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meist sehr mächtige Herren, ihre Ansprüche zu gegebener Zeit geltend zu machen wissen. Den A l t b e s i tz e r n sollte nach dem Regierungs- entwurf eine jährliche Rente und ein Auslosungs- recht zustehen. Die Mehrheit hat die Rente gestrichen. Die Ansprüche der Altbesitzer werden also nur durch die Aus- losung erfüllt. Aus den 20 Milliarden Altbesitz ergibt sich bei der Umwandlung zu 2� Proz. eine Ablösungsschuld von 500 Millionen. Diese Schuld soll im Wege der Auslosung binnen 30Jahren getilgt werden. Bei der Auslosung soll der Gläubiger das Fünffache des Renn- betrags seiner Ablösungsanleihe bekommen. Ein Beispiel: Besaß er 1000 M. alte Reichsanleihe, so be- kommt er dafür beim Umtausch 25 M. Ablösungsanleihe. Bei der Auslosung wird ihm das Fünffache dieses Betrags aus- gezahlt 125 M. oder 12� Proz. de.s ursprünglichen Renn- betrags. Hierzu kommt ein Zins von 4X Proz. des aus­zuzahlenden Betrags, der von Jahr zu Jahr angesammelt wird, bis der Gläubiger bei der Auslosung zum Zug kommt. Die Zinsen werden also akkumuliert und mit dem Kapital ausgezählt. Für dieses Auslosungsoerfahren sind jährlich 125 Millionen aufzuwenden, um nach 30 Iahren damit fertig zu sein. In den Vorschriften über den zu bildenden Tilgungsfonds ist'dieser Grundsatz niedergelegt. Für die bedürftigen Altbesitzer verbleibt es bei der V o r zu g s r e n t e, die der Entwurf schon vorsah. Rur ist die Grenze der Bedürftigkeit auf 800 M. Einkommen erweitert, wobei die Bezüge der Kriegsbeschädigten, der Sozialrentner und der Unterhaltsberechtigten außer Ansatz bleiben. Die Vorzugsrentc beträgt 80 Proz. des Nennbetrags der Ablösungsanleihe, das sind 2 Proz. des ursprllng- lichen Anleihebetrags. Sie erhöht sich um ein Viertel bis zum Höchstbeirag von 1000 M., wenn der Gläubiger auf sein Auslosungsrecht verzichtet, und u m d i e Hälfte bis auf den Höchstbetrag von 1200 M.. wenn er außerdem mehr als 60 Jahr alt ist. Bei der Gewährung von Fürsorgeunterstützung soll ein Iahresbezug bis zur Höhe von 270 M., der aus aufgewerteten Anleihen oder privaten Schuldforderungen stammt, außer Ansatz bleiben. Für die Vorzugsrente ist ein Jahresaufwand von 60 Millionen vor- gesehen. Für Anstalten der freien Wohlfahrtspflege, die im Besitz von Anleihe sind, ist eine sogenannteWohlfahrtsrente" bis zum Höchstbetrag von 5 Millionen vorgesehen, die aus den Zöllen auf Nahrungsmittel bestritten werden soll. Aus Schamhaftigkeit haben die Regierungsparteien auf die Aufzählung der einzelnen Nahrungsmittel, wie z. B. Schweine und Schweinespeck, die in den Beschlüssen erster Lesung aus- drücklich genannt waren, in der zweiten Lesung verzichtet. schließlich wurde noch eine jährliche Sondergabe von 5 Mil- lionen für die kirchlichen Gesellschaften bewilligt. Ein Anleihesonderfonds, dem die Hälfte der Dividenden- einnähme des Reichs aus den Stammaktien der Reichsbahn» gesellfchaft und die ersparten Beträge, die sich ergeben, wenn sich der gesamte Altbesitz auf weniger als 20 Milliarden be- laufen sollte, zufließen, soll zur rascheren Abfindung der Sparkassen und der sozialen Verfiche- rungsträger verwendet werden. Die Anleihen der L ä n d e r und Gemeinden werden grundsätzlich ebenso behandelt wie die des Reichs. Den Ländern steht es frei, die Aufwertung höher zu bemessen. Die Aufwertung der Gemeindeanleihen kann bis auf das Doppelte der für das Reich geltenden Sätze erhöht werden, wenn dies dem Anleiheschuldner nach seiner finanziellen Leistungsfähigkeit und unter Berücksichtigung seiner öffent- lichen Slufgaben zugemutet werden kann". Äntragsberechtigt ist der Anleiheschuidner und ein in dem Gesetz vorgesehener Treuhänder. Die Entscheidung über den Antrag trifft eine von der Landesbehörde eingesetzte Stelle. Bedürftige Anleihealtbesitzer, die über nicht mehr als 1000 M. Anleihe insgesamt verfügen, werden, wenn sie auf ihren Ilmtauschanspruch verzichten, mit je 15 M. für 100 M. des Nennbetrags der ursprünglichen Anleihe

Geächtete volksschriststeller. Der neueste Streich des Buchhändler-Börfenvereins. Als die Inflation kam, hungerten die Schriftsteller, �während ihre Verleger und die Buchhändler an dem Steigen der Sachwerte (ich bereicherten. Die Schriftsteller konnton zusehen, wie m den Läden die Bücher, die sie geschnoben haben, immer höhere und höhere Presse erlangten, ohne daß sie, die Sachwertschasser, ober nicht Sachwertbesitzer, in der Regel daraus einen Vorteil hatten. Sie waren nämlich entweder abgefunden, oder bekamen feste, das heißt sich enttvmende Morkbeträg«. Prozentverträge hatten wenige. Und nun etwas sehr Bezeichnendes: Es war di« Möglich- keit, die Schriftsteller vor dem Untergänge in der Jnflationsslut zu be. wahren. Man schlug ein« Reichskulturabgabe vor, nach der zu den vielen Preisauffchlägen für die Händler, auch ein ganz geringer und einziger für die Werteschaffer, die Schriftsteller, gemacht werden irllte. Mit Spott und Hohn wurde dieses Ansinnen zurückgewiesen. Technische Bedenken wurden vorgeschützt, die solche Kulturabgabe als zu schwierig zu verwalten hinstellten. Das Volt der Dichter und Denker«rklärte sich gegen die Kulturabgabe. Nachdem nun die Sündflut der Entwertung sich einigermaßen verlausen hat, haben es einige deutsche Schriftsteller wieder dazu gebracht, nicht mehr die monatliche Miel« schuldig bleiben zu müssen. Wer macht ihnen das möglich? Eine in'den letzten Iahren ent- standene sehr lobenswerte Einrichtung, die deutschen Vu ch g e- m c i n s ch a f t e n. Diese haben ein festes Publikum, dem sie für billiges Abonnement gute Bücher liefern. Die Schriftsteller dieser Buch- gemeinschasten, die sozusagen die Rolle der Konsumvereine spielen, werden ungefähr angemessen bezahlt, erhalten das Honorar schon »»ährend der Arbeit und können auf ei» festes Publikum rechnen. Der.zwifchenhändlerssche Buchhandel wird hierbei übergangen, di« Bücher werden direkt von der Bertriebsgesellfchaft bezogen. Was tat die Buchhändler- und Verlegerwelt? Sie beschloß, den Herren ihres Bereines, also den Sortimentern, zu verbieten, Bücher von Schriftstellern zu führen, die in der Vuchgemeinfchaft ein Werk ver- offentlicht haben. Mit anderen Worten: Der Schrifssteller, der zu demjenigen Verlage geht, der ihn menschenwürdig bezahlt, wird von den übrigen Verlegern in Acht und Bann getan. Es handelt sich hier nicht um eine intern« Frage des Buch. Handels und des Büchermarktes, es handelt sich um ein« Kulturfrags allerersten Ranges. Muß der Schriftsteller, der nicht oerhungern will, ausgeschlossen werden mit allen seinen Werken vom Verkauf in den Sortimenten? Ich frage den Buchhändlerbörsen- verein, der diesen glorreichen Beschluß gefaßt hat:Habt Ihr noch den Mut, Euere Arbeit auch nur im geringsten als ein Kultur» werk zu bezeichnen, wenn Ihr dem Autor das Lebenslicht ausblast, der fein Buch einer Buchgemeinschaft gibt, die ihn, wenigstens so- lange er dies Buch schreibt, zu ernähren vermag?" Der Buch- händlcrbörsenvercin kann gegen die Büchngemeinschost nichts machen, also hält er sich an die Schriftsteller, die dort publizieren, die die Schwächeren sind. Ein« vornehme Denk- und Hondlungs- weife! Es gibt auch bei freier Konkurrenz anständige Kampfmittel. Man kann z. B. die Sache besser zu machen suchen, als der Gegner. Dieser Gedanke sst den Buchhändlern scheinbar noch nicht gekommen.

in bar abgefunden. Nicht bedürftige Anleihebesitzer mit einem Einkommen bis 1500 M., die weniger als 500 M. An- leihe haben, können mit 8 Proz. abgefunden werden. Hier- für wird ein Betrag von 150 Millionen zur Verfügung ge- stellt, der, soweit er für diesen Zweck nicht gebraucht werden sollte, zur Abfindung der Ansprüche der Kirchen, der Spar- kassen, der Versicherungsträger usw. verwendet werden soll. Trotzdem unter dem Druck der sozialdemokratischen Kritik eine Reihe von Verbesserungen des Regierungsentwurfs er- reicht worden find, wird die gefundene Lösung bei den hoffenden Reichsgläubigern große Enttäuschung her- vorrufen. Ihre Unzulänglichkeit wird nur dürftig verschleiert durch die große Kompliziertheit des ganzen Systems. Einfach und befriedigend wäre die Lösung gewesen, die von der Sozialdemokratie vorgeschlagen war. Sie yiurde vereitelt durch den Schutz, den die Regierungsparteien den Jnflations» gewinnlern angedeihen lassen.

Scheiöemann verläßt Kassel . Genosse Scheidemann , der sein Amt als Ober- bürgermeister von Kassel schon seit Jahr und Tag wegen Krankheit aufgeben wollte, aber auf dringendes Ersuchen der Parteigenossen sein Vorhaben immer wieder aufgeschoben hatte, wird nunmehr im Einverständnis mit seinen Kasseler Freunden sein Amt verlassen. Aller Voraussicht nach wird zu seinem Nachfolger der Regierungsvizepräsident Stadler in Kassel gewählt werden. Stadler gehört der demokratischen Partei an.

Gegen öle Follvorlage. Gewerkschastskundgebungen in Bayer». Nürnberg , 10. Juli(Eigener Drahtbericht.) Der Landes- ausfchuß Bayern des ADGB . nahm gemeinsam mit den Vertretern der Landesausschüsse des AfA-Bundes und d e s A D B. zur Zollvorlage Stellung. In einer«instimmig an- genommenen Entschließung wird Protest gegen die Ansichten der Regierung eingelegt. Die Jndustriezölle würden nur Absatz- stockungen, Betriebseinschränkungen und Stillegungen herbeiführen, in deren Gefolgschaft Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend mar- schieren. Ein« ungeheure Steigerung der Preis« für all« Lebens- mittel und sonstigen Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens feien die natürliche Folge der Agrarzölle, die jede Familie jährlich mit 150 Mark belasten. Für die 9 Millionen Rentner müsse die neue Belastung geradezu katastrophal wirken, da jede Steigerung der Kosten der Lebenshaltung sie der Gefahr des Verhungern» näher bringe. Die Bayerisch « Regierung wird oufgesordert, ihren Einfluß bei der Reichsregicrung geltend zu machen, um die ungeheure Gefahr zu bannen, die dem Volke aus der Zollvorlage droht.

Die preußische Stäüteorönung vertagt. Sabotage der Rechtsparteien. Im 21. Ausschuß des Preußischen Landtages stand am Freitag die Städteordnung zur Beratung. Da» Zentrum hatte den im früheren Landtage zustande gekommenen Entwurf der Städteordnung wieder aufgenommen und eingebracht, worüber bei den Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei große Entrüstung herrschte. Die Deutschnationalen und die Deutsche Bolkspartei unter Führung der Herren von Mirbach und von E y n« r n beantragten, gor nicht erst in die Vechandlungen einzutreten, mit der Begründung,«ine Beratung der Städteordnung sei unmöglich, solange nicht die große Derwaltungsreform vorliegt. Abgeordneter Herold weist das Ansinnen, den Entwurf der Stadteordnung fallen zu lassen, ent- schieden zurück. Er empfiehlt den deutschnationalen Vertretern ab- zutreten, wenn sie keine Lust hätten, an der Beratung teilzunehmen. Sie möchten dann andere arbeitswilligere Vertreter senden. Sollten aber die Deutschnationalen geschlossen di« Mitarbeit ablehnen, würde die Städte, und Landgemeindeordnung ahne sie oder gegen s i e fertiggestellt werden. Das müsse mit aller Deutlichkeit gesagt werden. Im übrigen sei es sehr verwunderlich und tief bedauerlich, daß die Deutsche Bolkspartei, mit der man noch vor acht

Sie stehen auf dem Standpunkte, daß der Konkurrenzkampf«n vor­teilhaftesten mit dem Totschlag« des Gegners endet. Die Schrift. steller konnten von den Honoraren der bisherigen Verleger nicht leben, so arbeiten sie, um sich vor dem, Hunger zu schützen, für die rationelleren und sozialeren Buchgemeinschaften. Ich gebe den Verlegern und Buchhändlern die Frag« einmal zur Beantwor» timg auf, welchen wirtschaftlichen Wert ihr« doch nur wirt- schaftlich« Tätwkeit hat, wenn diese ihre Arbeit zum Rum dessen führt, von dessen geistiger Substanz sie leben. Aber die Verleger und Buchhändler haben die Sache anders herum angesehen. Sie sagten sich: Welchen Wert hat der Schriftsteller, wentz wir nicht mehr durch Ausbeutung seiner Geschästsimkunde verdienen? Und so kam es zu jenem Beschluß gegen di« Schriftsteller, die sich kluger- weise auf das Eiland der Buchgemeinschost gerettet hatten, zu jenem Beschluß des im übrigen mich rein deusschnationolen Buch. Händlerbörsenvereins, der ein ewiger Schandfleck auf dem kulturellen Antlitz unseres Vaterlandes ist._

Nie sag ich's meinem Volke! Unsere lieben Agrarier wollen bekanntlich den Zoll aus reiner Vaterlandsliebe. Daß er ihnen allein etwa 1,2 Milliarden Mark Einnahmen auf Kosten der breiten Massen bringt, ist nur«in Schön- heitsfehler, den unsere braven Junker zwar aus lauter Opferfreude auch in Kauf nehmen, den sie selbst aber gar nicht wollen. Daher kann man auch für Schutzzölle die widerspruchsvollsten Gründe hören. So heißt es, daß die Zölle einmal den Getreidepreis erhöhen und einen Produktionsanreiz bieten, ein andermal, daß sie die Preise nur stabilisieren, wieder ein anderes Mol, daß sie sogar die Preise senken. Run ist alles schon einmal dagewesen. Im Jahre 1841 ging England vom gleitenden zum festen Getreidezoll über und schuf so den ausgesprochenen Schutzzoll, dessen verheerende Wirkungen später der mächtigen Freihandelsbewegnng zum Siege verhalfen. Das englische Kabinett hatte gerade die Vorlage beschlossen und wollte eben auseinandergehen, da rief der Premierminister feine Kollegen zurück:Einen Augenblick, meine Herren! Wir haben nun den Getreidezoll beschlossen, müssen ihn aber auch begründen. Wir können dem Volke sagen, daß der Zoll die Preise steigern, sie stabilisieren oder sie zum Sinken bringen wird. Was wir dem Balte sagen, ist gleich. Nur dürfen wir nicht alle etwas anderes sagen.. Diese hübsche Anekdote wurde von Prof. Bonn den agrarischen Sachverständigen in der Zollonquete des Reichstages vorgehalten, als sie, wieder einmal in die Enge getrieben, einen wahren Eiertanz bei ihrer Zollbegründung aufführten. Aber von einem deutschen Agrarier, auch wenn er sich Ernährungsmimster nennt, kann man nicht soviel politische Schläue verlangen, wie von einem englischen Premierminister Bei uns wird nicht nur gemogelt, sondern sogar dumm gemogelt. Dafür sind wir ja auch das Land der Dichter und Denker, und nur am deutschen Wesen kann die Welt genesen mit oder ohne Agrarzoll.

ewslor-gesahr beim Covbonft pcnlamenlsgtbäiide..Taily Exvreh' bringt die Nachricht, datz da» ParlamentSgebäude einer umgehenden Rcno- nierung unterzogen werden müsse, um die Emslurzgesahr einzelner Teile zu verhindern.

Tagen über eventuellen Eintritt in die Regierung oerhandelte, heute diesen durchaus ablehnenden Standpunkt einnehme. Genosse B r e c o u r unterstrich die Ausführungen des Zentrum- führers, worauf die Deutschnationalcn ihren Bertagungsantrag zu» nächst zurückstellten. Die dann einsetzende Debatte bewegte sich dann trotzdem in erster Linie in dem Sinn«, ob verhandelt werden sollt« oder nicht. In der Nachmittagssitzung wurde erneut«in Ver- tagunasantrag eingebracht, worauf es wieder zu lebhasten. scharfen Auseinandersetzungen kam. Abgeordneter Herold wurde bei seinen Ausführungen von den Rechtsparteien mit erregten Zwischen- rufen und mit Lachen bedacht, worauf Herold wörtlich sagte:Meine Herren, lachen kann jedes Kind. Wenn man keine sachlichen Gründe mehr hat, geht man zum Lachen über. Bei der Hallung der Vertrete? der Deutschen Volkspartei . Sabolagepolilik zu treibe« unter allen Umständen, muß man e» wirtlich bedauern, solange mil dieser Partei ernsthaft Verhandlungen gepflogen zu haben, um diese Partei wieder in die Regierung auszunehmen. Nachdem die Regierung sich bereit erklärt hat, sich im allgemeinen auf den Boden der Vorlage zu stellen und mitzuarbeiten, sucht man nach anderen Gründen, um di« Be- ratung zu verhindern. Dadurch haben Sie den Beweis erbracht, daß Sie nur Sabotage treiben wollen, weil Ei« mit der Re- gierung nicht einverstanden sind." Unsere Vertreter traten entschieden für die sofortige Beratung und beschleunigte Verabschiedung der Vorlage ein unter Berückstch- tigung der Richtlinien des deutschen Städtetages. Abgeordneter Herold warf dann zum Schluß der Volkspartei oerletzten Ehr- geiz vor, weil der alte Entwurf allein von der Zentrumspartei wieder aufgenommen wurde. Der Vertagungsantrag wurde dann angenommen. Damit ist es den Rechtsparteien gelungen, die Fertigstellung der neuen Gemeindeverfassung wiederum um einig« Monat« zu per- zögern. Nach draußen tun sie aber so. als ob sie an der Fertigstellung dieser Entwürfe ein besonderes Interesse hätten. Es handelt sich für sie darum. Zeit zu gewinnen, um sich ihre Machtposition in den Gutsbezirken unter ollen Umständen zu erhalten. Gin Wirtstbaftsprogramm für Preußen. Sozialdemokratische Forderungen. Der Hauptausschuß des Landtages beschäftigte sich am Donnerstag bei der Beratung des Haushalls der Gewerbe- und Handelsverwallung 1925 mit den Wirtschaftsfragen. Im Rohmen einer eingehenden wirtschafts- und sozialpolitischen Kritik begründeten die Genossen Osterroth und Sie ring die Anträge der sozial- demokratischen Fraktion. Die Fraktion fordert sorgfältigste Prüfung der deut- fchen wirtschaftlichen Kampfmaßnahmen gegen Polen . damit nicht Deutsche diesseits und jenseits der Grenze mehr jje» schädigt werden als der polnische Wirtschaftsgegner: ferner keine Bewilligung von Zugeständnissen, die die Existenz des deutschen Bergbaus und der deutschen Bergarbeiter schadigen. Der für die kontingentierte Einfuhr von 1,7 Millionen Tonnen Roheisen um 50 Proz. ermäßigte E i s e n z o l l soll nicht der Schwerindustrie, sondern der weiterverarbeitenden Eisenindustrie und den Verbrauchern zugute kommen. Die deutschen Erz- reviere an Sieg, Dill und Lahn dürfen nicht durch das inter - nationale Eisenabkommen weiter gefährdet oder gar zum Erliegen gebracht werden. Die bedrohten Revier« sollen Notstandstarif« in der Borkriegs-Relation zugebilligt erhalten. Zur Belebung des Arbeitsmarktes fordert die Fraktion Herab- setzung der Diskontsätze. Bekämpfung des Kreditwuchers, ausreichende und billige Kreditgewährung an mittlere und kleinere Industrieunternehmungen, sowie an kleingewerbliche Kreis«: ferner r� ichsgesetzliche Regelung des Kartellwefens. Für den besonderen Schutz der Arbeiter werden Sicher. heiismahnahmen gegen Erwerbslosigkeit bei un- vermeidlichen Stillegungen und oerfchofte Bestimmungen im ge­werblichen Arbeiterschutz gefordert, die angesichts der sich häufenden Explosionen in der chemischen Industrie besonders notwendig sind. Zur Besserstellung der Gewerbeaufsichtsbeamten rascher Abschluß der schon seit drei Iahren in Aussicht gestellten Prüfungsvorschriften für die au» Arbeiter- und Angestelltenkreisen hervorgegangenen Hilfsbeamten und weiblichen Beamten der Gewerbeaufsicht, sowie Vermehrung der Aussichtsbeamten, damit eine wirklich wirksame Kontrolle ausgeübt werden kann. Schließlich fordert die Fraktion, daß noch in diesem Jahr«in Entwurf zur Abänderung des Berufsschulgesetzes vorgelegt wird, der die gesamt« nicht mehr volksschulpslichtige männliche und weibliche Jugend unter 18 Iahren der Berufsschul- Pflicht unterstellt und di« Verpflichtung enthäll, den Unterricht in der Regel während der Arbeitszeit stattfinden zu lassen.

Die deutsche Schillerstistung in Weimar , die in der Inflation?- zeit ihr ehemaliges Millionenoermögen mit einem jährlichen Zins- «inkommen mit annähernd 100 000 Mark eingebüßt hatte und dadurch in ihrer Existenz schwer'gefährdet war, hat im vorigen Jahre dank dem Eingreifen des Reiches wieder«inen erfreulichen Aus- schwung genommen. Im November 1924 bewilligte ihr der ver- storbenc Reichspräsident Friedrich Ebart eine jährliche Beihilfe von< 10 000 Mark aus dem Dispositionsfonds, und ebenso haben u. a. der Reichsinnenminister, der Reichsarbeitsminister, der preußisch« Mi- nister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und da« thüringische Ministerium für Inneres und Wirtschast die Stiftung gefördert. Auch das Deutsche Nationaltheater in Weimar hat ihr wie in früheren Iahren einen Anteil aus dem Ertrage seiner Schiller - ausfichrungen überwiesen. Dadurch kann die Deutsche Schillerstiftung wieder bis zu einem gewissen Grade ihrer Aufgabe gerecht werden. notleidende deutsche Dichter und Schrifssteller zu unterstützen. Di« Gesamtsumme der 1924 aus der Zentralkafse gewährten Zuwen- düngen betrug rund 16000 Mark. Die größte Prüfung der Welt. Ein« Prüfung, zu der sich nicht weniger als 22000 Kandidaten gemeldet haben, wird gegenwärtig in 33 englischen Stödten, sowie gleichzeitig in Köln , Berlin , St. Omar, Kairo , Britisch-Indien und Palästina abgehalten. Di« Prüfung ist dazu bestimmt, die Fähigkeiten der in den letzten Iahren ausgedienten englischen Berufssoldaten festzustellen, die in den Staatsdienst übertreten wollen. Di« Leute sind 35 bis 40 Jahre alt und arbeiten bereits provisorisch in verschiedenen Verwaltungsstellen, die sich zum Teil m England selbst, zum Teil im Auslande und in den britischen Kolonien befinden. Daher die Ausdehnung der Prü- ftmg innerhalb so weiter Grenzen. Das Ergebnis wird frühestens im Spätherbst bekanntgegeben werden. Rostsichere Skahlmasten. Bei den ungeheuren Dimensionen der Stahlmasten, die neuerdings zu Funkzwecken aufgestellt werden, ist die Roststcherheit des Stahls von außerordentlicher Bedeutting, da ein Ersatz dieser Anlagen die Wirtschaftlichkeit des Funkbetriebes in Frage stellen würde. Die bisherigen Derzinkungsmethoden sind unverhälmismäßig kostspielig und sichern die Rostfreiheit des Stahles nicht auf die Dauer. Nun hat man in den Vereinigten Staaten Versuche mit Stahlblechen angestellt, die teilweise mit Kupfer bis zu 25 Proz. legiert waren. Es zeichte sich, daß reine Stahlbleche nach 10 Monaten zu verfallen begannen und nach 16 Monaten zer- stört waren, während Bleche mit 25 Proz. Kupfergehalt noch nach 64 Monaten in ihrer Struktur unverändert waren und lediglich eine praktisch unerhebliche Gewichtsoerminderung erlitten hatten.

Die Cabourporfei faa'f Häuser. Die englisL» Arbeiterpartei bat in Port Talbot !ür die ichoue Summe von 30 000£ einen ganzen Häuserblock ge- tauit. ES befindet sich darin auch ein Theater, das von nun an zum grohen Teil der Abhaltung von Bersatmnlungen und sonstigen Veranstaltungen dienen wird. Vembrandt-Ansslellung In Men. Die Diener Albertina eröffnete eine Ausstellung von Rembrandt » Radierungen, jener Rembrandt -Sammlung. die durch da» Zusammenlegen ihre« eigenen VefttzeS mit dem der.srüheren Hosbibliotbet'o vervollständigt worden ist. das, fie neben diejenigen von Amsterdam , London . Paris und Berlin tritt. ES sind eine ganze Anzahl von unbekannten Zuständen unter den etwa 750 Blättern.