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wie Zölle gemacht weröen. Aufdeckung der Juterefsenwirtschast bei den Oelzölle«. Ein sehr bezeichnendes Iniermezzo im Zollausschuß läßt ge- wisse Rückschlüsse zu über die geheimnisvollen Eiuslüsse, die sich bei der Vorbereitung der Zolltarifnovelle bemerkbar gemacht haben. Genosse Zloroack und der Kommunist Dr kloscnberg harten auf Grund einer Mitteilung des Schutzverbandes der Oele und Fe t t e verarbeitenden Industrie einige Fragen an die Regie- r u n g gestellt, die darin gipfelten, ob dort bekannt sei, welche merk- würdigen Methoden in der Preisbildung der Margarine durch eine Organisation ausgeübt werden, in der die ausländischen Jnteressenien maßgebend sind und die von früheren Angestellten der Wirtschaftsgesellschast Deutscher Oelmühlen geführt wird einer während der Zwangswirtschaft entstandenen, vom Reich kontrollier- ten Gesellschaft. Die Regierung antwortete sehr nervös und ohne eigentlich auf die konkreten Fragen einzugehen. Sie verteidigte sich und ihre Beamten gegen gar nicht erhobene Vorwürfe, bis hilferdinz sehr energisch die Dinge beim richtigen Nomen nannte. Der Genosse chilferding stellte mit Nachdruck sest, daß die Oelzölle eine Angelegenheit sind, die ein tnteressantes Licht wirft auf gewisse Beziehungen, die sich während der Zwangswirtschaft zwischen einzel- nen Industrie- und chandelstreisen und Regierungsstellen geknüpft haben, ohne daß sie nach der Aufhebung der Zwangswirtschaft mit der notwendigen Eile abgebrochen worden sind. Genosse Hilferding  erklärte, er wolle nicht den Vorwurf der Korruption erheben. Aber die Tatsache, daß solche Beziehungen beständen, bewiesen doch da» mangelnde Unterscheidungsvermögen, daß bei einer objektiven Regierung erst« Boraussetzung sein müsse. Die Beziehungen, die sich so herausgebildet haben, bedeuten praktisch, daß die volkswirtschaftlichen Interessen, die die Re- gierung iu erster Linie zu vertreten hat, hinter gewissen privater Interessen zurücklreien. Die ganze Angelegenheit ist nur ein Ausschnitt aus der Kartell- e n t w i ck l u n g, wie sie durch das Wirken der Außenhandelsstelle treibhausmäßig gezüchtet wird. Es ist bekannt, daß halbamtliche Stellen energischsten Druck anwendeten, um die widerstrebenden Elemente der Industrie in diese Kartellbildung hineinzuzwingen. In diesem Falle ist es besonders schlimm, weil die Unter- stützung ausländischen Konzernen zugutekam, die dieser Hilfsmaßnahmen auf Grund ihrer außerordentlichen Kapitalskrast gar nicht bedurften. Es ist dadurch eine direkte Schä- digung der deutschen   Wirtschaft eingetreten. Bezeichnend ist auch, wie die ungeheuerlichen Zollsätze von 20 M. zum Teil auf Oel- Produkte zustandegekommen sind. Der Reichswirtschaftsrat ist mit diesen Zöllen nicht beschäftigt worden. Sie wurden«inge- führt, nachdem die Lorlage den Reichswirtschaftsrat bereits passiert borte. Bezeichnend ist, daß das Kompromiß der Zollparteien die Vorschläge der Regierung auf 2 M. reduziert hat. Tatsächlich ist die Maßnahme der Kompromißparteien«in Beweis für die Richtig- teit unserer Auffassung, daß Rohprodukte grundsätzlich zollfrei bleiben müssen. Im übrigen betonte Hilferding  . daß die sozialdemokratische Fraktion nicht daraus verzichten könne, aus die geheimnisvollen Borgänge bei der Einführung der Oelzölle im Plenum des Reichstages noch näher einzugehen. Der Vertreter der Regierung Ministerialdirektor   Hofs- mann, wußte auch gegenüber Hilferding nichts anderes zu sagen, als daß kein Beamter des Ernährungsministeriums Beziehungen zur Oelindustrie unterhalte und daß nicht das geringst« Privatwirtschaft- liche Interesse vorgelegen habe. Dinge, die niemand behauptet hat und Behauptungen, die niemand bestreitet. Auf die konkreten Frage- stellungen ging der Regierungsvertreter nicht ein. Der Ton war gereizt und pikiert und im selben Tonfall wurde ihnen von sozial- « demokratischer Seite durch Zuruf geantwortet, daß für die Ver- teidigung im Plenum Zeit und Gelegenheit wäre. Den Reigen der sachlichen Veratungen eröffnete Genosse Tlowack mit einer sachkundigen Betrachtung der Oelwirtschaft. Unser Redner bestritt nicht, daß die Oelindustrie vorübergehend schlechte Konjunktur gehabt habe. Die Ursache dazu war aber nicht mangelhafter Zollschutz, sondern technisch« Unvollkommenheit. Nach- dem diese Schwierigkeiten beseitigt sind, ist die deutsch  « Oelindustrie in der Lage, jede Konkurrenz zu schlagen. Sie� ist gut beschäftigt und die Gesamtsituation macht selbst Erziehungszölle unnötig. Durch Zölle auf Fette und Oele wird die damit verbunden« Urproduktion in keiner Weise geschützt, die Fertigindustrie dagegen wird außer- ordentlich gefährdet. Und außerdem fördert der Schutzzoll die au»- ländischen Konzernbeftrebungen, die gerade bei der in Frage kommenden Industrie Dimensionen angenommen haben, die den deutschen   Einfluß fast völlig auszuschalten vermögen.
Sicherheitspakt bedeutet Abrüstung. Eine Erklärung Coolidges. Swampscolk. 29. Juli.  (WIB.) 3n der Sommerccsidenz des Präsidenten E o o l i d g e wurde gestern mitgeteilt, daß nach A?? ficht des Präsidenten der Abschloß eines europäischen   Sicherheit». Paktes eine breitere Grundlage für eine weitere Abrüstung schaffen würde. Die Meldungen, daß Präsident Eoolidge die hoff. nung aus eine weitere Abrüstungskonferenz nusgegebea habe, werden dementiert, doch wird dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß die Zu- stände in Europa   der Veranstaltung einer solchen Konferenz noch nicht günstig seien. Der Präsident werde abwarten, bis die Lage stabiler geworden sei. Räch Ansicht de» Präsidenten werde die Frage der Abrüstung durch den Sicherheitspakt nicht erledigt und bleibe für künftige Erörterungen offen. Besuch des britischen GeschäststrSgers bei Briand  . Paris  , 29. Juli.<Eig. Drahtbericht.) Der englische   Geschäfts- träger in Paris  , Phipp, hatte am Dienstag eine Unterredung mit Briand   über die deutsche Sicherheitsnote. Er hat bei dieser Gelegenheit Briand die s ch r i f t l i ch e n L u f z e i ch n u n g e n der von ihm im Namen der englischen   Regierung gemachten Aus- fiihrungen überlassen, in denen der Standpunkt des Foreign Office niedergelegt ist. Eine Havas-Meldung aus London   teilt darüber mit, daß diese englische Antwort auf die letzte Demarche des fron  - zösischen Botschafters in London  , ohne auf die Details der deutschen  Note einzugehen, in allgemeinen Linien gehalten sei. Es gehe daraus hervor, daß im großen und ganzen der E i n d r u ck der zuständigen englischen Stelle über die deutsche Note der gleiche sei, wie der der französischen   Regierung. Es scheine jedoch, daß das Foreign Office das Bestreben habe, den Meinungsaustausch derart zu beschleunigen, daß sobald wie möglich die d i r e k- ten Verhandlungen mit Deutschland   aufgenommen werden könuen. Diese Havas-Meldung behauptet weiter, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen der französischen  und englischen Regierung, von denen in den letzten Tagen die Rede gewesen sei. in Wirklichkeit nicht bestünden. Die englisch  « Negierung vertrete ebenso wie die französisch« Regierung den Stand- Punkt, daß Deutschland   bei seinem Eintritt in den Völkerbund keine Ausnahme von den den Mitgliedern des Bundes auferlegten militärischen Verpflichtungen verlangen könne. Deutschland   müsse vielmehr seinen Eintritt unter den für alle Mitglieder notwendig gewesenen Bedingungen vollziehen und dann e r st stünde es ihm frei, seine besondere Lage vor der zuständigen Stelle des Völker- bundes geltend zu machen, die absolut freie Handhabe besitzt, dem Rechnung zu tragen oder nicht. Auch in der Frage der Garantie der östlichen Schiedsverträge durch Frankreich   habe England sich bisher in keiner Wesse gegen den französischen   Standpunkt ausge- sproch«..
Der letzte Zesttag öer Glpmpiaöe. Am Dienstag traten noch die Leichtathleten, Turner und Fußballer in die Kampfarena, nachdem die anderen Sparten ihr Programm bereits erledigt hatten. Der Tag fing recht herbstlich mit kaltem und stürmischem Wind an, trotzdem sammelten sich bald viele Zuschauer. Dee Wettläufe der Sportler konnten die Finnländer wieder überlegen für sich entscheiden, immerhin saßen ihnen die Deutschen   bei der 409- Meter-Ent- s ch e i d u n g dicht auf den Fersen. Bei der kleinen olympi- lchen Stafette der Sportlerinnen(200, 50, 50, 100 Meter) mußte Finnland   mit dem zweiten Platz oorlieb nehmen, während Deutschland   den ersten und dritten Platz belegte. Hier lief die Berlinerin Rau von der Freien Turnerscha f t'die 2v0-Meter-Strecke. Sehr gut liefen die deutschen   Sportlerinnen auch in der 10 X 100- M e t e r- S t a f e t t e, aber der Stafetten- Wechsel klappte einige Male nicht, so daß trotz Sieges die Distan- zierung wegen Ueberschreitsns der vierteil Wechselmarke aus- gesprochen wurde. Auch hier war die Turnerschaft Groß- Berlin durch Lotte Rau vertreten. Das Männerturnen hatte einen S y st e m w e t t st r e i t, der zwischen Finnen, Tschechen (AuMg und Prag  ) und Deutschland   ausgetragen wurde. Besonders die Finnen und Tschechen zeigten Hervorragendes. Während die finnischen   Mädchen am Tage vorher zwar qualitativ Gutes boten, aber offenbar noch über recht wenig Uebungsstoff verfügten. kam bei den Männern die ganze Vielseitigkeit zum Aus- druck. Es zeigte sich auch, daß der praktische Uebungs- betrieb bei den verschiedenen Nationen ziemlich übereinstimmt. Die Finnen und Tschechen fingen am R e ck mit dem Riesenschwung an, folgend mit Stürzer, Salto. Am Barren die bekannten Kunstübungen, beim Trampolinspringen über den Kasten Hechtsprünge mst Ueberschlägen und ähnliches. Die F r e i ü b u n- gen brachten viel Bewegung durch schnelle Veränderung der Gruppenstellungen, sonst waren sie ähnlich dem deutschen   System. Mit größter Spannung wurde dem Entscheidungsspiel um die Olympiade-Fußballmeisterschaft entgegengesehen. Hier standen sich Finnland   und Deutsch  - land in folgender Aufstellung gegenüber: Iltwland. Rantancn L. Heinonen A. Dämmert ?. Rhlund B. Wuorinen D. Lehtenen E. Rantancn W. Sourenpää W. tiundström E. Grönland   Poftt P. Schmidt R. Schmidt 2. Reichel Günther APitz(sämtlich Leipzig  ) Sogen(Leipzig  ) Nauman(Leipzig  ) Ehrlich(Leipzig  ) Dorn(Nürnberg  ) Krämer(Leipzig  ) Denlschlaod. Sperke(Dresden  ) Schiedsrichter: Eschbacher(Schweiz  ) Noch einmal war die große Kampfbahn bis auf den letzten Platz gefüllt, man harrte gespannt auf den Ausgang des Kampfes. Allgemein herrschte die Meinung, daß die Finnen den Deutschen  den Sieg überlassen mußten. Aber gleich zu Anfang zeigten sich die Finnen durch ihren schnellen Lauf überlegen. Der deutsch  « Tor- Wächter kam anfangs aus der Bedrängnis gar nicht heraus, parierte aber mit großer Geistesgegenwart alle Schüsse und Ecken. Ein großartiges und feines Spiel entwickelte sich vor den Augen der Zu- schauer, wie man es selten in dieser Vollkommenheit sah. Be- geisterte Beifallsstürme durchbrausten da» Stadion. Die Deutschen   gingen nun auch offensiv vor, aber auch der Finne hütete sein Heiligtum mit gleicher Geschicklichkeit. Wiederholte Ecken blieben ohne Erfolg. So ging da» schöne Spiel mit 0:0 in die Pause. Schließlich siegte unter, brausendem Beifall die deutsche Mannschaft mit 2:0. Massen­pyramiden waren als Abschluß des Festes vorgesehen, und damit geht die glänzend verlaufene 1. Internationale Arbeiter- Olympiade zu Endel Große sportliche Leistungen sind gezeigt worden, in internationaler Harmonie sind die Tage verlaufen. Möge sich die Frucht in der praktischen Zusammenarbeit des Arbeitersports aller Länder in der Zukunft in erhöhtem Maße zeigen! Auf zu neuer Arbeit!
Eharlottenburster Wasser. Dle Wege des Privatkapitals sind allzeit wunderbar gewesen. Mit allen Mitteln verstehen es die Herrschaften, die öfefntliche Mei- nung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Charlottenburger Wasserwerke wissen, daß ihre Sache schlecht steht. Sie können zwar Dividend« liefern, aber kein Wasser. Und das Wasser, das sie liefern, lassen sie sich anständig bezahlen. Vor allen Dingen haben sie keine Lust, von chrem Gewinn das Nötige für die Erweiterung ihrer Werke aufzuwenden. Deswegen möchten sie offenbar gern, daß die Stadt ihnen den Laden möglichst teuer abkauft. Auf die Dauer fürchten sie sowieso, den kürzeren zu ziehen. Schon erscheinen in der Berliner   Presse Artikel, die geradezu groteske Gedanken- gange an das gläubige Publikum bringen. In derMontags- post' wird allen Ernstes der Stadt der Vorwurf gemacht, daß sie nicht längst die Charlottenburger Wasserwerke erworben hätte. Der Preis für den Erwerb dürfe keine Rolle fpielenl Der Artikel- fchreiber geht sogar so weit, zu behaupten: An dem Wassermangel ist nicht bloß die Berliner   Verwaltung schuld, sondern noch viel mehr der Mangel an sozialer Gesinnung. Und damit ist es. seitdem der sozialistische Einschlag auf die Stadtverwaltung so stark geworden ist. nicht besser geworden, sondern schlechter." Also, die Sozialisten sind schuld daran, daß ,m Jahre 1919 im Preßischen Landtag der Gesetzentwurf auf Sozialisierung der Charlottenburger Wasserwerke abgelehnt wurde. Die Sozialisten in der Berliner   Stadtverordnetenversammlung sind schuld daran, daß ein sozialdemokratischer Antrag auf Regelung der Verhältnis� im Gebiet der Charlottenburger   Werte von der bürgerlichen Mehr- heit mit Geschästsordnungsmitteln verschleppt und seine Erledigung vor den Ferien verhindert wurde. Di« Sozialisten sind schuld daran, daß die Bürgerlichen gegen«ine Uebernahme der Charlottenburger  Werke auf die Stadt sind. Wirtlich, grotesker kann der Unsinn nicht an den Mann gebracht werden.
AufwertnngSenttäuschvug. Die Vereinigung der.ehemaligen, durch die Inflations- und Zwangsvertäufe geschädigten Haus- und Grundbesitzer Deutschlands  hielt gestern abend in den Musikersälen der Kaiser-Wilhelm-Straße eine öffentliche Mitgliederversammlung ab. in der allgemein eine große Enttäuschung zum Ausdruck kam. Die Erfolge waren bisher, wie der Vorsitzende ausführte, gleich Null. In dem großen Komplex der Aufwertungsprobleme ist dieses eins der verwickeltsten. Der Käufer, der in der Inflationszeit Grundstücke erworben hat, soll die entwerteten Kaufgelder auswerten: zuerst war der Termin auf Januar 1922 festgesetzt worden, in der Hoffnung, durch dieses Eni- gegenkommen einige Reichstagsparteien zu gewinnen. Da diese Hofsnung aber geschestert ist, hat man nun den Termin bis 1920 zurückgeschoben-, vor allem aber fordert man die Aufwertung der Restkaufgelder. In der Hauvtsache richtet sich diese Bereinigung gegen die Ausländer, und unter ihnen vor allem gegen die Ostjuden. Aus den Ausführungen des Vorsitzenden war aber dies klar zu erkennen: die Unzufrieden- heit der deutschnationalen Wählerschaft mit ihrer Partei, die ihre Versprechungen vollkommen vergessen hat, denn von allen Parteien hätte gerade die deutschnationale, am wenigsten Entgegenkommen gezeigt, die Abgeordneten seien für ihre Wahler überhaupt nicht zu sprechen, nur der sozialdemokratisch« Abgeordnet« hätte die Borschläge der Bereinigung eingehender Prüfung unterzogen._ Der Vrovilnlalverew Berlin   des Bolerlöndiscken Fraoenver- eins. Berlin   W. 57, Frobenstr. 1, vorn 2 Treppen, gibt bekannt, daß er an junge Mütter Merkblätter für Säuglingspflege, insbesondere jogenmmte Hitzemerkbtäller, unentgeltlich abgibt.
Veutschvölkische postkreöite. Zwei geborstene Säulen. Im idyllischen Hermsdorf, an der Dorortstrecke Berlin   Oranien­ burg   gelegen, trieb seit langem ein gewisser Knau» sein Unwesen. Cr nannte sich.Schriftsteller", behauptete, der Führer des Deutschen  Schriftstellerverbandes zu fein und hat auch einige Nummern einer Zeitschrift von sehr zweifelhaftem Wert herausgegeben. Knaus ge- bürdete sich sehr Nationalist ijch und war der Liebling der Hermsdorfer deutschvölkischen Kreise. Bor allen Dingen unterstützte ihn das Hermsdorfer deutfchoölkifch einge- stellte Lokalblättchen. Zuletzt hatte er sich auf die Deranstaltung von Rheinlandfeiern geworfen, für die er eine lebhafte Agitation betrieb. Nun stellt sich heraus, daß Knau  » die Hermsdorfer Post- kaff« um rund 50000 Mark betrogen hat. Er fitzt bereits hinter Schloß und Riegel. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Zu der Angelegenheit erfahren wir weiter, daß es sich bei den Knausfchen Betrügereien um eine sogenannte Kredit st reiterei handelt, die sich zurzeit der hohen Zinssätze leider in unserem Wirt- schaftsleben eingebürgert haben. Knaus nahm, dem Zuge der Zeit folgend. Postkredite.in Anspruch", indem er beim Postscheckamt geringfügige Beträge einzahlte. Darauf hob er beim Postamt Hermsdorf ganz erhebliche Beträge ab» die weit in die Tausend« gingen. Dieser Schwindel konnte von ihm nur durchgeführt werden, weil er Helfershelfer hatte. In Frage kommt der H e r m s d o r f e r P o st m e i st e r B a r t e l, der an Knaus, obwohl Knaus' Konto die Beträge nicht aufwies, den doppelten und dreifachen Betrag, der an Knaus überwiesen war, auszahlte. Sehr wahrscheinlich hat Barkel dabei untergeordnete Beamte miß- braucht. Die an Knaus unberechtigt ausgezahlten Summen ver- größerten sich Anfang 1925 von Tag zu Tag. Wie es scheint, chatte Bartel im Anfang vor, mit den erschwindelten Geldern Zinsgeschäfte zu machen. Dabei kam Bartel, der dem Alkohol fleißig zuzusprechen liebt und auch wohl gegenüber Knaus der geistig schwerfälligere ist, ganz in die Hand des Knaus. Die Angelegenheit entwickelte sich so weit, daß Knaus für alle möglichen Leute auf einfache Notizbuch- blätter Anweisungen ausschrieb, die von Bartel prompt eingelöst wurden. Es steht heute fest, daß Bartel über einen Postinspektor Nagel von Knaus größere Zuwendungen an Geld und Wein erhalten hat. Bartel und Nagel find vorläufig vom Dienst suspendiert. Das erschwindelte Geld haben Bartel, Knaus und Konsorten in zahlreichen Autotouren und Sektge- l a g e n bis auf den letzten Pfennig verjubelt. Auffällig ist, daß die Oberpostdirettion Berlin   bereits seit Donnerstag voriger Woche über die Verfehlungen des deutschnationalen Postmeisters Bartel informiert war und daß trotzdem noch am Sonnabend voriger Woche an Knaus 500 M. weiter ausgezahlt wurden. Wie Knaus betätigt« sich auch Bartel in der deutschnationalen Bewegung. In letzter Zeit machte er in deutschvölkischer Agitation. So schuf er im Hermsdorfer See- schloß, einem bis dahin soliden Lokal, eine Heimstätte für die Berliner  Rechtsradikalen, wo an jedem Sonnabend und Sonntag geschossen und exerziert wird. Selbstverständlich war Bartels ein heftiger Gegner der Republik  . Bei jeder Gelegenheit bängte er in seiner Wohnung, die sich im offiziellen Postaebäude Hermsdorf befindet, sechs bis acht große schwarzweißrote Fahnen heraus. Kam die Verordnung, rcpublikanssch zu flaggen, wie beim Pegräbnis des Reichspräsidenten Ebert  , dann hängte er eine möglichst kleine schwarzrotgoldene Fahnen heraus, die in irgendeinem Winkel versteckt der Verordnung gerecht wurde.
Zusammeustöste mit Kommunisten. Die KPD.   inszeniert augenblicklich eine.Anti-Kriegswoche". Den Dienstagabend hatte sich die kommunistische Jugend zum Demonstrieren ausersehen. Nach einer länglichen Kundgebung im Saalbau Friedrichshain, in der mit jugendlichem Ueberschwang gegen vielerlei gewettert wurde, formierte sich ein Zug von zirka 1200 Per- fönen, der unter Gesang zum Bülowvlatz zog. Hier kam es zu einem heftigen Zusammenstoß mit einem Ueberfalltom- mandoderSchutzpolizei.dasauf mehreren Lastautos heran. rückte. Die Polizei löste den Demonstrationszug- auf und machte, da sie hierbei auf Widerstand stieß, an«inigen Stellen von dem Gummiknüppel Gebrauch. Ee wurden mehrere Sistierungen vor- genommen und«ine Fahne beschlagnahmt. So wenig einwandfrei da» Auftreten der Kommunisten wieder einmal war, muß man doch auch von unseren Polizeibeamten etwas mehr kaltes Blut und etwas weniger Nervosität erwarten._ Wiedereröffnung der Seala. Der Umbon der Scala ist fertiggestellt, und am Sonn- abend werden die Vorstellungen wieder aufgenommen. Unter den schwierigsten Verhältnissen, zur Zeit der größten Mater-alknappheit erbaut, war«ine grundlegende Renovierung notwendig. Gleich- zeitig damit verband man einen Ausbau der Bllhnenräume. Das Foyer wurde, allerding« auf Kosten des Zuschauerraumes, um das Doppelte erweitert. Vor allem aber wurde der Zuschauerraum um- gestaltet. Oesters hörte man Klagen, daß von den Hinteren Reihen nur die Rücken der Vordermänner zu sehen seien. Diesem Uebel ist abgeholfen worden, die Hinteren Reihen, sowohl im Parkett als im Rang, find bedeutend erhöht worden, so daß jetzt von jedem Platz die Bühne übersehen werden kann. Die Bühne ist nach hinten um drei Meter erwettert worden: allerdings sollen zu beiden Seiten de« Bühnenhauses Neubauten errichtet werden, um bei großen Revuen, die in den nächsten Iahren die Scala aufzuführen gedenkt, Auffahrten für Automobil« zu bilden.
Messerhelden am Stektiner Bahnhof. In der vergangenen Rocht kam es in der Eichendorffttraße am Stettiner Bahnhof zwischen mehreren, anscheinend angetrunkenen Personen zu einer schweren Schlägerei, die in Messer st oche» reien ausartete. Hierbei wurde der Kaufmann Kierka aus der Bodestraße in Neukölln schwer verletzt(Schlüsselbein- b r u ch). Der Bäcker Tinte au» der Echlegelstraße erlitt zahl- reiche Gesichtsoerletzungen, der Kaufmann Gueffroy aus der Bergstraße trug einen Knöchelbruch davon. Die Ver- letzten wurden ins Lazaniskraukenhaus übergeführt. Monalrkarle» und Marken für Monat August. Vom Dienstag, den 28. Juli bis einschl. Mittwoch, den 5. August findet die Ausgabe von Monatstarten und Wertmarken sowie Berechtigungsscheine für Jugendliche wieder in der Hauptausgabe st elle Leipziger Platz 14 statt, vom Donnerstag, den 6. August ab wieder auf dem Straßenbahnhof Urbanstr. 157, Eck« Geibelstraße. Die Ausfertigung«- zelten sind nach wie vor werktags von 9 4 Uhr, Sonnabends von 91 Uhr, am ersten, zweiten, vorletzten und letzten Werttage im Monat von 8 6 Uhr. Das Fundbureau befindet sich nach wie vor noch auf dem Straßenbahnhof Urbanstr. 157, Ecke Geibel- stroße: es ist geöffnet: werktags von 193 Uhr und Sonnabends von 101 Uhr. VI« Feier ihre»-jährigea Bestehen» und die weihe ihres Batiuer« begebt die 74. Abteilung Zehleudorf am Sonntag, den 2. August. Die Weiberede bält Genosse Pastor Franckt- Berltn. Einen vom Gen. Walter Trojan verfaßten Vorlpruch(Prolog) wird der Vortragskünstler Erich Hoffmann(Sohn Adolf Hossmannsi fprechen. 10 Ubr vorm. Empfang der Gäste; 3 Uhr nachm. Festzug durch den Ort zum Fesllotal Waldesruh. Machnower Thauflec. 45 Uhr Festakt. Nach der Feier Volks- und Kinderfest. Nähere» durch Gen. Peter Valentin, 1. Vorsitzender, Zeh- lendorf, Forststr. 6. Ein.Sinder-Roseufest' veranstoltet der Sängerchor vohnsdorf (M. d. ASB  .) am Sonntag, den 2. August, nachmittag«, auf dem Turn- und Spielplatz der Arbctter-Baugenoffenlchaft.Paradies' in Bohnsdorf  , Lahnholstra>>e. Mit Rosen geschmückte Wagen der Kleinsten und Kleinen werden um Z Ubr aus dem Dreieck der vaugenossenschait zum Umzug durch den Ort nach dem Fesiplatz ausgeftelll. Tat in voltslümlichein Charakter gehaltene Fest bietet der Unterhaltung viele« und hat sich alljährlich viele Freunde erworben. Eintritt SS Pf, Kinder 20 Pf.