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Ottilie Baaders letzte Fahrt.

Nun ist Ottilie Baader den steinigen Weg ganz zu Ende ge­gangen. Zum letzten Abschied fanden sich die vielen zusammen, die ihrem Beispiel und ihrem selbstlosen Wirken so viel verbanken. Selten wohl zitterte in den Abschiedsworten, die das Krematorium der Gerichtstraße gehört, so viel innere Empfindung, fo viel schlichte Dankbarkeit, wie sie ihr als letzte Grüße mitgegeben wurden. Wer nicht das Glück hatte, Ottilie Baader persönlich zu tennen, der fühlte in dem wehmütigen und doch so dankbaren Abglanz der Gesichter, aus den so einfachen Worten, mit der ihr alle den legten Gruß gaben, welche Persönlichkeit von uns gegangen. Es flang aus allem der hohe Gesang der fämpfenden und doch so mütterlichen Frau, die ihr reiches Leben der sozialistischen Bewegung geschenkt. Marie Ju chacz zeichnete noch einmal ihr Frauenfchicfal, wie sie immer einfach, flar und schlicht mütterlich war, wie sie dauernd als arme Profetarierin an sich selbst arbeitete, um das Gewonnene wieder als Wissen im Kampf zu verwerten. Kein geiziges Anfammeln von Wissensschätzen, ihr war der höchste Inhalt des Lebens, für die sozia listische Bewegung zu kämpfen und zu arbeiten. Wie die schon Ge­alterte anspruchslos als Vertrauensperson zurücktrat, als 1908. das Vereinsgesetz den Frauen die Gleichstellung mit den Männern gab. Gie, die eine Berförperung der Geschichte der proletarischen Frauenbewegung war, diente der Partei weiter bis zum letzten Atemzug. Otto Wels zauberte ihr Bild wieder hervor, wie sie mit immer heiterem Gesicht die Bürde der Arbeit auf sich nahm und Führerin und Kämpferin zugleich blieb. Eines nur war ihr nicht gegeben der Zorn. Sie war der immer gute Geift, Streitende zu versöhnen, entzweite Hände ineinanderzulegen zu gemeinfamem Tun. Ein Beispiel, wie sie es gegeben, wird es felten geben. Wohl mögen die Namen anderer leuchtender sein, aber von solch einer Hingabe an den Sozialismus und so tiefer Mütterlichkeit wie sie war feine. Die Fahnen der Sozialdemokratie senten sich ihr als letter Gruß am Sarge . Clara Bohm Schuch sprach für die Berliner fozialdemokratischen Frauen, die stolz darauf sind, daß Ottilie Baader die ihre gewesen. Berlin , die Stadt der raftlosen Arbeit, des unendlichen Mühens und Vorwärtsdrängens, war ihr Symbol. Ein leuchtendes Borbild schlichter Schönheit und einfacher Würde, weil sie so ganz Frau war. Deshalb war sie auch so un endlich gütig und flar. Darum sorgte fie, die mütterliche Rampf genoffin, zuerst immer für die anderen. Für die preußische Land­tagsfraktion sprach Marie Kunert . Noch einmal unternahm fie, dies so reiche proletarische Frauenschicksal zu umzeichnen. Selbstlofe Hingabe für den greisen Bater, mütterliches Zusichnehmen der Ge­schwistertinder, unermüdliches Arbeiten an der Nähmaschine und Hingabe an die Bewegung. Eigenes Familienglüd blieb ihr in der Jugend versagt, die Enttäuschung ihrer jungen Jahre ließ sie aber nicht zum grämlichen, alternden Mädchen werden; ihre starte Mütter­lichkeit umfaßte mit elementarer Kraft sowohl den fleinen Kreis wie lichkeit umfaßte mit elementarer Kraft sowohl den kleinen Kreis wie die ganze große Bewegung. So wurde sie zur Bahnbrecherin auf dem steilen Weg zum Sozialismus.

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Mit dem Gesang von Goethes Wanderers Nachtlied":

leber allen Wipfeln ift Ruh;

In allen Zweigen spürst du

Raum einen Hauch.

Die Vöglein schlafen im Walde. Barte nur, balde Ruhst du auch

oth

vollkommen indolente Haltung der maßgebenden Reichs- und Staats behörden gegenüber diesen Borgängen, die die Berbraucherschaft auf bas lebhaftefte beunruhigen, fie zeigen, daß der Verbraucher. huh heute mehr als je notwendig ist und daß mindestens bei den höheren Verwaltungsorganen Stellen vorhanden sein müssen, die im gegebenen Falle den Auswüchsen am Warenmarkt entgegenzutreten imstande find, wen auch die Schuld an diesen Treibereien treffen mag.

Offiziersbegen oder einen scharfen Hirschfänger, ja er befigt fogar| Behr leben. Die Breissteigerungen der letzten Seft allein und bie einen Waffenschein. Bem die Klodow'sche Musit also nicht gefällt, der fann mit seiner Kritik bei dem ftreitbaren Musikdirektor schlecht antommen. Der Staatsanwalt schieb die Anklage wegen unlauteren Wettbewerbes vollkommen aus. ,, Militärmusit" tönne jebe Kapelle machen. Die Uniform des Klockow'schen Dr. chefters hielt er doch immerhin für bedentlich. Er beantragte eine Gefängnisstrafe von einem Monat, die aber durch Zahlung von 500 mart Geldbuße als verbüßt anzusehen sei. Das Gericht sprach den Angeklagten auf Kosten der Staats­tasse frei. In der Begründung jagte der Vorsitzende, daß der Grundstoff der Orchester Uniform allerdings der gleiche fet, wie bei ber Reichswehr . Die Abzeichen seten aber doch so verschieden, daß eine Berwechselung ausgeschlossen sei. Nach diesem Urteil wird also Herr Klodom- Eichbaum mit seinem Orchester weiterhin Gelegenheit haben, Militärmufit in feldgrauen Militärlitewten auszuführen. Wenn die Musiker auf dem Bodium, verhältnismäßig entfernt von den Zuhörern, ihre Musik machen, glaubt jeder Unbefangene eine Militärfapelle vor sich zu haben. Die geringen Abweichungen bei den Abzeichen sind schwer erkennbar und geringen Abweichungen bei den Abzeichen find schwer erkennbar und Herr Klodow- Eichbaum seine deutsche Mufte" lediglich in dem nur Eingeweihte wissen sie zu deuten. Interessant ist immerhin, daß

Neuköllner

Sozialdemokrat. Propagandatag Sonntag, den 2. August, nachm. 2 Uhr, am Hertzbergplatz

Sammellokal der Berliner nationalistischen Kreise in der Mauer Gammellotal der Berliner nationalistischen Kreise in der Mauer ftraße und dann in Mecklenburg und Bommern abfeßen tann. Dort wird ja fchließlich mit seiner Musit nicht mehr viel zu verderben sein. Aber einige Fragen find noch zu flären. Zunächst: Wie fommt der vorbestrafte Herr Klockow- Eichbaum zu einem Waffenschein? Es ist doch in der letzten Zeit gerade oft genug vorgekommen, daß anständige Leute von nationalistischen Schießhelben zweifelhafter Art angefallen wurden. Dann ist an die Reichswehr die Frage zu richten, aus welchem Grunde fie an Herrn Klodow- Eichbaum neue Uniformen vertaufte? Im übrigen ist es charakteristisch für die Geistesverfassung nationalistischer Kreise, daß es genügt, wenn ihnen cin mehrfach vorbestrafter Beitgenosse Radaumufit unter natio. naler", schwarzweißroter Flagge vormacht, um Liebkind bei ihnen zu werden.

Eine Aktion gegen die Fleischteuerung.

Der Schutz der Berbraucher.

Der Berliner Polizeipräsident, Genosse Grezefinity, hatte als Borsigender der Breisprüfungsstelle für Berlin und die Broving Brandenburg für gestern eine Besprechung von Vertretern der Land­wirtschaft, bes Biehhandels und des Fleischergewerbes eingeladen, um Maßnahmen zur Berringerung der hohen Preisspanne zwischen Vieh und Fleisch sowie Fleischwaren zu beraten. Geladen waren nobie preußische Hauptlandwirtschaftskammer, der Bund der Bieh händler Deutschlands, die Ernährungsdeputation des Magistrats Berlin , die Pommersche Biehverwertungs G. m. b. 5., die Dst preußische Biehverwertungs G. m. b. H., ferner Bertreter der Bieh tommiffionäre, der Verband Berliner Fleischwarenfabriten, ber Interessenverband der Großschlächtervereine und andere Groß Bertreterin der Ladenfleischer. fchlächterorganisationen, endlich die Berliner Fleischerinnung als

fentte fich langfam der Sarg mit Blumenfränzen und roten Schlet. fen in die Tiefe. Noch einmal neigen sich die schwarzumflorten Fahnen vor der toten Kämpferin. Der Gesang verftummt. Die Orgel fetzt ein und sie gehen wieder hinaus in den Alltag, in den Kampf­tag, die ihr das letzte Geleit gegeben.

Den toten Leib darf die Flamme verzehren, doch das heilige

Gelöbnis, das auf den vermeinten Gesichtern der älteren Frauen und jungen Mädchen, auf den ernsten Gesichtern der Männer liegt, bleibt Geist vom Geiste Ottilie Baaders, liebende Nacheiferung und treues Festhalten am Ziel. Und in diesem Geist wird sie weiterleben. Ihr Wirken pflanzt sich als lebendige, immer wieder zeugende Kraft fort.

Uniformierte Musiker.

Berwechslung ausgeschlossen..."

Der Inhaber" des Deutschen Tonfünstler- Orchesters", ein Musikdirektor Klodom, stand vor dem Schöffengericht Charlotten burg unter der Antlage des unerlaubten Uniform tragens und des unlauteren Wettbewerbs. Die frei gewerkschaftlich organisierten Musiker haben mit diesem Herrn schon manchen Kampf auszufechten gehabt. Das von ihm auf die Beine gestellte Orchester wirft bei allen nationalistischen Radau fest en besonders im Berliner Clou mit und befigt darüber hinaus noch Abteilungen, die Mecklenburg und Pommern (!) mit nationalistischer Musik versorgen.

Die Besprechung, die in den Räumen der mittleren Breis prüfungsstelle im Bolizeipräsidium Schöneberg gestern unter starter Beteiligung der eingeladenen interessierten Kreise stattfand, be­schäftigte sich mit den Üürfachen der Teuerung auf dem Fleisch markte und den möglichen Wegen der Abhilfe. Die Tatsache, daß die gegenwärtigen Preise im Groß und im Kleinhandel für Fleisch und für Fleischwaren nicht nur absolut erheblich höher sind, wie in der Vorfriegszeit, fondern auch beträchtlich höhere Spannen untereinander aufweisen, scheint den Schluß zuzulassen, daß übermäßige Buschläge im Großhandel und mehr noch im Kleinhandel genommen werden. Die Erörterungen, die mehrere Stunden dauerten, fonnten ein abschließendes Ergebnis noch nicht zeitigen. Es wurde deshalb eine Rommission gebildet, die fest­stellen soll, inwieweit die Zuschläge bei den einzelnen Bertei­lungsstellen berechtigt find oder inwieweit eine Herabsetzung gefordert werden könne.

der arbeitenden und verbrauchenden Bevölkerung außerordentlich Die Initiative des Berliner Polizeipräsidenten ist im Interesse zu begrüßen. Davon, daß sich die einzelnen Interessentenorgani fationen gegenseitig die Schuld an der Fleischteuerung zuschieben, wird kein Mensch satt. Es ist in der Tat dringend notwendig, daß die Organe der Preisprüfung hier zunächst mit gründlichen Er hebungen Klarheit schaffen, um dann in geeigneter Weise einschreiten zu können. Die Reichsregierung hat zwar eine Zollvorlage ein­gebracht, die u. a. Mindestzölle auf Vieh und Fleisch und außer­

Zwecks späterer Heirat.

Die betrogene Witwe.

Frau 2., eine rundliche Witwe von 56 Jahren, wollte nochmals ihr Glück in der Ehe versuchen. Ein Inserat in der Zeitung, in dem eine stattliche Witwe in den besten Jahren mit etwas Bermögen cine Herrenbekanntschaft suchte 3 weds späterer heirat, hatte den Erfolg, daß sie in kurzer Zeit nicht weniger als 80 Be­werbungsschreiben erhielt.

Die engere Auswahl unter den Bewerbern fiel auf den Tischler Gustav Lorentat. Allerdings hatte dieser sich bei seiner Be­werbung nicht als einfacher Tischler, sondern als Werfführer einer großen Klavierfabrit mit gutem Einkommen bezeichnet. Wohl­weislich hatte er seine dunkle Bergangenheit verschwiegen, und die Witwe ahnte nicht, daß Lorentat sich ein Gewerbe daraus machte, alleinstehende ältere Frauen, deren Bekanntschaft er gemacht hatte, zum Stelldichein fortzuloden und in ihrer Wohnung Einbrüche aus­führen zu laffen. In diesem Falle wurde ihm die Sache noch leichter gemacht. Nach der ersten Bekanntschaft lud die Witwe ihn zu sich in die Wohnung zum Kaffee. Bei dieser Gelegenheit hatte sie ihren gesamten Brillantschmud, der einen Wert von etwa 2000 Mart hatte, angelegt. Schon am nächsten Tage tam der Heirats­bewerber um 9 Uhr früh nochmals zum Besuch. Berschämt ent­Schulbigte sich Frau L., daß sie im tiefften negligé überrascht worden sei, aber er wehrte ihre Entschuldigungsworte ab: 50 fehe ich die Frauen am liebsten". Der Zufall wollte, daß während des Frühstücs der Gasmann tam und auch ein neuer Wieter einzog. Die Zwischenzeit benugte Lorentat, die Fächer und Schränke zu durchstöbern, um sich des Brillantschmuds zu bemäch tigen. Bald verabschiedete er sich und hatte noch die Dreiftigkeit, die Witwe vor dem neuen Mieter zu warnen, damit ihr ihr Schmud nicht gestohlen werde. Seitdem hatte er sich nicht wieder sehen laffen. Erst nach längerer Zeit gelang es, den Schwindler festzunehmen. Er erhielt gestern von dem Schöffengericht mitte Jahre Ge­fängnis und 5 Jahre Ehrverlust.

Glück im Unglück.

Ein feltsamer Eisenbahnunfall.

Der Bajeler Schnellzug stieß vor dem Pariser Ostbahnhof mit einer Rangierlotomotive zusammen. Zu diesem Unglücksfall werden jegt folgende aufsehenerregende Einzelheiten bekannt. Es stellte fich nämlich heraus, daß durch den Zusammenstoß mit der Lokomotive, der fälschlicherweise freie Fahrt" signalisiert worden war, eine fuhr nämlich in der Nähe des Ostbahnhofs, wo er fonft seine Fahrt. unabsehbare Ratastrophe verhütet wurde. Der Baseler Schnellzug geschwindigkeit ganz bedeutend verringert, mit einer Stunden. geschwindigteit von 115 Kilometer n, weil der Regulator nicht schloß, die Bremse nicht funttionierte und auch der Gegendampf, den der Führer gegeben hatte, wegen der außerordentlichen Fahrt geschwindigkeit, die der Bug nun einmal angenommen hatte, mir­fungslos blieb. Selbst die Westinghousebremse hatte verjagt. Unter diesen Umständen hätte der Zug, wenn er nicht auf die Lokomotive gestoßen wäre, den Brellbod belfeite geschleudert und wäre in das Bahnhofsgebäude hineingefahren. Man glaubt, daß es in diesem Falle Hunderte von Toten gegeben und das große Eisenbahn­unglüd in den Annalen der französischen Eisen­bahn sich zugetragen hätte. So aber wurde durch den Zusammen­stoß verhältnismäßig geringer Schaden angerichtet. Es wurden allerdings der Zugführer und ein Angestellter, der sich mit dem Führer im vordersten Bagen befunden hatte, getötet. Der Loko­motivführer wurde schwer verletzt und ist im Laufe des Tages seinen Berlegungen erlegen. Die Berlegungen der Reisenden sind zumeist unbedeutend. Die beiden Lokomotiven sind bei dem Zusammenstoß entgleift, wodurch der Anprall der beiden Züge gemilbert wurde. Lediglich ber Tender ber Rangierlotomotive wurde in den ersten Wagen des entgegenfahrenden Zuges hineingetrieben. Die Eisen­bahngesellschaft hatte eine Untersuchung eingeleitet, die zu dem obigen Ergebnis geführt hat. Bon den 6 Zufahrtslinien des Ostbahnhofs find 5 durch die Trümmer der Wagen gesperrt worden, so daß fomohi der Vorort als auch der Fernverkehr gestern vormittag fast voll­ständig unterbunden waren.

Sport.

Rennen zu Ruhleben am Dienstag, den 28. Juli.

3. Starl Alexander( F. Schmidt). Toto: 51:10. Blaz: 14, 13, 21:10. 1. Rennen: 1. Wildkage(. Grube), 2. Chester Belle( Ch. Mius), Ferner liesen: Cypresse II, Mirabelis I, Baroneß Lybia, Diagonale, Barmaid, Federmelte, Lilac.

2. Rennen: 1. Quadrat( Ch. Mills), 2. Magowan fr.( Großmann). 3. Kohlenfönigin( B. Hedert). Toto: 17:10. BL: 10, 11, 11:10. Ferner liefen: Langmacher, Sir Gaid, Dele Marion, Edelreis.

Grund zu haben, den Leuten, denen er Musik vormacht, feinen hat so einen starten Anreiz zur Preissteigerung geschaffen, sie bat 3. Matador I( Lichtenfeld). Toto: 21:10. 1.: 20, 23, 45: 10. Ferner

wahren Namen zu verschweigen. Wie der Vorsitzende des Schöffen­gerichts nämlich feststellte, hat der Herr schon sehr erhebliche Ge­fängnisstrafen wegen Betruges, Sachbeschädigung und Pfand bruch zudiktiert erhalten. Herr Klockow erzählte dem Gericht aller dings eine lange Geschichte, nach der er bei Begehung der Straftaten nicht ganz gesund gewesen sein will, denn er hätte damals an den Folgen einer Kopfverlegung gelitten. Die Gefängnisstrafen hat er deswegen auch nicht verbüßen brauchen. Für seine musikalischen Produktionen hat sich Herr Klockow- Eichbaum für sich und fein Or­chester eine Uniform zurechtgemacht, die einer Reichswehr. uniform sehr ähnlich sieht. Bor Gericht spielte der Angeklagte den sozialen Arbeitgeber. In der Zeit der schlimmsten Inflation hätten seine Musiker Schwierigkeiten bei der Beschaffung einer an­ständigen Kleidung gehabt und so ist er an die Reichswehr um Ueberlaffung alter, ausgebefferter Uniformen herangetreten. Was an Gerichtsstelle an Uniformen des Deutschen Tonfünstler- Orchesters zu sehen war, waren wirklich feine ausgebesserten Kleidungsstüde, sondern funfelnagelneue feldgraue Militär litewfen, wie fie jetzt noch bei jedem Reichswehrfoldaten zu sehen sind. Daß Herr Klodow- Eichbaum an den Kragen dieser Litewfen fleine filberne Lyren anbringen ließ und daß die Achselstücke mit einem schmalen fchwarzweißroten Band durchsetzt sind, hinderte viele feiner Zuhörer nicht, die Kapelle als eine Militärtapelle an­zusehen. Das gaben zwei 3eugen, die früher bei dem Angeklagten in Diesten gestanden hatten, unum= wunden zu. Herr Klodow bestritt natürlich, eine Täuschungs. absicht gehabt zu haben. Die von ihm angekündigte Militärmufit fönne fich das Bublifum ordnungsgemäß ausgeführt nur von einem einheitlich, d. h. uniformgekleideten Drchefter denken. Deshalb habe er diesem Verlangen des Publikums Rechnung tragen müssen. Der Angeklagte beschwerte sich beim Gericht auch darüber, daß er bei seiner Absicht, den Deutschen wieder deutsche, nationale" Mufit bei zubringen, einen Kampf nach drei Fronten führen müffe. Das eine Mal fizen ihm die Gemertschaften, vor allem der Deutsche Mufiterverband, auf den Fersen, was allerdings verständlich ift, weil es für Herrn Klockom feinen Tarifvertrag gibt. Zum anderen feien aber auch die lintsgerichteten Boltstreise und die Konturrenz scharf hinter ihm her. Um allen Eventualitäten, die sich aus diesem Dreifrontentrieg" ergeben tönnten, gewachsen zu fein, trägt Herr Klodow neben seiner Militäruniform entweber einen

aber nicht die geringste Vorkehrung dagegen getroffen, daß nun die zu erwartende Breissteigerung zu spekulativer Warenzurückhaltung, also zu ausgesprochenem Bucher , ausgenutzt wird. Es obliegt den Preisprüfungsstellen, hier Abhilfe zu schaffen. Daß fie es versuchen, beweist, wie notwendig diese Einrichtung noch jetzt ist. Denn sonst wären die Verbraucher schußlos den Preistreibereien mit wichtigen Lebensmitteln preisgegeben. Bei dieser Gelegenheit muß baran erinnert werden, daß innerhalb der Reichsregierung und inner­halb der preußischen Staatsregierung starte Bestrebungen im Gange find, die Preisprüfungsstellen radikal zu beseitigen. Dagegen muß fich die verbrauchende Bevölkerung mit aller Entschiedenheit zur

Das Rundfunkprogramm.

Mittwoch, den 29. Juli.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

11

3. Rennen: 1. Florentiner( Ch. Mins), 2. Harry W.( Jaug jr.), liefen: Della, Frechheit, Baron Agworthy, Billi I, Harlekin , Fürft, Jeffries jr., Tajna, Gopal, Fenelon, Angriff.

4. Rennen: 1. Michelangelo ( R. Treubera), 2. True For( Jauß jr.), 3. Koranna( F. Schmidt). Toto: 126: 10. BL.: 33, 16, 20:10. Ferner liefen: Johannistäfer, Ballontouigin, Erdmann, Interpellant.

5. Rennen: 1. Lump( M. Bauer), 2. Beitgeist( W. Holz), 3. Ddessa ( 3. Körting). Toto: 112: 10. B1: 30, 20, 22:10. Ferner Tiefen: Flora Bingen ( E. Riele, Batschari, Barmaid, Klärchen M., Stapellauf, Frettchen, Fistus, Alpenfeg.

6. Rennen: 1. Hofmeisterin ( Knöpnadel fr.), 2. Lybia Watts ( 3. Mills). 3. Dolerit( Rosenberg). Toto: 48:10. BI: 19, 21, 33:10. Ferner liefen: Baron Rushaga, Baron Gabler, Sylvia Stout, Freibeuter, Delos .

Mins), 3. Boritha. Toto: 21:10. BL.: 26, 18:10. Gerner lief: Brogres. 7. Rennen: 1. Colonel Bosworth( Großmann), 2. Homer ( Charlie 8. Rennen 1. Kronpring I( 2. Lemzer). 2. Altmark( B. Hedert), 3. Arion J.(. Lautenberger). Toto: 44:10. BL: 16, 20, 40: 10. Ferner liefen: Siegleicht, Charlotte Math., Dean Girl, Parilla D., Gladiator L M. P., Goriolanus, Schwarzwaldmabel

9. Rennen 1. Berdun(. Baabe ). 2. Bring Abbell( B. Hedert), 3. Adler( Jürgeus). Tot.: 79:10. 31: 19, 21, 22:10. Ferner liefen: bisqualifiziert, 80 Broz. Blazweiten zurüd). Baron Agworthy, Mädel, Wasserfall, Heidemann, Franzisto( als dritter

Corenz fordert den neuen deuffen Meifter Gofffried heraus. Soeben Fleisch- und Fisch- 2orenz den neuen deutschen Meister Billi Gottfried Hannsser zu erhalten wir bie Nachricht, daß ber borjährige deutsche Meister Billi Donnerstag, ben 30. Juli, in Treptow stattfindenden Abenbrennens par einer Revanche herausgefordert hat. Diefelbe foll bereits anläglich beam Entscheibung fommen.

5-6.30 Uhr nachm.: Fünftes Kinderfest der Funk- Stunde. 7 Uhr abends: Professor Dr. Paul Sommerfeld, Abteilungsdirektor am städtischen Kaiser- und Kaiserin- Friedrich- Kinderkrankenhaus Berlin : Vergiftungen und Uebertragungen von Krankheiten durch Nahrungs- und Genußmittel. 1. Vortrag. vergiftungen. 7.30 Uhr abends: Dr. Kurt Magnus: Die Steuern im August. 7.55 Uhr abends: Obermagistratsrat Dr. Clements: Die wichtigsten Bestimmungen des Aufwertungsgesetzes. II. Teil. 8.30 Uhr abends: Konzert: 1. a) Loewe: Odins Meeresritt. b) Der Nöck, c) Prinz Eugen ( Leopold Alexander. Bariton). 2. a) Thomas: Arie des Wilhelm Meister Leb' wohl. Mignon", aus Mignon, b) Romanze des Wilhelm Meister aus Mignon".( Marcel Noë von der Staatsoper, Tenor). 3. a) Mozart: Arie der Konstanze aus Gärtnerin aus Liebe".( Sabine Meyen, Sopran). 4. a) Brüll: Lied Die Entführung, aus dem Serail", b) Arie der Sandrina aus Die des Bombardon, aus Goldenes Kreuz, b) Bungert: Bonn , c) Fürst: Der Wagen rollt.( Leopold Alexander). 5. a) Offenbach : Klein- Zack- Lied aus Hoffmanns Erzählungen ", b) Puccini : Wie sich die Bilder gleichen aus Tosca".( Marcel Noë). 6. a) Rossini : Frühlingsstimmen- Walzer.( Sabine Meyen). Am Flügel: Professor Arie der Rosine aus Der Barbier von Sevilla ", b) Joh. Strauß : Oscar Wappenschmitt. 10 Uhr abends: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst.

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Die Hundert am Donnerstag in Treptow . Dieses Hatche Rennen tetrb nunmehr am Donnerstag, den 30. 3ult, abends 8 Uhr, in Treptow jeine alljährliche Bieberbolung finden. ie in den borbergebenden Bahren, so hat auch in diesem Jahre Die Hundert als Dauerrennen hinter Motorführung in zwei Läufen à 50 km eine erfiflalfige Belegung gefunden. An erster Stelle ift der bei der Berliner Radsportgemeinde lo bellebre Balter Sawallzu nennen, welcher fich gerade in Trepions stets von der beften Seite zeigte. Als weiterer Teilnehmer gilt der in Berlin ftets gern gesehene Franzose Jules Miquel Für den in Ausficht genommenen gewanom ist der Frankfurter Jean Beiß auf Grund feiner hervorragenden in Treptow immer ein gefährlicher Gegner ift, fo dürfte der blerte Seil Fabrweise am legten Sonntag in Dresben berpflichtet worden. Da Beig nehmer, Erich Möller , der allerdings beim letzten Treptower Rennen eine ganz hervorragende Fahrweise, zeigte, gegen dieje alterprobten Rämpen einen schweren Stand haben.