duttionsleislungen zu schulen� Jede Arbeitskraft muß an der Maschine mehr als bisher leisten. Sonst scheitert der Weit- Kerncrb mit dem Exportindustrialismus der europäischen Länder. Japan steht also vor einer scharfen Krise seiner bis- her stetig aufblühenden und durch die Kriegsjahre mächtig ge- förderten Gewerbe. Auf der einen Seite der unausweichliche Zwang, die machsende Bevölkerung durch Ausfuhr Hochwertiger Erzeugnisse zu ernähren, den Wettbewerb auf dem Weltmarkt mit den ältesten Wirtschaftsmächtcn zu bestehen, aus der an- deren die Notwendigkeit, die Lebenshaltung der Massen menschenwürdig zu gestalten. So bricht eine longdauernde Periode mächtiger Klassenkämpfe über Japan herein. Schwere Zeiten stehen der Arbeiterschaft bevor. Sie ist in Gefahr, zwischen den heimischen und den fremden kapi talistischen Wirtschaften zerrieben zu werden. So ist der Aus- bau der gewerkschaftlichen und politischen Organisationen der Arbeiterschaft ein dringendes Gebot der Stund«.
Neue Verbrauchsbelastung. Bier- und Tabak«, Zucker- und Galzsteuer. Der Reichstag nahm gestern die Erhöhung der Bier- und der Tabaksteuer an. Wie vorauszusehen war, wurde in namentlicher Abstimmung die Bestimmung gestrichen, die den arbeitslos werdenden Tabokarbeitern den Anspruch auf eine Unterstützung aus Reichsmitteln in Höhe von fünf Sechsteln ihres Verdienstes sicherte. Statt besten wurde beschlosten, ihnen lediglich den Anspruch aus Erwerbslosen- und Kurzarbeiter- Unterstützung für die Dauer eines Jahres zuzuerkennen. Diese Verschlechterung der Fürsorge für die erwerbslosen Tabakarbeiter aber hinderte die Regierungsmehrheit nicht, kurze Zeit darauf den Weinbauern eine jährliche Zuwendung von insgesamt 50 Millionen Mark zu gewähren. Das geschieht dadurch, daß die Weinsteuer für die nächsten zwei Jahre auf 15, die Schoumweinsteuer auf 22K Prvz. ermäßigt wird und außerdem ein Drittel des Ertrags der Wein- steuer zur Unterstützung der Weinbauern verwendet wird. De von der Sozialdemokratie durchgesetzte Steuerfreiheit für olko« holfreie Weine wurde entgegen den Ausschußbeschlüssen wieder aufgehoben. Auch bei den übrigen Berbrauchssteuern blieb es bei den Ausschußbeschlüsten. Alle sozialdemokratischen Anträge auf Aufhebung der Salzsteuer, der Zündwaren- und Leuchtmittelsteuer wurden abgelehnt. Dasselbe Schicksal hatte ein sozialdemokratischer Antrag, die Zuckerfteuer von 21 auf l6 M. pro Doppelzentner zu ermäßigen. In der Belastung des Massenkonsums, in der Sonderbesteuerung der kinderreichen Familien, zeigte sich der Rechtsblock genau so einig wie in der Entlastung des Groß besitz es._
Der Aollmmister ües Zentrums. Noch ist nichts entschieden... Zu den Gerüchten über das Angebot Luthers an den Zentnnnsabgeordneten v. Guörard, in das Kabinett als Minister für die besetzten Gebiete einzutreten, wird der „Germania " aus der Zentrumsfraktion geschrieben:•• Ein Beschluß der berufenen Instanzen der Zentrumspartei zu dieser Frage ist aber im gegenwärtigen Augenblick noch nicht gefaßt. Daß bei der Natur der Dinge der Vorstand der Fraktion sich mit diesen Fragen«ingehend beschäftigt«, ist klar. Indessen ist eine Stellungnahm« noch nicht erfolgt. Es find vorwiegend politisch« Gründe, die das Zentrum zu einer Zurückhaltung in dieser Frage nötigen. Die Stellung eine» dritten Ministers im Kabinett würde«ine stärkere politische ' und parlamentarisch« Bindung an die Regierung Luther bedingen, als wie sie ursprünglich vorgesehen war. Ob der Zeit- punit für eine derartig« engere Gemeinschaft im jetzigen Augen- blick gegeben ist, wird verschieden, aber in der Hauptsach« ver- neinend beurteilt. Jedenfalls sind alle diese Dinge noch voll-
ständig im Fluß, und man wird gut tun, auch diesen Räch. richten der gegnerischen Presse gegenüber mit äußerster Zurück- Haltung zu begegnen, da in ihnen vielfach die Tendenz obwaltet, das Zentrum in einer Richtung festzulegen, von der sich gewisse Tendenzen auf der Gegenseite bestimmten partei- politischen Nutzen versprechen. Nach einer Verneinung sieht diese Erklärung gerade nicht aus, wennschon in der Fraktion„in der Hauptsache ver» neinend" auf die Frage geantwortet wurde, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für die stärkere Bindung an die Deutschnationalen gekommen sei. Der rechte Flügel des Zentrums will vielleicht nur noch etwas warten, da die An- nähme eines weiteren Ministerpostens im Kabinett des Zoll- wuchers und der Steuergesetze immerhin etwas sehr Pein- liches an sich hat._
Noch ein Schacher. Auch die Wirtschaftspartei wird gekaust. Der„Sozialdemokratische Pressedienst" meldet: E» ist unter der Regierung Luther üblich geworden, daß beinah« alle wichtigen politischen Entscheidungen außerhalb des Parlaments hinter den Kulissen abgemacht werden. Jetzt liegt ein neuer be- merkenswerter Fall dieser Geheimpolitik vor. Wie man erfährt, hat die Wirtschaftspartei nur unter der Bedingung für die Erhöhung der Bier st euer gestimmt, daß die Reichsregierung unter keinen Umständen eine Gesetzesvorlage zugunsten des Gemetndebe stimmungsrechtes macht. Dieses Ge- melndebestimmungsrecht, das den Einwohnern jeder Gemeinde das Recht zugestehen will, selbst zu entscheiden, in welchem Maße Schank- konzessionen erteilt und Mkoholgctränke verabreicht und gehandelt werden dürfen, wird von dem Alkoholkapital sehr gefürchtet. Ein Teil der bürgerlichen Parteien stand unter dem Eindruck, daß infolge der lebhaften alkoholgegnerischen Agitation da» Gemeindebestim. mungsrecht im Reichstag zum Gesetz erhoben würde. Run versucht man, das dadurch zu verhindern, daß die Reichsregierung das er- wähnte politische Geschäft mit der Wirtschaftspartei abgeschlossen hat.
öahnlchutz-Geheimniffe. „Bahuschutz" und„Technische Nothilfe" der Reichsbahn. Vor einigen Wochen fand in Karlsruhe ein«„Dezernenten-Be- sprechung" der Reichsbahngesellschaft über wichtig« Fragen des „Bahnschutzes", der„Personalbetriebshilfe" und der„Technischen Nothilfe" statt. Di« Hauptverwaltung der Reichsbahn hat be- kanntlich den Beamten allgemein verboten, irgendwelche Infor- mationen an die Presse zu geben. Darauf ist auch wohl zurück- zuführen, daß bis heute über die merkwürdigen Verhandlungen in Karlsruhe noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Kein Wunder, daß jene unteren und mittleren Bahnbeamten, die von der Tagung wußten, aber von ihr hermetisch abgeschlossen waren,«ine gewisse Beunruhigung über eine Konferenz empfinden, die hinter verschlossenen Türen hochwichtige Problem« der Staats- s i ch e r h e i t erörtert hat. Der„Bahnschutz" stellt nämlich eine stark bewaffnete Organisation dar, die zunächst zum Schutz der Bahnanlagen bei„inneren Unruhen" verwandt werden soll. Seine„Rekru- tierung", Ausrüstung und„Mobilmachung" liegt völlig in den Händen der höheren Reichsbahnbeamtenschast, der damit ein wichtiges Mochtinstrument in die Hand gegeben ist. In Voraussicht dessen haben seinerzeit sich sämtliche Gewerkschaften auf bap entschiedgnste gegen die Errichtung eines.Dahnschutzrs" ausgesprochen, weil ber Schutz öffentlicher Anlagen Sache der Staatsorgan«, nicht irgendwelcher geheimer unkontrollierbarer Gesellschaften sei. Dieser Standpunkt hat an Gewicht noch gewonnen, seit die Reichsbahn ein reaktionär verwaltete» Privat unternehmen geworden ist. Aus der Tagung der mysteriösen„Dezernentenbesprechung" in Karlsruhe sind folgende Besprechungspunkte von Interesse:„Beteiligung des „Bahnschutzes" an den Planspielen der Schutzpoüzei.— Ausstattung mit Verbandpäckchen.— Oeffentliches Tragen der Dienstwaffe.— Lagerung der Bahnschutzgeräte.— Schulsunkübungen für Bahn- schutzzwecke mit Ausdehnung auf die Funkstellen der Schutzpolizei und Reichswehr. — Der Einsatz der„Personalbetrsebshilfe" beim letzten Streik in Sacksen." Das sind alles Fragen, die nicht nur die Herren Dezernenten angehen. Dos öffentliche Tragen der„Dienstwaffen" könnte zum
Zrieörich Engels als Ireunö. „Einen Bund ohnegleichen" nennt Franz Mehring in seiner Marx -Biographie das Freundschaftsverhältnis zwischen Marx und Engels. Und in der Tat eine Freundschaft, wie die zwischen dem Schöpfer des„Kapitals" und dem Verfasser der berühmten Streit- fchrift gegen Dühring, trägt die Züge der Unvergleichlichkeit. Wir haben genug Freundschaften in der Geschichte zwischen geistig hochstehenden Männern. Nirgends aber wohl ein« Freundschaft wie die zwischen Marx und Engels, in der der eine Teil sein ganzes materielles Schicksal unter dem Gesichtspunkt gestaltet, wie er dem Freunde helfen könne. Man bedenke, Karl Marx , der nach dem Zeugnis seines Biographen sich sein ganzes Leben auch nicht die bescheidenste bürgerliche Existenz zu sichern oermochte, der in lümmerlichen Verhältnissen im Kreise seiner Familie niemals ganz vyne Sorgen und wohl selten ohne Schulden lebte,— Marx fand in dem Sohne des Barmer Fabrikanten, in Friedrich Engels einen Freund, der eigentlich bei jedem Pfennig, den er verdiente, daran dachte, wie er ihn für Karl Marr und seine Familie vernünftig an- legen könne. Seltsame erhabene Ironie der Geschichte: Der Schöpfer des„Kapitals", der geistige Heerführer des Klassenkampfes findet das tiefst« Verständnis> und— die weitestgehende geldliche Unter. stützung bei einem Gesinnungsgenossen, der der Unternehmerklass«, c-nem strenggläubigen und konservativen Fabritantenhause ent- stampit und nun alles daran setzt, aus seiner kommorziell-industriellen Tätigkeit möglichst viel Geldmittel für den geistigen Bater de» Ge- dänkcns des Klassenkampfes herauszuholen. Engels wurde nach Ablauf seiner Militärzeit Kommis in Manchester bei der Firma Ermen und Engels, an der fein Dater Teilhaber war. Gern ist Engels bestimmt nicht Kaufmann geworden. Aber er war ein guter Kaufmann, wie er auch ein guter Soldat mar. Und es zeigte sich bald, welchen Sinn es in seinem Leben hotte, daß er den Kontorstuhl hei Ermen und Engels in Manchester drückte. Denn so konnte er Marx , mit dem er bald— nach anfänglich sehr lühler Begrüßung beim Kennenlernen— sich befreundete, Ein-, Fünf-, Zehn-, ja sogar manchmal Hundernoten nach London schicken, um seine von der Schriftstellerei nur sehr notdürftig ge- fristete proletarische Existenz zu verbessern. Marx hat Engels gegen- über sich mit ergreifender Ossenhcrzigkeit über seine verschuldet« Lage ausgesprochen. Er schildert ihm zum Beispiel im Brief vom lfj. Juli 1858, welches seine dringendsten unbezahlten Schulden sind: Schule, Hauszinz, Metzger, Bäcker, Kohlen- und Milchmann. Der Verfasser des„Kopitals" war eben ein so großer Volkswirt, wie er ein schlechter Wirt für seinen Haushalt war. und es konnte ihm geschehen, daß er den Betrag eines Wechsels, der auf ihn lief, vergaß und am Verfalltage eine unangenehme Ueberraschung erlebte. Engels hat nie die Geduld verloren. Er schämte sich sogar seines besseren Lebens, wenn er hörte, daß es dem Freunde schlechter ging, als es ihm Vach seiner Berechnung gehen mußt«, und gab und gab immer wieder. Aber wer so von der Sendung de» Freundes durch- drungsn war wie Engels, der durste und konnte, ohne Verlegenheit für den einen oder den anderen, immer wieder helfend eingreisen. Engels wurde im Jahre 1864 Mitinhaber der Firma Ermen und
Engel» auf fünf Jahre. Und nun vollzog er bald seinen schönsten Freundesdienst. Er unterhandelte im Jahr« 1868 mst Gottfried Ermen wegen des Kontraktablauss und erwirkte unter der Zu- billigung, seinerseits, fünf Jahre in kein« Konkurrenzfirma einzu- treten, eine Abfindungssumme, groß genug und dazu bereit gestellt. um Marx auf S bis 6 Jahre eins ihn von den ärgsten Sorgen be- freiende Rente zu ermöglichen. Marx war geradezu„überwälligt" von Engels Güte. Nach Marxs Tode schrieb Engels:„Die Menschheit ist um einen Kops kürzer gemacht, und zwar um den bedeutendsten Kopf, den sie heutzutage hatte." Engels jedenfalls kann, ganz ab- gesehen von dem Eigenen, was er als Schriftsteller und Denker auf- zuweisen hat, nichts Besseres nachgesagt werden, als daß er als Mensch und Freund seine ganze Kraft daran gesetzt hat. diesen„be- deutendften Kops" in Ruhe seine Gedanken zu Ende denken zu lassen._ H. F.
Hernharö Shaw, üer Heilige. Alte Freunde, unter ihnen Lord Haldan«, hatten zu Ehren E. L e l f o r d B a x, des Veteranen des britischen Sozialismus. der in Deutschland wegen seiner Freundschaft mit Friedrich Engels mehr als durch sein philosophisches Lebenswerk bekannt ist, ein Diner veranstaltet. Man hatte auch Bernard Shaw einge- laden. Der Dichter kam freilich nicht, hingegen ein Brief von ihm. der den Neuiiundsechzigjährigen in der Stimmung eines Zwanzig- jährigen zeigt und beweist, daß selbst der Welterfolg seiner„Heiligen Johanna" und das Bestreben von Literaturhistorikern, ihn zu einem „ehrfürchtigen Patriarchen" umzufälschen, nicht geholfen hat. Er ist der alte, unbekümmerte Revolutionär geblieben, der er stets ge- wesen, den weder die Mißerfolge seiner Jugend noch die Lorbeeren seines Alters seinen revolutionären Idealen entfremdet haben, der bis zum letzten Atemzuge ein Freund der Unterdrückten bleiben wird. Der Brief Bernard Shaws lautet: Palac« Hotel, Aberdeen . Aus der obigen Adresse können Sie ersehen, daß ich im Augen- blick allzu weit entfernt bin, um persönlich an der Feier des siebenzig und xten Geburtstages meines alten Freundes und Kollegen in der Ketzerei. Belford Vax, teilnehmen zu können. Unter normalen Umständen könnte mich gewiß nichts auf der Welt veranlassen, einen Mann dazu zu beglückwünschen, daß aus ihm ein Siebziger geworden ist— stehe ich doch selbst, lediglich durch ein Jahr und fünf Tage davon getrennt, an der Schwelle dieser melancholischen Eminenz. Aber im Falle Boxens, wie in meinem eigenen, hat es damit doch seine eigene Bewandtnis. Denn es ist immerhin erstaunlich. daß wir so lange gelebt haben. Bedenkt man's nämlich recht, jo wären wir schon längst gehängt worden, wenn unsere brave britische Bourgeoisie nur die geringste Vorstellung davon gehabt hätte, was wir über sie denken oder, was ihr« Zukunft betrifft, eigentlich vorhaben. Wir verdanken unsere Existenz lediglich der Dummheit und einem Mißverständnis. Gott sei's gedankt, daß diese Leute immer nur die Falschen hängen. So haben wir beide alle Aussicht, hochrespektabl« Hundertjährige zu werden, während eine Menge viel weniger revolutionärer Originale aufs Blutgerüst hat steigen müssen.
Beispiel bei allen Eisenbahnern, die sich mit ihren Gewerkschaften gegen die Einrichtung einer Pinkerton-Gruppe gewehrt hoben, olles andere als beifällige Gefühle auslösen. Und war die„Personal- betriebshilfe" und ihr Eingreifen bei Streiks betrifft, so dürsten auch die Dezernenten der Reichsbahn das Maß der Hochachtung kennen, das dienstwilligen„Helfern" im Arbeitskampf von den Streikenden entgegengebracht wird. Jedenfalls ist die Frage zu beantworten: Wozu wird heute der kostspielige und gefährliche Apparat des„Bahnschutzes" aufrecht- erhalten und ausgebaut? Welche Mittel werden dafür verwandt, und wer ist in der Lage, die Verwendung dieser Mittel zu ton- trollieren?_ Ein tzambacher§eft. Repudlikauische Kundgebung auf dem Hambacher Schloß . Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold der Pfalz veranstaltet am 8. und v. August auf dem historischen Hambacher Schloß bei Neustadt a. d. H. einen großen republikanischen VolkStag. Als Redner find gewonnen für die Demokratische Partei Pfarrer Adolf K o r e l l« Ingelheim , für die Sozialdemokratie Sollmann- Köln und für die ZenlrumSpartei Reichskanzler a. D. Wilhelm Marx - Berlin . � An die republikanische Kundgebung schließt sich ein Volksfest an._ Die verhanülungen mit fibü el Krim . Friedeusfeindliche Treibereien. pari». 4. August.(Eigener Drahtbericht.) Während auf dem moroktanischen Kriegsschauplatz die unerträgliche Hitze eine Pause in den militärischen Operationen hat eintreten lassen, nahm auf diplomatischem Gebiete die Aktivität beider Parteien stark zu. Abb el Krim hat Ende der vergangenen Woche bekanntlich zwei Ab- gesandte in das spanische Hauptquartier geschickt, um dort von den auf der Madrider Konferenz beschlossenen Friedensbedingungen Kenntnis zu nehmen. Obwohl Abb el Krim sich damit der franzö» fischen Forderung, daß die Initiative zu Friedensoerhandlungen von ihm ausgehen müsse, unterworfen hat, scheint man hier daran An- stoß zu nehmen, daß er sich nur an Spanien und nicht auch an Frankreich wandte. In den von der französischen Regierung in- spirierten Kommentaren wird demgemäß die Aufrichtigkeit der Friedensbereitschaft des Häuptlings der Riskabylen in Zweifel ge- zogen und ihm die Absicht zugeschoben, durch taktische Manöver Zeit zu gewinnen und so die angekündigte französische Offensio« zu verzögern. Wie weit das tatsächlich zutrisst, ist von Paris aus schwer zu entscheiden. Tatsache aber ist jedenfalls, daß auch die von der französischen Regierung wiederholt erklärte Bereitschaft, durch Eintritt in Verhandlungen dem zwecklosen Blutvergießen in Nord- afrika ein Ende zu machen, jetzt nicht mehr so groß ist als in den Togen, da Abb el Krim militärisch die Oberhand hatte. Damals erklärte sich die französische Regierung auf Grund einer sozialistischen Interpellation ausdrücklich bereit, die volle Unabhängigkeit des Riss anzuerkennen. Jetzt aber ist nur noch von einer lokalen Autonomie die Rede. Darüber hinaus wird von Abb el Krim verlangt, daß er als Voraussetzung für den Eintritt in Friedensoerhandlungen sich im voraus zur Annahme der in Madrid zwischen der französischen und spanischen Regierung vereinbarten Friedensbedingungen verpflichtet. Ganz abgesehen davon, daß dieses Verlangen nach vorheriger Unterwerfung unter ein Diktat nicht mehr als- �lle-rhandlung" bezeichnet werden kann, scheint innerhalb der franzöfischSn Regierung die Ausfaffvng die Oberhand gewonnen zu haben, daß der„Frieden" erst nach einem entscheidenden militärischen Erfolg Frankreich » geschlossen werden kann. Darauf deuten nicht nur die in großem Stile betriebenen militärischen Vorbereitungen bin, das lassen auch die Kommentare, die die Blätter den ErNärungen Painleves über Marokko widmen, unzweideutig durchblicken. Selbst sehr gemäßigte Blätter erklären, daß es nur die Alternative gebe: entweder nehme Abd«l Krim die ihm angebotenen Friedensbedin- gungen an, oder er werde durch Waffengewalt zur Bernunft ge- bracht werden müssen. Die Rechtspresse geht darin noch sehr viel wetter, indem sie der Regierung den Vorwurf macht, daß sie über- Haupt die Möglichkett von Berhandlungen mit Abd el Krim ins Auge gefaßt Hab«.
Was mich angeht, so besteht seit einiger Zeil ganz unverkennbar eine gewnse Neigung dazu, mich heilig zu sprechen: wollte sich Bax nur dazu entschließen, statt Abhandlungen über den„Ursprung der Realität" Stücke über Heilige zu schreiben, so könnten er und ich uns ganz gut gemeinsam in einen Heiligenschein teilen. Alle politischen Parteien, die etwas auf sich geben, halten sich heutzutage mehr oder weniger einen gezähmten Hausphilosophen. Die Konservativen können sich eines Bolfour, die Liberalen eines Haldane rühmen.(Dies ist ein freundschaftlicher Hieb gegen die liberale Partei und gegen Lord Haldane, der bekanntlich seit etlichen Jahren Mitglied der Labour Party ist und im Kabinett Macdonald einen der höchsten ministeriellen Posten innegehabt hat. Amn. d. Uebcrs.) Wir Sozialisten prahlten mit Bax: aber er war keineswegs zahm. Wir wußten niemals, womit er uns das nächst« Mal kommen würde. Das disqualifizierte ihn als Parteipolitiker: aber es machte seine Bücher dafür unterhaltsam. Er wird heute zu Ihnen sprechen, aber wir haben(trotz seiner siebzig Jahre) nicht die leiseste Ahnung. was er sagen wird, und es tut mir wirklich leid, daß ich nicht an- wesend sein kann, um alles das hinwegzudisputieren, womit er vielleicht die versammelten Festgäste in peinliche Verlegenheit setzen sollte. Ich erhebe mit aufrichtigen Gefühlen mein Glas mit Wasser und trinke mst Euch auf seine Gesundheit. George Bernard Shaw .
Eine überraschende Preisverteilung. Die„Friedrich-Wilhelm- Feier" an der Berliner Universität, über die wir gestern kurz be- richteten, schloß mst einer Preisoerteilung. Die mannhaft kostü- mierten akademischen Jünglinge setzten sich in Positur, um die De- lohnungen für ihren Forschungseifer einzuheimsen. Aber es kam anders. Als der Rektor den ersten Umschlag öffnete, um die medi- zinischen Preisträger der Arbeit über„Blutuntersuchung" fest- zustellen, da meldeten sich mit zager Stimme zwei Frauen: Else Philippin« L e v y und Eleonore von Bunter, eine Baltin. Bei- fallzgetrampel und Verwunderung. Es folgte der philoiophische Preis. Hier wurden die Gesichter der Chargierten und der Dozenten noch länger. Preisträger: Natalie Ton aus P a l ä st i n a! Dem Herrn Rektor verschlug die Stimme, und die Burschenschafter und Korpsiers, die den Fechtboden und den Frühschoppen dem wissen- schastlichen Studium offenbar vorgezogen hatten, hämmerten ziem- lich bedrückt mit ihren Schlägern den Takt zum Deutschlandlied. Dann zogen sie ab, wie sie gekommen waren, m vollem Wichs mit Bändern und Fahnen. Aber ohne Preise. Die hatten drei Frauen errungen. Und darunter zwei Jüdinnen. O all« Burschenherrlich- kell, wohin bist du entschwunden! Flucht vor der bayeeilche» Keuschheit. Di« vor einigen Tagen wegen Verbreitung unsillüchcr Bücher zu 3000 M. Seldstrase verurteilt« Allgemeine VerlagSaiistall in München hat beschlossen, ihren Betrieb außerhalb Bayerns zu verlegen. Ilaloersilatswoch« in Ksperoalo. Am 31. Juli wurde im großen Amhii- theater der llniverfität Ei e n t die Internationale Unlvershülswotbe feierlich eröffnet. Di« Kurf« werden M(klperanlo abgebalten und find belucht von S00 Studierenden au« 23 Sündern. Diese Kurie sind der Ausalt de» 17. Esperanto. SellkougresscZ, der am 2. August in Gens eröffnet wurde