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th-er Volksmassen größere Fortschritte gemacht hat, wenn die Staatsbürger nicht nur alle vier Söhre ihre Stimmzettel in die Urne legen, sondern auch in der Nichtwahlzeit durch stän- dige Mitarbeit ht den politischen Organisationen ihren Willen zmu Ausdruck bringen. Daß der jetzige Reichstag noch Par- teien hat, wie die Kommunisten und die Volkischen, denen fach- liche Arbeit nichts, das agitatorische Interesse aber alles ist: wenn im jetzigen Reichstag die Parteien der Schwerindustriel- len und des agrarischen Kapitals ihren unheilvollen Einfluß ausüben, so trägt daran nicht das parlamentarische System die Schuld, die Schuld haben die, die am 7. Dezember 1924 für diese Parteien stimmten. Wahlreform, wie die Rechtsparteien sie auffasien? Rein, wohl aber Fortbildung des demokratischen Parlamentaris- mus, Belebung des politischen Willens der arbeitenden Massen, Ausgestaltung aller öffentlichen Einrichtungen von de? untersten verwaltenden Körperschaft bis zum überge- ordneten Staatswesen zur Selbstverwallung eines freien Volles, Beseitigung aller bureaukratiichen und selbstherrlichen Ueberreste, Stärkung des sozialen Geistes, Mitarbeit aller Werktätigen in allen Zweigen der Gesetzgebung und der Aus» führung und schließlich Ausbau der staatlichen Zwangsform zum sozialistischen Gemeinwesen: Das muß die Antwort b«r arbeitenden Bevölkerung auf jeden Versuch der Reaktion sein, den alten Untertanenstaat wieder herzustellen! Diktatur üer Mehrheit. Unvereinbar mit dem Geist des ParlamentariSmnS. Die Presse der Zöllner setzt ihre Scharfmacherei gegen die Oppositionsparteien des Reichstags fort. Die Vergewalti- gungspläne der Jnteresientenparteien können nur mit Hilfe des Zentrums durchgeführt werden. DieGermania� weist die Scharfmacher ab: Derßokalauzeiger' von gestern abend trat ebenfalls für weit schärfere Kampfmethoden� ein. Von diesen schärferen Kampfmethoden können wir un» wenig Gutes versprechen. Ganz abgesehen davon, daß sie der Sozialdemokratie einen billigen und sehr guten Agitationsstosf geben, widersprechen die von den Rechtsblättern verschriebenen Rezepte keinesfalls den Interessen des deutschen Volkes, das sich den Luxus einer noch verschärften Partei- politischen Zerklüftung nicht leisten kann. Wir verlangen, daß sich die Opposition in den Grenzen des ihr zustehenden Rechtes hält, wir verlangen aber auch, daß da» Recht nach allen Seiten hin voll gewahrt wird. Es ist sicherlich nicht an- genehm, zu jedem Paragraphen der Steuergesetze Oppositionsreden fl-m Fenster hinaus anhören zu müssen. Aber man hüte sich ovr Gewaltmaßnahmen und vor einer Mundtot- machung der Opposition, wie sie offenbar von gewisser -�eite gewünscht wird. Wir haben nicht nur Scharfmacher aus der Linken, e» gibt auch solche Exemplare auf der Rechten, denen eine Verschärfung der Gegensätze nur recht wäre." Ob diese Pressestimme der Meinung derer umSteger- w a l d entspricht, steht dahin. Inzwischen veröffentlicht die Rechtspresse einen gemein- samen, verabredeten Angriff auf den Präsidenten, Genossen Löbe. Sie wirst ihm Parteilichkeit vor. Das Organ ver Deut- scheu Volkspartei, dieTägliche R u n d s ch au", die sich an diesem Angriff beteiligt, schreibt: Man gewann aus den Vorgängen des Abends den Eindruck, daß der Präsident Löbe nicht mehr, wie bei früheren Gelegenheiten, eine unbeirrbar sicher« Hand bei der Geschäftsführung hat. Die PräsidialgeschäftsfüHrung kann nur dann als durchaus ob- jektiv anerkannt werden, wenn sie sich den Willen der Mehrheit zur Richtschnur nimmt, der ja schliehllch in einem demokratischen Parlament ausschlaggebend sein muß." Die Forderung, daß der Präsident ein Präsident der Mehrheit fein müsse, kennzeichnet die Mentalität der Zollmehrheit. Die Geschäftsordnung des Reichstags bezeichnet als Aufgabe des Präsidenten, die Würde und Rechte des Reichstags zu wahren und seine Arbeiten zu fördern. Im Wesen des Reichstags liegt die kontradiktatorische Beratung

der Gesetzesvorlagen im Plenum. Wer sich dieser Beratung entzieht, verstößt nicht nur gegen das Wesen des Parlamen- tarismus, er nimmt dem Parlament die Würde, indem er es zur Abstimmungsmaschine degradiert. Im Wesen des Parlamentarismus liegt die fachliche De- ratung. Die Opposition will die sachliche Be» r a t u n g. Sie ist berell, um der sachlichen Beratung willen auf die Ferien zu verzichten. Die Mehrheit will nicht die sachliche Beratung, sie will die Ferien. Entspricht das der Würde des Reichstags? Die Opposition, und gerade die Opposition, hat ein R e cht auf sachliche Beratung, ein Recht, vor dem Lande ihren Widerspruch zu begründen. Der Präsident, der an einer Vergewaltigung dieses Rechts teilnehmen wollte, würde auf- hören, der Präsident des Reichstags zu sein, er würde nur noch der Präsident der Mehrheit sein. Der Präsident des Reichs- tags hat über Mehrheit und Minderheit zu stehen, er hat nicht nur die Rechte der Mehrheit, sondern auch die Rechte der Minderheit zu schützen. Seine Aufgabe ist, das R e ch t zu üben, nicht die D i k t a t u r der Mehrheit. Wenn im übrigen die Kritik der Rechtspresse am Präsi- deuten des Reichstags von Abgeordneten der Rechten geteilt werden sollte, steht es ihnen frei, ein Mißtrauensvotum einzu- bringen. Genosse Löbe wird nicht eine Stunde länger im Amt des Präsidenten verharren, wenn eine Mehrheit des Reichstags sich gegen feine Amtssührung ausspricht. Justizblüten. Wahrheitsbeweis erbracht, trotzdem 700 M. Geldstrafe. Vraunfchweig, 30. Juli. (Eigener Bericht.) Vor dem Amts- geeicht in Braunschweig hatte sich am Dienstag und Mill- woch der verantwortliche Redakteur des Braunschweiger D olksfreund", Genosse Thielemann, wegen Beleidigung des braunschweigifchen Stahlhelmführer» Uhlenhaupt zu oer- antworten. Uhlenhaupt ist persönlich mit dem Reichspräsidenten von Hindenburg bekannt, Zeitfreiwilliger Reichswehroffizier und im Nebenberuf Kohlenhändler. In unserem Braunschweiger Partei- blatt wurde mehrfach behauptet, daß der Stahlhelmmann Uhlen- Haupt in einer Duellaffäre mit dem Braunschweiger Schlacht- housdirektor Dr. Krämergekniffen" habe, daß er ferner sehr oft die Unwahrheit sage und u. a. auch die Eisenbahndirektion Magdeburg gröblich beschwindelt habe. Ihm wurde weiter vor- geworfen, daß er seine männlichen und weiblichen Kaufmannslehr- linge zu den gröbsten Arbeiten verwende, aber nie ordnungsgemäß im Bureau beschäftige. Der Angeklagte konnte in allen Fällen den Wahr- heitsbewei» antreten. Das Gericht stellt« in der Urteils- begründung ausdrücklich fest, daß Uhlenhaupt in der besagten Duell- asfäre tatsächlichgekniffen" habe, daß sich der Landesverbands- führer des Stahlhelms im Waffenverruf befindet, aus seiner Ofsi- Ziersvereinigung in Hannooer ausscheiden muht« und trotz seiner eifrigen Kriegspropaganda erklärt hatte, daß er nur als letzter wieder in einen Krieg ziehen würde. Auch die Ausnutzung seiner kaufmännischen Angestellten und die grobe Täuschung der Magde- burger Reichsbahndirektion sah das Gericht als erwiesen an. Trotzdem verurkeilke es den Angeklagten. Genossen Thielemann. zu 700 Mark Geldstrafe, während Beleidigungen sozialdemokratischer Minister in Braunschweig bisher mit 50 Mark bestraft wurden. Republikanische" Richter! �oka�nzeiger� und Kußmannfkanöal. Strafantrag gege« de«Lokal-Anzeiger". In Verfolg de» kriminalpolizeilichen Vorgehen» gegen Ange- stellte eines Pressebureaus und gegen zwei Iustizbeamte wirft der Berliner Lokal-Anzeiger" der Kriminalpolizei vor, daß sie sich zum willfährigen Wertzeug politischer Trei- bereien macht. Wegen dieses schweren, die Unparteilichkeit der Kriminalpolizei anzweifelnden Vorwurfs beabsichtigt der Berliner Polizeipräsident gegen den verantwortlichen Schriftleiter desBer­liner Lokal-Anzeiger" Strafantrag wegen Beleidigung zu stellen.

Dasganze Ruhreknmarsthgebiet frei. Als letzte Städte Esse«««d Mülheim gerärnat. Mülheim . 31. Zull.(Elg. Drahkb.) Um S Uhr vormittag» haben die letzten französischen Truppen, und zwar Teile des Zo» fanterieregiments 16S, Mülheim-Ruhr verlassen, hiermit ist das ganze Ruhreinmarfchgeblet geräumt. Die Grenze des besetzten Gebietes, uud zwar des Saaktioasgebletes, verlaust nunmehr vom Rhein ab bei den Gemeinden Walsum weiter zwischen den Gemeinden holte» und Hamborn , von Hollen bis zur Eisenbahnbrücke Oberhaufen Sterte« rade, dann von der Eisenbahn Oberhaufen nach Styrum. vou der Eiseubaha Styrum uach Kettwig und weiter bis nach Ralingen . Abmarsch der Besatznngstrnppe« aus Esse«. Essen, Zl. Zull.(TR.) Vou heute früh sieben Uhr an verlassen die Bataillone des Zuf.-Reg. 171 das Essener Stadtgebiet. Sie marschieren mit allem Gerät, die Kompagnien reichlich schwach, uur 50 bis 60 Manu stark. In Richtung auf Mülheim . Die Bataillone sollen in verdun Quartier beziehea. Auch die zahlreichen Auto­kolonnen find aus der Stadt ausgefahren. Es find nunmehr die Krupp - barocken, das Polizeipräsidium und die Ausstellungshallen, wo die haupllruppenkontigente lagen, geräumt. Die lleberwachung der ge- samten Baulichkeiten wurde sofort von der Stadlpollzei übernommen. Roch weht auf dem Gebäude de» Bergbauvereta» die Trikolore, je- doch stehen auch hier die Autos bereit, um die letzte Slabswache der 77. französischen Division in den nächsten Stunden abzuholen. Di« innere Sladtwache au der Kreissporkosse ist bereit» eingezogen. Die Fahne verschwaud hier ohne Zeremonie. Die Bevölkerung nimmt trotz des starken Straßenverkehr« bei Boreaubeglnn keinerlei Rotiz von den Abziehende«

Die paktverhanölungen. Ter belgische Ttaudpuakt. London . 31. Juli. (WTD.) Der»rüsfeler Berichterstatter der Times" meldet, die belgische Regierung habe vom britischen Ge- schäststräger eine Rote Ehamberlains betreffend den Sicher» hcilspakt erhalte« auf die Außenminsster Dandervelde mit einer Rote erwidert habe, worin der Standpunkt der belgische« Regierung auseinandergesetzt werde. Der Berichterstatter erhielt vonbesonders gut unterrichteter Seite"«ine Erläuterung zum belgischen Standpunkt, worin«« ausgeführt wird, die deutsche Bezugnahme auf eine Revision von Berträgen und Abänderung der Besetzungsbedingungen lasse vermute« daß Deutschland in» direkte Vorteile von dem Pakt erhoffe. Die Erregung der franzö- fischen und der belgischen öffentlichen Meinung darüber bestehe aber zu Unrecht. Die deutschen Erklärungen erforderten zweifellos groß« Behutsamkeit, aber man könne nicht für immer all« Bemühungen verhinder« das in Artikel 19 der Völkerbundssatzung vorgesehene Revisionsverfahren auf Deutschland anzuwende« Es fei natürlich, daß die Möglichkeit einer Revisio« so entfernt und problematisch sie auch sein möge, der Meinung in Deutschland als einer der Vor- teile geschildert werde, den der Eintritt in den Völkerbund mit sich bringen würde. Was den Eintritt Deutschlands angeht, so erwart« Reichsaußenminister Strefemann wohl schwerlich im Ernst, daß der Völkerbundsrat feine Antwort vom letzten März abändern werde. Beunruhigender aber fei die unerwartet« Einschränkung, die Deutsch - land anscheinend in den Fragen mache, die einem Schiedsverfahren zu unterbreiten wäre« Keine Sonderrechte Frankreichs . Londo« 31. Juli. (MTB.) Der diplomatische Lerichtersiatte? desDaily Telegraph " schreibt zu den Paktoerhandlungen. in britischen Kreisen sei gestern erneut der in sranzösischen Blättern verbreiteten Behauptung widersprochen worden, wonach die britische Regierung Frankreich da» Recht zugestanden Hab«, im Falle«ine» deutsch­polnischen Konflikte» nach eigenem Ermessen durch die entmllitari- sierte Rheinlandzone zu marschiere«

Du Zaungast!... Von Joachim Günther. An fremde» Gärten vorbei ziehst du die staubig« Straße. Au» dunklem Grün schimmern weiße Paläste, Rosen blühen und dufte« tausend bunte Blumen lachen dich a« glückliche Kinder spielen jauchzend auf weichem Rase« auf marmornen Freitreppen steht eine stolze Frau und schaut lächelnd mit glänzenden Augen dem Spiele der Kinder zu. Du aber stehst im Staube der Straße am kunstvoll geschmiedeten Bitter vor dem dir ewig verschlossenen Paradies. Aus dem blühenden Barten steigt das Bild deines Lebens, du stehst die verhärmten 4üge deiner Frau, ihre oerarbeitete« rissigen Hände, hörst ihr rockenes Huste« ihre matte Stimme, die einst auch lachen und ubeln tonnte. Dein Junge, der noch so gern spielte und herum- ollte in Wald und Feld, teuscht unter der Last schwerer Kiste« '« seinen Nacken krümme« Deine Tochter, die Hilde, sitzt Tag und lacht mit rotgeränderte« entzündeten Augen über ihre Näharbeit zebeugt und setzt Stich neben Stich, Sommer und Winter, Tage, Monate, Jahre bis die Hand erlahmt, die Augen erblinden ach. wie silbern klang ihr Lache« und wie sie singen konnte! Und dann die beiden Kleinen! sie ahnen noch nicht» von ihrem Schicksal. ihre Welt ist der kahle, düstere stickige Hof, über dem immer die schwarz- braunen Rauchfahnen wehe« für sie ist der alte, rostige Müllkasten »oller Märchen und Wunder, was wissen sie von der Welt und dem Zebe« von raunenden Wäldern und Sommerwolken über blühender >etd� nur ihre armen, lieben Gesichter werden immer blasser und spitze� rnd aus ihren unschuldigen Augen lugt unverstandene Not und trost- ivfe Zukunft. Uni» du stehst vor dem Paradiese, deine müden Augen werden iah. die Kunde en demem lähmen Arme bremn und stich:, du «hnst dich mait an das stolze Gitter, ein großer Hund stürz: wütend ms dich z« spränge dir gern an die Kehle, wenn er könnte, du stehst«nch zu lumpig aus in deinem gewendeten, zehnmal geflickten Röckchen. Und weiter wanderst du, Garten reiht sich an Garten, hier könnte man leben und atme« unter Sonne, Blumen und reifenden Aepseln. Der Abend sinkt, in der Fern« winkt dein Ziel, die große, lärmend«, rauchige Stadt dort drüben steigt zischend eine Rakete ,eu Himmel, eine zweite, dritte vierte... rotes, grünes Licht »it tansold goldenen Sternen schießt in die Wolken. Deine ioffnnng«« deine Wünsche, nicht hoch genug könnten sie steigen. acht bmä genug sein und was ward aus all den blinkenden. litzernden Sternen? Als kalte«schenstäubchen fielen sie sacht zur chde das Leben zerbrach deine beste Kräfte, nun liegst du wie 'rehrtcht auf der Straße, den jeder mit Füßen tritt. Für' dich willst ja mchts mehr hoffe«< jnir deine Sinder wenn du die glücklich wache» tömltest!, F-----

Die ersten Mietskasernen, gra« mit tückischen Augen blinzelnd wie bösartige Ungeheuer! Mit müden Füßen schleppst du dich durch endlose einförmige Straßen aus deinem Fenster scheint trübe die Petroleumlampe, dort oben steht sie und wäscht sich die Hände wund für fremde Leute, dort oben sitzt sie mit entzündeten Augen und näht für die andern und die Kleinen liegen vielleicht hungrig in ihrem Bettchen und weinen ihretwegen da oben darfst du es nicht tun! Den Sprung in das Nichts, ms Vergessen; du Zaun­gast des Lebens! Ekne Nacht im Deutsiben Museum. Aus München wird uns geschrieben: Vergangene Woche war'e, daß ich, nach stundenlangem Wander« endlich oben in der Sternwarte von all' den Mühen und Strapazen ausruhen wollt«. Im Geiste wanderte ich. nochmals durch die viele« vielen Räum«, freute mich darüber, wie herrlich weit wirs doch gebracht und schlief darüber ein. Niemand mußte mich bemerkt habe« denn als ich endlich wieder aufwachte, da war es dunkel um mich her und da» Museum längst geschlossen. Ich war allein in dem unendlich großen Hause. Dunkel drohend schaute der Tunn durch die mondhellen Scheiben und das Rauschen der Isar klang als einzige Beruhigung durch die Stille. Es schlug von der nahen Kirch« 10 Uhr. Bis zur Oessnung am nächsten Morgen um 9 Uhr noch viele Stunden! Was tun die ganze Zeit über? Und kurz entschlossen ging ich zur Kuppel der Sternwarte hinüber, dorthin, wo das schöne Zeiß-Fernrohr steht, und schaute nach den Sternen. Sei gegrüßt, Mond, stiller Gefährte meiner Einsamkeit! Wie würde sich Mozart freuen, wenn er jetzt da sein könnte! DasManderl im Mond" wollte er doch gar zu gerne einmal schauen... Aber ach! Damit und mit aller Poesie ist es endgültig vorbei. Riesengroße Krater reißen dort oben chren Rachen aus und erbarmungslose Einöden entschleiern mit diesem Fernrohre sich den erstaunten Blicken. Durch die Milchstraße wanderte ich, den Aldebaran suchte ich auf. um dort vielleicht Liliencron zu finden da schlug's zwölf Uhr. Mitternacht! Und schon schlürfte es auf leisen Sohlen heran. Näher und immer näher____ Klopfenden Herzens schleiche ich mich hinter den Zeiß: da geht unten, wie von Geisterhauch berührt, die Türe auf, phosphoreszieren- de» Dämmerlicht strahlt durch den Raum und Goethe stand in der Kuppel. Goethe, der steinerne Goethe, den die Stadt Frankfurt dem Museum geschenkt hatte und dessen Denkmal unte« zwischen erstem und zweitem Stockwerk steht! Schmer.zdurchsurcht war seine edle Stirne und ein tiefes Seufzen entrang sich seiner Brust. Irgendetwas mußte ihn bedrücke« denn bald verließ er un- mutig die Kuppel, um in den anderen Räumen Vergessen zu suche« So wenigstens dachte ich und täuschte mich nicht. Kurz entschlossen ging ich auf ihn zu:Worüber sind Exzellenz betrübt?" Da traf mich sein Feuerauge und aus tiefster Brust kam's hervor: .Befreit mich von dem Anblick! Befreit mich von demLnblickl

Im gleichen Augenblick schlug e» ein». Goethe war verschwunden. Und al» ich langsa» die Treppen hinabstieg, ununterbrochen über den sonderbaren Ausruf nach- denkend, da stand das Standbild wieder auf seinem ursprünglichen Platz, mit göttlichen Augen wie verloren in die Weit« blickend. Doch plötzlich wußte auch ich um denAnblick"! Denn an der gegenüberliegenden Wand, da war etwas, was offenbar ein Ge- malde vorstellen sollte. S. M. mit ausgewichstem Schnurrbart den Marschallstab tief in den Bauch gedrückt, in der Stellung eine» Schmieren-Siegsried,tut" aus den Grundstein des Deutschen Mu- seums die üblichen 3 Hammerschläge.... Es gehört viel Mut und ichlechter Geschmack dazu, dieses Bild anch nur ö Minuten lang zu betrachte« Und ausgerechnet Goethe wird verdammt, es jahraus, jahrein anzuschauen! l Da oerstand ich in tiefstem Mitgefühl seinen Schrei und ich frage: Wo ist der Mutig«, der Goethe uud un» oo» dem Anblick befreit?! Maklhias-Grüllwald-Ausflellung. Im Kupsersttchkabtnett der staatlichen Museen wird am Sonntag, den 2. Auw, st. ein« Aus- ftellung der Werke des Matthias Srünwald eröffnet. B-t dieser Gelegenhett werden neben dem alten Besitz an Ortginalzeich- nungen die vielbesprochenen kürzlich erworbenen sechs Zeichnungen "st* bet Sammlung von Savigny zum ersten Male öffentlich ge- zeigt. Alle übrigen gezeichneten und die gemalten Werke de» Meister» werden in guten Nachbildungen ausgestellt. Die erste Rondfunküberkragunz ans hoher See. Die Nordisch« Rundfunkattiengesellschaft, die Norag, Hamburg , überträgt am 11. August um 8 Uhr abends, vom DampferMünchen " de» Nord- deutschen Lloyd, der sich aus der Heimreise von einer Nordlandreise befindet, vom Horns-Risf ein großes Rundfunttonzert auf«in« An- zahl deutscher Sender zur Weüerleltung an die Rundfunkteilnehmer. Es wird dazu der Telephoniesender de» Lloyddamvfers benutzt. Reden des Kapitäns und des Gesandten v. Brüning« hervorragend« künstlerische Darbietungen und eine interessante Reiseschilderung lösen einander ab. Da» ganze Binnenland wird also an diesem Abend im Geiste die Fahrt auf hoher See dem Heimathafen zu mitmache« V'Atraunzlo al» Sabarelkkünfller. Er hat fiten vielerlei Wand­lungen durchgemacht vom Freunde der berühmten italienischen Tragödln Eleonora Duse über den KriegshäuvUing und Fiume» «roberer hinweg zum Einstedler und Mönch. Aber man scheim in seine Fähigkeiten ein unbegrenztes Vertrauen zu setze« Ein amertta- nischer Impresario hat versucht, ihn fürs Kabarett zu gewinne« Leider verkünden die Zeitungen noch nicht, was für eine Antwort der göttliche Gabriel gegeben hat. Aber da auch er Verdienen groß schreibt« würde man nicht überrascht zu sein brauchen, ihn al» Kaba- rettisten wiederzusehe« In Themen hätte er sicher keine Not.

»erden«rsuckit.»ch

in benerft«, GchriMhrer. SM g. Roel« in Utrecht «altebS M n wenden. Die anerkannten Sprachen de» Kongrehe» sind- Dcmlckr»iwutch und Kranzösisch. r*