Einzelbild herunterladen
 

Kommunistischer Zerfall. Tie mitteldeutscheHochburg" waukt. Wir brachten vor einixen Tagen Mitteilungen aus dem kam- munistischen Sumpf, die die Zerfollserscheinungen in der KPD. in besonders krasser Weise beleuchteten. Der Triumph bolschewistischer Kampfestaktik war bekanntlich der Ueberfoll des kommunistischen Redakteurs W i s k o w auf den Herausgeber des.Mitteldeutschen Echo", den Stadtverordneten Kürbs, den er dabei mißhandelte, zu Boden warf und den fast Sechzigjährigen mit Fußtritten in den Unterleib recaliertc. Der Sozialdemokratische Pressedienst erhält dazu folgende Zuschrift: ..Wie ich aus demVorwärts" ersehe, hat der Sozialdemo- kratische Pressedienst über den Streit, den ich als Herausgeber des Mitteldeurschen Echo" mit der Produktiogenossenschast in Halle um die Unabhängigkeit meines Blattes führe, einen längeren Bericht gebracht, der mehrere Ungenauigkeiten enthielt, von denen ich wenig- stcns eine richtigstellen möchte. Unter anderem wird dort behauptet. ich sei aus der Kommunistischen Partei ausgeschlosien worden. Das trifft nicht zu, da ich noch niemals Mitglied der KPD. gewesen bin. Woraus es mir ankommt, ist lediglich, das bisher von dem Redakteur Finkclmeier gelestete Blatt dem Terror der Kommu- nistifchen Partei, die einen Druck auf die Pro- duktivgenossenschaft ausübt, zu entreißen. gez. Earl Kürbs. Halle a. d. S." Wir geben der Zuschrift gern Raum, da sie uns Gelegenheit gibt, einmal einen Blick in den kommunistischen Porteibetrieb zu werfen. Die KPD. leidet bekannllich Mangel an Mitgliedern. Ver- antivortungsgefühl, Intelligenz und vor ollem an G e l d. Es ist em offenes Geheimnis, daß der größte Teil der auf ollen möglichen obskuren Konferenzen als in wundervoller Blüte bezeichneten kam- munistischen Parteiunternehmungen sich in übler Lage befinden, da die früher reichlicher fließenden Russengelder abgedrosselt wurden. weil sowohl in der KPD. -Zentrale als auch bei den provinziellen Unterstäben der KPD . damit wüstester Unfug getrieben worden war. So fehlt aus dem letzten Jahre in der KPD. -Zentrale e i n Betrog, der allein an die hunderttausend Dollar h e r a n r e i ch t. die die Z. Internationale durch ihre Exekutive hotte überweisen lasten. Das Geld ist futsch, und die Partei quält sich trübselig mit dem Verschleiß der zur zurückgebliebenen Moste ge- hörigen unverwertbaren Waren ab. Zur �Zusammenballung" der übriggebliebenen Kräfte Hot die KPD . nun bekanntlich die sog. ,.P e u o a g" gegründet, eine zur Papier - und Materioloersorgung dienende Gesellschaft, die ollen Eingeweihten als oberfaule Gründung bekannt ist, zu der man jedes noch einigermaßen gehende Partei» xeschäft erst mit Gewast zwingen mußte. Als letzte lehnte den Bei- tritt die Hallesche Produktiogenossenschast ab. in der sicheren Erkenntnis, daß der Beitritt nichts anderes bedeute, als daß die Zentrale die letzten Groschen der mitteldeutschen Kommunisten restlos zu ihren dunklen Zwecken zur Verfügung habe. Alles Cirenenlocken der Rosenbaum, Ruth Fischer, Scholem scheiterte an der Abwehr der Geschäftsführer K r o h und P l ö t t n e r in Holle . Beiden ist es schlecht ergangen. Man läßt sie durch die Tscheka als die Verfasser der bislang an die SPD. -Presse gelangten Berichte verdächtigen. Plöttner hotdieFluchtindieKonsum- bewegung angetreten: Krohs Widerstand hat man dadurch aus« geschaltet, daß man zwei bekannte Kriecher aus Hall« nach Berlin anforderte, wo sie in Krohs Abwesenheit von den Fischer-Scholem beschwatzt und zur Abgabe der Beitrittserklärung zur notleidenden .Peuvag" geködert wurden.

Rupprecht fürchtet sich vor Sängern. Aus dem Reich französischer Bajonette in die Maschinen- gewehre der Rupertus-Repubttt. In der königlich bayerischen Republik ist mit dem reinrastigen Hitler -Rummel der sogenannte»national« Gedanke" keines- wegs auch erloschen. Er betätigt sich vielmehr nach bojuwarischer Art. Nicht mehr wie früher in einer solennen Kirchweihrauferei, londern denZeichen der Zest" entsprechend, am»Deutschen Tag ' mit Tschingbumm und Trara, meistens unter Sicherung durch ein drohend in Stellung gebrachtes Schutzpolizeiaufgebot gegen deninneren Feind". Das mußten kürzlich auch Arbeiter- s ä n g e r aus Mainz in dem äußerlich so friedlich anmutenden Aschafsenburg erfahren. lieber das Ergebnis des Besuches dieser Sänger, die aus dem besetzten Gebiet kamen, um einer Einladung ihrer Aschasfenburger Sangesbrüder zu folgen, berichtet die demokratische»Frankfurter Zeitung ": »Der Aschasfenburger Sonntag war längst für Zwecke reser- viert, die mit dem besetzten Gebiet auch schon gar nichts zu tun haben. Ein nationalistisch aufgemachter Iägertog fand statt: Prinz Rupprecht, der von Fest zu Fest eilende, völlig un- eigennützig-leutselige Herr, war eingetroffen: der Stahlhelm aus Frankfurt und Darmstadt ließ es sich nicht nehmen, im Zuge mitzumgrschiercn und in den Straßen Aschaffenburgs zu paro­dieren. Als aber die harmlosen Sangesbrüder aus Mainz am Bahnhof eintrafen, war ein Zug Landespolizei mit drei leichten Maschinengewehren aufmarschiert: der»könig- liche" Stadtkommissar verbot ausdrücklich, mit Musik durch die Stadt zu marschieren. Fünf Sicherheitsorgane umschwärmten dauernd den Borstand des Aschasfenburger Vereins, der sich zur Begrüßung am Bahnhof eingefunden hotte. Die V o l k s ch o r- länger aus Mainz waren völlig verdutzt: sie hatten qe- glaubt, dem Anblsck der französischen Uniformen zu entgehen und ins friedliche unbesetzte Deutschland zu fahren: nun zeigten ihnen die Maschinengewehrrohre, wie wenig daran fehlte, daß man sie über den Hausen geschossen hätte. Als üe schüchtern die ungastliche Stadt betreten hotten, schickt« der Komniandeur der Landespolizei einige Leute auf den Bahnhof, um festzustellen, ob sie olle den Bahnhof verlassen hatten. So war eindeutig festgestellt, daß«» �ausschließlich Aufgabe der Landes­polizei in Aschafsenburg ist, die nationalistischen Gäste und»Seine Majestät" vor denAngriffen" republikanisch und staatstreu ge- sinnter Sänger aus dem besetzten Gebiet zu schützen." Ja Arbeitersängcr aus dem industriellen Norden oder vom Rhein , die kann ein echter Bayer nicht vettragen. Da regt sich sein durch eine stumpfsinnige Preßpolemik stark unter Dampf gehaltenes bajuwarisches Blut. Dos Land der»Fremdenlogis", der Hotels und Pensionen kann zur Not noch das Trinkgeld jüdischer Bankiers vertragen, aberF a b r i k e r" und Droleten aus dem besetzten Gebiet? Her mit dem Maschinen- gewehrt Es lebe kupertus re�I

Die'rse zu üen Lohnkämpfen. Die Börse eröffnete heute in freundlicher Verfassung. Dies war in der Hauptsache auf markllechnische Gründe zurück- zuführen, denn es scheint jetzt die ernsthaft« Absicht zu bestehen, gegen säumige Esfektenliefcranten energisch vorzugehen. Gegenüber diesen borsentechnischcn Momenten spielten äußere Einflüsse kaum eine Rolle, so daß die umfangreichen Arbeiterkündigungen in der sächjisch-thüringischen Textilindustrie(200 000 Mann für Anfang September) und die auch anderwärts entflammenden Lohn- kämpfe wirkungslos blieben. Tägliches Geld 7X bis 9, Monatsgeld 10 K bis 11 X Pro».,

die neue ßunkausstellung. Im Funkhaus am Kaiserdamm fand gestern eine Besprechung über die neue Funkausstellung, die Anfang September er- öffnet werden soll, zwischen Vertretern des Berliner Messeamtes, der Presse und des Verbandes der Radioindustrie statt. Die Re- ferenten führten ungefähr aus: Die Dczembcr-Ausstellung des vorigen Jahres war ein großer Erfolg, sie übertraf an Besucher- und Ausstellerzahl bei weitem die Veranstallungen gleicher Art in New Park und Chicago , und man erwartet auch von der neuen Ausstellung dasselbe Resultat: bestimmt rechnet man damit, daß sie die Sensation des Herbstes werden wird. Vor allem verfolgt die neue Ausstellung den Zweck, das Absatzgebiet zu er- w e i t e r n. Der Dezember-Ausstellung ist es zu verdanken, daß die Teilnehmerzahl des Rundfunks im Januar und Februar um 100 000 stieg. Schon damals beschloß man, in jedem Jahr eine große Aus- stellung zu veranstalten als wirksamstes �Zropagandamittel. Aller- d:ngs bereitet die Art der Propaganda Schwierigkeiten. Die Aus- stellung ist keine Schaustellung, sie soll die akustischen Wirkungen demonstrieren, eine sinnfällige Beziehung von Funk- gerät und Wirkung herstellen. Die Vorträge, die bei der vorjährigen Ausstellung von Fachleuten gehalten wurden und besonders die Be- Ziehungen des Rundfunks zu den kulturellen Gebieten betonten, fanden wenig Interesse und fallen deshalb in diesem Jahre fort. Als besserer Ersatz wird dafür dieBerliner Funkstunde" in den Dienst der Ausstellung treten. Dem Besucher wird das ganze Mysterium der Funkangelegenheit enthüllt werden, vor seinen Augen werden Schauspieler und Sänger in die Aufnahmeapparate sprechen. Einen besonderen Anziehungspunkt wird auch diesmal die Aus- stellung der Deutschen Reichspost bieten. Der Aufbau einer kompletten S e n d e st a t i o n mit Aufnahmeraum, Verstärker- räum, Sender usw. soll die Möglichkeit geben, den technischen Vor- gang in seiner Arbeitsweise kennenzulernen. Außerdem wird die Reichspost ein Laboratorium einrichten, in dem der Besucher Ge- legenheit findet, bestimmte Experimente selbst auszuführen und da- durch in den Geist der Funktechnik einzudringen. Für die Auf- führungen in dieser Zeit sind bereits Künstler wie Iadlowker, Brons- geest, Transky, Adalbert und Senta Söneland engagiert. Das starke Bedürfnis der Industrie für die Ausstellung zeigt sich darin, daß die gesamte Ausstellungsfläche, die dem Vorjahr gegen- über bedeutend vergrößert wurde, bereits feit Wochen vergeben ist. Lungenkranke in Kellerwohnungen. »Kein ZMnh zum Wohnungswechsel". Das ganze Wohnungselend Berlins und überhaupt der Groß- städte illustrieren am deutlichsten die Kellerwohnungen, die meistens dunkel, feucht und im höchsten Grade gesundheitsschädlich sind. Ge- sunde Menschen müssen bei jahrelangem Wohnen in diesen Räumen unbedingt krank werden, und bei Leidenden bedeuten sie eine schnelle Abkürzung der Krankheit. Wenn heute auch der Wohnungs- befchaifung große Schwierigkeiten im Wege stehen, so müssen die Wohnungsämter unter ollen Umständen' Rücksicht auf Leidende nehmen und ihr langweiliges Verfahren nach bestem Willen abzu- kürzen suchen. Sicherlich gibt es noch schlimmere Kellerwohnungen als die in der Julius st raße 43 von Neukölln. Aber trotzdem dieser Keller, der sich Wohnung nennt, Schimmelpilzanlagen nur in bescheidener Zahl aufweisen kann, bleibt er für Kinder und Kranke eine tod- bringende Angelegenheit. Der Keller wird von einem Ehepaar mit einem vierjährigen Kinde bewohnt, er wurde vor fünf Iahren dem Ehepaar als vorübergehende Unterkunft angewiesen, aber nichts ist seitdem geschehen in der Beschaffung einer anderen Wohnung, und der Mann ist schwer lungenkrank. Immer wieder wurde er vertröstet. Inzwischen verschlimmerte sich seine Krankheit, ein weiterer Aufenthalt in dem Wohnkeller erwies sich als unmöglich: der Mann mußte feine Tätigkeit aufgeben und nach einem Krankenlager von neun Wochen in die Lungenheilstätte Beelitz gehen. Noch vier Monaten wurde er entlassen, und der Chefarzt gab ihm eine Dringlichkeitsbescheinigung mit, daß er eine hygienisch einwandfrei« Wohnung brauche, im anderen Falle würde die Kur nutzlos gewesen sein. Ein neuer Antrag auf Wohnungszuweisung an die Lungenfürsorge Neukölln wurde mit dem Bemerken abgelehnt, daß kein Anlaß zum Wohnungswechsel vorlöge, da das Lungenleiden noch nicht ansteckend sei. Eine mehr als merkwürdige Auffassung!

der Morö in Germenöorf. Eine falsche Spur. Gestern abend war das Gerücht verbreitet, daß der Mörder von Germendorf gefaßt fei. Dieses Gerücht hat sich leider nicht bestätigt. Es liegen ihm folgende Tatsachen zugrunde: In Kremmen hatte sich an einer versteckten Stelle im Gebüsch ein Mann anscheinend seiner Kleidung entledigt. Dieser Vorgang war von Leuten beobachtet worden, und eine entsprechende Mesdung war der Mord- kommission in Germendorf zugegangen. Die sofort angestellten Nachforschungen ergaben, daß der Mann aus dem Gebüsch in einer Herberge gewesen war und sich dort M. genannt hatte. Jetzt galt es, M. zu suchen, und bald hatte man ihn in einem Wirtshaus entdeckt. Es stellte sich heraus, daß er gar nicht in der Herberge gewesen war, für die Tat nicht in Frage kommen konnte und der Mann aus dem Gebüsch zufällig den Namen M. angegeben hatte. Die Suche wurde fortgesetzt, und endlich gelang es, den Mann aus dem Gebüsch zu finden. Es ist ein L a n d st r e i ch e r, beim Fechten hatte er ein Hemd geschenkt erhatten und an der versteckten Stelle einen Wäschewechsel vorgenommen. Auch er kann nicht der Täter sein, da er ein einwandfreiem Alibi beibringen konnte. Das Messer, mit dem Emil Lohmeyer erschlagen worden ist, ist ein sogenanntes Knicker- oder Schalmesser, wie' es zum Abschälen von Baumrind« gebraucht wird. Es hat auf beiden Seiten Holz- griffe, von denen' der eine gelockert ist. Es steht noch nicht fest, ob dieses Messer Eigentum des Ermordeten war, oder ob es der Mörder bei sich gehabt hat. Daß es die Mordwaffe war, geht daraus her- vor, daß die Scharten der Klinge an den Schädelknochen ent- sprechende Verletzungen zurückgelassen haben. Die Nachforschungen der Mordkommission werden unermüdlich fottgesetzt.

Der Landjäger als Ruhestörer.' Wir erhalten folgende Zuschrift: Ich lag mit meiner Frau und mit meinem«injährigen Kind vergangenen Donnerstag zur Erholung am Ufer der Löcknitz . Auf den Löcknitzwiesen suchen und finden tausende Großstädter täglich Erholung durch Sonnen-, Luft- und Wasserbäder. Die Wiesen, welche einen kurzen Grasbestand haben, sind Privatbesitz. Kein Schild, kein Hinweis macht darauf aufmerksam, daß der Aufenthalt hier nicht gestattet ist. Gegen K4 Uhr des genannten Tages ich war gerode mit meinem Paddelboot die Löcknitz entlang gefahren, während meine Frau die Landschaft photographierte und mein Kind im Wagen schlief erschien auf der die Wiese umgebenden Böschung der Landjäger Wenzel aus Erkner , Wilhelmstraße. Mit donnern- der Stimme schrie er meine Frön an:Hören Sie mal, wissen Sie, daß Sie sich strafbar gemacht haben?" Da weder meine Frau noch ich ahnten, daß der' Beamte uns meinte, antwortete keiner von uns. Der Beamte wiederHolle darauf die Frage nochmal und noch lauter. Wir verneinten nun feine Frage und baten um Auf. klärung. Ich stieg inzwischen aus meinem Boot aus. Auch mein An- blick, wie ich als Schwerkriegsbeschädigter auf c i n e>n Bein(mein anderes Bein Hab« ich für dasselbe Vaterlind geopfert, dessen Beamter mich hier in unerhörter Weise behandelte!)»ersuchle, zu dem radaumachenden Landjäger zu hopsen, machte leinen Ein- druck auf den Beamten: er befahl uns in derselben Tonart wie bisher, sofort die Wies « zu räumen. Meine Einwände, laß doch

täglich undgegenwärtig hunderte und Sonntags noch größer- Menscheiftnassen an derselben Stelle lagern, daß weiter die Wiese Privatbesitz und durch keinerlei Aushang kenntlich gemacht fei, daß das Betreten verboten ist und daß noch niemand etwas dazu gesagt Hobe, fruchtete bei diesem Hüter der Gesetze nichts. Er bestand auf der Ausführung feines»Befehls". Da ich mit Vernunftgründen diesem Allmächtigen nicht beikommen konnte, mußte ich mich seiner Macht fügen und fing an, immer noch auf meinem einenBeinhop- send, meine Sachen in das Boot zu packen, was naturgemäß nicht so schnell ging. Der Landjäger ging schließlich weiter, kehrte aber um: sein Ton hatte sich merklich gebessert:Na, Herrschaften. Sie haben ja noch nicht geräumt," woraus ich ihm erwiderte, daß ich doch beim Einpacken sei und er doch wohl einsehen müßte, daß ich mich nicht schneller bewegen könne. Hierauf oerfiel er wieder in den früheren überlauten Kasernenhoston und verlangte von meiner Frau und mir die Personalien. Ein Herr, der durch den von dem Landjäger verursachten Spektakel herbeigekommen war, bot ihn, auf mich als Schwerkriegsbeschädigten etwas Rücksicht nehmen zu wollen: auch er wurde angebrüllt und mit scharfem Blick von oben bis unten gemessen. Als der Herr nun seinerseits diesen Blick erwiderte, fühtte sich der Landjäger bedroht und zog seinen Revolver, entsicherte ihn und legte auf den Herrn a n. Nunmehr mußten wir, da der Landjäger uns sonst ver- haften wollte, unsere Adressen angeben, was auch bereitwilligst geschah. Ich konnte nicht umhin, dem Landjäger zu sagen, daß er eineHeldentat" vollbracht habe. Wenn es schon fraglich ist, ob der Landjäger oerpflichtet und berechtigt war, die im Privatbesitz befindlichen Wiesen vor dem Be- tretenUnbefugter" zu schützen, so hätte er doch mindestens seine Anweisungen in einer Form vorbringen können, die weder den Schwerkriegsbeschädigten noch auch die anderen Beteiligten so sehr verletzte. Das Anschlagen der Dienstwaffe auf friedliche Ausflügler ist ein Mißbrauch der Dienstgewalt, mit dem sich die vorgesetzte Behörde des Landjägers zu beschäftigen haben wird.

Wo bleibt öas Gefrierfleisch? Mangelhafte Kontrolle der Behörden. In den letzten Tagen war wiederum festzustellen, daß trog reger Nachfrage nur geringe Mengen von Gefrier- fleisch in den Ladenfleischereien zu haben waren. Diese Erscheinung machte sich angesichts der fortwährenden Preis- steigerungen für Inlandfleisch um so unangenehmer be- merkbar. Seitens der zuständigen Ministerien wurde uns mitgeteilt, daß nach Ansicht der Behörden Gefrierfleisch offenbar in großen Mengen zurückgehalten wird. Die Einsuhren in den beiden letzten Monaten waren stärker als im Mai, doch habe man den Verdacht, daß bei weitem nicht soviel Ware in den Klein- Handel gelangt, als nötig und vor allem möglich wäre. Trotz alle- dem sind bestimmte Angaben nach dieser Richtung nicht zu machen. da statistische Unterlagen weder im Reichsernährungsministerium noch an anderen Stellen vorhanden sind. Da nach Ansicht von Fachleuten jedoch mit einem Preisnachlaß für deutsches Fleisch in naher Zukunft nicht zu rechnen ist, wäre es Aufgabe der mit der Einfuhr von Gefrierfleisch betrauten Stellen, dafür zu sorgen, daß dieses billige Fleisch nach Möglichkeit nicht in die Kühl- Häuser, sondern in den Kleinhandel zum Verkauf gelangt.

Immer wieder öranöstistungen. Zum drillen Male innerhalb weniger Tage. Die Brandstiftungen häufen sich in der letzten Zeit wieder in erschreckendem Maße. Zum dritten Male innerhalb weniger Tage stand in der A l l e r st r a ß e in Neukölln ein Dachstuhl in Flammen. In allen Fällen ergab sich zweifelsfrei Brand- st i f t u n g als Ursach«. Leider kommen den Brandstiftern die Bödenverhältnisse in der Großstadt sehr zustatten. Allerlei Haus- gerümpel und die ausgetrockneten Holzocrschläge geben ein leicht- brennbares Material her, an dem die angelegten Brände reiche Nahrung finden. Sie verursachen nicht nur den Hausbesitzern, sondern auch den Bewohnern der oberen Etagen großen Schaden. so daß mit allen zu Gebote stehenden Mitteln versucht werden muß, den Brandstistern das Handwerk zu legen. Ganz merkwürdiger- weise treten die Dachstuhlbrände immer zum Ausgang des Sommers zu auf. Heute früh um 6 Uhr stand der ausgedehnte Dachstuhl des Eck- Hauses Aller- und Hermann st raße in hellen Flammen. Brand st ifter hatten die Bodenräume an allen Ecken und Enden angezündet: das Feuer fand an dem Bodengerümpel der Haus- bewohner und an den Bretterverschlägen der Bodenkammern so reichliche Nahrung, daß die Feuerwehr Mittelfeuer an alle Wachen melden ließ. Branddirektor Podsczieck ließ sofort mit fünf Schlauchleitungen über die vollständig verqualmten Treppen und über mechanische Leitern vorgehen. Erst nach geraumer Zeit gelang die Ablöschung des Brandes. Die Wohnungen der oberen Geschosse haben durch Wasser st ark gelitten. Von dem Brandstifter fehlt jede Spur.

ver Zllm.Schmiede" wird zurzeit täglich vor aus verkauftem Hause in den Strom-Lichtspielen in Moabit , Sttomstratze, gegeben. Da der Film sllr die arbeitende Bevölkerung von größtem Interesse ist. weil er ge- werkschastliche und soziale Forderungen vertritt, ist der Besuch de« Film« .Schmiede" jedem zu cmpsehlen.

Schwere Unwetterschäden im Bayerischen Wald . Der Waldbestand im Bayerischen Walde, einer der prächtigsten und urwüchsigsten der deutschen Waldwirtschaft, hat, wie sich erst jetzt herausstellt, infolge der letzten Unwetter furchtbar gelitten. Annähernd 200 000 Kubikmeter Holz, darunter die schönsten Bestände, sind von dem Orkan geknickt oder entwurzelt worden. Schrecklich hat der Orkan in Klingenbrunn gehaust. Die ganze Gegend bietet ein Bild der Zerstörung. Nach einer vorläusigen Schätzung sind dort 160 000 Kubikmeter Holz vom Sturme gefällt worden. Zu einer wahren K a t a st r o p h e hat sich der Sturm in der Umgebung von Holz lirchen aus* gewachsen. Dort liegen 100jährige Baumriesen in einem unübersehbaren Wirrwarr durcheinander. Fachleute schätzen den bier vernichteten Baumbestand auf 60000 Kubikmeter. Während der Un« Wetterkatastrophe kamen auch mehrfach Brände zum Ausbruch, die durch Blitzschlag hervorgerufen waren und auch Menschenleben forderten.

Brand der Ausstellung in Grenoble . Petit Parisien" meldet aus Grenoble , daß gestern abend 11 Uhr in der Grenobler Ausstellung durch Blitz- schlag Feuer ausbrach, das rasch großen Umfang annahm. Ein Teil der Stände der Forstabteilung und zwei weitere Paläste stehen in Flammen. Der Schaden beläust sich nach Havas auf mehrere Millionen, nach dem»New-Porker Herald" auf 10 Mi!» lionen Francs. Nach einer weiteren Meldung ist es gegen 1114 Uhr nachts gelungen, das Feuer einzudämmen. Der Aus- stellungsraum für Fremdenverkehr und der Transportpalast sind vollkommen vernichtet. Es standen darin besonders Flugzeuge, Automobile, elektrische Apparate, Seidenerzeugnisse aus Lyon und eine Sammlung von Fellen für die Handschuhmacherei. Die onge- stellte Untersuchung bestätigte, daß es sich um einen Blitz handelt. der in einem elektrischen Transformator eingeschlagen ist und das Zeltdach in Brand setzte.__ Hroß-Serliner parteinachrichten. 1».«teii Paukow: Kreitaa den Zt. Anquit.">/, Uhr. Kreisdelegiertenversommlunq bei Meier,Tllrilsche» Zelt". Bre'.testratz- 14. Zuvasozialisten, Prenzlauer Berg : Heute S Uhr im Jugendheim, Daiulger Straße SI tBaracken) Bortrag be» Genossen Otto Bach:»Der deuifch« Arbeiter i» den Internationale."