wartet, fo hatten sie schon am Montag wieder, statt spazieren zu gehen, im Reichstag zur Stelle sein können. Wer weiß, ob nicht die nächsten Tage Abstimmungen bringen werden, in denen es auf zwei Stimmen, auf eine einzige Stimme an- kommen wird. Sich in einer solchen Situation freiwillig, bloß dem Skandal zuliebe auszuschalten, ist eine politische Torheit ersten Ranges. Es sei denn, man wolle den wirk- lichen Kampf gar nicht, sondern nur die bloße Spiegelfechterei. O Die sozialdemokratische Fraktion führt den Kampf mit kaltem Blut und ruhiger Ueberlegung. Gerade dadurch ist sie den Gegnern höllisch unangenehm geworden, während ihnen der Hinauswurf einiger Kommunisten nur Vergnügen bereitet. Die Deutschnationalen fürchten, auch bei ihren agrarischen Wählern den letzten Rest ihres Rufes zu verlieren, wenn es ihnen nicht gelingt, den Z o l l t a r i f noch vor Herbst- beginn in die Scheune zu bringen. Zentrumsleute und Volksparteiler laufen mit bekümmerten Gesichtern herum, sie wissen— wahrscheinlich noch besser als wir— wie es in ihrem bisherigen Anhang rumort, sie fühlen sich dem Druck jener ihrer Wählerschichten ausgesetzt, die gegen den ge- planten Hochschutzzoll interessiert sind. Inzwischen schreitet die Beratung der Steuern, die nur das Borspiel zum Kampf um den Zolltarif bildet, viel langsamer fort, als Regierung und Regierungsparteien ange- nommen hatten. Unbeirrt von dem Ferienbedürfnis der Mehrheit setzen die Sozialdemokraten ihre sachliche K r i t i k an der Finanzpolitik der Regierung und ihrer Par- teien fort. Die Sozialdemokraten hüten sich wohlweislich, sich ins Unrecht zu setzen und die Geschäftsordnung zu verletzen, sie halten sich in ihrem Rahmen und holen aus ihr heraus, was zum Schutz der Minderheit in ihr enthalten ist. Den Vorwurf, sie trieben Obstruktion, widerlegen sie durch die strenge Sachlichkeit ihrer Kritik, deren tiefgreifende Wirkung in den Dolksmassen mit jedem Tage fühlbarer wird. Die sozial- demokratische Fraktion bestreitet der Mehrheit nicht ihr un- bestreitbares Recht, schließlich nach ihrem Willen zu be- schließen, aber sie nimmt zugleich ihr eigenes Recht als Opposiiion in Ansvruch, den Willen der Mehrheit durch fach- sich« Kritik zu erschüttern. Sie nimmt ihr Recht in Anspruch, durch diese Kritik von der Reichstagsmehrheit an d i s V o l k s- mehrheit zu appellieren und damit den Sinn einer demo- kratischen Staatsverfassung lebendig zu machen.. O Käme es den Kommunisten darauf an, die Interesien der Arbeiter ernstlich zu vertreten, so müßten sie sich darauf de- schrägen, durch ihr Verhalten und ihre Ssimmenzahl die sozioldemokrasische Politik zu unterstützen. Aber die Väter, oder richtiger die Mütter der vielberedeten„neuen Taktik* «ollen sich nicht dem Borwurf aussetzen, sie segelten nur im Kielwasser der„verruchten SPD. *. Also muß man zeigen. wie tüchtig man ist. muß man— so schwer die» auch nach dem Zeugnis Rosenbergs ist— die Sozialdemokratie„ent- laroen*. Di« sozialdemotrasifche Reichstagsfraktton denkt aber Nicht daran, sich mit den Kommunisten in«inen Wettstreit de« Spektakels einzulassen. Sie läßt sich ihre Takttk nicht von Leuten vorschreiben, die schon ein outzendmal ihr« Takttk wechseln mußten, weil sie mit der bisherigen nach ihrem eigenen Geständnis Schiffbruch erlitten hatten. Sie kann den vorzeitta in Ferien gegangenen Abgeordneten H ö l l e i n und Iadasch keine Märtyrerkronen flechten, und sie kann nicht wünschen, daß andere Abgeordnete der Opposition ihnen auf ihrem allzu bequemen Wege folgen. Sie ist vielmehr der Meinung, daß die Opposition Handlungen unterlassen soll, durch die sie sich ins Unrecht setzt und die zahlenmäßige Ueber- legenheit der Gegner stärkt. Nicht Skandal machen und davonlaufen, sondern da- bleiben und arbeiten! Nicht Skandal machen und davon- laufen, sondern dableiben und kämpfen!
der Ausschluß üer Kommunisten. Eine objektive Darstellung der Ursachen. Aus dem Sekretariat der Reichstagsfraktion wird uns geschrieben: In der Sonnabendsitzung des Reichstage» kam es bei Beginn ber Beratung der Kapitolverkehrssteuergesetze zu tumultuarischen Szenen, die mit dem Ausschluß der kommunistischen Abgeordneten Iadasch und H ä l l e i n endeten. Ts handelte sich im Kern um folgendes: Die bisherigen Beratungen im Plenum des Reichstages über die Dorlagen erfolgten nach einer Dereinbarung, die der Aeltestenrat getroffen hatte. Ihr hotten dl« Kommunisten zugestimmt. Sie wurde auch von ihnen bei den Beratungen innegehallen. Für die nun noch ausstehenden<Ze- setze sollt» ein neuer Plan in Kraft treten, den der Aeltestenrat am Sonnabendvormittag gebilligt hotte. Ueber ihn hatten am Freitag nachmittag Vorverhandlungen stattgefunden. Eine Unterlage dazu hatte das Reichsfinanzministerium geliefert. Mit dem vorgelegten Plan hatten sich die Berhandlungsführer der Sozialdemokratischen Fraktion nicht einverstanden erklätt. Sie setzten infolgedessen eine Regelung durch, die keine Verschlechterung der Gesamtredezett brachte, sondern nur«ine Umstellung. Vor allem gelang es, bei der wichtigen H a u s z i n s st e u e r die in der Geschäftsordnung vor. gesehene volle Redezeit von einer Stunde durchzusetzen. Die Beratung über die Steuervorlage hätte nach diesem Plan noch 37 Stunden der Plenarverhandlungen in Anspruch genommen, wo- bei besondere Zwischenfälle und da» Eingreifen der Vertreter der Länder beim Finanzausgleich noch nicht in Rechnung gestellt war. Von dieser Verabredung des Aeltestenausschusfes macht« der Vizepräsident Graes bei Beginn der Beratung des K a v i t a l v e r- kehrssteuergefetze» Mitteilung. Bon den Kommunisten wandte sich der Abgeordnete H 0 l l« i n gegen diese Regelung. Er behauptete, daß sie unter absichtlicher Ausschaltung der Kommunisten kurz vor Beginn der Plenarsitzung zustande gekommen sei. Die Kommunisten verlangten deshalb eine neue Beratung de» Aeltesten- rate«, damit für die weiter zur Beratung kommenden Steuergesetze noch eine Verständigung herbeigeführt werden könnte. Für das Ka- pftalverkehrssteuergesetz verlangte man ein« Verlängerung von zwei- mal zehn Minuten Redezeit. Die M e h r h e i t, die sich an die Ab- machungen de« Aeltestenrats gebunden hielt, lehnte dos ab. Ganz selbstverständlich hielten sich auch die Derhandlungsfllhrer der Sozialdemokraten an die Abmachungen gebunden. Es begann dann der gewohnt« kommunistisch« Skandal, wobei sich eine Flut von gemeinen Schimpfwarten auf die sozialdemo- kratischen Führer, insbesondere auf den Genolsen Hermann Müller , ergoß. Infolg« dieses Tumulte« konnte der größte Teil der sozioldemokratifchen Abgeordneten nicht erkennen, um was es sich bei der Abstimmung handelte. In einer sofott zusammenberufenen Aeltestenratsfitzung wurde dann festgestellt, daß die kommunistische Beschwerde, soweit die Ein- ladung in Betracht kommt, der sachlichen Berechtigung entbehrte. Die Mitglieder de» Aeltestenausschussee, Herr Stoecker und Frau Golk«, waren in der üblichen Weise eingeladen worden. Da sich am Abend vorher Herr Stoecker im Reichstag « aufhielt, war ihm die Einladung, wie es Brauch ist. In der Garderobe a n d« N Hut gesteckt worden. Frau Golk«, die sich die Zusendung der Drucksachen nach Hause ausdrücklich verbeten hat, wurde die Einladung per Rohrpost an das Bureau der Kommunistischen Partei in der Rosenthaler Straß«, wie immer, übersandt. Außerdem hatte der Reichstagspräsident Genosse Lobe am Abend vorher per- s ä n l i ch auf die Einladung zur Aeltestenratssitzung aufmerksam gemacht. Der sachliche Kampf der Sozialdemokraten gegen die Steuer» gesetzt wird durch diese Vorgänge in keiner Weise berühtt. Nach wie vor tut die Sozialdemokratische Fraktion alles, um da» Steuer- kompromiß des Rechtsblocks zu erschüttern und die von ihr für not- wendig erachteten Verbesserungen durchzusetzen. Mit kommunistischen Radauszenen wird aber die Erreichung dieses Ziele» nur erschwert. » Im Zusammenhang mit den Vorgängen im Reichstag schreibt Genosse Keil im„Soz. Pressedienst*: „Es handelt sich um die Schaffung«ine» neuen Steuer-
syst«ms. Zehn umfangretche Steuergesetz« stehen zur Beratung, Es würden ihrer an die zwanzig fein, wenn nicht in mehreren dieser Vorlagen die verschiedenartigsten Materien zufamemngefaßt wären. Selbstverständlich tonnte die Sozialdemokratie ihr« Hand nicht dazu bieten, dieses große Steuerbukett in wenigen Stunden durchzupeitschen, wie es die Rechte wünschte. Nachdem ihre Ver- treter bei der intensiven und eiligen Arbeit im Ausschuß das Menschenmögliche an sachlicher Kritik und Verbesserungsvorschlägen geleistet hatten, ohne bei der Regierungsmehrheit die gebührende Berücksichtigung zu finden, stellte die Frattion auch für die zweite Beratung im Plenum ihre Anträge. Will man aber die P l e n a r- beratung nicht zur Farce werden lassen, so geht es nicht an, jeden kleinen und kleinsten Punkt, der im Ausschuß durch- gesprochen wurde, zum Gegenstand einer ausgedehnten Aktion im Plenum zu machen. Zur Verhinderung einer Durchpeitschung ist das auch nicht durchaus nötig. Die sachkundige Aufrollung der wirklich wichtigen und grundsätzlich bedeutsamen Fragen bietet reichlich Gelegenheil zur Beleuchtung der sozialen Tragweite der Gesetzespläne, zumal die Zahl dieser Fragen in dem weiten Gebiet der zehn Dorlagen nicht klein ist. So hat es die Sozialdemokratie gehalten, und wenn bei diesem Derfahren die zweite Lesung von zehn Gesetzen neun bis zehn Sitzungen von je neun- bis zehnstündiger Dauer ausfüllt, so kann ihr niemand den Vorwurf der Obstruktion machen. Wenn demgegenüber die Kommunisten«in« offensichtlich nur auf den Zeitverbrauch abgestellte polternde Taktik verfolgen, so mag dos seinen Grund zum Teil darin haben, daß die Kräfte in der iom- munistischen Fraktion sehr rar sind, die mit Sachverständnis an einer Steucrdebatte teilnehmen können. Wozu mit unsachlichem Geschimpfe arbesten, wenn das Arsenal der sachlichen Tatsachen so unerschöpflich groß ist! Wirkt es nicht ganz anders, wenn man die nackte Tatsach« anführt, daß ein schwerindustrielles Unternehmen wie die Bergwerks- gesellschaft Giesches Erben nur mit einem Siebentel ihres Rlesenvermögens zur Steuer veranlagt ist, als wenn man fort- gesetzt„Stcuerräuber*,„Schieber*,„Raffke* u. dgl. in den Saal schreit? Sorgen wir dafür, daß die einfachen Tatsachen den un- aufgeklärten Volksmassen zur Kenntnis kommen. Sagen wir ihnen, daß an der Spitze der Giesche-Gesellschasl ein ehemaliger kaiserlicher Flügeladjutant steht, daß sich der ehemalige Preuhenkronprin, und der ehemalige Sachsenkönig sich um die Mitgliedschaft bei dieser Gesellschaft bewerben, die durch ihr Statut Juden ausdrücklich ausschließt. Sagen wir den Steuerzahlern, und zwar mich den Handwerkern, Kaufleuten, Kleinbauern, daß sieumsovielmehr Steuern zahlen müssen, al» die Riesenbetriebe dem Slaat geseg- widrig vorenthalten. Erzählen wir ihnen, daß der nur stichproben» artig durchgeführte Buchprüfungsdienst schon viele Tausende von Fällen schwerer Sleuerbelrügereien ermittelt hat. Weisen wir darauf hin, daß die Ablehnung der Offenlegung der Steuerlisten durch die Rechtsreglerung auf den Schutz der Steuerhinte r- z i e h e r hinausläuft. Machen wir die kleinen Steuerzahler in Stadt und Land auch darauf aufmerksam, wie die augenblickliche Rechtsherrschast in dem geschlagenen Deutschland den G r o ß b e s i tz bis weit unter das Maß e n t l a st e t. das von ihm in den Sieger- staaten getragen werden muß: daß sie dagegen die Belastung der breiten Massen bis auf ein Uebermaß steigert. Zu dieser Art des Kampfes und der Propaganda haben wir um so mehr Anlaß, al» die bürgerliche Press«, die sich so eifrig an dem Barmat-Schwindel beteiligt hat, s y st« m a t i s ch all diese Tatsachen verschweigt und damit nicht nur dos Steuerunrecht, sondern auch den Betrug am Baterland in- dirett verteidigt. Die Arbeit, die von den Vertretern der Sozial- demokrati« in diesem Steuerkampf geleistet wird, dürste dazu dienen, einer so gearteten sachlichen Agitationsarbeit auf lange Zeit hinaus «in« reiche Nährquelle zu sein.*
Sie verzichten aus Mourenbrecher! In Mangereuth- Hämmern bei Sonneberg nahm eine Dersammlung gegen die eventuelle Wahl Dr. Maurenbrecher» als Ortspfarrer Stellung. Sollce die Wahl Maurenbrecher», eines Mannes mit ziemlich bewegter Bergangcnheit, Wirklichkeit werden, dann soll als Gegenmaßnahme in der Gemeinde«in» Kirchenaustritts- bewegung eingeleitet werden.
EN reist nach Supern. Nun fährt Er offiziell nach Bayern ; Und da« Ist auch ein Glück für Ih» Denn rund um dt« versassungsfetern Ist's unbehaglich tn Berlin . Hier wird zuviel zivil geredet. Drum macht man sich am besten schwach.> D o r t ist man noch so nett verblödet Im Geist der Firma Wittelsbach. Ja, trüge Er noch den Armeerock, Mit tausend Klunkern angetan! So aber bloß im powren Gehrock? Dann lieber auf die Eisenbahn! Hier macht man schnell sein vtettelstündchcn Bei der Verfassungsfeier mit. Dann richtet man den Blick auf München ; Da drüben spricht man noch Granit. Wo noch die Welt voll Gardelitzen Und Landesvätern in Person, Wo tausend blank« Blech« blitzen. Da tonn man nicht—; da muß man schon! Wo Rupprecht mit den Heldensporen Au» seiner Feldherrnhalle dräut (Hat man auch nicht auf Ihn geschworen) Hier muß man schon au« Höflichkeit. Da drüben macht man noch Epoche; Und Lölterstämme stehen stramm. Da« gibt dann nächstens für die«Woche* Ein wunderschönes Photograimn. Dort kennt man nicht Verfassung»feiern! Ein andrer Geist wie in Berlin ! Drum fühlt man sich so wohl in Bayern , D«n Land, wo die Patronen blühn. Doch d a, sst sicher: Aus den Stufen D«r Residenz, bei Platzmusik, Wird Er doch donnernd Hurra rufen Für Echwarz-Rot-Gold und Republik! __ I o d o c u». vle Zatendim, der S«aot»»per bat K-S cnllchli>sl«n. die.Zledermeu»- der O» e r- in K o n i q« o I a z nach b-K.im, mag. den 9-.'tuguN. oeütt zu geben. Die mit Rücklicht aus die Äer.ängcrung der Fiussüarungen ujo-derllch« llmtesetzung ewiger Par.ieu erfolgt er'unallg am Stamag, den
Bild-Propaganda. Vor dem Schaufenster staut sich die Menge. Tiefe« Schweigen, nur hin und wieder unterbrochen von halblauten Bemerkungen. In tteser Ergriffenheit, nachdenklich vor sich hin- blickend, entfernen sich die«inen. Andere schieben sich vor und blicken minutenlang auf dl« Auslage. Ich trete näher. Es sst da» roß« Schaufenster der Vorwärts. Buchhandlung tn der i n d e n st r a ß e 2, auf dem in riesigen Lettern die Wort««N i e wieder Krieg*! stehen. Die ganz« Auslage ist auf diese» Watt abgestimmt: Bilder bekannter Kunstler, die da» Unheil de« Kriege» darstellen. Plakate mit eindringlichen Mahnungen an Männer und Frauen, die bedeutendsten Werte der Antikriegsliteratur usw. In der Mitte jedoch erhebt sich ein Aufbau, der in seiner plastischen Eindringlichkeit wie ein Keulenschlag wirkt: Auf sandigem Grund« ein zerschossener Menschenschädel, daneben ein einfaches schwarzes Helzkreuz und ein umgestülpter Stahlhelm. Wütender Schmerz hallt das Herz zusammen, wenn man in die Uesen Augenhöhlen des Menschenschädel» blickt. Es scheint, als ob dos abgrundtiefe Leid der Kriegsjohre aus diesen Augenhöhlen blickt, und al» ob da» Kreuz den endlosen Leidensweg symbolisiert, den die Menschheit zurücklegen muß, ehe sie au» der heutigen Barbarei zu den Höhen eine» freien Daseins emporsteigt. Zm Lesstng-THeaker ging gestern«Regenbogen*,«ine inter - nattonale Revue in dreißig Bildern vom Skala-Theater in Kopen- Hagen, in Szene, zu der eine ganze Reihe von Komponisten Schlager beigesteuert haben. Die musikalische Leitung des Abend» lag in den Händen des Kapellmeisters Hans May. «Regenbogen* sst eine Barietevorstellung, in der mit viel Tempo Humor und tausend süßen Beinchen Eoupletschloger illustriert werden, die keinen Zusammen- hang miteinander und zu den Fragen der Zeit nur sehr lose Be- ziehungen haben. Dank der vortrefflichen Laune des unverwüst- lichen F« r r y S i k l a und de» überbeweglichen und äußerst ulkigen Kurt Bois hatte die Revue trotz der etwas matten Schlußbüdsr «inen recht hübschen Erfolg. Dgr. Da»«unsittliche* moskowltisch« Ero». Bor dem Schwurgericht in München kain dieser Tage eine Klage gegen den verlagsdirettor der Allgemeinen Berlagsanstalt München . Dr. Röther, wegen Ber- breitung unzüchtiger Schriften zur Verhandlung. Beanstandet von der Staatsanwallschait war«ine unter dem Titel ,/va» mosko- witifche Eros* herausgegebene Sammlung von bedeutenden russischen Autoren, wie Tschechew, Kulmin u. a., und außerdem die von Scharfsenberg gesammelten„PersischenLiebesgeschich- t e n*. Das erste Buch ist schon vor Iahren unbeanstandet im Orphis-Derlag erschienen, der später in der Allgemeinen Verlags- anstalt aufgegangen ist. Bon den Sachverständigen sprachen sich nur einer, und zwar der hochbetaat« Münchener Literatur- und Theater- tritiker Baron v. Mensi im Sinn« der Staatsanwaltschaft aus, wäh- read sämtliche übria« Sachverständige, Ilnivcrsitätsprofessor Dr. Strich, Dr. Martens(der zweite Dorsitzende des Bayerischen Autoren- verbände«), der Dichter Karl Henckell und der gegenwärtig mit seinem Ensemble„Der blaue Bogel* in München gastierende Russe Dr. Iushny sich gegen die Behauptung aussprachen, daß es sich kiei diesen Werken um unsittliche Schmvtzliteracur bandele. Der russische Sachverständige erklärke u. a. noch, daß eine Reihe von den in der ersten Sammlung genannten russischen Autoren hochangesehen« hiX Crrnorh�n m
gewesen seien, und daß keiner dieser Autoren semal» von der russischen Zensur beanstandet worden sei. Zugunsten des Angeklag- ten lagen auch schriftliche Gutachten von Alerander Gleichen-Ruß- wurm und dem Münchener Universitätsprofessor Dr. Tuscher vor. Nach einer Beratung von knapv 20 Minuten schloß sich das Gericht der Auffassung der Staatsanwaltschaft an und oerutteilte Dr. Nöther wegen der Verbreitung von Schriften, die geeignet sind, das Scham- gefühl zu verletzen, zu einer Gesamtgeldstrafe von 3000 Mk. unter Einziehung und Vernichtung der Lücher und Druckplatten. Wodurch die Keuschheit in Bayern zweifellos einen erheblichen Ausschwung nehmen wird. Aus der Schwetterllngssarm. Eine der merkwürdigsten Zucht- stätten, die es in der Welt gibt, ist die Schmetterlingsfarm zu Bexley in Kent . Hier werden Millionen von Schmetterlingen und Schwär- mern in jedem Jahr gezogen, die dann die Reise nach allen Teilen der Welt machen. Der Londoner Zoologische Garten z. B. wird von der Schmetterlingsfarm täglich mit neuen Arten versorgt, die in dem Insektenhaus Aufnahme finden. Im vergangenen Jahr sind allein für den Londoner Zoo von der Farm LS 000 Stück einer bestimmten Schmetterlingsart, der schönen schildpatt- und psauen- schwanzfarbigen Danessa, gezüchtet worden. Wenn man die Farm besucht, so findet man die Pappelbäume, die den Hauptbesland des Grundstücks bilden, mit großen Beuteln au» Seidengase bedeckt, nnd der ganze Platz macht den Eindruck, als fei er mit Ballons verziert. Diese Beutel, von denen mehr als«00 benutzt werden, hallen die Scharen der Raupen ab sich zu zerstreuen und schützen die Larven vor den Bögeln und ihren grimmigsten Feind, der Ichneumon- Flieg«. Radio- prediglen. Di« oberste englische Kirchenbchörde trägt sich mit dem Plan, in zahlreichen Landkirchen durch Rodioübenragung den Gläubigen die Predigten der bekanntesten großstädtischeil Konzelredner zu übermitteln. Statt der Gesstlichen werden aha dann am AUar— Lautsprecher stehen. Rckordslug einer Brieftaube. Ein New Yorker Briestauben- züchter machte vor kurzein ein interessantes Experiment. Er gab eine seiner Tauben dem Kapitän eines Dampfers mll und verein- borte mit ihm, daß die Taube in Freiheit gesetzt werden sollte, so- bald der Dampfer«ine Entfernung von 1500 Kilometern von New Pork erreicht haben würde. Dem entsprechend öffnet« der Kapitän den Käsig der Taub«, al» sein Schiff die aenannte Entsernung zwischen sich und den Hafen von New Jork gelegt hatte. Di« Taub« erreichte in zwar stark erschöpftem, aber trotzdem verhällni, mäßig gutem Zustand ihr New Yorker Heim, und zwar nach erstaunlich kurzer Zeit. Sie muß eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nahezu 100 Kilometer in der Stund ««ntjallet haben. «w uene,«ansller-vlertel in pari». Der Stadtrat von Pari» bat einer Gruppe von Hingen Künstlern ein Baugelände zur Dersügung gestellt, aus dem demnächst Neulauten mll IN Wohnungen und Atelier» für Raier nnd Bilddauer errichtet weiden sollen. Späterhin wird die Anlag« zu einem eigenen Künstle:-Viertel erweitert werden. ver.AUruffilch« Kvegrrh der Bezirksärzle- tagt am 28 September d J. ■3«. in Ro»kau Für gnlereikeme» lieg: in der Vertretung de» Volt»- kammisiariat» für GelundheitSweien in Dentichland. Berlin L»«8, strnden- tzntz***30, da» Pwgrmmn zur«nchchtnahm» au«.