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Hyänen gehen. Je mehr die Absatzkrise sich zum Dauer zu st and auswachsen wird, je stärker wird der kapitalistische Druck auf die Volksmassen werden, je unmög- lichc.r wird zugleich die Lösung der Krise durch E r w e i t e- rungdesinneren Marktes. Und doch ist die Lösung allein dadurch möglich. Diese Lösung rührt am W e s e n der kapitalistischen   Pro- duktionsweise selbst. Sie ist nur möglich durch fühlbare Reduzierung des Mehrwertanteils und ent- sprechende Erhöhung des Lohnanteils. Bekommen die Arbeitnehmer mehr Lohn, so steigt ihre Konsumkraft, die produzierten Waren finden Absatz, aber der Profit schrumpft zusammen, schwindet schließlich ganz. Das Privatkapital verliert das Interesse an der Produktion, die ihren Antrieb nicht mehr vom Profit empfängt. Andererseits wird es zum Lebensinteresse für die Gesamtheit, die Pro- duktion für ihre Bedürfnisse in die Hand zu nehmen und zu regeln. Der Sozialismus, den der Kapitalismus   end- gültigerledigt" zu haben glaubt, drängt sich als gebieterische Konsequenz aus dem eigenen kapitalistischen   Entwicklungsgang unwiderstehlich auf. Die vom Kapitalismus   ins Riesenhafte entwickelten Produktivkräfte können nur so noch nutzbar k>e- macht und fortentwickelt werden. Ein Pan-Europa wird zur Notwendigkeit als Rahmen für die vergesellschaftete Pro- duktion des bisher kapitalistischen Europa  . Die i n t e r- nationale Arbeitsteilung zwischen diesem hoch- industriellen Gebiet und dem agrarischen Rußland  drängt sich beiden von selber auf und gewährleistet beiden Produktionsentwicklung und Volkswohlfahrt. Solche Lösung, so einleuchtend sie dem gesunden Menschen- verstände ist, widerspricht jedoch den Besitz- und Machtinter- essen der Kapitalistenklasse und sie wird deshalb von ihr auf das hartnäckigste bekämpft werden. Das Pr o l e t a r i a.t aber muß sich darüber klar werden, welchem Martyrium es entgegen geht. Es muß stine wirtschaftlichen und politischen Organisationen, mittelst deren es seinen Emanzipa- tionskampf führt,, zu gesellschaftlichen Mächten gestalten, denen der Kapitalismus nicht widerstehen kann. Alle nichtkapitalisti- schen Schichten, die den gleichen Leidensweg zu gehen haben, müssen den proletarischen ftampforganisationen ein- oder an­gegliedert werden, damit sie im Staats- und Wirtschaftsleben den Einfluß und die Macht erringen, in allen Phasen der kommenden Kämpfe das Interesse der Volks- g e s a m t h e i t gegenüber dem kapitalistischen   Interesse zum Siege zu führen.
Der Katze die Schelle! Was soll in Preußen werden? Das stürmische Verlangen der deutschnationalen Presse an ihren Fraktionsfreund Schiele und an Hindenburg  , sie möchten doch um Gotteswillen Preußen bald unter Reichs- a u f s i ch t stellen und Severing beseitigen, dieses dreiste Ver- langen haben wir gestern kurz und knapp gekennzeichnet. Wir kennen die Weise zur Genüge, die jetzt wieder vonTdenHütern der Verfassung" angestimmt wird, wir wissen ausreichend Be- scheid über das System der Dauerverleumdung, das schließlich münden soll in derbefreienden Tat", genau wie in Thüringen   und Sachsen  . Deshalb haben wir die Zusammenhänge festgestellt und auf das hysterische Geschrei hingewiesen, das aus Anlaß der Hakenkreuz-Rempeleien und der folgenden Polizeiverord- nungen im ganzen Blätterwalde der"Reaktion' angestimmt wurde. Als der Hindenburg  -Wähler Rehnig den älteren Reichsbannermann Schulz aus politischem Fanatismus niederknallte, fand die Rechtspresse im Höchstsalle mildes Be- dauern. Aber als der Kaufmann Schnapp, der dem Reichsbanner" ganz fern steht, nur wegen seines republikanischen Bändchens im Knopfloch von einer Horde randalierender Hakenkreuz-Iünglinge mit Knüppeln überfallen und mißhandelt, in höchster Not zu seiner Pistole griff, da
Der Totcnwalö von örunico. Von Erich Gottgetreu. Brunico  , eine sehr hübsche altertümliche Stadt in Tirol, hieß früher Brnneck: die Bischöfe von Brixen   haben sich dort ein Schloß errichtet: der Bildschnitzer Michael Pacher   wurde in Bruneck   ge- boren: wahrscheinlich stammt auch Bertha v. Bruneck  , unsere Schul- bekanntschaft ausWilhelm Ted", aus dieser Gegend: heute ist der Ort eine beliebte Sommerfrische: der Fremdenführer nennt eine doppcltürmige Pfarrkirche, selbstverständlich auch einen Aussichts­turm, 7 Gasthöfe, 1 Konditorei, l Weinstube und was sonst noch dazu gehört. Das ist beinahe alles, das ist gewiß nicht viel Aber das Letzte, vom Gesichtspunkt des Fremdenverkehrs aus betrachtet, wohl auch das Belangloseste, ist herrlicher als jede Sehenswürdigkeit, ab mau sagen darf, es ist eine Fühlenswürdigkcit? Geht man vom Municipio, dem Gemeindeamt, rechts ob, so kommt man nach wenigen Minuten an einen begrasten und bewaldeten Berg,jkuh- bergt" nennt ihn der Führer.?elleß:rinc>, entra e saluta   i morti liroi che dopo cornpiuto dovere qui riposano* steht an einer hölzernen Pforte, zu deutsch   heißt das:Wanderer, tritt ein und grüße die toten Helden, die hier ruhen naä) erfüllter Pflicht." Also ein Soldateiikirchhof, ein Heldenkirchhns, wie es, leider, viele gibt, aber doch ein Kirchhof ganz besonderer Art: er ist völlig internatio- nal. Deutschs, Oesterrcicher, Russen, Italiener  , Mohammedaner sielen während der grausen Kriegsjahre in dieser Gegend oder starben an ihren Krankheiten und Wunden in Brunecks Lazaretten, Deutsche  , Oestcrreichcr, Russen, Italiener  , Mohammedaner sind hier auf hohem Berg unter zarten hellen Lärchcnbäumen begraben. Tausend junge Menschen, einst verschiedenen Blutes, verschiede- uer Nationalität, verschiedener Sprache, verschiedener Gescllfchosts- klasicn, die sich sinnlos befehdeten und rasend bewüteten, oereint jetzt der Tod. KeinVaterland", keine verletzte völkistheEhre", kein söbclsüchtiger Offizier, kein Zeitungsblatt und keine Lüge wird die Internationale des Sicksals je wieder zerstören. Auf dem Kuh- bergt von Bruncck fanden in Einzel- und Massengräbern tausend junge Menschen ihre letzte Ruhestätte. Ein Komitee honoriger Bür- aer und Bürgerinnen sorgt für Schönheit und Würde, knapp ist das Geld, wie der freundliche Gärtner erzählt, aber die Pflege ist gut, denn die Absicht ist edel und die Liebe ist groß. Wo aber war die Liebe, als das Morden begann? Schuldig sind wir alle am unbekannten Toten des Schlachtfeldes, schuldig an jedem Christcnkreuz, jedem Davidstern, jedem Halbmond auf den blumcnüberleuchteten Gräbern von Bruncck und anders wo. Der Baedeker cewähnt den Wäldfriedhof nur so nebenher, gleich- sam als lohnenden Spaziergang, aber 3 Sternchen. 4 Sternchen müßten beigedruckt sein. Und das Kuhbergl sollte viel ernster, viel schwerer, es sollteMahnberg" heißen.
fällt der Chorus der Schiele-Freunde prompt ein mit dem Dauerruf nachReichsaufsicht" für Preußen, weil dort das Hakenkreuz nicht mehr vor Angriffen derHörsing-Garde" geschützt sei. Wir wollen nicht annehmen, daß dem Reichsinnenminister Schiele dieser Chorus angenehm in den Ohren klänge oder daß er ihn gar gewünscht hätte. Aber wir vermissen noch immer eine Erklärung von ihm, die dem heißen Verlangen seiner Freunde einige Abkühlung zu geben vermöchte. Deswegen sei wiederholt, was gestern hier gesagt war: Wir leben nicht mehr im Inflationsherbst 1923, sondern im Herbst des Zollwucherjahres 192S. Und wir spielen nicht Thüringen  , sondern leben in Preußen, und beide Mini- sterien, das des Reiches wie das von Preußen, sind in der Millionenstadt Groß-Berlin! Auch der Versuch einerReichsaufsicht" über Preußen wird hier von anderen beaufsichtigt. Und schließlich hat über die Politik in Preußen nicht Schiele und nicht Hindenburg  , sondern der Preußische Landtag   und der preußische Wähler zu entscheiden! Der deutschnationalen Katze ist' die Schelle umgehängt. Mit ihren Schlichen ist es nichts. Denn über sie hinweg wird derAppellan dieWähler Klarheit bringen, ob Zoll- wucher, Steuerunrecht, Aufwertungsbetrug gar noch gekrönt werden sollten durch tapsiges Eingreifen eines deutsch  - nationalen Beauftragten in die preußische Staatsmaschine!
Aentrumsarbeiter und Zollpolitik. Vertrauen, aber schwere Bedenken. Die Arbeitsgemeinschaft der Arbeiterzentrumswähler West- deutschlands hat in Düsseldorf   eine Besprechung mit den Arbeiterabgeordneten der Zentrumsfraktion abgehalten. Die Vertrauensleute haben aus ihrer Unzufriedenheit mit der Zoll- Politik des.Zentrums kein Hehl gemacht. Sie haben schwere Bedenken geäußert wegen der Möglichkeit der preissteigernden Wirkung der Zollgesetzgebung. Schließlich haben sie eine Ver- trauensformel für die Arbeiterabgeordneten des Zentrums ge- faßt, die durch ihren Inhalt bemerkenswert ist. Sie lautet: Die Konferenz spricht die Erwartung aus, daß die Reichs- regierung mit allem Nachdruck zu energischen Maßnahmen gegen die Preisbildung der Kartelle und Konoen- t i o n c n sowie die stillen Prcisverabredungen im Lebensmittelhan- del veranlaßt werde. Hierin erblickt die Konferenz die hauptsächlichste gesetzgeberische Aufgabe der nächsten Zukunft im Interesse eines gesunden wirt- schaftlichen und sozialen Aufbaues. Die Konferenz spricht den Arbeitervertretern im Reichstag ihr volles Vertrauen aus. Sie erwartet von ihnen, daß sie nach wie vor in zäher Ausdauer an der Besserstellung des in schwerster wirtschaftlicher Not da niederliegen- den Arbeiter st andes wirken, als der wichtigsten Aufgabe unserer gesamten Innenpolitik." Es ist das Wesen der Zollgesetzgebung, daß sie die Preis- diktatur der Kartelle und Konventionen auf dem Inlandsmarkt begünstigt und ihnen die Möglichkeit des Dumping auf Kosten der deutschen   Arbeiter gibt. Energische Maßnahmen gegen die Preisbildung der Kartelle und Konventionen und Schutzzoll- Politik sind unvereinbare Dinge. v Die Aüfforderung, rastlos an der Besserstellung der Arbei- terschaft zu wirken, begegnet sich mit der Aufforderung des ADGB., um einen angemessenen Lohn zu kämpfen, um ein« Verelendung der Arbeiterschaft durch die Zollvorlage abzu- wehren. Dieser Beschluß der Arbeiterwähler des Zentrums ist des- halb alles andere, als eine Vertrauenskurckgebuna für die Zollpolitik des Zentrums. Sie ist die Antwort auf den Be- schwichtigungsoersuch der Reichstagsftaktion des Zentrums, ein Ausdruck der Opposition gegen die Versuche, das Zentrum dauernd an die Rechtsparteien zu schmieden.
Weg. Von Dictor Noack. Ich kam vom Norden über die Ebene, an Laubenkolonien, Holz-,.Kohlenplätzen und Baustellen vorüber. Aus Dämmer und Nebel jungen Morgens tauchen Häusermassen des nördlichen Berlin  . Der Himmel glühte im Morgenrot. Majestätisch stieg die Sonne empor in die azurne Glocke. Wolken trieben wie glitzernder Schaum. Glanz troff nieder auf die Stadt. Vergoldete Türme, Schlote und Dächer, rieselte an Mauern hinab bis auf helle Asphaltdecken und blendete schlaftrunkene Augen eilender Menschen. Ich hatte die Stadt erreicht. Eine Welt der Arbeit umgab mich. Berlin   N. Arbeiter, die fernen Werkstätten zueilen, Frauen, die mit Zeitungsballen bepackte Kinderwagen dumpfigen Wohnungen zukarrten, von wo aus Mutter, Batsr und Kinder die Blätter in Hast und Eile treppauf, treppab Abonnenten zustellen. Zwischen. durch Lichtscheue, Ausgestoßene, Verlorene, deren Heim Straße, Hausflur, Boden- oder Kellertreppe. Straßenbahn und Omnibus begegnen sich. Drinnen Mädchen und Männer, verschlafene, müde und verdrossene, blutarme, nervöse Menschen. Je näher id) dem Zentrum der Stadt kam. je höher die Sonne stieg, um so aufgeregter eilten Menschen an mir vorüber, mit ab- gehetzten, kalkulierenden Gesichtern, als gelte es, fortrinnenden Se- künden nachzujagen. Unter den Linden  , Friedrichstraße, Leipziger Straße  : Man fängt schon wieder an, sich zu amüsieren. Mädchen streifen inmitten dränaenden Lebensstromes. Plötzlich eine stille Straße. Ich ließ den Park mit seinen schönen, weitgespannten Rasenteppichen zur Rechken liegen und schlenderte die Tiergartenstraße entlang. Villen inmitten prachtvoller Gärten, weit abgerückt von der Straße. Vornehme Ruhe. Sorglich gehakt« Kieswege, unbetreten. Kein Kind ist über die Rasenpolster gesprungen. Blumen stehen in reifer Pracht. Di« Besitzer sind auf Reisen, weilen, wo es noch schöner ist. Kurfürstendamm  : Das lacht, schwatzt, prunkt und strahlt: rollt einher in Equipagen, wippt auf Rosen und schaut drein, als gehöre ihm die ganze Welt. Selbstherrliche Kinder. Pralle Leiber. Brüste, Beine, Arme. Blühende Gesundheit und Lebenslust. Schöne Frauen, kostbar gekleidet, ergehen sich unter alten, schattigen Bäumen. Kräftige Ammen mit Babys in Spitzenkleidchen. Domen und Herren kehren vom Morgenritt heim. Ab und zu ein Armer. Flüchtige Dissonanz in breit wogender Harmonie. Mit der Straßenbahn gen Osten. Lohnsklaven eilen an mir vorüber, heim von der Arbeit. Dunkler werden Straßen. Läden schließen. Nur Türen und Fenster der Destillationen bleiben hell. An Schanktischen trunkerhitzte Männer. Menschen wie Stiere, mit finstern, dunkelgeröteten Gesichtern, flachen Stirnen. Ihre Unterhaltung brutal. Erregt unterstreichen' sie ihre Worte mit Faust- schlügen auf Tischplatten. Der Fuselgeruch macht mich traurig. Ich lause rascher durch finstere Enge. Hyänen kriechen aus Schlupfwinkeln und schleichen an Häusern entlang.
Deutsthnationale figitationskampagve. Wicderaufrollung des Kämpfes gegen die Schuldlüge. DieD e u t s ch e Zeitung" setzt ihren systematischen Kampf gegen die offizielle Politik der deutschnationalen Parteileitung mit den verschiedensten Mitteln fort. Dieknorrigen" Arier des rechten Flügels sollen unter ollen Umständen aufgeputscht werden. Ein langer Leitartikel des Generals von M a l t z a h n, der offenbar in der Außenpolitik besonders befähigt ist, wird gegen S t r e s e- mann losgelassen. Die Schuldlüge muß mal wieder herhalten: In vaterländischen Kreisen wurde unter den Norbedingun- gen des deutschnationalen Redners die Forderung der amtlichen Zurücknahme des erpreßten Bekenntnisses der Schuld am Weltkriege vermißt. Es fiel um so mehr auf, da bekannt ist, daß Graf Westarp gerade einer der eifrigsten Forderer dieses nationalen Verlangens ist. Wohl wegen dieser Unter« lassung trat der Na t i o n a l'v e r b'a n d deutscher Offi- ziere am 14. d. Mts. erneut und energisch in einem offenen Brief an den Reichskanzler für die alte Forderung ein. An dem unfeli- gen 29. August v. I. versprach die Regierung Marx-Strese- mann feierlich vor dem Reichstage die Notifizierung des Wider- rufes an alle ausländischen Regierungen. Das gegebene Wort ist bisher nicht eingelöst worden. Mit dem Kainszeichen der Blutschuld an dem Weltkriege auf der Stirn, mit der Lüge auf den Lippen, unter allen Mächten der Erde ollein den Krieg, und zwar den allgemeinen Krieg, gewollt und absichtlich herbeigeführt zu haben, kann Deutschland   nicht Em- laß in den Völkerbund begehren und als gleichberechtigt inmitten ehrenwerter Nationen" Platz nehmen. Es dürfte den deutschnationalen Ministern nicht allzuschwer werden, bei ihren Kollegen von der Deutschen   Volks- parte! und dem Zentrum durchzusetzen, daß nun endlich an die Einlösung des gegebenen Wortes ihrer Führer Stress- mann und Marx gedacht werden muß. linternehmen die deutschnationalen Minister nicht wenigstens ernstlich einen Versuch hierzu, so setzen sie sich dem aus, daß man ihnen nachsagen wird, sie machten sich an dem W o r t b r u ch mitschuldig. Nach dem Nichtinnehaltcn der feierlichen Zusage, welche noch obendrein als Preis und Belohnung für die Annahme der Dawes- Gesetze ausgelobt war, sprach die Presse der Volkspartei und des Zentrums oerlegen, zur Notifizierung müsse ein geeigneter Zeitpunkt abgewartet werden. Gibt es einen noch gceigne- teren Zeitpunkt als den, in welchem von den Alliierten unser Bei- tritt zum Völkerbund verlangt wird?" DieD e u t s ch e Zeitung" mag sich beruhigen. Auf einen Wortbruch mehr oder weniger kommt es den Deutschnationalen nicht an. Sie wollen an der Macht bleiben, darauf kommt es ihnen an. Alles andere ist nur Streusand in die Augen ihrer Anhänger. Die schönsten Artikel derDeutschen Zeitung" haben das früher nicht geändert und werden das auch in Zukunft nicht ändern.
Entwurf einer Neichsdienstftrafordnung. Vom Reichsminister des Innern wurde dem Reichstag der Ent- wurf einer Reichsdienst st rafordnung zugeleitet. Der Entwurf zerfällt in 12 Teile. Sie behandeln das materielle Dienst- strafrecht, das Verhältnis des Dienststrafverfahrens zum gerichtlichen Strafverfahren, die Dienststrafgerichlsoerfassung, das Verfahren selbst, die vorläufige Dienstenthebung, Fristen, Dollstreckung, Kosten sowie Schluß- und Uebergangsbestimmungen. In der Begründung wird daraus hingewiesen, daß das gestende. Dienststrasrecht der Reichsbcomten, wie es im Reichs- beaprtengesetz niedergelegt ist. schon seit langem verbesserungebe- dürftig ist. Als besonders schwer wurde der Mangel erschöpfender Bestimmungen über die R e ch t S kr a s t der Ent s ch c i du n ge n und die Unmöglichkeit der Wiederaufnahme des Verfahrens im Sinne der entsprechenden Borsdiristen der Straf­prozeßordnung empfunden. Um die Neuregelung des Veamlenrechts überhaupt in Fluß zu bringen, so heißt es in der Begründung weiter. ging die Reichsregierung" dazu über, seine vom Standpunkt der Beamten auf der Verabschiedung am dringendsten bedürfenden Teile, soweit tunlich, herauszugreifen und vorweg zu bearbeiten. So geschah es mit dem Entwurf eines Beamtenvertretungsgesetzes und so geschieht es jetzt mit dem Entwurf einer Dienststraford- n u n g für die Reichsbeainten.
historischer Schuhpuh. Der Schuhputz von Day u. Martin ist in der englischen Literatur verewigt. Sam Wella putzte mit diesem Msttel die unsterblichen Schuhe von Mister Pickwick in dem Roman von Dickens  . Audi George Elliot   erwähnt diesen historisdien Schuh­putz und Carlyle benutzt ihn für einige seiner bizarren Gleichnisse. Das Unternehmen, das durch mehr als ein Jahrhundert in hoher Blüte stand, verdankte seine Gründung einem Zufall. Mr. Martin. ein Barbier von Doncaster  , war ums Jahr 1770 mit einem aus- gedienten Soldaten befreundet, dem er viel Gutes tat und der ihm zum Dank dafür ein Geheimmittel für das Schwärzen von Schuhen verriet, das er beim Putzen der Stiefel seiner Offiziere verwendet hatte.Macht so ein Hutzmittel und ihr werdet reich werden." sagte der alte Veteran zu Marlin, und dieser tat sich mit seinem Vetter Day zusammen und rief die berühmte Firma ins Leben. Bis 1894 hatten die Nachkommen der beiden Gründer die Führung in der Herstellung von Schuhputzmitteln. Dann aber ging es mit dem Geschäft bergab. Der hauptsächlichste Grund dafür war wahrsäi-in- lich, daß die alimodischen Besitzer sich nicht dazu entschließen konnten, m großem Maßstab in den Zeitungen zu annoncieren. Andere Schuhputzfabnkonten. die den Geist der Zeit besser erkannten, über- flugelten sie durch Benutzung der Reklame, und als Day u. Martin schl?eßllch ihren Fehler einsahen, war es zu spat. So musjte die Firma nach mehr als 150jährigem Bestehen jetzt aufgelöst werden. neue Erdbohcungen in Pennsylvanien haben zur Ausstellung eines neuen Rekords geführt: man gelangte bis zur Tiefe von 2258 Meter und erschloh damit eine neue gewaltige Erdgasguelle. Mit 240 Atmosphären Druck brechen täglich 6000 Kubikmeter Gas aus dem Bohrloch empor: Untersuchunaen über die Natur des Gases sind augenblicklich noch im Gange. Die in der Tiefe festgestellten Temperaturen waren natürlich recht hoch: bei 2000 Meter wurden 166 Grad Celsius gemessen, und am Ende des Bohrloches etwa 180 Grad Celsius. Die Bohrungen waren z. T. durch außerordent- lich harten Orkanay-Sandstein sehr erschwert, so daß man an vielen Tagen nur wenig über U Meter tiefer kam. Die Bohrung bean- spruchte im Ganzen 31 Monate und kostete rund 150 000 Dollar.
An den Professor Lei sing wurde folgendes Telegramm gerichtet anlag. lich des sozialiilischen Studenientressens in Hamburg  : Die in Hamburg  versammelten Vertreter des Verbandes so,ialistilch-r Studentengrupven Deutschlands und OeslerrcichS erklären im Namen von 21/, taulend sozio. lisiischer Studenten, dah sie das Vorgehen der Hannoverschen Studenten gegen Sie ans das schärfste mißbilligen. Sie bitten Sie, sich durch die Flegeleien unreiser Burichcn in der freien Aeußerung Ihrer Mcinunq in keiner Weise bebindern zu lassen und hoffen, daß daS verlassunaS- mäßig garantierte Recht der Lebrireihcit auch an der Technischen Hoch. schule zu Hannover   unangetastet bleibt. hellenische Kultur. Nach einer Verordnung der griechischen Generals- regierung werden in Zukunft Selbstmörder an einer Stelle beerdigt an der bisher Hunde verscharrt wurden. Dadurch hofft die Regierung.' die zurzeit in Griechenland   herrschende Selbstmordepidemle eindämmen zu können. veschllche Festlegung der Sommerzelt In England. Die Sommerzeit ist jetzt in England durch Gesetz zur dauernden Einrichtung gemacht worden. Hie bcainnt in Zukunft am dritten Sonnabend des April und endet am ersten Sonnabend des Oktober. Die Aerztcschatt war in ihrem Eintreten für die Sommerzeit einmütig; ihrem Einfluß ist es zu danken, daß die auch in England anfänglich vorbandenen Gegenströmungen, besonders von leiten der Landwirtschaft, überwunden wurden.