schlössen. Denn, würde z. D. ein Konflikt heraufbeschworen werden nicht dadurch, daß Rußland sich eines Angriffs auf die Grenzen Polens , sondern Polen sich eines Angriffs auf die Grenzen Deutschlands schuldig macht, so wäre Frankreich ouf Grund des Völkerbundspaktes gezwungen, gegen Polen aufzutreten. Gerade deshalb hält man es in maßgebenden Linkskreifen für nicht nützlich und nicht für nötig, daß die Schiedsgorichtsoerträge, die Polen oder die Tschechoslowakei mit Deutsch ! an d später ein- mal abschließen, unter die besondere Schutz- Hoheit Frankreichs gestellt werden. Die gleichen Kreise erklären jedoch im engsten Zusammenhang mit dieser Seite des Sicherheitsproblems, daß die deutsche Forderung nach dem Verzicht Frankreichs auf Sonder- Vorrechte zu der logischen Voraussetzung führe, daß auch Deutschland ohne irgendwelche Privilegien in den Völker- bund eintreten muß. Man hofft sogar, daß in diesem sehr wichtigen Punkt die deutsche Regierung schließlich erkennen wird, wie gefährlich es ist, den Völkerbundspakt irgendwie zu durchlöchern. Es ist keine Frage, daß diese Ansicht von dem franzö- fischen Außenminister Vriand und seinem Hauptmitarbeiter Philippe Berthelot geteilt wird. Sie sind beide vom stärksten Willen beseelt, mit Deutschland zum Abschluß des Sichcrheitspaktes zu gelangen, und sie dürften die Beant- wortung der deutschen Note genügend beschleunigen, um Deutschland die Möglichkeit zu geben, seinen Eintritt in den Völkerbund noch in diesem Jahre zu beantragen-
Deutschnationale Sefürchtuagen. Keine Verschleppung der Zollvorlage» wenn... Die Deutschnationalen haben in den letzten Tagen unter einem schweren Druck gestanden. Sie befürchteten, durch ihre Brotwucherpläne könne noch ein Strich gezogen werden. Der Beschluß des Aeltestenrats, die Zollvorlage noch vor den Ferien durchzubcraten, wird deshalb von ihrer Presse in großer Aufmachung veröffentlicht.„Der Reichstag bleibt zusammen, die Regierung setzt ihren Standpunkt durch/ jubelt der„Lokal-Anzeiger".„Die Annahme der Zollvorlage gesichert" triumphiert der„Tag". Die„K r« u z- Z e i t u n g" ist vorsichtiger. Sie fügt dem positiven ersten Teil ihrer lleberschrift„Keine Verschleppung der Zollvorlage" die skep- tilche Unterzeile hinzu:„Wenn die Abgeordneten der Rechten erscheinen" und oersieht den Beschluß des Altestenrats mit folgendem Kommentar: „Zur Durchführung dieses Arbeltsplanes ist es aber unbedingt eiforderlich, daß die Regierungsparteien ihre 270 Mit- giieder ohne nennenswerte Lücken ins Haus bringen. Mit fehlenden Fraktionen kann gegen starke Linksopposilion eine Zoll- vorläge allerdings nicht dorchgebracht werden." Auch beim„Lokal-Anzeiger" und beim„Tag" ist die Siegeszuversicht nur äußere Fassade und die deutschnationolen Neichstagsabgeordneisn müssen es sich gefallen lassen, daß ihnen in einer alles anderen als parlamentarischen Sprache die Leviten gelesen werden. Ihre Interesselosigkeit an den Sitzungen wird als g r o b e P f l i ch t v e r l e tz u n a. w i d« r- »artiges Schauspiel bezeichnet und mit der V e r- öffentlichung der Namen der bei den Verhandlungen fehlenden Fraktionsmita lieber gedroht. Der „Lokal-Anzeiger" wird ganz deutlich. Er sagt: .Listen, auf denen die Namen solcher Pflichtlosen ständen, würden bei künftigen Reichstagswahlen von vornherein ouf eine außerordentlich starke Stimmeneinbuhe rechnen n-üsion. Das würde bedingen, daß die Parteien sich ängstlich hüteu werden, Namen solcher Pflichtloser auf die Listen zu nehmen— mit anderen Worten, für diese wäre es mit der Abgeordnetenherr. lichkeit endgültig aus. sobald Iteowahlen kämen." Eine Partei, die genöttgt ist, vor aller Oefsentlichkeit zu derartigen Mitteln zu greifen, um ihre„Führer" beieinander
zu halten, charakterisiert sich selbst. Hundepeitsche und Futterkrippe sind Reizmittel, die man sonst nicht gerade bei intelligenten Politikern anzuwenden pflegt.
Gefahren für üas Zentrum« Eine Mahnung ans dem Rheinland . Köln . 28. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Erregung über die Zustimmung der Zentrumsfraktion zu dem Zollkompromiß wird bei den Zentrumsarbeitern Westdeutschlands von Tag zu Tag stärter. Am DienHfag abend bringt das über gute Beziehungen zum linken Zentrumsflügel verfügende offizielle Kölner Zentrumsblatt, die „Rheinische Boltswacht", unter der Ueberfchrift„Zentrum und Reichsregierung" einen sehr kritisch eingestellten, nahezu drei Spalten langen Artikel, in dem zwar versucht wird, die Hastung der Zentrumsfraktion de» Reichstags zu rechtfertigen, der aber sonst in seiner Wirkung eine einzige Anklage gegen die Zolltom- promiß. Politik darstellt. Das Blatt betont, daß in der Zen- trumspartei große Kreise vorhanden sind, die der Meinung seien, daß bei der Vorbereitung der Zolloorlage gewisse Rechtskreise ab- sichttich darauf ausgingen, die Einigkeit der Zentrums- parte! in Gefahr zu bringen. Das Blatt unterstreicht, daß e? nicht Krakeeler, sondern die Besten und Größten der Partei seien, die der Entwicklung der deutschen Innenpolitik, soweit es sich um Zoll- und Steuersragen handele, mit sehr gemischten Gefühlen ver. folgen. Das Blatt gibt dann weiter zu. daß unter dem Druck der Zollpolitik die Teuerung in Deutschland zunehmen werde. Darum müsse neben der Zustimmung zur Zollpolitik vom Zentrum mit allem Nachdruck die Forderung vertreten werden, daß dem Berbraucher die Möglichkeit gegeben werde, durch Verbesserung seiner Bezüge die Zunahme der Teuerung ertrogen zu können. Das Fallen der Mindestzölle habe auch den Gewerkschaftsvertretern in der Zentrumsfrakion die Möglichkeit gegeben, sich für das Kompromiß auszusprechen. Aber dieses Kompromiß schließe nicht die letzten und endgültigen Entscheidungen in sich, sondern man werde sich in der Fraktion die Lerbesserungswünsche des Berbraucherflügels im Zentrum zu eigen machen müssen. Das Blatt schließt seinen Artikel mit der deutlichen Mahnung an die Reichstagsfraktion der Zentrums- partei: „Darum ist die Wahrung der Lebenskraft und der Stärke. aber auch der Unabhängigkeit der Zentrumspartei für die Ueber- zeugung jedes Zentrumsanhängers eine deutsche Lebensfrage. Di« Frage als solche anzuerkennen, heißt Grenzen ziehen— auch in der Kompromißfreudigkeit bei den großen Entscheidungen der Gegenwart." Diese Auslassungen des Kölner Zentrumsblattes lasten deutlich erkennen, wie stark sich in der Zentrumsarbeiterschaft des Westens die Opposition gegen das Zollkompromiß regt. In nächster Zeit findet eine große Versammlung der westdeutschen Arbeiter-Zentrums- Wähler statt, in der es vermutlich wegen des Umfalls der Zentrums- fraktion zu lebhaften Auseinandersetzungen, auch mit der Richtung St e g e r w a l d, die immer mehr an Einfluß einbüßt, kommen wird.
Gtatberatungen im Ausschuß. Der Vergleich mit dem Jahre ISIS— Finanzmittister und Beamteneinftellungen. Im Haushallsausschuß des Reichstags, der am Dienstag die Beratung über den allgemeinen Finanzetat fortsetzt«, gab zunächst Abg. Dr. Ouaah(Dnar.)«in« Ueberstcht üiex den Etat int Vergleich z u den Zahlen vom Jahre ISlZ. Der Netto- bedarf der allgemeinen Reichsverwaltung Hab« 1913 insgesamt 2 790 Millionen betragen, er betrog« 1925 3100 Millionen Mark. Der eigentliche Staatsbedarf der Länder betrage jetzt 3 Milliarden gegen 2 Milliarden 1913. Dabei sei die gewastige Schuldenentlastunz b« den Ländern zu berücksichtigen. Die reine Ueberweisung der Länder betrage insgesamt 2350 Millionen: hiervon behiesten die Länder ungefähr«in Drittel mit 800 Millionen, während an die Gemeinden fast zwei Drittel, 1500 Millionen, überwiesen wer- den. Für die Dawes-Reparationsbelastung müßten 1926: 495 Millionen. 1927: 675 Millionen. 1928: 1230 Millionen und ab 1929: 1540 Millionen Mark jährlich aufgebracht werden. Nach Annohm« der Etats der allgemeinen Finanzverwaltung für 1924 und 1925 folgte die Beratung der Haushallsgesetzs 1924
und 1925. Es wurden folgende Ergänzungen angenommen, die itt das Haushastsgesetz eingefügt werden sollen: „§ 5a: Zur Einstellung von Beamten und Beamten- a n w ä r t e r n in den Reichsdienst bedarf es der vorherigen Zustimm'ung des Reichsministers der Finanzen. Bei Einstellungen sind in erster Reihe Versorgungsanwärter, Schwer- beschädigte, sowie nach Möglichkeit leistungsfähige, entlassene oder in den einstweiligen Ruhestand oersetzte oder in Arbeiterverhästnis überführte Beamte heranzuziehen. Die erfolgten Einstellungen sind dem Haushaltsaussckuß de» Reichstags unverzüglich mitzuteilen. In Reichsverwastungen, in denen eine Verringerung der Planstellen zum Zwecke einer Verminderung des Beamten- körpers notwendig ist, dürfen freie Planstellen nicht wieder besetzt werden. Ausnahmen hiervon sind nur zulästig: 1. wenn durch ihre Besetzung eine andere Planstelle derselben Laufbahn frei und nicht wieder besetzt wird, oder 2. mit Zustimmung des Reichsfinanz- Ministers, wenn die Besetzung aus dienstlichen Gründen dringend not- wendig ist.— Die Feststellung, ob eine Verringerung der Planstellen zum Zwecke einer Verminderung des Beamten- körpers in einer Verwaltung oder in Teilen einer Verwaltung notwendig ist, trifft der Reichsmini st er der Finanzen im Einvernehmen mit dem für die Verwaltung zuständigen Reichs- minister." „8 7a: Werden bereits als planmäßige Beamte angestellt ge- wesene und gemäß§ 65 der Angestelltengrundsätze für eine höhere Besoldungsgruppe«inberufene Versorgung»- anwärter, die wegen Ungeeignetheit aus der Dienst- leistung für höhere Besoldungsgruppen entlasten werden, in ihrer früheren Besoldungsgruppe wieder beschäftigt, so sind sie, falls Plan- stellen dieser Besoldungsgruppe nicht frei sind, bis zum Freiwerden der nächsten Planstelle, in die sie einzurücken haben, so zu besolden. als ob sie als planmäßige Beamte ihrer früheren Besoldungsgruppe wieder angestellt worden wären." Am Schluß beantragte Genosse Steinkopf, daß den Reichsbeamten der Besoldungsgruppen I bis VII zum Grundgehalt ein Zuschlag in Höhe von 20 P r o z. oder, wenn da» abgelehnt werden sollte, mindestens eine einmalige Zuwendung von 100 Mark gewährt werde. Ministerialdirektor Lotholz vom Reichsfinanz. Ministerium bezeichnete den Antrag als untragbar für die Finanzen des Reiches und der Länder. Hierauf vertagte sich der Ausschuß._ Scheiüemanns dank. Genosse Scheidemann bittet um Abdruck folgender Zeilen: Vielen Dank! Aul Anlaß der Vollendung meines 60. Sebent- jähret find mir von Freunden. Parteigenosien und Reichsbanner« kameraden zahlreiche Glückwünsche out dem In» und Autlande zugegangen, viele Blumen und sonstige Liebesgaben ins Haut ge- schickt worden. Ich bin vollkommen außerstande, hunderte von DankeSbriefen zu schreiben, deshalb danke ich an dieser Stelle allen, die an mich gedacht haben, von ganzem Herzen. Kassel , den 28. Juli 1926. Ph. Scheidemann.
der Unfug üer Lanüesverratsverfahren. Der Generalstaatsanwall in Hamm hat gegen den General- setretär der Deutschen Friedeusgesellschaft, Genosten Gerhard S e g e r- Berlin unter dem 9. Juli ein Landesverratsver- fahren eröffnet. Der Landesverrat soll begangen worden sein durch eine Rede, die Seger am 20. Februar d. I. in einer öffent- lichen Versammlung der F ri« d e n s g e s ell sch a f t in E s s« n gehalten und in der er sich Mit dem bekonnten Bericht des englischen Generals Morgan beschäftigte. Nachdem so viele ähnliche Landesverratsverfahren eingftellt worden sind und auch der Reichs- wehrmulister Dr. Geßler im Reichstag die Erörterung solcher Fragen als seiner Auffassung nach schädlich, aber nicht landesverräterisch bezeichnet hat. muß die Eröffnung dieses neuen Verfahrens äußerst befremdend wirken._ Die Düsseldorfer Stadtverordnelenversammlung hat mit Zu. stimmung aller Parteien«inen Antrag der städtischen Derwastung angenommen, die Reichsregienmg zu ersuchen, im'Hinblick auf die bevorstehende Räumung der Stadt Düsseldorf die r« i ch s« i g e n e n Bauten in Düsseldorf d e r S t a d t zur Linderung der Wohnung»- not zur Verfügung zu stellen.
Norölanöfahrt. Ci� war zweifellos ein« Tat. daß der Reichsausfchuß für sozialistische Bildungsarbeit einer Gruppe in der Be- wegung arbeitender Genossinnen und Genossen die Möglichkeit einer Reise»ach Norwegen gab. Erholung und die Gelegenheit zu sozialen und politischen Studien waren der Zweck der Reise. Er wurde erfüllt, unsere Erwartung in jeder Hinsicht weit Übertroffen. Von unserem Treffort Warnemünde ging e, mit dem Fähr- schiff hinein in die blaue See. Nach schöner Bahnfahrt durch frucht- bares dänisches Land war unser« erste Station Kopenhagen erreicht. Der Tag wurde ausgefüllt mit Besuchen der Sehenswürdig- keiten, zu denen auch der„Riksdag" gehötte. in dessen gediegen repräsentativen Räumen unsere Genossen jetzt eine so fruchtbringende Arbeit für ihr Land vollbringen. Besonderen Eindnick machten die an der Peripherie der Stadt durchgeführten Siedlungsbauten. Die von Arbeiter-Genoffenfchaften mit staatlichen Zuschüssen errichteten Wohnviertel stellen«ine äußerst großzügige Maßnahme zur Be- Hebung der Wohnungsnot dar. Der Staat greift in Dänemark tief in den Säckel, wenn es gilt, seinen Bürgern Obdach zu schassen.— Der Abend fand die Genossen da, wo sich an einem schönen Sommer- sonntag in Kopenhagen alles hinbegibt— im Tivoli! Mit diversen Smerbroten im Koffer ging» am nächsten Tag an Bord des Dampfers, der uns nach Oslo bringen sollt«. Strahlen. der Sonnenschein begleitete das Schiff, als es längs der dänischen Küste, vorbei an der Hamletstätte Helsingborg . den Kurs auf die offene See gen Norden nahm. Die Seefahrt hatte guten Verlauf— abgesehen von kleinen Unannehmlichkeiten, verursacht durch ein« un. höfliche Besatzung— aus dem Schiff, da» den Namen de» Königs trug. Doch eine Nacht geht bald vorüber, und als am Morgen die schöne Kristiania . Oslo Ihre Schleier lüftete, rüsteten wir zu neuen Genüssen. Durch«ine glänzende Organisation verstanden e» unsere liebenswürdigen Osloer Genossen uns an dem«inen Tag unseres Ausentholts eine Fülle von Eindrücken zu vermitteln. Der Stotthing, das Volkshaus, das Lolks-Wuseum—«ine schöne Sammlung alter norwegischer Kulturerzeugnisse. die auch Ibsens Arbeitszimmer birgt— und wiederum prachtvoll gelegene, groß- zügig angelegte städtische Siedlungen, in denen der städtische Bau- direktor die Führung übernommen hatte. Das Osloer Parteiorgan hatte eine Begrüßung und ausführlich« Würdigung der Reise oer socialysters* gebracht und zu einer Abendseier in dem außer. halb Oslos an der Bergmatte gelegenen Heim der dortigen Jugend eingeladen. Nach einem Abstecher auf den Ausstchtsounkt Holme- koll«. der einen einzigartigen Rundblick aus die zwischen Bergen gelagerte Stadt und die durch einen Kranz von Inseln von der Stadt getrennte hohe See bot, wurde der Weg in das Heim unserer Ge- nassen angetreten. Der uns dort zuteil werdende Empfang ent» schädiat« reichlich für die Strapazen de» Tage». Mit reichen Eindrücken schieden wir am nächsten Morgen aus Norwegens Hauptstadt. Unsere Genossen hoben die- Zuversicht, daß sich die sozialdemokratisch« Linie im Land« immer mehr durchsetzen wird. Die(von Moskau ) unabhängigen Kommunisten, die gegen- raartig noch den Großteil der Arbeiterschaft hinter sich haben, nähern sich in ihrer prakttschen Politik immer mehr dem sozialistischen
Standpunkt. Unsere Bewegung, kampfesfreudig und entmicklungs- fähig, zeigt heute schon, daß ihr die Zukunft gehött! Einer der wunderbarsten technischen Verkehrsweg« der Welt, die Bergenbahn, nahm uns nun auf. Noch überwältigender sind die Naturwunder, die den Reisenden auf dieser Fahrt überraschen. Während ihn anfangs groß« Wälder, leuchtende Matten und idyllische Flüsse erfreuen, bewundert er. wenn die Bahn Häher steigt, prächtig eingebettet« Bergfeen, um sich endlich, an den höchsten Punkten, zwischen ungeheuren, haushohen Schneemassen zu finden. Die Bergseen sind völlig verschneit. Hier ist das Dorado der Leute. die es sich leisten können, auch im Hochsommer dem edlen Skispott zu frönen. In Daß wurde die Dahnsahtt beendet. Die Reise ging nun ver Auto fast drei Stunden durch landschaftlich prachtvolle Gebiete am Hardangcrfjord nach U l v i k. Dieser schön« Fleck liegt am äußersten Ende des Fjords, eine Tagereise von der offenen See entfernt, eingebettet zwischen hohen Bergen. Die Fjorde mit ihren weit in das gebirgige Land hineingreifenden Armen, umgeben von gigantischen Bergmassen schaffen Landschaftsbilder von höchster Eigenart. Ueber diesen Landschaften weht in den hellen, stahlklarcn nordischen Abenden eine zauberhaste Stimmung. Don hier führt« uns ein Tagesausflug nach dem Dönngfoß, einem der schönsten Wasserfälle Norwegens . Tosend stürzen ungeheure Wassermassen hunderte von Metern hinab in den Kessel mit ihrem Gischt und Wasserstaub das ganze Tal erfüllend und mit zarter Feuchtigkeit überziehend. Wenn dann Sonnenstrahlen den nassen Staub treifen, bilden sich Regenbogen, die sich nach unten hin wieder allmählich verliercn. Lange verweilten unsere Genossen in stummer Be- wunderung. Die Genossen, die länger blieben, verlebten noch Tag« der Freude im schönen Ulvik. Eine glänzende Verpflegung, die bis Mitternacht ausgedehnten Bootsfahrten und die Bäder in den kühlen Fluten schufen jene glückliche Stimmung, in der man die Sorgen des Alltags und der Heimat vergißt. Slllzuschnell verrannen die-tage, und nach zweitägigem, ebenfalls unter aufopfernder Be- tteuung eines dortigen Genossen interessant und lehrreich ver- laufenem Aufenthalt in der ehemaligen Hansestadt Bergen führt« uns das Schiff heimwärts gen Homburg . Die Teilnehmer werden noch lange mit Genugtuung an die einzigartige Reise denken. Der gediegenen Vorbereitung und der Zusammenardett des Reichsauskchufses mit den in Frage kommenden Stellen, insbesondere mit unseren norwegischen Genossen, ist es zu danken, daß das Unternehmen vollauf gelang. Möge in Zukunft recht vielen Genossen Gelegenheit geboten werden, ssch, Im eigenen, wie im Interesse der Bewegung, an solchen Fahrten zu beteiligen. Heinrich Kühn.
ver Sleaographenbund Babelsberger für die Einheitsturzschrist. Der Deutsch « Stenographenbund Gobelsberger hält gegenwärtig in München seinen 12. Bundestag ab, um u. a. auch zur Frage der Eiuheitsstenographie Stellung zu nehmen. In einer fast einstimmig angenommenen Entschließung wurde dem Regierungsentwurf der Einheitskurzschrift zugestimmt und weiter beschlossen, daß der Bund den Namen„Gabelsberger" auch für die Zukunft beibehält.
Pelersburg von der Pest bedroht? Angesichts des Auftretens der Pest in Südostrußland ist von medizinischer Seite in Petersburg die Frag« aufgeworfen worden, ob eine Ausbreitung der Epidemie bzw. eine Einschleppung der Pest noch Petersburg zu besoraen sei. Es fand eine Konferenz von Vertretern des Gesundheitskommissoriates unter Hinzuziehung einiger Professoren der Medizin statt, di« zu dem Schluß kamen, daß einstweilen eine erliste Pestgesahr für Petersburg nicht besteht. Der Passagier, und Handelsverkehr mit dem Süd- osten Rußlaiiii» lasse es aber immerhin möglich erscheinen, daß die Pest nach Petersburg übertragen wird. Es wurde daher beschlossen: sogleich eine besondere Desinfektionsstation einzurichten, welche alle Waren und Pakete passieren müssen, die aus den von der Pest bereits hcimesuchten oder aus pestverdächtigen Gegenden' eintreffen, und bei den betreffenden Behörden vorstellig zu werden, damit die Einfuhr aus den betreffenden Bezirken zeitweilig verboten werde. Der Tlaiurschuhlag gegen den Bau der Zugspitzbahn. Im Der« lause des dieser Tage in München stattfindenden Ersten deutschen -Naturschutztages wurde noch einem Referat des Professors Schulze-Naumburg über„Naturschutz und Industrie" eine Entschließung einstimmig angenommen, die sich gegen di« beab- sichtigt« Industriealisierung der bayerischen Berge durch Bergbahnen, vornehmlich gegen den Bau einer Zugspitzbahn wendet. Es wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß das bayerische Hochland aus Gründen des Naturschutzes, wie auch im Interesse der Erholung Tausender von Volksgenossen oller Schichten in seiner jetzigen Unzu» gänglichkeit und Reinheit erhatten bleibe. Die Spielhölle des Elsverkäufer». Die herumziehenden Der- käufer von Speiseeis, die in diesen heißen Tagen auch bei uns so viel Kundschaft haben, besitzen für das Publikum der kleinen spanischen Städte noch einen anderen Reiz. Man kann sich bei ihnen seine Portion Eis erspielen, und es entwickett sich an den Eisständen ein leidenschaftliches Glücksspiel, bei dem manchmal ziemliche Summen verloren werden. An den Eiswogen befindet sich nämlich«in bunt- bemaltes kleines Roulette, und der„Käufer" setzt die Summ« von etwa zehn Pfennigen auf eine bestimmte Zahl, worauf die Scheibe gedreht wird. Gewinnt er. so bekommt er seine Portton Eis umsonst und darf noch ein weiteres Spiel wagen. Er kann also bei großem Spielglück ein« ganze Anzahl von Eispartianen gewinnen. Verliert er, so ist der Einsatz dabin, und er muß von neuem setzen, wenn er sein« Erfrischung doch erobern will. Pechvögeln kommt also ein« Portion Eis bisweilen sehr teuer zu stehen. Beflefeiimg devgcher zootoglschcr Sitrten durch Zlaßluad. Tin gröberer TlertranSport wnrdc dieser Tage au« Petersburg nach Hamburg befördert. T» bandelt sich um 4 Bären und 12 Kamele, di« für den Hamburger Zaologiichen Garten bestimmt sind. Russische Blatter sind der Meinung, daß die ,oologilchen Gärten Deutschland « eine ganze Reihe von Tieren au» Rusfisch-Asten beziehen könnten. „Arifbe Böhneukuust." Die deutsche Kvnstgemeinschast In Wien Lcab» fichtigt, die Gründung eine».arischen Theater«', zunächst in Form einer Tdeatergemeinlchost. deren Mitglieder zu bestimmten Vorstellungen, an denen nur.arische Schauspieler' mitwirten, Karlen zeichnen. Für später ist di« Erwerbung einer ständige».arischen Bühne' beabsichtigt. End« der Frust erst euer!u Fravkrelch. Zur Vereinfachung de« sranzöfi» scheu Stenerlpstem« wird vom 1. Januar ab tie Aenstersteuer in Frankreich durch einen Zuschlag der Mobilar- und Patentsleuer ersetzt«erden.