Unterhaltung unö �Vissen �
Ihr leeres Portemonnaie.
Einstweilen gibt es öeshalb in veutsthlanb keinen anöeren Weg öer Erzeugung neuen Vetrtebskapitals als über öle Setriebe. Und diese Sildung neuen Kapitals kann stch im slugenblick und in erster Linie nur dadurch vollziehen, daß die Getriebe wieder verdienen. Die Sozialdemokratie nennt das:„Profit machen." ch-g-nberg>m.c»kai.A°zeiger- i
Waldidyll. von Icffi. (Aus dem Russischen von L. T.) In der Ferne auf dem Kirchturm ertönte viermal ein kupferner Schlag, hielt still und dröhnte dann langsam weiter sechsmal. Das bedeutete, daß alle vier Viertel von einer Stunde verflossen sind und daß es gerade sechs wurde. Im Walde, auf der kleinen, runden Wies« von drei Schritt im Kreisdurchmesser, gehen die Abendvorbereitungen emsig vor sich. Zwischen den Wurzeln der alten Linde rührt und rauscht etwas. Ein rötlicher, flaumiger Wedel gleitet vorbei, er hält auf einem hohen Zweige an und dreht sich um, zwei aufmerksame Knöpfchen erglänzen und wieder gleitet der Wedel aufwärts und verschwindet. In der Krone einer nahen Fichte beginnt es plötzlich zu säuseln und ein Vogel schreit mit heiserer, besorgter Stimme dreimal ein und dasselbe; er beginnt zum viertenmol, gerät aber in Verwirrung. wird konfus und verstummt. Es ist nicht meine Schuld, daß er in Verwirrung geraten ist. Ich kann ihn nicht erschreckt haben. Ich liege ganz still und rege mich schon lange nicht, so lange, daß ich selbst den Schmerz von der rauhen, knorrigen Fichtenwurzel, auf der ich mit einer Schulter lehne, nicht mehr empfind«. Viele hoben sich hier an mich bereits gewöhnt. So die kleine Spannerraupe, die sich zierlich wölbt und streckt, und mit ihrem grünen Körperchen die Länge meines Armes abmißt. Zwei dunkelrote Ameisen sinnen auf den Fransen meine» Gürtels, sie warten, vielleicht zeigt ihnen der weis« Instinkt, wie dieser wunderlich« Gegenstand zu Nutz und Frommen der Ameisen mit verwertet werden könnte. Ich rege mich nicht, ich will nicht stören. Ich heb« die Augen und betrachte die rissige Rinde, die von der Ferne her einfarbig scheint und doch ganz bunt, ganz voll Sprüngen und Schuppen, Hülsen und Fädchen ist, wenn man sie betrachtet, indem man mit einer Wange an ihr lehnt. In einem der Sprünge wohnt ein grünes Pünktchen, kaum daß es atmet, kaum daß es sich bewegt, man sieht, es denkt nur daran, wie nicht zu sterben, wie sein für die gesamt« Deltschöpfung be- deutendes unersetzliches Leben nach Möglichkeit zu verlängern. Ich beginne für da» Pünktchen zu fürchten und lasse die Augen sinken. Unten, an den Wurzeln, wandelt gemessenen Schrittes ein Käfer. Er hat sicherlich ein wichtiges Geschäft vor. Auf seinein Rücken liegt ein Strohhälmchen. Weiß der Käfer davon oder nicht? Hat er e» auf sich geladen und trägt er es bewußt, oder ist es zufällig an seinem Rücken kleben geblieben und er kann nicht verstehen, warum er den ganzen Tag Kreuzschmerzen hat? Ich fasse einen roschen Entschluß. Ich strecke leise die Hand aus und nehm« das Strohhälmchen herab. Der Käser zieht augeti- blicklich die Füße ein und stellt sich tot. Um ihn zu beruhigen, stell« ich mich gleichfalls tot. Z Wie der Käfer überzeugt ist, daß er mich überlistet hat, wandelt er in seinen Geschäften weiter, ernst und besorgt. Die Spannerraupe ist inzwischen bei meinem Ellbogen ange- langt, denkt nach, wölbt ihr geschmeidiges grünes Körperchen und beginnt wieder zurückzukriechen. Offenbar hat sie die Zahl verloren und beschloß nun, von neuem anzufangen. .Vier... fünf... sieben...' helfe ich ihr..Messen wir es noch einmal ob und merken wir uns es, damit wir wissen, wieviel Platz in der Erde vorzubereiten ist. Es muß für alle reichen,,. zehn... elf...' Zwischen den Stämmen, dort wo die ersten Zweig« beginnen. blinkt etwas herüber, springt etwas Helles und Freudiges herum. Dort hat die Sonne hinterm Walde ihr« purpurrote Laterne an- gesteckt und sendet das Licht in einer lebenden, rauchenden Säule hinaus. Es lodert mit trockenem Feuer auf den rotstämmigen Fichten und spielt spitzenartig durchscheinend in Büschen und Sträuchern. Plötzlich kommt mit leichtem Geräusch ein Tierchen auf die kleine Wiese gelaufen. Es hat ein spitziges, tierische» Kinn und spitzige tierische Ohren, aber die Augen, lebhaft und traurig, sind weder waldhaft noch tierisch. Das Tierchen dreht sich und richtet die Ohren auf. Seine ge- hoben« vorder« Pfote zittert und auf dem Rücken zittert da» um den Hals gebundene ungereimt« lila Band. Es wird das Krachen schwerer Schritte hörbar. Hinter dem Tierchen treten keuchend große Tiere auf und sie kommen auf die kleine Wiese. Es find ihrer zwei. Da» vordere in grauem Rock und gewürfelten Hosen könnte wohl einen großen Kater vorstellen, das hintere, im Mantel und Hut mit Kuckucksseder und mit einem Körbchen am Arm hat etwas von der Art eines Pudels. Die Tiere bleiben stehen, schnauben und schnarchen gegen die Fichten, gegen das rauchrote Feuer der Sonne, und das erste von ihnen schnarrt in menschlicher Sprache: �Hier!" Sie breiten ein Tuch aus und lassen sich darauf nieder. Das kleine Tierchen mit dem lila Band beginnt um st« herum- zulaufen, ihnen zu schmeicheln und zu fuchsschwänzeln. Es spricht zu den großen Tieren mit den Augen, mit den Flanken, mit den Ohren mit dem Schwanz, sagt, daß es ganz zu ihnen stehe, daß es niemand abspenstig machen könne, nicht dos rauchig« Feuer. nicht dos saftige Grün, nicht was oben säusle, nicht was unten rausche Es habe für oll dos kein Verständnis. Das alles sei eine Kleinigkeit und-ine Albernheit-.euch diene ich und euch be- wundere ichr, V m V Der Pudel stellt dos Körbchen auf den Boden. Drei Ameisen beginnen sofort diese neue Naturerscheinung zu studieren: sie riechen und beraten, wie sie sich dazu verhalten sollen. Der Pudel zieht rauschend Papier au» dem Körbchen, entnimmt Butterbrot« und Schinken, gibt eines dem Kater und steckt sich das andere in den Mund. Hhr« Augen werden sofort verwundert rund. Dos untergehende Feuer der Sonne beleuchtet die netzarttgen roten Adern ihrer stumpf glänzenden AugSpscl. und das kleine Tierchen mit dem lila Band zittert mit der ganzen Brust vor unterdrücktem, gierigem Geheul. .Ruhig!" schreit der Pudel..Zunächst essen wir und dann bekommst du." Sie kauen bedächttg. die Augen auf einen Punkt gerichtet. Sie schmatzen laut und ernst, so daß der von seinem Geschäftsgang zurücoehrend« Käser Kch ans jede« Fall für«ine Minute tot stellt,
Ei« kauen und schweigen und alles rundum verstummt. Alles erstarrt und nur zwei fett« Mäuler bringen feierlich und herrisch ihre Opferung dar. Das Bild ist mystisch-peinlich. Ich schließe die Augen.... .Nun. Jetzt wirst du fressen, denn wir haben schon gegessen." Der Pudel holt aus dem Korb«ine Tasse und schüttet aus der Flasche wässerige Milch hinein. Das Tierchen mit dem lila Band streckt die Zunge nur Seit« heraus und beginnt delikat und dankbar von der Milch zu lecken. Und die großen Tiere fahren mit den Augen über die still- gewordenen spitzenartigen Sträucher, die feurigen Stämme, die seidenen Gräser und verbleiben keuchend und stumpf. Dann erzittern die Augen de« einen und ein kleiner, schneller Blitz leuchtet für einen Moment zwischen den Wimpern auf. Ein Gedanke? Ja, ich Hab« e» erraten: ein Gedanke! Der Kater sagt: .Maier kauft ein« Apotheke." Nach diesen Worten wird alles still, so still, daß selbst die Ameisen den Atem zurückzuhalten scheinen. Es lauscht der Wold, es lauscht die Sonne, es lauschen die Gräser, die Tiere, die Baumläufer und die himmlischen Böget, und die grüne Raupe wölbt sich und erstarrt zu einem Fragezeichen. Es lauscht alles auf das Unerreichbare, das Unfaßbar«, das sich da vollzieht— wie der Mensch denkt und redet. Das Tierchen mit dem lila Band zittert und heult leise, er- stickend in Liebe und Entzücken und in Hingebung zerfließend. Halt inne, Natur!... Horch auf, Erde!... .Maier kauft eine Apotheke."
Spleen? Von Erna Büsing. Das Wort spieen(engl!) ist sowohl die Bezeichnung für eine Milzkrankhcit, die Milzsucht, als wie sllr eine Art Hypochondrie, eine üble Laune. Nanientlich beim Engländer will man die Verschroben- heit, den spieen entdeckt haben. Graf Morton Dcoereux, der von sich sagen konnte:„Mein Leben war reich an Abenteuern und stets in Aufregung", schreibt von seinem Spleen genau so leichthin wie von den langen Fransen an seinen Handschuhen oder dem Diamant- knöpf an seinem Hut. Und der Engländer von heute, eingedenk der großen Wahrheit, die menschliche Schwäche ist etwas Gewisses, die menschliche Tugend ist etwas Ungewisses, glücklich aber bin ich auf jeden Fall, wenn ich meine eigene Verschrobenheit belächele, aner- kennt mit einer Großzügigkeit, die den ärgsten Nörgler entwafsnet, seinen Spleen. Doch, Spleen oder nicht, in den nachfolgenden Zeilen sollen ein paar Schnurren aneinander gereiht werden. Als die Whigs(engl. Perücken) und die Tories unter Karl II. ihre ränkevollen Parteikämpfe führten, trugen, so erzählt uns Eduard Lytton Bulwer, die Damen von der Whigpartei die Schönheits- pfläitcrchen auf der einen, die Anhängerinnen der Tones aber auf der anderen Seite des Gesichts. Und als einmal in der Gesellschaft eine Lady von ihrem Bcrehrer darauf aufmerksam gemacht wurde, daß ihre Schönheitspslästerchen sich oerrückt hätten, antwortete sie: .Ich habe meine politischen Ansichten geändert, Graf, das ist alles." Zur Ergänzung sei hier beigefügt, daß Whigs(liberale Bolkspartei) und Tories(aristokratische Hofpartei) von 1K8(>— 1867 als sich befehdende Parteien gegenüberstanden. Bon da ab unterscheidet man die Liberalen und die Konservativen. Eine höchst eigenartige Gepflogenheit, den Anstand zu wahren, berichtet der berühmte Schauspieler Colley Cibber (geb. 1674 als Sohn eines nach England ausgewanderten deutschen Bildhauers) in seinen Lebenserinnerungen. Er behauptet nämlich, die Damen hätten vor seiner Zeit es nicht gewagt, anders als maskiert in ein neues Lustspiel zu gehen, um sich so zu überzeugen, ob in dem Stück nicht allzu starke Berstöße gegen den Anstand vorkämen. Selbst gegenwärtig kann man noch viel Schnurriges finden. So ist noch heutzutage der„Hosenbandorden" der höchste englische Orden. Er wurde am 19. Januar 1350 von König Eduard III. gestiftet. Seine Geliebte, die Gräsin Salisbury, hatte auf einem Balle das Mißgeschick, ihr blaues Strumpfband zu verlieren, das sie am linken Beine trug. Der König wollte dos Strumpfband aufheben, ergriff ober das Kleid der Gräsin. Da soll er den Ausspruch getan haben: „Höring seit qui mal y bense". lind„Schande dem, der schlecht davon denkt", ist noch heute die Devise des Hosenbandordens, der als bloues Bond unter'm linken Knie zu tragen ist. Der Hosenband- orden wird, mit Einschluß des Köuios on Z6 regierende Fürsten und Engländer aus den vornehmsten Geschlechtern verliehen. Zudem werden 26 mmc Ritter, vewährte Hhoj-) Diener, ernannt, die jährlich
300 Pfund Sterling bekommen. Durch Annohme dieser Pension sind die armen Ritter, diese Menschen ohne Macht, verpflichtet für die 26 englischen Großen,— die immerhin nicht nur die selbstbe- wußten Großen irgendeiner Nation, sondern eines Weltreiches sind--- zu beten.
Die.Herztöne" der INaschlue. Um die Herztöne beim Menschen genau zu untersuchen, bedient sich bekanntlich der Arzt des Stethoskops. Aber nicht nur beim Men- schen, sondern auch bei den Maschinen gibt es feine und feinste Geräusch«, die Störungen anzeigen und die man wohl als „Herztöne" der Maschine bezeichnen könnte. Ingenieure zu New- castle-on-Tyn« haben nun eine Methode erdacht, um das Stethoskop auch für Moschinen zu oerwenden. Bisher ermittelte man Störung?- gerousche bei Maschinen dadurch, daß man eine hölzerne Latte oder einen Stahlstab zwischen die Zähne nahm und das andere Ende auf die Maschinenteile aufsetzte. Nun sind aber manche Teile der Maschinen so unzugänglich, daß das Versahren versagt. In solchen Fällen bedient man sich jetzt des.Stethoskops". Dieser Apparat zur Feststellung der Herztöne der Maschine besteht aus einer Metoll- kapsel, die etwa den Durchmesser eines Zweimarkstückes hat und einen Zentimeter dick ist. Die eine Fläche der Kapsel besteht aus einen Zelluloid-Diaphragma, an dem ein Hörtrichter angebracht ist, gegenüber münden zwei Gummischläuchc von einem Meter Länge. Steckt man die Enden der Schläuche in die Ohren, so nimmt man an den Maschinenteilen, aus die der Hörtrichter aufgesetzt wird, das allergeringste Geräusch war. Die Leisttingssähigkeit des kleinen Instruments ist durch Dersuche an den verschiedensten Maschinen er- wiesen worden. Nahrungsaufnahme durch Blätter. Seit langem ist es bekannt. daß die Wasserpflanzen mit Hilse ihrer Blattoberfläche Nahrung?- stoffe aus dem Wasser aufnehmen. Neuerdings ist es nun gelungen, auch bei den Blättern der Landpflanzen diese Fähigkeit nachzuweisen. Werden die Nährsalze in dünnen Losungen auf die Blattobersläche gespritzt oder gepinselt, so werden sie allmählich ausgesaugt und van der Pflanze genau so verwertet, als wenn sie von der Wurzel auf- genommen wären. Daß in diesem Falle die Blätter das Geschäft der Wurzeln übernehmen, zeigt ein Versuch ganz eindeutig. Kultiviert man zwei Kürbispflanzen in ftickstofsreiem Boden und bestreicht man die Blätter der einen Pflanze regelmäßig mit der Lösung eines ge- eigneten Stickstoffsalzes, so wächst die so behandelte Pflanze kräftig heran, während die andere natürlich vollständig verkümmert. In der freien Natur hat allerdings diese Fähigkeit der Blätter, gelöste Stoffe aufzunehmen, nur geringe Bedeutung— etwa Aufnahme der im Regenwasser gelösten Stoffe. Aber im Pflanzenbau könnte sie doch noch Bedeutung erhalten, so vielleicht bei der Behandlung erkrankter Pflanzen. Das hellste Gestirn ist nicht unsere Sonne, wie man wohl noch vielfach glaubt, sondern ein Stern in der sog. Mngellanischen Wolke, der sich in einer Entfernung von ungefähr 100 000 Lichtjahren von der Erde befindet. Das Licht braucht also 100 000 Jahre, um bis zur Erde zu gelangen, und das Leuchten, welches wir heute wahrnehmen, ist in Wirklichkeit vor dieser langen Zeit entstanden. Dieser weitent- scrnte, helle Stern führt die Bezeichnung ,,S Doradus" und stellt einen veränderlichen Stern dar, dessen Lichtstärke unregelmäßig« Schwankungen zeigt. Neben diesem Stern, der das hellste bekannte Gestirn ist, finden sich noch acht andere Sterne in der großen Magella- nischen Wolke, die auch durch ihre bedeutende Helligkeit oufsallen. „S Doradus" überragt sie aber alle: denn man hat berechnet, daß seine Gesamtstrahlung so groß ist wie 600 000 Sterne von Sonnen- Helligkeit zusammen, und dnß er jährlich mehr als 10 Trillionen Tonnen an Substanz durch diese gewaltige Strahlung verliert! Briefbestellung aus Stelzen. Das seltsam und recht vorsintflutlich anmutende Schauspiel eines Briesträgers. der sich auf seinem Bestell- gang zum Ueberschreiten eines Meeresarmes primitiver Stelzen bedient, kann man in einem verlorenen Winkel Dänemarks noch heute beobachten. Das merkwürdige Verfahren findet in den besonderen örtlichen Verhältnissen der Gegend seine Erslärung. In dem Wasser- streifen, der die beiden nördlich von Falster gelegenen Jnselchen Bogö und Farö trennt, bleibt beispielsweise die Wassertiefe oft unter einem Meter zurück, sodaß Fuhrwerke dort mühelos passieren können. Ist dos Wasser hoch, so vollzieht sich zwischen Bogö und Farö der Postbeste', ldienst unter den normalen Bedingungen. Der mit der Be- stellung betraute Briefträger gelangt zu der letztgenannte» Insel, indem er den trennenden Meeresarm auf einem Boot durchquert. Sinkt das Wasser aber, ein Fall der häufig eintritt, so hat sein Boot nicht mehr den genugenden Tiefgang. Um seinen Postbestellgang auszuführen, ist der Briefträger dann genötigt, sich der Stelzen zu bedienen, um auf ihnen den dreihundert Meter breiten Wasier- streifen zu überschreiten. Da Farö nur drei bewohnte Gehöfte zählt, so glaubt die dänische Postverwaltuno. sich die Ausgabe für eine Wageopost sparen zu dürjen,