Gewerkschaftsbewegung
Ruhrkrise und Reichsregierung.
Neue Verhandlungen mit den Gewerkschaften.
Effen, 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Nach Mitteilung des Reichsarbeitsministeriums werden am Mittwoch, den 29. Juli, in der Reichskanzlei neue Berhandlungen zwischen Vertretern der Re gierung, der Industrie und der Gewerkschaften über die Schwierig keiten, die sich aus der Wirtschaftslage ergeben haben, stattfinden.
Am legten Freitag behandelten bekanntlich die Vertreter der Schwerindustrie aus dem Westen mit der Reichsregierung die Wirtschaftslage an der Ruhr. Daß der„ Notschrei" der Unternehmer schließlich mit ausflang in den Ruf nach verlängerter Arbeitszeit, nimmt angesichts der seit langem bekannten Einstellung der Unternehmer nicht wunder. War es Zufall, daß zur gleichen Zeit unter Führung des Genossen Dißmann eine Delegation von Vertretern des Deutschen Metallarbeiterverbandes aus dem Besten mit Bertretern des Reichsarbeits- und Reichswirtschaftsministeriums sowie des preußischen Wohlfahrts- und Handelsministeriums in 2½stün digen Berhandlungen ernsthafteste Beschwerde führen mußte über das rigorose Borgehen der nordwestlichen Gruppe der Metallindustriellen, die die Anfang Juli d. 3. erfolgte Verbindlichkeits: erflärung eines Lohnschiedsspruches mit dem Beschluß beantwortete: Sprozentige Lohnerhöhung bedeutet eben 5prozentige Arbeiterent laffung." Die Deutsche Berwerts- Zeitung" fündete in ihrer legten Dienstagnummer mit dürren Worten an, daß auch den Arbeitern anderer Industrien ähnliches bevorstehe, wenn sie mit weiteren Lohnerhöhungen kommen würden. Einem Antrag des DMV. entsprechend sind zum kommenden Mittwoch Vertreter der Bergarbeiter und Metallarbeiterverbände unter hinzuziehung der gemertschaftlichen Spitzenverbände in die Reichskanzlei geladen.
Die Verhandlungen im Baugewerbe gescheitert.
Die Unternehmer wollen feine Verständigung. Die Verhandlungen für das Berliner Baugewerbe, die gestern nachmittag vor dem Schlichter stattfanden, blieben ergebnislos. Die Unternehmer ließen sich durch ihre drei Syndici vertreten, da fie selber anscheinend schon ihre Wochenendreise angetreten hatten. Die Syndici erklärten, nicht in der Lage zu sein, für Berlin allein zu verhandeln. Alle Berliner Streitfragen müßten nunmehr mit denen in den übrigen Streit und Ausfperrungsgebieten des Reiches verbunden werden.
Das heißt nichts anderes, als daß die Unternehmer nicht den Willen haben, den Kampf im Berliner Baugewerbe schnellstens zu beenden. Wenn also in Berlin der Streit noch Wochen hingehen wird, so trifft die Schuld dafür ausschließlich die Unternehmer. Die Berliner Bauarbeiterschaft wird sich darauf einzurichten wissen.
Die zentrale Streifleitung der am Kampfe beteiligten Verbände ist nach eingehender Prüfung der geschaffenen Situation zu folgen dem einstimmigen Beschluß getommen:
Der Kampf wird mit unveränderter Schärfe meitergeführt. Bei den Firmen, die die von der gemeinsamen Streifleitung aufgestellten Forderungen anerkennen, fann die Arbeit aufgenommen werden, Formulare zur Anerkennung
der Forderungen find nur im Bureau der zentralen Streifleitung in Berlin , Engelufer 25, oder in den Bureaus der unterzeichneten Organisationen zu haben. Sie sind nur gültig, wenn sie von allen Organisationen unterzeichnet sind.
Deutscher Baugewerksbund, Baugewerkschaft Berlin , Zentralverband der Zimmerer, Berband der Maschinisten und Heizer, Verband christlicher Bauarbeiter.
Wir haben von vornherein unsere Leser nicht im Zweifel darüber gelassen, daß die vom Schlichter veranlaßten Berhandlungen teine Aussicht auf Erfolg haben, und zwar mit Rücksicht auf die Einstellung der Unternehmer. Zum Beweise dafür brauchen wir nur die Unternehmer selbst sprechen zu lassen.
In einem Rundschreiben des Verbandes der Baugeschäfte von Groß- Berlin, das die Nummer 23 trägt und vom 21. Juli datiert ist, werden die Mitglieder der Unternehmerorganisation scharfgemacht, auf keinen Fall die Forderungen der Gewerkschaften zu bewilligen. In diesem Rundschreiben wird auch gegen den Vorwärts" polemisiert, weil wir behauptet hatten, daß zuschläge von mehr als 100 Prozent zu den Tagelohnarbeiten gerechnet werden. Unsere Behauptung ftügte sich auf die offiziellen Säge, die in der Nummer vom 1. Juli der Baumwelt" veröffentlicht worden sind. Es heißt dann weiter in dem Rundschreiben:
"
" Darum dürfen feine Forderungen der Streifenden bewilligt werden. Es ist sehr wohl möglich, daß die Belegschaft oder Teile der felben fommen werden, um zu erklären, sie wären bereit, die Arbeit wieder aufzunehmen, wenn einige ihrer Forderungen bewilligt würden. Es ist auch möglich, daß die Forderungen zu diesem Zweck ermäßigt werden, und es tann sich dabei um Löhne über 1,15 Mt., Ferien, Lehrlingsentschädigungen, Werkzeuggelder usw. handeln. Das ist der Zeitpunkt, wo jede Firma zu beweisen hat, daß sie unbedingt Treue bewahrt
-
| Mielenz fennen natürlich ihre BPappenheimer. Sie wissen auch, daß, wenn einmal in die Einheitsfront der Bauunternehmer Bresche geschlagen ist, es ihnen nicht gelingen wird, die Bauarbeiter durch Hunger zu bezwingen. Diese Taktik der Unternehmer ist so klar und eindeutig, daß sich aus ihr von selbst die Taftit der BauarbeiterDerbände ergibt.
Deshalb müssen die folgenden Richtlinien unbedingt befolgt forderungen dürfen bewilligt werden. 2. Berhandlungen werden: 1. Keine Forderungen weder Lohn noch Tarif: mit den Streifenden sind abzulehnen und die Streifenden dahin zu bescheiden, daß Verhandlungen nur von Organisation zu Organi sation stattfinden fönnen. 3. Bon allen Vorgängen ist dem Verbande am besten schriftlich sofort Mitteilung zu machen. 4. Es ist fest zustellen, wo und zu welchen Bedingungen im Tarifgebiet noch ge: arbeitet wird und sofort mitteilung an den Berband zu machen. 5. Die Bauherren sind über die Ursachen des Streits aufzuklären, drängende Bauherren sind dem Verbandsofort zu melden. 6. Auf Gerüchte und Erzählungen ist nicht das geringste zu geben. Wir sind nicht allein! Streits und Aussperrungen bestehen im Freistaat Sachsen , in der Provinz Sachsen- Anhalt, in Mecklenburg , in Baden und Oberschlesien , in der Provinz Branden burg , in Kassel usw. Mehr als 100000 Bauarbeiter stehen im Streit und Aussperrung. Es ist, wie der Führer der Berliner Zimmerer kürzlich erklärte, der schwerste Kampf, den die Bauarbeiter jemals zu führen hatten. Also- tue jeder feine Pflicht!"
Dieses Rundschreiben ist nach zwei Richtungen bemerkenswert. Es geht daraus zunächst mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrigläßt, hervor, daß die Unternehmer feinerlei Ronzef= sionen machen wollen, auch nicht einen Teil der Forderungen der Streifenden zu bewilligen bereit sind. Ihr Streben geht darauf hin, die Kampffront zu verbreitern und die Bauarbeiter durch Hunger unterzufriegen. Ob durch diese Haltung die öffentlichen Interessen geschädigt werden, ist den Bauunternehmern herzlich gleichgültig.
Weiter geht aus dem Rundschreiben aber ebenso deutlich hervor, daß die Unternehmer große Angst haben, es fönnten sich unter den Bauunternehmern Einsichtige finden, die die Forderungen der Bauarbeiterverbände bewilligen. Die Herren Heuer und
Die Reichsbahn als Lohndrücker.
Wir fönnnen nicht: so lautet auch diesmal wieder die Antwort der Reichsbahnverwaltung auf die kündigung des ohnabkommens der Eisenbahner. Bir können die Tarife nicht erhöhen, also können wir auch keine höheren Löhne bezahlen das ist die fimple, allmählich nun schon an Stupidität grenzende Schlußfolgerung der Leiter und Organisatoren der Deutschen Reichs bahn . Die Reichsregierung baut Schutzölle gegen die Ver billigung der Lebenshaltung und die Reichsbahnverwal tung baut für die Industrie Schußwälle gegen Lohn- und Gehaltserhöhung.
Herr von Siemens, einer der Hauptgewaltigen im Berwaltungsrat, zahlt in feinen Betrieben schlechte Löhne, warum soll er das Lohnniveau bei der Reichsbahn steigen lassen? Die Industrie will niedrige Löhne und niedrige Gütertarife, also hat der Verwaltungsrat dafür zu sorgen, daß die Löhne der Eisenbahner unter denen der Industrie liegen. Die Reichsregierung sorgt für die Teuerung und die Reichsbahnverwaltung für den Lohndrud, hat man es auf eine Explosion des Dampftessels abgesehen?
Die finanzielle Lage der Reichsbahn ist nicht großartig; das ist ein Geheimnis. Die Einnahmen betrugen im Mai 1925 aus Berjonenverkehr, Güterverkehr und sonstigen Einnahmen 390 012 000 Mart und die Ausgaben( persönliche und fachliche) sowie die für den Binsendienst 289 541 000 mt.; dozu kommen noch 25 015 000 mt. außerordentliche Ausgaben. Der Mai ist ein Durchschnittsmonat für zeit und die Ferien erst später beginnen, er hat auch nicht den größten den Verkehr; er hat nicht den größten Personenverfehr, da die Reisemonatlichen Rohüberschuß von 100 Millionen rechnen, von denen Güterverkehr, der erst im Herbst einsetzt. Man kann also mit einen allerdings die Repartionslasten zu zahlen find.
Don
Ab 1. Mai erfolgte eine Personentariferhöhung um 10 Proz., dadurch stieg die Einnahme aus dem Personenverkehr 118 316 000 mt. im April auf 127 963 000 mt. im Mai oder um 9 647 000 mt. Die Lohnerhöhung um 3 Pf. bedeutete eine Mehrausgabe von 2 823 954 Mt., bleibt also noch ein Gewinn von 6 823 046 Mt. Eine weitere Erhöhung der Löhne um 5 Pf. pro Stunde würde unter den gleichen Voraussetzungen eine Neuausgabe Don 4711 290 m. betragen, es verbliebe also noch ein leberschuß von 2111 756 M., den man für Gedinge- und Sozialzulagen verwenden könnte.
Die Reichsbahnverwaltung wird aber trotzdem nicht mit sich reden laffen, solange der Verwaltungsrat sein jeziges Gesicht trägt. Nur eine Reform an Haupt und Gliedern fann hier
heifen. Die Personalunion zwischen Verwaltungsräten in der Reichs bahn und Aufsichtsräten in der Privatindustrie, die mit der Reichsbahn nicht nur lohn politisch, sondern auch aufmännisch ein Geschäft machen will, muß verschwinden. ( Gewerkschaftliches fiehe auch 2. Beilage.) Berantwortlich für Bolitik: Bietor Schiff;
Wirtschaft: Arthur Saternus;
Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner: Feuilleton : Dr. John Schilowski: Lokales
und Sonstiges: Fri Rarstädt; Anzeigen Th. Glode; sämtlich in Berlin . und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co. Berlin SB 68 Lindenstraße 3. Sierzu 3 Beilagen und Unterhaltung und Wiffen"
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