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Nr. 385 42. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Regelung der interalliierten Schulden.

Weltwirtschaftliche Umschan.

Die Bereinigten Steaten von Amerika machen endlich mit der Cintreibung ihrer Kriegsschuldforderungen an Frankreich und Italien Ernst. Sie forderten diese Länder auf, Delegationen zur Regelung dieser Schulden nach Amerifa zu entsenden und die Besprechungen sind bereits im Gange. Es handelt sich hier um Entscheidungen von größter Tragweite nicht nur für die betreffen den Länder, sondern für die ganze Weltwirtschaft. Müssen Frant­reich und Italien jährlich riesige Summen an die Vereinigten Staaten bzw. England abführen, so würde daraus eine ebenso große Umwälzung der wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Länder sich ergeben, wie von der Regelung der deutschen Reparations­laften. Auch diese Länder müßten dann nicht nur große steuerliche Ueberschüsse bereitstellen, sondern auch für die llebertragung dieser Summen an die Gläubiger sorgen, d. h. sie müßten gleich Deutschland riesige Ausfuhr überschüsse zu erzielen Ausfuhrüberschüsse suchen, die vor allem von den Vereinigten Staaten aufgenommen werden müßten. Die Bereinigten Staaten verteidigen sich jedoch durch unüberwindliche Schutzollmauern gegen das Ein­strömen französischer und italienischer Luruswaren. Rohstoffe fönnen aber weder Frankreich noch Italien liefern. Diese wenigen Andeutungen sollen auf die weltwirtschaftliche Bedeu, tung des Problems hinweisen.

Der Druck der Vereinigten Staaten .

Die Schulden der Siegerländer England, Frankreich und Italien an die Bereinigten Staaten und der beiden letzteren an England wurden, mit Ausnahme der englischen Schuld an Amerika , bisher nicht geregelt, ja es haben Frankreich und Italien bisher nicht einmal die Zinsen ihrer Schulden bezahlt. Nur England hat aus Prestigegründen, um sein Ansehen als leitende Geldmacht der Welt nicht einzubüßen, eine Vereinbarung mit den Bereinigten Welt nicht einzubüßen, eine Vereinbarung mit den Bereinigten 160 Millioner Dollar an diese abführt. Diese Zahlungen stellen für das englische Budget eine große Belastung dar, und so wird z. B. der Protest der amerikanischen Gurimiindustrie gegen das englische System der Einschränkung der Gummierzeugnisse zum 3wed von Preissteigerungen mit dem Hinweis auf diese Lasten erledigt. Die englische Wirtschaft braucht die Gummigewinne zu Lasten Ameritas um die jährliche Zahlungslast ertragen zu können. Frankreich und Italien wurden zwar wiederholt, vor allem seitens Englands, aufgefordert, ihre Schulden zu regeln; ein Drud aber wurde bisher nicht ausgeübt. Die Anregungen Bonar Laws, Anfang 1923 in Paris , wurden infolge der Streitigkeiten über die deutsche Reparationsfrage von Frankreich und Italien nicht an­genommen, was heute als ein schwerer Fehler angesehen wird. Waren doch diese viel günstiger als was heute erreicht werden kann. Der jezt von den Bereinigten Staaten ausgeübte Drudt ist aber ernstzunehmen. Amerifa hat eine starke Waffe in der Hand: die Drohung mit Kreditverweigerung. Frankreich und Italien brauchen Kredite, nicht nur für ihre Wirt schaft, sondern auch für die Stabilisierung ihrer Wäh rung. Lettere fann bis zur Regelung der internationalen Schulden nicht erreicht werden. Da für diese Länder, vor allem für Frant­reich, der Zeitpunkt gekommen zu sein scheint, wo die schädlichen Wirkungen der Inflation nicht für die Arbeitnehmer, sondern auch für die Kapitalisten sich fühlbar machen, müssen sie ernstlich an die Stabilisierung der Währung denten, was jedoch ohne amerikanische Hilfe nicht möglich ist. Freilich fann eine übergroße Belastung dieser Länder mit Zahlungsverpflichtungen an Amerita ihre Währungen wieder in Unordnung bringen. Dies ist jedoch die Sorge späterer Zeiten und Caillaur scheint große Opfer bringen zu wollen, um sich nur eine Atempause für die nächsten Jahre zu verfchaffen. Die Frage, warum die Bereinigten Staaten auf der Regelung dieser Schulden bestehen, tann schwer beantwortet werden, zumal das Budgetjahr in den Vereinigten Staaten mit einem großen Ueberschuß endete und, wie eben er: wähnt wurde, Amerita schwerlich geneigt ist, die in Rede stehenden Forderungen in Form von Warensendungen oder Sachlieferungen aufzunehmen. Man muß hier politische bzw. machtpolitische Gründe annehmen. Amerifa streicht die Schulden nicht, sondern besteht auf seinem Schein, um dadurch der Herr Europas zu werden, ungeachtet der Tatsache, daß es Situationen gibt, wo nicht der Gläubiger, sondern der Schuldner die Trümpfe in der Hand hat.

Die franzöfifchen und italienischen Schulden. Der Hauptgläubiger Frankreichs ist Amerifa, der Italiens aber England. Frankreich schuldet an die Bereinigten

Auch die Braunkohle meldet sich.

Die vom Zechenverband in Essen über die Lage im Ruhrberg bau an den Reichskanzler gerichtete Denkschrift enthält bekanntlich einige Angriffe gegen den deutschen Braunkohlenbergbau. Wie die Konjunktur- Korrespondenz" erfährt, wird die Spißenorga nisation des Brauntohlenbergbaus diese Angriffe zum Anlaß nehmen, ihrerseits die Lage des Braunfohlenbergbaus in einer Denkschrift an den Reichskanzler darzustellen. Aus dem Inhalt teilt die genannte Korrespondenz folgendes mit:

,, Die Ruhrdentschrift begeht vor allen Dingen den Fehler, daß fie die außergewöhnlich günstigen Verhältnisse des rheinischen Braunkohlenbergbaus auf den gesamten übrigen deutschen Braun­fohlenbergbau überträgt, der mit 73 Proz. an der Gesamtproduktion beteiligt ist. Ferner ist die Auffassung unzutreffend, daß der Ruhr bergbau sich allein in mißlicher Lage befindet. Die Dentschrift meist ziffernmäßig nach, daß die Rüdgänge in der Pro duktion, im Absah und in der Belegschaft, seit Januar d. J. im mitteldeutschen Brauntohlenbergbau stärker gewesen sind als an der Ruhr. So fiel der Brikettabsatz von 2 026 000 Tonnen im Januar auf 1373 000 Tonnen im Mai, also mithin ein Rückgang von 32,2 Proz. Ein Fehler der Denkschrift liegt weiter darin, daß die Förderanteilziffer je Mann und Schicht im Ruhrbergbau ohne weiteres verglichen wird mit der entsprechen den ffer aus dem rheinischen Braunkohlenbergbau. Es ist unter­lassen worden, auf Heizwertbafis umzurechnen. Nimmt man diese Umrechnung nach dem Schlüssel, den die Ruhrdenkschrift selbst gibt, vor, so errechnet sich für den mitteldeutschen Braunkohlen­bergbau für das Jahr 1924 ein Förderanteil je Mann und Schicht von 0,71 Tonnen. Die Ruhr hat in derselben Zeit 0,902 Tonnen erarbeitet. Ferner wird dargetan, daß von einer tariflichen Be­günstigung des Braunkohlenbergbaus gegenüber dem Steinkohlen: bergbau keine Rede sein kann. Der Steinkohlenbergbau ist ganz allgemein begünstigt gegenüber dem Braunkohlenbergbau durch die gleichmäßige Behandlung beider Brennstoffe im Kohlenaus nahmetarif ohne Rücksicht auf den Heizwertinhalt. Ferner ist die Ruhrkohle bevorzugt durch die Verschiebung in den Staffeln des Tarifes und ganz besonders durch die Umschlag- und Küstentarife. Die Dentschrift weist den Vorwurf zurüd, daß die Ruhrkohle In den Zeiten der Rohlennot durch Maßnahmen des Reichstohlen tommiffars zugunsten der Braunkohle zurückgedrängt worden sei. Sie macht darauf aufmertiam, daß die leistungsfähigere Braun tohle zur Dedung des Ausfalles herangezogen worden sei, den die

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Staaten beinahe 3 Milliarden Dollar, ohne die rückstän digen Zinsen, die sich Ende 1925 af nicht weniger als 800 mil lionen Dollar belaufen werden. Gegenüber Großbritannien besteht cine franzöfifche Schuld von 619 millionen Pfund, wovon Juli 1924 174 Millionen auf Zinsen entfielen. Neben diesen Frankreichs her, die jetzt schon regelmäßig verzinst und amortisiert Schulden laufen aber andere, sogenannte wirtschaftliche" Schulden werden. Diese wirtschaftlichen Schulden belaufen sich gegenüber den Bereinigten Staaten auf über 600 Millionen Dollar, gegenüber England auf mehr als 50 Millionen Pfund. Im laufenden Jahr muß Frankreich für diese wirtschafltichen Schulden" fast 50 mil llionen Dollar verwenden, im Jahre 1929 werden auf diese Schulden mehr als 400 Millionen Dollar fällig sein der Gegenwert der Frankreich überlassenen amerikanischen Kriegsvorräte nach 1930 machen. Bon diesen Schulden ist aber gegenwärtig nicht die Rede, werden diese Verbindlichkeiten noch 163 Millionen Dollar aus­sondern nur von den obenerwähnten politischen Schulden. - Italien schuldete England Ende März 1925 14 691 Millionen Lire , den Bereinigten Staaten aber im gleichen Zeitpunkt 8537 Millionen Lire , die bisher fälligen Zinsen für beide Schulden in­begriffen. Nach der Lage vom März 1925 belief sich der Zinsen betrag auf jährlich 735 Millionen Lire für die englische Schuld und 427 Millionen für die amerikanische.

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Würde die Regelung dieser Schulden auf derselben Grundlage erfolgen, wie die der englischen, und würde die bisherige Zinsen­Schuld erlassen, so müßte Frankreich jährlich 65 Jahre lang eine Summe von mindestens 250 Millionen Dollar an seine beiden Hauptgläubiger abführen; d. h. es müßte jährlich mit den miri­schaftlichen Staatsschulden 6 Milliarden Papierfrant mehr Steuereinnahmen erzielen. Da gegenwärtig aus den Ein­nahmen von 33 Milliarden Frank 19 Milliarden für den öffent­lichen Schuldendienst im Inland bestimmt sind, müßten 6 neue Mil­liarden für die Zahlung der interalliierten Schulden jährlich hinzu kommen. Aus Italien liegen Berechnungen vor, denen zufolge bei der Herabsehung der Verpflichtung auf die Hälfte Italien außer den Beträgen, die es von Deutschland auf Reparationskonto emp­fängt 10 Proz. der gesamten Reparationsleistungen iähr lich 250 millionen Goldlire für die Bezahlung der inter­allierten Schulden aufbringen müßte. Dies wäre budgetmäßig feine besonders schwere Aufgabe, jedenfalls leichter als für Frank­ reich die Aufbringung des erwähnten und viel größeren Betrages. Doch bleiben die Möglichkeiten der Uebertragung an die Gläubiger Transfer auch für Italien problematisch.

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Interalliierte Schulden und Reparationszahlungen. Englands Jahreszahlungen an die Vereinigten Staaten be­tragen 160 Millionen Dollar. Würden die anderen interalliierten Schulden auf gleicher Basis geregelt werden, so würde dies weitere 290 Millionen Dollar ausmachen, zusammen 450 Millionen Dollar, nahezu zwei Milliarden Goldmart. Es wurde nun der Plan auf­geworfen, die Reparations- und die interalliierten Schulden mitein­

ander in Verbindung zu bringen. Eine Berrechnung dieser Schulden würde ergeben, daß sämtliche Reparationszahlungen Deutschlands unmittelbar an Amerifa abgeführt werden müßten. Eine folche Lösung hätte große Vorteile und brächte die Vereinfachung des ganzen Tilgungssystems mit sich, würde aber Deutschlands Abhängigkeit von den Bereinigten Staaten zu einer vollkommenen machen, während es heute in bezug auf seine Reparationsleistungen von einer Anzahl von Ländern abhängig iſt. Wir wissen nicht, ob der hier erwähnte Plan Aussichten auf Ber­wirklichung hat.

Rußlands Schulden an Frankreich .

Bisher unkontrollierbare Gerüchte besagen, daß Rußland den Schuldendienst für die russischen Vorfriegsanleihen Frankreichs wieder aufnehmen wird. Die ausländischen Schulden des ehe­maligen Rußlands betragen 13 Milliarden Rubel und entfallen zum großen Teil auf Frankreich . Wir wissen nicht, in welchem Um fange Rußland die Schulden anerkennen bzw. verzinsen und tilgen soll. Mit Rücksicht auf die politische Gesamtlage scheint eine Rege­lung der russischen Schulden zugunsten Frankreichs nicht aus= geschloffen zu sein, weil sich Rußland gegenüber der neuen Cintreifungspolitik Englands politisch Frankreich nähern möchte. Indessen könnte eine russische Schuldenregelung nur bei gleich zeitiger umfangreicher Kreditgewährung an Rußland zustandekommen und es ist zu bezweifeln, daß Frankreich , das foeben die Regelung seiner eigenen Schulden an die Vereinigten Staaten und England in Angriff genommen hat, namhafte Rapita lien Rußland zur Verfügung stellen könnte. 21. 5.

Ruhrkohle nicht decken konnte. Im übrigen wird angegeben, daß der größte Teil dieser Ersaglieferung heute bereits wieder an die Ruhr abgegeben worden sei.

Ein Wettbewerb für Agrarmaschinen. Das Reichsverkehrs. minifterium und das Reichsministerium für Ernährung haben zur Förderung der heimischen Landwirtschaft einen Wettbewerb für Kleintraftschlepper durchgeführt. Auf Grund einer mehrmonatigen Brüfung im nraftischen Betriebe unter der Leitung der Herren Geheimrat Prof. Dr. Fischer und Oberamtmann Schurig in Markee bei Nauen und einer anschließenden eingehenden Unter­suchung in der Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge Technische Hoch­Schule Charlottenburg unter Leitung des Herrn Prof. Dr. ing. Becker hat das Preisgericht folgende Schlepper ausgezeichnet: 1. Preis von 100 000 m. für den Felddant" der Firma Heinrich Lanz , Mann­ heim , zwei 2. Preise von je 30 000 m. für den WD- Rad fchlepper der. Firma Deutsche Kraftpflug- Gesellschaft, Berlin , und den Böhl Benzolschlepper" der Firma Böhl- Werke, Gößniz.

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welche seit 3% Jahren die ausschließliche Repräsentantin der Die Firma Karl Saade v. Co., Berlin , Potsdamer Straße 75, Stinnesschen Metallintereffen in Berlin , Mittel- und Ostdeutschland war, hat ihr Vertreterverhältnis mit den Hause Stinnes in freundschaftlicher Weise gelöst.

Großhandelsinder. Das Reichsstatistische Amt berechnet den Großhandelsinder für den Stichtag des 12. Auguft mit 134,2 gegen über 133,8 am 5. Auguft. Die Steigerung beträgt 0,3 Prozent.

Konzentrationsbestrebungen machen sich im schweizerischen Bank­Die Konzentrationsbeftrebungen im schweizerischen Banfwefen. wesen, wie dies Rychner in der Schweizerischen Zeitschrift für Volkswirtschaft und Sozialpolitik" feststellt, immer in den Kriegs. zeiten bemerkbar. In den Kriegsjahren, 1140 eine An ahl Bantzusammenbrüche aufgetreten sind, war der Höhepunkt der Kon­zentrationsbestrebungen zu verzeichnen. Die Berschmelzungsvor gänge wurden dann nach Kriegsschluß, besonders in der zweiten Hälfte des Aahres 1929 Patres hieroitetauerit be inflict. Landwirtschaft. Sie Gründung von Revisionsverbänden der Klein. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Zustände, der gute Gang der banten und Sparkassen haben die Konzentrationsbewegung zum Stillstand gebracht. Troßdem kann die durch die Krisen verstärkte Tendenz zur Konzentration in Bufunft die Weiterbildung zur Monopolftellung eines Banffartells ermöglichen.

Sonntag, 16. August 1925

Betriebswohlfahrtspflege.

Gründungskongreß der Internationalen Bereinigung für Betriebswohlfahrtspflege.

Ende Juni tagte in Blissingen ein internationaler Kongreß für Betriebsmohlfahrtspflege. Einer hol­ländischen Anregung folgend, tamen Fabrikwohlfahrtspflegerinnen, höhere Beamte von Gewerbeinspektionen, Betriebsingenieure, Mit­glieder psychologischer Institute, Leiter großer Wohlfahrtsorgani­fationen und sozialer Frauenschulen und auch Vertreter großer Fir men aus 18 verschiedenen Ländern zusammen, um über die Wohl­eingeleitet durch Berichte über die soziale Gesezgebung und über den fahrtspflege in den Betrieben zu beraten. Die Verhandlungen wurden Stand der Wohlfahrtspflege in den verschiedenen Ländern.

Die günstigsten Berichte tamen aus England und Amerika . In England wurde die Betriebsfürsorge ähnlich wie in Deutschland während des Krieges und im Kriegsinteresse eingeführt. Heute sind dort etwa 800 Fürsorgerinnen und zum Teil auch Fürsorger in den Betrieben tätig. Große Betriebe haben eigene Wohlfahrtsabteilungen fräfte( Sekretärinnen, Krankenschwestern, Hauspflegerinnen) fätig eingerichtet, in denen manchmal außer der Leiterin auch noch Hilfs sind. Kleinere Betriebe beschäftigen oft gemeinsam eine Fürsorgerin. Das Arbeitsgebiet ist ähnlich dem der deutschen Fabritpflegerinnen während des Krieges. Es erstreckt sich auf die Kontrolle der hygie nischen Einrichtungen in der Fabrik, die Durchführung der Arbeiter­schutzgesetze, auf die Verwaltung evtl. Wohlfahrtseinrichtungen, auf die Beratung der Arbeiterschaft bei persönlicher Notlage, oder in An­gelegenheiten, die ihr Arbeitsverhältnis betreffen.

In Amerika ist die Einrichtung einer besonderen Abteilung für Wohlfahrtspflege in den Betrieben noch viel allgemeiner üblich als in England. Die Leitung dieser Abteilungen liegt meistens in den Händen von Betriebstechnikern, die besonders sozialpolitisch geschult find. Häufig ist mit ihrer Tätigkeit die Einstellung der Arbeitskräfte verbunden. Nach den Berichten ist offenbar in Amerika die Einsicht am weitesten verbreitet, daß die Beachtung des förperlichen und feelischen Wohlergehens der Arbeiterschaft erst die Voraussetzungen schafft für eine produktive Führung der Betriebe.

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In Italien besteht ein besonderes Institut für soziale Für forge" zur Ausbildung von Betriebswohlfahrtspflegerinnen. Kosten der kurzen Ausbildung werden zum Teil von Großfirmen ge­rinnen tätig. Sie sind nicht Angestellte der Firma, sondern des tragen. In 25 Fabriken, darunter 20 in Mailand , find Pflege­Instituts für soziale Fürsorge", an das die Firma ihr Gehalt überweist. Die Tätigkeit ist ähnlich wie in den anderen Ländern, nur sind durch das Anstellungsverhältnis zu dem Institut, die Be­ziehungen zu der einzelnen Fabrit, in der sie tätig sind, freier. Eine, 1923 an 2500 Firmen gerichtete und von 981 beantwortete Anfrage ergab, daß 673 Betriebe frankenfürsorgerische Einrichtungen hatten, 32 Bibliotheken, 43 Erholungseinrichtungen, 427 Kantinen und 321 Unterstügungsfonds.

Nach den Berichten aus Deutschösterreich, der Schweiz , Belgien , Schweden , Finnland , Indien , Japan und Australien sind in diesen Ländern überall mehr oder weniger bescheidene Anfänge einer be­

sonderen Fabrikpflege vorhanden.

In Deutschland wurden während des Krieges auf An­regung der Kriegsamtsstellen zirka 1000 Fabritpflegerinnen be­schäftigt, die aber leider nahezu alle wieder bei Kriegsende entlassen wurden. In letzter Zeit erst haben wieder einige deutsche Unterneh mungen Fabritpflegerinnen angestellt, die zum großen Teil auch bei der Auslese der Arbeiterschaft mitzuwirken haben.

Es

leber gute Erfahrungen bei der Mitwirkung der Ar­beitervertretungen beim Aufbau einer zweckvollen Be triebsorganisation wurde besonders aus Amerika berichtet. scheint überhaupt, daß mit dem Fortschritt der industriellen Me­thoden auch die Erkenntnis wächst, daß eine gute Durchorganisic­rung der Betriebe nach modernen Grundsäßen nur möglich ist. wenn dabei durch günstige soziale Verhältnisse und anständige Löhne die freudige Mithilfe der Arbeiterschaft gesichert wird. Der Stand­punkt, von dem heute die meisten deutschen Unternehmer ausgehen, daß die Arbeiterschaft ale millenloses Objekt bei der Betriebsorgani

sation zu funktionieren habe, wird in Ländern mit besserer Be­triebsorganisation immer mehr verlassen. Der Unterschied zwischen amerikanischen und deutschen Arbeiterverhältnissen ist deshalb fein Bufall. Die niedrigen Löhne und die Behandlung der deutschen Arbeiterschaft im Betriebe entsprechen dem Unterschied beider Länder in ihren Produktionsmethoden.

Der holländische Betriebsingenieur Dr. Hymans wies in cinem Referat über Auslese und Ausbildung der Ar­beiterschaft auf die Erfolge der Psychotechnik hin. Auch auf diesem Gebiet scheinen ihm weitere Fortschritte von der Mitwirkung der Arbeiterschaft abzuhängen. Das Mißtrauen der Arbeiterschaft gegen solche Untersuchungen muß beseitigt werden. Werden psycho­technische Untersuchungen( wie zum großen Teil auch, in Deutsch­ land ) von den einzelnen Unternehmungen vorgenommen, so besteht die Gefahr einer rücksichtslosen Aussonderung der Untauglichen", trährend die Anwendung psychotechnischer Methoden im Interesse der Allgemeinheit darauf gerichtet sein muß, für jeden einzelnen Menschen die seiner Begabung am meisten entsprechende Tätigkeit ausfindig zu machen. Die Eingruppierung des Arbeiters an der für ihn besonders geeigneten Stelle wird ihm selbst und zugleich auch dem Betrieb und der Allgemeinheit zugute fommen. Miß behagen, Hemmungen und Unfähigkeit bei der Erledigung der Ar­beit tönnen so in vielen Fällen ausgeschaltet werden.

Aehnliche Gedanken lagen einem Vortrag von Prof. Fried. rich von der Technischen Hochschule in Karlsruhe über Berufs­ausleje zugrunde. Er forderte eine gründliche individuelle An­gelösten Lehrwerkstätten. lernung jedes Arbeiters in besonderen, von den Betrieben[ 05­einzelnen Arbeiters sollen dort nach Möglichkeit ausgeglichen Besondere Stärfen und Schwächen des werden, fehlende Fähigkeiten heranzubilden. Jeder Arbeiter soil ein möglichst flares Bild seiner, Fähigkeiten bekommen. Bei der Ronstruktion von Maschinen muß mehr Rücksicht auf die Menschen genommen werden, die an ihnen arbeiten.

Im Anschluß an den Kongreß wurde eine Internatio pflege gegründet, deren Zweck sein soll, für die Verbesserung der nale Vereinigung für Betriebsmohlfahrts. Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeziehungen im Betrieb zu wirken. In spätestens drei Jahren soll wieder ein Kongreß stattfinden. Es liegt im Interesse der deutschen Arbeiterschaft, daß es ihr bis dahin gelungen ist, die Arbeitsverhältnisse im Sinne dieser Beftrebungs se umzugeftelten, daß der Bericht über Deutschland nicht mies so beschämend ausfällt wie auf dem diesjährigen Kongref

Wetter für Berfin und Umgeburg. ilmeile beiter bei menig er. Deutschland . Im Eiben und Nordosten fired inweise leichte Regenta änderten Ten peiaturen. Steine nennenswerten Niederschläge Für Temperaturen im ganzen menig geändert.