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Sonntag 26. Juli 1925

Filmtexte.

Bon Erna Büsing.

Aus der Film- Welt

menn

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Beilage des Vorwärts

Der Film ist eine rein optische Angelegenheit," so sagen wir; hielem im wird ſo zuſammenhanglos gespielt. Ueberdies begeht in Afrika verbringt, nur an zivilifierte Gegenden. Das war sehr

die Filmpioniere waren freilich anderer Meinung. Sie wollten das gesprochene Wort nicht entbehren und ließen den Filmerklärer amtieren. Er starb an seiner eigenen Unzulänglichkeit.

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Dann kam die Aera der Briefe. Alle Filmdarsteller schrieben Briefe. Der Mann teilte seiner im Nebenzimmer weilenden Frau brieflich mit, daß er am Abend ausgehen werde, dem Dienstmädchen wurden die Aufträge brieflich gegeben. Briefe murden verloren, Briefe wurden gefunden, Briefe wurden gestohlen. Die aller intimsten und die allerunpersönlichsten Angelegenheiten behandelte man schriftlich. Dabei schrieben alle Firmdarsteller die gleiche Hand­schrift. Später gab man sich zwar die Mühe, wenigstens einen Unterschied zwischen der Herren- und der Damenhandschrift zu machen. Durch die Verwendung der Briefe hatte man in jedem Film viele sich ziemlich gleichbleibende Szenen, die mit Brief Schreiben" und Brief öffnen" ausgefüllt murden. Sie waren, da die ersten Filme nur Bewegung brachten, die einzig langausgespiel­ten, ruhigen Szenen, die nicht nur uninterssant blieben, sondern darüber hinaus sich noch als regelrechter Ballast ermiesen. Vom Brief ging man zum Telegramm über, dessen Abfassung man nicht Jah. Es plagte in die Handlung mit einem für gewöhnlich schick falsschwerem Inhalt. Hierdurch trat meistens eine Wendung oder zumindest eine Aenderung in den Lebensgewohnheiten des Adressaten ein. Er mußte eine Reise machen, damit man filmisch Landschafts­bilder ausnutzen konnte usm. Der Trick mit dem Telegramm mar an und für sich nicht so ungeschickt, doch ließ man oft den Zuschauer den Tert mehr als einmal lesen.

Die schwedischen Spielfilme, die zum Erlebnis murden, machten in ihren Terten zumeilen einen Abstecher in die Literatur. Man hatte Stimmung in der Handlung, in der Landschaft, im Tert. Der Inhalt der Schmedenfilme mird gefennzeichnet durch die Worte: ,, Herz und Gemüt". Was aber bei den Nordländern ob ihrer eigenen Beranlagung recht ist, ist anderen noch lange nicht billig. Im Gegenteil, tertliche Stimmung in deutschen Filmen kann einem stillen Genießer leicht unangenehm werden, fie fann vergröbern. Das Lichtspieltheater bietet Bare aus aller Welt dar. Das Bublikum wird zu Ansprüchen erzogen. Darum tam man, in dem Bestreben, zu verschönern, auf die Idee der gezeichneten Filmtitel. Sie können in munterer Art und Weise unterstreichen und mitige Einfälle recht föstlich würzen. Sie fommen nur für Spielfilme mit vielem Zegt in Frage. Jede Wirkung verlieren sie jedoch, menn eine Reichnung wiederholt Berwendung findet.

Die Amerikaner moralisieren nicht nur in der Handlung, fie moralisieren auch im Text. Unentmegt wird Sonntagsschulunter richt erteilt. Und wenn philosophische Abhandlungen über die Engel Gottes auf der Filmleinwand erscheinen, so mag das im amerikanischen Wildwest sehr angebracht sein, in Berlin hat man dafür feineswegs das richtige Verständnis.

Bei Lustspielen fann der Text von ausschlaggebender Be deutung sein. Dieser Fall fann auch bei Grotesfen eintreten. Bes rade in der legten Zeit wurden in der Bearbeitung für Deutschland piele amerikanische Grotesten mit recht ultigem Tert versehen. Er perfehlte seine Wirkung nicht, doch wurde durch ihn fein Gebot des Films erfüllt, fondern einzig der Versuch gemacht, die unbeliebte amerikanische Lagerware an den Mann zu bringen.

Der fontinuierliche Film schwebt manchem als Ideal vor. Es murden Kunstwerfe geschaffen; aber nicht jeder Filmmanuskript­fchreiber hat die Fähigkeit, einen lückenlosen mortlosen oder fast mortlosen Film zu schaffen. Ebensowenig trifft diese Art des Films den Allgemeingeschmack des Bublikums.

Im Anfang der Filmkunst waren die Darsteller schnaubende Kulissenreißer. Heute mirten sie mit knappften Mitteln. Es murde her Weg zum verinnerlichten Film gefunden. Man läßt sich feine Stimmung mehr durch eine aufdringliche Gebärde zerreißen. Die Aufdringlichkeit des toten, unfilmischen Wortes befämpft man jedoch noch nicht genügend. Wie ulfig fann man beispielsweise im Lust spiel, wenn es einer sehr eilig hat, durch die Einschaltung einer Zeit: Tupenaufnahme mirten. Umgefehrt fann man, falls eine Sache fich mirklich Zeit lassen muß, den Zeitraffer verwenden. So fann der Film durch Hineinfopieren, Triczeichnungen usm. tausend Möglich­feiten belustigender wirken lassen als der beste Text. Heutzutage harf im Film ein Buch mir noch aufgeschlagen werden, wenn das Bublifum tatsächlich an seinem Inhalt interessiert ist, und ein Brief Der darf nicht mehr als Tertübermittlung in Frage fommen. Schauspieler erlernte die Gefte, die das Wort ersetzt; nun darf man das Wort nicht erfünftelt in den Filmtegt wieder einschmuggeln.

Die Filme der Woche.

Der Blizchauffeur.

Theater am Nollendorfplatz.

Ein einfacher Chauffeur wird, infolge der Großfprechereien eines lieben, fleinen Mädels, für einen berühmten Rennfahrer ge­halten. Aber man braucht trok der schwierigsten Situationen teine Angst zu haben, in Amerika löft man alle Mißverständnisse liebens­würdig und unterhaltend. Der Chauffeur wird ein berühmter Rennfahrer und das fleine Mädel, die Tochter des siegreichen Auto­mobilfabrikanten, befommt er noch obendrein. Auf diese Weise wird man Zuschauer eines fabelhaft aufgenommenen Automobilrennens und sieht überdies den sehr sympathischen Reginald Deny am Steuerrad. Der Film hat Tempo, Tempo und nochmals Tempo. Bei der Uraufführung wurde das Publikum angestedt, es rafte Beifall

Graf Greif.

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g.

Die Julihige treibt die Besucher gerade nicht scharenweise in die Lichtspieltheater hinein. Die Richard Oswald - Lichtspiele versuchen durch einen Detektivschlager mit Frau Sonne in Kontur renz zu treten. Einst waren die Detektivfilme große Mode, heute nimmt man sie nicht einmal mehr bei den Uraufführungen ernst, fie weden nur noch Erinnerungen. Und ausgerechnet der ,, Graf Greif" ist nach verstaubter, früher bewährter Schablone gearbeitet. Graf Greif, ein Hochstapler, begeht im Hotel einen Diebstahl nach dem anderen und der Detektiv, ein Teufelsferl, entlarvt den Uebel­täter zulegt. Reinhold Eichader, ein guter Detektivdarsteller, schrieb

sich selbst ein schlechtes Manuskript. Der Regisseur Wenter spielt einen tomischen Detektivgehilfen. Es ist meist immer angebracht, Regisseure nicht spielen. Sie sollen lieber darauf bedacht sein, ihr Schauspielerensemble fest in die Hand zu bekommen. In Film man noch den schweren Fehler, ein Ehepaar, das erst eine große Rolle spielt, später ganz verschwinden zu lassen. Das ist unflug, denn im Film will das Publikum die zu Ende geführte Handlung. Es bleibt unbefriedigt, wenn es über das fernere Schicksal der lebenslustigen Frau( die bestohlen ist), und des biederen Gatten ( der unbewußt in den Besiz falscher Banknoten fam), nichts erfährt. Bern Aldor war der Darsteller des Grafen Greif. Man hat schon liebenswürdigere Hochstapler gesehen. Nicht unerwähnt soll die erfreuliche Tatsache bleiben, daß man, trotzdem der vorgehaltene Re­volver des öfteren die Situation entschied, alle wüften Szenen ver­mieden hat. e. b.

Hat Darwin recht? Marmorhaus.

For ist ein derartig einfallsreicher Geschäftsmann, daß für ihn das Geld immer auf der Straße liegt. Diesmal ist es der Affen: prozeß, der es ihm ermöglicht, alte Filme unterzubringen. Drei Schauspieler läßt er in möglichst affenähnlicher Maske, als Ge­lehrter, Sekretär und Diener ihre Experimente mit einem Affen­eligier machen. Die Drei wollen sich zurückverwandeln und da gerade drei Schimpansen ausgebrochen und in die Wohnung des Ge­lehrten geraten sind, glaubt man allgemein, das Experiment fei geglückt, bis nach vielen Berwickelungen die Aufklärung kommt. Sie läßt lange auf sich warten, denn For wollte eine ganze Vorstellung bestreiten und hat darum einfach zwei früher einzeln gezeigte Affenfilme zwischen Anfang und Schluß des neuen Einafters ge­schoben. Wie immer, so lachte man auch diesmal wieder herzlich über die Affen.

Beichte") gezeigt wird, mußte das Manuskript für 13 Atte Ber­widlungen ergeben. Man erzwang fie, indem man alle Menschen unverständlich handeln ließ. Rhotographisch hielt man sich, obwohl der im Mittelpunkt stehende Graf den größten Teil seines Lebens gut, denn Afrika wäre Louis Mercantons Regie gefährlich gemor­den. Er läßt Araber auftreten, die aussehen, als ob sie vom preußischen Kommiß fämen. Schauspielerisch wird Die Beichte" durch zwei Kinder gerettet. Sie gefielen, aber nicht durch ihre Natürlichkeit, sondern durch ihre blendende Technik. Marjorie Hume hat sehr schöne, ausdrucksvolle Augen, man glaubte ihr die gequälte Mutter.

e. b.

Das Programm der Kulturabteilung der Ufa .

Die Erfahrungen, die die Kulturabteilung der Ufa in den legten Jahren gemacht hat, haben sie veranlaßt, dem Spielfilm in ihrem Programm eine größeren Raum zu gewähren als es bisher der Fall war. Freilich nicht dem üblichen Spielfilm, sondern einem Film, der durch den Rahmen gefennzeichnet wird, in den die Spiel: handlungen eingefügt find; sei es, daß der Hintergrund ein be­stimmtes landschaftliches oder fulturelles Gepräge trägt, sei es, daß das Problem der Handlung selbst einem Gebiete entnommen ist, das dem gangbaren Spielfilm ferner steht, wie etwa die großen Probleme der Wissenschaft und der Technik. Viele Versuche mußten gemacht werden, ehe die klare Linie gefunden war. Vor allem ergab sich, daß neben dem wissenschaftlichen Zweck der Produktion das eigentliche Wesen der filmischen Darstellung stärker berück­sichtigt werden mußte, einmal, um die wissenschaftlichen Vorgänge eindrucksvoller in das bewegte Bild umzusetzen, andererseits um das Interesse des Beschauers durch mannigfaltige Abwechslung zu erregen und wachzuhalten. So wurden die Filme schon ihrem Umfange nach größer und mit den gesteigerten Aufgaben wuchs entsprechend die Kulturabteilung selbst. Heute ist sie ein abge­schlossenes Fabrikationsunternehmen größten Ausmaßes. Nach wie vor ist ihr Hauptsiz in den Stegliger Anlagen verblieben, die im lezten Jahre äußerlich und innerlich stark ausgebaut und völlig Benn in einem Roman die geschilderten Charaktere der modernisiert worden sind. Eine weitere Gruppe wirkt in der Birklichkeit nicht entsprechen, so fann immerhin das Wort manche Lindenstraße. Für die großen Spielfilme werden die Ateliers der Unebenheit mildern. Im Film aber, der aus dem Roman mur die fa oder Mietateliers benutzt. Ein eigenes biologisches Aufnahme= Handlung nimmt, wirft alles knallig. Und da der Film Die Vergelände ist in den letzten Wochen in Südende fertiggestellt worden. stoßenen" sogar in zwei Teilen( Der Eifersüchtige " und Die Zudem sind ständig eine große Reihe von Expeditionen nach affer

Die Verstoßenen. Mozart- Saal.

H.S15.

HARRY PIEL

DARY HOLM / OLGA LIMBURG / DENISE LEGEAY FRITZ GREINER / KARLETLINGR/ ALBERT PAULIG JOSÉ DAVERT/ R. VAN RIEL/ CONTE APOLONI

IN

ZIGANO

DER BRIGANT VOM MONTE DIAVOLO BAYERN - FILMS

URAUFFÜHRUNG HEUTE

MOZART SAAL

BAYERN

FILMS

g.

BAYERN - FILMS

Hat Darwin Recht?

Herren Länder unterwegs.

Das Produktionsprogramm selbst gibt Zeugnis von der Ent­wicklung, die die Kulturabteilung seit ihrem Bestehen genommen hat. Wir finden neben den ein- und zweiaftigen Lehrfilmen aus allen Gebieten der Wissenschaft und Technik eine Reihe ähnlicher Filme, denen zwangslos eine Spielhandlung eingefügt worden ist und die zum Teil als Trickfilme durchgeführt sind. Wir sehen weiter eine Anzahl großer Expeditionsfilme mit geographischem, ethnographischem und zoologischem Inhalt. Auch hiervon find einige durch spannende Handlung dem Spielfilm angenähert. W erfahren ferner, daß eine Reihe von fleineren und größeren Werken sich mit Entdeckungsreisen in die Heimat befaßt oder aufklärende Arbeit für die Volksgesundheit leistet. Das letzte Glied in der Ent­midlung bildet jene Art von Filmen, die den großen Spielfilmen an die Seite zu sehen ist und sich nur dadurch von ihnen unter­scheidet, daß Landschaften oder Kulturstätten nicht nur eine zu= fällige Staffage bilden, sondern mit der Handlung eng permoben einen unentbehrlichen Bestandteil des Films selbst darstellen.

Die National- Film A.-G. bringt schon vor Eröffnung der neuen Berleihsaison vier Filme heraus. Außer dem Bille- Film, einen einen weiteren Paramount - Film ,, Ein Gesellschaftsffandal", in der Hauptrolle Gloria Swanson , sowie einen Roman- Film Wege des Schicksals", in dessen Hauptrollen Grete Reinwald und Karl Auen beschäftigt find.

Bola Negri Film ,, Cleo, das Mädchen der Strabe der Hauptrolle

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Der Zille - Film der National- Film A.-G., dessen Titel in Die Berrufenen"( Der fünfte Stand")- 8 Afte nach Erlebnissen von Heinrich Zille geändert worden ist, ist ohne jeden Ausschnitt pon der Filmprüfungsstelle Berlin zur Vorführung freigegeben worden. Die Elektrizität auf dem Lande. Die Deulig ist mit der Vor­bereitung zu einem Kulturfilm beschäftigt, der die Anwendung der Elektrizität auf dem Lande veranschaulichen soll. Auftraggeberin ist die Reichshauptstelle für Kultur- und Wirtschaftspropaganda, die den Film für die ihr angeschlossenen Bereinigungen der Elektrizitäts­merte herstellen läßt.

Berfilmung von Selma Lagerlöfs Roman Jerufalem". Eine Gruppe Filmfünftler aus Kopenhagen hat sich, wie die Reichshaupt­stelle für Kultur- und Wirtschaftspropaganda e. B. mitteilt, nach Balästina begeben, um dort Selma Lagerlöfs Roman Jerusalem" zu verfilmen. In einem an die Künstler gerichteten Schreiben be­tont Selma Lagerlöf u. a., daß Palästina so viel Kultur auf die Menschheit ausgestrahlt habe und so viel Schönheit befize, daß sie glücklich wäre, das Land besuchen zu können.

Der Kulturfilm als Wegbereiter für Berfehrsprobleme. Im Auftrage des Weserbundes e. V. in Bremen stellt die Deulig­Film Aktiengesellschaft zurzeit einen Film von der Land­schaft an der Weser und Werra her. Das Manuskript fertigte der Geschäftsführer des Weserbundes Dr. Flügel. Der Weserbund will mit diesem Kulturfilm die Bedeutung der Weser und Werra als Wasserstraße und Hauptverbindungsweg zwischen Nordsee und Donau propagieren.

Das Marmorhaus, Kurfürstendamm , eröffnet in den ersten Tagen des August die neue Saison mit dem Terra- Film Die drei Bortiermädel", der ein Berliner Milieu behandelt und mit Maly Delschaft , Margarete, Kupfer, Helga Molander , Hanni Weiße , Harry Halm , Bruno Kastner , Fischer- Köppe, Hermann Bicha und Jakob Liedtke besetzt ist. Carl Boese hat diesen Terra- Film inszeniert.

Die Filmhaus Brudmann u. Co., A.-G. erwarb von der Ranneg­Film G. m. b. H. den unter der Regie von Rolf Randolf gedrehten Großfilm: Was Steine erzählen". Der Film erscheint im Monat August im Primus- Palast, Potsdamer Straße .

Ein Gesellschaftsstandal"( Paramount - Film der National­Film A.-G.) mit Gloria Swanson in der Hauptrolle, gelangt am 7. August in den Richard- Oswald - Lichtspielen zur Uraufführung.

Die Darwin- Woche im

MARMORHAUS

Der neue Weltschlager der FOX FILM CORPORATION