Einzelbild herunterladen
 

Kr. 337 42. �aheg. Ausgabe gk Nr. 173 BezugSvretS: SBSAenUid) 70 Pfennig,«onaNch 8, Seidismoct notaus wtilMr. Unter«reu, band für Deutschland , Saiuia. Saar - und Memelaebiet. Delierreich. Litauen . Luiemdurg t.N Reichsmark, für das Übrig« Ziusland 5,50 Reichsmark uro Monat, Der.Sonsärts* mit der Sanntag*. beilaa».Soll und Seif mit»Sied. Inno und«leingarten* sowie der Beilage»Unterbaltung und Kissen* und israuenbeilage.Israueii stimme* erscheint wochentäalich tweimal, Sonntags und Montags einmal, Telegramm-Adresse: ,So»ialdemokr,t Berlin * j

Smmwgsausgalte

Vevlinev Volksblatt

pksnnig�

Anzetgenpretsc! Di« einspaltige Nonpareille. «eil« 80 Pfennig. Reklame, eile 5, Reichsmark,«leine Anzeigen* das fettgedruckte Wort Pfennig (zulässig zwei fettgedruckte Worte), iedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erst« Wort 15 Pfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buch- itaben zächlen für zwei Worie. ffamilienanzeigen für Abonnenten Seile 40 Pfennig. Anjeigen für die nächste Nummer müssen bis(lb Uhr nachmittags im Kauptgeschäft, Berlin SW 08, Linden- lirake 3. abgegeben werden Geöffnet son S Uhr früh bis 5 Uhr nachm.

Zcntralorgan der Sozialdemokrat» feben parte» Deutfcblands

Reöaktion und Verlag: öerlin EW. 66, Linöenstraße 3 �rerusvrelder: Red a trio» Tönhoff««««ss Bering: Dönhoff!tZU«-LSU7

Sonntag, den 19. Juli 19ÄF

Vonvärts-Verlag G. m.b.H., Verlin EW. 66, Linüenstr.Z Bostfcheikkouto: Berlin z?s»a Bankkonto: Direktion der DiSkonto-Nesellschaft, Tehofltenkafse Lindenftrahe!i

Taza gefallen. Heftige Angriffe der Rifkabylen auf Fez. Die franzöfifchen Verlufte.

Paris . 18. Juli. (Eigener Drahlliericht.) Laut bisher noch un- bestätigten Prioatmeldungen soll sich T a z a seit Sonnabend früh in der chand der Rifkabylen befinden. Die amUichen Kriegs- berichte melden bisher lediglich, daß die Straße Fes Taza lltschda und die Verbindung zwischen Fes undAin Aicha unter- brachen und tilometerwetse von den feindlichen Stämmen besetzt sei. Die Angriffe gegen Fes selbst dauern in unverminderter Stärke an. In P a r i s herrscht wegen der Unklarheit der Lage be tröchtliche Aufregung. Drei Divisionen noch Marokko . Paris , 18. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Nach einer Halbamt- lichen Meldung aus Fes haben die neuerdings noch dem marokkanischen Kriegsschauplatz entsandten Truppen die Stärke von d r e i D i v i s i o n e n. Di« 11. und die marokkanisch« Division sollen m Casablanca ausgeschifft, die Z. von Algier aus auf dem Landwege nach Marokko transportiert werden. Die neuen Verstärkungen sollen in der Gegend von Fes zusammen- gezogen werden und mit den anderen bereits in Marokko befind- lichen Truppenverbänden die Heeresgruppe bilden, mit der das französische Hauptquartier, sobald die gegenwärtig« Hitzeperiode zu Ende ist. eine Gegenoffensive aus breiter Front zu untemehmcit gedenkt. Keine rasche Beendigung der Kämpfe". Paris . 18. Juli. (Eigener Drahibericht.) Die Höhe der f r a n. z o f i s ch e n Verluste aus dem marokkanischen Kriegsschauplatz bis zum A). Juni wird amtlich auf 1473 Tote und Vermißt«, 2773 Verwundete und 30 Gefangene angegeben.

Die Zahl der in Marokko zusammengezogenen Truppen beträgt noch einer Aeußerung des neuen Oberbefehlehabers Naulin 12 3 00 0 Mann. Raulm hat sich über die Lage in Marokko ziemliä) pesst- mistisch geäußert. Das französische Oberkommando befinde sich in einer sehr ernsten Lage. Die Oeffentlichkeit dürfe die Schwierig- keilen, auf die der Fcldzug gegen Abb el Krim stoße, nicht unter- schätzen. In N o r d a f r i k a sei gegenwärtig die Periode der größten Hitze. Dazu komme, daß die Transportmittel sich in einem kaum glaublichen Zustand befinden, es f e h l e fast völlig an benutzbaren Straßen und es fei ein Fehler, wenn man mit einer raschen Beendigung der Feindseligkeiten rechne.

hMJreber&hi' "*-» Me Front- Nu

Nme Front

Neueste Karte vom marokkanischen Kriegsschauplatz.

Die Note an Irankreich. Einstimmig beschlossen am Montag zu sibergebeu! MTV. meldet amtlich: Die Schlußred attlou der Aal- mori aus die Ilole der stanzöfischen Regierung vom IS. Zuni. be- treffend den Abschluß eines Sicherheitspatt«», ist in einer Ministerbesprechung, die Sonnabend mittag in der Reichskanzlei stattfand, erfolgt. Der endgültige Wortlaut der Rote«st in dieser Sitzung einstimmig beschlossen worden. Die Rote wird, wie wir ersahreu. voraussichllich am Montag in Paris übergeben und am Mittwoch früh veröffentlicht werden.___ *" Die Räumung ües Ruhrgebiets. Westfalen bis zum«Ä. Juli frei. Münster . 18. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Nach einer Mit- teilung der Stadtverwaltung Gladbeck ist heute morgen 9 llhr d i e Besatzung aus Gladbeck abgerückt. Damit ist der Ab- schnitt Gladbeck , zu dem die Städte Buer , Dorsten , Bork, Marl , Wul- fen, Dahlen , Kirchhellen, Bottrop gehören, vollständig geräumt. Der Abzug geschah ohne jede Reibung. In einem Schreiben an die Stadt- Verwaltung Gladbeck erkannte der Kommandant das korrekte Ber - halten der deutschen DeHörden bei den Uebergabeverhandlungen an. Der Abmarsch der Truppen au» Recklinghausen ist heute morgen ohne jeden Zwischenfall erfolgt. Ein französischer Kommandant sprach am 17. Juli bei der Stadt- Verwaltung Hattingen vor und meldete, daß das Gebiet West- falen vom ZV. bis 22. Juli geräumt wird. Die deutschen Hoheitsrechte treten wieder in Kraft. Das Bureau für Zivilangelegen- heiten wird von Witten nach Esten verlegt. Das ZoUkompromiß. Das Zentrum für die Forderungen der Agrarier? Die Bechandlungen der Regierungsparteien über ein Zoll- kompramiß sind noch nicht abgeschlosten. Der F r a k t i o n s- v o rst a n d des Zentrums hat von feiner Fraktion den Auftrag erhalten, die Verhandlungen weiter zu führen. Die Zentrumsfraktion selbst hat noch keine verbindliche Entscheidung gefällt. DieK r e u z z« i t u n g" behauptet jedoch: Nach unseren Informationen stt die Einigung mit dem Zentrum durchaus gegeben» wenn auch darüber noch einige Tage vergehen werden." Es fragt sich, wer bei dieser Einigung nachgegeben hat. Don anderer Seite wird versichert, daß diese Einigung auf folgender Grundlage erfolgen solle: die Bindung der Getreide» zölle als Mindestzölle soll fallen, dafür sollen die V i e h z o l l« als M i n d e st z ö l l e gebunden weichen und der a u t o n o m e T a r i f für Getreidezolle 7,50 M. für Weizen und 7, M. für Roggen soll bereits am 1. A u g u st d. I. in Kraft treten. Ein Zollkompromiß auf dieser Grundlage würde einen vollen Erfolg der Agrarier darstellen. Der Wegfall der Min» destjülle unter solchen Bedingungen ist nichts als eine Lugen» Verblendung für die- Zentrumsarbeiter, es wird nicht nur auf»

gewogen, sondern überkompensiert durch das sofortige Inkrafttreten eines echten Hochschutzzolls für Ge- treibe. Daß es sich um einen reinen Schutzzoll han- delt. geht daraus hervor, daß bei den bisherigen Handelsver- tragsverhandlungen der Getreidezoll, soviel bisher bekannt ge- worden ist, überhaupt keine Rolle gespielt hat. Der Geist eines solchen Kompromisses ist nicht der Geist, der es verlangt, daß die autonomen Sätze des Zolltarifs als Berhandlungs- zölle behandelt werden sollen, sondern der Geist der Schutzzöllnerei. Ist die Einigung der Deutschnationalen mit dem Zentrum auf dieser Grundlage wirklich gegeben? Führt der Weg des Zentrums an die Seite der Brotwucherer? Konflikt um öen Finanzausgleich. Heids Einspruch ohne Erfolg. München . 18 Juli.(Eigener Drahibericht.) Der bayerische Ministerpräsident Dr. Held ist am Sonnabendvormittag unoer- richteter Dinge aus Berlin nach München zurückgekehrt, da seine Verhandlungen mit dem Reichssinanzminister über den Finanz- ousgleich ohne Erfolg abgebrochen worden sind. Nach Er- klärungen Dr. Helds beharrt der Reichssinanzmintster nach wie vor auf seinem Standpunkt, den Wünschen der Länder keine Zuge- ständnissc machen zu können. Andererseits vertraten sämtliche Länder- rcgierungen in gemeinsamer Front die Ansicht, daß der vorgeschlagene Finanzausgleich für sie unannehmbar sei. Die Stellung des Herrn von Schlieben scheine jedoch unsicher zu werden, da die Stimmung unter den Parteien des Reichstags umzuschlagen beginne. Das sei vor allem auch bei der eigenen Partei des Minstter, der Deutsch- nationalenBolkspartei. der Fall, die infolge eindringlicher Vorstellungen einer Reche deutschnatioaler Landesorganisattooen in chrer Mehrheit ein Entgegenkommen des Reichs gegenüber den Ländern wünsche. Geschlossen hinter Schlieben stünde nach wie vor die von großindustriellen Einslüsten beherrschte Deutsche Volks- Partei und ebenso die Mehrheit des Zentrums. völkische Pleite. Eingehen derBayerischen Hochschukzeitung". München . 18. Juli. (Eigener Drahibericht.) Das Hauptorgan der völkischen Hetzer an den bayerischen Universitäten, dieBa ye- r i s ch e H o ch s ch u l z e i t u n g", hat jetzt ihr Erscheinen ein­gestellt, nachdem ihr verantwortlicher Redakteur, stuä. phil. Franz Gengier, durch seine Beteiligung an einem inzwischen verkrachten völkischen Verlag in Nürnberg mit dem Staatsanwalt in Konflikt geraten ist. Berantwortlicher Mann für den Anzeigenteil war«in stuck, in«, namens E b e n b ö ck. der zur Leibgarde Hitlers zählte und bei besten Putsch«ine Sturmabteilung führte. Bezeich- nend für die Zustände in Bonern ist. daß dieses völkische Hetzblatt niemals unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu leiden hatte, weil durch eine Verordnung des b a n e r i f ch e n K u l t u s m i n i st e- riums zwangsweise alle Studierenden an bayerischen Hoch- schulen, auch wenn sie mit der Haltung dieses Blatttes nicht einver- standen waren, mit siner Kops st euer von 20 P j. für dieses Blatt belostet wurden._...

Zum Geleit. Die deutsche Note auf dem Weg nach Paris . Bon einem klugen Mann stammt die Definition:Fort- schritt ist wenn man aufhört, etwas zu diskutieren." Bon diesem Fortschritt find wir in der europäischen Frage noch recht weit entfernt. Wird die deutsche Note, die sich setzt auf dem Wege nach Paris befindet, uns dem Punkt näher bringen, an dem das bloße Reden aufhört und die T a t beginnt, die auf große geschichtliche Entwicklungen den Schlußstein setzt? Es gehört sehr viel Optimismus dazu, dies anzunehmen. Es wäre ein wahrhaftiges Wunder, wenn dieses nach allem Hin und Her de? letzten Wochen mit Ach und Krach zustande gekommene Schriftstück den Geist der Entschlußfreudigkeit atmete und geeignet wäre, einem europäischen Gesamtwillen einheitliche Richtung zu geben. Für eine deutsche Politik, die nicht von Utopien, sondern von Realitäten bestimmt wird, gäbe es freilich kein schöneres nationales Ziel als dieses, bei der Schaffung einer friedlichen europäischen Völkergemeinschaft, ohne Aufdringlichkeit und ohne Reklame, die Führerrolle zu übernelzmen. Welcher Triuniph wäre es doch für das entwaffnete Deutschland , wenn es verstände, sich zum Träger einer neuenJdeezu machen und durch die Macht des Geistes einen gleichberechtigten, hoch- angesehenen Platz unter den Völkern zu gewinnen! Heute ist doch nicht die Fratze, ob der SatzWenn du Frieden willst, rüste zum Krieg" richtig oder falsch ist: auf alle Fälle ist er für Deutschland unpraktikabel. So erklärt es sich, daß auch von nationalistischer Seit« gelegentlich Ausslüge in das Gebiet einer wirklichennationalen Realpolitik" unter- nommen werden, die dann freilich in ihren Anfängen stecken bleiben. Die Bereitschaft zur Garantierung der Westgrenze, zum Verzicht auf Elsaß-Lothringen , ausgesprochen durch eine Regierimg, in der vier Deutfchnanonale sitzen und die von einem Volksparteiler außenpolitisch geführt wird, war ein solcher Ausslug in das Gebiet dernotionaben Realpolitik". Er hat in Frankreich nicht das Verständnis gefunden, das zu wünschen gewesen wäre. Wenigstens glaubt man auf deutscher Seite, in der französischen Antwort mehr Sorge um die Er­haltung bestehender Militärbündnisse mit unseren östlichen Nachbarn als revolutionären Willen zur außenpolitischen Neu- gestaltung erblicken zu müssen. Es ist die Schicksalsfrage der deutschen Rückantwort, ob sie sich darauf beschränkt, das ge- fährliche Gebiet mit juristischen Untersuchungen abzutasten, oder ob es ihr gelungen ist, durch Hervorhebung entscheidender, allen gleichermaßen einleuchtender Gesichtspunkte pro­pagandistisch zu wirken. Einstweilen läßt es sich schwer vorstellen, daß einer Note, die vor den Augen der Deutschnationalen Gnade gesunden hat, eine solche Wirkung iimewohnen könnte. Man kann wohl die KraftdesFriedensgedankeus daran erkennen, daß selbst«ine vorwiegend deutschnationale Regierung ihm ihre Reverenz zu erweisen genötigt ist. man kann aber den neu und kaum Bekehrten gevcchterweise keine Apostelkraft zu- trauen für einen Gedanken, zu den» sie sich doch nur recht widerwillig bekennen. Darum wird die Welt gut tun, wenn sie mit ge- dämpften Erwartungen an die Lektüre der neuen Rote herangeht. Ein entscheidender Fortschritt ist«och nicht da, es wird eben noch weiter diskutiert. * Der entscheidende Fortschritt wird nicht durch die Bc- kehrung der reaktionären Parteien kommen, sondern erst durch ihren Zusammenbruch. Niemand oermag heute noch zu sagen. mit wie großen Verlusten die Deutschnationalen die Freude des Reaierens einmal bezahlen werden, und doch sieht jedermann, daß die Zerrüttung dergrößten Regierungs- partei" rapide Fortschritte macht. Hier sieht man einen politi- schen Inflationsgewinn zerrinnen, der nicht minder skrupellos und verbrecherisch gewonnen war, als irgendein Wirtschaft- licher Inflationsgewinn. Der Versuch, die alte konservative Partei in eine deutschnattonale umzugründen, ist heute schon mißglückt. Diese alte konservative Partei hatte es unternommen, die im Zu- sammenbrnch verloren gegangenen Privilegien in der Demo- kratie zurückzuerobern: darum kostümierte sie sich um und ergab sich einem skrupellosen Demagogcntum. Aber sehr rasch hat sich gezeigt, daß die Aufpeitschung niedrigster Instinkte und die Häufung der unmöglichsten Versprechungen zwar vertzängliche Wahlerfolge einbringen, aber keinen Widerstands- fähigen Parteikörper schaffen kann. Heute knistert es in allen Fugen, und enttäuschte Wählermassen gebärden sich heute ebenso als leidenschaftliche Gegner der Partei, wie sie ihr noch vor kurzem sanatisch« Vorkämpfer gewesen sind. Sobald das betrogene Kleinbürgertum erkannt hat. daß es nur als Vor- spann großagrarischer Interessen mißbraucht worden ist und der Kampfumden Zolltarif hämmert ihm diese Erkenntnis ein, muß die stolze Deutschnationale Partei unvermeidlich zur parlamentarischen Stärke der weiland kon- servatioen Partei im Reichstag und weit darunter hmabstnDen.