Im Interesse des Vaterlandes bei der negierenden Haltung der Rechten eine absolute Notwendigkeit war, von vielen sogenannten Intellet- tuellen nicht'verstanden und angefeindet. Ein Festlegen nach der linken Seite auch bei veränderten Verhältnissen hätte eine wettere E n t s r e.m d u n g zur Folge gehabt." „Ich resümiere: Die politische Haltung der Zsntrmmfraktion war korrekt, entsprach den Traditionen der Zentrumspartei , dieslchnienacheinerb.estimmtenRichtungfürimmer f e st l e g e n l i eß. und hat in den drei großen Gesetzgebungswertcn bei allen ihnen anhaftenden Mängeln eine verdienstvolle Arbeit geleistet und hat ihre Ideen in gewissem Umfange in dieselben hin- einzuarbeiten verstanden." Diese Antwort zeichnet mit großer Schärfe den politischen Riß, der durch das Zentrum geht. Auf der einen Seite die firäfte, denen die Zusammenarbeit mit der Linken nicht nur das Ergebnis einer vorübergehenden Konstellation, sondern ein Ausfluß demokratischer und sozialer G e- s i n n u n g ist, auf der anderen Seite jene formale politische Tradition, deren politisches A und O die Behauptung der politischen Mittelstellung des Zentrums ist, und die aus Furcht vor einer dauernden Linksorientierung sich der Rechten in die Arme geworfen haben. Allein.diese Gegensätzlichkeit genügt noch nicht, um die schwere Krise zu verstehen, in der das Zentrum sich befindet. Herr Fehrenbach möchte die Haltung W i r t h s als politisches Ressentiment aus der Zeit seines Kampfes gegen die Mordpropaganda der extremen Rechten erklären. Aber es handelt sich nicht um Ressentiment, und auch nicht um poli- tische Formalien: es handelt sich ganz einfach darum, daß in der Zentrumspartei die G r o ß i n d u st r i e l l e n und die Großagrarier die Führung an sich gerissen haben, daß die Zentrumspartci die Interessen ihrer Arbeiterwähler den Interessen des Großbesitzes geopfert hat. Es handelt sich darum, daß unter dieser Führung das Zentrum die Verant- wortung für die unsoziale Politik der Rechtsparteien mit über- nommen hat, als deren erstes Ergebnis wir die Teuerung erleben. Herr Fehrenbach unterstreicht diese Verantwor- tung noch einmal und verteidigt diese Haltung: Herr Wirth ist um dieser Haltung willen aus der Rcichstagsfraktion des Zentrums ausgeschieden. Es ist die soziale Spannung zwischen den Arbeitern, den kleinen Leuten, den Massen der Vcr- braucher in den Reihen des Zentrums und den Großinter- essenten, die die Schärfe des inneren Kampfes in der Zentrumspartei erklärt. Der Streit geht im Zentrum nicht nur um die formelle politische Orientierung, es steht Interesse f legen Interesse. Es scheint, daß die Grundlage einer gemein- amen Gesinnung, die politisch den Interessengegensatz über- Krücken könnte, in dem Augenblick zusammengebrochen ist, als das Interesse des Eroßbesitzes sich entscheidend in den Border- grund geschoben hat. Die Krise von heute erschüttert das innere Gefüge der Zentrumspartei . Für eine Partei, die um der Verschieden- h�it der sozialen Zugehörigkeit ihrer Anhänger willen die Taktik des Laoierens zwischen den großen sozialen Gegensätzen zum Prinzip erhoben hat, muß eine entschiedene Stellung- nähme zu einer sozial so einschneidenden und nach so einseiti- gen Interessen orientierten Wirtschaftspolitik, wie es die Po- litik der gewollten Teuerung der Rechtsparteien ist, von er- schüttternder und nachhaltigerer Wirkung sein als selbst eine Entscheidung für die Rechte im Kampf um Preußen. Eine Krise mit solchem Ausgangspunkt kann zu einer Probe auf die Existenzfähigkeit des Zentrums werden. Wir glauben, daß auch die Männer des rechten Zentrums sich darüber klar find. Es war Herr Stegerwald, und mir unterstreichen den Zusammenhang noch einmal, der als erster nach der Ablenrungsaktio.n gegen die Teuerung gerufen hat— ein Versuch, durch Ablenkung über die großen Gegensätze hinwegzukommen. Aber es scheint, daß der Kampf im Zentrum schon so offen und so scharf ge- führt wird, daß eine Ablenkung nichts mehr fruchtet. Die „Germania " fordert den Austrag der Gegensätze auf einem außerordentlichen Parteitag des Zentrums: .............................. w«!— Die Kuh Ses kaiserlichen Hauses. Im Archiv einer russischen Behörde wnrde folgendes Dokument gefunden, das hier wörtlich wiedergegeben wird: Chef des Zioilkabinetts Ihrer Majestät, der Kaiserin Zarin Alexandra Fjodorowna, Sekretär Ihrer Majestät und Verwalter der Angelegenheiten der Allerhöchsten Kinder Ihrer Kaiserlichen Majestäten. 7. April 1912, Nr. 3113, Petersburg, Winterpalais. An S. Hochwohlgeboren A. I. Dubrowin. Sehr geehrter Herr Alexander Iwanowitschl Ihre Majestät, die Kaiserin Zarin Alexandra Fjodorowna geruhten nach alleruntertänigster Unterbreitung Ihres Gesuche», daß den MitgNedern der Iaroslawer Sektion des„Russischen Volksbundes" gestattet werde, für die Allerhöchsten Töchter Ihrer Majestäten eine Kuh anherzusenden, gnädigst zu befehlen, den Miialiedern genannter Sektion im Namen Ihrer Majestät auf- richtigsten Dank auszusprechen für ihre Absicht, Ihren Kaiserlichen Majestäten«ine Kuh zu senden, welch selbe Ihre Majestät gnädigst anzunehmen belieben. Ich habe die Ehre, Sie ergebenst zu er- suchen, diesen Befehl der Kaiserin den Mitgliedern genannter Settisn zur Kenntnis m bringen. Zugteich habe ich die Ehre, Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß diese Kuh— wie das auch bei der im verflossenen Jahre Seiner Kaiserlichen Majestät, dem Thronfolger Zejarewitsch dar- gebrachten Kuh der Fall war— vor der Anhersendung selbiger zu ihrer Allerhöchsten Bestimmung einer gründlichen tierärztlichen Unterstichung zu unterziehen und das Resultat dieser dem Vorstand der Schloßoerwaltung von Zarskoje Selo , Generalmajor Peschkow, mitzuteilen ist, von dem Sie dann Mitteilung über Zeitpunkt und Art der Zustellung der Kuh erhalten werden. Ich habe die Ehre, Sie ergebenst zu ersuchen, vor der Ab- sendung der Kuh mir und Generalmajor Peschkow von ihren Qualitäten, ihrer Herkunft und auch darüber Mitteilung zu machen, in wessen Begleitung die Kuh hergeschickt werden wird. Nehmen Sie die Versicherung meiner usw. usw. gez. Graf Rostowzew. Doktor Dubrowin antwortete dem„Sekretär Ihrer Majestät", daß die Kuh von einem Edelmann erworben wurde und am 22. April mit Schnellzug in Begleitung von drei würdigen, treuen kaiserlichen Untertanen zugestellt werden würde. Die Erkundigungen, die der vorsichtige Graf Rostowzew bei dem Iaroslawer Gendarmerieoberst einzog, ergaben, daß über die Personen, die die Kuh ihrer allerhöchsten Bestimmung zuführen sollten, nichts Nachteiliges bekannt sei und keinerlei Ver- dacht gegen sie bestehe. Doch sei einer von ihnen in den Listen der örtlichen Epavchialverwaltung als uneheliches Kind eingetragen. Da wurde der Sekretär Ihrer Kaiserlichen Majestät stutzig: ist eine solche lasterhaste,„außerhalb des Gesetzes" geborene Persönlich- keit überhaupt würdig, die Schwelle der Zarenresidenz zu betreten. und würde dadurch nicht die unantastbare Reinheit des Monarchen beschmutzt werden? Er richtete aus diesem Anlaß au den Regierung»-
„Die Vorgänge in der Zentrumspartei , die zahlreichen Auseinandersetzungen grundsätzlicher und prak- tisch - politischer Art in der Zentrumspreise haben inzwischen eine solche Spannung erfahren, daß die E i n b e- rufung eines außerordentlichen Parteitages unseres Erachtens nicht mehr zu umgehen ist. Es muß festgestellt werden, ob di« Zentrumspartei in den aktuellen Fragen der deutschen Politik wieder zu einer einheitlichen Willenskundgebung kommen kann: es muß auch mit aller Offenheit und Rück- Haltlosigkeit und auch mit der sachlichen Nüchternheit, die allein verlorene» Vertrauen wiederge- Winnen kann, untersucht werden, ob die Haltung der Zen- t r u m s f r a k t i o n in den letzten Monaten das Vertrauen der Zentrumswählerschaft besitzt oder nicht. Ge- wiß gibt es Zahlreiche, die von solcher Aussprache nicht mehr viel erwarten und denen, wie man es mitunter bedauernd aussprechen hört, die bei solchen Veranstaltungen nur zu gern angewandten Regiekünste geschickter Taktiker unangenehm sind. Aber das darf nicht hindern, jenen ordnungsgemäßen Weg zu versuchen, um die verlorene Einheitlichkeit und Zielfestigkeit des Parteiwillens zurück- Zugewinnen. Wir möchten glauben, daß dem Gros der Reichstags- fraktion einerseits und Dr. Wirth andererseits nichts erwünschter sein könnte, als eine Vertretung ihrer Auffassungen vor dieser jetzt allein zuständigen Versammlung, auf deren guten Ausgang wir alles Vertrauen setzen." Diesmal geht die Krise im Zentrum um die Frage der Verantwortung für Rechtskurs, verfehlte Wirtschaftspolitik und Teuerung. Mag diese Krise enden wie sie will— es liegt im Wesen dieses Parteigebildes, daß sie, solange es in der heutigen Form existiert, wiederkehren muß, so oft das Zentrum gezwungen ist. im Kampf um den sozialen Inhalt der deutschen Politik eindeutig Stellung zu nehmen. vie Spaltung in den Winöthorft-öünöen. Die„Germania" veröffentlicht eine Zuschrift des Vorsitzenden der Berliner Windthorstbiinde, die es aufs schärfste mißbilligt, daß Teilnehmer der Sitzung dem„Vorwärts" einen Bericht gegeben haben. Im übrigen bestätigt diese Zuschrift die Tatsache, daß verschieden« Teilnehmer, darunter zwei Vorstandsmit- g l i s d e r, die ihr Amt niederlegten, erklärten, nicht weiter tn der Organisation mitarbeiten zu können.
Sanken unü Preisabbau. Ei« Vorstost gegen den Reichsarbeitsminister. Mitten in den allgemeinen Ankündigungen der Reichs- regierung, daß man einen Preisabbau machen wolle, platzt eine interessante Auseinandersetzung zwischen dem Zentral» verband des deutschen Bank- und Bankiergewer» b e s und dem Reichsarbeitsminister Brauns. Letzterer hatte in einer Rede vor den Christlichen Metallarbeitern u. a. ausgeführt: „Wenn die Banken dieses Ziel(die Behauptung ihrer Festigkeit) zu erreichen suchen, indem sie einseitig auf dem Boden von Angebot und Nachfrage auf dem Geldmarkt und auf dem Boden r ü ck s i ch t s- lose st er Ausnutzung ihrer Monopol st«llung vor- gehen, so ist das wirtschaftlich, sozialpolitisch und allgemein politisch unerträglich. Obwohl die monopolistische Zinsbildung der Danken eine ganz unbestreitbare und auch von Wissenschaftern wie Prof. Beckmann festgestellte Tatsache ist, geriet der Zentraloer- band über die Aeußerung des Reichsarbeitsministers Brauns in helle Empörung. Er bezeichnet diese Fest- stellungen als eine Kampfansage. Sie sei falsch, denn einmal seien es nicht die privaten, sondern die ö f f e n t l i ch e n Banken, di« hohe Zinsgewinne nähmen. Bisher freilich wußte man nur, daß die Reichsbank für ihre Wechsel-Kredite 9 Proz. nimmt, während keine Privatbank zu einem ähnlichen Zinsfuß Geld ausleiht. Schließlich gibt der Zentralverband zu, daß auch feine Banken hohe Zinsen nehmen. Aber sie tun das„nur", weil ihnen die Gewinne aus dem Emissions-
fenat eine Anfrage, ob nicht unehelich Geborene hin- sichtlich des Zutrittes ins Palais mit Juden gleich zu st eilen seien. Der Senat antwortete in vertrau- licher Mitteilung, daß die Reichsgesetze hierüber keine bestimmten Angaben enthielten, und daß im Einzelfalle festgestellt werden müsse, ob betreffender Bittsteller als Kind die orthodoxe Taufe und in den letzten fünf Jahren das heilige Abendmahl empfangen habe. Das beste ober sei, die Entscheidung der Frage dem tcuserlichcn Ermessen zu überlassen.— Schließlich kam Rostowzew der glückliche Gedanke, den unehelichen Bundesgenossen durch«inen„im Gesetze" geborenen zu ersetzen. Doch nun rebellierte der erster« und richtete an Dubrowin folgenden Brief: „Ich bin tief gekränkt, daß man mich von der Kuh entfernen will. Ich kann doch nichts dafür, daß ich von einer Jung- frau geboren bin. Dagegen wird Ihnen bekannt sein, daß ich seit 1995 unter Lebensgefahr an elf Pogromen teilnahm und sogar speziell zu nationalen Zwecken nach Odessa , Minsk , Berditschew, Tschernigow usw. abkommandiert wurde, im Besitze einer Medaille„für eifrigen Dienst" und Ehrenbürger bin...." Die nationalen Verdienste des Ehrenbürgers wurden vom Grafen Rostowzew selbstverständlich der nötigen Aufmerksamkeit ge- würdigt, er wandte sich«in zweites Mal an den Senat, der es nicht unterließ,„entsprechende Anordnungen zu treffen". Der Ehrenbürger geleitete die Kuh ins Palais. In der hierbei der Kaiserin überreichten Bittschrift wurde Ihre Majestät gebeten, dieses Präsent von dem sie restlos liebenden Volke in Empfang zu nehmen. Der Ehrenbürger erhielt ein Dankesschreiben und fünf Rubel aus den Händen der Kaiserin, was aber das Volk anbelangt — nun, das Volk hat ja, wie bekannt, seine restlose Liebe für den Thron bewiesen und Im Jahre 1917 den letzten Punkt unter diese Geschichte gesetzt._
Mitkelalkerllcher Sleinfund in der Weser . Daß auf dem Meeresgrund so mancher kostbare Schatz im Rumpf gesunkener Schiffe ruht, ist allgemein bekannt. Daß aber nach Hunderten von Jahren in deiji Bett eines Flußarmes ein ganzes Schiff mit ge- wastigen Quadersteinen gefunden wird, dürfte einzigartig dastehen. In einem jetzt.toten Arme der Weser in der Nähe der Stadt Verden waren im Sommer 1923 bei der Kiesentna.hme deutlich die Umrisse eines alten Lastsckiifies zutage getreten, das etwa 15 bis 16 Meter lang und etwa 3 Meter breit mit mächtigen Sandsteinquadern be- laden war. Durch Hochwasser der Weser ist das Schiff dann wieder „versunken", und in diesem Jahre ist infolge des niedrigen Wasser- standes der Weser dos Schiff bei der Kiesentnahme soweit frei gelegt worden,, daß durch die Studienkommission des Verdener Heimatbundes'bereits mehrere der mächtigen aus Obernkirchencr Sandstein bestehenden Quadern aus dem Schiff geborgen werden konnten. Die Steine sind äußerst sauber bearbeitet und mit ver- schiedenen Steinmetzabzeichen versehen. Die Ladung des gesunkenen Schiffes muß entweder für Bremen oder Verden bestimmt gewesen sein. Mutmaßlich ist das Schiff mit seiner Ladung vor etwa 459 Jahren gesunken. Die größte?ost der welk wird zu Anfang des nächsten Jahres in London eröffnet werden. Es ist das gewaltige Postgebäude von Mount Pleassant, das jetzt seiner Vollendung entgegen geht.
und Effektengeschäft fehlen, und um nicht von den gestiegenen Steuern und Unkosten aufgefressen zu werden. Diese Logik ist zwar seltsam. Denn wenn jeder Berufs- stand so verfahren wollte, den verringerten Umsatz durch erhöhten Nutzen„auszugleichen", so könnte unsere Industrie bald ihre Betriebe zumachen. Dann wäre ein Preisab- bau überhaupt ausgeschlossen. Daß die Banken sich— wenn auch etwas widerwillig— zu diesem Prinzip bekennen, zeigt nur, daß sie nicht beabsichtigen, auf ihre Gewinne zu verzichten oder ihre Betriebe auf die ver- ringerten Umsätze umzustellen. Und sie können sogar gute Gründe für ihr Geschäftsprinzip geltend machen. Denn wer wollte ihnen verdenken, daß sie das ihnen durch die heutige Lage des Geldmarktes gegebene natürliche Mo- nopol ungenützt lassen, wenn die Reichsregierung mit dem Zollgesetz weiten Kreisen der Industrie und der Landwirtschaft sogar künstlich eine Monopolstellung schafft? Jedenfalls ist der Angriff der Bonken gegen den Reichs- arbeitsminister zugleich eine Antwort cm die Regierung Luther , die jetzt die Preisabbauparole ausgegeben hat. Hier ist die erste große Erwerbsgruppe, die auf eine sachliche Fest- stellung mst lautem Protest antwortet. Wir werden das noch öfter erleben. Und das ist nicht zu verwundern. Denn die ganze„Aktion" trägt so sehr den Stempel der inneren Unwahrhaftigkeit cm sich, daß sie von den wenigsten Geschäfts- leuten ernst genommen werden wird.
Deutschnationales Warenhaus. Waffen-Preiskurant für nationale Verbände. Ein tüchtiger Geschäftsmann weiß sich der Konjunk- tur anzupassen und seine Kunden zu beliefern, so toll ihre Ansprüche auch geworden sind. Nach dem Aschenbecher aus dem Granat- zünder und dem Führungsring als Damenarmband, nach diesen sinnigen Produkten einer geschäftstüchtigen.Kriegs".Jndustr!e ist durch die„völkische Welle" eine Bedarfsartikel- Jndu- strie für den„Bürgerkrieg" befruchtet worden. Wenigstens weist der Preiskurant der offiziellen Liefer st elle nationaler Verbände", Heimschutz-Lieserungsgcsellschast m. b. H., Berlin SW 68, Charlottenstraß« 18, auf derartige Aspirationen der deutschnationalen Jugend hin. Doch Geschäft sst Geschäft und die Aufmachung der„völkischen Preisliste" muß dem Geschmack des Kunden Rechnung tragen! Auf der Titelseite des Preiskurants prangt ein mächtiges eisernes Kreuz, in dem die Firma im Kleindruck versichert, daß sie „nur gute Qualitäten in guter Verarbeitung" zu liefern gedenke, und zwar an ihren hochverehrten Kundenkreis: Stahlhelm , Wer- wolf , Iungdo, Landbund, Wiking. Jungdeutschlandbund, Iungsturm, Bismarckjugend und Kysshäuserbund. Und dann folgt die Preisliste. Zuerst harmlos und auf da» Soldatenspielen berechnet: Iungdeutschlandstiefel. rühmlichst bekannte Qualitätsarbeit, wasserdicht, in schwarz oder braun, 18 Mk., Iagdrucksäcke mit Gummieinlage(für militärische Säuglinge?) 12 Mk., Militärtrinkbecher 79 Pf. Doch schon wird man deutlicher:.Lederknüttel mit Blei- köpf 1,39 Mk.,„Sipostahlruten", bräuniert, 1,69 Mk., Jagd- nicker, feine Stahlklinge mit Lederscheide, extra Qualität, 6 Mk„ Pionteräxte, neu(für Fememörder und Angerstein-Schwär- mer?), 119 Zentimeter lang. 3,59 Mk. Dann(für Rathenau -Mörder und Dersammlungssprenger?) „Selbstladepistolen", Mauser , Sauer, Walther, Modell IV», DWM., 9 Schuß, 49 Mk., sowie„Leichte Kara- b i n e r", mit tadelloser Schußleistung und gezogenem Lauf (?), Geco Rr. 19, Luxusausführung, 25 Mk. Für wessen Knochen und Weichteile sind diese„vaterländischen" Schlag- und Schußwaffen? Für den„äußeren Feind" reicht's sicher nicht ganz zu mit der Geco-Sportbüchfe und der Pionieraxt und der Sipostahlrute? Oder sollten die Verzicht- ler um Stresemann und Schiele, die Verantwortlichen für den„fluchwürdigen Sicherheitspakt" mit dem.Wischstrick" zu 15 Pf. und dem preiswerten„Waffenöl", das Pfund zu einer Mark, ausgewischt und eingeölt werden?
Die Bauten umfassen einen Raum von 659 Ar: sie sind mit allen neuesten Vorrichtungen ausgerüstet, und von ihnen führt ein Röhrensystem zu der neuen elektrischen Rohrpost, die 89 Fuß unter der Erde läuft. Mit dieser Rohrpost werden nur Pakete und Briese befördert, und zwar ist ein Zwei-Minuten-Dienst gevlant, durch den die Postsachen in der kürzesten Zell nach den Londoner Hauptpostämiern und den Bahnstationen gebracht werden. Man hofft, durch die Verwendung der neuen Rohrpost den Straßenverkehr von zahlreichen Postgefährten zu entlasten. Diese größte Post der Welt wird imstande sein, im Jahre 1 Milliarde Briefe und 69 Millionen Pakete zu befördern. Spahllngers Tuberkuloseserum. Prof. Henry Spahlinger von der Universität Genf hat bereits vor längerer Zeit ein Serum er» funden, das angeblich geeignet ist, selbst in vorgeschrittenen Fallen von Tuberkulose außerordentlich günstige Heilwirkungen zu erzielen. Einwandfrei erprobt konnte das Mittel bisher allerdings noch nicht werden, da Prof. Spahlinger aus Furcht, daß ihm seine Idee ge- stöhlen werden könnte, die Zusammensetzung des Mittels nicht bc- kanntgeben will, während andererseits die Aerzte, an die er sich zwecks Nachprüfung der Heilwirkung des Serums gewandt hat, den Standpunkt einnehmen müssen, das Serum, solange es von Professor Spahlinger als Geheimmittel beachtet wird, von vornherein abzu- lehnen Einen anderen Standpunkt kann und darf ein gewissen- hafter Arzt nicht einnehmen, denn es geht natürlich nichl an. bei der Behandlung von Kranken Mittel zu verwenden, über deren Beschaffenheit und Zussmmensetzung ungenaue oder gar überhaupt keine Angaben vorliegen. Neuerdings sind nun zwischen Professor Spahlinger und dem englischen Gesundheitsministerium VerHand- lungen in Fluß gekommen, die auf amtliche Nachprüfung der Heil- Wirkung des neuen Tuberkuloseserums abzielen. Ob die Verhand- lungen von Erfolg gekrönt sein werden, steht allerdings noch dahin, denn Spahlinger hat auch den Beamten der obersten englischen Medizinalbebörde gegenüber den Schleier de? Gebeimnisses, mit dem er sein Mittel zu umgeben liebt, bisher nicht gelüftet.
Ska-tekheater. JmSchausbielhanS am Kendarmenmarlt wirb T i ch e ch o w Z i'ulllpikl„Der Bär- norbrnitet. DleieZ gebt ,u- gleich mit Shaw?„Wrohex Kaldarira" erstmalig In Jzette und ift delehl mit Lucie MannSeim, Max Schreck und Jakob TicMIe. der in de, Rolle de? Smirnoff sein Cngagemcnl an den Slaatpchen Schaufvielbäusern antritt. Regie: Jürgen Fehling . Das Bübnenbild'iir die Reueinkiiidierung von Schillers.Jungfrau von Lrleans- im Staatlichen Schillerthealer am 81. d. M. ftomml von Emil P i r ch a n. Der.Bund freier W«o1chen- veronsialtel eine Reibe von Vortrags- abendcn im Haeckei-Saal de« Prruh. Inslitu!« iür Sexualw.sscnlchasten Bcetbovenstr. 3.«m 29. d. M. liest PaulineNard i'auS Karl Krau»' .Die letzten Tage der Meisschljeil-; am. 4. Sepiemdcr spricht Dr. med. Hans Kraaz über.Aber? tauben und Geichäst in der Medisin": am 14. September spricht Adols«och über.fsreie L ebe odcrAwanasebe?-: am 29. September sprechen E r w i n'L a e s I t q und A d o I s Koch über .Kymnastckshstem oder sreie Kestaliung der Körpcrbildung?-— Tie Vor- träge beginnen um«>/, Ubr abends. Unkotlenbeitrag sür jeden Abend 50 Pf., Jugendliche 40 Pf., Mitglieder de» Bunde » steier Menschen 30 Pf. Pllgerstaüstlk. Aus Mrund der Ausgab« der Eifenbabnbilletts wird die Zahl der in der ersten Hätsle de« Heiligen Jahre» nach Rom Gepilgerten auf über eine halbe Million geschätzt.