nähme zurückgeworfener Heereskörper anzulegen. Es war die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit der Tnippe bei weitem überschätzt und vor allen, die Infanterie„ausge- punwt" worden. Es war der Kapitalfehler begangen worden. die Tankwaffe für Angriff und Verteidigung falsch ein- zuschätzen. Damit ist die Ausweitung des großen Durchbruchs- verfuchs im März 1918 schwer behindert und die Zermürbung der wankenden deutschen Front durch die Tankgeschwader der Entente wesentlich erleichtert worden. Was General v. Kühl andeutet und mehr oder minder unterstreicht, wird von dem beklagten Vertreter der OHL. (Ludendorfs hat sich ja bekanntlich vor einer Rechtfertigung gedrückt), dem Chef der Operationsabteilung, Oberst W e tz e l l, entschieden bestritten. Die Schuld liegt überall nicht bei der OHL., sondern in dem elenden Pech der großen Strategen, „in der Natur der Dinge". Ueberall sind die Franzosen , die Amerikaner, die faulen Verbündeten, die Heimat schuld— nur nicht die deutsche Heerführung—, die unvergleichliche Hini>enburg-Ludendorffsche Strategie! Selbst der Kardinal- fehler der deutschen Führung im letzten Jahr, das Versäumnis, die Front rechtzeitig„vom Feind abzusetzen", als der Sieg unmöglich war, wird beschönigt mit irgendwelchen Redens- arten, die geradezu platt und erbärmlich klmM-n. Der hohe Ausschuß aber konstatiert lediglich ein« Divergenz in den taktischen und strategischen Auffassungen der beiden Generale, die sich gewiß nicht weh tun wollen, bringt alles sein säuberlich zu Papier — und schweigt! Ja wozu baben wir denn die weit und breit im In- und Ausland festgelegten Urteile des Nachfolgers Ludendorffs im Osten des Generals Hoffmann, seines Nachfolgers im Westen, des Generals G r ö n e r, des Generalstabsmajors Endres wundervolles Werk ,T)ie Tragödie Deutschlands " und andere, die samt und sonders die Katastrophe des Sommers 1918 aufzeigen mit einer schonungslosen Kritik, als die Frucht einer wahnwitzigen und geistlosen, geradezu verheerenden Strategie? Wozu haben wir denn die Fachurteile des Aus- landes? Sind etwa die militärischen„Gutachten" eines Foch, eines Buat, eines Maurice, eines Thompson, eines Wrigth, eines Eonverset, eines Pierrefeu weniger wert, weil die andere Seite letzten Endes die Trümpfe in der Hand hatte und zu siegen verstand? Darüber geht der Philippsche Ausschuß hinweg, wie wenn Ludendorff von einem Hottentottenhäuptling und einem Zulukaffernheer militärisch geschlagen worden wäre und nicht von einer Armee mit den ältesten militärischen Führer- traditionen der Welt. Kein Mensch wirst den Männern der letzten Heeres- leitung Untreue und„Pflichtwidrigkeiten" vor, den Männern, die zu Halbgöttern aufgestiegen wären, wenn ihr frevechaftes Spiel mit dem Schicksal der Nation geglückt wäre aus dem Schlachtfeld zwischen Amiens und Reims — aber sträfliche Fahrlässigkeit, Leichtsinn in der Anlage und nervöses Ber- sagen beim Umschwung der großen Schlacht! So bedeutet die Herausgabe des Werkes jenes Unter- suchungsausschusses in dieser heißen Juliwoche, in der wir alten Soldaten alljährlich an die Mobilmachung und an den Aufmarsch denken wie an einen düsteren Traum, eine un- erhörte Verhöhnung aller derjenigen, die diesen Krieg er- lebt haben, nicht als ein strategisches Rechenexempel, als eine „Patentlösung" des Generalstobs, sondern als das schwerste Erlc.bnis unsere? Daseins, das ausging von jener Hundstags- wache, in der wir unsere Tornister und Packtascfym zu den Bahnhöfen schleppten, und endete m jener Novembenooche. in der die Trauer und die Verzweiflung herausschlug aus den zermürbten Bataillonen, die nicht mehr an einen Sieg glauben konnten, weil ihnen vier Jahre voll Lüge und Todesnot die Seele zerbrach Dieses Werk bedeutet in seiner jetzigen Ge- stalt eine Verhöhnung der wirklichen Frontsoldaten, die das Ende kommen sahen mit heißem Kopf und mit brennen- den Augen, ganz gleich, ob sie die Achselstücke, die Epaulettes dek Stabsoffiziere oder die„Knarre" getragen haben! Heber diesen Ausschuß, seine Mehrheitsbeschlüsse und Bände hinweg wird die Geschichte ihr Urteil sprechen.
ver Vorhang. Von Laurenz Genner . Abend aus der uniti in T r i e st. Mitten aus dem Platz spiell«ine Musikkapelle, umdrängt von Hunderten Menschen, lebhaste Weisen. An den kleinen Tischen, die auf dem Platz vor den Kaffee- Häusern aufgestellt sind, sitzen in langen, dichten Reihen Triestiner und Fremde und nehmen gelati(Gefrorenes) und schwarzen Kaffee und rauchen und flirten und lauschen der Musik und sehen bisweilen auf das Meer hinaus, daß sich da draußen aus- breitet in schwarzer, geh�imnisvoll-nächtlicher Schönheit. Schöne Mädchen, angetan mit reizend einfachen, seidenen Kleidern, gehen in lichten Gruppen über den Platz und wiegen die schlanken Leiber graziös im Takt der Musik. Offiziere schreiten säbelklirrend einher und sehen stolz drein und befehlend, wie es sich für königlich-ttalicnische Offiziere geziemt. Die elegant« Welt von Trieft trägt sich hier wie auf dem Korso zur Schau. Di« Buchstaben einer Lichtreklame springen glitzernd auf dem Giebel eines Hause» auf und verschwinden wieder, um anderen Platz zu machen. Licht ist ringsum. Alle Häuser scheinen festlich beleuchtet zu sein. Stilvoll erhebt sich in diesem Lichterglanz die Pracht des Municipio, d�s Rathauses. Licht und Lust, Glanz, Pracht und Behaglichkeit. Dennoch trennt diese Welt der Freude nur ein schöner, dünner Vorhang von der anderen Well, der Welt des Elends. Der Vgrhang ist da» Rathaus. Wir gehen durch eines seiner Tore und kommen mit zwei Schrillen vom Platze des Lichtes und Glanzes in eine enge, finster« Gaiie voll Schmutz und Gestank. Mädchen tänzeln am Anfang der Gasse, Mädchen locken geschminkt und geputzt, mit aufgelöstem Haar und halb entblößter Brust, an den dunklen Toren der dunklen Hofe. Hübsche, schlanke, graziöse Mädchen, wie die anderen auf dem Platz. Rur daß die anderen ihre schlank« Schönhell im Lichte zeigen, dieweil diese sie m finsteren, schmutzigen Ecken und Kammern preisgeben und dem sicheren Elend verfallen sind. Halbnackte Kinder durchtollen die Gassen und balgen sich in den dunklen Höfen. Reben den Mädchen. Das Geschäft der Liebe, da, sich vor ihren Augen ouftut, ist ihnen schon eine selbstverständliche Sache. Aus düsteren Weinstuben dringen rauhe Lieder: Matrosen und Soldaten genießen ihre freien Stunden. Auf den niederen Schwellen der Häuser sitzen alle Frauen mit zerzausten, grauen Haaren, ledersarbenen Gesichtern und welken Brüsten. Reben säugenden Müllem. steigen die Gassen und Gäßchen die Allstadt hinan. Die allen Häuser scheinen jetzt und setzt einzustürzen. In diesen Häusern ballt stch das Elend in engen Räumen zusammen, in die nie ein Licht-, etn Sonnenstrahl dringt. Erwachsene und viele, viele Kwder find in
Räumung üer Sanktionsgediet e. Beschluß der alliierten Regierungen. London . 21. 3tt(L(1DIB.)„Times" berichtet, daß die Regierungen Großbritannien ». Frankreichs , Belgiens und Italiens übereingekommen seien, die Städte Düsseldorf . Duisburg und Ruhr- ork im Anschluß an die Räumung der Ruhrgebieles zu räumen. Düsseldorf , 21 lluli.(Eigener Drahlberichl.) Die b e l g l- sche Besahungszone auf dem rechten Rheinufer ist seil der> Aach« von Montag zum vienslag 12 Uhr von belgischen Truppen restlos geräumt. In Düsseldorf , wo franzäflsche Besatzung liegt, wurde am Montag ebenfalls mit der Räumung begonnen.
Schwarzweißrote Rüpelszenen. N ach der Räumung werde« die Hakentreuzler mutig! Herne , 21 Juli.(Eigener Drahtbericht.) Am Abend des Räumungstages kam es in H e r n« zu einem Zwischenfall, hervor- gemfen durch demonstrierende Mitglieder nationalistischer Organisationen, die Merwolf-, Stahlhelm- uad Hakenkreuz- abzelchen trugen, und mit wehender schwarzweißroter Fahne durch die Bahnhofstraße zogen. Die hierdurch erregte Arbeiterschaft forderte in Znmfea die Besrilignug der schwarzweihrolen Fahne. Schließlich kam es zu einem Handgemenge zwischen den beiden Parteien, in derem Berlauf die Monorchistenfahi e zerrissen wurde. Die Polizei stellte die Ordnung wieder her. Auch in Bochum kam es zu ähnlichen Austritten. Dort rückte am Montag nach 2 Uhr von AUena kommend, die Schupo ein. Der Empfang det Schupo wurde von mit Knüppeln bewaffne- ten Hurra-Patrioten zu Kundgebungen benutzt. An- gestchts der durch die nationalistischen Kundgebungen hervorgerufenen außergewöhnlichen Spannung appelliert die gesamte Linkspresse des Ruhrgebietes an die Energie der Stadtverwollungen, da sonst Zwischenfälle unvermeidlich seien. Polizeidirektor Stühmeier übernimmt wieder die Gesamtleitung der Polizei in Bochum . Damit werden sämtliche provisorisch eingerichteten Bezirke- polizeiämter ausgehoben. Bochum , 21 Juli.(MTB) Gestern abend um g� Uhr kam es hier zu einem Auflauf vor dem Bahnhofshotel in unmittelbarer Näh« des Hauptbahnhofs. Der Hotelbesitzer hatte entgegen der Anordnung der Stadtverwaltung, daß Bochum erst ab 12 Uhr befvtzungssrei sei und die Bevölkerung die Ruhe zu wahren hob«, schau um S Uhr die schwarzweißrote Fahne herausgehängt. Bor dem Lokal sammelte sich eine große B o l k s- menge, zumeist aus jungen Leuten bestehend, und es kam zu schweren Zusammenstößen. Da» Ueberfallkommando der Polizei schritt ein und zerstreute dl« Menge mit der blanken Waffe. Der Wirt wurde ersucht, die Fahne ein- zuziehen, um weiteres Unheil zu vermeiden.
Ein �verschollener� aufgefunden. Hotteurotts Schicksal. Wolffs Bureau weiß zu melden, daß„in seiner Billa in Königs- dorn der Verleger der aus dem Ebert-Rothardt- Prozeß bekannten„Mitteldeutschen Presse", Hans Hotten- r o t t- Staßfurt verhaftet worden ist. Hollenrvll halle noch eine längere Gefängnisstrafe zu oerbüßen, galt aber seit etwa zwei Jahren al» verscholl« u". Dies« Meldung ist ebenso vorsichtig wie unvollständig. Der völkische Hetzopostel hat das Mundwerk gegen den Reichs- Präsidenten Ebert so voll genommen, daß er dafür wegen Be- schimpfung de» Reichsoberhaupts zuzweiJahrenGefängnis verurteill wurde. Als er die verbüßen sollte, war er plötzlich ver- s ch w u u d e«. aber nicht etwa„verschollen". Dielmehr wurde im Prozeß gegen Röthardt daraus aufmerksam gemacht, daß dieser .Verschollene" unter dem Namen„Hagen " luftig an dem Winkel- blättchen weiter mllorbeite, dessen Verleger er nach wie vor ist und bei dem der angeklagt« Jüngling Rothardt nur als Strohmann diente. Es wurde auch ganz offen darauf hingewiesen, daß Hotten- roll sich in Bayern aushalt«. Wenn auch die Prozeßleitung eine nähere Erörterung dieser Dinge unterband, so war doch seit dem
ihnen zusammengepfercht.„Sie sind schlecht« Mütter, die Italien «. rinnen," sagte mir ein italienischer Arbeiter,„denn sie kriegen viel« Kinder." Daß sie mit den vielen Kindern in lichtlosen, engen Löchern „wohnen" müssen, ist freilich nicht ihre Schuld. Der fremd« Spießer geht schnell durch die dunklen Gassen. Man muß sie gesehen haben. Aber man trachtet, rasch wieder hinaus- zukommen. Schmutziges Volk! Betttervolk! Ach ja! Man muß es ja nicht näher kennen, das schmutzige Bettlervolk, das voll unnachohinlicher, echt italienischer Liebenswürdigkeit, ja voll Hilfs- und Opferbereitschaft auch in diesem Dieriel de» Grauen» ist, das nur«in dünner Borhang von der Stätte auf- dringlicher Pracht und hellen Vergnügens trennt. Wie anderswo auch. Nur daß vielleicht der Borhang nicht überall gar so dünn ist, nur daß vielleicht die Gegensätze nicht überall gar so erschreckend und unerträglich sind.
Des großen Malers Totenfeier. Schwarze Wände, goldene Kerzen. Blumen, bunt und lebens- frisch. Hunderte und aber Hunderte prominente Bertreter von Kunst und Wissenschaft, von Stadt und Staat, und Freunde, zahl- los« Freunde waren heute vormittag in der Sezession am Kur- sürstendamm zu Lovis Corinths Trauerfeier ver- sammelt. Eine edel geformte Totenmaske, die der Maler Michaelson schuf, liegt am Ende des braunen Sarges. Gegen Uli Uhr kommen die Angehörigen Corinths. zuerst die Gattin, die ihn so treu ge- pflegt Feierlicher Gesenq leitet ein, und dann ergreift für den Vorstand der Sezession F r e-i h e r r v. König das Wort. Wie schön, daß er von Corinth sagen konnte, wer wie er die große Schön- hell dieser Erde erschaut hat, der lebt in steter Erregung, und sein Schaffen ist unerschöpflich. Schwere» Leiden überwand sein Wille. und aus dem Leiden erwuchs ihm letzte Entfaltung. Die Krankheit ward ihm ein läuternde» Feuer, das oll« Schlacken verbrannte und seine Sehnsucht vergesstigte. So wurden seine letzten Bilder seine schönsten und wuchsen über Zeit und Raum hinaus. Ihrem Schöpfer gilt nicht unser Abschied, denn er wird ewig leben. Doch von dem Menschen Corinth , dem treuen Freund und Führer, müssen wir jetzt scheiden. Wir alle liebten ihn, und seiner Fahne, die das Zeichen trug des heißen Glaubens an da» eigene Werk, und an die Wahrheit eigener Erkenntnis, sind wir gern gefolgt. An des Führer» Sarg geloben wir, ihr weiter treu zu dienen. Für die Akademie der Künste oerlas dann Prof Franck eine Rede des am Erscheinen verhinderten greisen Max Lieber- mann, der in ihr fragte: Wer wird uns des Malers Güte und seine Kampfbereitschaft ersetzen? Schließlich sprach Geheimrat I u st i von der Nationalgalerie von Corinth» wundervoller Bescheidenheit, die ihn als wahrhaft großen Menschen so deullich auszeichnete. Dann sang Pros. G r ü n f e l d s herrlich welches Eello ein Klagelied, ein Totenlled und doch ein Lied des Lebens. Das Bleibende geht durch den Tod jum Leben. Lovis Corinth bleibt. Während diese Zeilen geschrieben werden, rollt ein Totenwogen dem Wllmersdorfer Krematorium zu. Eines großen Künstler» letzter Weg führt w dos Nichts und in die Ewigkeit»"«»»tck,.
Magdeburger Prozeß überall bekannt, daß Hottenrott sich in das Dorado der Feinde der Republik , nach Bayern , zurückgezogen habe, wo ErHardt, der Meineidige, noch immer herumspukt. Daß das völkische Hetzgewerbe unter Umständen ganz einträg- lich sein muß, bestätigt die Wolff-Meldung, wonach der„Ber- schollene" sogar eine eigene Villa bewohnte, ohne daß er bisher hätte aufgefunden werden können!
Sozialiftenkonferenz in örüssel. Beratungen über den Ticherheitspakt. Brüssel . 21. Juli. (MTB.) Vertreter der deutscheu So- zialdemokratie und der belgischen Arbellerpartei traten gestern in Brüssel zu einer Prüfung verschiedener Fragen zusammen, die im Laufe der gegenwärtigen Verhandlungen zwischen England, Deutschland , Belgien und Frankreich über den S i ch e r h e i t s- p a k t aufgeworjen worden find. Nach einer Meldung der Belgi- schen Telegraphenagentur beschäftigt« sich die Konferenz hauptsäch- lich mit den Bedingungen, unter welchen zwischen Deutschland einerseits und Polen und der Tschechoslowakei anderersell? abzuschließende Schiedsgerichtsverträge garantiert werden würden: ferner mit den Bedingungen, unter welchen Deutschland Mit- glied des Völkerbundes werden würde, und schließlich mi: den Bedingungen, unter denen einer der Staaten, die die verschiedenen vorgesehenen Berträge unterzeichnet hätten, als Angreiser betrachtet werden solle. Auf Grund dieser ersten Prüfung kam man zu der Ansicht, daß die gegenwärtig bestehenden Schwierigkeiten zwischen den Mächten vermieden worden wären, wenn alle interessierten Staaten auf dem im September in Genf ausgearbeiteten Prowkollentwurf verharrt hätten. Man war der Meinung, daß es noch möglich fei, diese Schwierigkeiten durch den Völkerbundspakt zu lösen oder sogar lpielend zu beseitigen unter der einzigen Bedingung, daß Deutsch- land in den Bölterbund mit denselben Rechten und Pflichten eintrete, wie sie die übrigen Nationen haben. Uebereinstimpiung herrschte ferner darüber, daß die in der öffentlichen Meinung Deutschlands und Rußlands aufgetauchten Befürchtungen über die Art und Weise der Anwendung de» Artikels 16 des Dölkerbunds- paktes für den Fall, daß Rußland in einen Krieg verwickelt würde, zum großen Teil ihre Berechtigung verlieren würden, wenn Rußland Mitglied des Bölkerbundes werden würde. Die Konferenz beschloß, ihre Arbeiten in einer zweiten Sitzung fortzusetzen, zu welcher Vertreter der polnischen und t s ch e ch o» slowakischen sozialdemokratischen Partei eingeladen werden sollen. Diese Sitzung soll noch vor dem nächsten internationalen Kongreß abgehalten werden._ polnistbe Agrarreform. Und nationalistische Nebenabsichten. Warschau . 21. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Der polnische Sejm hat am Montag das polnische Agrargesetz endgültig angenommen. Es bestimmt, daß in jedem Jahr ein Landaufteilungsplan aufzustellen ist, der 200 000 Hektar Gutsländereien zur Parzellierung umfaßt. Die Opfer dieser Gesetzesbestimmungen dürften hauptsächlich unter den nationalen Minderheiten zu suchen sein. Gegen die deutschen Minderheiten enthäll da» Gesetz z. B. die Bc- stimmung, daß all« von den Teilungsmächten unter Sonderbestim- mungen erworbene Landstücke ohne Schonung irgend eines Rest- besitzes bis auf das letzte aufgeteilt werden können. Im übrigen ergab sich aus der Debatte, daß die Parzellierungsplän« dazu dienen sollen, zunächst einmal in den Grenzgebieten polnisch zu kolonisieren.
Die englische Union für demokratische Kontrolle begrüßt den Verzicht Deutschlands auf Aenderung seiner Westgrenz« und wendet sich gegen Teilsicherungsverträge, die nur zur Bildung neuer Mächte- gruppen führen. Sie bedauert, daß durch die Sicherheitsverhand- lungen die Abrüstung nicht unmittelbar gefördert wird. Die polnische Anleihe in den Vereinigten Staaten ist ein Miß- erfolg. Nur 40 Proz. de« aufgelegten Betrages sind gezeichnet worden. Di« Zurückhaltung des amerikanischen Kapitalmarktes ist auf dos Mißtrauen in die wirtschaftlich« Zukunft Polens zurück- zuführen.
Abbau der Gesängnisse— in England. Seit dem Jahre 1314 sind in England und Wales mehr als 20 Gefängnisse, d. h. der dritte Teil der Gesamtzahl der Strafanstalten Englands, geschlossen worden. Es verbleiben damit nur noch ungefähr vierzig Gefängnisse, die der Strafvollstreckung dienen, und auch diese sind längst nicht mehr voll besetzt. In diesem bemerkenswerten Rückgang der Zahl der Straf- anstalten und Strafgefangenen spiegelt sich die starke Abnahme der Zahl der zu Gefängnis verurteilten Personen, die in England seit 1913 zu oerzeichnen ist: sie beträgt seit dem genannten Jahre volle 66 Prozent. Jnsolgedessen ist England heute in der glücklichen Lage, seine Gefängnisse abbauen zu können. Dieser Abbau ist gleichzeitig eine hübsche Einnahmeauellc. Man ist nämlich dazu übergegangen. die geschlossenen Gefängnisse im Wege öffentlicher Versteigerung zu verkaufen. Erst kürzlich wieder fand eine solche Dersteiaerung statt. Sie betraf nicht nur das Gefängnisgebäude als solches, sondern auch die gesamte Einrichtung einschließlich der Gefängniskapelle nebst Kanzel aus Eichenholz. Altar, Orgel, Bibel und Gesangbüchern.„Der Abbau der Gefängnisse," erklärte kürzlich ein hoher Beamter de» Ministeriums des Innern dem Berichterstatter eines Londoner Blatts,„ist einfach eine Folge der Tatsache, daß jetzt weniger Leute zu Gefängnis verurteilt werden. Der Strafvollzug hat heut« die Tendenz, die entgleisten Männer und Frauen, wenn es irgend mög- ist, zu bessern und wieder aus den rechten Weg zu bringen. Gefängnis st rasen sind für diesen Zweck kein geeignetes Mittel und sollten daher nur im äußersten Notfall verhängt werden." Man würde sich indessen eines Fehl- schlusses schuldig machen, wenn man aus dem Rückgang der Zahl der englischen Gefängnisse etwa darauf schließen wollte, daß die Zahl der Verbrechen im gleichen Berkältnis abgenommen bat. Kamen doch im Jahre 1923 mehr als 110 000 Verbrechen zur Kenntnis der Polizei. Es ist dies die höchste Zahl, die seit 67 Jahren— früher gab es in England keine Lerbrecherstattstit— registriert wurde. Jetzt aber ist die Kurve wieder im Abnehmen begriffen: ohne Frage eine Folge der enolischen Strofreform, die den Berurteilten seyr häufig Bewährungsfrist einräumt. Schildbürger. Ein italienisches Blatt berichtet folgende Be- gebenheit: In der Zollverwaltung wurde ein Wächter schlafend an- getroffen. Dieser Dorsall gab Anlaß zu folgender Strafverfügunq: „Dem eingescklafenen Wächter werden 7,50 Lire Strafe auferlegt. Der andere Wächter, der nicht eingeschlafen war, erhält 10 Lire Geldstrafe, weil er zuließ, �rß sein Kolleg« schlief."— Die Moral von der Geschichte: Wenn ein Zollwächter schläft, so tut der ander« gut, auch zu schlafen! �
Sngnnll« der hedwln-V-'-gel-hlll« llndet eine?rtravorsl«?unq der „Deullchen Klein st ädtrr* am Sonntaa. den 28. natfirn. 3 Ubr. in der BalkSbübne am S ü I o« p l a tz statt. Der Gesamtertrag lalle Kiwstlrr spielen unentqeltllch) flieht der Hedwig-Nanael Hille für aesallene Mädcben J" der Paule findet eine Berloluna statt. Jede dhitrlttskavte ist»«gleich ein So». Hauptgewinn Ist ein Harmonium karten h 3, 2 und 1 Mark Bei fifrau Hedwig Mangel. Steglitzer Sttahe 35 kLiltzow 15S7» oder bei Wertkeim, und an der Theaterloste läalich von 10-2 Uhr, Sonntag» non 2 Uhr ab. AU»arternder lechnl'che hochschvkr. Me llkkeste BraffQ« HochsSuk««es«