vke<lsberestur»g km Haushalt l heitert« früher oft daran, dah da» erste Erfordernis dafür das ioorchandenfm von Roheis war. Zwar hatte die Naturwissenschaft sich schon lange die Crschemung zunutze g«MQcht, daß«ine Reche chemischer Salze, wenn sie sich im Wasser auflösen, einen so starken Wänneverf> rauch haben, daß gang bedeutende Temperatursentungen dabei eintreten, durchschnittlich etwa mn 25" Celsius. Man stellte daher verschiedene„Kältemischungen" her, um im Laboratorium schnelle Kühlungen zu erzielen. In der Küche aber fanden sie bisher keine Anwendung, da die technischen Vorrichtungen, wenn mit Sicherheit völliges Gefrieren des Wassers oder der vorbereiteten Creme gewährleistet weiden sollte, zu umständlich und damit zu kostspielig wurden. Run aber fft die Lösung des Problems auf ein« höchst einfache Weise gelungen. Dos Wesentlichste, um chr nahe zu kommen, war, daß man sich bescheiden lernt«. Man begnügt« sich damit, etwa ein halbes Liter Flüssigkeit in Eis gu verwandeln. Heber Jsoliergefäße, die bis zu einem gewissen Gvode die Einflüsse der Außentemperatur unschädlich machen, verfügt« man längst. Das Ei des Kolumbus aber fand man in einer doppelseitigen Flasche, die sich oben wie unten durch feste korken schließen läßt. Di« Unter- seite, die bestimmt ist, die zu frierende Flüssigkeit aufzunehmen, muß man sich vorstellen wie den übertrieben vertieften Doden einer Wein- slasche. Ist diese kegolsörmig« Höhlung gefüllt und verschlossen, so schüttet man in die andere Seite des Gefäßes Amonlumnitrat bis zur Höhe des Kegels, darauf etwas Wasser, dann bis beinahe zum Rande der Flasche Kristollsoda, auf das man wiederum Wasser gießt. Daraus wird auch diese Seite verkorkt und die Flasche nun in ein Isokiergefäß gestellt, m dem sie etwa ein« halb« Stund « bleibt. Nach Ablauf dieser Zeit kann man den Eiskegel entnehmen. Wenn auch diese Art der Eisbereitung nur ein Notbehelf ist, so kommt ihr doch eine gewisse Wichtigkeit zu; denn man muß be- denken, daß damit in Krankheitsfällen— wenn auch nur m ge- ringen Mengen— das oft so nötige Eis hergestellt werden kann, das sonst denen meist unerreichbar war, die abseits von größeren Städten wohnen. Das man mit diesem kleinen Apparat« auch Speiseeis bereiten kann, wird vielen eine angenehme Zugabe fem.
Sittlichkeitsverbrechen eines Polizeibeamte«. Acht Iahre Zuchthaus. Ein gemeingefährlicher Unhold, der es unter Ausnutzung seiner Uniform auf die Vergewaltigung von jungen Mädchen abgesehen hatte, wurde vom Schöffengericht Mitt« in der Person des Polizei- Wachtmeisters Otto W i e s n e r auf lange Zeit unschädlich gemacht. Im Jahre 1924 bis 192S häuften sich die Anzeigen über die Der- gewaltigung von Frauenspersonen durch einen Polizeibeamten in Uniform, bis es endlich gelang, den jetzigen Angeklagten auf frischer Tat festzunehmen. Ein Kollege van ihm war es, der die Verhaftung des Wüstlings veranlaßte. Da damals gerade der heute noch nicht aufgeklärte Frauenmord am Arnswalder Platz verübt worden war, lenkte sich der Verdacht dieser Tat aus Wiesner. Er kannte jedoch sein Alibi nachweisen. Dagegen häufte sich die Zahl der Verfehlungen im Laufe der Untersuchung auf Wiesner in un- heimlichem Maße. Nicht weniger als 16 Fälle standen zur Ab- urteilung des Gerichts. Wiesner benutzte seine Eigenschaft als Polizeibeamter, um sich nach der Art des sogenannten Spanners zu betätigen. Er beobachtete L i e b e s p ä r ch e n, die in den Parkan- lagen auf Bänken säßen oder sich vor dem Haause verabschiedeten. Durch Drohungen suchte er sie einzuschüchtern und zu trennen. Er behauptete, daß gegen die jungen Mädchen von der Sittenpolizei ein Versahren eingeleitet sei, und daß er sie verhaften müsse. Auf dem Wege zur Polizeiwache vergewaltigte er dann seine Opfer: vielfach war er auch so dreist, einfach an Arbeiterinnen, die in der Morgenfrühe des Winters an der Straßenbahn standen, um zur Arbeit zu fahren, heranzutreten und sie für verhaftet zu erklären. Di« eingeschüchterten Opfer folgten willig dem angeblichen Sitten- beamten. In einer Reihe von Fällen gelang es Wiesner, seine verbrecherischen Pläne nicht auszuführen, da er verscheucht wurde. Er flüchtete dann schleunigst. Das Schöffengericht verurteilte Wiesner zu acht Iahren Zuchthaus und zehn Iahren Ehr- Verlust. v:e famose 5irma kreutner. Verwerfung der Berufung. Der Prozeß gegen den Inhaber de« Chauffeur- Ver- mittlungsbureaus K r e u t n e r wurde gestern zu End« ge- führt. Der Vormittag war von den Guiachten der Sachverständigen ausgefüllt. Das Ergebnis dieses Gutachtens war für Kreutner vernichtend. Besonders Dr. Goldberg, der Vertreter des Land- arbeitsamts stellte Verfehlungen Kreutners auf Grund eines Kreuz- verhörs fest. Der Angeklagte oersuchte widerum den Narren zu spielen, mußte aber den dringenden Fragen der Sachverständigen trotz aller Manöver Rede und Antwort stehen. Der Vertreter' des Landarbeitsamts wies die haltlose Behauptung Kreutners, das Land- arbeitsamt mache gegen ihn(Kreuwer) mobiel, weil es ein»Kon- iurrenzunternehmen" sei, gebührend zurück. In später Nachmittagsstunde erkonnte das Gericht auf Verwerfung der Berufung des Angeklagten auf dessen Kosten. Nunmehr ist den Behörden und Gewerkschaften endlich die Handhabe gegeben, gegen das gemeinschädlich«„Vermitt- lungsbureau" Krentners auf dem Wege der Klag« auf Kon- zessionsentziehung vorzugehen. Das Reichsbanner in Reukölln. Das Reichsbanner Schwarz- Rot-Gold veranstaltete gestern abend einen Propagandaumzug durch die Straßen Neuköllns. Tausende von Reichsbannerkameraden waren aufmarschiert, und in einem riesigen Zug ging e» unter Borantritt von Musikkapellen durch die Arbeiterviertel. Di« Kund- gebung, die als Propagandoveranstaltung für Republik und Schwarz- Rot-Gold gedacht war, fand bei der Bevölkerung Beifall und freudigen Anklang. Die Rußlandreise. Gestern abend nun haben die Kommunisten ihr neues Theater mit dem üblichen Geräusch in Szene gesetzt. Es klappie alles nach Wunsch. Delegationen, frisch serviert nach kam- munistischen Parolen, die sich zum Abschied nochmals geziemend vorstellten, waren aufmarschiert. Der Saalbau Friedrichshain, in dem die Kundgebung stattfand, war einigermaßen gefüllt, als gegen 'A8 Uhr die Propagandoveranstaltung der KPD . er- öffnet wurde. Hoffen wir, daß der Optimismus, den die„delegierten" Rußlandfahrer zur Schau trugen, auch im Osten und darüber hin- aus anhält. Was man immerhin bezweifeln kann. Dammbruch an der Weichsel . Laazig, 9. Juli. (2BI3.) Nach einer aus Dirschau ein- getroffenen Meldung ist beute früh um ö Uhr bei Schorn au gegenüber Schulitz in der Nähe von Bromberg der Weichsel - dämm gebrochen. Eine Strecke von 26 Kilometern bis Alt-Thorn ist überschwemmt. An der Unglücksstelle arbeiten Thorner Pioniere.' Es ist zu befürchten, daß bei Münsterwalde in der Nähe von Marienwerdsr der alte Damm, der" ebenfalls unterspült ist, durch- krochen wird. Em sowjelrussischer Rliliiärzug entgleist SluS Minsk wird ge- meldet, daß ani der Strecke Orscha -Minsk ein Militär- z u g e n t g l e i st ist. Eine große Anzahl Wagen wurde zer- trümmert. 20 Personen wurden getötet und zirka 6 0 verwundet. Die Sowjetbehörden vermuten einen Anschlag. Pestgefahr ia SüdostruhUrnd. Im Gouvernement Zarizun, jetzt in S t a l i n g r a d umbenannt, sind einige Pesterkran- tun gen festgestellt worden. Eine besondere Kommission zur Bekämpfung der Pestzcfahr ist gebildet worden. Wetter für Der!,» und Umgegend Wolkig bis heiter. Zeitweise stärker bewölk bei wenig veränderten Temperaturen.— Für Deutschland . Süd- deutschland langsame Besserung. Slldostdeutlchland Verschlechterung und RegenM». Etwas kühler. Sonst überall etwa» wolkiges Wetter.
Limburg , den g. Juli 1925. fDrahtbericht.) Der Posizeiafsistent Wagner, der als nächster Zeuge ver- nammen wurde, hatte ebenfalls versucht, Angerstein zu einem Ge- stärtdnis zu bewegen und schildert«, wie Angerslein bei dem DerhSr mehrfach gestöhnt und auch geweint habe. Als ihm der Beamte sagte, der Bruder komm« nur, wenn er ihm ein Geständnis ab- legte und fragte: Wollen Sie das? äußerte er: Ja. Der Bruder selbst sei dann sehr bestürzt gewesen, als man ihm eröffnete, wer der Täter fei. Ms man ihn in das Zimmer Angerfteins hineinführt«, begrüßten sich die Brüder und da sagte Angerstein: Spuck vor mir aus. Sem Bruder antwortete: Nein, das tue ich nicht, aber sag' mal Junge, wie konntest Du das. Der Polizeibeamte ließ dann die Brüder allein. Im Lauf« der Zeugenvernehmung wurde unter allgemeiner Spannung der Bruder des Angeklagten, Obsringenieur Max Anger st ein aus Essen aufgerufen, der wegen des nahen Berwaudischaftsoevhöltnisses unvereidigt blieb, sich aber bereit er- klärte, fein« Aussage zu machen und zunächst eine eingehende Schil- derung der Familienverhältnisse Angersteins gab. Auch er bekundete, daß die Großmutter mütterlicherseits im Wochenbett irr- sinnig geworden sei, so daß man ihr das Kind mit Gewalt habe wegreißen müssen. Sein« Eltern hätten insgesamt zehn Kinder gehabt, und zwar zuerst fünf Töchter. Er selbst sei der Aelteste, Fritz Angerstein der zweite Sohn, gewesen und deshalb sei seine Geburt besonders begrüßt worden. Er sei ein sehr kräftiges Kind gewesen. Der erste Tuberkulose fall in. der Familie habe sich bei einer Schwester ereignet und dcnm sei auch Fritz Angerstein an einem Hals- und Nasenleiden erkrankt. Seine Schwägerin schilderte der Zeuge als eine sehr weich veranlagte Frau. Im April 1924 habe er zum erstenmal einen Brief von ihr er- holten, in dem sie schilderte, daß sie sehr elend sei und fürchtete, daß sie nicht mehr lange zu leben habe, denn sie sei sehr elend. Nur der Gedanke an ihren Mann und an ihren Gott halte sie von etwas Furchtbarem ob. Ueberhcnrpt hätten alle Briefe aus Haiger immer die Schilderung enthalten, daß der Bruder Kopfschmerzen habe und die Schwägerin leidend sei. Tatsächlich habe er sie im Frühjahr 1924, als er zu Besuch nach Haiger kam, zum Skelett abge« magert vorgefunden. Sein BriSer habe ihm gleich erzählt, was für Anfälle sie habe und daß sie einmal in ihrer Erregung fortge- laufen sei. so daß man sie erst suchen und habe zurückholen lassen. Das Fmnilienleben in Haiger fei ober durchaus harmonisch und glücklich gewesen. Im August 1924 machten die beiden Brüder eine Fußtour in den Westerwald . Als sie das erstemal in einem Ort übernachteten, ging Fritz Angerstein sofort an da» Tefephr«, um seine Frau anzurufen.„Das Wiedersehen zwischen den beiden Ehe- leuten, als wir nach Hause kamen." so erklärte der Zeug«,„war so herzlich, daß es echt gewesen sein muß." Bei der Erörterung des Planes, eine Scheune neben die Villa zu bauen, habe Fritz Anger- stein erklärt, er wolle sein Geld sicher anlegen und hätte erzählt, er habe auch noch ein schönes Guthaben bei seiner Firma. Den ganzen Monat November 1924 hätten dann die Verwandten au, Haiger kein Lebenszeichen von sich gegeben, bis am 1. Dezember abends das Telegramm eines Verwandten aus Dillenburg eintraf: „Bruder überfallen, sofort kommen." Ein zweites Telegramm seiner Schwester besagte, baß Fritz Anger- stein verunglückt sei. Am nächsten Tage fuhr der Zeuge sofort nach Haiger und las unterwegs in der Zeitung ein kurzes Telegramm von einem Raubüberfall in Haiger , um dann in Dillenburg zu er- fahren, was geschehen war. In Haiger selbst wurden ihm dann alle Einzelheiten des angeblichen Raubüberfalles geschildert, die Leichen gezeigt, die einen furchtboren Anblick darboten. Dazu sei die Nach- richt gekommen, daß Fritz Angerstein sehr schwerkrank im Kranken- haus liege. Am nächsten Tage fuhr der Bruder wieder nach Haiger , er wurde an das Bett seines Bruders geführt und erzählt: Der da lag, war ein fremder Mann, fahlgrau, mit Augen, die fast gebrochen schienen. Ich rief ihn an: Fritz, kennst du mich?, er antwortete schwach: Ja. Max. Dann fragte ich weiter: Wie fühlst du dich, hast du mir nichts zu sagen. Ich bekam keine Antwort. Erst als ich nochmals fragte, meinte er nur schwach: Was soll ich dir sagen. Ich ging dann wieder weg, wurde aber später nochmals zu ihm gerufen. Als ich an das Bett trat, kam ein gelber Schleim aus Mund und Nase. Er stöhnte auch dauernd, man möge die heißen Unterlagen wechseln, er halte es nicht aus. Du wolltest mir etwas sagen, fragte ich ihn. Ja, sagte er, aber Herr Wagner(der Polizei- assistent) muß hinausgehen. Ich will in dieser Stube nur ehrliche Menschen um mich sehen. Es war nichts zu machen. Er bestand darauf und Wagner entfernte sich dann, um später mit dem Staats- anmalt zurückzukehren. Inzwischen schrie mein Bruder Fritz: Ich bins gewesen, ich Habs getan, rühr mich nicht an. ich bin der Mörder. Ich habe sie alle acht owgebrachtl Dabei bog er den Kopf zurück und die Augen sahen starr. Ich faßte ihn an und da schrie er: Faß mich nicht an, er selbst griff aber so stark zu, daß ich noch tagelang die Fingerabdrucke an meinen Hön- den sah. Ja, schrie er, ich bin der Mörder. Ich komme in die Hölle. Bete: Du kannst ja nicht beten. Mit tränenerslickter Stimme erklärte der Zeuge: Wenn ich es nicht so genau schildere, ja ist es nicht etwa böser Wille, aber ich weih es nicht mehr so genau. Max Angerstein bekundete dann weiter, fortwährend von Schluchzen unterbrochen, wie sein Bruder ihm den Mord an seiner Frau erzählt habe. Der Angeklagte blieb bei dieser Darstellung tiefgesenkten Hauptes sitzen, so daß er kaum hinter der Anklagebank sichtbar war. Weiter schilderte der Zeug«: Mein Bruder sagte mir dann noch, al» ich ihn weiter fragte: Ich konnte sie nicht mehr leiden sehen. Während des Geständnisses schrie er immer wieder: Verlaß mich nicht, verlaß mich nicht. Mit tränenerstickter Stimme erklärt der Zeuge weiter, daß ihn der Gedanke, daß seine Frau und seine Kinder noch wenige
Dss Rundfunkprogramm. Freitag, den 10. Juli. Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4.40 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Fran„Seife und Seifenfabrikation", von Chemiker Vostell. 8— 8.30 Uhr abends: Volkstümlicher Nachmittag. 7 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule (Bildnngskursel.� Abt. Gartenhan. Diplom-Gartenban-Inspoktor Paul Kache;„Die Kakteen und ihre Pflege". 7.25 Uhr abends: Architekt Dr.-Tng. Paul Zucker :„Architektur unserer Zeit". 3. Vortrag. „Die Stadt". 7.50 Uhr abends: Haus-Bredow-Schule (Hoohschulkurse). Abteilung Geographie. Dr. Konrad Kretschmer : „Das Erdbild im Wandel der Zeiten. 1. Vortrag.„Im Altertum". 8.30 Uhr abends: Lmprovisationsabend unter Mitwirkung von Eva Goldbach, Sopran. 1. 0. L. Schleich: Dramatische Szene: Jesus und Judas im Gefängnis(gesprochen von Julius Edgar Schmock mit melodramatischer Begleitung in freier Improvisation von Martin Philipps). 2. Freies Thema gegeben(Klavierimprovisation von M. Philipps). 3. Lyrisches Gedicht(zwei Strophen)(gesungen und begleitet von J. E. Schmock). 4. a) Leo Blech : Heimkohr vom Feste(H. Seidl), b) Leo Blech : Mairegen(Fallersleben ), e) Max Reger : Waldeinsamkeit(Frank. Volkslied), d) Max Reger : Zum Schlafen(Schellenherg)(Eva Goldbach, Sopran, am Flügel: Otto Urack ). 5. Choralthema gegeben(Klavienmprovisation von M. Philipps). 6. Gedicht, im Volkston gehalten(gesungen und begleitet von J. E. Schmock). 7. a) Franz Schubert : Wohin? (Wilh. Müller), b) Franz Schubert : Die Taubenpost(J. G. Seidl), o) Franz Schubert : Bescheidene Liebe(Dichter unbekannt), d) Rieh. Strauß; Zueignung(H. v. Gilm )(Eva Goldhach, Sopran, am Flügel: Otto ürack). 8. Volksliedthema gegeben(Klavier- Improvisation von M. Philipps). S. Lyrisches Gedicht(zwei Strophen)(gesungen und bogleitet von J. E. Schmock) Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theator- und Filmdienst 10.30 Uhr abends: Rechtsanwalt Dr. John Wolfsohn:„Der Rechtsschutz der Infiationsgeachädigten Außerhalb der Aaf- wertungsgesetzgebung",
Mgerstein. Wochen vorher in dieser Wahnsinnsumgebung geweill hätten, nicht verlassen habe. Er habe deshalb nicht mehr alles so genau in der Erinnerung. Er könne sich auch kein richtiges Bild von seinem Bruder machen. Seit sechs Monaten zer- martere er sich den Kopf, wie das alles möglich war. Er habe in den langen Jahren seinen Bruder nur 3— 45mal glücklich gesehen, und wisse deshalb nicht, ob er leicht erregbar war. Dann wurde der Werkoerwalter der Finna von der Zypen, August Mix. vernommen, der sich zunächst über die Stellung Angerfteins bei der Rassauischen vergwe-ks- geselljchast äußerte, die dann 191? von van der Zypen übernommen wurde. Angerstein hatte die kaufmännische Leitung und die Kassen- führung, wählend Mix die technische Leitung hatte. Zahlungs- anweisungen gingen jedoch auch von Mix aus. Er habe Ängerstein vollkommen Vertrauen geschenkt, so erklärte der Zeuge, er wäre auch im Aussichtsrat geschätzt und zum Prokuristen er- nannt worden. Er war sehr fleißig, peinlich sauber in der Buch- führung, so daß niemand einen Verdacht gegen ihn hatte.- Bei Kassenrevisionen ist nie etwas vorgekommen. Bor f.: Blieb das nun so bis zuletzt? Zeuge: Jawohl, bis ich Ende November 1924 ins Journal guckte und da sah ich Eintragungen, die nicht stimmten. Es waren ZIG) Mark im Oktober zuviel gebucht. Ich suchte nach den Belegen und stellte fest, daß sie gefälscht waren. Ich habe Ängerstein auch noch am Sonnabend vor der Tot das mit- geteilt und habe Generaldirektor Generotzki angernfen, nach Haiger zu kommen, um Ängerstein zu verhören. Vors.: War das der gesamte Fehlbetrag in der Kasse? Zeuge: Nein, wir haben bei einer weiteren Prüfung Unterichlagungen im ersten halben Jahr über 8000 M. und im legten Jahr über 16 009 M. festgestellt. Generaldirektor Generotzki von der Firma van der Zypen bezeichnete Ängerstein, mit dem er im allgemeinen wenig zu tun hatte, als einen bescheidenen Menschen, ober verschlossenen Charakter. Am Sonnabend vor der Tat habe Mix dringend bei ihm angerufen und ihm erklän, daß mit den Kassenbelegen etwas nicht stimme. Er habe deshalb einige Tage später eine Revision verabredet. Als er dann von der Tat erfahren habe, habe er gleich den Verdacht gehabt, daß es sich ilicht um eine Räuberbande, sondern um einen einzigen Täter handelte. Ms man nach Haiger lani, fand man im Bureau auf dem Schreibtisch des Mix oder des Anger- stein eine Zahlungsanweisung, die fertig zur Unterschrist ausgefüllt ixar, und die den Verdacht erweckte, daß sie Mir gegenüber als Porwand gebraucht werben sollte, um ihn vielleicht in dem Augen- blick der Unterschrift ebenfalls niederzuschlagen. Vors.: Haben Sie etwa davon gehört, daß an die Finna(Erpresser forde r u n g« n gerichtet worden sind? Z e n g e: Nein,(«ehr erregt.) In der„Frankfurter Zeitung " steht, Ängerstein hä-te mir einmal ein Geständnis ablegen wollen, ich hätie es aber abgelehnt. Das ist eine uperhörte Verleumdung. Ich habe Angerstein stets als Menschen behandelt.'Als ich im März dieses Jahres ihm gegenübe» gestellt wurde, da hat er mir von Erpresserbanden«rzält. Aber, meine Herren, das kam ja alles erst, nachdem die Unterschlagungen und Fälschungen festgestellt waren. Ich habe von ihm verlangt, daß er mir doch einen einzigen Namen eines Erpressers nennen iollte. Er hat sich geweigert, auch nur einen einzigen zu nennen. Sie kennen doch unsere Bauern, bevor die sich einen Pfahl in ihr Grundstück setzen lafsen, da laufen sie erst zum Kadi. Bei unserer Seilbahn hau- delte es sich aber um große Betonklötze, die in die Erde gelassen werden. Aber auch nicht ein einziger Grundstücksbesitzer ist an uns herangetreten. Was die angeblichen Forderungen Angerfteins an die Firma betrifft, so belaufen die sich aus 300— 4 0 0 Mark, aber nicht auf Tausende. Vielleicht meinte er Papiermork. Dann ist hier noch behauptet worden, wir hätten Schmiergelder bezahlt. Es ist ganz unerhört, was wir hier angepöbelt worden sind. A n g e r st e i n: Ich bin im November 1924 bei ihnen in Wissen gewesen, da haben sie mich abgewiesen Zeuge: Jawohl, weil sie mit einer Sache kamen, die ich ablehnen mußte. Sie wollten naM- lich mit der Wasserleitung des Werkes ihr Grundstück bewässern. Angeklagter: Für die Borkommnisse in den Jahren 1913 bis 1919 war die Nassauische Bergwerksgesellschaft verantwortlich und Eenerotzti weiß davon nichts. Der Provinzialchemiker Dr. Böller aus Gießen hatte den Auftrag erhalten, die in der Zentralheizung des Angersteinschen Hauses noch befindlichen Asche- und Papierreste zu untersuchen. Sein Gutachten ging dahin, daß zweiiellos ein Buch und Briefpapier verbrannt war. den sei, und zwar wahrscheinlich das Kassenbuch«md das Journal. Vors.: Angeklagter, bleiben Sie dabei, daß Sie das Kassenbuch und das Journal nicht verbrannt haben? Angeklagter: Ich habe das nicht verbrannt. Dann wurde eine ganze Reihe von Architekten und Bauunternehmern vernommen, mit denen Angerstein wegen seiner zahlreichen Bauvorhaben verhandelt hatte, und zwar wollte er eine Scheune und einige Wohnhäuser bauen. Die Baukosten hätten sich auf ungefähr 50 000 M. belaufen. Er erzählte den Unternehmern, daß er das Geld von seinem Neffen aus Amerika zu billigem Zinsfuß bekommen habe, und daß er sich landwirtschaftlich ansiedeln wolle, für den Fall, daß er mal au» der Firma herausgehe. Einer dieser Zeugen, der Architekt G r ü h war der beste(freund Angersteins. Er bekundete, daß der Angeklagt« stets ruhig, niemals er- regt gewesen sei. Dagegen ist dieser Zeuge der Meinung, daß dos eheliche Derhältnis, namentlich in den früheren Iahren, nicht zu gut gewesen sei. Ängerstein habe sich allerdings immer den Anschein gegeben, als ob er es mit seiner Frau sehr gut meine. Er habe sie auch nach der Schweiz und nach dem Schwarzwald schicken wollen. Der Zeuge hatte ober das Gefühl, als ob sich Angerstein angesichts der Krankheit seiner Frau nur sehr stark zusammennehme. Ihm gegenüber äußerte er einmal, auf die Dauer könne er das nicht er- l ragen. Frau Ängerstein Hab« immer Angst gehabi, daß in dem Hause einmal etwas passieren würde. Es sei ihr dort nicht geheuer gewesen, so sagte sie. Vors.: Angeklagter, waren Sie eigentlich in einer Krankenkasse? A n g e k l.: Jawohl, in der Ortskrankenkasse und im Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Derband. Ich habe aber die Arztkosten immer allein getragen und Hab« die Kassen nie in Anspruch genommen. Als nächster Zeug« wurde der Rechnung»- rat H e y m a n n aus Dillenburg vernommen, der der Konkursver- walter des Angersteinschen Bennögens ist,, über das im Februar dieses Jahres der Konkurs verhängt wurde. Er schätze das g e- samt« Mobiliar in seiner heutigen Verfassung auf zirka 12000 Mark, die Möbel hätten, als sie neu waren, vielleicht allein schon 10 000 M. Wert gehabt. Die Immobilien hätten sich auf 5000 M. belaufen. Die Schulden Angersteins seien ganz minimal gewesen. Bei diesen Worten stand A n g e r st e i n auf und richtete an den Konkursverwalter die Frage, ob er denn nicht die groß« Mappe mit den 18 Grubenfeldern bekommen hob«: worauf der Zeuge erklärte, daß er davon noch gar nichts gehört habe. Das Vorhandensein einer solchen Mappe sei ihm ganz neu. Aus die Frage des Vorsitzenden, was denn das für Grubenfewer seien und wo die lägen, erklärte der Angeklagte: „Zwischen Euphrat und Tigris," worauf er sich wieder hinsetzte. Zum Schluß wurde noch der Versicherungsagent Lösch ver» nvmmen. der Ängerstein gegen Feuer und Einbruch zu je 50 000 Goldmark versichert hatte. Vors.: Angerstein hatte doch nur eine Fünfziimnerwohnung. sind denn die Leute in Haiger alle so versichert? Zeuge: Nach der ganzen Sachlage und Lebens- führung Angerfteins war das die entivrechende Suinme. Außerdem war auch das Vieh und die londwirischaftlichen Gebäude und Vor- röte mit versichert. A n g e k l.:(einwerfend): Meine Aktien auch, die ich zu Hause hatte. Um drei Uhr nachmittags wurde dann die Verhandlung ans den heutigen Freitag früh S Uhr vertagt.