die sozialistischen Studenten. Eine Tagung in Hamburg . Anläßlich des 4. deutschen Arbeiter-Iugendtages fand auch em Treffen des Verbandes sozialistischer Stu- dentengruppen Deutschlands und Oesterreichs statt, an dem Vertreter der Universitäten Wien , Berlin , Leipzig , Bonn , Hamburg , Breslau , Frankfurt a. M., Königsberg , Freiburg , Heidelberg . Kiel und Würzburg teilnahmen. Am Sonnabend nachmittag wurden im vollbesetzten Hörsaal des Museums für Bölkerkunde Vorträge zu dem Thema„Der Sozialismus und die geistigen Arbeiter" gehalten. Der Rektor der Hamburger Universität , Genosie Pros. Dr. Laun behandelte das Problem von der historischen Seite aus und kennzeichnete die weltanschauliche Scheidung zwischen denen, die nach dem Erhalten der bestehenden Zustände trachten und denen, die sie ändern wollen. Dr. Adolf Braun gab in eingehender Weise einen soziolo- gischen Ausriß der intellektuellen Zwischenschicht, die sich in Ab' hängigkeit vom Kavital befindet, sich aber gesellschaftlich den Schichten der Kapitalseigner zurechnet. Rur die wenigsten sind in der Lage, das ihre schwache wirtschaftliche Position bedingende Je- sellschaftliche System zu erkennen. Selbst dort, wo solche Ansätze keimen, ist bis zur Einreihung in die große Armee des Sozialismus ein sehr weiter Weg. Der Sozialismus hat aber in den letzten Jahren gezeigt, daß er auch in diesen Schichten Expansionsfähigkeiten besitzt, und der Programmentwurf wird ausdrücklick der Auffassung gerecht, daß wir nicht nur eine Partei der Hand-, sondern auch der Kopfarbeiter sind. Bemerkenswert war an den Ausführungen Dr. Brauns, daß er sich vor allem auch mit den Studierenden der technischen und Fachhochschulen befaßte, die noch in weit geringerer Zahl, als da» bei den Studierenden an den Universitäten der Fall ist, zur Sozialdemokratie kommen. Als letzter Redner sprach der Berbandsleiter Dr. Ot t o Fried- l a e n d e r über die gegenwärtige Lage der sozialistischen Studenten. Er ging davon aus, daß die Studentenschast nur damals revo- lutionär gewesen sei, als es sich um den Kamps der bürgerlichen Klasse gegen den Feudalismus handelte. Heute dagegen ist st« traditionsgemäß so stark an die bürgerliche Klasse gebunden, daß die Spannung zwischen der wirtschaftlichen Proletarisierung und dem Streben, sich in der traditionellen Umgebung zu halten, zu jenem Standesdünkel führt, der ein Zeichen innerer Unsicherheit ist. Bei der eigenartigen Haltung der Studentenschaft und bei der nicht minder eigenartigen Lage der modernen Universität ist es fast . verwunderlich, daß es überhaupt sozialistische Studenten und neuerdings doch in nicht ganz unbedeutender Anzahl gibt. Ihrer Herkunft nach sind vier Typen zu unterscheiden: Der Student aus einer aufgelockerten bürgerlichen Schicht, der durch das Empfinden eines starten Unrechtes, durch eine Unter- drückung religiöser, sozialer oder weltanschaulicher Art in Gegensatz zu seiner Klasie gerät, des weiteren der Student, der durch die deutsche Jugendbewegung gegangen ist und so innerlich ein Gemeinschaftsempsinden hegt. Die beiden genannten Typen werden erst dann aus ihrem gefühlsmäßigen Erlebnis heraus zu wirklich standsesten Sozialisten werden, wenn diesem Gefühl sich eine gründliche wifienschaftliche Erkenntnis beigesellt. Reu hinzu tritt der Student, der aus einer Arbeiterfamilie, womöglich aus sozialistischem Milieu, kommt, und den in der gewohnten Gedankenwelt festzuhalten, eine der wichtigsten Aufgaben der sozialistischen Studentenschast sein kann. Dazu kommt der eigentliche Arbeiter st udent, der jetzt In geringer Zahl bereits die Uni- versität besucht, und der durch sein enges Verwurzeltsein in der Arbeiterschaft in allererster Linie dazu berufen erscheint, die so- genannten Intellektuellen und die Arbeiterschaft fest miteinander zu verknüpsen. Schwierig wird die Lage für den sozialistischen Akademiker bei der Berufswahl. Es ist nur selten möglich, daß der Akademiker auf der Basis einer sozialistischen Weltanschauung einen Beruf findet. Es ist durchaus wünschenswert, daß Sozialisten sich in allen bürger- lichen Berufsarten umtun. Rur ein« Position ist für jeden So- zialisten undenkbar ohne Aufgab« seiner selbst, da» ist der Beruf eines Arbeitgeber-Syndiku». In der Periode des„konstruktiven Sozialismus", wie Hilferding die gegen- wärtige Zeit gelegentlich treffend nennt, sind gerade gut ausge- bildete Konstrukteur« vonnöten. De» soziallstischen Studenten und Akademikers harren im Dienste der Partei hier große Aufgaben. und wenn auch immer noch nicht das große Problem: Die In- tellektuellen und die Arbeiterschaft in der Parteibewegung sin der eifrig zu arbeiten erste Pflicht jedes sozialistischen Studenten sein muß) gelöst ist, so gibt es doch zwei sozialistisch« Akademiker, zu denen sich alle Sozialisten in freudiger Einsicht bekennen, und denen wir nur nachzufolaen brauchen, um auf dem rechten Weg« zu sein: Marx und Lassalle! Der Rede folgte ein gemeinsamer Sang der Internationale, mit dem die Kundgebung ihren erhebenden Abschluß fand. An den weiteren Kundgebungen der Arbeiterjugend, insbesondere an dem abendlichen Fackelzug und der Sonntagsdemonstration beteiligten sich die Studenten gleichfalls geschlossen und in großer Zahl.
Gemäßigte Temperatur. Wolken versuchen am Himmel drohend« Stimmung zu machen, sie ballen sich zusammen, stellen dekorative Figuren und bemühen sich, die Sonnenstrahlen zu oergewaltigen. Aber die Wolken sind Hann- losen Charakters, es bleibt beim Vorsatz, die Sonn« ist Sieger, saugt alles Gewölk auf. Die Regenfreudigkeit der letzten Wochen ist ver- schwunden, die Wasieroorräte des Himmels scheinen erschöpft zu sein dank einer geheimnisvollen Organisation. Merkwürdig über- Haupt die ganz« Wettereinrichtung, sie hat«ine große Vorliebe für die Extreme, entweder schmilzt de: Asphalt oder er wird vom Regen durchlöchert. Man weiß nicht, wie lange die jetzt herrschende ge- mäßigte Stimmung dauern wird, jedenfalls nicht lange, der Himmel wird sich bestimmt in kurzer Zeit auf seine alte radikale Gesinnung einstellen und sonderbare Gebräuche annehmen. Augenblicklich scheint jedenfalls gemäßigte Temperatur anhalten zu wollen. Dem Berliner ist dabei sehr angenehm zumute. Das Wetter hat jetzt nichts brausend Iugendhoftes oder ver- grämt Altjüngferliches, es befindet sich im ausgereiften Mannesalter, es geht unbeirrbar seinen Weg. Die Wärme ist nicht erschlasfend oder dumpf brütend, sie bleibt belebend, anspornend. Man kann noch baden, bei offenem Fenster schlafen oder sich in anderen spart- lichen Uebungen gefallen, ohne der Gefahr einer grundlegenden Er- kältung ausgesetzt zu sein, auch die Vorsichtigsten brauchen noch nicht ihre keusche Männcrbrust mit einem Wollhemd zu' umpanzern, die linden Sonnenstrahlen haben wärmende Kraft. Aber die Abende bringen eine Ahnung des Herbst«. Die Sonne verschwindet schon früh,« beginnt bereits die Romantik der Laternen, die noch ihr Licht durch dichtbelaubte Baumkronen werfen und phantastische Schatten auf den Asphalt malen. Die Abende sind leicht, silbern, mit einem Hauch von Melancholie durchtränkt. Man sitzt auf den Bänken der Anlagen, auf den Terrassen der Tose», man atmet die beruhigt«, erwürnile Luft, doch hin und wieder treibt bereits der Wind ein vertrocknetes Blatt vor sich her. Wie lang« noch und die Bäume stehen wieder entlaubt da. Eine neue Danmenfchranbe für Mieter. Bei der Leleihung von Wohnhäusern fordern die Hypotheken- banken jetzt vielfach i*« Bornahm« äußerer Instandsetzungen, was den Mietern nur angenehm sein kann, aber außerdem die Erhöhung der Friedensmieten, wenn diese nach Ansicht des Beleihers dem ortsüblichen Preisstande vom 1. Juli 1314 nicht entsprechen. Wohl oder übel müssen die Hausbesitzer auf die Forderung de» Hypotheken- giö«btS-»»-«tng>h». Dm« hoben jämtkche Mieter der betreisende»
Häuser oder deren Bevollmächtigte nach dem Mieteinigungsamt zu marschieren, wo gewöhnlich die Erhöhung der Friedensmieten durch Vergleich oder Beschluß zustandekommt. Ist keine Einigung zu er- zielen, so wird ein Sachverständiger zur Abschätzung entsandt, was mindestens hundert Mark Kosten verursacht, wozu noch die Terminkosten kommen. Die Mieter solcher Häuser stehen also vor der trüben Aussicht, in naher Zeit nicht nur die voll« Friedensmiete, sondern noch zehn bis zwanzig Prozent mehr zahlen zu müssen. Außerdem haben sie gemeinsam die Hälfte der Kosten d« Versahrens zu tragen._
Das Nittelalter im Tiergarten! Unglaublicher Skandal auf einem Wohnungsamt. Wir sind im Verlauf der sieben Jahre Republiksabotage durch höhere und niedere Bureaukratie mancherlei, in jedem anderen Staat der Welt undenkbare Ausschreitungen reaktionärer Beamter ge- wöhnt. Das aber, was heute morgen das.Berliner Tageblatt" berichtet, ist so empörend, so unerhört, daß kein Wort der Kritik scharf genug scheint. Das offenbart eine unerträgliche Rechtsanarchie im Gebiete offizieller und nichtosst» zieller Stellen. Schauplatz des mittelalterlich anmutenden Dorfalls ist das Wohnungsamt des Bezirks Tiergarten: das Opfer ein sich d i e n st l i ch dort befindlicher jüdischer Rechtsanwalt. Da der Anwalt längere Zeit zu warten genötigt war, setzte er sich, wie üblich, auf einen der dort stehenden leeren Stühle. Plötzlich stürzte sich ein Kerl— das.Berliner Tageblatt bezeichnet ihn als einen im Raum anwesenden Vertreter völkischer Observanz— auf ihn, beschimpfte ihn aufs unflätigste und brüllte, daß nur ein.3 u d e n d r e ck s ch n�e i n" sich unterstehe, einen Stuhl einzu- nehmen, der ihm nicht angeboten sei. Dann riß dieser Rowdie den Anwalt von seinem Stuhle. Der Angegriffen« wollte sich gegen den Menschen wehren und wurde sofort von einer Rotte überfallen, die ihn wie wild mit F a u st s ch l ä g e n ins Gesicht trak- tierte, so daß dem Mißhandelten das Blut über das Gesicht lief. Jetzt kam das ganz Unglaubliche: der diensttuende Beamte, der hier für Ordnung zu sorgen hatte, rief dem beschwerdeführenden Anwalt zu, dahermitderSachenicht» zutun habe und li e f aus dem Zimmer.(!) Dieser famose Herr, es soll der Stadtrat M a g u h n sein(nicht Maraun, wie da».Berliner Tageblatt" schreibt), Mitglied der Deutschen D o l k s p a r t e i,(!!) verstieg sich, um dem Skandal die Krone aus- zusetzen, noch dazu, seinem Personal zu befehlen, den.K e r l" vor die Tür zu setzen und eventuell durch die Polizei heraus- schmeißen zu lassen. Die anwesenden Wohnungsbeamten äußerten über den Vorfall ganz unverblümt ihre helle Freude, und liefen auf den Gang, wo sie das Publikum intensiv bearbeiteten, um ihre Unschuld darzulegen. Der schwer mißhandelte An- w a l t ging zum Zentralwohnungsamt, um den einzig da- stehenden Fall zur Sprache zu bringen. Das erklärte sich unzu- st ä n d i g. Dann wandte er sich zur P o l i z e i d i r e k t i o n. Dort sagte man ihm unoerschämterweise, und das charakterisiert das empörende Verhalten gewisier Polizeioffiziere ganz un- übertrefflich, er solle direkt zum sozialdemokratischen Mini st er Seoering gehen, woselbst er auf Ver» ständni» zu rechnen habe. Also: offener Hohn, offene Schmähung des ersten Vorgesetzten, d« preußischen Minister» des Innern. Der Vorsitzende der Polizeiabteilung wei- gerte sich überhaupt, den Anwalt zu empfangen, der Kriminal- kommisiar vom Dienst lehnt« es zuerst ab, die wesentlichen Aus- sagen des Ueberfallenen zu Protokoll zu bringen und tot es schließlich mit höhnischen, verletzenden Randbe» merkungen.
Auch ein Zigarrenliebhaber. Das leidenschaftliche.Rauchen" von— Schokoladenzigarren brachte den 16jährigen Telegrommbesteller F. au» Wannsee in«ine unangenehme Lage. In den verschiedensten Klubs in Wannse« befinden sich Automaten, die Fernsprechmarken enthalten. F. hate sie zu kontrollieren und zu füllen. Da sein Einkommen mit seinem Bedarf an Schokoladenzigarren nicht in Einklang zu dringen war. so vergrößerte er es dadurch, daß er den Vertrieb der Fern- sprechmarken auf eigene Rechnung übernahm. In keinem Automaten waren Marken, kein Angestellter konnte damit aushelfen und infolgedessen waren die Marten ein sehr begehrter Artikel. F., der konkurrenzlos arbeitete, machte stets ein gutes Ge- schüft. Als Retter in der Not bekam er nicht nur die onsüblichen IS Pf., sondern meist auch noch ein kleines Trinkgeld. Allmählich fiel sein reicher Martenbcsitz aber doch auf und er wurde zur Rede gestellt. Er gab den Schwindel zu und behauptete, daß ihm, der ein eifriger Turner ist, der Genuß der süßen Zigarren die Freude am Sport erhöh«. Hossentlich läßt man da» unvorsichtige Leckermaul mit einem Verweis lausen.
Er schnauzt vom Verkehrsturm herab. Zum Verkehrston der Berliner Polizei liefert uns ein Leser den folgenden chaiakteristischen Beitrag: Auf dem Verkehrsturm des Potsdamer Platze» regiert auch ein stattlicher Polizeibeamter, der schon von weitem durch seinen wundervoll gepflegten Schnurrbart.Es ist erreicht" auffallt. Kürzlich klappt« bei der Verkehrsregelung etwas nicht ganz. Cr beugte sich deswegen aus dem offenen Fenster des Verkehrsturms heraus und brüllte über den Platz hinweg zu den Chauffeuren und Kutschern, die nach der Bellevuestraße wollten:.Ihr seid wohl ganz und gar yerrückt geworden!" Wir schlagen vor, daß der Mann befördert wird. Als Hausknecht in der.Wilhelma" würde er sich wahrscheinlich gar nicht übel machen. Kein Wunder übrigens, daß sich dann die Chauffeure und Kutscher in ihrer Art gegen solchen Ton wehren und daß sich daraus jene Art Wortgefechte entweckeln, bei deren Anhören der Fremde am liebsten Berlin sofort wieder verlosten möchte. In den Städten des Westens und Südens ist die Polizei im allgemeinen gemütlicher._ Ein Hans mit 7V Hauswirten! Da» Haus Graetzstr. 25 in Treptow hat seit dem 1. Februar 1V24, also in anderthalb Iahren, nicht weniger als siebzig verschiedene Hauswirte gehabt. Di« Mieter- Vertretung machte schnell kurzen Prozeß, setzte eine sogenannte Ge- schäftsführung ohne Aufsicht ein, die noch heute besteht, bezahlt« aus den Mieten alle Hauslosten und hinterlegte die Ueberschüste beim Amtsgericht. Wieviel mögen wohl die siebzig Hauswirte bei der kortwährenden Weiterverschiebung des Hauses oerdient haben?
ZS spanische Aerzle. geführt von Profestor Dr. Jose Maria Rosell, der in Berlin und Würzburg studierte und seinen Doktortitel erwarb, trafen heute aus dem Stettiner Bahnhof ein. Der Besuch der spanischen Aerzte soll eine Kundgebung der spanischen Mediziner für die deutsche medizinische Wistenschaft bilden. Die Gäste sind voll des Lobes über ihren Empfang in Malmö . Kopenhagen und>'�- sonders Hamburg , dessen Tropeninstiwt ihr Erstaunen wach rief. Sie wollen besonders die organisatorisch« und medizin i- sche Einrichtung der großen Berliner Institute studieren.. Schwerer Zusammenstoß zweier Straßenbahnwage«. Heute vormittag kurz nach 8 Uhr fuhr ein Straßenbahnwagen der Linie 40O vor dem Hause Bernauer Str. 41 aus einen Triebwagen der Linie 31 mit voller Wucht aus. Dabei wurden drei Personen verletzt. Der Vorderperron d« Straßenbahnwagen» der Linie 40E wurde völlig zertrümmert. Der Zusammenstoß soll durch DersageuderBrems« hervorgerufen worden sein. Reue Keilefahrer. Eine» der unbekanntesten, aber der gleichwohl reiz' vollsten und bcmertenSwettesten«andergebiet« Deutfchiand« ist die O b« r« psalch»od der Oberpfälzer vald im nordäßNchen vayer». Oe
Dell fährt auf der Strecke Berka— München hindurch, ohne es zu beachten. Die beiden Heimatforsqer«roh und M ü h 1 b» s e r hoben eS nuninedr unternommen, ein Wanderbuch über den Bald zu schreibe»«Verlag HanS Gollwitzer, Weiden , Oberpfalz , das mit einer ganz ausgezeichneten Karte und einer«rohen Anzahl guter Bilder ausgestattet ist. Da» Büchlein zeichnet fich durch kurze knappe Angaben aaS. Da« Hiftorifche ist gut be- rllckficht. lieber dte heutigen Verhältnisse erfährt«an leider nicht genug. Da« Büchlein ist durchaus empfehlenswert.— Der bodtfche Verkehr«Oer- band Karlsruhe hat einen Führer über die Höhenwege de«Schwarz- Walde« herausgegeben nebst UebersichlSlarte, der bei der Festlegung»on Schwarz waldsahrten unbedingt zurale gezogen werde» sollt«(Verlag Druckeret Fidelita«, Karlsruhe ). »Die Wunder de»«mazooeustrowe»' werde» in dem berühmten Film am Sonnabend, abends 8 Uhr, und Sonntag um 4, ö und 8 Uhr aus der Tceptow-Sternwarte gezeigt. das Eisenbahnunglück bei �lmieas. Verschulden des Lokomotivführers.— Visher 14 lote. Das Eisenbahnunglück bei Amien » ist, wie die eingeleitete Untersuchung ergeben hat, auf das Verschulden des Lokomotiv - führers zurückzuführen, der verhaftet worden ist. Es hat sich herausgestellt, daß der Zug mit einer Stundengeschwin- digkeit von 92 Kilometern statt vorschriftsmäßig mit 22 Kilometer in den Bahnhof eingefahren ist. Durch das plötzliche Bremsen wurden außer der Lokomotive und dem Tender sieben Wagen zur Entgleisung gebracht. Drei weitere Wagen fingen Feuer und oerbrannten. Die Zahl der Toten beträgt 14. die der Verletzten 110, von denen 71 Personen schwer verletzt sind. Eine andere Meldung will wissen, daß der Zugführer betrunken war. Von Augenzeugen wird mitgeteilt, daß sich nach der Katastrophe entsetzliche Szenen abgespiell haben. Zehn Wagen, die aus den Schienen gesprungen, waren Ineinander geschoben und es machte unsägliche Mühe, die eingeklemmten Passagiere herauszuholen. Un- mittelbar hinter dem verunglückten Zug kam der Zug, in dem sich der französische Außenminister Briand , der am Morgen aus London abgereist war, mit seiner Begleitung befand. Der Zug des Ministers fuhr gleichfalls mit voller Geschwindigkeit. Es bedurste der größten Anstrengung, um ihn wenige Minuten vor der Stätte der Katastrophe zum Halten zu bringen.
Grohfeuer im Breslauer Konsumverein Vorwärts. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag gegen 3412 Uhr brach in der Tauentzienstraße 127 in einem Speicherhau» des Konsumvereins Vorwärts Großfeuer aus. Der Speicher liegt mitten in dem Häuserkomplex, in dem der Konsumverein seine Waren untergebracht hat. Die Einwohner de» angrenzenden Wohn. hause« bemerkten den Brand erst, als bereits ein großer Teil des Gebäude» vom Feuer erfaßt worden war, sie alarmierten sofort die Feuerwehr, die mit zehn Löschzügen eintraf. Das Feuer hatte sich in rascher Zeit über das ganze obere Stockwerk des Speicher», in dem die Firma Cwadlew große Getreidevorräte untergebracht hatte, ausgebreitet. Es gelang der Feuerwehr, den Brand nach einstün- diger Arbeit zu lokalisieren, so daß für die angrenzenden Lager- Häuser keine Gefahr mehr besteht. Der Schaden für die Firma Cwadlew läßt sich noch nicht übersehen.
Znternottonale Arbeiterjängerverbäade. Anläßlich der Luzerner Festtag« wurde zwischen den Vorsitzenden der Arbeitersäna er- verbände in Deutschland , Schweiz . Tschcchoslowalei und Elsaß- Lothringen die Möglichkeit und Notwendigkeit besprochen, eine Arbeitersänger-Jnternationale zu schaffen. E« soll zunächst ein Auttauich von Informationen und eine Zentrale in Berlin errichtet werden._
GeVeMhQstsbewegung Gewalt vor Recht. Ja der ZNüucheu-Gladbacher Textilindustrie. Au» München -Giadbach wird uns geschrieben: Seit vielen Iahren sind in dem Gebiet der rheinischen Textil- industrie die Lohn- und Arbeitsbedingungen torisvertroglich geregell worden. Bor einem Bierteljahr begannen die Verhandlungen um die Neugestaltung des Tarifoertrages. Ein« Einigung war nicht zu erzielen. Infolgedessen kam es zu Verhandlungen vor dem amtlichen Schlichter in Köln . Dieser fällte einen Schiedsspruch, der eine sechsprozentige Erhöhung der Tariflöhne vor- sah. Dieser Spruch hatte an sich keine verbindliche Kraft. Da aber dos Nichtzustandekommen einer zwingenden Vereinbarung eine Ge- fährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung bedeutet hätte, hat sich der Reichsarbeitsminister am 24. Juli 1925 entschlossen, den Schied»- spruch gemäß der Schlichtungsordnung für verbindlich zu er- klären. Durch diesen Verwaltungsakt ist also zwangsweise ein Tarifverhältnis zwischen den streitenden Parteien geschaffen worden. In dem so geschaffenen Tarifvertrag heißt es ausdrücklich, daß die beteiligten Organisationen verpflichtet sind, für die Durch- s ü h r u n g des Vertrages Sorge zu tragen und Ihre Mitglieder zur Tariftreue anzuhalten. Trotz erheblicher Schwierigkeiten in ihren eigenen Reihen haben die Gewerkschaften das getan und Erfolg dabe, gehabt. Dagegen blieb es dem Unternehmersyndikus Artz vorbehalten da» Gegenteil zu tun. Er hat die Firmen zur Sabotage de» für verbindlich erklärten Schiedsspruches ausdrücklich ousgef ordert. Da» ist eine Verhöhnung des Rechtes und der Staatsautontät. Dabei ergibt sich folgendes Bild: Ein Streit um die Aus- gestaltung des Tarifvertrages ist zwischen den Organisationen nicht vorhanden. Insbesondere sind zurzeit von Arbeiterseite aus keinerlei Forderungen gestellt. Mithin ist zu irgendwelchen wirtschaftlichen und sozialen Machtkämpfen nicht der geringste An- laß vorhanden. Möglich, daß die Arbeitgeber Zweifel in bezug auf die Wirk- samkett und Tragweite der Verbindlichkeitserklärung haben. Da» ist eine rein juristische Angelegenheit. Do wir ober nicht mehr im leben, ist es selbstverständlich, daß sich gesittete Staatsbürger über leben, st es selbstverständlich, daß sich gesittet« Staatsbürger über eine reine Rechtsfrage nicht mit Gewaltmitteln befehden, sondern die Frage dem Richter zur Entscheidung vorlegen. Es hat unter der Arbeiterschaft außerordentlich viel böses Blut abgesetzt, daß Herr Artz. der nicht nur Syndikus, sondern auch von Beruf» wegen ein Anwalt des Rechtes ist, diesen im Zeichen de» Rechtsstaate« selbstverständlichen Weg nicht beschritten, vielmehr anstatt dessen Ge- waltmoßnahmen angedroht hat, indem er die ihm nahestehenden Mitgliedsfirmen der Arbeitgeberverbänd« veranlaßt Hot, allen Arbeitern Entlassung in Aussicht zu stellen, die an dem getenn- zeichneten Rechtsstandpunkte festhalten wollen. Wie die Rechtslage im einzelnen sein mag, ist grundsätzlich uner- heblich. Das Bedeutsame de, drohenden Kampfes liegt darin, daß die Idee de» Rechte» selbst in Mitleidenschaft gezogen ist. Es handelt sich nicht so sehr um«in paar Pfennige Lohn, oder um die Arbeitszeit, sondern es handelt sich darum, ob es in Deutschland möglich und erlaubt ist, Rechtsfragen unter Znrückfchiebnna der ver- fassungsmäßig gestellten Gerichte durch die Mittel roher Gewalt zu entscheiden._ Konflikt in bet Likörindustrie. Di« Urabstimmung der dem Lebensmittel- und Geträrckearbeiter- verband sowie dem Deutschen Berkehrsbvnd angeschlossenen SUSr- arbeite? hat die Annahme de» am 5. August gefällten Schteds- fpruches ergeben. Die Arbeitgeber haben jedoch mktgeteilt, daß fie den Schiedsspruch nicht annehmen können, weil ihnen u. a. dtr durch den Schiedsspruch festgesetzte Lohn von 41 Mk. für Kraft- wagenführ« Z» hoch ist.