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Unser Sezirtsparteitag. Starke Beteiligung von Delegierten und Zuhörern.

T>a gestern im Plenarsitzungssaal de» Preußischen Staatsrat» abgehalten« ordentliche Lezirksparteitag der Sozialdemo- kratischeu Partei Berlins wurde vom Borsitzenden, Genosien Künstler, mit dem Hinweis darauf eröffnet, daß der Parteitag in einer politischen ernsten Zeit zusammentritt. Der Abwehrkampf gegen die Brotwucherer, die durch Zölle die Lebenenotwendigkeiten de» arbeitenden Volkes unerträglich schmälern wollen, erfordert ein treues und festes Zusammenarbeiten der Parteigenossen. Künstler erinnerte weiter daran, daß vor 11 Jahren der zweit« Mobil- machungstag war, an dem hunderttausend« Arbeitsbrüder in» Feld zogen. Die Versammlung ehrte darauf in der üblichen Weise das An- denken der im Verichtsiahre verstorbenen Parteiangehörigen, unter denen sich eine Reihe namhafter Führer, so unser Genosse Reiche- Präsident E b e r t, und das Mitglied des Parteivorstandcs, Otto Heinrich , befinden. Die Anwesenheitsliste ergibt, daß von 391 Delegierten 3ö8 zugegen sind. Als Vertreter des Parteivorstandes ist Reichstagsabgeordneter Genosi« C r i» p i e n erschienen. Den f Seschäslsberichl des Vezirksvorsionde» gibt Genosse Theodor Fischer . Es sind setzt zwanzig Jahre her, daß die damals bestehenden acht Einzelwahlverein« imVer- band der sozialdemokratischen Dahlvereine Berlins und Umgegend' zusammengeschlossen wurden. Eine bis 1911 unterbrochen steigende Kurve in der Mitgliederbewegung war die Folg« dieser organisa- torischen Zusammenfassung. Nach 1911 trat ein Stillstand em, der dann mit Ausbruch des Krieges von einem starken Verlust abgelöst wurde: seit einigen Jahren geht die Kurve wieder auswart«. Im Jahre 1920 wurde dann derBezirisverband Verlin der sozial­demokratischen Partei Deutschlands ' ins Leben gerufen, der seit der Schaffung der Einheitsgemeinde Groß-Bcrlin als Bezicksverbond das Gebiet der neuen Gemeinde umfaßt. Kenosie Fi'cher betonte, daß die jetzt vorhandenen 49 000 Mitglieder kein«.Papiersoldaten', sondern nach den abgerechneten Beitragsinorken ermittelt sind. Di« Frauen gehören erst seit 1908 unserer politischen Organisation an. Die hinter uns liegenden Wahlen haben eine klare Entscheidung nicht gebracht, die Vorgänge im Reichstag beweisen da». Wenn wir jetzt noch einmal Reichstags- und Reichspräsidentenwahlen hätten, würde das Ergebnis sicher anders ausfallen. Mancher von den Abgeordneten des Steuer- und Zollblockes würde nicht zurückkehren. Das Ergebnis der Reichstagswahlen war im Bezirksverband gut. Es gelang, die sozialdemokratischen Stimmen vom Mai bis zu den Dezemlwrwahlen um 54 Proz. zu steigern. Demzufolge erhöhte sich auch die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten im Wahlkreis Berlin von 4 auf 6. Der Ausgang der Reichspräsidentenwahl und die mit allen Mitteln geführte Wahlkampagne der Rechtsparteien ist noch in guter Erinnerung. Nunmehr besorgt die Rechtsregieruag die Geschäfte ihrer Austraggeber, der Industrie und Landwirtschaft. Durch Zölle und Steuern soll auch das Letzte aus dem arbeitenden Volk herausgeholt roerdsn. Der Berichterstatter ging dann kurz auf die bevorstehenden Stadt- verordnetenwahlen»in und betonte dabei, daß nur eine klar« Stellung zu den kommunalpolitischen Vorgängen und Fragen uns einen Erfolg bringen wird. Nachdem Genosse Fischer die Der- fammlungstätigkeit de» Bezirksverbande« gestreift hatte, ging er zur Berichterstattung über die einzelnen Abteilungen des Derbands- f-tretariats über. Das Betriebssetretariat hat dafür ge- sorgt, daß die Betriebsvertrauensleute mit dem nötigen Material versorgt wurden, um unserer Partei in den Gewerkschaften und in den Betrieben wieder die nötige Achtung zu verschaffen. Dem B e- a m t e n s e k r e t a r i o t ist es gelungen, sich einen guten Stamm sozialdemokratischer Beamten in den Behörden zu schaffen. Leider ist aber der Zustand noch nicht beseitigt worden, daß die Republik in der Hauptsache ohne republikanische Beamte ist. Die Partei- genossen werden in ihren einzelnen Abteilungen mehr als bisher dieser Frage ihr Augenmerk widmen müssen. Durch die Schaffung des zentralen Bildungsausschusses ist der Versuch unter. nommen worden, zu einer einheitlichen Bildungsarbeit zu kommen. Die Erfolge sind zufriedenstellend. Das Arbeiterkulturkartell macht gute Fortschritte. Die Regelung des Bibliothetwesen» aus einer zusammenfasienden Grundlage bezeichnet« Genosie Fischer als eine der nächsten Aufgaben. In der Jugendbewegung ist getan worden, was möglich war. Vei der Berichterstattung über die Frauenbewegung sprach der Redner die Hoffnung aus, daß sich die Zahl der weiblichen Parteimitglieder im neuen Geschäftsjahr verdopPeln möge. Die Werbemethoden, die die Kommunisten zur Gewinnung der proletarischen Frauen anwenden, kommen für uns nicht in Betracht. Unsere Stärke liegt in der Aufklärung und nicht in der Verhetzung. In der A r b e i t e r w o h l f a h r t ist ein großes Stück Arbelt geleistet worden dank der uneigennützigen Helsertätigkeit der Funktionäre. Don dem Kommunalen Sek«. tariat ist bisher nicht viel Aufhebens gemacht worden. Es wirkt im stillen darauf hin, daß in den zwanzig Derwaltungsbezirten Groß- Berlins einheitliche kommunalpolitisch« Arbeit geleistet wird. Be- züglich der Stellung der Parteigenossen zum.Vorwärts' ist fest- zustellen, daß die Haltung unseres Zentralorgan» allgemein an- ertannt wird. Sie entspricht durchaus der Auffassung der Mitglieder. Die Flugblätter, die in neuerer Zeit mit dem.Borwärts'-Kopf herausgegeben wurden, sind von den Massen willig aufgenommen worden. Sie haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Zusammenfassend konnte Genosie Fischer sagen, daß wir mit dem Erfolg unserer Jahresarbeit zufrieden sein können. Wenn wir das große gemein- same Ziel nicht aus den Augen verlieren, wird uns auch in Zukunft der Erfolg treu bleiben. Der Kassenbericht. den Genosse Paael» erstattete, ergab einen guten finanziellen Stand der Organisation. Die Wahlen haben starke Anforderungen an unsere Finanztrast gestellt: wir tonnten ihnen aber genügen. Nach der Auffassung des Berichterstatters ist der große Mitglieder. rückgang während der Inflationszeit nicht zum geringen Teil aus eine mangelhaste Beitragskassierung in den einzelnen Abteilungen zuriickzusühreu. Nachdem da» geändert wurde, hatten wir«inen größeren Mitgliederzuwach» zu verzeichnen, als Eintrittemarten ver- kauft wurden. Pogel» gab der Hoffnung Ausdruck, daß durch die Opferwilligkeit der Porteigenossen auch die zu erwartenden Stadt» verordneten- und Parlamentswohlen ohne Schwierig- ketten finanziert werden können. Die Aussprache über den Geschäftsbericht wird mit der Beratung der dazu vorliegenden Anträge verbunden. Zu dem Antrag des 7. Kreises, Charlottenburg , die Vorgänge in China betreffend, liegt folgend« Entschließung de» Bezirtsvor- stände- vor: »Der Parteitag des Bezirksverbandes Groß-Berlin der SPD. weist mit besonderem Nachdruck aufdieEreignisseinEhtna hin. Dort zieht in Jahrtausend« alte ökonomische, polttische und soziale Verhältnisse der Kapitalismus reooluttonierend ein, zualeich alte Kulturformen zerstörend, aber auch neue Konturrenz schaffend für die europäischen und ameritansschen Produktionsstätten und so da« End« de, Kapitalismus beschleunigend. Der Bezirkspartei. tag begrüßt die Erhebung der Opfer des Kapitalismus, der chine- fischen Proletarier, denen der Kapitalismus in doppelter Form, in der Form der wirtschaftlichen Ausbeutung wie der notlonalq, Unterdrückung, gegenübertritt. Das erwachende KlassenbewiMein dieser chinesischen Arbeiter Et ein wertvolles Unterpfand de, Siege» auch der«iroväischen Arbeiter über die gemeinsamen Unterdrücker.'

Die Entschließung wird«instimmig angenommen. Ein Antrag Mahlsdorf-Süd, der verlangt, daß sich der Bezirksvorstand mehr als bisher mit Siedlungsfragen beschästigt, wird schließlich dem Bezirksvorstand überwiesen. Tolksdors-Köpenick begründet einen An­trag seines Kreises, in dem der Bezirksvorstand Berlin beauftragt wird, sich wegen einer besseren Regelung der Landagitation mtt dem Bezirksvorstand Berlin-Brandenburg zu verständigen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Genosse llrich ist der Meinung, daß durch die Arbeit des Be- zirksvorstandes die Haltung der Gcsamtpartei günstig beeinflußt worden ist. Urich wünscht eine schärfere Stellungnahme der Reichstagsfraktion im Kampfe gegen den Steuerbetrug und gegen den Zollwucher. Reichstagsobaeordnoter Genosse Ed. Bernstein erklärt, daß der Standpunkt Urichs beweise, daß unter den Parteigenossen«ine falsch« Aussassung über die Haltung der Reichstagsfraktion vor­herrscht. Die Taktik unserer Fraktion ist darauf zugeschnitten, durch sachliche Bekämpfung der Zoll- und Steueroorlagen zu wirken. Di« Fraktion wird damit sicher größeren Erfolg haben, als wenn sie etwa die Radauszenen der Kommunisten mitgemocht hätte. Davon kann für uns Nattirlich keine Rede sein. Leider wird unsere sachliche Arbeil oft genug durch die Radau- takti? der Kommunisten abgefchwächk, manchmal sogar unwirksam gemacht. Die Politik der KPD. ist als direkt nakionaliftifch zu be- trachte«, was sich besonders bei der Behandlung der Handels- Verträge und bei dem Versuch einer Verständigung mit Frank- reich gezeigt hat. Die Politik Moskaus gleicht der allen z a r i st i» s ch« n P o l i t i k: sie will die europäische Verständigung unter allen Umständen hintertreiben.(Allseitige Zustimmung.) Genosse Erlspieu betont, daß die Steuergesetze von einer festen bürgerlichen Mehrheit im Reichstag vertreten werden. Die Opposition wird tatsächlich in der Hauptsache von den Sozial- demakraten geführt. Die Kommunisten belasten uns durch ihre �Opposikion' sehr stark. An unser« sachliche Kritik können sie nicht heran, deshalbentlarven' sie uns. Der Redner geht dann noch auf die Vorgänge im Reichstag am Sonnabend ein und erläutert den Standpunkt unserer Vertreter im Aeltestenrat. Genosie Urich hält an seiner Auffastung fest, daß die Reichstags- fraktion schärsste Obstruktion treiben müsse, allerdings ohne kornmu- n istisch« Methoden anzuwenden. Im weiteren Verlauf der Aus» spräche gehen noch die Genossen Fleck und kuttner, sowie Genossin Vohm-Schuch auf die Hallung unserer Reichstagsfraktion ein und verteidigen sie unter allgemeiner Zustimmung. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Bei den nunmehr folgenden Abstimmungen wird dem Kassierer Eni- lastung«rteill. Angenommen wird ein Antrag des ersten Kreisss, der verlangt, daß vor den Wahlen die Reichs- und Landeslisten mindesten» acht Tage vor Einreichung an den Reichs- oder Landes- wahlleiter veröffentlicht und den Bezirksorganisationen zur Stellung­nahme überwiesen werden. Die Zustimmung de» Bezirksparteitages findet ferner ein Antrag, der sich auf ein« einheitliche Mai- s e i er durch Partei und Gewerkschaften bezieht. Eine Reche weiterer Anträge wird dem Bezirksvorstand als Material überwiesen. Bei den nunmehr vorgenommenen Wahlen zum Bezirksvorstand und die chm angegliederten Körperschaften wird zunächst der Bezirk»- vorstand in seiner ollen Zusammensetzung wiedergewählt. Nach de» gedruckt vorllegenden Borschlägen werden weiter die Presse» kommission, die Revisoren und die Parteivertreter im Derein»Sozio- listisch« Arbeiterjugend' gewählt. Als Vertreterin der Frauen wer- den die Genossinnen Lohm-Schuch, Gertrud Scholz und Wenzels in den Bezirksvorstand berufen. In den Bezirksausschuß für die Arbeiterwohlfahrt werden ge- wählt: Minna Todenhagen , Franz Künstler , Emma Dölz, Dr. Fried­länder, Alex Bogels, Hedwig Wachenheim, Dr. Ollendorf, Klara Bohm-Schuch, Helene Schmitz. Der Bildungsausschuß besteht au» den Genossen: Richard Weimann, Fritz Schmolinski. Ennn Stock. Otto Jakob», Bruno Loche, Richard Seidel, Professor Leo Kestenberg . Dr. Kurt Löwenstein , Otto Günther . (Schluß in der Morgenausgabe.)

tfn Sonntag für Neukölln . Propagandaumzug der Neuköllner Parteigenossen. Gestern veranstaltet« der 14. Kreis Neukölln im Garten der Berliner Kindlbrauerei sein diesjähriges Sommerfest. Auf dem Hertzbergplatz hatten sich die Teilnehmer gesammett, um sich zu einem wirksamen Propagondazug durch die Straßen Reu- kölln» zu formieren. Die Spitze hatten die Radfahrer, die mit weißen Hemdblusen und roten Schärpen einen sehr wirksamen Austakt bildeten. Di« Sportler beteiligten sich überhaupt in sehr erheb- licher Zahl. Belebt wurde der Zug besonder» durch die zahlreichen allegorischen Darstellungen, die auf Wagen mitgeführt wurden. Kinder, Knaben und Mädchen mit Blumenkränzen im Haar, ander« mit weißen Kappen, auf denen dl« Inschrift:Gegen den Zoll- wucher' zu lesen war, andere Kinder mit blumenumkranzien Stäben in ihren Händchen gaben dem ganzen einen lebhaften Cha- ratter. Auch der»Vorwärts' war mtt einem besonderen Wagen vertreten. Auf dem Wege, der durch die Stuttgarter , Reuter-, Münchener, Wanslick-, Weise- und Hermannstraß« führte, spielte die Musikkapelle die ollen Kampflieder und lockte zahlreich« Zuschauer herbei, die mit lebhaften zustimmenden Zurufen den Zug begleiteten. Im Garten selbst vergnügt« man sich mit Gesangsmusik und Bor» trägen, bis der Regen dem Fest vorzeitig ein End« machte. Die Sozialistische Arbeiterjugend brachte den Sprechchor »Wir stehen am glühenden Feuer' zum Vortrag, ein Kinder- reizen.Lusiballons' wurde ausgeführt, ein weiterer Kinderreigen Das heilige Feuer' fand lebhaften Beifall, die.FreieTurner- schaft Neukölln- Britz zeigt« in rhythmischen Stabübungen und rhythmischen Freiübungen Ihr Können. DI« Neuköllner Lieder- tafel brachte ein« Reihe von Liedern zum Vortrag. Es war noch manches andere beabsichtigt, was aber der Regen nicht zuließ. Trotz- dem war der Veranstaltung ein voller Erfolg beschieden. Er hat der Partei und auch der Idee de» Soziallsmus neue Anhänger ge- wannen._ SlutikriegSde« onstrati oa der Kommunisten. Di« KPD. veranstaltete gestern gemeinsam mit dem Internatio- len Bund der Kriegsopfer und dem Sozialistischen Bund Ledebour» eine Antikriegsdemonstration im Lust garten, deren äußer« Auf- mochung durch den Aufmarsch starker Abteilungen des Roten Front- kämpferbundes mit Spielleuten und Musik sich ganz militärisch gestaltete. Neben roten Fahnen und Bannern mit dem Sowjet- zeichen, sah man bei dem Anmarsch der Züge diesmal ausfallend viel Transparente und Darstellungen mannigfachster Art, so auf einer Stange eine von einem Totenkopf gekrönt«, schwarzumflorte Vogelscheuch«, auf einer anderen Stange denSensenmann', einen Wagen mit der Persiflage einer Bölkerbundssitzung, ein andere» Fahrzeug mit einem mit Handgranaten geschmückten Schalterfenster zur Annahm« von»Friedenserklärungcn für einen zukünfttgen Krieg'. Don den Kommunisten sprachen u. a. Ruth Fischer , Heckert, Höllein und Dierath, vom Sozialistischen Bund Ledebour und Rabold. Die Ansprachen brachten im wesentlichen die Erörterung der bekannten kommunistischen Gedankengänge zum Kriegsthema. Die Polizei, die mit starkem Aufgebot die Bannmeile uich die An- marschftraßen gesichert hatte, fand keinen Anlaß zum Einschreiten. Die von der Museumverwallung geforderte Räumung der Museums» freitrepp« vollzog sich störungslos, ebenso wie auch später der Ab- marsch der Demonstranten.

Völkische Strolche in Sranöeut-nrg. Blutig? Zusammenstöße. Das kleine Städtchen Brandenburg war am gestrigen Sonntag das Dorado rechtsradikaler Kreise, die in unverantwortlicher Weise Zusammenstöße inszenierten und die republikanisch« Bevölkerung pro- oozierten. Wir erfahren darüber folgendes: Am Sonnabend und Sonntag fand in Brandenburg «in Gedenk- tag aller früher dort in Garnison stehenden Regimenter statt. Auf 12 Lastauto» rückten aus Berlin , Potsdam und Spandau Hakenkreuzler(Frontbann) an und formierten sich al« An- hängsel zu dem im Marsch befindlichen Festzuge. Aus dem Zug« heraus wurden die Zuschauer aus alle erdenkllche Art und Weise belästigt. Wer nicht mtt den Strolchen gleichgesinnt zu sein schien, geriet in Gefahr, angepöbett zu werden. Nach Beendigung des Zuge» kam es vor dem Volkshau» zu ernsten Zusammen- stoßen. Obgleich am Eingang des Lokals die politisch« Einstellung des Wirte» unzweideutig zu erkennen war da» Volkshau» ist unser dortiges Parteilokal gingen einig« Frontbannleute hinein, um Bier zu fordern. Es wurde ihnen selbstverständlich verweigert. Das gab da» Zeichen zum Angriff und mit Biergläjern und mit eisenbeschlagenen Eichenstöcken drangen sie auf den Wirt ein. Der Sohn des öekonomen, der anwesend war, wurde gleichfalls blutig geschlagen. Es schien, als ob die Hakenkreuzbandtten da» ganze Lokal demolieren wollten. Di« Fensterscheiben wurden zertrümmert, zerbrochen« Stühle und Biergläser lagen umher. Dem beherzten Zugreifen einiger Republikaner gelang es unter Einsetzung de» eigenen Lebens die schwer Dedrohten vor dem äußersten zu be» wahren. Bis zum Eintreffen des herbeigerufenen U e b e r f a l l- kommandos entwickelle sich eine beispiellose Schlägerei, bei der Knotenstöcke, Blumentöps« und Mosaikplastik als Wurfgeschosie dienten. Auch in die gegenüberliegend« Verkaufsstelle der Konsum- genossenschaft drangen die wüsten Burschen«in und gingen dort tätlich gegen ein junges Mädchen vor. Das inzwischen erschienene Ueberfallkommando räumte dann die Straße mit der blanken Waffe und nahm zahlreich« Verhaftungen vor. Viele Personen wurden teil» leichter, teils schwerer verletzt. Die schwarzweißroten Skandal- Helden transportierten ihr« Verletzten auf den mitgebrachten Auto» ab. Ts ist größtenteils der bewundernswerten Zurückhaltung der republikanischen Bevölkerung zu verdanken, daß die Zusammenstöße keinen noch ernsteren Eharakter hatten. Auch in der Altstadt kam «» zn ernsten Zusammenstößen, bei denen die mit Karabinern be- waffnet« Polizei erneut eingreifen mußte. Einmütig wurde von der Bevölkerung die Tatsach« festgestellt, daß diese Zwischenfälle einzig und allein aus das skandalöse Lerhal- ten der Hakenkreuzlsr zurückzuführen sind. Unverstänötjch ist«», daß die Polizei nicht beizeiten für genügend« Sicherheitsmaßnahmen gesorgt hat, sondern erst auf den Hilferuf einiger Republikaner auf der Bildfläche erschien. Bei jedem kleinen Umzug linksgerichteter Kreis« fahren Lastwagen vollbemannt hinterher. Warum ist das hier nicht geschehen, wo bei der Anwesenhett der Frontbannleute mit Zusammenstößen zu rechnen war? Die Arbeit der Feuerwehr. Zwei große Brände«ad Ueberschwemmuagea. Die Feuerwehr hatte am Sonntag zwei große Brände in der Schreiner st raße 44 und in der Allerstraße 35/36, Site Schillerpromenade 27/28 in Neukölln zu löschen. Der Dachstuhl- brand aus Neukölln , Schillerpromenad« 28, wurde von vier Seiten gemeldet, worauf um S Uhr nachmittags 4 Züge ausrückten. Der Dachstuhl stand mtt den Lodenräumen in großer Ausdehnung schon in Flammen. Mit sechs Schlauchleitungen von 4 Motor- spritzen aus wurde gelöscht. Es konnte aber nicht mehr verhindert werden, daß die Dachstühl« samt den Bodenräumen ausbrannten. Zwei Feuerwehrleute, Schmidt und Karls, er- krankten auf der Brandstelle an Rauchvergiftung und mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Di« Entstehung dieser Sonn- tagsbrände ist noch nicht ermittelt. Man vermutet Brandstiftung . Durch den gestrigen starken Regen, der örtlich begrenzt war, wurden in der Ackerstraße 26 und 50, Friedrichstraße 131a. und anderen Straßen Keller unter Master gesetzt, in der Berliner Straße 56 in Wilmersdorf ein Heizraum überschwemmt und Wohnungen beschädigt. Auch in der Berliner Straß« 164 in Charlottenburg stand«ine Wohnung unter Wasier. In der Siedlung 11 bei Köpenick hat da» Wasser solchen Schaden ver- ursacht, daß die Feuerwehr helfen mußte. In Lebensgefahr schwebten die Hausbewohner Reichenberger Straße 18 infolg« de, Ausströmen» von Ammoniak aus einem Kühlopparat. Di« Wehr drang mtt Gasmasken sin und besettigt« die Gefahren.

Da» Fest der Fuuksreuade. Wohl selten zeigte der Luna« park eine solch« Füll«, wie am oergangenen Sonnabend. Bor den einzelnen Schauottraktionen, auf den Wegen, vor dem Musik- Pavillon, tonnt« man sich nur im Schneckentempo fortbewegen. Ein« Attraktion für sich bildete die Riesentombola. Nur unter groß- ten Schwierigkeiten war es möglich,«in Los zu erhallen und die Abholung der Gewinne gestallet« sich kaum weniger schwierig. In einem Pavillon war«in von der Telefunken. Gesellschaft erbauter Sender aufgestellt, den Prof. L« i t h ä u s« r den Wißbegierigen erklärte. An zehn oder zwölf verschiedenen Plätzen spielle Musik bi» in die Sonntagmorgenstunden zum Tanz auf. vi« ehemallaen Mitglieder de» Verein» für Frauen and Mädchen der Arbeiterklasse fressen sich Donnerstag, den 6. August taichl Dienstag), nachmittag 3 Ahr. im Restaurant Cafe Schilling. Dahlem- Dorf(direkt an der llulergrundbahn) zn einem geselligen Sei- sammensein.(Lei schlechtem Wetter im Saal.) die Sieger üer Raüfernfahrt Zürich - öerliu. Srewer«ad Oßmeva Sieger der Preußenmeifierschafie«. Di« International« Radfernfahrt Zürich Berlin , veranstaltet von dem Bund Deutscher Radfahrer, hat gestern nach- mittag im Grunewald-Stadion ihr Ende erreich!. Bon den A m a- teuren wurde erster Peter R äsen-Köln mit 36 Stunden, 36 Minuten und S0 Sekunden, von den Berussfahrern der Italiener Gay mit 36 Stunden, 40 Minuten und 25 Sekunden. Anläßlich der Anlunft der Fahrer Zürich Berlin wurden gestern im Grumewald-Stadion die Meisterschaften von Preußen über 1 und 25 Kilometer für Amateure aus- gefahren. Verteidiger für beide Meisterschaften war Oßmella. Zahlreiche Vorläufe erwiesen sich bei der starken Zahl der Gemeldeten zum Laus über I Kilometer al» noiwendig Für den Entscheidung»- lauf qualifizierten sich P. Oßmella, P. Krewer, ffi. Rieger und P. Stesse». Al» Sieger ging Krewer(RV. Adler-Köln ) hervor. Zweiter wurde Willi Rieger(RV. Adler-Breslau ) vor Paul Oßmella(NV. Adler-Köln ) und Peter Stesse»(RV. Adler- Köln). Di« Preuhenmeisterschoft über 25 Kilo- meter gewann Paul Oßmella in 36 Minuten 20,4 Sekunden vor Stesses, Rieger und O. Blank. Den Preis von Pößneck (Lue- icheidnngsfahren) sicherte sich R. Hahn(Diana- Leipzig) vor Wetb« (Borussia), Beimert(Concordia ) und Soldmann(Gennanla-Char- lottenburg). Blitzkatastroph« aus einem �cstplatz. Teplih- Schöna«. 3. August. Bei der Feier de» Gründungs- feste, der Ortsgruppe Webeschan de« Bundes der Deutschen in Böhmen schlug ein B l i tz in den Festplatz. Neun Personen«ur- den betäubt, davon 5 s ch w e r, die in ein Krankenhau, gebracht werden muhten.__ Hroß-Serliner parteinachrichSev. 5. ftrri« gtieWArtote: aHn««»»Mmun und ftinb« NlNw»ch, dm 5. Nueuft nooi S-d-wo. 2EafM*mt«(Un«)«« dm Sad�d»«»). Steffpuott»otm. ff/, Ufte 9aftn6ef 6aft#»a, 9taA<e«t*c tei L»f«l Sri Ichtkchttm Weiter to Seal. «.«u.$ntt* Rontag, 7'/, Uhr FunftwnSrfznng bei«roll, Utrechterpr.«.