienproduktion übergehen oder sich weiter in der Qualitätsproduktion zu betätigen wünscht/ Die Frage der Ei s« n z ö l l« ist in d« zweite» Beratung«cht zur Debatte gestellt worden, da dt« neue Borlage«in« Abänderung des geltenden Eisenzolls nicht enchält. Dadurch wurde die Arbeit des Ausschusses bedeutend erleichtert, da von der Höhe des Eisen- zolls Ntehr oder weniger die Normierung fast aller Zollpositionen abhängt. Ob die Frage der Eisenzöll« damit endgültig geklärt ist, muß immerhin bezweifelt werben, da auf der Saarbrücker Tagung der Eisen- und Stahlindustriellen bekanntlich erhöhte Essenzölle gefordert worden sind. Iletychergewttbe gegen Zollvorlage. In Gotha hielt vorige Woche der Deutsche Fleischer - verband, die Organisation der deutschen Fleischermeister, seinen Verbandstag ab. Der Verbandssyndikus referierte dabei über die Zollvorlage, die von dem deutschen Fleischrrgewerbe wegen ihrer verteuernden Wirkung abgelehnt wird. Gleichzeitig nimmt in der»Allgemeinen Deutschen Fleischer- zeituug" D r. Raupold das Wort, um mit folgender Begründung die Agrarzölle abzulehnen: „JederZolldrlicktanfdieSaustraftdesVeldes. Di« Kaufkraft der Verbraucherlreis« ist heute aber schon so gesunken, daß es vielen nicht mehr möglich ist, die zur Cr- nährung notwendig« Meng« anFleischzukaufen. Finden die im Entwurf vorgesehenen Zollsätze ihre Verwirklichung, so wird mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Preise für Aleisch und Getreideprodukl« mit 40 Proz. zu rechnen sein. Diese Steigerungen finden wegen der immer noch anhaltenden Zahlungsknappheit nur zum Teil ihren Ausgleich durch unzureichende Lohnerhöhungen, so daß die Kaufkraft der Konsumenten noch geringer wird. Die Haupt- konsumierung wird sich immer mehr auf die b I l l i g« r« n F l e i s ch- und Wurst waren beschränken, während der Verbrauch der besseren Sorten den Kreisen vorbehalten bleibt, deren Einkommen da» Existenzminimum übersteige. Di« durch den Zoll erhöhten Preise für Agrarprodukte bedingen also, daß a n a l l« n K o n s u m- a r t i k e l n gespart, und daß dos Mehr der Lebenshal- tungskostcn wieder ausgeglichen wird. Von diesem Rück- gang im Verbrauche werden vor allem diejenigen Gewerbe betroffen, deren Kundenkreis sich aus denjenigen Schichten zusammen- setzt, die am stärksten die einsetzende Teuerung zu fühlen haben/ Gegen öle Zölle auf Uhren. Auf dem deutschen Uhrmachertag in Breslau wurde ein« Eni- fchließung angenommen, die sich scharf gegen die in der Zoll- vorläge enthaltenen Uhrenzölle wendet, durch die die Uhren- Händler schwer geschädigt würden, während die Großuhrenindustrie diesen Schutz gar nicht benötige. Such die allgemeine Tendenz der Zollvorlage wurde bezeichnenderweise von fast allen Rednern der Tagung al« mittelstandsfeindlich abgelehnt.
Kreüitnot und Sparkassen. Der Deutsche Sparkassen- und Girooerband gibt einige Ziffern bekannt, die in interessanter Weise die kreditvermittelnd- Tätigkeit der Sparkassen beleuchten und erkennen lassen sollen, wie erheblich die Sparkassen zur Beseitigung der Kreditnot der Kleingewerbetreibenden und der Landwirt- j ch a s t beitragen. Danach ist von den deutschen Sparkassen bis Ende Februar dieses Jahres an Gewerbetreibend«, Handwerker. Kausteut« und Landwirte der Betrag von rund 1 Milliarde Reichsmark dargeliehen worden, und zwar kommen auf den gewerblichen Mittelstand rrnid 700(607,1) Millionen, auf Landwirte 300 Millionen. Ein Vergleich der Einlagenbestände der Sparkassen mit der Höhe der von ihnen gewährten Mittelstandskredite ergibt für Preußen, daß 48,8 Proz. oder rund die Hälfte der Einlagen dem Mittelstand zugeslossen sind. An Mittelstand und Landwlrlschast zusammen häben die Sparkassen rund 70 Proz. ihrer Einlagen au«- geliehen. Der Zahl der gewährton Kredttc nach entfallen aus den Mittelstand 74 Proz. Die Hälfte aller Kredite liegt unter 2000 M., ein Drittel geht bis 1000 M, und drei Viertel aller Darlehen liegen unter 3000 M. Da sich die Einlagenbestände der deutschen Spartassen seit Jahresbeginn um 80 bis 100 Proz. vermehrt haben, ist zu erwarten, daß die Kredirvennittlung der Sparkassen entsprechend anwachsen wird. Rem« Freude kann man däran aber nicht haben; denn wenn man auch die Anlage der Sparkassengelder in Pfand» briesen und Staatsanleihen(die heute fehlen) nicht zum unvorbrüchlichen Gesetz erheben muß, so liegt doch in dem kurz- fristigcn Personalkredit der Sparkassen eine große Verlust- gefahr für die Einleger. Es ist also sehr die Frage, ob die Sparkassen durch die hohen Zinsen, die ihnen für die Kredite gezahlt werden, und durch die hohe Verzinsung, die sie aus Konkurrenz. gründen gewähren müssen, sich selbst aus die Dauer einen wirtlichen Dienst erweisen. Es komnu hinzu, daß die Leichtigkeit der Kreditgewährung die Kreditnehmer oft zu unrationeller Verschuldung oer- führt, anstatt sie zur Vorsicht in ihren Geschäften zu vcraillassen. Das beweist u. a. das Einfrleren der Kredite bei den Landwirten. Auch bei den Kleingewerbetreibenden, die durch ihren unmittelbaren Verkehr mit dem letzten Konsumenten in Zahlungsverlegenheitsn eigentlich nicht kommen dürften, wenn sie nicht unverantwortliche Borgmirtschaft treiben, kann aus die Dauer der Kredit festsricren. Verluste siad dann die selbstverständliche Folge, und zwar um so notwendiger, als dem Mittelstand, anders wie den Landwirten, Hypotheken zur Fundierung ihrer Betriebsschulden unerreichbar sein werden. Die Sparkassen dürften asso, bevor es zu spät ist, sich
gründlich zu überlegen hoben, ob sie nicht viel nachdrücklicher als bis- her den Anschluß an den Realkredit suchen müssen, der die Einleger vor Verlusten einigermaßen schützt. Besonder» der Deutsch « Sparkassen- und Giroverband mit seiner umfassenden Organisation wäre dazu in der Lage. Di« großen Dienste, die die Sparkassen der Behebung der Kreditnot dadurch leisten, daß sie die Spannung zwischen Gläubiger- und Echuldnerzinsen kleinhallen und so die wucherischen Auswirkungen des Zins- und Provisionsmonopols der privaten Kreditbanken mii- dern, würde durch eine gleichmäßige Senkung der Glau- biger- und Schuldnsrzinsen nicht verringert. In, Gegenteil. Weil sie durch die gleichmäßige Senkung der Haben- und Debetzinsen den Anschluß an den Psandbriesmarkt erst eigentlich zu finden vermögen, würden sie der Gesundung der Kapitolmarktoerhüllniise «inen größeren Dienst leisten al» bisher. Würde der städtische B a n m a r k t auf dem Wege über die Hypothekendarlehen, die der Pfandbriefmarkt ja speist, belebt, so käme auch der Mittelstand durch erhöhte Beschäftigung aus seine Kosten. Das wäre eine nachdrück- ltchere und auch vollswirtschastlich viel rationeller« Art, der Kredit- not abzuhelfen, als die bisherige, die den fehlerhasten Zirkel der deutschen Kreditwirtschaft, die Kreditnot im Augenblick zu heilen, um sie auf Dauer zu verstärken, einfach mitmacht, statt ihn zu durchbrechen.
Direkter deutsch -russischer Güterverkehr. Am 16. Juli tritt laut .Konfektionär" die nunmehr von den beteiligten Staaten ratifizierte Eisenbabnkonvention zwischen Deutschland . Lettland . Est » land, Litauen und dem Sowjetbunde über den direkten Güter- verlebe in Kraft. Der Gütertransport wird vom Versand- bi» zum Bestimmungsort ohne Umladung vor sich gehen, indem die Wagen an der russischen Grenze ant Achsen für die russische breite bzw. in entgegengesetzter Richtung für die westeuroväifche schmale Spur gebracht werden, wodurch Tempo und Sicherheit der Warenbesörderung eine erhebliche Steigerung erfahren müssen. Von russischer Seite wird darauf hingewiesen, daß die von den KonventionSstaoten für den direlten Ei'enbabnverkehr eingeräumten Frachtvergünsiigungen die Kosten des Gütertransport» ungefähr auf die Höhe der See- frackten herabsetzen. Preußen und die Skinnes-Sanienrng. Wir haben lebhafte Kritik daran geübt, daß die Preußisch« StaalSbant erbebliche Kredite für die Sanierung de» StinneS-Konzern « frei« gemacht bat. Di«.Rot« Fahne" glaubt nun da» zu einem neuen Anlaß zu ihrer Hetze gegen Genossen Otto Brau« be- nutzen zu könne», indem sie behauptet, er fei für die Geschäfts« führnng der Staatsbank verantwortlich. Es scheint der.Roten Fabne' nicht bekannt zu'ei», daß der deulschnational« Staatsbank- Präsident Schroeder Leiter der Scehandlung ist und daß diese« Institut der Kontrolle de« Preußischen Finanzministerium« unter» steht. Darum sei baB hier ausdrücklich festgestellt.
Schering— Teichgräber. Die svtgenschwer« Explosion tu der Ehemisch«» Faf-rit vorm E Scherina die neb« dem Verlust wertvoller Menschenleben auch erheblich« Wertzerstörung« zur Folge hatte, wird auch auf den Mangel der notwendigen Sicherheitsvorrichtungen zurückgeführt. Dem gründlich nachzugehen, wird Sache der Behörden sein. In der Geschäftslage der Schering A.-G. läge jedenfalls kein Grund, durch falsch angewandte Sparsamkeit Beleg- schast und Wert zu gefährden. Di« Gesellschaft verteilt auf die 11,55 Mill. Aktlenkapital 9,6 Prvz. Dividend«, also mehr al« der Anilinkonzern. Es ist möglich, daß die relativ hohe Dividend» mit Absicht in Dorschlag gebracht ist, um die Kreditgeber der erheblichen langfristigen Kredite(mit 5,1 Mill. aimähernd die Hälft« des Aktienkapitals) von der Sicherbett der Kredtte auch durch ein« günstig« Dividende zu überzeugen oder um ein« neue Akticnmisfion vorzubereiten, lieber den Geschäftsgang wird berichtet, daß die Werk« sür die Ausarbeitung ihrer Austräg« zu klein gewesen und deshalb erheblich« Erweiterungen vor- genommen worden feien. In der Bilanz kommen dies« Er- Weiterungen bei der Bewertung der Fabrikanlagen nicht sichtbar zum Ausdruck, weil die Wertzngäng« durch ein« Abschreibung oo» 1,36 Millionen zum Derschwinden gebracht sind. Immerhin mußten die aufgenommenen hohen Bau- und Erweiterungskrcdiie auch in den Aktiven zum Ausgleich gebracht werden; und man darf annehmen, daß die Höherbewertuug der Vorräte(3,99 gegen ZL5 Millionen in der Goldbilanz) und der Effekten und Veteiliaungm (5,27 gegen 2,93 Mill.) nicht nur au» der Erweiterung der Umsätze und Beteiligungen stammen, sondern auch au» der Auslösung stiller Reserven. Auch sür den Ausbau der Absatzorgani- s a t i o n« n im Ausland war reichlich Geld da. Eine viel ungünstigere Bilanz hat die Drogengroßhandlung und chemische Fabrik Th. Teichgräber A.-G. herausgebracht, die 800 Arbeiter und Angestellte beschäfttat. Daß die stabilen Wäh- rungsverhältnisse dem leichten in den Tag hinein Wirtschaften ein Ende gemacht haben, scheint der Leitung des Unternehmens be- sonders nmvMvmmen gewesen zu sein. Jedenfalls ist der Geschäfts- bericht ein einzige» Lamento über die Schwierigkeit en, die da» Etabilisierungsjahr 1924 der GefeMchaft gebrachc hat. Da sie keine Dividende verteilen kann und der geringe Rein- gewinn von knapp 11000 M. vorgetragen wird, hat st« auch Grund dazu. Allerdings scheint man die Goldumstellung insofern sehr leicht genommen zn haben, daß man das vorkrlegskopital von I etwas über 1 Million auf 4 Millionen heraufgesetzt hat. j Daraus ergibt sich ein Dioidendenanspnich der Aktionäre, der von l vornherein alle Preisstellungen belasten und die Konknrrrnzfähiakeit herabdrücken muß. Man braucht die Lage der Teichgräber A.-G. noch nicht schwierig zu nennen. Immerhin sind die Warenschuldner und Bankguthaben nur verdoppelt gegenüber der Goldbilanz, während die Waren- und Bankgläutuger einschließlich der Akzept- Verpflichtungen mehr als versechsfacht sind. Diese hohe Der- s ch u l d n n g hat auch zur Folge,"daß die Warenbestände, die sicher nicht viel höher al» vor einem Jahr« sind, aus das Bierfache aufgewertet wurden und die Automobile, die mit 1 M. zu Buch standen, jetzt mit 83 800 M..zur Verbesscnmg der Bilanz beitragen müssen. Sieht man die Gewinn- und Verlust- rechnung durch, so ist der ungünstig« Abschluß allerdings kein Wunder. Mußte doch allein on Zinsen die riesig« Summe von 400 000 M. gleich ein Zehntel des Aktienkapital» ausge- wendet werden; ein Beispiel für die geradezu erdrosselnde Wirkung J des Zins- und Provisionsmonopol» der Banken/ aus die Industrie. Dies« Gefährdung der Reittabilitäf, die weil aus gefährlicher ist al» die unlautere Handelskonturrenz, über die so beweglich geklagt wird, wird im Geschäftsbericht, da sie aus ver- ichwtsterten llnternehmerkretsen stammt, natürlich nur mit einer be- dauernden Handbewegung berührt. Die Umsätze im neuen Jahr sollen sich auf anffteigender Linie bewegen.
Die sowjetruflischev Konzessionen. Di«.Prawda"(Rr. 187 vom 19. Juni) bringt interessantes Material zum Konzessionsproblem. Das Blatt schreibt: .Die Krise de« Anlagekapitals und der anwachsende Waren- Hunger erfordern gebieterisch«in« Verstärkung der Akllvilät tn unserer Konzelsionspolitik." Tatsächlich ist aber in letzter Zeit da» Angebot stark zurück- gegangen. Im Jahre 1921/22 wurden 338 Angebot« gemacht, 1923: 607, 1024: 311 und in den elften drei Monaten diese» Jahre»— nur 30. Diesen Rückgang der Angebote führt die.Prawda" am politische Gründe zurück. Zu gleicher Zelt erhölst sich der Prozentsatz der von der Sowjetregierung erteilten Konzessionen. In der erwähnten Periode wurden von den eingegmigenen Angeboten bewilligt: 5,4 Proz., 7,3 Proz., 8,3 Proz., 10 Proz. Den ge ringen Prozentsatz der angenommenen?lngebote erklärt der Artikel- schreib« teilweise damit, daß nianche Angebote..absurd" waren, teilweise damit, daß die Sowjetregienmg dem ausländischen Kapital nicht allzu weit die Türe öffnen wollte. Nach ihren Hcrkimstssinaten verteilen sich die Konz�sio«-- bewerbet folgendermaßen: 34,6 Proz. Deutsche , 11,0 Proz. Enx.- landet, etwa 10 Proz. Amerikaner, 8,1 Proz. Franzosen , 3 Proz. Italiener, 2,6 Proz. Holländer usw. Die Deutschen stehcn an erster Stelle auch hinsichtlich der Zahl der gewährte» Konzessionen: 25 Proz. aller gewäkrten Konzessionen entfallen aus Deutsche . 17,5 Prez. aus Engländer, 12,1 Proz. aus Amerikaner. Insgesamt wurden 66 Konzessionen gewährt, von ihnen 8 im Bergbau, 14 tn der verarbeitenden Industrie(lwuptsach- üch kleine Unternehmen), 6 in der Forstwirtschast, 7 m der Landwirtschaft, 19 tni Handel, 12 ün Transpvrrwcsen u. n. Wie au» diesen Angaben ersichtlich, will das fremde Kapital vortäulig sich nicht allzu sehr an russiiche Unternehmungen engagieren. Vertragsgemäß müssen die Konzessionär« in allen ihnen übergebenen Benieben etwa 53 Millionen Goldnibel anlegen. Bisher wurden 32 Millionen ongeleg!, und zwar: im Bergbau 5 Millionen, in der Forstwirlschasl 14 Millionen, in der Landwirtschast 1,875 Millionen, im Handel 8,5 Millionen, in Jndustrieunternehmungcn 1,7 Millionen. Hervor- gehoben wird, daß«wo 70 Proz. von diesen Summen in Forst- und Handelsunternehmungen angelegt sind, und sieht darin eine Be- lätigung der Tatsache, daß das Kapital sich rasch umzusetzen be- trebt ist. Räch dem neulich zustandegekonunenen Vertrag mit der L t n o- Goldfieldsgesellschast muß dies« in den ihr übergebenen Unter- nehmungen 22 Millionen Rubel anlegen. Die.Prawda" behauptet, die Konzessionen seien für Rußland vorteilhaft, und bringt hierzu folgende Angaben: Im Rechnung?- jähre 1023/24 hatte Rußland an den Konzessionen einen Reingewinn von ll Millionen Rubel. Reben den investierten eigenen Kapitalien gelang es den Konzessionären, einen Kredit vom Ausland« im Betrage von 23 Millionen Rubel zu bekommen, und zwar zu viel günstigeren Bedingungen, als es der Regierung selbst möglich ge- wesen wäre. Außerdem hoben die Konzessionäre mit eigenen Mitteln 4,5 Proz. des Importplanes erfüllt. Aber die Konzesstv- „en waren auch vorteilhaft für die Ausländer. Der Artikelschreiber kommt zum Schluß, daß eine aktivere Konzesstonspolttlk betrieben werden mühte.„Wird das auslandische Kapital zu uns kommen? Ist unsere Berechnung nicht falsch?" tragt er, und gibt daraus«tne sehr bezeichnende Antwort:»Um bei uns den Sozialismus auf- zubauen, wird dos Kapital selbstredend nicht kommen. Aber wegen 15 bis 20 Proz. G e w t N N. wegen unserer Rohstoffe für die Industrie, wegen Erweiterung des Absatzgebietes sür|«ta« Fabrikate wird das ausländische Kapital unbedingt kommen.— Welche Reßgvotton im kommnnssttschen Paradies?