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Nr. 361+ 42. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

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" Untend und drüber jeg

Der Bau der Untergrundbahnstrecke im oberen Teil der Belle­Alliance- Straße schreitet rüstig vorwärts. Als im September vorigen Jahres der erste Spatenstich" zu diesem Teil der Nordfüd bahn gemacht wurde, ist wohl kaum mit der Möglichkeit gerechnet worden, daß nach wenig länger als Jahresfrist die Strede fertig sein wird und der Betrieb vielleicht sogar schon aufgenommen werden kann. Bis zur Betriebseröffnung ist allerdings noch ein gewaltiges Stüd Arbeit zu leisten.

Vorarbeiten und Baubeginn.

Die Anwohner der Belle- Alliance- Straße hatten eines schönen Tages hohen" Besuch bekommen: Als sie morgens die Nase aus dem Fenster steckten, lugten eine Anzahl hoher Gerüste neugierig in die Wohnungen. Die Gerüste entpuppten sich schließlich als riefige Dampfhämmer, die auch alsbald mit der Arbeit begannen. Unter ohrenbetäubendem Zischen und dumpfem Dröhnen fauften die Bären auf die Eisenträger herab, die zwar widerwillig, aber schließ­lich doch dem eisernen 3wang gehorchend, im Leib der Erde ver schwanden. Zwei Meter vom Rebenträger entfernt, schob sich wiederum ein 14 Meter langes Eisenungetüm in die Tiefe und so ging es fort, die ganze Straße hinauf. Der eiserne Palisadenzaun follte die senkrechte, seitliche Absteifung für die auszuhebende Bau grube abgeben. Mittlerweile war auf dem Tempelhofer Feld, auf der linken Seite, in der Nähe des Flughafens, eine Baubudenstadt entstanden. Arbeiteraufenthaltsräume, Zimmerer, Schlosser, Schmiedewerkstätten entstanden unter den fleißigen Händen der Zimmerleute. Lokomotivschuppen wurden gebaut, Feldbahngleise wurden zu Bahnförpern zusammengestellt und um das Ganze ging ein funfelnagelneuer Bretterzaun. Hier stehen auch die Bureau­baracen der leitenden Ingenieure, die mit ihrem Techmiterstab das gewaltige Werf meistern; von hier aus stiegen wir in die Baugrube ein, um sie erst am Ende, an der Kreuzung der Belle- Alliance- Straße mit der Gneisenaustraße zu verlassen: ein Gang durch das Innere cines ganzen Stadtteils, eine Wanderfahrt über Bahngleise, Röhren, Baubretter und Leitern hinweg, neben uns den werdenden Tunnel der Untergrund", über uns das oberirdische Leben der Weltstadt mit den ratternden Elektrischen, den rasenden Autos und den ge­niächlichen Lastwagen.

Im Tunnelschlund.

Kleine Lokomotiven bringen einen langen Troß sandbeladener Ripploren ans Tageslicht; ein Leerzug fährt in die Tiefe. Wir folgen ihm und stehen bald im Innern des Kreuzbergs . Eine fühle Luft empfängt uns, unwillkürlich sucht das Auge das Tageslicht und findet es oben, zwischen schmalen Rizen hindurchschimmernd. Die fünftliche Fahrbahn der Belle- Alliance- Straße bildet gegenwärtig die Baugrubendecke. Auf die eingerammten 30 Zentimeter starken Doppel- T- Träger find in der Breite der Grube andere Träger quer hinübergelegt. Sie erscheinen noch massiger, sie sind an den Auf­lagestellen mit stärkstem Winkeleisen verbolzt und werden da, wo

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Sinnenspiel.

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die Breite der Baugrube es erforderlich macht, von Eisenträgern und starten Rundhölzern, die die märkische Heimat mur zu gut verraten, unterſtüßt. Alle zwei Meter ein senkrechter Träger, alle zwei Meter ein horizontaler: eine Riesenmenge Eisenkonstruktion bildet so das U- förmige Gerippe für den in der Luft hängenden Bierkanthölzer geben die Nagelungsunterlage für fünf Zentimeter Fahrdamm. Eine engliegende Lage sechzehn Zentimeter starter dice buchene Bohlen ab, auf denen dann der großstädtische Verkehr dahinrollt. Die Schienen der Straßenbahn find noch einmal egtra abgefangen, so daß jede erdenkliche Sicherheit geboten ist. Und doch ift von der Bauleitung bestimmt, daß die hölzerne Fahrbahn nur obwohl die zehnfache Sicherheit vorhanden ist. Die gleitende Last mit Caften bis 120 3entnern Gesamtgewicht befahren werden soll, der Straßenbahn fällt nicht so start ins Gewicht als das unregel mäßig treuzende Fuhrwerksverkehr. Nicht alle Träger find fentrecht in die Erde gegangen. Ein großer Stein, manchmal schon die barte

Ein Blick in den Tunnel

31. Auguft. Klara erwidert, sie habe oft Briefe an mich angefangen, fie aber dann wieder zerrissen. Sie sei in schlimmer Stimmung und wolle mich nicht auch verdrießlich machen... Dann erzählte sie wieder ganz am Schluß die Bemerkung: Das Rind" war gestern wieder ihre Kleinigkeiten, aber der Humor blieb gezwungen, und abermals bei mir, läßt Dich grüßen. Er blieb sehr lange. Mir äußerst unangenehm, denn ich hatte besonders viel in der Wirt schaft zu tun. Ich mag ihn nicht." fchaft zu tun. Ich mag ihn nicht."

Aus einem Tagebuch. Mitgeteilt von Rurt Eisner. Barum schreibt sie, daß ihr der Besuch unangenehm gewesen Barum schreibt sie, daß ihr der Besuch unangenehm gewesen sei? Ich weist, daß ihr der Bursche gefällt. Daß fie fich an feinem Gespräch gefreut und daß sie sich ihre Freude schwerlich dadurch beeinträchtigen läßt, daß sie deshalb ihren praktischen Obliegen heiten entzogen wird. Ganz im Gegenteil. Rein Zweifel, biefer Das Mag" steht über der Zeile. Darunter bid ausgestrichen, Besuch war ihr zu angenehm. Sie fühlt sich dadurch mir gegenüber aber doch lesbar: haffe". Und das Nicht" entwickelt sich deutlich bedrückt, und daher die Abschwächung, diese allzu eifrig betonte aus einem ursprünglich gefeßten Buntt. Ich habe nun Gewißheit. Gleichgültigkeit, aus der die Selbstanklage deutlich spricht. Der Es ist fein Scharfsinn mehr vonnöten. Hier ist der Bewels. Weil leidenschaftliche Eingang und dieser unwahrhaftige Schluß find fie die unwahrheit rebet und Motive zu erfinden sich bemüht, der fie nicht Zeichen des gleichen Zustandes? Warum hat sie den Brief fällt fie auf dieselben wie schon einmal. Das Leben wiederholt sich nicht gleich abgefchickt? Sie hat ihn affenbar, wie der Boststempel nicht, aber die Lüge. Klara hat tein gutes Gebächtnis, fie vergaß, zeigt, ein paar Tage liegen laffen. Denn geschrieben hat sie ihn daß fie die gleiche Bendung von der wirtschaftlichen Störung eben in der Nacht vom 9. zum 10. August, in jener Nacht, da ich es ist mein eigenes schlechtes Gewissen, das Harmloses so gewalt Not, ich glaube, ihrer Reue. Sie fühlt das Berräterische ihrer es ist mein eigenes schlechtes Gewissen, das Harmioses so gewalt erst gemacht hatte. Dies ich hasse ihn war ein Aufschrei ihrer fam deutet. Weil wir uns zuletzt noch über das Kind" geftritten, Wendung und mildert fie. Doch auch für das ich mag ihn nicht hat sie wohl befürchtet, ich könnte über den Besuch eifersüchtig lag tein Anlaß vor, wenn nichts geschehen war. Ich zweifle werden und hat darum das ungeschickte Mittel gewählt, ihn als unwillkommen darzustellen. Wenn wahr wäre, was der Argwohn mir einzureden sucht, so würde sie überhaupt den Gast gar nicht erwähnt haben... Jezt gehe ich wieder zu weit in der harm­losen Deutung. Sie würde sicherlich auch dann davon sprechen, um fich vor sich selbst zu rechtfertigen, wie ehrlich und aufrichtig sie sei, oder meiner möglichen Entdeckung vorzubegen. Bielleicht sucht sie auch gerade durch die Erwähnung Schuß gegen fich und ihre Leidenschaft. Ich tüftele vergebens. Meine Vernunft sträubt sich gegen mein Gefühl, mein Vertrauen gegen Argwohn. Ich bin nichtswürdig. Es genügt mir nicht, Klaras Tod zu wünschen, ich verleumbe fie auch. Und doch- ich weiß nicht

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nicht mehr.

5. September.

Die Mitteilungen Staras werden wieder häufiger, aber fie find inhaltlos, taum lesbar und selbst bisweilen ungrammatitalisch, wie von jemand, der alle Beherrschung verlor. Ich bin jetzt ganz ruhig, aber ich schlafe die Nächte nicht mehr. Der Bademeister meint, das fäme vom Baden, sei aber gefund. Ich würde die Erholung erst um Weihnachten spüren, das sei immer so. Wenn er wüßte, daß ich nichts so sehr fürchte wie das nächste Weihnachts fest, da ich allein, ganz allein sein werde.

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Ich würde am liebsten zurückkehren. Mein Aufenthalt hier Ich würde am liebsten zurückkehren. Mein Aufenthalt hier sonderbar hat feinen 3wed mehr. Aber ich möchte die Ent­scheidung hinausschieben, solange als möglich. Ich werde die drei Monate aushalten, voll aushalten.

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Sonntag, 2. August 1925

Mergelschicht bildeten selbst für diese Eisenriefen unüberwindliche Hindernisse. Dann bogen fie fich unter den harten Schlägen der Dampfhämmer zusammen wie Haarnadeln. Ein Musterexemplar steht noch zur Ansicht an der Baubude; es ist in vier- bis fünf­facher Bindung zusammengedrückt wie ein harmonifabalg. Die Schachtarbeiten schritten schnell voran, boten aber durch die Ein­geweide der Großstadt Kanalisations , Gas- und Wasserröhren, Rabelleitungen und Zementröhren manche Schwierigteiten. Jetzt hängen diese Röhrenungetüme hoch oben an der fünstlichen Straßen­decke, gehalten von starten Eisenbändern an Querträgern. Durch Hacklehm, eine Mergelschicht, die hart wie Stein war, fam man auf Gand. 130 000 Subitmeter Boden waren zu bewegen eine unge heure Menge. Tag und Nacht wurde mit 650 Mann gearbeitet, Lorenzug auf Lorenzug rollte die Einfahrt hinauf aufs Tempelhofer Feld und diente hier zur Blanierung eines Telles des weiten Feldes, der Franzosenpfuhl ist damit zugeschüttet worden. Der Grund und Boden der Stadt Berlin wird durch die fertige Bahn um 100 000 Kubikmeter verringert bleiben; die restlichen 30 000 benötigt man zur Zuschüttung der Baugrube. Im unteren Teil der 1200 Meter langen Strede, etwa von der Bergmannstraße ab, war ein harter Kampf mit dem Grundwasser zu bestehen, der aber zugunsten der Bau­leitung entschieden ist. Die Baugrube war mehrmals in der Gefahr, abzufaufen. Man entschloß sich daher, den Grundwasserspiegel für die Zeit des Baues zu fenten. Aus 75 in die Erde getriebenen Tief­brunnen ziehen Hochleistungs- Kreiselpumpen, die von 50pferdigen waffer heraus und befördern es in den Landwehrfanal. Almonatlich Elektromotoren angetrieben werden, ohne Unterbrechung das Grund­fließen eine halbe million Kubikmeter Wasser in den Kanal, d. h. in jeder Minute wird etwa der Inhalt von 8 Sprengwagen Waffer der Gegend um den Kreuzberg herum entzogen. Die Bauleitung sieht feine Gefahr darin; ob sich diese optimistische Auffassung allerdings Tatsache ist, daß beispielsweise durch den Bau der Untergrundbahn in der Praxis bewahrheiten wird, muß noch dahingestellt bleiben. in der Wallstraße viele Brunnen in der Köpenicker und Inselstraße versiegt sind.

Zement und Eisen.

erreicht, der Bau der eigentlichen Tunnelröhre ist in Angriff ge­Inzwischen ist allenthalben die Sohle des fünftigen Tunnels nominen und stellenweise über mehrere hundert Meter schon fertig. Ganz aus Eisenbeton gegossen, schmiegt sie sich eng an die Schacht­wand an. Die Träger der oberirdischen Fahrbahn werden mit Schutzblechen umkleidet, damit der Beton nicht an ihnen abbindet, weil sie nach der Fertigstellung der Bahnstrecke wieder heraus­gezogen werden müssen. Auf dem Zimmerplatz haben die Hand­werker die Holzformen für die Tunnelwand hergestellt. Sie sind genau berechnet und sehen schon alle Einbuchtungen, Unterstellnischen für die Streckenwärter, ja selbst an den Bahnhofswänden die Flächen­einfenfungen für die Reflametafeln por. Sogar die Holzleisten, an denen diese Tafeln befestigt werden sollen, sind schon in den Bement eingelassen. Für die ganze Strede find etroa 140 000 Zentner Žement nötig, der durch 700 Tonnen Rundeisen in Daumenstärke armiert wird. Die in riesigen Mischmaschinen hergestellte Zement­tiesmischung wird auf Feldbahnen von oben in die Holzverschalung geschüttet, dann festgeftampft und braucht etwa drei bis vier Wochen zum Abbinden". Dann fann die Holzform beseitigt werden und die 80 bis 90 Zentimeter starte Tunnelwand ist fertig. Später wird im gleichen Berfahren die Decke draufgeseßt. Die ganze Zement­röhre ist durch wasserdichte Pappe, die mit Teer aufgeklebt wird, gegen Feuchtigkeit geschüßt. Eine Schotterschicht am Boden des Tunnels wird den Unterbau für die Gleisanlage bilden; die Aus­geftaltung der Bahnhöfe, der Treppenanlagen, die Montage der Signaleinrichtungen und alles sonstige Drum und Dran wird dann endlich im innigen Zusammenwirten vieler Berufsschichten das Werk beenden. Steile Leitern führen uns vor dem Haus des 362. wieder ans Tageslicht. Schrill blendet uns der Sommerfonnen­schein in die Augen, haftende Menschen jagen in den Straßen ihrem Gewerbe nach, währenddem tief in der Erde Ingenieurkunst und Arbeiterkraft neue, schnelle Berkehrsmittel bauen.

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Die im Bau befindliche Strecke bildet den vorläufigen süd­lichen Abschluß der Nordsüdbahn, die damit von der Seestraße bis auf das Tempelhofer Feld, nach Neu- Tempelhof führt. Dort, wo an der Gneisenaustraße die Bahn nach der Hasenheide abzweigt, ist eine Untertunnelung dieses Bahnstranges nötig. Das Gleis, das von Etation Kreuzberg fommend, nach dem Stadtinneren führt, wird in

an die Trennungsstunde. Ich werde weich, mild, gütig sein wir werden als Freunde scheiden, die verzeihen, aber niemals ver­gessen. Doch kann ich ihr eigentlich überhaupt etwas vorwerfen? Tat ich nicht selbst das gleiche, wenn auch nur in franken Träumen? ist. Ein unüberbrückbarer Abgrund flafft zwischen beiden. Für Es ist nicht wahr, daß zwischen Tat und Gebante fein Unterschied den Gedanken gibt es eine Sühne, indem er ausgerettet wird. Die Tat bleibt ewig, nie wird fie ungeschehen. Möglich, daß noch ein

Rest von dem Dünkel des Mannes wirft, der in seinem Herrschafts­gefühl sich gestattet, was er dem Weibe als Verbrechen anrechnet. Gleichwohl ich vermag nicht mehr in Gemeinschaft mit der Schuldigen zu fein.

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15. September.

wie vor. Ich werde immer ruhiger, aber der Schlaf meidet mich nach Manchmal möchte ich meinen Verdacht einfargen, ahnungslos heimtehren und weiter mit ihr und den Kindern weil sie gefündigt und ich ihr verziehen, als ob durch die Schuld leben. Ja, es ist mir, als ob ich fie noch mehr lieben würde, und die ftumme Bergebung Schicksalsgröße in den Bund der All­täglichkeit hineingetragen wird, und dadurch alles edler und kraft­Doller würde, geweiht von der Erhabenheit des Tragischen. Eitle Bebanten. Wenn ich auch schwiege, sie würde sich verraten! Und dann: ist mein Verdacht denn so bewiesen, daß ich darauf verzichten fönnte, ihn zu prüfen. Vielleicht ist es ein Irrtum und ich legte ohne Rot das Schwert zwischen uns. Und ich glaube wirt­lich daran, daß ich das in mir selbst totschweigen fönnte, und daß ein solches, wie ich mir vergeblich einzuflüstern suche, edelmütiges Verfahren unseren Bund sogar veredeln würde? Nein, die Er­innerung wird immer und überall verderbend mitwirken. Wenn mir etwas an Klara mißfällt, wird jene Erinnerung den Verdruß zum Etel steigern. Jeder fieinlicher 3wift entartet zum erbitterten Strieg. Das eine Unvergeßliche ist der gewaltige Fatfor, mit dem troy allen Haders und der inneren Entfremdung werden die sich jede ärgerliche Stimmung ins ungeheure multipliziert. Aber Stunden der Leidenschaft kommen und wir werden uns ihr hin­

24. Auguft. Eine Woche lang war ich wieder ohne Nachricht von Haus. Heute endlich erhielt ich eine Rarte, merkwürdig flüchtig geschries ben, zerstreut in Stil und Handschrift. Ich beginne schon wie ein Detektiv zu lesen. Verfolgungswahnsinn: Die Unruhe werde ich nicht mehr los. Ich betreibe meine Erholung nur noch wie ein verdrießliches Geschäft. Ich babe, gehe, effe, schlafe- alles pflichtfällige, gleichgültige Werkzeug einer Verirrung. Er ist kein Neben- wißheit verschaffen. Vielleicht ist es doch möglich, daß mich nur gemäß, ohne innere Freudigkeit.

27. Auguft.

Bieder nur eine Postkarte. Ich habe Klara heute geschrieben, fie möchte mich nicht so schlecht behandeln und etwas Ausführ licheres berichten. Daß ich noch jemals ein eifersüchtiger Ehemann werden würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Es ist aber auch eigentlich nicht Eifersucht, es ist bange Furcht vor dem Berlust bes Teuersten,

In den Ehebruchsgeschichten pflegt der Mann von einem toben. den Haß gegen den Verführer befallen zu werden. Ich spüre nichts bergleichen. Ich denke gar nicht an ihn. Er ist ja nur das zu

buhler, tein Ebenbürtiger.

Aber auch dem Weibe zürne ich nicht. Nur tiefen Schmerz empfinde ich, daß fie leichtsinnig unser beider Leben zerstört hat, denn hinweg kann auch ich darüber nicht. Benn ich noch bort gewesen wäre, wenn jener mich aus ihrer Liebe im offenen Stampfe verdrängt hätte. Bielleicht könnte ich gerade dann vergessen. Aber die Täuschung des Vertrauens verwinde ich nicht, das Heimliche. Unehrliche. Wir werden beide erst recht empfinden, was wir uns waren, wenn wir uns für immer verlieren. Ich denke nur noch

geben und das Heiligste entwürdigen. Wir werden wie die Hage. und doch immer wieder zusammenfinden. Ich muß mir also Ge­ftolze mit ihren Wirtschafterinnen leben, die sich schimpfen, prügeln

ein Bahn ängstigt. Auch fie mag sich am bloßen tatenlosen Ginnenspiel berauscht haben, und gewissenhafter als ich, fühlt sie sich durch die Gedankenschuld bedrückt und verstört. Bielleicht. Ach, mit der Bunschkraft und dem Erfüllungsglauben eines Kindes träume ich den ganzen Tag, es möchte Wahrheit werden, was ich ersehne. Denn ich liebe dich, Klara! Ich kann mir kein Leben ohne dich denten, und doch glaube ich nicht an meine Hoffnung.

( Fortsetzung folgt.)