vor kurzem einen Kollegialbeschluh gefaßt, der die Berufung bei Freisprechung und Geldstrafen auch dann zulasse, wenn ein Neben- befchluß, z. B. auf Publikation erfolgt ist. Andere Oberlandes- gerichte haben sich aber auf einen anderen Standpunkt gestellt.
Nochmals öle hohen �letychpreise. Es ist begreiflich, daß die am Fleisch- und Viehhandel Inter- essierten Erwerbsgruppen mit den in Nr. 333 gemachten Aus- siihrungen nicht einverstanden sind. Wir freuen uns, aus einer Zu- fchrift des Jntereffenverbandes der Ladenfleischer Groß-Berlins feststellen zu können, daß er mit uns für die Forderung de» Gesrierfleischverbrauches eintritt, um damit die Nach» frage nach Frischfleisch herabzudrücken und so Preissteigerungen des Fleisches entgegenzutreten. Wenn diese Zuschrift weiter darauf hin- weist, daß keine Nachfrage nach Gefrierfleisch vorhanden sei, so ist demgegenüber darauf hinzuweisen, daß noch vor einigen Monaten die Nachfrage nach Gefrierfleisch tatsächlich sehr stark war und daß der Rückgang des Gefrierfleischverbrauchs eine Folge der überaus regen Agitation der an hohen Vieh- und Fleischpreisen interessierten Erwerbsgruppcn ist, die es fertiggebracht haben, weiten Volkskreisen das Gefrierfleisch zu verekeln. Dabei rechneten sie da- mit, daß der Nährwert dieses wichtigen Nahrungsmittels den Ver- brauchern unbekannt sei. Weiter wird in der Zuschrift erwähnt, daß die Preise sür lebendes Vieh stärker gestiegen seien, als die Preise für Fleisch und Wurst. Das ist richtig. Wir haben wieder- holt darauf hingewiesen, daß durch die überflüsiigen Zwischenstufen dieses Mißverhältnis zwischen Vieh- und Fleischpreisen zu erklären ist. Wir möchten aber hinzufügen, daß die Ladenschlächter sicherlich keine Engel sind. Wenn sie davon Abstand nehmen, jetzt in demselben Verhältnis, in dem die Viehpreise gestiegen sind, die Fleisch- und Wurstpreise heraufzusetzen, so deshalb, weil sie ein Interesse daran haben, den Verbrauch nicht noch weiter zu verringern. Die Laden- schlächter müssen sich also mit prozentual geringeren Verdiensten be- anügen, um ihre absoluten Verdienste, wie es beim Rückgang des Fleischverbrauches der Fall wäre, nicht zu gefährden. Auf die Be- hauptung, daß es unmöglich sei, die Zwischenhändler auszuschalten, kommen wir vielleicht später einmal zurück. Wenn In diesem Zu- sammenhang darauf hingewiesen wird, daß die zunehmende Arbeits- teilung die Notwendigkeit des Engrosschlächers rechtfertige und das Beispiel der Kleinstadt herangezogen wird, in der der Kunde genötigt wird, mit dem Kotelett auch das dazugehörige Rückenfett, Kopf, Beinteile und Lunge usw. mitzulaufen, so liegen die Dinge in der Großstadt, in der es leicht Verwertungsmöglichkeiten für jeden Teil des Viehes gibt, doch anders. Sehr begrüßenswert ist es, daß auch das Fleischergewerbe die Mögllchkeit wünscht, den gesamten Fleischbedarf aus der einheimischen Schlachtvieh- erzeugung zu decken.„Da dieses jedoch unmöglich ist", so heißt es in der Zuschrift weiter,„steht es den landwirtschaftlichen Zollforderungen, die im Falle einer VerwirNichung die Schlachtvieh- preise noch mehr als bisher verteuern müßten, schnrfablehnend gegenüber. Die Spitzenorganisation des Fleischergewerbes, der „Deutsche Fleischer-Verband", hat auf seiner kürzlich in Gotha ab- gehaltenen Tagung die Regierungsvorlage zur kleinen Zolltarif- novell« einstimmig abgelehnt und Cinfuhrfreiheit für Kraftfuttermittel gefordert, woraus hervorgeht, daß die im Jnteresie der Konsumenten liegende Billighaltung und Der- billigung der Fleischnahrung auch vom Fleischergewerbe erstrebt wird.' Und nun noch eins: Wenn es den Ladenschkächtern mit den in diesem Schlußpasius geäußerten Absichten ernst ist, dann müssen sie auch auf die Abgeordneten, auf die sie ihrer parteipolitischen Ein- stellung nach Einfluß haben, in diesem Sinne einwirken, damit der „Zolltarif' von der Bildfläche verschwinde. �ngelchen und Sonntag. Radiumfälscher. Keine empfehlenswerte Firma!— Denn— Engelchen und Sonntag müssen jetzt vor dem Schöffengericht in Moabit eine Bilanz ziehen, die für sie nicht gerade„gewinnbringend' ausläuft. Dabei hört man auch so allerhand Interessantes von der S ch ieb er- zunft aus der Inflationszeit! Decknamen, Zwischen- Händler, Geldmänner und Amerikaner! Da» Ganze dreht sich um eine radiumakttve Masse, für die schwindelnde Zahlen genannt wur- den, und um ein Gutachten einer Reichsprüfungsstell«, die den Radiumgehalt in Milligrammteilchen beglaubigte. Engel pflegen großzügig zu sein, wenn sie die Menschen beglücken wollen! In solchen Fällen kommt es ihnen auf einige Nullen mehr oder weniger in großstelligen Zahle» gar nicht an! Engelchen haben natürlich noch eine größere Verpflichtung, sonst wären es eben keine Engelchen! Also wird flugs ein Rasiermesser genommen und in dem reichsamt- lichen Gutachten eine kleine Verschiebung der Dezimalen vorge- nommen. Herr Sonntag, erschreckt über diese Handlung seines Kompagnons, stößt in der ersten„Ausregung' die Tinte um und— welch Sonntagskind— die Tinte flieht„ausgerechnet' über die R a s u r st e l l e n! Nun soll Sonntag dem Engelchen nicht mehr böse gewesen sein und reichte das Gutachten einem Amerikaner, dem Käufer des Radiums,«in! Bei einem äußerst wertvollen Elemente wie dem Radium kommt es nun begreiflicherweise sehr auf ein Zentigramm an! Der Käufer wäre also schwer betrogen, der Ruf der deutschen Prüfungsstclle ebenfalls geschädigt worden. Aber— der Amerikaner war vorsichtig, fordert ein neues Gutachten ein und die Geschädigten waren in diesem Falle:„Sonntag und Engelchen". Nun kam eine andere Abrechnung, wie sie kaum vor- her„kalkuliert" war, die mit dem Staatsanwalt. Ergebnis: Die Firma Engelche» und Sonntag kann auf ihr Unkostenkonto je drei und sechs Monate Gefängnis verbuchen.
Warum Gefängnis? In der Person des SSjährigen Ingenieurs Peter Eh. stand gestern ein Mann vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte, den eine krankhafte Sucht, zu betrügen, schon viele Jahre seines Lebens ins Gefänanis gebracht hatte. Nach anfänglich geordnetem und arbeitsamem Leben geriet er durch die ihm innewohnende Un- stätigkeit auf Abwege, von denen er sich bis heute noch nicht wieder hatte emporraffen können. Gestern wurde ihm nun wieder eine ganze Reihe von Betrügereien zur Last gelegt, welche sämtlich nach demselben Systein angelegt waren. Entweder ließ er sich von Firmen oder Privatpersonen Waren schicken, die er nicht bezahlte, oder er verkaufte selbst etwas, was er gar nicht besaß, gegen Voreinsendung des Betrages. Um einen Fall nur zu nennen: Er pries eine sehr wertvolle Briefmarkensammlung mit seltensten Marken an, sür welche ihm u. a. sogar zwei Engländer recht beträchtliche Anzahlungen schickten. Er tonnte ohne Betrug nicht leben. In einem Hotel in der Markgrafenstrahe, wo er bei früherem Aufenthalt durch sein ae- wandtes und bescheidenes Auftreten den besten Eindruck hinterlassen hatte, blieb er bei seinem letzten Besuch die Zeche schuldig, trotzdem er damals Geld hatte. Die vielen Schwindeleien waren ihm nur da- durch möglich, daß er unter den hochtönendsten Namen aufttat und sein Tätigkeitsgebiet über ganz Deutschland ausdehnte. Das ärztliche Gutachten lautete auf krankhafte Veranlagung und infolgedessen sehr starke Minderwertigkeit, so daß das Gericht ihm mildernde Uni- stände zubilligte. Er erhielt ein Jahr Gesängnis und drei Jahr« Ehrverlust. Eine andere Frage ist die. ab für diese Manie dos Gesängnis der rechte Ort ist, um ihn und die menschliche Gemeinschaft vor seinen krankhasten Trieben zu schützen.
'Auch eine„Geschäftsreise". Unter Hinterlassung großer Schulden haben sich die 28 und?7 Iabre alten aus Lemberg gebürtigen Kaufleute Gebrüder Wilhelm und Philipp S ch n a p e k, die in der Skalitzer- straße 128 ein offenes Ladengeschäft mit Konfektionswaren be- trieben, aus Berlin entfernt. Alleiniger Inhaber dieses Geschäftes war Wilhelm Schnopek, sein Bruder war bei ihm angestellt. Ende voriger Woche liefen nun bei der Kriminalpolizei von Großhand- lungen Anzeigen ein. daß sie sich von Schnapek geschädigt suhlten. Beamte trafen in dem Laden nur die Mutter der beiden Brüder. Sie erNärte, daß diese sie ohne Geld hätten säßen lassen. Die
! noch vochandenen Waren und Stoffe hatte bereit» da» F nanzamt wegen Steuerhinterziehung gepfändet. Der Mutter wurde aus- gegeben und sie versprach auch, ihren Söhnen zu sagen, daß sie sich bei ihrer Rückkehr sofort bei der Kriminalpolizei melden sollten. Es ließ aber niemand etwas von sich hören. Die Beamten ermittelten Wilhelm Schnapeks Braut, und diese erzählte, daß ihr Bräutigam am 3. oder 4. Juli vom Anhalter Bahnhof aus eine „Geschäftsreise" nach Thüringen angetreten habe. Testern je- doch erhielten sie die Mitteilung, daß beide Brüder nach Paris gereist seien. Sie stellten auch fest, daß sie ein zweites Geschäft, das sie in der Nähe des Hauptgeschäftes betrieben, anfangs d. M. ver- kauft haben. Ebenso hat Wilhelm Schnapek sein Auto kurz vor der Abreise zu Geld gemacht. Die Geschästsbücher waren, be- sonders im laufenden Jahre, sehr unordentlich geführt worden. An mehreren Stellen waren auch ganze Seiten heraus- gerissen worden. Unter den Papieren fand man einen großen Posten unbezahlter Rechnungen. Schnapek zahlte bei seinen Ein- käufen sti des Kaufpreises an und gab für den Rest Akzepte. Nach den bisherigen Feststellungen sind 10 Großhandlungen um rund 100 000 Mark geschädigt worden. Der Wert der noch vorhandenen aber vom Finanzamt gepfändeten Waren konnte noch nicht genau ermittell werden. Geschädigte, die noch keine Anzeige gemacht haben, werden ersucht, sich bei der Inspektion C 6 im Zimmer 4 des Polizei- dienstgebäudes in der Georgenkirchstraßs 30/31 zu melden.
üer Haltestelle. Der Tod unter dem Auw. Das Vorbeirasen der Autos an den Haltestellen der Straßenbahnen und Autoomnibusse, das schon so oft zu schweren Unglücksfällen geführt hat, war auch schuld an dem Tode des Kauf- mann» R. I e l l i n e ck au» der Konstanzer Straße, der am 9. De- zember vorigen Jahres überfahren wurde und am nächsten Tage im Krankenhause verstarb. Die Verhandlung wegen fahrlässiger Tötung, die gestern vor dem Schöffengericht Charlottenburg gegen den Droschkenchauffeur Petrack geführt wurde, oat» Anlaß zu einem Vergleich zwischen den amerikanischen Verkehrsordnungen und den Berliner Verkehrsordnungen. Landgerichtsdirektor Buttenberg stellte fest, daß nach Zcitungsmeldungen in Amerika die Autos gezwungen sind, bei den Haltestellen ebenfalls Halt zu machen, während die Berliner Berkehrsordnung nur die sehr aus- legungsfähige Bestimmung des Langjamfahrens enthalte. Das bedauernswerte Opfer der Autoraserei war an jenem Tage vom rechten Weg zu der Haltestelle am Olivaer Platz hinüber- gegangen, um auf einen dort haltenden Omnibus zu steigen. Als Iellincck sich in der Mitte der Straße befand, kam in derselben Richtung des Autoomnibusses der Angeklagte mit seiner Auto- droschke angefahren. Wie die Zeugenaussagen ergaben, wollte Pe- track ziemlich nahe am Omnibus vorbeifahren. Dabei wurde Ielli- neck von dem Kühler erfaßt und geriet so unter den Wagen. Er erlitt schwere innerliche Verlegungen. Obwohl der Angeklagte be- stritt, übermäßig schnell gefahren zu sein, bekundeten Augenzeugen des Vorfalles, daß er mit einer großen Geschwindigkeit angerast ge- kommen sei. Nach den Bekundungen mußte der Angeklagte auch sehen, daß ein Mann über den Damm kam. Der Omnibus hielt noch, und es stiegen viele Leute aus und ein, so daß eine ziemliche Ansammlung vorhanden war. Für die Fahrgeschwindigkest sprach der Umstand, daß der Körper des Ueberfahrenen unter dem Auto noch S bis 8 Meter geschleift wurde, ehe der Wagen vor dem Auto- omnibus zum Halten gebracht werden konnte. Ein Zeuge sagt« aus, daß die Fahrgäste auf dem Hinterdeck des Omnibusses entsetzt waren, al» das Auto mit unverminderter Geschwindigkeit an dem Omnibus vorbeifahren wollte. Wenn der Angeklagte weiter nach rechts zu den Straßenbahnschienen hin ausgebogen wäre, hätte er das Unglück vermeiden können. Staatsanwaltschaftsrat Vater hielt den An- geklagten der doppelten Fohrlässigkeit schuldig: einmal, weil er übermäßig schnell gefahren war, und dann, weil er u n- vorsichtig ausgebogen war. Diese Raserei an den Halte- stellen hätte wieder einmal ein blühendes Menschenleben vernichtet, und es müßte eine empfindliche Strafe eintreten, so daß er ein Jahr Gefängnis beantragte. Der Verteidiger schob die Schuld auf die unzulängliche Verkehrsordnung, im übrigen aber wäre nicht erwiesen, ob der Angeklagte die Schuld trage, oder ob nicht viel mehr die Schuld an dem Unfall dem bedauernswerten Opfer selbst zufalle, da es unvorsichtig fei, von der Straßenseite her in einer so belebten Verkehrsgegend, wie es der Kurfürstendamm ist, auf einen Omnibus aussteigen zu wollen. Das Gericht kam zu der Auffassung, daß der Angeklagte M« für seinen Beruf erforderliche Aufmerksamkeit außer acht gelassen hatte. Wenn auch die Fahr- geschwindigteit in den Berliner Straßen bis zu 35 Kilometer betragen darf, so sei da» doch nur da der Fall, wo die Straße frei sei, und nicht dort, wo ein Hindernis bestehe. Ein besonderes Hindernis sei aber eine Haltestelle, denn dort dräng« sich da» Publikum, um ein- und auszusteigen. Jedem Chauffeur sei bekannt, daß das Publikum im letzten Augenblick zur Haltestelle eile, um mitzukommen, und daß auch viele Leute sich der Straße zu- wenden. Der Kraftwagenführer müsse sein Fahrzeug so abbremsen, daß es einem Schrittfahren nahe komme. Außerdem aber hätte der Angeklagte weiter ausbiegen können, da die Straße frei war. Trotz- dem hatte das Gericht den Angeklagten aber milde behandelt und 4 Monate Gesängnis als Sühne für ausreichend erachtet. Die vom Verteidiger beantragte Bewährungssrist machte das Ge- licht abhängig von einer Nachprüfung der Persönlichkeit des An- geklagten._ Harste und Raum. Unter dem Kennwort„Farbe undRaum' fand gestern eine Vorbesichtigung der Ausstellung bemalter Wohnräume statt. Der Verband der Malereigeschäfte von Ber- lin und Umgebung veranstaltet sie in dem Schulgebäude Für- bringerstraße 33. N ü ch t e r n e S ch u l r ä u m e sind zu Schmuck- kästen geworden. In etwa 70 Wohnräumen von einfachen Siedlerwohnungen bis zur Millionärswohnung wird die Ein- gliederung der Farbe in den Raum gezeigt. Das ist zum großen Teil in vorbildlicher Weise gelungen. Eine eingehende Würdigung kann erst später erfolgen. Nur das sei aus der Fülle der Eindrücke hervorgehoben: In den einfach in schönen Farben gehaltenen Räumen des dritten Stockes, deren Ausmalung sich stets durchschnittlich billiger stellt als ein Tapezieren, haben die Aus-
Das Rundfunkprogramm, Sonnabend, den 18. Juli. Äußer dem üblichen Tagosprogramin: 6— 8.30 Uhr abends: Naohmütajfskonzert der Berliner Fnnk- kapelle. Leitun)?: Konzertmeister Fcrdy Kaufkman. 7 Uhr abends: Hans-Bredow-Schnle(Bildnngskurse). Abteilung Spraohunterrieht. Direktor Julius Glüok:„Keperanto". 7.J5 Uhr abends: Theodor Kappstein:„Eine Beise durch Spanien ". 2. Vonrag.„An der Ostküsto". 8.30 Uhr abends: 1. Heitere Rezitationen(Julius Brandt). 2. a) Kaiman: Zigeunerlied aus der Operette„Gräfin Mariza "(mit obligater Violine), b) Graniohstfidten: Wenn die Musik spielt, c) Lincke-Kicefield: In meinem Häuschen so nett und klein(Alexander Fleßburg . Tenor; am Hügel: Oskar Wappen- schmitt). 3. Albert Schmidt: Fantaeie über deutsche Volkslieder (Ocarinasolo mit obligater Viola und Klavierbegleitung)(Albert Schmidt, Ocarina ; Konzertmeister Hans Mahlke, Viola; Rudolf Schmidt. Klavier). 4. Heitere Rezitationen(Julius Brandt) 5. Albert Schmidt: Zwei Kompositionen für ein amerikanisches Glockenspiel: a) Mazurka in H-Dur, b) Hoohzeitsrhoinländer (Albert Schmidt). 6. a) Franz Doclls: Liebe, du sollst die Königin sein, b) Brann-Bransen: Jetzt ist die Zeit, wo von dem Glück man träumt, c) Rieh. Strauch: Meine Heimat am Rhein (Alezander Fleßburg; am Flügel; Oskar Wappenschmitt). 7. a) Albert Schmidt; Ocarinawalzer, b) Abschiodslieder(Albert Schmidt, Ocarina ; Rudolf Schmidt. Klavier) Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tageanachrichton. Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst 10.30— 12 U'hr abends Tanzmusik.
steller ihr Bestes gegeben. Interessant ist die Gegenüberstellung eines bombastisch aufgetakelten Zimmers aus der Zeit 18S0 bis 1900 und des neuzeitlich einfach ausgestatteten Zimmers. Jener Raum führt allgemein die Bezeichnung Folterkammer. Und wieviel Folter- kammern gibt es noch in Berlin ! Ein Beweis für die Notwendig- keit dieser Ausstellung. Bemerkenswert ist auch die Gestaltung der Schulkorridore und eines Schulzimmers. Letzteres, die eine Seite: nüchterner Kasernenstil, die andere: freundliche, angenehme Forbengliederung. Und als Symbol auf jener Seite des Pults ein Rohrstock, auf dieser eine Vase mit Blumen. Es wäre zu wünschen, das dieses letztere Symbol der Leitstern des Erfolges dieser Ausstellung werde, daß Farbe und Frohsinn endlich den grauen Kasernengcist ablösen.__ Die«kpiöemiengefahr. Gegen die tibertviebenen Gerüchte. In A n k l a m im Kreise Stettin ist es zu einer recht schweren Typhusepidemie gekommen, die aber lokal begrenzt blieb. In So- l i n g e n ist ebenfalls ein Seuchenherd. Aus Ottersleben bei Magdeburg wird der Ausbruch einer Typhusepidemie gemeldet. Drei Orte, die in keinem geographischen Zusammenhang zueinander stehen- Es ist deshalb grundverkehrt, wenn unverantwortliche Nachrid)ten. sei es aus Dummheit, sei es aus bösartiger Tendenz verbreitet wer- den, das Schreckgespenst einer Seuchenepidemie an die Wand malen, die ganz Deutschland umfaßt. Solche lokalen Epidemien, wie die aufgetretenen, finden in der hohen Temperatur dieser Tage den denk- bar günstigsten Boden. Die Infektion von Wasser, Milch oder Ueber- traaung fördert ihr massenhaftes Auftreten. Auch in Baden entstanden wegen vereinzelter Pockenfälle die wildesten Gerüchte, die von einer aktuellen Pockengesohr in ganz Deutschland fabelten. Diese unsinnigen ttebertreibungen tatsächlich bestehender Gefahren kann als einzige Folge natürlich nur eine schwere Beunruhigung in der Bevölkerung auslösen. Die Lage stellt sich folgendermaßen dar: In Kehl a. Rh. haben sich drei Pockenfälle ereignet, die aber zum Glück isoliert wurden: mit weiteren Erkrankungen ist nicht mehr zu rechnen. Ein Fall von Pockenerkrankung ist in D u r l a ch- A u e zu verzeichnen und ein tötlicher Pockenfall in Mannheim , wo eine Frau der Krankheit' erlegen ist. D a s i st a l l e s. Die Erkrankungen kamen am Donnerstag im Haushaltlingsausschuß des Badischen Landtages zur Sprache. Da alle Vorsichtsmaß- nahmen getroffen sind, liegt vorerst kein Grund zu der Befürchtung vor, daß die Krankheit epidemisch austritt.
Chinesische Studenten beim Polizeipräfideuten. Der Polizeipräsident Grzesinsti empfing gestern vormittag Ver- treter des Ausschusses der chinesischen nationalen Freiheitsbewegung in Deutschland , die wegen der seinerzeit erfolgten Verhaftung von chinesischen Studenten in Berlin eine Unterredung nachgesucht hatten. Die Vertreter des Ausschusses wiesen dabei aus die große E r- regung hin, die sich ihrer Landsleute in Deutschland angesichts jener Vorgänge bemächtigt habe, und baten um Vorsorge dafür, daß künftig derartige Zwischenfälle oermieden würden. Der Polizei- Präsident erklärte seinerseits, daß er schon damals das Vorgehen gegen die ausländischen Studenten bedauert habe, daß aber wahr- scheinlich diese Maßnahme erfolgt sei, weil es sich um eine Kund- gebung in Verbindung mit Berliner Kommuni st e n gehandelt habe. Die chinesischen Vertreter gaben hierzu die Versiche- rung ab. daß ihre nationale Freiheitsbewegung mit den Zielen der Kommunistischen Partei Deutschland » nichts zutunhabe und daß ihnen im übrigen jeder Deutsche, ganz gleich welcher Richtung, willkommen sei. wenn er sich als F r e u n d i h r e r Sache erweiss. Selbstverständlich würden die Mitglieder der chinesischen Kolonie in Deutschland sich an die deutschen Gesetzes- bestimmungen halten. Der Polizeipräsident bemerkt« noch, daß Deutschland den Wunsch Hab«, die hier lebenden Ausländer genau so gut zu behandeln, wie deutsch ««taatsangehörige im Ausland aufgenommen würden. Er sprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß durch diesen Zwischenfall die deutsch -chinestschen Beziehungen keine Trübung erfahren mögen. Auf jeden Fall sei es jedoch gut, wenn bei der Aufklärungsarbeit der chinesischen nationalen Frei- heitsbewegung in Deutschland mit der notwendigen Vorsicht verfahren würde.
Waldbrand bei Grnnav. Zwischen Grünau und Eichwalde kam am Freitag im Dauerwald Feuer aus, das einen gefährlichen Umfang onzunehme» drohte. ES brannte an mehreren Stellen im Jagen SV. An einer Stelle standen etwa 200 Quadratmeter und an einer anderen etwa 100 Quadratmeter in bellen Flammen. In der nächsten Räbe waren noch kleinere Brandherde vorbanden. Zum Glück herridite Windstille. Den alarmierten Feuerwehren gelang es, die Brände schnell einzudämmen, so daß sie au» Mangel an Nahrung nach und nach verlöschten. Gleichzeitig brannten zwei Wohnlauben in der Altonaer Straße 33 in Kaulsdors und in der Wollankstraße 31-36 in Pankow.— Außerdem wurden noch einige Wald- und Wiesen- brände au« der Jungfernheide und dein Grunewald gemeldet.
Der Tod unker den Rädern. Ein schwerer Unfall, der ein junges Menschenleben kostete, ereignete sich gestern abend gegen 8 Uhr in der Wiener Straße am Görlitzer Bahnhof. Ein junges Mädchen im Alter von zirka 20 bis 22 Jahren geriet beim Abspringen von einem Anhänger eines Wagens der Linie 9 so unglücklich zu Fall, daß sie unter den schnell fahrenden Wagen kam. Die Rader gingen über ihren Leib. Als die Passanten entsetzt hinzusprangen, um die Derun- glückte zu bergen, wurde sie furchtbar zugerichtet unter dem Bahn- wagen herausgezogen. Der Unterleib war direkt vom Oberkörper abgetrennt worden. Eine große Menschenmenge hatte sich an- gesammelt, als die Feuerwehr anrückte, um den bis zur Unkenntlich- keit verstümmelten Leichnam in das Schauhaus zu bringen. Irgend- welche Personalien wurden bei der Toten nicht vorgefunden. Eine neue, eindringliche Mahnung, endlich doch einmal beim Benutzen der Verkehrsmittel die unbedingt notwendigen Sicherheits- Vorschriften zu beachten und das leidige Abspringen in voller Fahrt zu unterlassen. Sind 2 Minuten Zeitersparnis wirklich so kostbar, daß sie ein Menschenleben auswiegen können? Der törichte Aberglaube, daß. wenn man den Ehering verliert, auch die Che auseinander geht, hätte gestern bald ein Todesopfer ge- fordert. Die Frau eines Bankbeamten Z. aus der K a n t st r a h e in C h a r l o t t e n b u r g. die bei ihrer Schwiegermutter wohnt, vermißte seit einigen Tagen ihre» Trauring und konnte ihn trog allen» Euchens nicht wiederfinden. Sie glaubte tatsächlich fest daran, daß jetzt auch ihre Ehe auseinandergehen müsse und daß sie das nicht überleben könne. Gestern morgen, als ihr Mann nach dem Geschäft gegangen war. trank sie eine kleine Flasche Lysol aus und wurde, vor Schmerzen sich windend, von ihrer Schwiegermutter aufgefunden. D.-r sofort herbeigerufene Arzt ließ Frau Z. nach dem Krankenhaus überführen, wo man hofft, sie am Leben erhalten zu können. Tsiißbrauch de» Rundfunk». Herr Dr. Richard H. Stein empfindet den Vorwurf, daß«r in seinem Rundfunkvortrag vom ö. Juli abermals einen politischenMißhrauchdes Rundfunks versucht habe, als unberechtigt. Herr Dr. S t«> n wurde seinerzeit gemaßregell, well unter seiner verantwortlichen Leitung im Rund- funk in Form eines humoristischen Vortrag- eine Verächtlich. mach u ng des Reichstags versucht wurde. Am 5. Juli sprach Herr Dr. Stein in einem Musikvortrag im Rundfunk- „Meine Damen und Herren! Gott sei dank verstehe ich von der Politik nichts— aber in der M u s i k ist die Masse immer vom Uebel," Inhalt und T o n f a l l des Satzes waren absolut eindeutig. Der Versuch, abzuleugnen, daß der Satz politisch gemeint war und daß beabsichtigt war. in einen Musikvortrag dadurch ein polltssches Werturteil einzuschmuggeln, ist etwas kindlich. Wir nahmen an, die Leitung der Funk stunde sich äußern würde. Sie muß wissen, daß der kleinste Versuch, hintenherum Tendenz in die Rundfunkdarbietungen einfließen zu lassen, nicht geduldet werden darf.