behalten. Die Folge ist, daß eine ganze Anzahl junger Mädchen, die| in Hotels tätig sind, fich während des Dienstes eine Perücke überstülpen, um in ihrer Freizeit in der verbotenen Haartracht sich zeigen zu können.
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Die Frage, ob die Frau mit den furzen Haaren wieder gänzlich aus dem Straßenbild der Kulturländer verschwinden wird, fann man vermutlich verneinen. Dabei braucht man nicht an jene phantastischen Gestalten zu denken, die der Volksmund in die Gruppen Blaustrümpfe" oder„ Malweiber" einreiht. Denn die Frauen haben jetzt gelernt, daß der Bubifcpf durchaus das Geschmacoolle mit dem Praktischen vereinen und also ein Gewinn sein kann, auf den sie ficher nicht mehr völlig verzichten werden.
„ Die Gefahren der Zugaben."
Das Locmittel der Zugaben, die auf Gutscheine geschenkt" werden, ist im Grunde genommen mur ein Mittel zur Breisverschleierung und muß im Interesse aller Ron sumenten wie des reellen Handels aufs schärffte bekämpft werden. Und wenn auch bei uns in Deutschland der Zugabeunfug noch nicht wie in Desterreich bis zur Trust bildung„ gediehen" ist, so müssen auch unsere Konsumgenossenschaften den Kampf gegen die 3ugaben energisch führen. Die Gründe hierfür fezt sehr flar ein Flugblatt der schweizerischen Ronfumvereine, die erfolgreich gegen das Zugabe bei ihnen Prämien- Unwesen anfämpfen. Es heißt in diesem Flugblatt: Barum find wir Gegner der Geschenkartikel? Brämien und Geschente werden nur verabfolgt, um die Interessen der Lieferanten zu fördern. Durch die Geschenkbeilagen soll der Käufer an die betreffende Marte gefeffelt werden; er opfert also einen Teil feiner allfälligen Anständen mit den Lieferanten von Geschenkartikeln der Wechsel erschwert, weil die Konsumenten auf die Fortsetzung der Geschenfartitel rechnen. Da die Konsumentenvereinigungen zum Zwecke haben, den Mitgliedern das zum Leben Notwendige in guter Qualität zum gerechten Breise zu beschaffen, müssen sie sich aber jederzeit die Freiheit wahren, den Lieferanten zu wechseln, wenn dieser den gestellten Anforderungen nicht entspricht. Der Wert der Beigaben ist im Warenpreis gut faltuliert. Der Konsument muß demnach eine Ware bezahlen, die er nur in den seltensten Fällen nötig hat und die er bei Bedarf lieber nach seinem Geschmad aus lesen würde. Die Geschenlbeilagen veranlassen also die Konsumenten zu unnüßen Geldausgaben. Bei den Geschenfartifeln läuft man Gefahr, daß nicht die benötigte Ware, sondern das beigelegte Geschent bei der Auswahl ausschlaggebend wird. Das schließt die Gefahr der Qualitätsverschlechterung in sich. Eine Ware, die zu ihrer Empfehlung die Beigabe von Geschenken nötig hat, eignet sich nicht für forgfältig rechnende Haushaltungen."
Die österreichische konsumpresse stimmt diesen schweizerischen Ausführungen durchaus zu. Die deutschen Ron um genossenschaften werden auch ihrerseits sich anschließen, da das Zugabewesen je länger, je mehr auch fie gefährdet. Es versteht sich übrigens von selbst, daß der reelle Handel, der den Zugabeunfug nicht oder höchstens unter dem Drucke der Kon furrenz mitmacht, von diesen Geschäftsmethoden ebenso geschädigt wird wie die Konjumvereine. Auch er sollte sich deshalb dagegen zur Wehr setzen.
Wer hat denn keene Fahne nich?
Ein sinniges altpreußisches Volkslied wirft die Frage auf, marum der Train denn teene Fahne nich habe. Wir wissen nicht und es intereffiert uns menig, ob diese Frage auch für den Train der zwangsmäßig verkleinerten neudeutschen Armee noch Berechtigung hat. Aber train heißt beflanntlich auch Eisenbahnzug, trains fahren auch auf der Wannseebahn , und wenn auch nicht verlangt wird, daß die Züge am Verfassungstag beflaggt feien, fo ist es doch für alle deutschen Bahnhöfe vorgeschrieben. Doch siehe da, der Wannseebahnhof Friedenau war auch in diesem Jahr, wie noch alle Jahre feit Bestehen der Republit, am Ber fassungstag nicht beflaggt. Auf Anfrage an zwar vielleicht nicht zuständiger", dafür aber eingeweihter Stelle fam der interessante Bescheid, daß der Friedenauer Bahnhofsvorsteher eben die dienstlich vorgeschriebene Reichsflagge nicht beschafft, obwohl er sie ja nicht aus eigener Tasche zu bezahlen brauchte. Es scheint sich auch feine seiner vorgesezten Behörden um die Nichtbeflaggung und den Flaggenmangel des Friedenauer Bahnhofs gefümmert zu haben. Dürfen wir erhoffen, daß dies jetzt geschehe? Im Bedarfsfalle und wenn die Reichsbahngesellschaft jo tnapp mit Geld ist, wären wir auch bereit, eine öffentliche Sammlung zur Beschaffung einer Reichsflagge für den Bahnhof Friedenau zu eröffnen.
Susi gestorben.
Die Adoptivtochter des Afrikaforschers Hans Schomburgt, die Schimpansin Susi, ist einer Lungenentzündung zum Opfer gefallen. Mit ihm trauern nicht nur viele Erwachsene, sondern vor allem die Kinder, denen die kleine Schimpansin durch ihr zutrauliches Wesen zur lieben Spielgefährtin wurde. Sufi wurde im Goleland mit Lianen gefangen und Schomburgt zugebracht, zu dem fie eine starke Butraulichkeit faßte. Sie ließ sich von keinem Neger anfassen, so daß der Forscher das verlassene Affenfind vom Urwald bis zur Rüfte selber tragen und betreuen mußte. Fast anderthalb Jahre war Susi sein Pflegekind, bis er sie dem 300 und somit der Kinderwelt schenkte. Leider traf sie nun das Schicksal fast aller Schimpansen, der baldige Tod durch Lungentrantheit. Das nordeuropäische Klima sagt den menschenähnlichen Affen der Tropen nicht zu, fo daß fie trotz aller Pflege früher oder später eingehen. So ist auch Susi, nachdem sie den Winter überstanden, im Sommer zu dem tropischen Paradies eingegangen, in dem ihre fleine Affenseele sich) wieser der für sie entschieden erfreulicheren Gesellschaft mit ihres gleichen erfreuen mag.
Handgranatenwerfen in einer städtischen Turnhalle.
Zur Ertüchtigung seiner Mitglieder bildet bekanntlich der Stahlhelm seine Mitglieder militärisch aus. So hält es auch die Stahlhelmjugend, die u, a. in einer städtischen Turnhalle im Südwesten fog. Sportabende veranstaltet. Dabei wird natürlich das Erhardt- Lied gesungen. Interessant ist, daß auch Handgranatenwerfen geübt wird, wozu Holzhandgranaten mit Stiel und Eisenbeschlag verwendet werden. Von den Parteien der Linten wird in der Bezirksversammlung Kreuzberg eine diesbezügliche Anfrage eingebracht werden, damit dieser Mißbrauch städtischer Einrichtungen aufhört, der offensichtlich dazu dient, den rechtsradikalen Böbel einzuegerzieren.
Reichswehr feiert den Tag von St. Privat . In Potsdam und auch in einigen westlichen Vororten von Berlin ist ein Platat ausgehängt, das folgenden Tert trägt:
tätigen Zwecken zu.
Dienstag, den 18. August, Tag von St. Privat . Auf dem hiftorischen Boden des Luftgartens: Große Militärmufilaufführung und Zapfenstreich. Acht Musikkapellen und das Spielleutechor des gesamten 9. preußischen Infanterieregiments unter Leitung des Armee mufitinspizienten Prof. Hafenberg. Der Reinertrag fließt wohl Unter den Eintrittskartenausgabestellen ist auch die deutschnationale Botsdamer Tageszeitung" verzeichnet. Aus welchem Grunde die unserer heutigen Generation glücklicherweise bereits gänzlich unbekannte Schlacht von St. Privat ausgerechnet durch acht Reichswehrmusikkapellen unter Leitung des Armeemufil. inspizienten gefeiert werden soll, ift feineswegs ersichtlich, auf jeden Fall aber vollkommen überflüssig. Außerdem, was soll das heißen: Der Reinertrag fließt wohltätigen Zwecken zu? Es ist auf dem Plakat überhaupt feine Wohlfahrtsorganisation per merkt, und wir sehen uns deshalb veranlaßt, den Potsdamer Polizeipräsidenten zu ersuchen, sich um diese mert.
würdige obiture Wohlfahrtsangelegenheit zu, pflichten, in furzer Zeit das geliehene Geld zurückzuzahlen. Auch befümmern, damit nicht etwa unter dem Deckmantel des beliebten volkstümlichen Wortes Wohlfahrt allerlei unbekannte Leute auf bequeme Art ihr Geschäft machen. Vollkommen unverständlich aber ist es, warum eine derartige höchst private Angelegenheit mit start nationalistischem militaristischem Anstrich auch noch wie wir feststellen fonnten in einem Bahnhofsvorraum der Reichsbahn ausgehängt werden konnte.
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„ Jeder muß seine Gesinnung gesittet vertreten." Rechts vor dem Vorsitzenden des Potsdamer Amts. gerichts ein dicker Eichenfnüppel, links von ihm ein ähn liches Raliber, nur mit abgebrochener Spize. Mit einem dieser gefährlichen Werkzeuge soll der Angeklagte D., ein Mitglied der Kommunistischen Partei aus Potsdam , den Obergefreiten Nebu tadnezar Schulz vom Reichswehrregiment 9 mißhandelt haben. Am Abend des 28. April d. J. gingen vier Reichswehrsoldaten Straßen in Potsdam entlang, als sie von einem Trupp Kommu niften gehänselt wurden. In der Kaiser- Wilhelm- Straße fam es dann zu einem bösen Zusammenstoß. Wie auf Kommando stürzten dort aus einem Lokal etwa 40 Mitglieder vom Roten Jungbund heraus und beschimpften die Soldaten. Der Angeklagte verfette dem Nebukadnezar Schulz einen schweren Schlag über den Kopf und auf den Arm, als dieser blank gezogen hatte. Mit entrollter roter Fahne und Stöcken schlugen die Kommunisten drein. Nach der Schlacht" fand man die beiden Stöcke, die jetzt neben dem Vorsitzenden liegen. Es gelang nur, die Personalien von D. und eines anderen Kommunisten festzustellen, der aber jetzt unauffindlich ist. Die anderen waren vor den blanfgezogenen Seitenden seinen. Der andere Stod wurde von einem als Zeugen gegewehren ausgerückt. Der Angeklagte erkannte einen der Stöcke als ladenen Kommunisten anerkannt. Als das Gericht dem Zeugen den Stod übergab, meinte diefer:" Behalten Sie man den Ehrenfäbel für sich zum Andenken." Das Gericht erkannte wegen gemeinschaft licher Körperverlegung auf einen Monat Gefängnis und Ginziehung des zum Schlagen benutzten Stodes. Der Vorsitzende führte in der Urteilsbegründung aus, daß solchem Treiben energisch entgegengetreten werden müsse. Im deutschen Lande könne jeder eine Gesinnung haben wie er wolle, aber er müsse sie gesittet vertreten, denn wir leben hier nicht in Indien . Wort, das man von Gerichtswegen auch mal auf die völkischen Ein sehr wahres nüppelgarden angewendet sehen möchte.
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80-100 Prozent Zinsen.
Die Aermften der Armen bewuchert. nermeister 5a ßler, der sich vor dem Schöffengericht mitte megen Als ein Ausbeuter der Notlage seiner Nächsten erwies sich der Schreigewerbsmäßigen Wuchers zu verantworten hatte. Die Fälle, die dem Gericht zur Aburteilung vorlagen, zeigten eine erschreckende Habgier. Der Angeklagte hatte sich nicht gescheut, arme und alte Leute in magloser Weise auszubeuten. Eine alte Witwe, die sich einer Operation unterzogen hatte, war in große Geldverlegenheit geraten. Da sie nicht mehr das Notwendigste zum Lebensnterhalt hätte, wandte sie sich wegen eines Darlehns von 350 M. an den Angeklagten, der ein Geldvermittlungsgeschäft betrieb, und erhielt auch die verlangte Summe, jedoch mußte sie nicht nur 80 Proz. 3insen zahlen, von denen gleich vorweg ein Teil von der Darlehnssumme in Abzug gebracht wurde, sondern sie mußte sich auch noch verpflichten innerhalb vier Monate den ganzen Betrag
nebst dem Rest der Zinsen zurückzahlen. Zur Sicherheit mußte sie die Einrichtung ihrer Wohnung dem Bucherer verpfänden. Als sie die letzte Ratenzahlung von 100 Mart nicht leisten konnte, drohte ihr der hartherzige Geldverleiher mit der Abholung der Möbel. unter Tränen schilderte die Zeugin dem Gericht wie unerbittlich der Angeklagte die Schuld eingetrieben hatte. In einem anderen Falle war ein Mann stellungslos geworden und brauchte ein Darlehen von 1000 Marf. Er erhielt 890 Mart ausgezahlt und mußte sich ver
Das Rundfunkprogramm.
Sonntag, den 16. August.
F
9 Uhr vorm.: Morgenfeier. 1. A. Böhme: Präludium( Dr. Artur Böhme, Harmonium). 2. Fr. Schubert: Ave Maria( Gina Götz, Alt). 3. Fr. Kreisler: Rondino( Heino Siede, Violine; Dr. A. Böhme, Harmonium). 4. Bibelrezitation( Bibelsprecher Johannes Zwingli- Kirche. 6. G. Tartini : Adagio cantabile( Heino Siede, Schulzke). 5. Ansprache des Herrn Pfarrer Dr. Horn von der Dr. Artur Böhme). 7. Fr. Händel: Arie: O hör mein Fleh'n, aus Samson"( Gina Götz). 4 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). Abteilung Landwirtschaft. Dr. Julius Koch:" Die Herstellung alkoholfreier Obstgetränke im eigenen Haushalt". 5-6.30 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. Die italienische Oper. 7 Uhr abends: Humoristisches Funkallerlei( Georg Bamberger). 7.45 Uhr abends: Dr. Ernst Herrmann: Zur Geologie von Berlin ". 8.30 Uhr abends: Populärer Abend. 1. a) Schubert- Berté: Zu jeder Zeit, wie mich's grad' freut, aus der Operette Dreimäderlhaus", b) Schubert- Berté: Nicht klagen, aus der Operette„ Dreimäderlhaus", c) Joh. Strauß : Als ich ward' ihr Mann, aus der Operette Wiener Blut ". d) Bromme: Ihr Frauen, Ihr wollt ja belogen sein, aus der Operette Schäm dich Lotte( Franz Baumann, Tenor). 2. a) Mendelssohn- Bartholdy: Hochzeitsmarsch aus dem Sommernachtstraum", b) Ritter: Großmütterchen erzählt, Fantasie, c) Joh. Strauß: Rosen aus dem Süden, Walzer( Britzer Mandolinenklub 1920, Dirigent: Willi Schickgramm). 3. a) Nicolai Als Büblein klein, aus der Oper„ Die lustigen Weiber von Wind sor ", b) Altniederländisches Fuhrmannslied, c) Blasser: Lacrimae Christi( Erik Schubert, Baß). 4. a) Lange: Blumenlied, b) Trans lateur : Wiener Praterleben. Walzer, c) Seifert: Kärtner- Liedermarsch( Britzer Mandolinenklub 1920). 5. a) Fischer: Im tiefen Keller, b) Tod von Basel , Volkslied, c) Reißiger: Schlesische Zecher( Erik Schubert). 3. a) Granichstädten: Das Leben wär' so häßlich, aus der Operette Bacchusnacht", b) Fritz Redl : Der Geiger, c) Lob: Zu Heidelberg Student, d) Hoppe: Ein rheinisches Mädchen( Franz Baumann). Am Flügel: Ludwig Preiß. 10 Uhr abends: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. Königswusterhausen, Sonntag, den 16. August.
der
11.30-12.50 Uhr mittags: Konzert, veranstaltet von Konzert- und Opernsängerin Edith Bach, Berlin . Mitwirkende: Edith Bach, Sopran; Ilse Freimann- Wartenberg, Violine; am Flügel: Elsbeth Owert. 1. Drei Lieder, gesungen von E. Bach: a) Brahms : Ständchen, b) Taubert: Der Vogel im Walde, c) Ein kleines Negerlied. 2. a) Rubinstein: Melodie( Violine), b) Mathesen: Air auf der G- Saite( Violine und Harmonium). 8. a) Thomas: Kennst Du das Land, aus Mignon"( Gesang), b) Bizet : Arie der Lelia, aus Perlenfischer"( Gesang). 4. Drei Lieder mit Violinbegleitung. 5. Puccini : Arie der Tosca , aus Tosca ". 6. Karl v. Dittershorf: Der deutsche Tanz( Violine). mittags: Esperantovortrag.
Montag, den 17. August.
12 Uhr
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4.40 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Frau( Die Frau mit dem, Aber"). 5-6.30 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Ber liner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 7-7.50 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 7 Uhr abends: Abteilung Heilkunde. Professor Dr. Paul Sommerfeld: Vergiftungen Uebertragung von Krankheiten durch Nahrungsund Genußmittel". 4. Vortrag. 1.30 Uhr abends: Abteilung Handel. 8.30 Uhr abends: Wagner - Abend. Dirigent: Bruno Seidler- Winkler . Dipl.- Handelslehrer William Hesse:" Buchführung". 5. Vortrag. 1. Ouvertüre zu„ Tannhäuser "( Orchester). 2. Hallen- Arie aus Tannhäuser "( Hanna Gorina, Sopran). 3. Zug der Friedensboten, aus aus„ Rienzi "( Orchester). 4. Gebet, aus" Rienzi "( Kammersänger Hans Tänzler, Tenor). 5. Ein Schwert verhieß mir der Vater, ( Schluß des ersten Aktes) aus der, Walküre "( Hanna Gorina und Kammersänger Hans Tänzler). Berliner Funk orchester, 10 Uhr abends: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30 Uhr abends: Schachfunk( E. Nebermann).
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hier wurde die Wohnungseinrichtung verpfändet und der Schwiegervater mußte feine Pensionsansprüche abtreten. Diesem Zeugen wurden 96 Pro 3. 3insen berechnet. Ebenso lagen noch einige andere Fälle. Das Schöffengericht Mitte unter Borsiz von Amtsgerichtsrat Dr. Neumann war der Meinung, daß derartige traffe Fälle der Ausbeutung der Notlage eine außergewöhnlich strenge Strafe verdienten. Haßler wurde wegen gewerbsmäßigen Wuchers zu einer Gesamtstrafe von 1 Jahr Gefängnis, 500 Mart Geldstrafe und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Nicht Polizei um Hilfe rufen. Sonst Strafmandat.
Ein Freund unferes Blattes schildert uns im folgenden seine Erlebnisse mit der Polizei in der Nacht nach den Verfassungsfeierlichkeiten am Sonntag:
Belcher burlesken Tollheiten im 7. Jahre der deutschen Republif ein Staatsbürger gewärtig sein muß, sei an einem drastiIn der Nacht vom 10. zum schen Beispiel erläutert. 11. August, gegen 1 Uhr, tam ich auf dem Nachhausewege an erregten politischen Ansammlung in der einer sehr Uhlandstraße vorbei. Einige Reichsbannerleute waren hier dem Vernehmen nach von Mitgliedern des Frontbannes an gefallen worden. Schon waren die Gegner beruhigt beim Auseinandergehen, als plötzlich aus einem in der Nähe gelegenen Restau rant ein völlig unbeteiligter, allem Anschein nach total betrunkener Mana herausstürzte, der unter unglaublichen Beschimpfungen wie ein Berserker auf einzelne der Reichsbannerleute einzuschlagen begann. Als die Polizei zu dieser wüsten Szene tam, beschuldigte Ich hatte mich bisher rein beobachtend völlig im Hintergrunde gedieser Krakeeler die Republikaner der Urheberschaft des Krawalles. halten, ohne ein Wort zu sagen. Nun trat ich zu dem Polizeimann heran und sagte Folgendes: Herr Beamter, ich stelle mich als Beuge dafür zur Verfügung, daß dieser Herr soeben erst und daher über die Ursachen des Zuhinzugekommen sammenstoßes teine Auskunft geben kann." Das war für die entfesselte völlische Rotte das Signal, unter den wüftesten Schmäh rufen mit Knüppeln, Schlagringen und Fäusten über mich herzufallen und aufs schwerste zu mißschreitungen der Bölkischen waren, rührte fich fein Beamter, handeln. Trotzdem die Beamten Zeugen der brutalen Ausum mir beizustehen. Gestern aber, und das ist das Unglaublichste an der Sache, befomme ich als grundlos von Wegelagerern Weberfallener ein Strafmandat von 20 m. Dieses Mandat ging aus vom Polizeiamt in Wilmersdorf . Ich Polizeibeamten als Mitzeugen um feine Dienst hatte nach dem lleberfall einen der Hauptattentäter von der Polizei feststellen lassen, hatte den nummer ersucht, und war daraufhin freundschaftlich st um meine Adresse gebeten worden. Das wäre fo üblich, aber ich tönnte völlig unbesorgt sein. Dar aus resultiert das Strafmandat! Das bedeutet:
, Wenn dich einmal jemand überfallen sollte, sei es ein Raufbold, ein Dieb, oder ein Mörder, rufe um Gotteswillen, teinen polizeiLeib und Leben bedroht."
lichen Schuh herbei, denn du bist schuldig, nicht der, der dich an
Feuer im staatlichen Schauspielhaus. Berliner Feuerwehr. Sie rückte sofort in großer Stärke dorthin aus. Dieser Ruf alarmierte am Sonnabend nachmittag die Ram aber nicht in Tätigkeit, weil Angestellte die Flammen inzwischen erfolgreich mit zwei Schlauchleitungen gelöscht hatten. Ueber den Brand, der das Theater in die größte Gefahr gebracht hat, wird uns berichtet:
Das Schauspielhaus wird zurzeit von einer Privatfirma gründlich im Innern gereinigt. Gegen die feuerficherheitlichen Bestimmungen, die jede Berwendung von Benzin ausschließen, benugten die Arbeiter Benzinlösungen zum Reinigen der Vorhänge im Fayer und eine elektrische Lichtleitung, die transportabel war, um überall genügend Licht zu haben. Eine dieser transportablen Glühlampen fiel von einer Leiter und zerbrach. Die Benzindämpfe entzündeten sich an der Birne und im Nu standen die Wandbehänge im Foyer und im Orchester in Flammen. Da das Theater zurzeit gefchloffen ist, war teine Feuersicherheitswache anwesend. Die tungen vor und gaben damit tüchtig Waffer. So gelang es mit Angestellten nahmen zum Glüd gleich mehrere Schlauchlei der Hausleitung den Brand zu löschen und auf das Fayer zu beschränken. 125 Liter Benzin, die noch unverbraucht waren, fonnten gefchügt werden. Wären auch fie entstammt, hätte das Feuer wohl faum gelöscht werden können.
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Beisehung mit Knüppeln.
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Die Beisetzung des in der Notwehr erschossenen Frontbann mitglieds Dolle fand gestern auf dem Stegliger Friedhof statt. Auf dem Fehrbelliner Blag hatten sich Mitglieder der völkischen Berbände, wie Werwolf", Jungdo"," Frontbann" usw. eingefunden, um den Trauerzug zu begleiten. Wer die Munterfeit dieser„ Leidtragenden" beobachten konnte, glaubte, daß es eher zu einem Tanzvergnügen, als zu einer Trauerfeier gehen sollte. Trok des Polizeiverbotes wurden zahlreiche Knüppel mit geführt, und das Verbot wurde feils dadurch umgangen, daß Bölkische in Rivilkleidung die Stöcke der in Gruppen marschierenoft 10 bis 12 Stüd trugen. Die Passanten verhielten ich durchweg passiv und ließen den knapp 1000 Mann starken Zug ftumm vorüberziehen. Die Straßen, die durchzogen wurden, wiesen auch feinen schwarzweißroten Flaggenschmuck auf, wie es angefündigt worden war. Nach der Bestattung formierte sich das Gefolae, Schmählieder auf die Republik singend, zum 25marsch. Beim Rüdmarsch durch die Straßen des Westens Bahnhof 300 wurde der Zug dann von dem Offizier des Begleitautos wurden wie üblich jüdische Passanten mit Redensarten bedacht. Am aufgelöst. Den Befehlen folgten die Völkischen nur widerwillig. Kaum war der mit Schupo bemannte Lastwagen abgefahren, als wiederum die Passanten, die den 300 passierten, beschimpft und tätlich angegriffen wurden. Sofort zu Hilfe eilende Schupo fonnte die Angreifer, die sich in das berüchtigte Sammelquartier der feftftellen. Das Verhalten der Schupo war durchaus einwandfrei Bölkischen, in das Café Wilhelma", flüchteten, leider nicht mehr und fand überall den Beifall des Publikums.
Falsche Rentenbankscheine.
Neue Fälschungen von Rentenbandscheinen zu zehn und fünf Mart sind teils in Groß Berlin , teils in Hannover , Göttingen und Ostpreußen aufgetaucht. Die Merkmale der falschen Behnrentenmarfscheine sind folgende: Gewöhnliches, im Griff ziemlich lappiges Papier; durch Uebertünchen mit grünlicher Farbe vorgetäuschter Stoffauflauf; die Fasern fehlen; das Wasser. zeichen ist anscheinend durch Schabung unvoltommen nachgeabmt. Vorderseite: das Drudblb zeigt ein den echten Stücken ähnliches, aber ungenau narhnebildetes Untergrundmuster. Die zur Beschrif fung verwandten Typen weichen im Schnitt erheblich von benen der echten Scheine ab. Im Tert fallen besonders die Zahlen 5" zweiten Tertzeile ist das Wort„ Berlangen" mit einem fleinen„ D und 500" durch ihr abweichendes dünnes Aussehen auf. In der Ende das„ e". Rückseite: das Druckbild wirft unsauver. Im wiedergegeben. Beim vorlegten Wort Rentenbriefe" fehlt am Straffat fehlt in der dritten Zeile hinter Bucht" der Bindestrich, in der legten Beile am Worte nicht das" t". Herstellungsart Buchdrud, Umlaufsorte Hannover , Göttingen . Die Merkmale der falschen Fünfrentenmartscheine find: Gewöhnliches, im Griff lappiges Papier; der Stoffauflauf ist durch Ueberiünchen mit gelblicher Farbe vorgetäuscht; die Fajern sind wenig erkennbar auf
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