Einzelbild herunterladen
 

Das heißt, sie muß ihre politische Bedeutung verlieren, die ja bei der konservativen Partei nie in der zahlenmäßigen Stärke ihres Anhangs im Lande, sondern nur in den Porrechten, die ihr das alte System gewährte, ihre starken Wurzeln besaß. * Mit dem unvermeidlichen Absinken der Deutschnationalen wachsen die Aufgaben, wächst die Verantwortung der S o z i a l» demokratischen Partei. Auch das soll man im Aus» lend nicht übersehen, daß die Sozialdemokratie, indem sie sich konsolidiert und verlorene Position zurückerobert, auch für die auswärtig« Politik steigende Bedeutung gewinnt. Außenpolitisch gibt es ja in Deutschland heute eigentlich nur noch zwei Programme: dos kommunistische und das sozial- demokratische. Das kommunistische Programm predigt wenig- stens nicht, wie das abgetane nationalistische, die Gewalt ins Blaue hinein, sondern sucht die Lösung im Bündnis Deutsch- lands mit einer starken Militärmacht: Rußland. Das sozialdemokratische sucht sie in dem Zusammenschluß der Völker westlicher Kultur und hochkapitalistischer Entwicklung. Heute erlebe« wir, daß sich eine unter starkem deutschnatio- nalen Einfluß stehende Regierung, wenn auch nur zögernd und schwankend, in der Richtung des sozialdemokratischen Pro- gramms bewegen muß aus dem einfachen Grunde, weil ihr jedes eigene fehlt. Denn das Sammelsurium von Phrasen und kindischen Hoffnungen, mit denen die Deutschnationalen vordem nach Hitlers Methoden ihre Versammlungen be- rauschten, kann nur so lang« als Programm betrachtet werden, als jeder Versuch unterlassen wird, es zur praktischen Aus- fiibrung zu bringen. » Die geschichtliche Bedeutung des Memorandums vom 2. Februar bestand darin, daß es der ganzen Welt den Bankerott der national! st ischen Phrase ver- kündete. An diesem Bankerott kann durch neue Roten nichts mehr geändert werden. Es mag fein, daß die neue Rote etwas von dem Schrecken erkennen läßt, der diegrößte Re- gierungspartei" befiel, als sie erkannte, auf welchen Weg sie geraten war. Aber, wenn derTemps" jetzt schon dahinter neue taktisch« Manöver" vermutet, so möchten wir ihn be- ruhigen. Es heißt die deutsche Rechtsregierung schmählich ver- leumden, wenn man ihr geheime Gedanken zutraut, sie hat weder geheime noch sonstige, und wenn sie welche braucht, muß sie bei Sozialdemokraten und Pazifisten borgen gehen. Dies der Rote vorauszuschicken, ist vielleicht nützlich, um Mißverständnisse zu vermeiden. Mißverständnisie oermeiden heißt die Diskussion abkürzen. An dieser Diskussion ist uns wenig gelegen, desto mehr an ihrem Abschluß durch einen praktischen Fortschritt. Der ist erst gegeben, wenn in Europa ein gemeinsamer Boden geschaffen wird, auf dem die arbeitenden Menschen für eine bessere Zukunft kämpfen können.

Künüiguag ües üeutsch-spanischen Vertrages Neue Verhandlungen? Der deutfch-spanische Handelsvertrag wurde, wie wir gestern bereits kurz gemeldet haben, zum 16. Oktober d. I. ge­kündigt. Die Regierung hat damit ein Versprechen eingelöst, das lediglich zur Beruhigung der Deutschnationalen abgegeben worden ist. Die Kündigung erfolgte deshalb so rasch, damit verhindert werden sollte, daß die im deutsch -spani- schen Verttag vorgesehenen Ermäßigungen der in der Jnsla- tionszeit stark heraufgesetzten Weinzölle nach der nächsten Ernte in Geltung bleiben. Da die gesamte Industrie immer wieder mit großem Nachdruck die Notwendigkeit des deutsch - spanischen Vertrages betont und seine Annahme gefordert hatte, ist die Kündigung nichts anderes als ein Zugeständnis an die parteidemagogischen Interessen der v e u t s ch n a t io nalen. Denn der deutsch -spanische Verttag yt bisher der einzige Handelsvertrag mit Zollbindungen: seine

Zlug aus dem Grab. von Erwin Arche. Taufend Schmetterlinge schwebten in gerader Reihe, durchstochen und gehalten von feinen blanken Nadeln. Wenn sonst die Gefühle de» Grauens zu mir kamen beim Betrachten dieser ausgerichteten toten Körper, wenn der Schauder aufsprang vor diesem Totenmuseum unter Glas, so sah ich diesmal nicht das empfindungslose Tun des Tötenden, sondern war fasziniert von leuchtender Tönung, von Farben, die Kunde gaben von vergangenem Leben. Warum war ich geblendet? Die Flügel des indischen Falters bebten vor vielfarbigem Licht, das er in sich eingesogen hatte unter strahlender Sonne. Don, satten Braun schwoll es an zum lichten Grün, zum hellen Blau, hinüber zum flau, menden Rot, und fiel ab in fahles Gelb Indien blickte auf. In Dschungeln schlich der beute- lüsterne Tiger, Elefanten trampelten unter blaueftem Azur auf unbe« grenzten Ebenen und aus dem Ganges stießen die Lotosblumen ihren himmelzugewendete!, Kelch, umspült von schmutziger Flut. In der Pagode glomm düsterer Schein, Buddha stürzte mit zeitlosem Lächeln in die Gesichter der Betenden, magisch umhüllt vom Rauche aus btanten Kupferschalen und Prozessionen de« Wunders und des Glaubens zogen vorüber mit den Reliquien der Heiligen über Dunst, Geschrei und Gebet das heilige Antlitz Indiens .... Aus den Flügeldecken des brasilianischen Schmetterlings glänzte noch der Himmel der Pampas, da die wilden Pferde lustzitternd stampften vor unbändiger freudiger Erregung und die Füllen tänzelten vor trunkenem Lebensüberschwang. Bis an den Horizont das weite Grasmeer und in den schwülen gigantischen Wäldern der Hauch der Urzeit, der Ruch des kraftstrotzenden Bodens, dem die lianenuniwundenen Baumriesen breit entwachsen. Schreie der Affen in weitästigen Urwaldkronen am lichten Tage und zornwütigen Ton der Raubhungrigen in schimmernd-strahlender Nacht das ist der Grundton im unwegigen Wald Brasiliens , von dem ein paar Färb- flecken Kunde geben, die auf Schmetterling-flügeln selig ausgebreitet sind. Ein zartes, hellblaues Band lag über zerbrochenem Flügel: die Südsee tönte zur letzten Abendstunde, wenn die Nacht urplötzlich wie ein Schlagschatten heranwächst und die Bambushütten zusammen- rücken zum sichern Schlaf Dann kreischt wohl noch ein Tier nahe dem Dorfe, Sterne schaukeln greifbar und die See rauscht eintönig ihr ewiges Lied, in dem die Gesänge von Korallenbank, Kokoswsel und Eiland eingefchlassen sind. Der gute Gott hat den bösen ver- drängt und hält Wache in lauer Nacht, da Tehura, das braun« Weib, schlafend träumt vom gewalligen Geliebten, der zu ihr kommt über stille grüne See zum Festtanz, zum Tanz am Meere des Südens... Wenn jetzt in den quälenden Stunden der Arbeit lustlos die Tag« verrinnen, einer wie der ander«, dann gehe ich still durch einen indisch«, Tempel und blicke ins unbewegte Gesicht des Buddha. Oder

so rasch erfolg!« Kündigung wird selbstverständlich zur Folge haben, daß das A u s l a n d sich bei Wirtfchaftsvercinbarungen mit Deutschland sich noch größere Zurückhaltung auf- erlegt als bisher, nachdem es sieht, daß auch fest abgeschlossene Verttäge bei dem geringsten Widerstand kleinerer Interessen» gruppen von der Regierung wieder preisgegeben werden. Die Regierung spricht in einem offiziellen Kommunique den Wunsch aus, daß man die Verhandlungen so bald als möglich wieder aufnehmen und noch vor dem Ablauf der Kündigungsfrist einen neuen Vertrag zustande brin- gen wolle. Bei den letzten Verständigungsversuchen hat sich die Aufrechterhaltung des Abkommens davon abhängig gemacht, daß die Weinzölle verdoppelt oder verdreifacht würden. Die Spanier lehnten das glatt ab. Deutschnationale sehen das als eine Anmaßung an, wenn ein anderes Land auf die Wah- rung seines Exportes mehr Gewicht legt als die Deutsch - nationalen auf die deutsche Warenausfuhr. Denn bekanntlich sind es gerade unsere Großagrarier, die mit ihrer Pro- paganda für den lückenlosen Hochschutzzoll und für Ablehnung aller Zollbindungen in Verträgen die wahren Feinde des deutschen Außenhandels find. Wir haben niemals Zweifel darüber gelaffen, daß den Winzern die notwendige Unterstützung zugewendet werden muß, wenn sie unverschuldet in Rot geraten. Die Zölle können aber den Winzern deswegen keine wesentliche Hilfe bringen, weil der schlechte Weinabsatz in der Hauptfache eine Folge der geringen Kaufkraft des Volkes ist. Wenn nun ttotz- dem der Handelsvertrag zu Fall gebracht wurde, fo wird die Folge eine Verringerung des deutschen Exportes nach Spanien fein und die deutsche Industtiearbeiterschaft wird das in geringerer Beschäftigung zu spüren bekommen. Ob es auf der Basis höherer Weinzölle zu einem neuen Verttag mtt Spanien kommt, muß nach dem bisherigen Verlauf der Be- ratungen stark bezweifelt werden. Die Deutschnationalen, die allein an dieser Entwicklung schuld ttagen, haben damit aufs neue ihre völlige Unfähigkeit zur Handelspolitik be- wiesen._

das Mörüernetz üer»Nationalkommuniften". Von Döberitz und Küstriu nach Mecklenburg . Im Anschluß an das Todesurteil im Schweriner Geheimverfahren erinnert dasVersiner Tageblatt" an eine ganze Reihe weiterer Mordtaten, die noch der Aufklärung harren. Es fei ein« ganze Liste von Morden bekannt: So wurde an der Chaussee vom Dorfe Mecklenburg nach Bad Kleinen im vorigen Jahre ein Unbekannter erschossen auf- gesunden. In der Nähe des Forts der Festung Küstrlu find er­schossen ausgesunden worden ein gewisser G r ö s ch k e und Brauer. Im Tegeler Forst wurde der angebliche Oberleutnant Müller von dem anscheinend noch immer nicht ausgelieferten Grütte-Lehder erschossen.(Nach unserer Kenntnis ist Grülle- Lehder gegen- wärtig in Moabit in Haft, also schon ausgeliefert. Red. desVorw.") Ein anderer Völkischer ArnoSchwenk« wurde am 30. Aprll dieses Jahres im Tegeler Forst erschossen. Der Fall, welcher aber am meisten Aufmerksamkeit neben dem Fall Holz hervorgerufen hat, war die Erschießung de« Leutnant» Sand, der mit zwei Kopfschüssen in vöberih aufgefunden worden ist. Dieser Fall, für dessen Aufklärung seinerzeit(im Herbst 1923)«Ine hohe Belohnung ausgesetzt worden war, ist deswegen so bedeutsam, weil gewisse Spuren von da zur Ermordung de» Höh führen. Alle diese Mordtaten fallen entweeder kurz vor oder nach dem mißglückten K ü st r i n e r Putsch des bekanntm früheren Majors Buchrucker. Cs scheint auch, daß der Kreis der Personen, die für die Ermordung der Genannten verantwortlich sind, ungefähr der gleich« i st, wie der des jetzt zum Tode verurteilten Oberleutnant« S ch o e l l e r und L i e z ko. Diese Leute hielten sich zur Zeit der Ermordung des Sand in Döbsritz auf und waren bereits da- mal« verdächtig, an der Ermordung des Sand mitgewirkt zu haben. Liczka führte von Döberitz aus einen Trupp von Ernte-

ich jage auf schäumendem Pferde durch eine Grassteppe und freue mich des blaugewölbten Himmels. Der Abend findet mich am Strande der Südsee. Alle Strahlen des scheidenden Sonnenballs lenke ich auf meine Brust, und die Wellen umspülen meine Füße. Groß soll die Welt sein aber wenn der Torbogen der Fabrik Leib um Leib am Morgen an sich reißt, dann kann die Welt nach Ouodrotineiern ausgcmessen werden. Die Ferne ist ein Nichts; Gebirge und Meere gehören zu den Märchen, die nicht wahr sind. Der Abend erst läßt einen Pfad frei, den die Nacht wieder zuschüttet. Es liegt um uns alle eine Frage o große Frage der Sehn- sucht. Irrende Augen, brechende Herzen und gequälte Glieder blicken zu dem ungekennzeichnetenWann?". Jedoch aus allen heimischen Gebieten kommen einzelne, verloren« Töne, wandernd mit unbe- rechenbarem Winde, manchmal grausig zusammenschlagend, sich suchend und findend wie Verlorengegangene, furchtbar anschwellend zum Wahnflnnsschrci Zuchthaus Europa ! Du aber beschaust den funkelnden Glanz eines Falters und träumst auf einsamen Fahrten ein anderes Leben, um beim Erwachen Echo der Sinnlichkeit zu sein.

kultursihaaüe. Der Afsenprozeß von Dayton wird von der europäischen Presse als Hundstogsulk gewertet. Ist er wirklich nicht mehr? Man schüttelt den Kopf, und etwas wie Empörung will sich regen. Kultur- schände! Rückfall ins Mittelalter. Man versucht zu begreifen. Schlechte Schulen, Hinterwald, Sektenwesen, einseitigpraktische Bildung". Bryan: unwürdige Reklame, gewissenlos angewandte Psychologie zur Massenbeherrschung. Trotz alledem bleibt ein Rest. Da glaubt man an Wissenschaft und ihre Ausbreitung, und nun schiebt der Glaube die Wissenschaft beiseite. Nicht nur das: man alaubt in einem Zeitalter zu leben, in dem der Grundsatz der Toleranz zum Allgemeingut geworden sst, soweit religiöse und wissenschaftliche Problem« in Frage kommen und in Dayton wird die Intoleranz zum Staatsgesetz erhoben. Aber man ttöstet sich: im amerikanischen Hinterwakd sind sie eben ein wenig oerrückt, bei uns guten Europäern gibt es das Gott sei Dank nicht: denn wir sind aufgeklärt, tolerant, und wir überlassen die Kulturschande anderen. Doch indem wir uns trösten und den Afsenprozeß beiseite schieben, fällt uns ein: gibt es nicht in Europa , in Deutschland , in Bayern , so etwas wie das Konkordat? Wird dort nicht der Schul- Unterricht in welllichen Fächern auf die religiösen Glaubensartikel abgestimmt und von den kirchlichen Behörden beaufsichtigt, muß sich nicht dort die Wissenschaft dem Glauben, oder besser, dem Dogma beugen? Und besteht der Unterschied zwischen Dayton und Boyern nicht im wesentlichen darin, daß man'» in Amerika per Sensation macht, in Bayern aber stillschweigend, während wir als aufgeklärte Europäer vom Fortschritt des wissenschaftlichen Denkens deklamieren und uns als ausgetlärt« Nation, die es so herrlich weit gebracht hat, von der Kulturschande von Monkeyvill« abwenden? Kullurschande, Rückfall ins Mittelalter! Natürlich nur in Dayton, Tennessee USA., nicht bei uns.

arbeitcrn nach Prrtzwalk, Oberleutnant Schoeller ging nach Bollen» hegen in Mecklenburg , wo er unter dem Namen Rolf lebte und sich auch verheiratete. Alle diese Personen haben seinerzeit tu der unmittelbaren Umgebung des Majors Buchrucker verkehrt. Der junge Holz scheint in seinen Reden unvorsichtig gewesen zu fei« und sich dadurch unter den Roßbach-Leuten starke Gegnerschaft zu- gezogen zu haben. Schon ein Jahr vor seinem Tod« wurde da» Wort aus ihn geprägt:Man muß ihm«ins auf den Bräge» geben." Als der Küfttiner Putsch losbrach, hielt es der demo­kratische Reichswehrminister mit seinen außerordentliche» Vollmachten, die ihm der Ausnahmezustand verliehen hatte, für notwendig, dieselbe Geheimniskrämerei� an- zuwenden, wie das Schweriner Schwurgericht sie in diesen Tagen anwandte. In dem amtlichenHeeresbericht" über den Anschlag Buchruckers prägte der Wehrminister das Herr» liche Wort von denn a t i o n a l k o m m u n i st i f ch e n Haufen", die sich bei Küstrin gefammell hätten. Diese nationalkommunistischen Haufen" stellen also die Mord- buben, von denen in Schwerin die Rede war. Jürgen von Ramin wird für sie nächstens wieder eine Rede im Reichs- tag halten und auch mit seinerW a f f e i n d e r H a n d" für den anderen Morgen drohen! Das ist augenscheinlich völkische Gewohnheit. In Mecklenburg sind einige aller» dings zum Tode verurtellt. In Berlin aber wurde der Wikinger Rehnig freigesprochen, der am hellen Tag« den Rcichsbannermann Schulz erschoß!

Lüneburger Justiz. Einobjektiver" Gerichtsvorfitzender. Zu dem skandalösen Urteil im Lüneburger Reichsbonnerprozcß. über dos wir kurz berichteten, wird uns geschrieben: Die Berhand» lung dauerte vom 7. bis 17. Juli. Ihnen lag folgender Tot» bestand zugrunde: Am 13. und 14. September 1924 sst es in Lüneburg gelegentlich des Republikanischen Tage» des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gvld zu verhängnisvollen Unruhen gekommen, deren Ursachen in einem unglücklichen Zusammenfallen dieser Beranstal» tung mit einem Stiftungsfest der Feuerwehr zu suchen ist. Die ort- liche nationalistische Presse fühlte sich veranlaßt, für diesen lag in provozierender Weife zu einer Auseinauderfehung zwischen Schwarzweißrot vnd Schwarzrotgold auszurufen. In einer bereits ungesunden krftischen Atmosphäre mußte unter einem Wald schwarz- weißroter Fahnen dieses Fest der Republikaner abgehollen werden. Es ist mehrfach zu Zusammenstößen gekommen. Die Fahnen wurden heruntergerissen. Harburger Schutzpolizei mußte«ingesetzt werden und als nächste Folge verbüßten verschiedene Republikaner lang- wierige Untersuchungshaft. Jetzt hatten sich 20 Angeklagte aus Hamburg . Harburg, Wilhelmsburg , Celle und Lüneburg zu ver- antworten wegen teils leichten, teils schweren Landfriedensbruchs, Hausfriedensbruchs, Körperverletzung und anderer Delikt«. Don den Angeklagten war keiner vorbestraft. Die Verhandlung vor dem Schöffengericht in Lüneburg stand unter dem Vorsitz des Amts- gerichtsrats Gantz. die Staatsanwallschaft verttat der Staatsanwaltschaftsrot Stürenberg. die Nebenkläger Dr. v. Mangoldt, und die gesamte Verteidigung lag in den Händen der Rechtsanwälle Dr. Braun(Magdeburg ). Dr. Pardow(Himburg) und Dr. Friedmann(Harburg ). Der Gang der Verhandlung charakterisierte in eindeutiger Weise die Voreingenommenheit des Gerichtshofs, dessen Vorsitzender dauernd vomÄokbcnnerkag" redete und ein auffallen. des llnvermögen an den Tag legte, die drei Silben fchwarzrokgald auszusprechen. Obwohl es der Verteidigung gelang, in einwand- freier Weise durch ein umfangreiches qualssiziertes Zeugenmaterial die meisten Angeklagten völlig zu entlasten, so daß die gegen sie er- hobenen Anschuldigungen in sich zusammenbrachen, hat der Gerichts» Hof ein Tendenzurteil gefällt.

veröfsenllichung der Aufwertungsgesehe. In den Nummern 31 und 32 des R e i ch s g e s« tz b l a t t e s, die am Sonnabend erschienen sind, ist der Wortlaut der Aufwertungsgesetze veröffentlicht worden.

Gemütvolle Berliner Bosse. Erdmann Graeser hat einen in einer Berliner Tageszeitung erschienenen Roman zu» ammen mit Georges Burghardt zu einem Berliner Volks. tückKoblanks" zurecht gebogen, und die Sommerdirektion des Residenzthcaters führt es auf. Es soll..der Versuch gemacht werden, die altberühmte, gemütvoll-lustige Berliner Posse zu neuem Leben zu erwecken". In den acht Bildern, die das Berlin der Gründerzeit in etwas matten Farben zeichnen, wird das Schicksal einer ganzen Generatton gezeigt, ohne daß wir für die erste Eheirrung des Bierkusschers Nonte Koblank und feine glückliche Landung in den richtigen Ehehafen das rechte Interesse bekämen. Wenn schon Berliner Posse, dann wäre es einfacher gewesen, von vornherein..Hasemanns Töchter" oder..Mein Leopold""aufzuführen. Ich glaube kaum, daß auf die Weise die Berliner Posse auferstehen wird. Immerhin steckt in Graesers Posse eine ganze Menge Humor, so daß die Zuschauer trotz der sommerlichen Schwüle in Stimmung kamen. Am meisten trug dazu der Direktor Max S a m st bei. dessen vomadige Komik und trockener Witz Lochstürme«ntfessellen. Ueber die Musik von Dr. Richard Hirsch läßt sich nichts aus- sagen, da der Biolinist der etwas fadenscheinigen Sommerkapelle sich selbständig gemacht hatte und aus eiqene Faust spielte, so daß ein lieberblick über die beabsschttgte Wirkung des Orchesters unmöglich wurde. Dgr. ver römisch« Gruß. Der Präsident der Provinzbehörde von Manwa hat für seine Angestellten vor einiger Zeit«inen Erlaß heraus» gegeben, wonach die Vorgesetzten in Form desrömischen Grußes", d. h. mit erhobenem rechten Arm. zu grüßen seien. Dieser Gruß war bisher das Vorrecht der Faschisten. Mussolini Hot nun den Präsidenten durch seinen Prioatsekretär seine lebhafte Genugtuung aussprechen lassen. Wenn bei uns die Schupo den rechten Arm hebt, so heißt dos Stillstand". Bedeutet der faschistische Gruß dasselbe? Also dann: Anerkennung des geistigen Stillstande«, der in den Faschisten- Häuptern herrscht, durch die Untergebenen. Imperator Mussolini . das ist gefährlich! Denn dann kann es geschehen, daß man dir bald ein anderesStillstand!" zuruft.

Ver Maler<k. M. einen, der besonder» durch seine illustrierte Bibel 5?» kannt wurde, ist in B-denweiler, wo er zur Kur«eilt«, im Aller von Sl Jobren gestorben. vi« ftSrerzahl der Berlin « ssochschulen zeigt nach d« jetzt abgeschlosienen Statistik der Berliner Unwerfität wieder ein kleine» Ansteigen. Jn»celanit waren an der Unlversilät in dielen, Sommer 847S Personen tmmatrikuiicrh davon 72S0 männliche und 1225 weibliche. Ungewöhnlich groß ist die Ausländerzist«, fte««eicht mit 1337 last den sechsten Teil der Studentenzahl. Die größte Anzahl der Studenten gebärt der philosophischen stakultät an, dann folgen die juristisch« und die medizinische: erst In weitem Abstand ichließt sich die theologische stakultät an mit 298 männl-chen und 5 weiblichen Hörern. An der Landwirtschaftlichen Hochschule sind 789 männlicke und 13 weibliche Studierende immatilkulieri, an der Tierärztlichen 118 und 13. Die Akademie der Künste zähll 227 und 101 Studierende. Seometrielrdrgäag« im Sinne der neuen Lehrpläne veranstallet die Staalliche Hauptslelle für den naturwissenschaftlichen Unttrricht in Berlin in d« Zeit vom 10. August bi« 19. Septemb« d. I. E« tollen nur Stndienrate. Eludienastessoren und Stndtenref«endar« mll Lebrbesäbigunq in der Malhematik linberuien werden. Meldungen zur Teilnahm« find dem Provlnztalschulkollegium einzureichen.