Martegels gefekt werden, noch brei Monate das attive Gehalt beziehen. Ferner, daß die Hinterbliebenen aus einer Ehe, die erst nach der Pensionierung des Beamten geschlossen wurde, nunmehr endlich in die Hinterbliebenenversorgung einbezogen werden, wenn auch das Verlangen der Sozialdemokratie, diefen Hinterbliebenen, ebenso, wie es bei den anderen der Fall ist, einen Rechtsanspruch auf die Versorgung einzuräumen, sich noch nicht hat durchsetzen können. Weiter ist dies auch bei der Gestaltung des grundlegenden Artikels über die Aufhebung der eigentlichen Abbauvorschrift für die Beamten und Angestellten des Reichs und der Bersicherungsträger der Fall. Und wenn bezüglich der verheirateten Beamtin gegenüber dem bisherigen Zustand dadurch eine Erleichterung geschaffen wurde, daß diese nunmehr bei ihrer Entlassung eine Abfin dungssumme für den ihr einfach fortgenommenen Anspruch auf die erdiente Pension erhält, so gehört dies ebenfalls zu
zur
Gemilderter" Ausnahmezustand.
männern schreiende deutschnationale Breffe hat fofort an jedem Fachmann etwas auszusehen, wenn er Republikaner ift.
Die Sanierung des Stinnes- Konzerns. Sozialdemokratische Jnterpellation.
Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat folgende Inten pellation eingebracht: Bei den Ende Mai 1925 offenbar gewordenen Zahlungsschwierig feiten des Stinnes- Konzerns hat die Reichsbant eingegriffen. Wir fragen die Reichsregierung:
Eine Verhöhnung der Reichsverfaffung. Die schon erwähnten Richtlinien der bayerischen Regierung Milderung des Ausnahmezustandes" er innern lebhaft an die schönsten vormärzlichen Erlasse der deut schen Duodez- Regierungen. Väterlich- polizeiliches Wohlwollen gegenüber den Untertanen", wenn sie hübsch artig sind. Heute aber haben wir eine Reichsverfassung auf repúblitanischer Grundlage und auch die Landesregie rungen find an sie gebunden. Nach der Reichsverfassung hat Sind dabei damals oder später öffentliche Mittel der Reichspräsident, wenn im Deutschen Reiche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet oder solche der Reichsbant mittelbar oder unmutelbar zu Sind insbesondere Gelder wird", den Ausnahmezustand zu verhängen. Bei Stügungszweden verwandt worden? Gefahrim Berzuge" fann auch eine Landesregie von Staatsbanten deutscher Länder, von Girozentralen rung für ihr Gebiet ähnliche Maßnahme treffen. Diese Maß- oder von der Reichskreditgesellschaft dem stüßenden Bankentonfortium nahmen find auf Berlangen des Reichspräsidenten oder Reichsaur Berfügung gestellt worden und gegebenenfalls zu welchen Zinstages außer Kraft zu fetzen. Der bayerische Ausnahmezustand stammt aus dem Jahre nicht vorübergehen lassen, ohne für die ihnen besonders nahe 1923! Er ist also jetzt rund zwei Jahre in Geltung, Kredit, der für die übrigen Industrien zur Verfügung steht, be
jenen Erfolgen. ie Regierungsparteien b
Natürlich haben die Regierungsparteien die Gelegenheit
stehenden Kreise der Beamtenschaft eine Ertrawurst zu braten. Die Pensionstürzung, auf deren Beibehaltung die Reichsregierung bis in die neueste Beit hinein bestehen zu müssen glaubte, ist gefallen. Damit sind 5% Millionen Mart jährliche Ersparnisse jenen Ruheständlern" bewilligt worden, die neben ihrer hohen Pension noch große Ein. tommen aus Arbeitsverdienst- 600 m. monatlicher Arbeitsverdienst sollen fürzungsfrei bleiben- einheimfen können.
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ist demnach schon zum Regelzustand geworden, der den fubelternen„ Staatsmännern" Bayerns die Möglichkeit gibt, die Regierungsmethode von 1830 wieder einzuschmuggeln und diesen Schmuggel mit Wohlwollens" phrajen zu umfleiden. Will man in Bayern ernsthaft behaupten, daß noch immer Gefahr im Verzuge" bestehe, die die Aufhebung des Ausnahmezustandes unmöglich mache? Will der Reichs tag nicht endlich von seinem verfassungsmäßigen Recht GeDie breiten Maffen der Beamten der unteren und mitt brauch machen und Bayern wieder in die Reihen der verfaffungsmäßig regierten Länder zurückführen? Und will leren Gruppen, denen von der Regierung und den Regierungsber Reichspräsident, der ja am Tage nach der unter parteien seit Monaten und Monaten erklärt wird, daß für brückten Berfassungsfeier in München anwesend eine fo geringe Zulage feine Mittel vorhanden seien, werden diesem Regierungskunststüd verständnislos und ist, nicht den Polizeigeistern der bayerischen Regierung flarerbittert gegenüber stehen. Sie werden um so erbitterter fein, machen, daß auch sie sich seinem Verlangen nach Beseitigung wenn sie erfahren, daß sich zu diesen 5½ Millionen noch des Ausnahmezustandes zu fügen haben? 18 Millionen jährlich gesellen, welche die Regierung, ohne den Reichstag auch mir zu fragen, zur nachträglichen / Höherstufung der Kriegsoffiziere bewilligt hat. Mit diesem Geld und dem Betrag für andere durchaus an fechtbare Ausgaben wäre es möglich gewesen, wenigstens die ärgste Not der Beamten der unteren Gruppen zu lindern. Man hat dies nicht, und das möge den Beamten eine Lehre
sein.
Was mit dem neuen Gesetz, abgesehen von den wenigen Neuerungen zugunsten der Beamten, diesen vorgesetzt wird, geht am besten daraus hervor, daß die Regierung fich trotz einer Zusage im Reichstag fcheut, die abgeänderte Berfonalabbauverordnung in ihrem neuen Wortlaut im ,, Reichsgefegblatt" zu veröffentlichen, weil dies den Wortlaut bindend machen und Auslegungsfünfte aus* schalten würde. Deshalb zieht die tapfere Rechtsregierung es vor, den Wortlaut nur im Reichsbesoldungsblatt wiederzugeben. Dies ist unverbindlicher und läßt in Zweifelsfällen allerlei Auslegungen zuungunsten der Beamten zu.
Stiefkinder des Rechtsblocks.
Die Beamten erhalten feine Zulage. Die Fassung der Parlamentsberichte über die Verhandlungen des Reichstags vom 31. Juli läßt vermuten, daß die Beamten zu ihrem Grundgehalt eine 12% oder 10prozentige Zulage erhalten. Demgegenüber fei nochmals festgestellt, daß die Beamten zu ihren bisherigen Bezügen feine 3ulage erhalten. Der erwähnte Zuschlag von 12% bzw. 10 Proz. ift den Beamten bereits im November 1924 auf die im Juni 1924 festgesetzten Gehälter gewährt
worden.
Den sozialdemokratischen Antrag, diese Bufchläge auf 20 Broz. zu erhöhen, hat die Mehrheit des Reichstages am 31. Juli 1925 in namentlicher Abstimmung abgelehnt. An der Bezahlung der Beamten ändert sich also gegenüber dem bisherigen Stande nichts!
Befreite Stadt.
Bon Ewald Stern.
Frühmorgens find die fremden Truppen abgerüdt. Sie bofen der Bevolterung zum legtenmal das Schauspiel marschierender Regt. enter mit schmetternder Mufit, hoch zu Roß figender, fabelhaft geschniegelter Offiziere, schwerbepadter Soldaten, die trotz der Hike mit Mäntel befleidet waren, rafselnder Proviantwagen, dampfender Feldtüchen, maulefelbespannter, fleinfalibriger Ranonen. Man empfand das eifrige Bemühen, legten, möglichst guten Eindruck zu
erweden.
Die schönen großen Schulgebäude sind jezt leer. Roch wenige Wochen, und in denselben Sälen, wo Mann an Mann auf Strohfäden fchlief, werden höhere Töchter und Gymnasiaften in den Fächern der Wiffenschaften unterrichtet, werden Turnftunden gegeben, wo Pferde eingestellt waren, werden Schulfeiern veranstaltet, wo fremdes Polizeigericht über fleine Sünder, die ohne Ausweis betroffen oder gegen irgendeine der vielen Verfügungen verstoßen haben, oft bra fonische Strafen verhängt hat. Auf dem Aschenberg vor der Stadt liegt jetzt ein Haufen Stacheldraht. Er fündet, daß eine lange, oft bange Zeit vorüber ist.
Am felben Nachmittag schon bot sich der Bevölferung ein neues Schauspiel. Schupo, grün- und blauberodt, tommt nach zweteinhalb Jähriger Abwesenheit wieder. Boran in vielen Autos teils orben gefchmüdte Offiziere. Dahinter die Polizeibeamten auf Lafttraft wagen, und zum Erftaunen der Bürger auch ein Banzerauto. Diefes truzig drohende Ding verursacht Mißbehagen, beeinträchtigt ble Wiedersehensfreude. Dann offizielle Begrüßungsatte. Reden von langer Trennungszeit und straffer Ordnung, die jetzt in ben Mauern der Stadt herrschen soll, werden gehalten. Das Straßenbild ist verändert. Wegweiser mit franzöfifcher Aufschrift find verschwunden, die blaugrauen Uniformpunfte in dem Gewimmel der Hauptstraße haben bem Grün der Polizei Plaz ge macht, und als neueste Farbe taucht Schwarz- Weiß- Rot, als Bänd chen im Knopfloch und von Kindern auf Papierfähnchen getragen, auf. Nicht nur die Schupo, auch die Reaktion hat ihren Ginzug ge halten. So viele Abzeichen sind noch nie spazierengeführt worden, mie an dem ersten Sonntag nach der Befreiung von fremden Truppen Das Hafentreuz, bisher feige unter der Weste versteckt, hat den Blag auf der Rodtiappe gefunden.
Die Zeitungsstände zeigen vermehrte Reichhaltigkeit. Sie find alle da, die Giftblätter nationalistischer Färbung, die man bisher nur im unbesetzten Deutschland bekam; und das verboten gewefene deutschnationale Lotalblättchen wirbt im Gewande des Martyrers um neue Lefer.
In der Kaffeehausgeiger ift ein neuer Geift gefahren. Unter dem Jubel ber Gaste spielt er, der bisher mit Tanzliebern erfreute, alles, was ein teutonischer Mufiter ohne Noten tennen muß: Die Bacht am Rhein , den Fridericus- Marsch, das Lied von der Bonnes gans, unb baß wir fiegreich Frankreich schlagen wollen. Die Repu blikaner, die es auch in Café bleiben wollen, verlassen bas Botal Bor einzelnen Läden beängstigendes Gedränge. Radioapparate sind ausgestellt. Bis zum späten Abend lauschen große Menschen mengen ben Lönen, die dem Lautsprecher entqueden. Den 2an
Aufgewärmte Verleumdungen.
Mißglückter Vorstoß gegen Severing.
Der Lokal- Anzeiger" tobt gegen Genoffen Severing wegen Der Ernennung des Genoffen Regierungsrat Menzel zum Polizeipräsidenten von Magdeburg . Er erinnert daran, daß gegen Menzel aus der Zeit her, wo dieser Landrat von Trebnik war, ein Straf- und Disziplinarverfahren gefchwebt habe.
Das ist schon richtig. Nur vergißt das deutschnationale Blatt in feiner urteutonischen Ehrlichkeit hinzuzusehen, daß diese Berfahren mit der Berurteilung des Hauptverleumbers, des Landbundangestellten Bahls zu sechs Monaten Gefängnis und mit der völligen Rehabilitierung Menzels endete, dem sogar die urreaktionäre Delser Straffammer bescheinigen mußte, daß teinerlei Tatverdacht gegen ihn vorliege.
Wenn im übrigen der Lokal- Anzeiger" sich mit besonderer Freude auf ein rechtsdemokratisches Breslauer Organ betuft, das über Menzel ungünstig urteilt, so ist hierzu folgendes zu fagen: Gewisse demokratische Kreise haben allerdings in diefer Sache ein sehr schlechtes Gewiffen. Menzel, der als Landrat noch Mitglied der Demokratischen Partei war, war gewissen Breslauer Kommunalfreifinnigen, die heute größtenteils zur Deutschen Volkspartei übergewechselt find, wegen feines entschieden republikanischen Auftretens ein Dorn im Auge. Diese republikanischen Leifetreter scheuten, als die erlogenen Denunziationen gegen Menzel famen, nicht davor zurück, den ebenfalls nur sehr auch bemokratischen" Regierungspräsidenten 3 än ide durch Auskünfte unehrlichster und verlogenster Art gegen Menzel zu be einflussen, mit denen Herr Jänide dann weiter bei allen möglichen Stellen haufieren ging. Statt ihren Parteigenossen gegen die junkerliche Berleumderbande des Kreifes Trebnik zu schützen, ließen Jänide und der damalige angeblich demokratische Innenminister Dominitus Menzel fofort fallen und suspendierten ihn vom Amt. Daß Menzet nach dieser Erfahrung der Demokratischen Partei den Rücken fehrte, fann niemanden wundern.
Uebrigens ift Menzel ein für das Amt des Polizeipräsidenten vorgebildefer Fachmann". Aber die sonst nach Fach
schenden ist der Apparat, der aus dem Aether Gesang und Gespräch auffängt und widergibt, neues, nie gehörtes. Kulturgut," dant militaristischer Einfalt Millionen Menschen vorenthalten, fann jetzt erft hier genugt werden.
In der Menge entsteht Bewegung. Von weither fommt Trommelwirbel. Das chsbanner tommt mit seinen Fahnen. Und aum erstenmal auch in dieser Stadt höhnische, beleidigende Bemer fungen aus der Menge. Das Reichsbanner zieht unbeirrt weiter. Die Männer wissen, daß auch für sie jetzt die Zeit der Kämpfe getommen ist, die bisher diesem Gebiet erspart geblieben sind.
„ Aussichtsreiche Lebensstellungen."
Von Hans Bauer. Studentenverbänden geht es wie anderen Organisationen. Ste leben es gern, wenn fie wachsen. Es ist ihnen nicht zu verübeln, wenn fie dieses Ziel durch Anpreisung ihrer Borteile zu erreichen fuchen. Es wäre vorstellbar, daß sie in solchen Anpreisungen den Geift der Kameradschaftlichkeit, der nach ihrer Meinung bei ihnen wohnt, betonen, daß fie auf Einrichtungen verweijen, deren Genuß ihren Mitgliedern zur Verfügung steht. Es wäre bei dem Geist, der nun einmal die Mehrzahl der Studentenschaft beherrscht, auch nicht zu verwundern, wenn eine Korporation ihre antisemitische und Dölkische Gesinnung als Locmittel betrachtete. Aber dies alles ist es nicht, was der Deutschnationale Studentenverband" in Leipzig diefer Tage in Aufrufen als Vorteil unterstrich, an dem seine Mit glieder teil hätten, sondern es lautete sein Aufruf, dem dokumen tarischer Wert zufommt, in seinen wichtigsten Sägen solchermaßen: Wie bei Korporationen die Möglichkeit besteht, durch die Altherrenschaft aussichtsreiche Lebensstellungen zu bekommen, so befizt auch der Deutschnationale Studentenverband eine mit ihm zusammen arbeitende Akademikerschaft, deren oberster Grundfaß es ist, den Angehörigen unseres Berbandes gesicherte Existenzen und Erleichte rung im Studium zu gewähren. Durch Vermittlung von Arbeits. stellen und finanzielle Unterstügung sollen den uns angeschlossenen Studenten die Sorgen des durch die Mißverhältnisse geschaffenen Studentenlebens erleichtert werden."
Die Mißverhältnisse? Ja so, die sind durch die Revolution ent standen und bestehen vornehmlich darin, daß hier und dort einmal ein fähiger Ropf, einer also, der dem Deutschnationalen Studentenverband wohl nie angehört hat, in eine führende Stellung gelangt ist. Der Deutschnationale Studentenverband ist daran, diese Mißverhältnisse zu beseitigen. Das geschieht dadurch, daß die alten Deutschnationalen den jungen Deutschnationalen aussichtsreiche Lebensstellungen verschaffen. Ein Deutschnationaler tritt fo immer das Erbe des anderen Deutschnationalen an. Da muß doch wohl gefagt werden, daß es fich für der jungen Afademiter verlohnt, deutschnational zu benten. Er hat sein Auskommen dabei. Er hat feine prima Existenz. Er hat seine Versorgungsanstalt. Da hat es oft geheißen, daß gewisse höhere Justiz- oder Verwaltungsbeamte die Objektivität eines Kompasses hätten und daß ihr Nußen nicht einzusehen wäre. Aber da sieht man's ja, mie frivol solche Schnellfertigteit des Urteils ist. Wie sollten denn die jungen Akademiler in ihre Stellungen tommen, wenn die ausgeblenten sie nicht hinein
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Ist durch die Stüßungsaktion für den Stinnes- Konzern der schränkt worden? Sind für andere Konzerne Stügungen aus öffentlichen Geldern erfolgt?
Hat die Reichsregierung irgendwelche Borsorge getroffen, daß die Stügung in einer Weise erfolgt, die den volkswirtschaftlichen Interessen entspricht, indem insbesondere verhindert wird, daß durc die Stügungsattion lebensunfähige Betriebe, wie die 3eitungsunternehmen des Stinnes- Konzerns oder dessen ausländische Beteiligungen, erhalten bleiben?
Im Falle, daß aus öffentlichen Mitteln Stügungs attionen gefördert wurden, sind von der Reichsregierung oder den Länderregierungen an die Gewährung der Gelder Bedingun gen geknüpft worden? Sind insbesondere dem Reich und den
Ländern Vortaufsrechte zur Uebernahme geeigneter Be triebe in die öffentliche Hand gesichert worden? Ist schließlich die Reichsregierung bereit, über den gegenwärtigen Stand der Liquia dierungsaktion dem Reichstag Aufklärung zu geben?
Die Geldgeber der Mordbuben.
Bei den Enthüllungen über die völlische Feme in Mecklenburg war u. a. auch darauf hingewiesen worden, daß der Fabrikant Gustav Ritter , Inhaber der Bollenhagenschen Pfeffernußfabrit in Grabow ( Mecklenburg ) einer der Hauptgeldgeber der völlischen Unternehmungen sei. Herr Ritter sucht dies in einer Berichtigung" an das„ Berliner Tageblatt" zu bestreiten. Das Blatt gibt darauf folgende Darstellung von der Wirksamkeit des Herrn Ritter:
Schon vor der Gründung der Deutschvölkischen Freiheitspartei gehörte er zu den eifrigsten Mitgliedern des Bauvorstandes des Deutschvolfischen Schuh- und Trugbundes, Gau Mecklenburg . Diese Gauleitung erließ im Januar 1922, als die Mordpläne völkischer Kreise schon in Vorbereitung waren, ein Ge heimschreiben an die Mitglieder, das als streng pertrau lich bezeichnet wurde. Darin wurde die Zahl der Mitglieder in Mecklenburg auf 3000 angegeben. Zum Kriegführen gehört aber Geld, so heißt es dann weiter, den wohl ausgesuchten und verzeich neten Empfängern dieses Schreibens traut die Gauleitung die Möglichkeit einer Hilfeleistung in Form einer einmaligen Zahlung von 100 bis 2000 m. zu, um alle weiteren großzügigen Pläne in die Wirklichkeit umzujeßen". Dieses Geheimschreiben ist unterzeichnet mit den Namen Erich Bade( Schwerin ), Leutnant Gustap Ritter( Grabow ), Inspektor Straeter( Neuhof), Telegraphen birettor Straede( Rostoc) und Kaufmann Rielandt( Ludwigsluft). Ende März 1922 folgte ein zweites Geheimschreiben mit dem Ber mert:" Nach dem Lesen vernichten." In diesem Schreiben heißt es:
" Fast jede Ortsgruppe hat ihre Jugendgruppen. Sie wird mit nicht verbotenen Rarabinern ausgerüstet und in Geländeübungen zu felberprobten Männern erzogen. Gegebenenfalls müffen die umliegenden Güter des Waffenbejizes wegen um 3agberlaubnis angegangen werden. Wir haben außerdem eine Reihe meist unverheirateter Männer, deren besondere Aufgaben öfteres 3ufammenfommen nöfig machen."
Angesichts dieser gravierenden Tatsachen muß man die Kühnheit bewundern, mit der Herr Ritter in seiner Berichtigung" jede Berbindung mit den völkischen Mordorganisationen leugnet.
| balancierten, wenn das nicht ihr oberster Grundfah" wäre, einer also, dem alle anderen, fachliche, soziale, moralische, nachgeordnet find?
Ein luftiger Ringelreihen, bei dem einer immer die Hand des anderen faßt. Da lohnt es sich doch noch, eine nationale Gesinnung zu haben. Die Lebensstellung ist ihre Folge und diese wieder hat zur Birtung, daß es sich mit ihr als Basis gut national sein läßt. Ein maliger treudeutschgesinnter Antrieb genügt, um, ohne neue Zufuhr von irgendwelchen Leistungen, das Werfchen in dauerndem Gang zu halten: Ein soziales Perpetuum mobile.
Rameltreiber fonira Eisenbahn. Wie aus Haifa gemeldet wirb, brauchte der letzte Eisenbahnzug, der arabische Bilger von Medina nach der heiligen Stadt Metta beförderte, volle fünfundvierzig Tage, um die achthundert Kilometer lange Strede zu durchfahren. Der Grund für diese auffallende Berzögerung entbehrt nicht einer aus gesprochenen Originalität. Die Eisenbahn macht nämlich den Be duinen, die sich als Rameltreiber ihr Brot verdienen, eine geradezu mörderische Konkurrenz, die sie zur Verzweiflung bringt. In ihrer Not versuchen sie es von Zeit zu Zeit damit, burch Aufreißen der Schienengeleise den Bahnbetrieb zu lähmen. Rommt der Zug an eine solche zerstörte Stelle, so find die Passagiere genötigt, auszuſteigen und zu warten, bis das Gleis wieder hergerichtet ist. Dies mal hatten die Beduinen die Arbeit so gründlich verrichtet, daß alle Augenblicke der Zug zum Halten gezwungen war und vor jeder Weiterfahrt ausgedehnte Reparaturarbeiten ausgeführt werden mußten.
Expedifion nach Nowaja Semlja . Das russische Institut zur Gr forschung des Nordens hat die Ausrüstung einer neuen Expedition beendet, die fich demnächst auf die Infel Nowaja Semlja begeben soll. Der Zweck dieser Forschungsreise besteht in erster Linie in einer genauen Aufnahme der Küsten und in Meffungen der Meerestiefe; Es foll ferner festgestellt werden, wieweit sich Nowaja Semlja für eine Kolonisation eignet.
Der größte Rheinkahn. Auf einer holländischen Werft wird jegt ein Rheinfahn gebaut, ber meitaus der größte feiner Gathing jein wird. Die Länge des Schiffes beträgt 128 Meter, die Breite 15 Meter und die Tiefe 3 Meter, die Tragtraft 4000 Tonnen Der größte Schlepper, den es bisher auf dem Rhein gab, weist bei einem Tiefgang von 2,85 meter eine Berbrängung von 3581 Tonnen auf.
Erffaufführungen der Woche: Mittwoch: Schloßpark - Theater: G temporale, Role- beater: Der große Betrug; Donnerstag: Goethe Bühne: Dreitlang des Strieges; Freitag: Cafino- Theater: Der Bühne
Schwimmer.
Die erste Aufführung im Aus'ande von Richard Strauß Intermezzo" wird im Gran Teatro del Liceo in Barcelona im November b. 3. in italienischer Sprache stattfinden. Trotzdem sind für die Hauptrollen deutsche Stüniller engagiert worden, und zwar von der Berliner Staatsoper Maria Hussa, Paul Stieber- Walter , Theodor Lattermann, von der Wiener Staats oper Karl Stenner und Hermann Ballos. Die übrigen Rollen werden mit ütalienischen und spanischen Kräften bejegt werben. Als Dirigent wurde ber Stapellmeister ber Biener Staatsoper, Min, gewonnen.