französischen Partei bestehen, gab Genosse Otto Bauer in dieser Sitzung soigende Erklärung ab: „Die Frage der prinzipiellen Stellung der fronzösilchen Sozia- Ustischcn Partei zum Krieg in Marokko schließt im Keime in ver- Ncinertem Maßstab alle die Probleme in sich, die in der Zeit des Weltkrieges alle sozialistischen Parteien gespalten haben. Wir ver- zichten im gegenwärtigen Augenblick nur deshalb auf eine Erör- rerung dieser Frage, weil wir volles Vertrauen zur franzö- fischen Sozialistischen Partei haben, daß sie selbst die richtige Lösung dieser Frage finden wird/' Die hier ausgesprochene Erwartung ist durch den weiteren Derlauf der Ereignisse durchaus gerechtfertigt worden. In dem Maße, wie der verhängnisvolle Charakter des Marokko - abenteuers den breiten Boiksmafsen in Frankreich offenbar wurde, gelangte die Sozialistische Partei nicht nur selbst zu einer einheitlicheren Auffassung in der Kriegsfrage, sie trat auch an die Spitze der Volksbewegung, die sich gegen den marokkanischen Krieg richtet und einen schleunigen Frieden mit Abb cl Krim herbeifuhren will. Die v c r st ä r k t e F r i e d e n s a k t i o n hat bereits seit Beginn des Marokkokrieges eingesetzt. Ihr ist es zu verdanken, daß Painlcvo und Briand sich zur Einleitung von Friedensverhandlungen mit Abd el Krim bereit erklärten und von der Tribüne der Kammer die Unabhängigkeit d c s R i f s anerkannten. Die militärischen Erfolge der Fran- zosen in Mqrokko haben freilich eine gewisse Verschiebung der Situation herbeigeführt. Jetzt zeigt die französische Regierung unter dem Einfluß erobcrungslüsterner Generale die Neigung. den Frieden zu sabotieren und an Stelle der Unabhängigkeit des Rifstaates bloß eine„Verwaltungsautonomie" anzu- erkennen. Diese Schwenkung der offiziellen Regierungspolitik macht es der Sozialistischen Partei verhältnismäßig leicht, ihre Stellung in der Mtrokkofragc klar und unzweideutig zu for- mulicren und sie vor den Wählern zu vertreten. Es ist anzu- nehmen, daß der französische Kongreß auch in dieser Frage eine Entscheidung treffen wird, die seiner Verantwortung vor dem französischen Proletariat wie vor der gesamten sozia- listischen Internationale entspricht. Busschließung varennes wahrscheinlich. Paris , 14. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Parteiausschnß der Sozialdemokratischen Partei Frankreichs hat am Freitag das Programm und die Tagesordnung für den am Sonnabend in Paris zusammentretenden Parteitag festgesetzt. Er wird sich am Sonn- abend vormittag zunächst mit dem Fall des Abg. V a r e n n e zu beschäftigen habest. Es liegt dazu ein vom Wahlkreis Varennes ge- strikter Ausschlußantrag vor. Nach den Anweisungen zu schließen, welche die übergroße Mehrzahl der Parteidelegierten erhalten hat, ist anzunehmen, daß der Parteitag diesem Antrag Folge geben wird. Für die Aussprache des Parteitags über die innerpolitische Lage ist der Sonnabend nachmittag und der ganze Sonntag vorbehalten. Die Debatte dürste sich hauptsächlich mit der Frage der Fortsetzung ober Kündigung der Kartellpolitik bzw. der weiteren parlamen- tarischen Unterstützung des Ministeriums Painleve und ferner mit der Beteiligung der Sozialisten an einem n e u zu bildenden Kartell- Ministerium befassen. Die Mehrzahl der Bezirksparteitage hat sich am vergangenen Sonntag in ablehnendem Sinne ausgesprochen. Insbesondere treten die van Leon Blum und Paul F-a uro unter- zeichneten Anträge Groß-Paris für die Wiederherstellung der öl li gen Unabhängigkeit der Politik der Partei gegenüber dem Ministe ritrm nud den bürgerlichen Parteien«in. Ein Antrag R e- näudels dagegen warnt vor systematischer Opposition, die ledig- lich dem Nationalen Block zugute kommen würde. Auch Vincent A u r i o l s Entschließung richtet sich gegen eine rein negative Politik der Partei und tritt für Beteiligung der Sozialistischen Partei an der Regierung ein, und zwar in der Form eines öffentlichen Wohlfahrts- kom f ees.(?) Der Montag wird der Erörterung der Fragen gewidmet fei«, die auf der Tagesordnung des Internationalen Sozialisten- fongresie» in Marseille stehen. Der Dienstag soll die Abstimmung über die inzwischen von der Resolutionskommission formulierten Anträge und Entschließungen bringen.
Gespräch. - Von Karl Bielig . Auf der kleinen Bastion am Burgberg , von der der Blick üb« die roten Dächer der Stadt, den blitzenden Strom und das dunkle Grün der Berghänge bis zu den ruhig geschwungenen Linien des fernen Gebirges schweift, trafen sie sich wieder. Beide, Peter und Paul, Schulkameraden, hatte der Krieg ge- trennt. Eine zitternde Unrast war in ihnen geblieben und hatte sie in die Fremde, hinwxg von der verträumten Kleinstadtheimat, ge- führt. Diesmal führten sie die Ferien zusammen- Die alte Stavl, die beiden als Alltag zu eng war, übte trotzdem eine Anziehungs- kraft mis sie aus, der sie gern einige Tage nachgaben. Die Freude, einander wiederzusehen, war nicht laut. Sie strahlte aus ihren Augen. Bald gingen die Gedanken nach rück- märts und landeten mit vielen„Weißt Du noch?" in der romantik- umrouschten Vergangenheit der Jungenstreiche. Da wurde Peter ernst und sah hinauf zu den Kreuzblumen des Domes, der über dcn altersdunklen Domherrenhäufern silbergrau den strahlenden Julihimmel zerstieß. ,/Wo sind sie, die braunen Jungen unserer Freundschaft, die grübelnde Burschen wurden und von hohen Zielen träumten? Hans liegt in Rußland , Otto auf irgendeinem Lazorettfriedhof, den man jetzt vielleicht Heldenhain nennt, und Fritz, dessen lichtblonde Haar- locke mir immer greifbar vor Augen sein wird, modert in einem sumpfigen Masiengrabe. In Flandern ." Er schwieg. In Paul war bei den Worten Peters die lichje Stimmung des Wiedersehens und der Knabenerinnerungen ge- wichen. „Ja," sagte er,„wir beiden sind übrig geblieben von unserer Freundschaft. Mir ist es wie ein wüster Trauin, wenn ich an jene Tag« detzke. Ottos Tod erfuhr ich durch ein Stück Zeitung, in das mir meine Mutier einen Würsel kratzigen Zuckerhonig gewickelt hatte- Es war eine Anzeige seines Vaters und in einer Ecke war ein Eisernes Kreyz. Das sonnige Waldlagcr in der Ruhestellung ward mir an diesem Tage zu eng. Ohnmacht schmerzte in mir. Es war grausam." Er schwieg. Holblaut sagte Peter:„Wir ging es mit Fritz ahn- lich. Ich war der Hölle durch einen mitleidigen Schutz ciUronnsn und war den zweiten Tag hier. In tiefen Zügen atmete ich Heimat und Frieden. Selig und wehmütig zugleich ging ich den Weg, der unserer Knabenzeit Paradies war und der noch heute in das Land der Berge und Wiesen, der Steinbrüche und Bäche führt. Hinter mir lag bei der Stadt auch dos unerhörte Geschehen jener Tage uiv) ich glitt ins Traumland der Kinderjahre, das einst wirtlich war. -Da schrie eine Frauenstimme meinen Namen und als ich mich umwandte, sah ich Fritzens Mutter, die mit schmerzhafter Gebärde den Weg entlang roste. Sic klammerte meinen Arm.„Fritz!" rief sie,„Fritz! Eben jetzt ein— Telegramm— Kopsschuß!" Dann schrie sie grell und tierhast.„Tot!" schrie sie immer wieder und raste weiter, das bohrende Messer des Mutterschmcrzes int Hals. — Damals war die Welt für mich versckstittet. Mir war, als müsse die As.che des millionen-och-en Muttorleid« alles Leben, olles Licht verlöschen."
die Sorgen ües Zentrums. Nach der Annahme der Zollvorlage. Ungeteille Freude besteht bei den Parteien, die der Zoll- vorläge zum Siege verholfen haben, nicht. Das konnten wir wiederholt feststellen. Ganz besonders gilt das für das Zentrum. Diese Partei hat ihrem starken Anhang in den Kreisen des Mittelstandes und der Arbeiterschaft den denkbar schlechte st en Dien st getan, indem sie sich von Groß- agrariern und Schwerindustrie ins Schlepptau nehmen ließ. Besonders auf dem linken Flügel des Zentrums ist die Ver- stimmung darüber ziemlich deutlich zu erkennen. Wie uns aus Essen gemeldet wird, hat besonders die„Essener Volkszeitung" scharfe Töne gegen die Methoden ge- funden, mit der die Zollvorlage zur Annahme gelangte. Dieses Blatt wendet sich weniger gegen die sachliche Stellung- nähme des Zentrums als gegen die Form, in der sie geltend gemacht wurde, es läßt aber deutlich erkennen, daß man im Zentrum auch mit der sachlichen Behandlung der Zolloorlage nicht übermäßig einverstanden ist. Das Blatt schreibt: Gerade das Zentrum als Mittelpartei hat immer betont, daß es bereit sei, mit jeder Partei zusammenzuarbeiten, die sachliche Arbeit leisten wolle. Es schelnk doch, daß in den Verhandlungen der letzten Wochen die Fühlung mit den Linksparteien gefehlt hat, denn sonst wäre es wohl kaum zu so ungeheuren Iusläadeu ge- kommen, wie man sie bei der Erledigung der Zolloorlage erleben mußte. Wer die Vorgänge im Reichstag anläßlich der zweiten und dritten Lesung der Zollvorlage mitangesehen hat, wird diese Tage nie vergessen, namentlich die Szene, als die Demokraten, Sozial- demokraten und Kommunisten am Schlusie der zweiten Lesung er- klärten, sich nicht mehr an der Fertigstellung des Gesetzes beteiligen zu können, und den Saal verließen, weil sie sich von den Regierungsparteien vergewaltigt fühlten. Aber trotz alledem glauben wir, daß es insbesondere für das Zentrum ein gewagtes Spiel war, die Cnt- wicklung so weit kommen zu lassen und sich an der Vergewaltigung der Opposition zu beteiligen. Daß einige Mitglieder des Zentrums diesen Schritt nicht mitmachten, beweist deutlich, daß die Auf- fassung darüber im Zentrum nicht einheitlich war, und wer heute Gelegenheit hatte, mit den Abgeordneten des Zentrums über diesen Punkt zu sprechen, der konnte feststellen, daß weite Kreise der Fraktion an sich nicht gewillt waren, der Vergewaltigung der Opposition zuzustimmen, und daß sie es nur taten, weil die Dinge schon so weit fortgeschritten waren. Absolut falsch ist es unseres Erachtens, daß dieser Schritt durch den Mund eines Zentrumsmannes seine Begründung im Reichstagsplenum finden mußte. Eine Partei, die in so loser Koalition mit den übrigen Parteien sich befindet, hätte die Begründung der Berge- waitigung derjenigen Parteien, mit denen sie jahrelang gemeinsam gearbeitet hat, getrost derjenigen Partei überlassen können, die das Zentrum bis vor ganz kurzer Zeit mit schwersten Vor- würfen und Angrifsen überhäuft hat. Es hätte unseres Erachtens durchaus nicht geschadet, wenn an Stelle des Herrn Fehrenbach etwa Graf Westarp die Begründung für die Abwürgung der Opposition im Reichstagsplenum gegeben hätte. Schließlich braucht das Zentrum nicht immer den Deutsch - nationalen die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Das ist für denjeniqen, der hören will, recht deutlich. Man wird abwarten muffen, ob das Zentrum gegen eine starke Opposition im eigenen Lager fortfahren wird, sich zum Handlanger einer P a r t e i k o n st e ll a t i o n zu machen, die es in klarer Erkenntnis der politischen Kon- sequenzen nicht einmal durch verantwortliche Teil- nähme an der Rechtsregierung zu unterstützen wagt.
ffugenberg macht Schule. Der Schrei»ach einer Wirtschaftsdiktatur. Die Macher der Rechtsregierung sind mit dem Kabinett Luther so wenig zufrieden, daß sie mit einer Lungenkraft, die einer besseren Sache würdig wäre, nach einer Wirffchafts- diktatur rufen. Kürzlich war es Herr Hugenberg, jetzt ist es
Sie schwiegen lange und sahen auf den Strom, der breit und sonnenflimmcrnd unter ihnen lag. Ein Schlepper knarrte stromauf, und von der Brücke sah eine Rotte Jungen neugierig auf den Zillenzug. ck Nach der langen Pause, während der jn beider Hirne die Ge- danken um die große Frage kreisten, gab Paul ihr Worte: „Was war es nun-eigentlich für eine Gewalt, die in uns wie ein Fremdkörper saß und alle menschlichen Gefühle unserer Seele be- schattete?" „Ein Fremdkörper? Dos dürft« kaum die recht« Bezeichnung sein. Reiß es fort und Du wirst erstaunen, daß es fester am Fleische Deiner Seele saß als Du glaubtest. Was taten wir als Jungen? Wir spielten Soldaten und spielten mit Soldaten Krieg" „Du sprichst das aus, das mich oft gequält hat in einsamen Stunden. Da fühlte ich das Tier geradezu in mir und seine Krallen wüteten in meiner Brust. Und wenn mir mein Verstand auch sagte. daß wir eben noch Menschen einer Epoche der Gewalttätigkeit sind, und daß die Erziehung und Umwelt uns bildeten, entsetzt hat mich diese Erkenntnis doch." „Was waren wir im Krieg! Unsere Gewissen lagen in den Ketten des Müssens. Kann es eine höhere Macht geben als das Gewissen? Einmal ist mir mit Entsetzen die Lage klar geworden. Ich war erst kurze Zeit im Feld. In einer von Geschützdonner durchdröhntcn Nacht stieg vor mir das Bild der Zukunft auf: Immer wieder der Graben, immer wieder Schlacht. Bis wann? Die Heimat ein fernes, sonniges Bild, nie wieder erreichbar. Da hat es in mir geschrien mit der ganzen Kraft meiner neunzehn Jahre: Leben! Das Leben habe ich geliebt wie nie zuvor mit jener großen Liebe, die uns fehlte, wenn wir dumpf und stumpf zum Todesspiele stampften." „Gegen den Erbfeind! Ja, das war das Wort, der Begriff, der in uns steckte. Laut bei den sogenannten Patrioten, ins Unterbe- wußtfein verdrängt bei uns Menschheitsgläubigen. Denn es war da, weil eine Erziehung uns darauf dressiert hatte- Alle unsere logischen Erkenntnisse verdrängten es nur, weil sie logisch waren und weil das Menschheitserlcbnis uns noch nicht erfaßt hatte. Hier Erbfeind, drüben Revanche, ein» dem anderen gleich." „Ja, bis der Tag kam, da das eiserne Band vom Mossenhirn sprang. Da konnte keiner mehr verstehen, daß das alles möglich gewesen war. Da brach der Wille zum Frieden aus Millionen her- vor, und keine Gewalt konnte ihn hemmen. Der Schallen war ge- wichen, das Gewissen sprach frei und unbeschwert." „Nein! Sieh um Dich, und lies in den Herzen derer, die da- mal» um des Menschentums willen rebellierten. Bei weitem nicht Alle, ober viel zu viele bemessen, daß die Erziehung zur Gewalt mit einer glänzenden Methodik gearbeitet hat. Sie sind und bleiben ihnen verfallen, den von einem engen Patriotismus gesegneten Mord- instinkten." Peter schwieg und sah nach den jenseitigen Höhen, die im Abend- licht nerglühtrii. Dann sprach er fest weiter, und ein Zug schöner Entschlossenheit lag auf seinem Gesicht- „Ein neues Geschlecht hernanzubildcn, ist unsere Aufgabe. Ge- löst wird sie freilich nicht nur von der ethischen Seil« her. Jeder Pazifismus führt konsequenterweise zu einem Gegnertum der heuti- gen Gesellschaft weil er eine Verurteilung des Gegenwärtigen ist,
Herr Heinrichsbauer- Essen, der in dem Organ der rheinifch-westfälischen Montanindustrie, der„Deutschen Bergwerkszeitung", die Ausschaltung des Parlaments in wirt- fchafllichen Fragen fordert und eine Diktatur für ihre Rege- lung geschaffen haben will. Fragt sich nur, wer soll diktieren?— Nach der Art, wie diese Forderungen aufgestellt sind und wie diese sich gegen jede Beeinflussung der Wirtschaft durch den Staat wenden, kann man nur schließen, daß die Herren Unter» nehmer und ihre Syndizi die Sache machen sollen, Die Unternehmer, die so dafür in Betracht kommen, sind die- selben Leute, die die Inflation veranlaßt und sie nach Kräften gefördert haben, die in dem jetzt verkrachten Stinnes-Konzera das Ideal gemeinwirtschaftlicher Wirtschaftsführung sahen und die jetzt, nachdem der Karren auf das gründlichste ver- fahren ist, um die Gunst der Banken winseln. Es ist dieselbe famose Innung, die ihre Unfähigkeit so vor aller Augen demonstriert hat, daß sie eigentlich ihr Lehrgeld zurückzahlen müßte, wenn sie dazu den notwendigen Bankkredit bekäme. Man sieht, die Hundstage wirken in den Köpfen der Unternehmersyndizi nachhaltig und andauernd. Denn nur so ist es zu erklären, daß diese Idee auftauchen und selbst m Zeitungen des Großkapitals Beachtung finden konnte. Denn im Ernst: ehe man den Unternehmern eine Diktatur anoer- traut, sollten diese doch erst einmal diejenige Verantwortung gegenüber der Volkswirtschaft beweisen, die man von jedem Lehrling gegenüber seinem Werkzeug verlangt. Alles andere ist nichts anderes als ein Schrei nach der ausgesprochenen Klassenherrschaft der Unternehmerklasse, die in Wirklichkeit auf ein Privileg für nachgewiesene Dummheit und Unverant- wortlichkeit hinausläuft.
Zluchtgefahr üer Zememoröer. Ehrhardt im Komplott? Die Staatsanwaltschaft in Schwerin hat zur Beruhigung der Oesfentlichkeit über die nicht verstummenden Gerüchte einer bevorstehenden Befreiung der mecklenburgischen Feme - Mörder die Ueberführung der vier Häftlinge in das Zuchthaus in Dreibergen angeordnet. Die Untersuchung des Gerichts hat ergeben, daß tatsächlich Befreiungspläne gesponnen worden waren. Die Ueberführung der vier Mörder nach dem Zuchthaus Drei- bergen begrüßen, wie das„Berliner Tageblatt" mitteilt, die Herren um den berüchtigten Dr. N e i k i n g, eine mecklenburgische völ- tische Größe, mit sichtlicher Freude. So wejß man in Schwerin und in Dreibergen jetzt schon ganz genau, daß Dr. Reiking zu- sammen mit der Frau des inhaftierten Schöler ständig die Straf» anstatt umkreist, ganz offen am hellen Tage Zutritt zu den Schwer- Verbrechern erhält und bereits einen Plan über die Lage der Zellen In Händen hat. Reiking ist seit dem Urteilsspruch ständig unter- wegs zwischen Schwerin , München , Berlin und befindet sich in Begleitung eines ehemaligen Marinesoldaten aus der Umgebung des Kapitäns Ehrhardt, der bereits den Kapp-Putsch und die übrigen völkischen Rummel in den späteren Jahren mitgemacht hat. Mit Kapitän Ehrhardt soll Reiking in München eingehend über den Befreiungsplan seiner Schützlinge beraten haben. Dabei ist die Bewachung der vier Mörder in Dreibergen- viel weniger gründlich wie in Schwerin . Fäden zwischen der einstigen Batterie der Verurteilten und dem Bewachungspersonal sind be- reits gesponnen worden. Die Verurteilten erhalten wie in Schwerin immer noch eine Sonderbehandlung und eine nahezu unbeschränkte Besuchssreiheit. so daß die Gefahr einer Gefongenenbefreiung aufs äußerste gestiegen ist
Auswärtiger Ausschuß und Anlwortnole._ Der„Täglichen Rundschau" zufolge verlautet in parlamcutarischen Kreisen, daß der Auswärtige Ausschuß de« Reichstag« zwischen dem 18. und 22. August zur Besprechung der Antwortnote über den Sicherheitspakt einberufen werden soll. Die Vreuhenamuestie. Der Ständige Ausschuß des Preußi- scheu Landtags ist zur Erledigung der Amnestievorloge aus Mon» tag, den 18. August, mittags 12 Uhr, einberufen worden.
Die nach uns kommen, müssen beseelt werden von dem Glauben an die Heiligkeit des Lebens, und es muß eine Gesellschaft errichtet werden, in der dies Erzogene das Gegenwärtige ist" * Zwischen den dunklen Mauern im Rücken der beiden stotterte ein lichtes Kleid. Ein kindlicher Jubelruf schallte aus der Torwöl- bung. Die beiden, die still geworden waren, drehten sich um. „Da kommt mein Junge!" sprach mit freudigem Ernst Peter und hob das lachende Gesicht des Kindes an seine Stirn.
Reue Vslauzmelhoden. Die Verwendung des Luftschiffes bei der Aufforstung des amerikanischen Nordwestens ist ein neues Bei- spiel für die mannigfachen Möglichkeiten, denen das Flugzeug dienen kann. Es handelt sich um eine Gesellschaft, die ein großes Gebiet von abgeholzten Wäldern auf rasche und gründliche Weise wieder aufforsten wollte. Aussaat mit der Hand war infolge der Transport- fchwierigkeiten(sowohl für die Menschen wie für die Samen- mengen) unmöglich. So belud man ein Flugzeug niit einer reich- lichen Menge von Samen: beim Flug über das abgeholzte Gebiet warf ein Mann den Samen, und zwar etwa 7» englische Pfund pro Tag. Eine andere Holz-Company sammelte einfach Tausende von Tannenzapfen, die sie auf gleiche Weise ausstreute. Altmodi- scherer Mittel bedienten sich die Stadtväter von Soettle, als sie im Ouellgebiet von Eedar River„ dem Fluß, aus dem die Stadt Trink- wasser bezieht, zur Erzielung einer besseren Wasserscheide auf den kahlen Felswänden oberhalb des Cedar-Falls Bäume pflanzen wollten. Zu diesem Zweck, da die Felsen kaum ersteigbar sind. griff man zu Pfeil und Bogen: an der Pfeilspitze war ein Bündelchen Samen in einer dünnen Popierhülle befestigt: beim Anprall platzte das Papier und der Samen fiel heraus. Ein Teil davon fiel natürlich in den Fluß, aber es blieb immer noch genug in den Felsspalten haften, so daß die kahlen Felsen in einiger Zeit mit Zedern, Föhren und Schirling bedeckt sein werden. Wird aus den Inseln hawai ein kontinent entstehen? Edwin Fairfaux Naulty aus New Park, der schon seit einigen Jahren die Bewegungen der Erdrinde studiert, behauptet, daß im Verlause unseres Jahrhunderts die Erdoberfläche große Veränderung durch- machen werde. So sei es auch möglich, daß sich in der nächsten Zeit der Ozeangrund in der Gegend der Hawai -Jnseln so stark heben werde, daß aus dieser Inselgruppe ein ganzer Kontinent entstehen könne, der etwa die Größe Japans haben würde. Es wird noch nicht gemeldet, ob in New Park schon«ine Gesell- schost im Entstehen begriffen ist, die die neugewonnenen Reichtümer entsprechend auszubeuten gedenkt
ver zwölfte Nordische Schallag. zu dem zahlreiche Kälte au? Schweden Norwegen , Dänemark und Island erschienen sind, ist in HelsingsorS er, öffnet worden. Rablndranaih Tagur reist nach Sowjetrußlaod. Jn Petersburg ist ein Telegramm von Rabindraiialh Tagur eingeiroffe», worin er seinen Beluch zur zweihunderljährigen Feier der Petersburger Akademie der Dissen- Schäften ankündigt vi« Witwe Slevllew'.cz' gestorben. Jn DojcieSzkowo ist die Witwe itS ZchristftellerS Sienkiewicz, Frau Maria Sienlietvicz, gestorbfo.