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Die in der Gegenwart eine Entspannung und für alle Zukunft ein Verfahren friedlicher Auseinandersehungen vorsehen. Die mur   in dem englisch  - französische Entente wird davon Sinne berührt, daß England Frankreichs   Westgrenze um so leichter garantieren tann, je mehr der europäische   Kontinent gegen die Wiederkehr friegerischer Auseinandersetzungen über­haupt gesichert ist. Beit über die bisher in Aussicht genom­menen einzelnen, mit der Tschechoslowakei   und mit Bolen ab­zuschließenden Schiedsverträge( ohne Zwang zur Schlichtung politischer Streitigkeiten) hinaus würde der Anschluß an den Böllerbund und das Genfer   Protokoll mit einem Strich ein Sicherungssystem schaffen, das Deutschland   mit allen feinen Nachbarn automatisch verbindet und dabei zugleich feinen Unterschied zwischen Ost- und West grenze macht. Zugleich würde die für die schließlich europäische Sicherung schlechthin unentbehrliche Abrüstung gefördert, wenn Deutsch  land als zukünftiges Mitglied des Bölkerbundsrates seine Unterschrift unter das Protokoll setzt.

Die Wendung zum Völkerbund und zum Genfer   Protokoll hin bedeutet für Deutschland   das sicherste Mittel gegen das französische   Streben nach Patronage über Deutschland  . Nicht das auf lange Jahre hinaus militärisch übermächtige und Bolen und der Tschechoslowakei   verbündete Frankreich  , sondern der Bölkerbundsrat würde der Garant der zwischen Deutsch  land und seinen Nachbarn bestehenden Schiedsverpflichtungen sein. An die Stelle des übermächtigen Nachbarn träte also die Böllergemeinschaft selbst, in der Deutschland   und England Siz und Stimme haben und haben werden.

Die Bendung zum Genfer   Protokoll hätte aber über die Abwehr französischer Machttendenzen hinaus noch eine weitere friedenspolitische Wirkung. Je mehr sich Deutschland   auf die von der Sozialistischen Internationale geforderte internationale Lösung einstellt, je stärker es die gefamteuropäischen Interessen zu fördern bestrebt ist, um so cher wird es erreichen, daß seine besonderen nationalen Inter effen ihre Befriedigung finden. Je mehr Deutschland   sich von der ententistischen Sicherheitspolitik, in der es auf absehbare Zeit hin mur die Nebenrolle des geduldeten jüngeren Teilhabers spielen kann, ab- und einer alle europäischen   Völker umfassen den Sicherheitspolitik zuwendet, um fo eher fann es er warten und um so stärker fann es sich dafür einsehen, daß die berechtigten Forderungen, die es als Nation zu stellen hat, ihre Erfüllung finden.

Die lieben Jidden in Paulen".

Ludendorffs Wahrheitsliebe.

,, Niemals ist ein derartiger Vorschlag von mir ausgesprochen worden, vielmehr sind die Tatsachen wiedergegeben an der Hand meiner Tagebuchaufzeichnungen folgende:

1. Am 26. September 1914 meldete ich mich in Beuthen   bei General Ludendorff   als der der 9. Armee zugeteilte Feldrab. biner. Auf die Frage des Generals, wie ich mir meine Tätig­feit vorstelle, entwickelte ich ihm meinen Arbeitsplan, der aus schließlich die Seelsorge an den jüdischen Soldaten der Armee zum Gegenstand hatte. Als ich fertig war, meinte der General: " Ich habe noch einen besonderen Auftrag. Wir tommen jeht nach Polen  , wo zahlreiche Juden wohnen. Suchen Sie mit diesen Füh­lung zu nehmen, fie über die Freundlichkeit unserer Gesinnung aufzuklären und den Militärbehörden darin behilflich zu sein, das Vertrauen der jüdischen Bevölkerung durch Rücksichtnahme auf deren religiöse Empfindungen zu gewinnen."

2. Am 5. Oftober wurde mir vom Nachrichtenoffizier des MOR. ein fertiges, in hebräischer und jiddischer Sprache ge drucktes Flugblatt übergeben, mit der Weisung, es ins Deutsche zu überfezen. Bis dahin hatte ich von einem Aufruf weder etwas gehört noch gesprochen.

3. Am 8. Oftober wurde ich zu General Ludendorff  befohlen. Er erkundigte sich nach der Stimmung unter der jüdischen Bevölkerung und fragte mich, ob ich mir etwas von dem geplanten Aufruf verspreche. Im übrigen wünschte er einige Beränderungen an dessen Wortlaut und forderte mich auf, in entsprechendem Sinne eine Umredigierung vorzunehmen. Nachdem diese ihm vorgelegt und von ihm genehmigt war, wurde ich mit der Rückübersehung ins Hebräische und Jiddische und der Besorgung des Neudruds beauftragt, was ich selbstverständlich tat. Das ist mein Anteil an der Entstehung des Aufrufs. Rabbiner Dr. A. Levy, Berlin  . Diese Angaben entnehmen wir der Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten". Bessen Gedächtnis in diesem Fall das beffere ift, fann nicht gut zweifelhaft fein. Die Gegenüberstellung genügt, um Ludendorff in seiner ganzen Größe zu tenn zeichnen.

Wirkung in die Ferne.

Der Sauber der Uniform" wirft braußen anders als auf manchen drinnen. Eine Photographie, die den Egtronprinzen bei einer Potsdamer Denkmalsenthüllung vor strammstehenden Reichswehrsoldaten zeigt, hat hierzulande gewiß das Herz manches Oberlehrers höher schlagen lassen. Jetzt aber findet man dieses Bild auf der Titelseite der Londoner   Evening News", eines in Millionen von Eremplaren verbreiteten Blattes, und darunter die Bemerkung, damit würde die Erinnerung an die furchtbarsten Beiten des preußischen Militarismus wieder hervor­gerufen.

Die propagandistische Wirkung solcher bildlicher Darstellungen ist ungeheuer. Sie gibt dem Ausland die Vorstellung, daß in Bische Militarismus als eine Weltbedrohung fortbestehe Deutschland   eigentlich alles beim alten geblieben sei und der preu­

das Tragen von Uniformen der alten Armee allgemein Die Sache wird noch viel schöner werden, wenn das Recht auf gefeßlich geregelt statt einfach beseitigt wird. Alle diese photo­

Ludendorff will seinen Aufruf an die lieben Jibben in Paulen" nicht wahr haben. Der große Antisemit ist peinlich davon berührt, daß man ihm Judenfreundlichkeit im Weltkriege nach fagen will. So dementiert er nach Leibeskräften. Den Aufruf fann er nicht gut ableugnen. Aber er ist an ihm ganz unschul- graphierten Eitelkeitsparaden sind unschäzbares Propagandamaterial dig. Der Jud ist auch hier schuld. Der böse Rabbiner hat ihn in den Händen der Gegner Deutschlands  . Kindstöpfe haben daran veranlaßt. Im übrigen, mit Judenfreundlichkeit hatte er nichts zu ihr feines Vergnügen, das deutsche   Bolt hat den Schaden davon. tun. Börtlich schreibt Ludendorff   an einen feiner Gefimungs­freunde in Breslau  :

Bei dem Einmarsch in Bolen im Oftober 1914 erließ der Obertommandierende der 9. Armee auf Vorschlag des im Stabe befindlichen Feldrabbiners einen Aufruf an den jüdischen Volks. teil Bolens. Der Wortlaut ist mir nicht in Erinnerung. Ariege tommt man in die Lage,

den Tenfel mit Beelzebub auszutreiben.

Im

Der Aufruf war ein rein militärisch- polttischer Att und nichts weiter, geboten durch die Lage der Stunde. Einen Liebesdienst der jüdischen Bevölkerung habe ich nie an genommen, ebensowenig wohl ein deutschblütiger Soldat, denn Die Wohnungen der Juden in Polen   gelten als besonders verlauft und waren meist schon durch die jüdischen Familien überall belegt." Aber der General hat Bech. Seine Spekulation auf die Ge dächtnisschwache anderer Leute hat fehlgeschlagen. Es meldet fich der Rabbiner Dr. Levy, der zur fraglichen Zeit Feldrabbiner bei der 9. Armee war, und erklärt:

Das Schwein.

Bon I. Berez

Sie schmiegte ihren schmalen Lelb mit läffiger Grazie in die samtenen Riffen des Sofas.

Durch die schweren foftbaren Vorhänge brang ein blaffer Stretf Sonne  . Fiel in die großen traurigen dunkelblauen Augen, auf die fchmalen wehmütigen Lippen ihres hübschen Gesichts....

Wie hatte sie es schwer.... Bieviel Schmerz... Wieviel

Enttäuschung!

Ihr Herz fehnte sich nach Liebe.. ihre Seele schmachtete auf der Suche nach einem Ideal.... Aber er- schenkt ihr Bril lanten, tauft ihr ein Palais..

Und spricht nur von Gelb.... oder von Abschlüssen. So lebt fie, unverstanden, fremd ihrem Mann, fremd thren Freunden.

Und ihr armes Herz vergeht vor Gram und Einsamkeit, gepreßt wie von einer ungeheuren Last.

Berweht wie ein leichter Flaum in diese starre talte Welt des Goldes und der Brillanten, sehnt es sich meit in ferne Höhen...

·

weit weg* Ste richtet sich ein menig auf, ihre zarten Finger brüden mechanisch die elettrische Klingel am Ropfende.

Eine Taffe Kaffee!" befiehlt fie.

Das Mädchen zieht sich schweigend zurück und kehrt bald wieber, eine chinesische   Tasse auf filbernem Tablett in den Händen.

Der starte Duft des Raffees mischt sich mit dem berauschenden Geruch blühender Hyazinthen, die im Salon in vergoldeten Schalen

stehen.

Blöblich ertönt ein leifer lang von zerbrechendem Borzellan. Das Mädchen war mit ihrem Absatz an der Borte des Perser­teppichs, der durchs ganze Zimmer ging, hängen geblieben und war gefallen.

Die junge Frau sprang wütend auf, und ihre feinen leidenden Lippen zischten: Schwein!"( Aus dem Russischen von Hans L. Brinn.)

Hundert Jahre Photographie.

Die franzöfifche Akademie ist im Begriff, die Hundertjahrfeier der Erfindung der Photographie zu begehen, ohne doch recht zu wiffen, für wen sie den Jubelhymnus anstimmen soll. An erster Stelle unter den Prätendenten steht unzweifelhaft der Seiltänzer, Theaterbetorateur, Schaubudenbefizer und Erfinder der Dunkel­fammer Daguerre  , nach dem man bekanntlich die ältesten Photo: graphien Daguerrotypen" nennt. Daguerre   hat Jahre hin­durch mit leidenschaftlichem Eifer daran gearbeitet, eine Methode zu finden, um das in der Dunkeltammer gewonnene Bild zu firieren. Er wandte unentmutigt seine gesamten Ersparnisse an diese Versuche,

Stinnes- Kredite und Reichspost.

Ein Dementi" des Reichspoftminifteriums. Zu unserem Artikel Die Gefahr der Stinnes Rredite fendet uns das Reichspostministerium folgende Be richtigung":

In der Abendausgabe bes Borwärts" vom 27. Juni ( tr. 300) ist in dem Artifel Die Gefahr der Stinnes- Kredite die Behauptung ausgesprochen worden, daß furzfristige Einlagen der Deutschen Reichspost in der Form der Lombardierung Stinnes scher Kreditunterlagen dem Kreditkonsortium der Privatbanken als Rüddeckung für geleistete Bareinschüsse zur Verfügung gestellt werden follen. Diese Behauptung ist unzutreffend; die Deutsche   Reichspoft hat dem Stinnes- Ronzern feinerlei Kredit in irgendwelcher Form gewährt, noch besteht die Absicht, dies fünftig zu tun. Ob die Breußische Staatsbant derartige Kredite gewährt hat, ist hier nicht bekannt; auf die Finanzgeschäfte des preußischen Staats hat die Deutsche   Reichspoft jedenfalls teinerlei Einfluß.

die für damalige Zeiten derart abwegig anmuteten, daß seine Frau ernstlich mit seinen Freunden darüber beriet, ob man ihn nicht in ein Irrenhaus bringen müsse.

Es erscheint trotzdem sehr fraglich, ob Daguerre  - bei all feinem Eifer doch ohne jede wissenschaftliche und fachliche Borbildung- ans Ziel gelangt wäre. Nun beschäftigte sich um dieselbe Zeit in Chalons   der junge Professor Niépce   mit demselben Problem. Niepce   entstammte einer alten Erfinderfamilie und hatte schon früher wertvolle Erfindungen in der lithographischen Technit gemacht, als es ihm ganz zufällig gelang, ein Bild, das durch verschiedene Chemi­falien durchsichtig gemacht worden war, durch Einwirkung der Sonnenstrahlen auf der Platte festzuhalten. Auch hatte er schon, wie Daguerre  , das Prinzip der Dunkeltammer, d. h. der Camera obstura gefunden und die erwähnte Entdeckung brachte ihn sofort auf den Gedanken, die beiden Vorgänge zu tombinieren. Aber er brauchte noch sechs Jahre, ehe er die richtige chemische Zusammen er einem fleinen Kreise von Freunden und Bekannten die erste stellung für die photographische Blatte gefunden hatte. 1825 zeigte Photographie, die das Licht der Welt erblickt hat. Doch fonnte er corerst nur leblose Dinge photographieren, da seine Platten noch eine Belichtungsdauer von 12 bis 16 Stunden beanspruchten.

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Su dieser Seit fuchte und fand Daguerre   Berbindung mit Niepce  , von dessen Versuchen er gehört hatte und die beiden Er­finder arbeiteten von jetzt an gemeinsam an der Bervollkommnung ihrer Methoden und erreichten es auch bald, in der Zeit von wenigen Minuten an Momentaufnahmen war noch nicht zu denken lebende Objekte auf die Platte zu bannen. Als in Paris   in der Panoramapassage die erste Photographie es war das Bild eines Bettlers öffentlich ausgestellt wurde, bedeutete dieses Ereignis öffentlich ausgestellt wurde, bedeutete dieses Ereignis eine wahre Sensation und versammelte eine derartige Menschen menge vor dem Schaufenster, daß der Verkehr dadurch gesperrt wurde Akademie vom 19. August 1839, in der der berühmte Naturforscher und das Bild entfernt werden mußte. Die Sigung der französischen  Dorführte, war eine Weltfenfation. Arago der Versammlung, den ersten photographischen Apparat

Niepce   erlebte den riesigen Erfolg seiner Arbeiten nicht mehr. Er war schon 1833 gestorben und Daguerre   erntete den Ruhm der Erfindung. Seinen Namen wird wahrscheinlich auch die französische  Akademie in den Mittelpunkt der bevorstehenden Zentenarveranstal­tungen stellen.

Die Reichspoft dementiert etwas, was wir nicht behauptet haben. Sie bestreitet nicht, daß sie bei der Seehandlung Konten unterhält, und sie vermag erst recht nicht zu bestreiten, mas jeder Mensch außerhalb des Postministeriums weiß, daß die Preußische Staatsbank   einen Stügungskredit von 20 Millionen für Stinnes ausgeworfen hat, um die Hilfsaktion der Banten zu unterstützen. Mehr haben wir nicht gesagt. Rein sachlich besteht also zwischen dem Stinnes- Konzern und der Reichspost teine andere Ber­bindung, als diejenige zwischen dem Barmat- Konzern und der Reichspost war. Auch damals wurden die Postgelder über Banf institute geleitet. Wir warten nur vergeblich auf die moralische Entrüftung der Rechtsparteien über diese Verwendung von Staats­geldern zu Privatzwecken, die jetzt offenbar der Postverwaltung felbft peinlich wird.

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Neuordnung der Umsatzsteuer.

Das stärkste Kennzeichen für die unsoziale Tendenz der Steuers vorlagen der Reichsregierung ist die Tatsache, daß sie feinerlei Menderung oder Milderung der Umfagsteuer vorsahen. Es ist das Berdienst der Linken, daß diese Absicht durchkreuzt wurde. 3hr unablässiges Drängen auf Herabsehung der Umjahsteuer hat die Regierungsparteien gezwungen, entgegen ihren ursprünglichen Ab­fichten noch in der ersten Lesung im Steuerausschuß und vor der Erledigung der Borlagen über Bier- und Tabatsteuer das Problem der Umsatzsteuer in Angriff zu nehmen.

Die Umsatzsteuer ist am 1. Oftober 1924 auf 2 Pro3. ermäßigt worden, und beträgt seit 1. Januar 1925 1% Broz. Ihre Ermäßigung auf diesen Saz hat zwar die Einnahme an Umsatzsteuer geschmälert, aber nicht in dem Maße, wie die Ermäßigung des Steuerfazes ers marten ließ. Ob die Ermäßigung der Umsatzsteuer um zweimal Pro3. preisverbilligend gewirkt hat, läßt sich schwer fest stellen. Sichtbar ist diese Ermäßigung nicht geworden. Der Antrag der Regierungsparteien, die Umsatzsteuer zum 1. Ottober 1925 nur um ¼ Broz. zu ermäßigen, läßt deshalb befürchten, daß diese gering­fügige Ermäßigung noch weniger als die bisherigen Sentungen Ein­fluß auf die Preisgestaltung haben werde. Ein demokratischer Antrag, die Umfabiteuer um ½ Proz. zu ermäßigen, fand jedoch keine Mehrheit.

davon Abstand genommen, ihrerseits eine Ermäßigung des Sages der Unter diesen Umständen hat die sozialdemokratische Fraktion Umsatzsteuer vorzuschlagen. Das Interesse der großen Maffe der Bes leidet, verlangt, daß der Berzicht des Reiches auf einen Teil der völkerung, die schwer unter der drückenden Laft der Umsatzsteuer Umfagsteuer nicht den Unternehmern, sondern den Berbrauchern zugute fommt. Es wurde deshalb der Antrag gestellt, die Umsatz­fteuer auf Lebensmittel überhaupt aufzuheben. Hier liegt neben der Möglichkeit auch die Wahrscheinlichkeit vor, daß das auf die Preisgestaltung wirfen wird. Für diese Forderung haben fich bisher auch die Agrarier fehr start eingesetzt. Ebenso haben die christlichen Gemertschaften sie bisher gefordert. Gerade gegenwärtig aber ist diese Forderung besonders berechtigt. Der 3011 auf Lebensmittel droht eine gewaltige Breissteigerung hervor zurufen. Der Abbau der Umsatzsteuer bei Lebensmitteln wäre also ein startes Gegengewicht. Der Reichswirtschaftsrat hat festgestellt, daß zum Beispiel Fleisch mit 12% Prozent umsagsteuer belastet ist. Aehnlich ist es bei allen anderen Lebensmitteln. Trotzdem ift die Umsatzsteuerfreiheit für Lebensmittel gegen die Stimmen der Linten abgelehnt worden.

Es droht sogar die Gefahr, daß die umfassteuer auf einige lebensnotwendige Bedürfnisse neu eingeführt wird. Die fapitalistischen Gruppen in den bürgerlichen Parteien haben die Absicht noch nicht aufgegeben, den Bezug von Wasser, as und Elektrizität mit der Umsatzsteuer neu zu belegen. Eine gewaltige unterirdische Arbeit hat eingesetzt, um das 3 entrum für die Zustimmung zu einem solchen, das Lebensinteresse von vielen Millionen Menschen bedrohenden Blan zu gewinnen. Für eine Rechtsregierung ist eben selbst der Berbrauch von Wasser ein ge­eigneteres Steuerobjekt als große Bermögen oder Erbschaften.

Seit langem wenden sich die Handelsvertreter und die freien Berufe gegen die ungerechtfertigte Belastung mit der Umfagsteuer. Den Handelsvertretern aber erging es wie den Sparern. Ihre früheren Bundesgenossen, die Deutsch nationalen, sind jetzt ihre schärfsten Gegner. Bei ihnen müssen sie den Dant abstatten, daß sie nach wie vor die Umsatzsteuer zahlen müssen. Etwas besser ist es den Gelehrten, Künstlern und Schriftstellern ergangen. Ein sozialdemokratischer Antrag sichert ihnen Dom 1. Januar 1925 ab die Steuerfreiheit von der Umjazsteuer, wenn ihr vierteljährlicher Umsatz nicht mehr als 1500 mt. beträgt.

Die tommende Funfwoche ist arm an Sensationen". Allen­falls ragt in dem Hundstagsprogramm der Montag noch besonders hervor: Wilhelm Dieterle   erzählt ganz unglaubliche Geschichten von Rübezahl und Münchhaufen und anderen tollen Gesellen". Mit Bach, Mozart   und Beethoven   wird am Dienstag der Zyklus Das deutsche  Lied fortgesetzt, und am Mittwoch und Freitag spielt wieder das Roth  - Quartett. Am Freitag ist auch ein Vortrag von Oberregie­rungsrat Dr. Breger über die Arbeit des Bölkerbundes auf dem Gebiete der Gesundheitspflege zu hören.

schmolzen mit dem Städtebundtheater Weißenfels  ) wird am 15. Sep­Die neue Spielzeit des Mitteldeutschen Landestheaters( vers tember eröffnet. Die Direktion hat wiederum Kräfte von ersten Theatern verpflichtet. Der Spielplan bringt u. a. folgende Werke: Torquato Taffo"," Donna Diana" von Moreto, Miß Sara Samp­son von Leffing, Medea" von Grillparzer  , Elga" von Haupt­Rolibri" von Rehfisch. Daneben sollen fünstlerische Morgenfeiern mann, Rausch von Strindberg, Therese Raquin" von 3ola, Bie mans macht, ist's richtig" von Eulenberg und Erziehung durch rates macht dem Theater jett Aufführungen auch auf der ungünstig­durchgeführt werden. Die Vervollkommnung des technischen Appa ften Bühne im entlegenſten Orte möglich.

"

Der amerikanische   Affenprozeß. Bei der Eröffnung des Affen­prozesses waren sämtliche führenden Prozeßteilnehmer anwesend. Hunderte von Reportern bestürmten den Anklagevertreter, den be­fannten Politiker Bryan mit Fragen, als er den Gerichtssaal betrat. Bryan erwiderte: Es tann mir nicht zweifelhaft sein, wohin die Entscheidung des Gerichts und des Volkes bei der Frage Gorilla oder Gott  " fällt." Die Anti- Evolutionisten errichteten in Dayenson ein großes Hauptquartier. Gegenüber dem Gerichtshof hat die christliche Frauenfefte ein ganzes Haus bezogen, aus dem dauernd nach Art der Oberammergauer   Vorstellung. Ganz Amerika   verfolgt Choräle ertönen. Die Kinos zeigen das Leben Christi im Film mit Spannung den Prozeß, der ganze Seiten der Zeitungen ein­

nimmt.

Generalmufifdireffor Offo Klemperer wird im nächsten Winter eine Reihe bon Konzerten mit dem Berliner   Philharmonischen Orchester leiten. Vor

Weihnachten finden zwei diefer Symphonie- Konzerte statt, in derem erſten als Hauptwert die 9. Symphonie von Mahler  , in derem zweiten die 9. Sym­phonie von Beethoven   gespielt werden wird.

Das Projekt eines Arbeitspalaffes". Ein Student des Polytechnikums in Riem namens Gorbar hat den Plan zur Erbauung eines großen Gebäudekomplexes entworfen, ber unter dem Namen Arbeitspalafi" als Klub und Bersammlungshaus für Arbeiter dienen soll. Der Architekt will in seinem Bauwert die einzelnen Entwidlungsstadien des Kapitalismus und dessen Ueberwindung durch das Proletariat zum Ausbrud bringen.

Die Gründung einer städfischen Galerie in Stuffgart. Eine Gemälde. galerie, die die Entwidlung der Stuttgarter Akademie und ihrer fünstlerischett Säfte in erster Linie veranschaulichen soll, ist jezt in Stuttgart   geschaffen worden. Den Grundítod der Sammlung bilden etwa 70 Gemälde der beiden tüchtigen schwäbischen Maler Reiniger und Pleuer, die von dem

Das Architekturmuseum an der Technischen Hochschule veran­staltet zurzeit, gemäß seinem Programm, auch ältere Kunst berück­fichtigen zu wollen, eine Ausstellung von Architekturzeichnungen von Ludwig Persius  , die durch Aquarelle von Karl Georg Braeb illustriert werden. Da mit der Persönlichkeit von Perfius meist nur wenige Baumerte in Verbindung gebracht werden, so tät dieses am engsten mit Schinkel verbundenen Berliner   Architekten hat die Museumsleitung es sich zur Aufgabe gestellt, die Individuali genauer zu umreißen, zu welchem Zwecke auch das Material aus 12. Juli bis 30. August wochentags täglich, ausgenommen Sonn- Marchese della Valle di Casanova der Stadt gestiftet wurden. Brivatbesiz herangezogen worden ist. Die Ausstellung ist vom abends, von 11-2 Uhr zugänglich.

Die Erschließung Nordauftraliens. Die wirtschaftliche Erschließung der Erstaufführungen der Woche. Monf. Goetbebühne: Mohren brei Kommissare ernennt, um die tropischen Gegenben über dem 20. Breiten Nordgebiete   von Australien   wird durch ein Gesez in die Wege geleitet, das wäsche. Dienst. Oper am Rönigsplatz: Bolenblut." grad zu verwalten und wirtschaftlich zu erschließen.