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völkische gegen Aonisten. Zu de« Wiener Skandale«. Als Theodor Herzl in Wien Mitte der neunziger Jahre feine Schrift.Der Judenstaat* erscheinen ließ, damit die neuzionistische Bewegung begründete, und als diese ihre Anhänger zunächst zu Geldsammlungen für Werbezwecke aufforderte, da schrieb der Wiener Satiriker Karl Kraus die Gegenschrift»Eine Krone für Zion*. Darin machte er den Zionisten u. a. zum Vorwurf, daß sie auf den Anti- semitenruf.Hinaus mit euch Juden!*-gehorsam antworteten?»Ja- wohl, hinaus mit uns Juden!*. Das war ein Witz als Waffe eines Gegners. Heute aber sehen wir, daß ein Zionistenkongreß in demselben Wien nur ungestört tagen kann, wenn Tausende Polizisten ihn vor dem Ansturm der völkischen Antisemiten schirmen. Dabei hat der Zionismus sein Wesen gar nicht geändert. Sein Programm war von Anfang an die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina. Durch die Balfour-Deklaration von 1917, durch den zu Versailles geschlossenen Vertrag zwischen den Alliierten, durch die Aufhebung der türkischen Herrschaft über Palästina und ihre Uebertragung an den Völkerbund, der wieder England das Mandat erteill hat, Palästina zur Heimstätte für das jüdische Volk zu machen, ist jene Herzlsche Programmforderung theoretisch und darüber hinaus ms Praktische erfüllt. Jetzt befaßt sich der Zionismus mit der weiteren Durchführung des jüdischen Ansiedlungswerks in .Erez Israel*, d. h. dem Lande Israels , wie das alte Testament es nennt. Da ist also eine Bewegung, die Juden in größerer Zahl aus den Ländern ihrer uralten Diaspora tZerftreuung) nach dem asiatischen Palästina überführt, sonnt das tut, was die Antisemiten seft jeher mit dem Schlagwort.Juden raus!* verlangen. Auch aus Deutsch - land und Deutschösterreisch sind schon Juden nach Palästina aus- gewandert und tun es förtgesetzt. Wenn aber auch in den deutschen Ländern die Zahl dieser Auswanderer noch nicht allzugroß ist, so ist sie dafür in den Wohnländern der Ostjuden um so größer und in demselben Grad wie die Masie der Ostjuden in Europa sich vermin- dcre, die unseren Antisemiten angeblich als ganz besonders schlimm erscheint, muß die ohnehin vom Staat gehinderte ostiüdisch« Zuwanderung nach Deutschland abnehmen und damit jene.Gefahr*, aufhören. Obwohl also des Zionismus Wirken mit den Wünschen der Völkischen durchausch gleichläuft, versuchen sie nun, eine Tagung des Zionismus gewaltsam zu verhindern. Don Logik ist da schon gar keine Rede mehr, man müßte sich bei aller Geringschätzung krttischen Sinns der völkischen Mannen gegen ihr« Oberen doch wundern, daß der Heerbann gerade Radaubesehlen folgt, die sich gegen ein« sozusagen gleichgerichtet» Sache wenden! Um solchen Zweifeln an der gesunden Vernunft der kommandierenden Edelinge in Wien heißt der Ersatz- 5)itl«r Gattermayer und er hat es nicht verschmäht,«inen Auf- sichteratsposten in einer jüdischen Bank anzunehmen von vorn- herein zu begegnen, hat die Hakenkreuzpresie seit Wochen eine vor- bereitend« Stinkgasbeschießung eingeleitet. Dabei stellt sie den Zionismus als eines der Organe einer.jüdischen Weltherrschaft- hin. deren übrige Werkzeuge u. a. die sozialdemokratische ebenso wie die kommunistische Internationale sein sollen, zwischen welchen beiden überhaupt gar kein wirklicher Unterschied besteht, da sie beide in der höheren Einheit der.jüdischen Wellherrschaft* aus» gehen, deren eine Zentrale der bolschewistische Kreml in Moskau seil Abgesehen von dem Kampf» der vor aller Augen und in allen Ländern zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten geführt wird und bei dem wahrhaftig die Fetzen fliegen, ist es Tatsache und in jeder Beröffenllichung der sozialistischen Zionisten nachzulesen, wie sie von den Sowietbehörden verfolgt werden, weder Dersamm- lungs- noch Preßfreiheit haben, in die Sowjetkerker und-ver- bannungsorte geworfen werden ganz wie die Sozialdemokraten und Sozialrevolutionäre. Das alles aber sind nach völlischer Dar- siellung gleiche Brüder mit gleichen(gelben Juden-sKappen! Die Völkischen in Deutschösterreich haben bisher nicht ein einziges Mandat in Parlamenten oder größeren Gemeindevertretungen trotz ihrem Gallermayer ergattern können. Ihrem Straßenradau gegen Arbeiter und Republik wehrt der Republikanische Schutzbund und eine Polizeimannschast. die zum größten Teil freigewerkschaftlich organisiert ist. So fehll ihnen allerhand Betätigungsmöglichkeit, die sie anderswo genießen. Und darum haben sie sich den Zionisten- kongreß erkoren. Aber sie richten auch mit diesen verkehrten Demon- strationen nichts aus, erbittern gegen sich höchstens die Dielen in Wien , die von einer Steigerung des Fremdenverkehrs Einnahmen erhoffen, und zeigen aller Welt nur abermals ihren ideenlosen Un- geist der rohen Gewattätigkeit. Der Umfang des RadanS. Wien , 18. August. (Eigener Drahtbericht.) Die Vorfälle, die sich m Montag in Wien abspielten, werden sowohl von der christlich- azialen wie der hakenkreuzlerischen und liberalen Presse stark ibertrieben. Wie die Polizei mitteilt, wurden 18 2 Der- !, a f t u n g e n vorgenommen. Bei mehreren der Verhafteten fand die Polizei Revolver . Schlagringe, Eisen stücke und Steine. Im wesentlichen bestand aber die Demonstration nur in einer Reihe von Radauszenen der'Hakenkreuzler. Die von der Reichspost*, dem Organ des gewesenen Bundeskanzlers Dr. Sei» v e l, zur Demonstration aufgerufenen Christlichsozialen blieben dem völkischen Treiben nahezu vollkommen fern. An den Krawallen haben stcki nur einige hundert junge Leute beteiligt, an ollen Demonstrationen dürften nicht mehr als 2000 Personen teil­genommen haben. Die völkische.Deutschösterreichische Tageszeitung­überschreibt ihren Bericht mit dem Titel.Zwei Demonstranten gelötet*: im Bericht selbst ist keine Rede davon. Zwischen den Hakenkreuzlern und dem christlichsozialen.Antisemitenbund scheint es zu ein-'in Bruch gekommen zu sein, nachdem die Hakenkreuzler die christlichsozialen Antisemiten als zu schlapp erklärt hatten. Die Stimmung unter den Ehristlichsozialen ist offensichtlich tu, A b- flauen beyriffen. Ob das auf Weisung von oben geschieht, läßt iich nickt feststellen, nur vermuten. Im zionistischen Organ, der Morg�rzoitung*. erklärt aus ihr Befragen der christl.chsoziale Bundeskanzler Dr. Ramek. dessen Reg.erung den Z'on'sten- Kongreß nach Wien e i n gel a de n hat daß er uberzeugt fct, der Ziomsmu» verletze keine Interessen der christlichen Bevölkerung. «bschreckn«!, deS Fremdenverkehrs. Wien . IS August.(MTB.) Von den zionistischen Organisationen erhallen die Blätter die Mitteilung, daß man mit einem Zustrom von etwa 3 0 0 00 Gästen gerechnet habe, daß aber nach den letzten Vorfällen die Ziffer kaum 1000 0 erreichen dürfte. Der Kongreß selbst ist Dienstag abend von Dr. welzmann er- öffnet worden Bundesminister Dr. Resch(chr.-soz.) über- brachte die besten Wünsche der österreichischen Re- gierung. Rüiktvandernng ans Palästina? Warschau . Ig. August.(TU.) DerWosewodevonKotto» w i d berichtet der Regierung, daß in den letzten Tagen zahlreiche Juden au- Palästina eingetroffen seien, die in der letzten Zeit nach Palästina ausgewandert sind und jetzt nach Polen zurückkehren, da sich in Palästina keine En stenzmöalichkesten bieten. Die Emigranten lassen alles, was si« besaßen, in Palästina zurück und kehren in sehr schlecht« Lasoflnag in dr« alte Heimat znrück.

Sahn durch die Stadt. Wer möchte es glauben, bah man jahrelang hinter der Stadt- bahn her sein kann, um etwas zu entdecken, was zum geistigen Wesen, zur Persönlichkeit Berlins zu gehören scheint? Die Stadtbahn, eine der sonderlichsten Eigenarten unserer Stadt, in die sie sich wohl mit wenigen anderen Städten teilt, ist damit nicht ersaßt, daß man sich das Berlin ansieht, so gründlich dies mft flüchtigen Blicken geschehen kann. was man an äußeren Dingen im Dorllberfahren bemerkt. Gewiß, es ist viel Reichtum, was sich uns bietet, aber die Offenbarung ist es nicht, und den Zauber, der nun einmal zum Begrissswesen Eisenbahn gehört, macht es nicht aus. Und geheimnisvoller Zauber geht gerade von dieser Stadtbahn aus, die mitten in eine Weltstadt die Ferne, die Sehnsucht nach ihr und die Poesie der Ferne, hineinlegt. Das. was man nicht sieht, wenn man oben auf dem Damm dahinfährt, ist das Märchen- reich unseres Suchens. Könnten wir gemächlich die Gleise dahin- wandern, es offenbarte sich uns eine neue und ganz andere Welt. Nichts hat sie gemeinsam mit dem Städtereich, das wir kennen, es ist ein Weg, der selbständig, ein Lebendes, ein Wirkendes für sich durch das Herz der Menschengemeinschaft geht, so ganz, als sei es nur für sich da, während er inmitten des steinernen Meeres dahinführt. Die Ferne mitten in der Stadt atmet oft berückende Stimmung. Da ist in der Nähe des Lessing-Theaters, geschmiegt an den Bahn- bogen, ein kleines Gärtchen mit einer freundlichen Dorfwirt­schaft. Wenige Schritte weg von der Straße, und wir sind ferne von Berlin und selbst hinaus über seine Vorstädte Land, schlichtes, anmutiges Land. Im Garten reckt sich ein Wärterhäuschen in die Höhe, und wenn die Züge vorbeikommen, dann fängt das Häuschen zu erbeben und zu singen an, nicht das eiserne Wärterhäuschen allein, auch das Wirtshaus, da» in einen der traulichsten Winkel der Großstadt gestellt ist. Man kann dort wohnen und nach Monaten fühlt man sich noch, heimkehrend von der Arbeit, im Dorffrieden, und sogar den Lärm, der in rhythmischen Abständen vorüberbraust, gewinnt man lieb, recht lieb, denn das singt von der Ferne und von der Arbeit und von der Menschenkraft. Wir wagen uns auf den Bahndamm da schauen wir etwas, was wir sonst nicht zu sehen bekommen. Wir sind überrascht sind wir denn überhaupt noch in Berlin ? Ungeheure tot« Häuser- flächen stehen da. belebt nur mit Riesenreklameinschriften, al» seien hier nicht Menschen in der Nähe und zu Hause. Die Ferne greift nach uns, und wir vergesien die Stadt. Welter, weiter dorthin, wo Menschen sind! Und schon bietet sich uns neues: da sehen wir große und kleine Fabriken, von deren Vorhandensein wir keine Ahnung hatten, nur Menschen sehen wir nicht, denn die vorüber». fahrenden vollen Züge oerstärken in un» das Gefühl einer groß- artigen Einsamkeit und den Stimmungezauber der Ferne. Es ist eins der seltsamsten Stücke Berlins , was unbemerkt und schwer zugänglich, hier zwischen Lesiing-Theater und Bahnhof Friedrichstraße liegt vede, feierliche Oed«, wechselnd mit gewal- tigen Arbeitsstätten und mit den Höfen von Häusern, die hier in einer sonst kaum gekannten, ganz ungroßstädtischen Kleinbürgerlich- keit den Vorüberfahrenden seffeln mühten, gönnte der Flug von Sekunden dem Auge Vermittlung nach Herz und Sinn. Das verbrechen an Sem Sonüerling. Ein RacheaN? Zu dem furchtbaren Verbrechen, dem der SO Jahre alle Kauf« mann Emil Lohmeyer in Germendorf bei Oranienburg zum Opfer gefallen ist, erfahren wir folgende Einzelheiten: Im Laufe des gestrigen Tages wurden von der Mordkommif- sion verschiedene Zeugen vernommen. Auf Grund ihrer Aus- sagen fft die Tat wahrsckeinlich schon am Sonntag verübt worden. Auch In bezug auf die Person des alten Lohmeyer hat sich jetzt ein andere» Bild ergeben. Er war geizig und mißtrauisch. und beide Eigenschaften nahmen mit den fortschreitenden Jahren immer mehr zu. E» war auch bekannt, daß Lohmeyer bares Geld auslieh. So sollen eine ganze Reihe von Leuten, nicht nur aus Gerniendorf selbst, sondern auch aus der Umgegend, in seiner Schuld gestanden hoben. Diese Leute bildeten durch ihre Verpflichtung in der Hauptsache seinen Kundenkreis. Sein Miß- trauen ging so weit, daß er die Käufer nur bis zum Ladentisch kommen ließ, die Hinteren Räume sind höchstens von 1 oder 2 Per» sonen außer ihm betreten worden. Hier wie im Laden herrschte die denkbar größte Unordnung und Unsauberkeit. Es wimmelte von Ungeziefer, seit langer Zeit waren die Räume nicht mehr aufgewischt und vom Staube gereinigt worden. Das Eh» gc schirr, die Möbel und das Bett waren in einer Weise vernach» täsiigt, die jeder Beschreibung spottet. Nach Aussage der anderen Dorfbewohner soll Lohmeyers Behausung stets so ausgesehen haben, wie die Berliner Beamten sie vorfanden. Am vergangenen Sonn- tag fand nun auf der Dorswiese, an der auch Lohmeyers Haus steht, ein Erntefest stall. Mehrere Festteilnehmer glauben, den alten Mann gegen 1 Uhr vor seinem Hause gesehen zu haben. Seit dieser Zeit hat ihn niemand mehr gesehen. Gegen K Uhr abends pflegte er sich bei einem benachbarten Bauern seine Abendmilch abzuholen. Hier ist er ani Sonntag nicht mehr erschienen. Er kam auch am Montag nicht zum Vorschein und wurde erst am Dienstag als Leiche aufgefunden. Es hat also den An- schein, als wäre der Mord am Sonntag zwischen 2 und S Uhr nach­mittags begangen worden. Obwohl fast alle Dorfbewohner auf der Festwiese oersammelt waren, hat niemand eine verdächtige Person gesehen oder Hilferufe gehört. Ob überhaupt etwas geraubt ist. hat sich bisher noch nicht feststellen lassen: e« ist ober unwahr- scheinlich. Der Grund zu dem Verbrechen wird vermutlich in einem Racheakt zu sucken sein. Das Veil, das zur Ausführung der Tat wahrscheinlich benutzt worden ist, wurde noch nicht gefunden. Die Mordkomm�lsion hat sich wieder an den Tatort begeben, um weitere Nachforschungen anzustellen. Alle zweckdienlichen Mit- teilungen sind an das Gemeindebureau oder an dos hiesige Polizei- Präsidium, Zimmer 547b, zu richten. Das Mittelalter im Tiergarten." Zu dem am lt. August imVorwärts* erschienenen Artikel ..Das M i t t e l a l t e r.i m Tiergarten*, den wir demVer- liner Tageblatt* entnahmen, sendet uns das Bezirksamt Tiergarten folgende Berichtigung: Der Sachoerhalt, wie er durch Zeugenvernehmung einwandfrei festgestellt wurde, ist folgender: Am Freitag, dem 7. August 1925, einem Sprechtag, hat Herr Rechtsanwalt Löwenfeld, ohne daß hierzu die geringste Veranlassung vorlag, einen im Dienst befind- lichen Beamten unseres Wohnungsamtes in gröblichster Weise be- schimpft, indem er ihnfreches Subjekt* nannte. Gleichzeitig griff er ihn tätlich an, indem er ihm einen Faustschlag versetzte. Der Beamte hat den Schlag nicht erwidert, sondern hat den Angreifer nur in der Notwehr aus seinem Zimmer in den Darteraum ge- drängt und hat dabei in begreiflicher Erregung entgegnet:Wenn ich für Sie ein freches Subjekt bin, dann sind Sie für mich ein freches.Ludensubjekt*. Hierauf oersetzte ihm der Rechtsanwalt, trotzdem sich verschiedene Personen zwischen ihn und den Beamten gedrängt hatten, einen zweiten Schlag, der ihn ins Aug« traf und mit solcher Gewalt geführt war, daß ein« erhebliche Schwellung und Verfärbung der Augengegend eintrat. Die Verletzungen de, Be- amten sind durch den Stadtarzt festgestellt. Auf das laute Schreien und das Toben des Anwalts hin erschienen der Bureauvorstcher und der Vorsitzende der Deputation für das Wohnungswesen. Letzterer hatte sich, nachdem der Aawall bereits vorher versucht hatte, gewalt-

sam in sein Zimmer einzubringen, berett erklärt» ihn zu empfangen. Als er aber das unglaubliche Benehmen des Anwalts erfahren hatte, erklärte er ihm, daß er es nunmehr ablehne, ihm Geyör zu schenken. Gleichzeitig forderte er den Bureauvorsteher auf, falls der Rechts- anmalt sich nicht mäßigen sollte, ihn hinauszuweisen und bei Wider- stand polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er fügte hinzu, daß es nicht darauf ankäme, welchen Beruf jemand bekleide, sondern wie er sich ausführe. Der Anwalt wurde hierauf aufgefordert, die Dienst- räume zu verlasien, was er erst nach mehrfachem Hin und Her und schimpfend tat. Es wird ausdrücklich festgestellt, daß der Angriff von dem Anwalt ausging, daß andererseits der angegriffene Beamte der als besonders ruhig und freundlich in seiner Dienst- stelle bekannt ist und auch dessen hinzueilende Kollegen keinen Schlag gegen ihn geführt sondern den Angreifer nur zur Tür hin- ousgedrängt haben. Das WortJudendreckschwein* ist überhaupt nicht gefallen, ebensowenig hat der Vorsitzende den AusdruckKerl* gebraucht. Gegen den Anwalt ist Strafanzeige erstattet. außerdem wird die Angelegenheit zur Kenntnis der Anwaltkammer gebracht werden. Die von dem Beamten in seiner begreiflichen Erregung gebraucht Aeußerung:dann sind Sie für mich ein freches Judensubjekt*, kann natürlich vom Bezirksamt nicht gebilligt werden. Wir bedauern, daß dasBerliner Tageblatt* diese Mitteilungen gebracht hat, ohne vorher Erkundigungen einzuziehen. Auch die Vorgänge auf der Polizeidirektion haben sich nicht so abgespielt, wie sie von dem Anwalt geschildert wurden. Feuer in einer Fabrik fenerfester Erzengnifse. Ein gewaltiger Brand brach am DienStag abend bei der Firma Martin u. Pagenstecher, Fabrik feuerfester Erzeugnisi« in Köln-Mülheim aus. Das Feuer verbreitete sich mit Windes- eile auf die gesamte Fabrikanlage, so daß im Nu hauSbohe Flammen emporschosien. Bis in die Morgenstunden binein gelang es nicht, deS Feuers Herr zu werden. Ein großer Teil der Fabrikanlage ist niedergelegt. Der Brand drohte gefährliche Ausmaße anzunehmen, weil in nächster Nähe der Brandstelle ein großes Holzlager lag und unweit davon sich ein großer Gaikesiel befand, die aber beide glück- licherweis« vom Feuer verschont blieben. Hoffentlich haben sich die in dem Gebäude aufgespeicherten feuerfesten Erzeugnisie fester gegen daS Feuer erwiesen als das Gebäude selbst.

Milchknappheit" aber nnr in Berlin . Nach Meldungen aus Interessentenkreisen besteht in Berlin Milch- knappheit. Der Ausfall an Milch soll 50 Proz. und mehr betragen. Diese Knappheit wird auf Witterungseinslüsse, Mangel an Futter und dergleichen mehr zurückgeführt und ist merkwürdigerweise immer dann behoben, wenn erhöhte Preise fest- g e s e tz t s i n d. Im Gegensatz zu Groß-Berlin gibt es, wie uns mitgeteill wird, in den nicht eingemeindeten Bororten Milch im Ueberfluß, die aber wegen des hohen Preises und de» geringen Verdienste» der Arbeitnehmerschaft nicht abgesetzt werden kann. Um so ausfälliger ist es, daß die Bolle A.-G. fett Montag, die Ortschaften Zropenick, Grünau ,«ebmöckwiü, Eichmalde durch ein großes neues Milchauto mit Milch, Sahne, Butter, Mar- garine usw. beglücken läßt. In Eichwalde sind drei Milchgeschäfte, die in jahrelanger, zäher Arbeit ausgewachsen sind und die täglich Ueber- stand an Milch haben. Der A.-G. Bolle liegt natürlich nicht so sehr die Sorge um die Milchversorgung der Bevölkerung am Herzen, wie die Erstrebung des Milchmonopols für Berlin und Umgegend. Wird diese Monopolstellung unter Vernichtung der kleinen Existenzen er- reicht, dann kann die Firma Bolle im Verein mit den Landbund- genossenschaften die P'reise diktieren für diejenigen, die noch zahlen können, dann wird auch die periodische Milchknapphest aufhören. Auch ein Zubllium. In der Rödernollee brannle zum 30. M o.l« der dortige Müllabladeplatz. Die Feuerwache Wittenau mußte mit mehreren Schlauchleitungen kräftig Sosier geben, um deS FeuerS Herr zu werden. Eine Lese» in unsere» Stalte», die nach langer«lrkeitSIosigleit endlich wieder Heimarbeit erhtell, bat am vergangenen Sonntag, abends gegen 6 Uhr. ein Patet mit 1t zugeschnittenen Damentleidern i« der Stratzen« bahn, Linie 68, liegen lassen. Der ftinder de« Pakete«, der beobachtet wurde, wird herzlichst gebeten, dasselbe an Frau Margarethe Pohl, Lichtenberg , Möllendorlstr. 28, abzugeben.

Katastrophe auf einem amerikanischen dampfer. 23 Personen getStel. Rewport(Rhode Island ). 19. August. Auf dem Dergnügungs- dampfer Mackincic, auf dem sich 6/7 Ausstügler, darunter viele Frauen und Kinder befanden, explodierte der Dampskesiel. Der ganz« mittlere Teil des Schiffes wurde durch die Explosion zer- stört. Unter den Pasiagieren entstand«ine Panik. 17 Personen erlitten durch den micsiröm-nden Damvi lidlich« Be-irdrouti�en. 75 wurden zum Teil sehr schwer verletzt Da sich die Explosion in der Nähe eines Marineübunasplatzes ereignete, tonnte das Schiff mit den darauf verbliebenen Passagieren, wenn auch unter arohen An- strengungen von den in der Nähe befindlichen Kriegsschiffen ans Ufer gebracht werden. Das Schlachtschiff Wyoming , sowie eine Reihe von Aufklärungskreuzern und Torpedobootszerstörern wurden durch Funkspruch an die Unglücksstätte gerufen und beteiligten sich an der Rettung der mit den Wellen ringenden Pasiagiere. Ein weiteres Telegramm meldet: Nach den letzten Meldungen beträgt die Zahl der bei dem Explolionsunolück auf dem Ver- gnügungsdampferMackinae* umgekommenen Personen 23.

Grosifener in L-uedlinburg. Quedlinburg a. Harz . 19. August. Heute nacht sind in Quedlinburg am Harz vier große Fabrikgebäude der Metall- warenfabrit Gebr. Arndt niedergebrannt. Unermeßlicher Schaden ist dadurch entstanden, daß Riesenvorräte fertiger Waren mit- verbrannt sind. Dos Warenlager, die Poliererei und der Packraum sind bis auf die Umfassungsmauern vernichtet. Wie weit der Be- trieb wieder aufgenommen werden kann, läßt sich zur Stund« noch nicht überblicken. Der Brand soll durch Selbstentzündung von Holz- wolle entstanden sein._ Sroft-öerliner partewachrickttea. 74. Abt. gehl«,dari. Wir ersuchen unserr Mtlgllebrr. welche MUglleder de, VoU-chor, 5<60 flnb, morgen abend unbedingt 0N der bereit» anzelUndigten Funstiondrsitzung weqm wichtiger Belorrchung ieilzunehnien. JtnoaaM».«>e am Mittwoch, den 19.«itonft salligr Mitgl. rderoersaimnlung findet »ich» statt. Nächste Dersammlang Mittwoch, 16«eplewder. Spott. Um die Weltmeisterschaft der Dauerfahrer. Am Dienstag sollte in Amsterdam der Kampf der Dauerfahrer um die Weltmeisterschast über 100 Kilometer beginnen. Und zwar sollte der erste und zweste Lauf am Dienstag, und der dritte und viere Lauf am Mittwoch mit sol- gender Einteilung steigen: I.Lauf: Grasiin. Banderstuyft, Toricelli: 2. Lauf: Linart, Heck, Blekemolen: 3. Laus:©eres, Saldo w, Andersen: 4. Lauf: Sawall, Euter, Snoek. Wie wir erfahren, wurde der erst« Laus nicht zu End« gefahren, da einer der Teilnehmer, Heck- Luxemburg, am Start nicht erschien »nb der Holländer Blekemolen da» Rennen ausgab. Der weiterfahrende Linart- Belgien blieb nun allein übrig und wurde zum Sieger des ersten Laufe, erklärt. Den zweiten Lo u k gewann G r a s s i n- Frankreich vor Banderstuyft-Belgien nnd TorteeLl-Ltollen.