Freitag
17. Juli 1925
Unterhaltung und Wissen
Tiger, Affen und Sultanspaläste.
Sonderbericht für den Borwärts".
Bort Swettenham.
Von Richard Huelfenbed.
Bort Smettenham, im Frühjahr. In der Malafkastraße, tief in den Dschungeln versteckt, liegt Ein Duzend Lodeschuppen und einige Hundert Eingeborenen. häuser stellen den ganzen Ort vor.
Wir sind hier in den Straits Settlements. Das Land wird von felbständigen Sultanen regiert, doch haben sie einen englischen ,, Berater".
Port Ewettenham gehört zu der Herrschaft des Sultans von Selangor , der feinen Sig in dem Städtchen Kwala Lumpur hat.
Hier find mir im Lande der Tiger und Affen. Tagelang fährt das Schiff durch die Mangrove- Dschungel. Die Straße ist so eng, daß das Laub der Bäune fast die Schiffswand streift. Man sieht, mie fleine und große Affen in den Zweigen turnen. Sie ſizen am Strande und betrachten eifrig eine Muschel oder sie jagen mit hellen Rinderschreien hintereinander her. Nachts hört man den dumpfen Baut der Tiger. Sie sind hier noch so zahlreich, daß man Expeditio. nen ausrüsten muß, um die Dörfer gegen ihre Ueberfälle zu schützen. Selangor ist das Land, wo alle europäischen 300s ihre indischen Tiger herbeziehen. Von hier gingen vor dem Kriege die meisten Hagenbeckschen Tierfrachten ab.
Jam tiefsten Winter herrscht hier eine Temperatur von 35 Grad Ceffius im Schatten.
Das Band ist ein blühendes Parabies. Die Palmen erreichen eine Größe wie nirgendwo anders. Mertwürdig giftrote und blaue Blüten strömen einen scharfen Duft aus. Scharen bunter Bögel fliegen auf. In dem Baub raschelt und fnistert es Selangor ist auch das Land der Schlangen. Man muß sich vorsehen.
-
Hier findet man alle Böller des Ostens. Ueberall gibt es zahlreiche Chinesen. Sie bringen es wegen ihrer Genügsamfeit und ihres Fleißes am weitesten. Sie fongen als Riffchafuli an und hören als reiche Kaufleute auf.
Eine ganze Stala braumer Hautfarben tann man bewundern. Bom hellen Milchlaffeebraum bis zum tiefen glänzenden Schuh schwarz ist alles vertreten. Mein Gott, mas das für Rassen find!? Die eingeborenen Inder find großgewachsene, ernsthafte Beute. Die Malaien sind eimas fleiner, beweglicher, von einer überraschenden Symmetrie der Glieder und der Geften. Die Chinesen neigen zum Fettanfag. Um fettesten, behäbigsten und fleinsten sind die Priester der zahlreichen chinesischen Tempelchen.
Das Leben des Boltes spielt fich auf der Straße ab. Die Häuser sind offene Berschläge. Im Inneren des Landes findet man berall die primitiven, auf Pfälle gebauten Basthütten der Eingeborenen.
Die eingeborenen Frauen tragen mir eine Art Dede, mit der fie Hüften und Schenkel bedecken. Was an Kleidern zu menig da ist, mird durch die Fülle des Schymudes ausgeglichen. Lange Ohrs gehänge fallen fast bis auf die Schultern herab, nicht nur die Arme, auch die Füße müssen über dem Gelent ihren bunten Glasreif
haben.
Die Engländer haben dieses Land mit einer dünnen Schicht Zivilisation überzogen. In Port Ewettenham gibt es eine Eisenbahnstation, von der aus man nach Penang fahren fann. Ferner eine Postoffice.
Bestien.
Selangor ist ein Eldorado für Briefmartensammler. Hier gibt es herrliche bumte Marken mit Tigern und Bildern von anderen Auch Ford- Autos find bis nach Selangor gedramgen. Man bann fich am Bahnhof von Port Swettenham einen Motor- Car" mieten. Die Chauffee nach Kwala Lumpur dürfte eine der merkwürdig. fien und phantastischsten der Welt sein. Durch das Palmen und Lianengewirr sieht man von Zeit zu Zeit die ferne Kontur riesiger blauer Berge.
Junge Amseln lernen fliegen.
Von Perve
Im Baume Nummer 7, meinem Arbeitszimmer gegenüber, wohnt das Amselehepaar 3irmilitt.
Diese Tatsache, leicht hingesprochen, mar feineswegs leicht feft. verdammt ernst nahm, hatte in den letzten drei Jahren dreimal die zusteller. Der alte Zirmilitt, der es mit seinen Familienpflichten Wohnung gewechselt, teils, um gegen die„ Sinnlosigkeit" fagte der Witterung besser geschützt zu sein, teils auch, um den Nachstellungen des Raters Murr( der freilich dem literarischen Na mensvetter mit der berühmten Todesanzeige weder verwandt, noch
Amtlich wird gemeldet:
SICHERHEITS PANT
STRESEMANN
SCHIELS
2
LUTHER
JA
mie er
„ Dienstag nachmittag fand eine Kabinettsfihung statt. Wie wir von zuständiger Stelle hören, beschäftigte sich das Kabinett nur mit laufenden Angelegenheiten.
verschwägert, vielmehr nur ein ganz gewöhnlicher Rater mar) zu ading in momentgehen. Zirmilitt fonnte diesen Umzug getroft risfieren, da die afapitalistische Gesellschaftsordnung der Bögel eine Wohnungsnot in unserem Sinne nicht fennt und zudem der Kampf um die Friedens. miete, der heute die Vermieter begeistert und erhigt, den Mietern aber einen falten Schauder nach dem andern den Rücken hinabrennen läßt, in 3irmilitts Reich ohne Begründung war. Nun hatte der Amselvater also den Baum Nummer 7 als Stätte feines Familienglückes gemählt. Freilich tat er erst sehr geheimnisvoll mit seiner neuen Wohnung, und nur durch eine Spürarbeit, die einem Deteftiv alle Ehre gemacht hätte, war es nur mit Hilfe meines Käß chens Schnuci gelungen, das Geheimnis Sirwilitts auszufundschaften.
Man fommt an einen Ort, der sich Klang nennt. Hier liegt auf einem Hügel das Comunerschloß des Sultans von Gelangor. Inmitten betäubender Blumenbeete steht das Gebäude weiß und blendend in der Sonne.
lleber die Mauer lugen die Mündungen uralter verrosteter Rarbaunen. Das ist die Kriegsmacht, die England dem Sultan von Selangor gelaffen hat.
Austern.
Aus dem Ruffischen überseht von John Josephsohn. Ich brauche mein Gedächtnis nicht sonderlich anzuftrengen, um mich aller Einzelheiten zu erinnern...
Regnerische Herbstdämmerung. Ich stehe mit meinem Bater in einer der belebtesten Straßen Mostaus und fühle, wie eine feltsame Krankheit allmählich von mir Besitz ergreift. Ich empfinde feinen eigentlichen Schmerz, aber die Beine brechen unter mir zufammen, die Worte bleiben in der Kehle stecken, der Kopf fintt fraftIns zur Seite... Augenscheinlich werde ich gleich zu Boden stürzen und das Bewußtsein verlieren...
-
" T
Würde man mich jetzt ins Krankenhaus bringen, so müßten die Aerzte auf das Täfelchen über meinem Bett Fames"( Hunger) fchreiben eine Krankheit, die sich in den medizinischen Lehrbüchern nicht findet. Auf dem Trottoir neben mir steht mein Vater im abgetragenen Sommerpaletot und Trifotmüze, aus der ein weißschimmerndes Stückchen Watte hervorschaut. An den Füßen trägt er große, schwere Gummischuhe. Aus Eitelkeit, damit die Leute nicht merten sollen, daß er die Gummischuhe auf den nackten Füßen trägt, hat er ein Paar alte Stiefelschäfte darübergezogen.
Dieser arme, munderliche Mensch, den ich um so mehr liebe, je zerlumpter und schmutziger sein stukermäßiger Sommerpaletot wird, ist vor fünf Monaten nach Moskau gekommen, um eine Stelle als Schreiber zu finden. Diese ganzen fünf Monate hat er sich in der Stadt umbergetrieben, um Arbeit gebeten, imd erst heute hat er sich entschloffen, auf die Straße zu gehen und zu betteln...
Uns gegenüber befindet sich ein großes, dreistödiges Haus mit einem blauen Schild:" Restaurant". Mein Kopf ist etwas zurüdund zur Seite gebogen, und ich blice unwillkürlich nach oben in die erleuchteten Fenster des Restaurants. In den Fenstern schimmern menschliche Gestalten. Ich sehe die rechte Seite eines Klaviers, zwei Deldruckbilder, Glühlichtbirnen... Durch eines dieser Fenster blidend, bemerke ich einen weißschimmernden Fled. Dieser Fled ift unbemeglich und hebt sich mit geradlinigen Umrissen scharf non der dunkelbraunen Tapete ab. Ich strenge meine Haugen an und ertenne in dem Fled ein weißes Platat. Es ist etwas darauf gefchrieben. Was? fann ich nicht sehen... Wohl eine halbe Stumde mende ich die Augen nicht von diesem Plakat ab. Durch feine Weiße zieht es meine Blicke an und hypnotifiert geradezu meis nen Geist. Ich versuche es zu lesen, aber mein Bemühen ist vergeblich.
Der Lärm der Equipagen flingt mir wie Donner in den Ohren; im Gestank der Straße unterscheide ich tausend Gerüche; meine Augen sehen in den Lampen des Restaurants und in den Straßen laternen blendende Blize. Alle meine Sinne find angelpannt und arbeiten übertrieben scharf. Ich fange an zu sehen, was ich früher nicht fah.
Mustern"... entziffere ich endlich auf dem Plakat.
Das war vor mehreren Wochen. Inzwischen blühte sich der Sommer in strahlendste Schönheit hinein, und das blaue Gold des Himmels floß in Duft und Farben um jedes Haus, um jedes noch so dunfle Menschenherz. 3irmilitt hatte eine richtige Bogelhochzeit gefeiert, die letzte, wie er mir einmal sagte, als er von meinem Fenster Futter holte. Ich hatte ihm freundlich zugelächelt und das Futter
Sonderbares Wort! Ich bin num gerade acht Jahre und drei| Monate auf der Welt, aber dieses Wort habe ich noch nie gehört. Was bedeutet es? Ist es vielleicht der Name des Restaurateurs? Aber die Schilder mit dem Namen hängt man doch außen über die Türe und nicht drinnen an der Wand auf!
"
Bater, was bedeutet Austern?" frage ich mit heiserer Stimme und bemühe mich, das Gesicht dem Bater zuzuwenden.
der
Mein Vater hört nicht. Er betrachtet aufmerksam die Bewegung Menge und verfolgt jeden Borübergehenden mit den Augen... Bater, was bedeutet Austern?" miederhole ich. „ Das sind solche Tiere... leben im Meer...
Im Augenblick stelle ich mir dieses unbekannte Geetier vor. Es muß so die Mitte zwischen Fisch und Krebs halten. Da es ein Seetier ist, so bereitet man daraus natürlich mit wohlriechendem Pfeffer und Lorbeerblättern eine sehr schmackhafte, heiße Suppe oder so eine Art Krebsfauce oder eine Geleefpeise mit Meerrettich.. Ich stelle mir lebhaft vor, wie man dieses Tier vom Markt bringt, es schnell reinigt, schnell in den Topf steckt... schnell, meil alle sehr hungrig find... schrecklich hungrig! Aus der Küche riecht es nach Fischfleisch und Krebsfuppe.
Ich fühle, mie dieser Geruch meinen Gaumen, meine Nasenlöcher figelt, wie er allmählich von meinem ganzen Körper Befit ergreift.. Das Restaurant, der Bater, das weiße Blafat, meine Aermel alles riecht danach, riecht so start, daß ich anfange zu fauen. Ich faue und schlucke, gerade als ob ich wirklich ein Stück dieses Gees tiers im Munde hätte...
Bei dem Genuß, den ich empfinde, Iniden meine Knie zufammen, umb, um nicht zu fallen, pace ich den Vater am Aermel und brüde mich an seinen nassen Sommerpaletot... Der Bater zittert und frümmt sich zusammen... Ihm ist falt...
Bellage des Vorwärts
reichlicher ausgestreut. Seitdem erzählte er mir oft von seiner Fa. milie.
Drei Rinder hatte 3erwilittzi, seine treue Ehehälfte, ihm ers brütet. Leider habe ich ihre Namen vergeffen; ich hätte die aufgesperrten Schnäbel aber sowieso nicht voneinander unterscheiden fönnen. So mancher Regenwurm hauchte in ihnen sein armseliges nosien! Dasein aus! Wieviel zarte Erbsentriebe murden als Salat geDie Eltern ließen es die Kinder nicht spüren, daß eine drohende Zollvorlage den ohnehin schon mangelhaft gefüllten Brotforb des Proletariers noch meiter zu entleeren bestrebt ist, und schleppten herbei, was die freigebige Natur und ich an Nahrung spendeten. Der Erfolg blieb auch nicht aus, und vor kurzem fand nun die erste große Flugveranstaltung statt. Zirmilitt hatte mich vorher um Erlaubnis gebeten, an meinem Fenster die erste Rast vor dem Fluge nach dem Spinatbeete machen zu dürfen. Dabei sollte ich gleich seine Sprößlinge bewundern. Ich freute mich auf dies Ereignis und versprach Zirmilitt noch den Kirschbaum am Gartenende zur alleinigen Nugung für sich und die Seinen.
Die Amselmutter erflärte den Kleinen noch einmal alles, und dann slog der Vater mit einigen furzen Flügelschlägen nach meinem Fenster. Das erste der Kleinen folgte, das zweite, das dritte, etwas unbeholfen freilich und ängstlich noch, zuletzt Zirwilittzi. Das war ein Disfurs am Fenster! Das eine wollte es immer besser gemacht haben als das andere. Endlich gebot Zirwilitt, Ruhe zu halten und fich für den Beiterflug zu stärfen. In gleicher Reihenfolge ging es nun nach dem Spinatbeete. Alle landeten glücklich und ließen sichs an den jungen Trieben wohl sein. Aber auch der Ruhe murde gepflogen; hieß es doch, nun wieder ohne Etappe das Nest zu er= reichen. Das war nicht eben leicht, und Sirmilitt flog neben jedem Kinde her, um seine etwa erlahmende Kraft durch Zurufe anzufeuern. Doch ging alles glüdlich zu Ende, und unter dem liebenden Schutze der Eltern erholten sich die Amselsprößlinge von den Strapazen ihres ersten Fluges.
Am anderen Tage ging der Unterricht weiter; die Etappen wurden entfernter auseinander gewählt und nun bald der versprochene Kirschbaum erreicht. Da brach ein ungeheurer Jubel los! Während der ganzen Zeit hatte Zirmilitt auf einem Zaunpfahl gesessen und alles beobachtet, immer mahnend und zur Hilfe bereit. Als alles geglüdt war, tam er an mein Fenster, und im freudigen Stolze feines Auges dämmerte schon eine stille Entsagung und eine unendliche Liebe.
-
-
-
-
Eben spült mich bas Steinmeer der Großstadt wieder an seine Ufer. Rauch, Siaub und Lärm hängen noch in meinen Kleidern, lasten noch auf meinem Herzen. Da, wo das Meer am tiefsten ist, mo selbst die Steine vor Schmug, Elend und Finsternis sich ihres stummen Dienens empören möchten, da hausen Kinder! Leben, nein, vegetieren, nein die Sprache ist zu arm, um diesen Zustand in seiner ganzen Gräßlichkeit zu bezeichnen!-, zwischen Wahnsinn und Berbrechen, zwischen Liebe und Haß, zwischen Bordell und Heils armee . Sie wissen nichts vom blauen Himmel, der hoch über den Häusern eine schmale Fahne in die Gaffe herabhängen läßt, nichts und bleich mächst ihr Pflänzchen unter Trambahnen, Autos und von Grün und Duft und Glänzen draußen auf der Flur. Schal Lärm; ihre ersten Schritte verschludt ein feuchter Hof und größerer Geschwister erprügelte Aufmerksamkeit. Keiner Mutter schützende Hut baut den Kindern ein warmes Neft, feines Vaters Wohlwollen und Hilfsbereitschaft ist wie heimatliches Wehen um sie: die Diktatur der Drehbant und der Fabrik zwingt die Eltern in ihren Bann und enttäßt fie nur spät und ausgepomert. Diese Eltern haben nichts Berbundensein mit der Welt. Das Fremdfein geistert um sie mie von ihren Kindern, wissen nicht um ihr Gehen in die Welt, um ihr obwohl wir so bitter der Liebe bedürfen! eine böse Krankheit, aus der Swietracht und Haß wachsen, Haß
„ Ratousto nennt der Tscheche Desterreich seit jeher und auch heute, zumal die Entente der neuen reindeutschen Alpenrepublit den selbstgewählten Namen Deutsch österreich verboten und ihr den mesenlos gewordenen Namen der Habsburgermonarchie aufge= zwungen hat. Fast alle anderen Slawen nennen das Land Austria marum und woher die besondere tschechische Bezeichnung? Sie kommt daher, daß die alte Ostmart des fränkischen Kaiserreichs, die zum Schuße vor Avaren und Magyaren angelegt war, gegen die nördlichen Slawen durch die starte Burg Ragaz gesperrt murde, aus der heute das kleine Städtchen Raats im Norden Niederösterreichs geworden ist. Ragaz Ratousto!
wahrnehmen. Ich effe und fühle, wie meine Nerven erstarten, wie das Herz schlägt... Ein Tier ist aufgegessen, aber ich sehe schon die Glänzenden Augen des zweiten, des dritten... ich effe auch diefe... schließlich esse ich die Serviette, den Teller, die Gummischuhe des Vaters, das meiße Plafat. Ich effe alles, was mir nur in die Augen fällt, meil ich fühle, daß nur beim Essen meine Kranfheit vergeht. Die Austern sehen mich mit schrecklichen Augen an und find efelhaft; ich zittere beim bloßen Gedanken an sie, aber ich will essen, effen!
aus.
,, Gebt Austern! Gebt mir Austern!"
-
Der Schrei reißt sich aus meiner Brust, und ich strede die Hände " Helfen Sie mir, meine Herren!" höre ich zu gleicher Zeit die. Ich schäme mich, zu dumpfe, gepreßte Stimme meines Vaters. mein Gott! die Kräfte verlassen mich!" betteln, aber „ Gebt Austern!" schrie ich und ziehe den Vater am Paletot. Ißt Du denn Austern? Solch ein Knirps!" höre ich neben mir fragen. Bor uns stehen zwei Herren mit 3ylinderhüten und sehen mir lachend ins Gesicht. Du fleiner Rerl ist Austern? Wirklich? Das ist uffig! Wie ißt Du sie denn?" Ich erinnere mich, daß eine starte Hand mich in das Restaurant schleppt. Nach einer Minute hat sich eine Menge Leute um mich gesammelt, die mich neugierig und lachend betrachtet. Ich size am Tisch und esse etwas Schlüpfriges, Gefalzenes, das nach Feuchtigkeit und Schimmel riecht. Ich effe gierig, ohne zu fauen, ohne zu sehen und zu missen, was ich effe. Ich fürchte, menn ich die Augen öffne, werde ich unbedingt die glänzenden Augen, die Scheeren und die Spigen Zähne sehen...
Sie find in Knirschen.
Bater, darf man Austern ouch in den Fasten essen?" Man ißt fie lebendig..." sagt der Vater. Muscheln, wie die Schildkröten. Aber... aus zwei Hälften... Der schmackhafte Geruch hört im Augenblick auf.
Wie efelhaft!" flüstere ich. Wie efelhaft!" Also das sind Austern! Meine Phantasie versteht sie sich aus. zumalen, wie häßlich fie auch sein mögen... Ich stelle mir ein froschähnliches Tier vor. Dieses Tier figt in einer Muschel und schaut mit großen, glänzenden Augen heraus, indem es dabei seine widerwärtigen Rinnbaden bewegt. Was fann es Häßlicheres geben für einen Menschen, der gerade acht Jahre und drei Monate auf der Welt ist? Ich stelle mir vor, mie man dieses Tier nom Marft bringt, in seiner Muschel, mit den Krebsscheren, mit den glänzenden Augen und der schlüpfrigen Haut... Die Kinder versteden sich alle, die Röchin verzieht voll Efel das Geficht, nimmt das Tier bei den Scheeren, legt es auf einen Teller und trägt es ins Speifezimmer. Die Erwachsenen nehmen und essen es.. essen es lebendig, mit Augen, Zähnen und Pfoten!
Ich verziehe das Geficht, aber... aber warum fangen meine Zähne an zu fauen? Das Tier ist garstig, efelhaft, schrecklich, aber ich effe es gierig, voll Angst, ich könnte seinen Geschmack oder Geruch
Ich fange plötzlich an etwas Hartes zu fairen. Man hört ein " Hahaha! Er ist sogar die Schalen!" lacht die Menge.„ Du Dummchen, ist man denn das?"
Dann erinnere ich mich eines schrecklichen Durftes. Ich liege in meinem Bett und fann vor Sodbrennen und einer sonderbaren Empfindung in meinem heißen Munde nicht einschlafen. Mein Vater geht aus einem Winkel in den anderen und geftituliert mit den Händen... „ Ich fühle " Ich glaube, ich habe mich erfältet," murmelt er. Gerade als wenn da jemand fiẞt... aber fo etwas im Kopf. ich heute noch pielleicht ist es auch davon, daß ich heute... ich.. Ich bin wirklich dumm. nichts gegessen habe.. ich sehe, diese marum bin ich nicht Herren werfen zehn Rubel für Austern meg gegangen und habe sie gebeten, mir etwas... zu borgen? Sie hätten es sicherlich getan...
Gegen Morgen schlafe ich ein und träume von einem Frosch mit Scheeren, der in einer Muschel sitzt und mit den Augen blinzelt. Mittags mache ich vor Durst auf und suche mit den Augen den Vater: er geht noch immer aus einer Ede in die andere und fuchtelt mit den Händen...