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deim im Parlament muß eben jede Partei in der Minderheit bleiben, die keine Mehrheit für sich allein darstellt, oder die nicht mit anderen Parteien zusammen eine Mehrheit bildet. Gegen Fehlurteile des Parlaments gibt es keine Hilfe' als'die Korrektur durch das Volk. Leider ist es heute noch so, daß Millionen von Proletariern sich Parteien anvertrauen, die wirtschaftspolitisch von den Interessen der Großagrarier und der Großkapitalisten geleitet werden. In dem Maße, in dem diese Proletarier zur Sozialdemokratie übergehen oder in den Parteien, denen sie bisl/er angehören, ihren näch­sten Vrotinteressen Berücksichtigung erzwingen, wird die Ge- seßgebung aufhören, ein Instrument in der Hand der besitzen- den Klasse zu sein. Der Kampf ums Brot muß daher politisch weitergeführt wetden als ein Kampf für politische Aufklärung. Wirtschaftlich wird er sich in eine Reihe von Lahnkämpfen auflösen, die an die Schlagkraft der Gewerkschaften und die Widerstands- traft ihrer Mitglieder die allerhöchsten Anforderungen stellen werden. VonG e n e r a l st r e i k" in diesem Augenblick reden, ist wirklichG e n e r a l u n s i n n". Das fehlte gerade noch, daß die Arbeiterschaft jetzt ihre Kampfmittel sinnlos ver- pulverte und ihre Kampfkraft erschöpfte, um schließlich dem Unternehmertum willenlos ausgeliefert zu sein! Die Arbeiterschaft kann sich keine Politik der Knalleffekte leisten, wie sie die Kommunisten im Reichstag getrieben haben. Ihr ist nicht im mindesten damit gedient, wenn sich diejenigen, die ihre Vertreter sind oder sich dafür halten, von der Po- lizei aus dem Reichstag lsinauswerfen lassen. Dem Parlament aber wird dadurch schwerer Schaden zugefügt. Wäre das System des Parlamentarismus im modernen. Staat nicht das von selbst gegebene, so hätte es unter den Stößen, denen es von der Rechten wie von der äußersten Linken her ausgesetzt ist, längst zusammenbrechen müssen. Indem die Sozialdemokratie für das Recht und die Würde der Volksvertretung, zugleich aber auch für ihre b e s s e r e Z u- fammensetzung kämpft, leistet sie dem arbeitenden Volke den besten Dienst. Ihre Geschichte ist, von der P a r l a- m e n t s feite gesehen, bisher vorwiegend eine Geschichte von Niederlagen" gewesen, von der Volks feite betrachtet, ist sie eine Geschichte eines fast ununterbrochenen Aufftiegs. In die- senNiederlagen", die sie im Reichstag erlitt, liegt der Keim ihrer kommenden Macht.
Die Chefs üer verleumüerzentrale. Bacmrister und Leopoldfordern" Antwort. Die finanziellen Auftraggeber des Knoll-Klugc-Klausing-Bureaus zur Verwertung gestohlener Akten und zur Verleumdung der Sozialdemokratie, können sich. noch immer nicht beruhigen darüber, daß ihre geheimnisvolle Tätigkeit für die Reichspräsidenten- wähl aufgedeckt worden ist. Nachdem sie schon einmal eine spalten- lange Erklärung gleichzeitig in allen Rechtsblättern Berlins   ver- pstentlicht hatten, die sich in dreisten Anforderungen an das Justiz- Ministerium erging, lassen sie jetzt, wiederum gleichzeitig in allen reaktionären Organen der Reichshauptstadt, eine spaltenlange Er- klärung los, in der sie vom preußischen Justizminister Auskunft darüberfordern", ob er die Haussuchung bei den Staatsanwalts- allessoren Kußmann und Caspary billige" oder sie selber gar an- geordnet habe. Die besdcn Herren sind augenscheinlich gewöhnt, daß Regierungs- leute vor ihnen die Hacken zusammenschlagen und devotest jede ge- wünschte Auskunft erteilen. Da das diesmal nicht geschehen ist, so stellen sie sich furchtbar entrüstet und drohen mit einem weiteren Vresseseldzug gegen das Justizministerium. Einstweilen lassen sie ihren Zorn an dem Leiter der Kriminalpolizei, Regierungsdirettor Dr. W e i ß aus, den sie für den Verantwortlichen dafür halten, daß wirklich einmal ohne Ansehen der Person durch- g e griffen und die Verbindung von.Iustizbeamten" mit dem für die Rcichspräsidentenwahl errichteten deutschnationalen Der- leumderbureau aufgedeckt worden sind. Um Weiß zu treffen, veröffentlichen die beiden Beschützer
deutschnationaler Aktendiebe sogar Aeußerungen, die Krimmalbeamte angeblich gegenüber ihrem Vorgesetzten Dr. Weiß getan haben sollen. Es wird sicher den Polizeipräsidenten und das Ministerium des Innern mehr als uns interessieren, zu erfahren, ob solche Aeußerungen wirklich gefallen und wie si�e zur Kenntnis der Bacmeister-Leopold gekommen sind. Wenn wirklich das Spitzelnest der Deutschnationalen bis in die Behördenorgani- sationen reichen sollte, so wird das Ministerium des Innern Hassent- lich dafür sorgen, daß dieses Nest ausgebrannt wird. Im übrigen wird der Justizminister sich wohl dreimal über- legen, ob er den arroganten.Forderungen" der deutschnationalen Geldgeber durch Antwortgeben sich gefügig zeigen, oder ob er dafür sorgen will, daß das gerichtliche Verfahren gegen Kußmann und Caspary und die Inhaber wie Hintermänner des Knoll-Bureaus seinen geregelten beschleunigten Gang gehe. Struckmann unü üer Staatsanwalt. Der Mifthaudelte bleibt in Haft. Der Amtsgerichtsrat Dr. Struckmann, Vernehnnmgsrichter im Berliner   Polizeipräsidium, hat bekanntlich die Hastentlaffung des Kaufmanns Schnapp abgelehnt, weil nach seiner Meinung keine Not- wehr vorgelegen habe, als der von mehreren 20 Hakenkreuzlern mit Stöcken und anderen Schlaginstrumenten mißhandelle Schnapp zu seinem Schutze die Pistole zog und bedauerlicherweise einen der An- greiser tötete. Der Verteidiger, Rechtsanwall Dr. Brandt, hat nach der Cnt- scheidung des Herrn Struckmann den zuständigen Beamten der Staatsanwaltschaft III  , Assessor Dr. Conrad, aufgesucht, um ihn zu bitten, die Akten möglichst bald zu prüfen, da er die Absicht habe, einen neuen Haftentlassungsantrag bei der Straf- k a m m e r zu stellen. Der Herr Assessor gab dem Anwalt den Be- scheid, die Stellung eines Haftentlasiungsantrages dürfte wohl wenig Zweck haben, jedenfalls würde er nicht dazu raten. Auf die Frag« des Anwalts, wie diese Auskunst begründet werde, wurde geant- wartet, die Staatsanwaltschaft habe in Erfahrung gebracht, Dr. Struckmann habe die Aktenbereits eingehend und gewisienhaft geprüft", habe sie sogar abends mit nach Hause genommen, und wenn Struckmann nicht die Haftentlassung ausgesprochen habe, so könne daraus geschlossen werden, daß auch die Strafkammer zu keinem anderen Ergebnis gelangen werde. Nach diesem Verhalten des Bcrnehmungsrichters und des Dezer- nenten der Staatsanwaltschaft kann man freilich alle möglichen Dinge im Laufe des Verfahrens noch erwarten. Der Fall'Höfle scheint schon wieder in Vergessenheit zu geraten. Mit Recht macht die Vossische Zeitung" darauf aufmerksam, daß immer mehr der Glaube um sich greift, in der deutschen Republik werde zweierlei Recht geübt, und zwar eines, das sich gegen Republikaner  , und eist anderes, das sichfürdieFeindederRepublik auswirke.
verfaffungsfeier ohne Cohmann. Er will nicht dabei gewesen sei«! DieKreuzzeitung  " ergänzt ihren Bericht über die Berfassungs- feier im Reichstag durch folgende Mitteilung: Abgeordneter Lohmann(Altona  ) ersucht uns mitzuteilen, daß er während der Feier nicht im Saale gewesen ist: er hat bei Beginn einige Damen, die den Reichspräsidenten sehen wollten, zu ihren Plätzen geführt. Also nur um dem Sensationsbedürfnis einiger Damen zu dienen, die beim Anblick desRetters" erschauerten, hat sich Herr Lohmann in einen Saal begeben, in dem die Verfassung gefeiert wurde. Er legt Gewicht auf die Feststellung, daß er nicht mit- gemacht hat bei der Ehrung einer Verfassung, an die er als Abgeordneter gebunden ist und auf die er als Richter den Eid geschworen hat. Er begibt sich nicht in die Gesellschaft Hinden- burgs, wenn dort ein Hoch auf das in der Republik   vereinte deutsche   Volk ausgebracht wird. Die Gesellschaft im Reichstag ist durch das eilige Verschwinden des Herrn Lehmann nicht schlechter geworden. Denn durch seine Erklärung hat der Herr bewiesen, daß er nicht zu denen gehört, die sich a n st ä n d i g benehmen können.
Weröegang öes Sozialarztes. Von Dr. med, Alfred K o r a ch. Unter Sozialärzten versteht man Aerzte, die als Ver- waltungsärzte, Schulärzte oder Fürsorgeärzte tätig sind. Ihre Zahl ist in Deutschland   in den letzten Jahren a-ißerordentlich schnell gewachsen. Dies nimmt nicht Wunder, denn die Bedeutung der sozialärztlichen Arbeit im Rahmen der gesund- heitlichen Fürsorge ist von außerordentlich großer Bedeutung: sie ist ganz unentbehrlich. Es gibt im Reiche etwa 2000 Aerzte, die auf diesem Fachgebiet tätig sind. In den größeren Städten, aber auch in vielen Kreisen, nament- lich im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, ist man immer mehr dazu übergegangen, hauptamtliche Kommunal-, Schul- und Fürsorgsärzte anzustellen. In kleineren Städten und in dünn be- mahnten ländlichen Gegenden überwiegt die Zahl der Aerzte, die neben ihrer Fürsorgetätigkeit ihre Arbeitskrast einer allgemein- ärztlichen Praxis widmen. Je nach den besonderen Verhältnissen in Stadt und Land werden auch die Anforderungen, die man an die Vorbildung des Svzialarztes stellt, verschieden sein. Will man in einem Land- städtchen die Säuglingsfllrsorge einem Arzt anvertrauen, so wird man sehr zufrieden sejn. wenn der hierfür in Aussicht genommene praktische Arzt noch seiner Approbation in einer Kinderklinik ge- arbeitet oder aber im Laufe der letzten Zeit sich an Fortbildungs- kurscn auf dem Gebiete der Säuglingskrankheiten beteiligt hat. Baut man in einer Kreisstadt die Schulgesundheitspflege aus und benötigt man einen Schularzt, so wird man oft gut tun, den orts- ansässigen Kreisarzt mit den schulärztlichen Ausgaben zu betrauen. Braucht man in einer Großstadt oder in einer dicht bevölkerten Industriegegend einen leitenden ärztlichen Verwaltungsbeamten, so wird man dafür sorgen, daß eine auf dem Gebiete der Sozial- Hygiene und der Verwaltungsmedizin vorgebildete Persönlichkeit gewählt wird. Kurzum: eine gründliche Kenntnis der S o z i a l h y g i e n e ist stets erwünscht, bei dem hauptamtlichen Sozialarzt aber ein be- sonders dringendes Bedürsnis. Die erste sozialhygienische Aus- kuldung erfolgt während des Universitätsstudiums, aller- dings erst seit kurzer Zeit. Es gibt in Deutschland   nur eine einzige ordentliche Professur für soziale Hygiene an einer deutschen   Uni- versität: es ist dies die Lehrkanzel, die Prof. Grotjahn in Berlin   inne hat. In München   wirkt als Extraordinarius der Sozialhygiene Prof. Kaup, der frühere österreichische Staatssekretär für das Gesundheitswesen. Sonst sind an den anderen Unioersi- täten und technischen Hochschulen meist nur Lchraufträge für Sozial- Hygiene an bestimmte Dozenten, meistens technische Hygieniker, er- teilt worden. Wer sich aber für Sozialhygiene schon als Student besonders interessiert, hat Gelegenheit, neben den sozial-hygienischen Vorlesungen auch die an den Universitäten befindlichen Seminare für Sozialhygiene zu besuchen. Eine weitere Ausbildung gewähren die drei in Preußen er- richteten Sozialhygienischen Akademien, die sich in Charlottenburg  , Breslau   und Düsseldorf   befinden. Ihr
Besuch, der im allgemeinen auf 4 Monate bemesien ist, ist Vor- bcdingung für die Zulassung zu der preußischen Kreisarztprüfung. Der preußische Wohlsahrtsminister hat aber auch schon wiederholt die Kommunal- und Provinzialverwaltungen veranlaßt, bei der Be- setzung der Stellen von Kommunal-, Schul- und Fürsorgeärzten möglichst nur solche Bewerber zu berücksichtigen, die sich über die erfolgreiche Teilnahme an einem Kursus auf einem dieser drei In- stitute ausweisen können. Der Hörer einer Sozialhygienischen Akademie genießt dort eine theoretische und praktische Ausbildung. Er hört Vorträge über das Wesen und die Organisation der Gesund- hcitspslege und Gesundheitsfürsorge und darüber hinaus über viele Fragen verwandter Wissensgebiete. Cr vertieft seine Kenntnisse in der Volkswirtschaft, in der Psychologie und der Soziologie, im so- zialen Versicherungswesen, in der Gewerbehygiene und in der ge- werblichen Medizin. Er hat aber auch Gelegenheit, praktisch in der Säuglingsfllrsorge, in der Lungenfürsorge, in der Schulkinder. sürsorge und in vielen anderen Zweigen der Gesundheitsfürsorge tätig zu sein. Besichtigungen von gesundheitlichen Anstalten und Werken sowie von industriellen Anlagen pflegen das Programm zu vervollständigen. Kommt jedoch ein junger Arzt auf die Sozialhygienische Akademie, ohne sich vorher einigermaßen ausgiebig mit Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege beschäftigt zu haben, so wird er von dem Besuch wenig Nutzen haben, da ein gewisses Mindestmaß sozialhygienischer Kenntnisse vorausgesetzt wird, unbedingt voraus- gesetzt werden muß! Sehr viel Hörer der Akademie pflegen auch schon vorher sozialärztlich tätig gewesen zu sein. Viele künftige Sozialärzte bilden sich in den Jahren nach dem Staatsexamen in einem Sonderfach der praktischen Medizin aus, viele werden Lungen facharzt, andere Kinderarzt.-Diese Methode hat viele Vorzüge. Namentlich in großen und mittleren Städten legt man Wert darauf, daß die Lungenfürsorgestellen und die Säuglings- und Kleinkindersürforgestellen van solchen Fachärzten geleitet werden. Auch als hauptamtliche Schulärzte wählt man gern gut vorgebildete Kinderärzte. Der junge Sozialarzt tut am besten, wenn er nach genügender erster Vorbildung, also nach dem Besuch einer sozialhygienischen Akademie und einer gewissen Zeit praktisch-ärztlicher Tätigkeit eine Stelle als Stadtassi st cnzarzt oder Schularztassistent annimmt. Es gibt auch in größeren Lungen- und Säuglingsfür- sorgen Assistentenstellen, allerdings meist nebenamtliche. Besonders geschätzt in letzter Zeit sind die Sozialärzte, die auf dem Gebiete der sportärztlichen Tätigkeit Kenntnisse und Erfahrung besitzen. Sie werden als Leiter oder Berater der an vielen Orten erstehenden Stadtämter für Leibesübungen benötigt. Man hat namentlich in letzter Zeit wieder sehr viel dar- über debattiert, ob man Sozialärzte anstellen soll, die innerhalb eines Bezirkes sämtliche Zweige der Gesundheitsfürsorge betreuen, oder aber Spezialisten, die immer nur als Lungensachärzte, Kinder- ärzte, Nervenärzte usw. tätig sind. Man wird keine einheitliche Lösung dieser Frag« sind«, können. Deshalb kann man denjenigen Medizinern, die Sozialärzte werden, auch keinen diesbezüglichen Rat für ihre Vorbildung geben, und dies dürfte kein Schaden sein. Der eine Arzt auch der Sozialarzt neigt mehr zu einer ganz
ksron de Rheinbaben. Fürchtet den Wahrheitsbeweis. Vreslau. 12. August.(Eigener Drahtbericht.) Der in Mittel- schlesien gewähtte oolksparteiliche Abgeordnete Freiherr  von Rheinbaben hatte unser Breslauer Parteiblatt im letzten Wahlkampf wegen Beleidigung verklagt, weil es nicht nur darauf hinwies, daß die nationalen Reden des Volksparteilers mit seinem Gebrauch französischer Visitenkarten im Ausland einen merkwürdigen Widerspruch darstellten, sondern auch die Gründe für sein damaliges Ausscheiden sowohl aus dem diplomatischen D i e n st wie später aus der parlamentarischen Beamtenlaufbahn unter der großen Koalition kritisch beleuchtet hat. Für den Beleidi- gungsprozeß hatte unser Parteiredakteur den Wahrheit«- beweis angeboten..Freiherr von Rheinbaben wird ober vor diesem peinlichen Beweis durch höhere Gewalten geschützt werden. Wie jetzt nämlich mitgeteill wird, hat das Reichs- k a b i n e t t sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt und beschlossen, den von fetten des Beklagten   geladenen Zeugen Dr. Hilferding, S o l l w a n n und Dr. Strefemann selber in ihrer Eigenschaft als frühere Reichsminister die Erlaubnis zur Aussage zu verweigern. Außerdem hat das Auswärtige Amt dem eben- falls vom Beklagten als Zeugen geladenen früheren Staatssekretären v. I a g o w und Brockdorff- Rantzau   die Aussage über ihre Kenntnis der Gründe für das Ausscheiden Rheinbabens aus seiner Lausbahn verboten. Da an der Spitze des Auswärtigen Amtes Rheinbabens Parteifreund Dr. Sttesemann steht, der gleichzettig auch Mitglied des Reichskabinetts ist, wird man annehmen dürfen, daß eine solche auffallende Scheu vor der Erörterung teils ganz vor dem Kriege liegender Vorgänge, teils rein innenpolitischer Kulissenkämpfe der letzten Jahre die maßgebenden Reichsstellen nicht beherrscht hätte, wenn Herr v. Rheinbaben vorher seinen Parteifreund Sttesemann in anderer Richtung beeinflußt hätte.
Selgische Wiedergutmachung. Revifion des Graff  -Prozesses. Brüssel  , 12. August.  (Agence Belge.)Derniere heure" teilt mit, daß der Fall Grass einem gemischten deutsch  -belgifchen Gerichtshof unterbreitet werden würde. Er fei Gegenstand der Prüfung der Minister für Justiz und Auswärtiges   gewesen. Man sei der Auffassung, daß ein Justizirrtum vorliege. Wegen der Erschießung des belgischen Leutnants Graft in Hamborn   hatte ein belgisches Ruhr-Kriegsgericht mehrere Deutsche zum Tode verurteilt. Der Stettiner Prozeß gegen die zum Teil geständigen Täter, die aus dem besetzten Gebiet geflüchtet waren, hat den Justizirrtum ziemlich erwiesen; daß er jetzt anerkannt wird und gutgemacht werden soll, ist gewiß den S o z i a l i st e n in der belgischen Negierung zu verdanken.
vom Völkerbund. Programm der Ratstagung im September. Gens, 12. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Völkerbundrat wird seine 33. Tagung in der Zeit vom 2. bis 6. September abhalten. Den Vorsitz wird der französische   Außenminister Briand   führen. Auf der Tagesordnung stehen: die Grenzfestsetzung für das Mos- s'ulgebiet zwischen der Türkei   und dem Irak  , ferner das öfter- r e i ch i s ch e Problem, besonders die neuen Untersuchungsberichte de» Völkerbundkommissars, der finanzielle Wiederaufbau U n- g a r n s, Minderheitsftagen in Litauen  , Rumänien  Griechenland   und der Türkei  , der Danziger Poststreit und die Frage der polnischen Munitionsdepots im Danziger Hasen, schließlich noch die Tätigkeitsberichte der einzelnen Völkerbund  - Missionen. Alle Staaten, die an der Tagesordnung interessiert sind, werden bei deren Behandlung Vertreter im Rat haben, auch wenn sie nicht Rotsmitglied oder," wie die Türkei  , nicht Völkerbund  - Mitglied sind._ ver österreichische Sichtvermerk. Amtlich wird mitgeteill: Die Abmachungen zwischen der österreichischen Bundesregierung und der deutschen   Reichsregierung über die A u f h e b u n g des Sichtvermerks- zwange? für die beiderseitigen Staatsangehörigen treten am Witt- woch, den 12. A u g u st. in Kraft.
bestimmten fürsorgerischen Tätigkeit, dem anderen ist die Lungen- fürsorge ebenso lieb wie die Säuglingsfürs o-rge, ein Dritter besitzt eine besondere Eignung für eine rein verwaltende Tätigkeit, ein Vierter fühlt sich besonders glücklich als Medizinalstatistiker! Man kann die Aussichten für die hauptamtlichen Kpm- munal-. Schul- und Fürsorgeärzte nicht gerade als übermäßig glänzend bezeichnen. Die vorhandenen Stellen sind besetzt. Es meldet sich bei Bakanzen aber dennoch stets eine reichliche Zahl von Bewerbern. Die volkswittschaftliche Wertschätzung der Gesund- h e i t s p f l e g e und Gesundheitsfürsorge wächst zusehends. Man ist kein schlechter Prophet, wenn man sagt, daß solche Erkenntnisse mit Zwangsnotwendigkeit dazu führen müssen, die gesundheitlichen Einrichtungen auszubauen und damit auch die Zahl der Sozial- ärzte zu vermehren. In einiger Zeit dürste daher auch ein größerer Kreis von Anwärtern auf Sozialarztstellen genügend Beschäfti- xungsmöglichkeit erhalten. Freilich kommt es nicht allein darauf an. daß der Sozialarzt ein gut vorgebildeter Mediziner ist. Seine Kenntnisse mögen noch so glänzend sein, er wird sie nur dann wirklich nützlich ver- wetten können, wenn er auch eine gewisse soziale Einstel- l u n g zu den Problemen der Volkswirtschaft und Sozialhygiene einzuvernehmen vermag und die Kunst besitzt, mit zahlreichen ver- schiedenen Menschen Erwachsenen und Kindern klug, gewandt und taktvoll umzugehen._
Eine originelle Strafe. Die Behörden des Staates Indiana- polis glauben ein Mittel gefunden zu haben, um die Zahl der Autounfälle auf ein Mindestmaß zurückzuführen. Jeder Auto- mobilist, der einen Fußgänger überfährt und tötet, wird gezwungen, eine Stunde im Leichenhaus allein mit seinem Opfer zu verbringen. Man ist der Ansicht, daß diese Tete-a-tete einer solchen Eindruck hinterlassen wird, daß ein derartig bestrafter Automobilist die vor- geschriebene Geschwindigkeit nie wieder überschreiten und über- Haupt in Zukunft sehr vorsichtig fahren wird. Der DevediMncrmönch als Slrchrrmoler.?or einigen Tagen Ist in der Erzabtei Beuren lHohenzollern) der Benediltinerpalcr D e i i d c r i u« Lenz im Alter von S3 Jahren gestorben. Lenz hat in den siebziger Jahren des vorigen Jabrhundeits die Beuroner Kunstschule begründet und ist selbst«IS Kirchenmaler mit mhstiichem Einschlag tätig gewesen. So hat er u. a. eine Reihe süddculschcr und böhmischer Kirchen und Kapellen aus- genial». Seine ästhetischen Erlenntnisse und Prinzipien hat er in einer SchristZur Aesthetik der Beuroner Schule dargelegt. Ileventdeckl« Holbeln-Derle? Bor einiger Zeit ging die Nachricht durch die Presse, in der Peterslirche zu Lindau   am Bodensee   seien Wand- bildcr entdeckt worden, die man als Arbeiten HanS Solbeins d. Ae. an- sprechen müsse. Der Entdecker der Wandbilder, der Berliner   Maler Robert Richter, sertigte Kopien der Gemälde an und diese Kopien werden jetzt aus einer vom Lindaucr Kllnsllerbund veranstalteten größeren Bilderschau zum ersten Male öffentlich gezeigt. Da» Ende etiler berühmten Jinna. Ueber die allbekannte Firma I. M o l i n a r i u. S ö h n e in B r c s I a u. die einst Gustav Frey- tag bei den Schilderungen seines vielgeleienen Romans.Soll und Haben' vorgeschwebt hat, ist die GeschästSauificht vei hängt worden. Dabei hat sich herausgestellt, daß es nicht möglich ist. die Firma weiter zu -rhallen. Falls die Gläubiger den Vorschlag einer Liquidation der Firma ablehnen, ist der Konkurs unvermeidlich.