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Der Moröanfchlag auf /imenöola Tie Faschistenprefse verhöhnt das Opfer! Rom , dsn 22. Juli. Aalien muß wirklich den Kelch der Demütigung bis auf die Hefe leeren. Nach dem von offiziell-faschistischer Seite der Vizepräsident des Senats alsLuder", und der frühere Ministerpräsident und Inhaber des Llnnunziata-Ordens (Vetter des Königs!) Orlando als Oberhaupt der Maffia bezeichnet worden sind, findet das hon plus ultra an Ge­meinheit, der Anschlag auf Amendola, von derselben Seite Verteidigung und Rechtfertigung! Man mache sich klar, wie sich dieser Uebcrfall zugetragen hat, nach nicht beschlagnahmter, also offiziell gebilligter Les- ort. Amendola, der Minister unter Facta war und schon einmal, am 24. Dezember 1923 in Rom von Faschisten auf offener Straß? überfallen und verwundet worden ist. begab sich am 19. d. M. nach Montecatini, dem bekannten Kurort in Toscana . Er stieg gegen 3 Uhr im Grand-Hotel ab, in Begleitung eines Freundes. Um 7 Uhr begab sich der Leiter des Hotels zu dem Abgeordneten, einem großen, traft- vollen Mann anfang der Vierziger, teilte ihm mit, daß eine Zusammenziehung von Faschisten aus der Umgebung bevor- stände und bat ihn, offenbar beschämt, doch wieder abzu- reisen. Angesichts des schweren Schadens, den sein Derweilen dem Hotel zugefügt hätte, erklärte sich Amendola zur Abreise bereit, da er nicht in Erfüllung einer Pflicht, sondern aus Ge- sundheitsrückfichten gekommen war. Inzwischen verteilten sich schon mehrere Hundert Faschisten zur Belagerung des Hotels. Zur Verteidigung standen ganze acht Carabinieri zur Verfügung, von einem Leutnant ihrer Waffe befehligt, und ein Polizeibeamter, der nur das Hotelpersonal unter sich hatte. Das Hotel wurdeeingenommen", und man fing ge- rade an, darin faschistisch zu walten, als ein faschistischer Ab- geordneter, ein gewisser S c o r z a, seine Leute von der Deute abzulenken verstand. Es wurde also vereinbart, daß Amen- dola sofort den Ort verlassen würde: man oersprach ihm Ein- stellung der Gewalttätigkeit und angemessene Eskortierung. Welche Autorität des Fascio dieses Versprechen gegeben hat, wissen wir nicht. Jedenfalls hat sie dasErröten Sigismunds" nicht gefürchtet. Beim Einsteigen wurde Amendola mit den gemein- sten Schimpfwörtern überhäuft und entging mit knapper Not den Stockhieben: die Fenster des Autos gingen in Scherben. Die Eskorte bestand aus zwei Faschisten, die sich neben den Chauffeur setzten, damit dieser, nach halb- stündiger Fahrt, den um halb ein Uhr nachts aus der Landstraße lauernden Faschisten ihr Opfer auslieferte. Dann haben sich die fünfzehn Bewaffneten im Dunkeln auf den einen Waffenlosen gestürzt, und die Eskorte, dem Eids treu, hat im Hospital von Pistoia das abgeliefert, was nach so gewissenhafter Einhaltung des Paktes übriggeblieben war: einen aus vielen Wunden blutenden, durchKopfverletzungfastbewußtlosenMann! An feiger Gemeinheit wird die ganze Sache kaum durch die Ermordung Matteottis übertroffen. Aber damals tat man wenigstens, als ob man sich schämte. Diesmalnicht. F o r i n a c c i erklärt, er könnte in seinem Gewissen diese Reaktion nicht bedauern.Dir wollen für die Größe des italienischen Volkes arbeiten. Wer uns zu hindern sucht, der wird als elender Verräter behandelt merben." DasPopolo d'Ltalia" hatte zuerst schüchtern bemerkt, die Erregung der wackeren Faschisten der Toskana sei begreiflich. aber man müsse selbst nicht ritterlichen Gegnern gegenüber immer ritterlich sein. Anstatt sich und sein Gewissen zu be- ruhigen, daß ein nächtlicher Uebersall auf der Landstraße. wenn nicht gerade ritterlich, so doch durchaus raubritterlich ist. gibt das Blatt des Ministerpräsidenten am nächsten Tage Farinacci ganz recht und schreibt folgende Worte, die als offizielle Aeußerung eines Regierungsorgans euren Platz in der Kulturgeschichte verdienen: .LLarum hat keiner der 400009 Leser de»Corriere della Sera ", desMonde ", desRisorgimente", derStampa " und der niederen Tierart desBecco Giallo" eingegriffen, um mit kühnem Mut die Sicherheit Amcndolas zu verteidigen? Ist ein« so aus- gebreitete kollektive Feigheit(!) möglich? Ist es denkbar, daß faschistische Elemente, die jeden Tag und jede Stunde von den ge- meinsten Verleumdungen verwundet werden, den Kampf auf- nehmen und ihre Verleumder verteidigen sollten?... Für den Triumph des Faschismus sind Taufende von Opfern gefallen... Die legte Herausforderung des Aoentin zeigt die absolute Falsch- heit gegenüber dem Faschismus, die Verletzung oller Normen ge- sitteten Beisammenlebens und haben jede Möglichkeit der An- Näherung aufgegeben. Wir können Farinacci nicht unrecht geben, wenn er an die Jntransigenz des Faschismus erinnert und die An- wendung von Gesetzen fordert, die geeignet sind, die moralische Integrität, die geistig« Essenz und die wirtschaftliche Kraft der Station zu gewährleisten." Die Gesetze, die Farinacci(von Beruf Eisenbahnbeamter, ober im Nebenamt einer der tiefsten Juristen aller Zeiten) verlangt, bestehen einfach in der Einführung der Ver- bannung mit Beschlagnahme des Besitzes, der Verschickung und der To des strafe für Geg- ner des Faschismus. Aber das ist noch ein Kultur- ertratt im Vergleich zu der Auffassung des sozialen Zu- sämmenledens, wie sie aus den Worten desPopolo d'Jtalia" ausleuchtet. Macht sich denn das Blatt des italienischen Minssterpräsi- denten, das so zartfühlend zum Bürgerkriege herausfordert, nicht klar, daß die ganze Fasthsstencourage überhaupt nur da- von kommt, daß man die Gegner entwaffnet weiß? Hat man nicht bei den Strafexpedittonen immer erst von der Polizei die Häuser durchsuchen lassen, ehe stch diefaschistische Toll- tühjcheit" auf ihre Opfer stürzte? DieTausende von Toten" des Faschismus waren nur 234, die einbegriffen, die von den Faschisten selbst getötet wurden. Glaubt man wirklich, daß man um so geringen Preis ein Land brandschatzen und wirklicheTausende von Toten" hätte säen können, wenn die Uebersallenen nicht entwaffnet gewesen wären? Will das Organ des Ministerpräsidenten den Bürger- krieg, so mache es sich klar, daß selbst dieses dreimal ver- fluchte Wort noch etwas Höheres bedeutet, als den heutigen Zustand: es bedeutet, daß Bürger desselben Landes, desselben Blutes, derselben Sprache in Waffen gegeneinander stehen. Aber: Waffen hüben und Waffen drüben. Nicht, wie heute. wo man die Waffenlosen als Feiglinge zu bezeichnen wagt. Plünderer und Brandstifter. Rom . 24. Juli(Eigener Drahtbericht) Wegen vorangegangener Reibereien zwischen Führern der Faschisten und Führern der Kriegsverstümmelten wurden am Donnerstag in Parma starke faschistische Kräfte zusammengezogen. Diese verwüsteten die Druckerei der ZeitungPiccolo", verbrannten die

Kanzlei des Advokaten und früheren sozlolistischen Abgeordneten| Albertoli und verübten auch sonst allerlei Verwüstungen zum Schaden ontisaschistischer Politiker. Das faschistische Direktorium von Parma hat durch ein Schreiben an den Präsekten die D e r a n t- wortung für die Vorfälle übernommen.(!)

Dänemark gegen Kriegspielerei. Aus Kopenhagen wird uns geschrieben: In der bevorstehenden Tagung des Reichstags wird eins scharfe Militärdebatte erwartet, weil die Regierung beab- sichtigt, die Herb st manöoer 1026 ausfallen zu lassen. Das bestehende Gesetz schreibt vor, daß die Manöver der dänischen Armee nur einmal ausfallen dürfen und die Mannschaften, deren Manöver ausgesetzt wurde, im folgenden Jahre ihre Hebungen nach­holen müssen. Da die Manöver auf Anordnung der s o z i a l i st i- scheu Regierung bereits im vorigen Jahre nicht stattgefunden, müßte nunmehr der oben erwähnten Gesetzesbestimmung Folge ge- leistet werden. Die Regierung ist aber der Meinung, daß die dann notwendig werdenden Einberufungen sehr groß werden und weder die genügenden Pferd« noch Kleidungsstücke für die Manöversoldaten zur Verfügung stehen. Der Verteidigungsminister will infolgedessen die bevorstehenden Herbstmanöver aussetzen und dem Lande eine Ausgabe von 1) Millionen Kronen ersparen. In Regierungskreisen hofft man, der aus diesem Regierungsbeschluß drohenden Krise Herr zu werden, da die B a u e r n p a r t ei Venstre mit Rücksicht auf die Erntearbeiten mindestens einer E i n s ch r ä n- k u n g der Manöver zustimmen dürfte.

GestheitertesVarlamentsmanoverinSelgien Das Ffrauenw ahlrecht als Vorwand. Brüssel, 24. Juli. (Eigener Drahtbericht) In der Kammer hatten am Donnerstag die konservativen Katholiken, namentlich die früheren Minister Iaspar und Carton de Wiatt den oer­zweifelten Versuch unternommen, die Regierung durch Aufrollung der Frage des F r a u e n st i m m r e ch t s zu den Provinzialwahlen aus dem Sattel zu heben. Es kam zu einer überaus heftigen Fehde zwischen Sozialisten und Konservativen, wobei die Sitzung unter- brachen werden mußte. V a n d e r v e l d e. der ein eifriger An- Hänger des Frouenstiminrechts ist und bleibt, erklärte, die Regie. rung habe diese Reform nicht in ihr Programm aufgenommen, well sie darüber nicht einig sei, und sie werde sich nicht dazu hergeben, daß diese Frage von den Konservativen, die das Frauen- stimmrecht bisher stets sabotiert haben, nunmehr vorgeschoben werde, nur um die demokratische Regierung zu stürzen. Am Freitag wurde nun der sozialistische Antrag auf Ver- t a g u n g des Frauenstimmrechts zu den Provinzialwahlen mit 81 gegen 74 Stimmen und 0 Stimmenthaltungen angenommen. Damit hat die Regierung die bis jetzt gefährlichste Klippe glück- lichumsegelt. Hetreiüe, Mehl, Reis. Die Tpezialdebatte über die Lebcnsmittelzölle. In der Freitagssitzung des Zollausschusses wurde nach Abschluß der Generaldebatte die Spezi alberatung durch den deutsch - nationalen Hochschutzzöllner Freiherrn von Richthofen ein- geleitet Mit der ganzen, nur dem Junker eigenen Arroganz, stellte er an die Spitze dasEntgegenkommen", das die Landwirt- schast durch das Kampramißgezeigt" habe. Sie seien ober, das stellte er ausdrücklich sesl, dazu nur zu bewegen durch die B e- f r i st u n g, die in den Kompromißanträgen vorgesehen sei. In der Aussprache wandte sich Genosse hllserdiag entschieden gegen eine Defristung der Getteidezölle zu Ende März 1926. Er sürchtesi daß dann die autonomen Sätze von 7 und 7,50 HL in Ansah kommen und plädierte, da das Gesetz bis zum 31. Juli 1027 befristet sei, eine Verlan genmg der Getreidezollsätze bis zu diesem Termin. Der Ernährungsminisler wandte sich gegen Hilferding . Es sei abzuwarten, welche Resultate die einzelnen Handelsoerttagsverhandlungen bringen. Lebendig wurden die Verhandlungen wieder, als der Genosse Georg Schmidt die sozialdemokratischen Anträge, die vorerst weiter Zollfreiheit für Lebensmittel auf ein Jahr oerlangen, begründete. Auf Grund eingehender Untersuchungen sind wir Sozialdemokraten Gegner der Getreidezölle, da sie sowohl wirtschaftlich als auch sozial- politisch von den größten Schäden begleitet sind. Wir stellen fest: Die Zölle, die jetzt beschlossen werden sollen, dienen nur einem kleinen und zwar dem einflußreichen Teil des Reichslandbundes. die große Masse der kleinen Landwirte, die Arbeitsbauern und die Landarbeiter haben nicht mir keinen Vorteil, sondern Rachteit Auch die Landarbeiterschaft yat kein Interesse an den Wucherzöllen. Sie fühlt sich mit den Industriearbeitern absolut solidarisch. Sie weiß. daß ihre Lebenshaltung ebenfalls eine Belastung ersährt und daß die Getreidezölle nur gemacht werden, um einigen Großgrund- bcsitzern Vorteile zuzuwenden. Das für den Arbeiterhaushalt wichtige Kapitel Bohnen, Erbseu, Linsen behandelte die Genossin Bfüls. Auch hier beabsichtigt die Regierung eine Verteuerung durch Zölle. Wie das sich auswirken wird, ergibt folgendes: Unter dem Zollschutz von 4 M. betrug die Einfuhr für Bohnen 1913 351 310 Tonnen. Die zollfreie Ein­fuhr im Jahre 1024 beträgt nur 330 081 Tonnen. Das ergibt eine Mindereinfuhr von 12 220 Tonnen. Unter der Zollfreiheit ist also die Einfuhr zurückgegangen und nicht etwa gestiegen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Erbsen und Linsen, wobei zu bemerken ist, daß wir bei Erbsen auch noch eine sehr wesentlich erhöhte Au s su h r zu verzeichnen haben. Das wird sich auch In den nächsten Jahren nicht ändern. denn Rußland , das Hauptanlieferungsland in der Dortriegszett für Erbsen und Linsen, fällt aller Voraussicht nach, aus. Eine Verteuerung von Erbsen, Linsen. Bohnen einerseits. Futter- bahnen, Lupinen, Wicken andererseits trifft die Ernährung der kleinen Leuten bswnders hart. Da die Leguminosen wichtigste Rab. rungsmittel der armen Bevölkerung sind, die Erhöhung des Zolls auf diese Futtermittel aber Fleisch und Eier verteuern. Das nicht minder wichtige Kapitel: Autlermillel. Gerste behandelte Genosse Unlerleilner. Er begründete die sozialdemokra- tischen Anträge auf Zollfreiheit. Ein Widerspruch zwischen der Vor- läge und dem jetzt fertiggestellten Kompromiß ist sowohl von der Regierung als auch von den Parteien ungeklärt geblieben. Die Re- gierung forderte einen einheitlichen Satz für Futter und Malzgerste und begründete das treffend. Jetzt treten auf einmal wieder zwei Sätze in Erscheiiutng, ohne daß der Versuch einer Erklärung gemacht wird. Die Erhöhung der Zollsätze für Malzgerste bedeutet eine neue Erschwerung für das Bierbraugewerbe und«ine Erhöhung der Bier- preise, die sich in Verbindung mit der Umsatz- und Biersteuer in sehr unangenehmer Weise auswirken wird.

verfaffungsfeier in preußischen Schulen. Da? preußische Stoatsministerium hat angeordnet, daß der VerlassungStag in sämtlichen Schulen im Bereich de» preußischen Kultusministerium» begangen wird. In einer würdigen Feier soll auf die geschichtliche Bedeutung diese» Tage» eingehend hingewiesen werden. Unterricht findet an diesem Tage nicht statt. Wo der 11. August in die Ferienzeit fällt ist entweder bei Beginn der Ferien, oder, wo das nicht mebr möglich ist, bei Wiederbeginn de» Unterrichts eine entsprechende Feier zu veranstalten.

Preußen unü üie �mneftievorlage. Kommunistische Bitte um Zustimmung. Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: DieRote Fahne " erhebt in ihrer Rümmer vom 23. Juli Vor- würfe gegen die preußische Staatsregieruug, weil deren Vertreter im Reichsrat gegen den badischen Antrag gestimmt und dadurch eine Erweiterung der Amnestie verhindert habe. Die Ausführungen derRoten Fahne" gehen davon aus, daß der badische Antrag durch die verlaugte Streichung der Grenze vom 1. Oktober 1023 bezweckt habe, sämtliche schwebenden politischen Verfahren niederzuschlagen, daß er also eine wesentliche Erweiterung der von der Reichsregierung vor- geschlagenen Amnestie erstrebt habe. Das Gegenteil ist richtig. Die Streichung der Grenze vom 1. Oktober 1923 gemäß dem badischcu Antrag hätte nämlich zur Folge gehabt daß auch bei den vor dem 1. Oktober 1023 begangenen Straftaten die Verfahren nur dann hätten niedergeschlagen werden können, wenn voraussichtlich auf keine höhere Strafe als ein Jahr Festungshaft oder ein Jahr Ge- fängnis erkannt werden würde, während die Vorloge der Reichs- regierung bei den vor dem 1. Oktober 1023 begangenen Straftaten die Niederschlagung ohne Rücksicht auf die Höhe der zu erwartenden Strafe eintreten lassen will. Durch die Annahme des badischen Antrags wäre also nicht eine Erweiterung, sondern eine erheb li che Einschränkung der Amnestie erreicht worden. Im übrigen sind die Behauptungen derRoten Fahne" über weitgehende Zusagen des Staatssekretärs Dr. Weis- mann bei der Besprechung mit kommunistischen Abgeordneten unzutreffend. Wie wenig die Behauptungen derRoten Fahne" der Wahrheit entsprechen, ergibt sich schon daraus, daß es gerade die kommunistischen Abgeordneten waren, die den Staatssekretär Dr. Weismann gebeten haben, die Amnestie- vorläge nötigenfalls auch in der von der Reichs- r.e gierung vorgelegten Fassung anzunehmen und nicht etwa bei einer Ablehnung der preußischen Anträge gegen die Annahme zu stimmen, um so dem Reichstag Gelegenheit zu geben, über die Amnesticvorlage in Beratungen einzutreten.

Noch einer: öer Secker-tzannes. Gott , war das ein Vergnügen, als bei den Ianuarwohlen des Jahres 1907 der Becker-Hannes aus Arnsberg als junger Abgeord- neter In den Reichstag zog. Er war früher Fabrikarbeiter gewesen und hielt zum Zentrum. Dann war er Redakteur an derWest- deutschen Volkszeitung" in Hagen . Sein Aufstieg begann. Als Erz- berger ihn zum ersten Male sah und hörte, sagte er:Das ist mein Mann, der hat das Herz auf dem rechten Fleck und den Mund da. wo er ihn haben soll." Und wirklich, wenn er in der Zentrums- fraktion sprach und für die Gleichberechtigung der Arbeiter einttat. dann erbleichten die adligen Herren des Zentrums. Auf die war er auch besonders schlecht zu sprechen. Wie rollte der Beckcr-Hanne« seine Augen, wenn er außerhalb der Fraktion aus den Herzog von Arenberg schimpfte, der auch einmal bei einer Nachwahl wie. ist heute eigentlich noch unerklärlich in den Reichstag kam. Wie schimpfte unser Becker-Hannes, als sein Kollege Johann G i e s b e r t s sich darüber freute, daß er mit dem herzoglichen Zentrumsobgeordneten einmal zusammen Kaffee trinken durste. Und der Graf Praschma und der Landtagsabgeordnete Graf Henckel-Donnersmarck das alles waren Leute, die Herrn Becker ein Dorn im Auge waren- Rein, non diesen Ueß er sich nicht beeinflussen. Auch für den schwarzblauen Block war er nicht eingenommen, Mit Erzberger zusammen tat er alle», um das Zentrum von den Fesseln der Konservativen zu lösen. Es ging also alles soweit ganz gut Der Becker-Hannes war bei seinen Kumpeln in seinem Wahlkreis sehr beliebt, und seine Versicherung, daß er zum Erzberger -Zirkel gehöre, konnte ihm nur von Nutzen sein. Auch die Erzbergersch« Friedensresolution 1917 macht« er noch mit. Von den Annexionisten wollte er nichts wissen. Sogar 1910, zur Zeit des Waffenstillstandes und des Friedensschlusses, hielt er noch zu Erz- berger. Als im Frühjahr 1010 das Reichsarbeitsministerium ge- bildet wurde, sollte das Zentrum den Posten eines Staatssekretärs bekommen. Das gelang nicht. Es wurde für das Zentrum lediglich «in sogenannter Beirat im Reichsarbeitsministerium geschaffen. Es war dafür der damalige Reichstagsabgeordnete und jetzige zweite Bürgermeister von Breslau , Dr. H e r r j ch e l, in Aussicht ge- nommem Böse Leute behaupten. Herrsche! habe sich schon«nt- sprechende Visitenkarten drucken lassen. Jedenfalls ließ er sein Bild schon in illustrierte Zeitungen lancieren. Man war daher um so er- stvunter, daß plötzlich nicht Herrsche!, sondern Johannes Becker Beirat im Reichsarbeitsministerium wurde. Herrsche! galt als Reaktionär, und nicht ganz mit Unrecht Deshalb trat Erzberger mit Energie für seinen Freund Johannes Becker ein. Dann kam ein Jahr später die schwere Zeit für Matthias Erz- berger. Einer von denen, die ihn zuerst verließen und den Kon- junkturweg nach rechts einschlugen, war der Becker-Hannes. Settdem gings abwärts mit ihm. Im Sommer 1021 starb der zweite Vorsitzende der Zentrumsfraktion, Reichsgerichtsrat Burlage. Er war zwar kein christlicher Fabrikarbeiter, aber ein wirklicher Demokrat und Republikaner, der noch kurz vor seinem Tode in einem Reichstagsausschuß offen und frei den Deutschnationolen er- klärte, er habe sich am 9. November 1918 als ehemaliger alter Land- wehroffizier geschämt, als er gesehen habe, wie sich die Monarchisten verkrochen. Es fand dann eine Umgruppierung in der Zentrumsfraktion statt, und Herr Becker-Arnsberg wurde stellvertretender Vorsitzender der Zentrumsfraktion. Seine proletarische Vergangenheit hat er ganz vergessen. Im vorigen Jahre hat er einmal im Reichstag erklärt:Solange ich die Fraktion führe...." Da lachten selbst seine eigenen Fraktionssreunde. Rein, der Becker-Hannes führt nicht. Der Becker- Hannes wird geführt von Herrn o. Cuärard, vom Industriellen- Vertreter L a m in e r s, vom Zementvertreter t e n H o m p e l und nicht zuletzt vom lieben Adom Stcgerwald. Und er macht selbstverständlich dos Zollkompromiß mit An feine proletarische Vergangenheit denkt er nicht mehr.

DieGermania " regt sich Über unsere Charakteristik»Uli Adam Stegerwald und Josef Andre mächtig auf. Sie schimpft und poltert, so daß man ganz genau weiß, in welch hohem Maße in letzter Zeit der Herr v. Popen und der Freiherr v. H e e r e m a n n, der in aller Oefsentlichkeit gegen den Volks- blockkandidaten Marx Stellung genommen hatte, bei der Germania " Einfluß gewonnen haben. DieGermaina" spricht vonnichtsnutziger Manier". Dieses Wort hörte sich allerdings ganz nett an. wenn der verstorbene Zentrumsführer Trimborn reaktionären Freunden gegenüber in den Sitzungen des Zentrums dieses Wort mit rheinischem Humor und freundlichem Beigeschmack servierte. Das soll vorgekommen sein. So wie es dieGermania " gebraucht, beweist es nur, wie verlegen man dort ist und wie man plump in der Erwiderung(ein muß weil man selbst fühlt, daß man das Zollkompromiß vor den breiten Massen nicht verantworten kann.