Der Stanö der Hauhüttenbewegung.
Aufstieg und Konzentration.
Die Bauhüttenbewegung, die als Zelle der Gemein- Wirtschaft im Baugewerbe schon manche Erfolge erzielt hat, legt jetzt über den Stand der Organisation und der Betriebe Rechnung ab. Bei ihrer Beurteilung ist zu berücksichtigen, daß diese Bewegung er st im Jahre 1319 ins Leben gerufen wurde, daß in der ersten Zeit ihres Bestehens fast nur Betriebe in Form von Pro- duktivgenossenschaften geschaffen wurden, auf die die Ge- werkschaften und der Verband sozialer Baubetriebe nur sehr wenig Einfluß hatten. Erst allmählich— mitten in der Inflationszeit— wurden die meisten Produktivgenossenschaften in Gesellschaften mit beschränkter Haftung umgewandelt, bei denen nicht einzelne Arbeiter und Angestellte, sondern die Bezirksverbände des Verbandes lozialer Baubetriebe(Bauhüttenbetriebsverbünde) und die örtlichen und bezirklichen Gewerkschaften selbst Gesellschafter stnd. Damit wurden die Betriebe immer stärker dem Einfluß des Verban- des sozialer Baubetriebe unterstellt. Zur Fortsetzung dieses Kon- zentrationsprozesses haben Aufsich tsrat und Beirat des Verbandes sozialer Baub et riebe beschlossen, daß d i e allmähliche Konzentration des gesamten In der Bauhültenbewe- gnng arbeitenden Kapitals beim Verband sozialer Baubetriebe an- gestrebt werden soll. Der Verband sozialer Baubetriebe soll bei allen Betrieben allmählich Hauptgesellschafter werden und auf diese Weise den einzelnen Betrieben ausreichende Mittel zu einer wirt- schaftlichen Führung der Betriebe bezw. zur Hereinnahme größerer Aufträge geben und sich gleichzeitig durch seine stärkere finanzielle Beteiligung einen ausschlaggebenden Einfluß auf alle Betriebe stchern. Umfang der Bauhüttenbewegung. Dem Verband sozialer Baubetriebe gehörten am Schluß des Jahres 1924 1 8 Bauhüttenbetriebsoerbände(Bezirksverbände des Verbandes sozialer Baubetriebe) und 181 selbständige o r t l i ch e B a u b e t r i e b e an. Die Zahl der dem Verbund sozio- ler Baubetriebe mittelbar oder unmittelbar angesch ossenen Tochter- gesel'schaften betrug somit 199. Von den 181 angeschlossenen örtlichen Baubetrieben haben 160 den Jahresiragebogen des Verbandes sozialer Baubetriebe beantwortet. Diese hatten am Schluß des Jahres>1924 insgesamt 21 s e l b st ä n d i g e Z w e i g st e l l e n, d. h. ins Handelsregister eingetragene oder sonst selbständig arbeitende Filialbetriebe. Nicht selbständige Nebenbetriebe waren den von der Statistik erfaßten Hauptbetrieben insgesamt 15 8 a n g e- s ch l o s s e n. Darunter waren 3 9 Nebenbctriebe der Tisch- lere i, 24 derMalerei, je23derDachdeckerei und Z i m- m e r e i, je 8 der Glaserei und O s e n s e tz e r e i, 6 der Gipse- rei, je 4 der Schlosserei und S t e i n h a u e r e i, je 2 der Parkett- und Linoleumlegere i, elektrischen In- d u st r i e, der P f l a st c r e i sowie 2 Architckturbureaus und 2 Maue- rei-Nebenbetricbe, je 1 Be- und Entwässerungsbetrieb, 1 Eisenbeton- betrieb, Mühlcnbaubetrieb und Stukkateurbetrieb. Außer diesen unselbständigen Baunebenbetrieben gibt es eine Reihe selbständiger Bauneben betriebe, darunter Male- reibetriebe. Klempnereibetriebe, Elektrikerbetriebe usw. Eigene Lausioffproduktiobelriebe. Eigene Boustoffproduktivbetriebe waren den von der Statistik erfaßten Bauhüttenbetriebsverbänden und Betrieben insgesamt 35 angeschlossen. Darunter waren 6 Ziege- leien, 3 Kiesgruben, 6 Steinbrüche, 6 Zementfabri- ken, 1 Schiefergrube, 5 Schlackenstein- und Schlacken- plattenwerke, 4 Sandgruben, 5 Sägewerke. Weitere Baustossproduktivbetricbe sind den Bauhüttenbetricbsverbänden und Betrieben angeschlossen, die von unserer Statistik nicht erfaßt stnd. Die Zahl der in der Bauhültenbewegung beschäftigten Arbeiter und Angestellten betrug in den von der Statistik erfaßten Bauhütten- betriebsverbänden und Betrieben in der besten Bauzeit des vorigen Jahres 22 194 Personen. Im Jahresdurchschnitt wurden 13 643 Personen beschäftigt. Dehnt man diese Zahlen auch aus die von der Statistik nicht erfaßten Betriebe aus, so werden sich ins- gesamt etwa 25 OVO bis 26l><)0 Beschäftigte ergeben. Die erwähnten Betriebe und Bauhüttenbetriebsverbände hatten im letzten Geschäftsjahr einen Umsah von insgesamt 41 045 370,37 Mark. Der Au f t r a g s b e st a n d der Betriebe am 1. Januar 1925 belief stch auf 12 094 167,50 Mark. Bis Ende 1324 hatten die Betriebe 22 362 Kleinwohnun- gen ganz oder teilweise erbaut. Sie hatten außerdem umfangreiche Bauausträge für die Eisenbahn, die Post, die Reichsbank sowie für zahlreiche Reichs- und Staatsbehörden ausgeführt.
Der finanzielle Stand der Bauhültenbewegung. Am 31. Dezember 1924 hatten die von der Statistik erfaßten 160 Betriebe und 12 Bauhüttenbetriebsverbände Anlagewerts in Höhe von 4 332 089,16 Mark und Umlaufmittel in Höhe von 10 3 3 3 9 5 2, 25 Mark. Das ergibt zusammen 14 666 041,41, Mark. Der Verband sozialer Baubetriebe, dessen Geschäftsjahr erst am 30. Juni abgeschlossen wurde, ist in dieser Aus- stellung nicht enthalten. Von den in den Betrieben arbeitenden Mitteln waren 3 764 723,24 Mark eigene Mittel und zwar 2 158 083,63 Mark Stammkapital, 818 170,58 Mark Reserven und 788 469,03 Mark Ucberschüsse. Die fremden Mittel beliesen stch aus insgesamt 10 387 566,15 Mark. Den Verlusten einzelner Betriebe in Höhe von 86 247,98 Mk. stehen im letzten Geschäftsjahr Ueberschüsse in Höh« von 788463,03 Mk. gegenüber. Hierzu ist noch zu bemerken, daß in ihr die neben den bilanz- mäßigen Reserven vorhcndcnen stillen Reserven nicht sichtbar wer- den. Das in der Bauhüttenbewsgung vorhandene Eigenvermögen ist in Wahrheit sehr erheblich höher, als es nach der vorstehenden Bilanz aussieht. Bemerkenswert ist, daß die obengenannten Gewinne in Höhe von 788 469,03 Mark im Jahre 1924 infolge des Fleißes der Belegschaften und des Dispositionstalentes der Geschäfts- f ü h r e r erarbeitet werden tonnten, obwohl unsere Betriebe ihre Austrüge in fast allen Fällen in schärfster Konkurrenz mit den Privatunternehmern hereinholen nutzten. In vielen Fällen gaben die Privatunternehmer sogar unter den eigenen Selbstkosten liegende Kampfpreise ab, um unsere Betriebe niedcrzukonkurrieren. Darauf sind zum Teil die oben unter den Aktiven stehenden Verluste— die übrigens wohl kaum so groß sind wie bei einer ähnlich großen Zahl von Privatbetrieben— mit zurückzuführen. Jetziges Stammkapital des Verbandes sozialer Baubetriebe. Das Stammkapital des Verbandes sozialer Baubetriebe beträgt zurzeit 600 000 Reichsmark. Es ist beabsichtigt, es demnächst be- deutend zu erhöhen. Entsprechende Anträge sind an die einzelnen Gewerkschaften bereits gestellt lieber die jetzigen Stammanteile der Gesellschafter gibt die nachstehende Aufstellung Aufschluß:
Gesellschafter
Stamm» ein log« RM. Deutscher Baugewerlsbund, Hamburg ....... 401.150 Fabrikarbeiter-Verband, Hannover ......... 120000 VerkehrZbund, Berlin ............. 80 000 Verband der Zimmerer, Hamburg ......... 25 000 Maschinisten-Verband, Berlin ........... 1 800 Dachdecker-Verband, Frankfurt a. M......... 10 000 Butab, Berlin ................ 8 000 Holzarbeiter-Berband, Berlin ........... 8 000 Bergarbeiter-Verband, Bochum .......... 20000 Sattler-Verband, Berlin ............ 250 Zeutralverband der Steinarbester, Leipzig ...... 4000 Verband der Maler, Hamburg .......... 20 000 Polier-, Werk- und Schachtmeister-Bund, Braunschweig . 5 000 Werkmeister.Sparbank, Düsseldorf ........ 5 000 658 200 Der Rest von 1 800 Mark entfällt auf die dem Verband sozialer Baubetriebe angeschlossenen Bauhüttenbetriebsverbände. Die Geschäfte des Verbandes sozialer Baubetriebe werden nach streng kaufmännischen Grundsätzen geführt. Das gleiche gilt für die dem Verbände angeschlossenen Betriebe. Soweit es einzelne Betriebe ansänglich an einer kaufmännischen Führung der Geschäfte fehlen ließen, sind die unzulänglichen Ge> schästsführer durch fähige Personen ersetzt worden. Außerdem wurde eine strenge Kontrolle über sämtliche uns angeschlossenen Betriebe eingesührt. Sämtliche Betriebe sind außerdem oerpflichtet, dem Verband bzw. ihrem Bauhüttenbetriebsoerband o l l m o n a t- l i ch auf einem von uns herausgegebenen Arbeitsberichtsformular über den finanziellen und sonstigen Stand des Betriebes zu b«- richten. Es wäre unnütz zu verschweigen, daß die Bewegung anfänglich in einem Teil ihrer Betriebe infolge Mangels an ge- eigneten Geschäftsführern, ganz besonders ober infolge Mangel» an genügenden Mitteln, Schwierigkeiten mancherlei Art zu überwinden hatten. Heute steht die große Mehrzahl der Betriebe auf fester finanzieller Grundlage. So haben sich die sozialen Baubetriebe zu einem starken Macht- faktor und zu einem strengen gemeinwirtschostlichen Kontrollorgan in der gesamten deutschen Bauwirtschast entwickelt. Man kann nur hoffen und wünschen, daß sie in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften in dieser Entwicklung fortschreitet und auch fernerhin der wachsenden Macht des privaten Baukapitals einen starken Damm entgegenstellt.
Zuckerproüuktion und Zuckerverbrauch. Wir stehen kurz vor der Zuckerernte. Nach den Berichten, die aus allen Teilen Deutschlands vorliegen, dürste sie in diesem Jahr günstig ausfallen. Besonders gute Nachrichten kommen aus Schlesien , während die Rübenanbaugegenden um Halle, Magdeburg , in Pommern und Mecklenburg der Ansicht sind, daß der Ausfall der Ernte in diesem Jahre keineswegs schlecht wird, aber nicht die Er- gebnisse bringen wird, die man erhofft hat. Vor dem Kriege war Deutschland bekanntlich ein zuckeraussührendes Land. Wir hatten im Jahre 1913/14 einen Ertrag von 170 Millionen Doppelzentnern Rüben, die in 341 Fabriken zu 27 Millionen Doppelzentnern Zucker verarbeitet wurden. Im Jahre 1924 wurden 98 Millionen Doppelzentner Rüben geerntei, die in 265 Fabriken zu 16 Millionen Doppelzentnern Zucker oerarbeitet wurden. Während die Durchschnittserzeugnng einer Fabrik vor dem Kriege 77 000 Doppelzentner Zucker ergab, ist in der Campagne 1924/25 eine Durchschnittserzeugung von 60 000 Doppelzentnern pro Fabrik festzustellen. Nicht nur in Deutschland , sondern in der ganzen Welt ist der Zuckerverbrauch außerordentlich gestiegen. Man kann gegenüber der Vorkriegszeit mit einer Steigerung des Zucker- Verbrauchs um 60 Proz. rechnen. Diese Ziffern beruhen besonders in Deutschland auf Schätzungen, da die Landesfinanzämter des besetzten Gebietes nur geringen Anhalt für den Zuckeroerbrauch geben. Die Zuckeroerarbeitung geschieht im wesentlichen(die geringen Ausnahmen können wir unberücksichtigt lasten) in zweierlei Form, in den Weißzuckerfabriken, welche die Zuckerrübe in einem Praduktionsgang bis zum fertigen, zum Genuß brauchbaren Zucker verarbeiten, die zweite Form ist die, bei der die Verarbeitung in zwei Produktionsgängen erfolgt. In dem ersten da- von wird die Zuckerrübe zu Rohzucker verarbeitet, in dem zweiten wird die Raffinierung vorgenommen. An Weißzuckerfabriken sind in Deutschland zirka.�50 Betriebe vorhanden, die ungefähr 25 Proz. der geentteten Zuckerrüben verarbeiten. Die Organisation der Ber- arbeitung i» den zwei Produktionsgängen, Rohzuckerfabrik— Raffinerie, hat sich allmählich derartig herausgebildet, daß sich eine ganze Anzahl von Rohzuckersabrikeii zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen hat, die in Raffinerien, welche sie käuflich er- warben haben, ihren Rohzucker verarbeiten läßl. Man konnte folgende Konzerne unterscheiden: 1. den Magdebura— Lraunschweiger Kon- l«»*, der unter dem Einfluß d«e bekannt» Zuckers« chmanne,
Dr. Rabbethge steht. Zu dem Konzern gehört die Zuckerrassinerie Magdeburg und Frellstedt. 2. den Halleschen Konzern. Er wird beliefert von 50 Rohzuckerfabriken. Er steht unter der Leitung des bekannten Oberamtmanns Wenzel-Teutschenthal und ist Besitzer der Rafsi- nerie Halle, Alten, Kothen. Außerdem hat er einen Verar- beitungsvertrag mit der Rositzer Zuckerrassinerie. Die Raffinerie Köthen ist stillgelegt. 3. D e r b a l t i s ch e K o n z e r n. Er umfaßt 20 Rohzucker. fabriken, ist Besitzer der pommerschen Zuckersiederei in Stettin , er hat eine Raffmerie in Jgehoe und eine am Rhein gepachtet. 4. Der sch lesische Konzern. Ihm gehören die Raffi- nerien Schulau a. d. Elbe und Barby . 5. In Oberschlesien haben sich 6 bis 7 Zuckerfabriken zusammengeschlossen und lassen ihren Rohzucker in der Raffinerie Roswadze verarbeiten. Der Zusammenschluß in diesem Fall« ist also nur ein sehr loser. 6. Die süddeutsche Interessengemeinschaft. Diese ist nicht auf Basis der Rohzuckerfabriken aufgebaut, sondern für ihren Aufbau waren die Raffinerien die Grundlage. Diese Konzerne stellen 60 Proz. der gesamten Zucker- Produktion Deutschlands her. Es gibt außer den Weiß- Zuckerfabriken nur 6 Fabriken im Rheinland und 2 in Magdeburg , die vollkommen unabhängig sind. Aber gerade den rheinischen Fabriken fehlt das Rohmolerial. Sie sind vor dem Kriege im wesentlichen durch pysensche Rohzuckerfabriken versorgt worden und leiden natürlich jetzt, da der größte Teil des Rohzuckers durch die Konzernraffinerien belegt ist, unter erheblichem Materialmangel. Was die Preisentwicklung anbetrifft, so ist diese, wie alljährlich vor der Ernte, etwas ansteigend, zumal die Vorrate s- »app sind.-Da aber, wie eingangs erwähnt, in diesem Jahre mit einem günstigen Ernteausfall zu rechnen ist, müßte nach dieser teuren Uebergangsperiode sehr bald eine Preissenkung ein- treten, wenn nicht die Zölle es verhindern. Daß die Zucker- fabriken, gleich allen anderen Gewerbetreibenden, unter den Schwierigkeiten der Beschaffung von Krediten für ihre Betriebe leiden, sei hier nur nebenbei erwähnt. Lei den Zuckerfabriten ist diese Schwierigkeit deswegen so erheblich, weil sich der Betrieb in ihnen auf eine ganz kurze Periode von zirka 4 Monaten zusamm- drängt, in denen sie erhebliche Summen gebrauchen, während die Zahlungseingänge aus den Verkäufen sich über das ganze Jahr verteilen. Diesen Schwierigkelten hat man dadurch Rechnung getragen, daß man ein. den besonderen verhiflnffsen ht» Gewerbe«
sich anpassendes Bankinstitut, die Zückerkreditbank, g«. gründet hat, deren Geschäftsumfang allerdings viel zu gering lst, als daß sie den gesamten Kreditbedürfnissen des Zuckergewerbes Rechnung tragen könnt«._ Gasfernversorgung und privatkapital. Aus dem Rheinland wird uns geschrieben: Seit einigen Iahren geben viele Gemeinden ihre eigenen Gas- werke auf, um sich der p r i v a t e n Gasfernversorgung anzuschließen. Sie treiben die Mittel für diese Unternehmungen aus und über- lassen dem Privatunternehmer Verzinsung und Amortisation. Ra- mentlich im Rheinland und in Westfalen haben sich zahlreiche Kam- munen der privaten Gasfernversorgung verschrieben. und eine mit allen Lockmitteln arbeitende Propaganda der privaten Gaserzeuger versucht auch jene Gemeinden einzufangen, die sich bis- her ihre Regiebetriebe erhalten haben. Schon vor dem Kriege hat d« Gasfernversorgung großen..Anklang" gesunden, und in den Jahren 1910 bis 1913 haben Esten, Barmen, Solingen und andere Städte Zechengas bezogen. Das Kapital versuchte schon damals, auch am Oberrhein Fuß zu fassen, aber die sozialistische Stadtrats- fraktion von Mannheim verhinderte eine größere Expansion des Ruhrgases, weil sie nachweisen konnte, daß die Eigenproduk- t i o n bedeutend billiger arbeitete als die Ferngasversorgung der Ruhrindustriellen. Nach dem Kriege haben die Ruhrindustriellen, ollen voran die Firma Thyssen, ihre Pläne mit verstärkter Zähigkeit verfolgt. Zwei Bundesgenossen kamen ihnen dabei zu Hilfe: die technische Rück- ständigkcit zahlreicher k o'm munaler Gaswerke— als Beispiel diene das größte rheinische Gaswerk Köln-Ehrenfeld, dos seit Iahren keine technischen Verbesserungen vorgenommen, die Schrägöfen seit 1919 nicht erneuert und aus alle Neubauten ver- zichtet hat— und die privatkapitalistische Tendenz der rechtsgerich- teten und.mittelständlerischen" Stadtratsfraktionen, die nun einmal geschworene Feinde jeder„kommunalen Bewirtschaftung" sind. So begann ein groß angelegter Angriff aus die kommu- nalen Gasbetriebe, der zunächst die Stadt Bonn heim- suchte. Thyssen erbot sich, der Stadt, die damals einen Hasenneubau plante, eine Kokerei zu errichten. Bonn sollte das erzeugte Gas auf- kaufen und als Zwischenhändler an das Hinterland, nach G o d e s- berg, Honnef und Königswinter und anderen Gemeinden weiterieUen. Da der Hasenneubau im Projekt stecken blieb, resi- gnierte der Thyssen-Konzern, er wurde aber um so hossnungsvoller, als die Stadt Köln mit dem Projekt eines großangelegten Hajen- neubaus auf den Plan trat. Run versuchte man, in die Mauer der Kölner Regiebetriebe eine Bresche zu legen. Der Angriff wurde fürs erste abgewehrt, weil die Rheinisch-Westfälische Elekrizitätsgc- sellschast protestierte; sie hat inzwischen ihren Einspruch siir das linksrheinische Gebiet zurückgezogen und nur für das rechtsrheinische Gebiet aufrechterhalten. So ist die Gefahr erneut akut geworden. Schon hat sich eine„Ferngasoersorgungsgesell- schaft" gebildet, deren Vorsitzender ausgerechnet Herr Prenge, der Generaldirektor der s-.ädti>chen Werke in Köln , ist, und man wird den Eindruck nicht los, daß gewisse kommunale Großbetrieb: ihre technischen Einrichtungen absichtlich veralten lassen, um den Thyssenschen Plänen entgegenzukommen. Es zeigt sich deutlich; daß die Zugehörigkeit zum Arbeitgeberverband den großen Kommunen nicht nur zur Vereinsachung der Verhandlungstechnik gedient hat. Sie haben sich auch von dem privatkapitalistischen Geist, der da drüben herrscht, von jener kurzsichtigen Preis- und Lohnpolitik anstecken lassen. Darum Hilst z. B. die Sladt Köln bei der Erdrolse- lung der öffentlichen Kaufkraft; dieselbe Kommune, deren Stadtsöckel monatelang zu kostbaren Empfängen und Festessen herhalten mußte, stimmte bewegliche Klagen an, als die G e m e i n d e a r b e i t c r eine Angliederung der Löhne an die Teuerung verlangten. Darum bereitet es ihr nur wenig Freude, wenn sie feststellen muß, daß sich die Produktion der städtischen Gaswerke in diesem heißen Sommer sogar noch gehoben Hai. Hier muß eine wirksame Gegenpropaganda einsetzen. Mit der Wachsamkeit und den Kassandrarufen jener Kommunalpoli- tiker, die nicht durch private Interessen gebunden sind, ist es nicht allein getan. Man sage der Oeffentlichkeit immer wieder, daß alles Gerede von der größeren Exaktheit des Betriebes und der billigeren Lieferung privater Gaswerke eben nichts anderes als— Gerede ist. Die Stadt Barmen kann davon ein Liedchen singen. Die Zufuhr des Zechengases hat im Jahre 1920 nicht weniger als 13 Tage lang gestockt, im Jahre 1919 hat die Stadt 24 Tage lang und in den übrigen Jahren durchschnittlich vier bis fünf Tage long kein Gas erhallen. Für jeden Einsichtigen erklärt sich das daraus, daß die Kokereien der Zechen von den wirtschaftlichen und politischen Krisen und von den Lohnbewegungen viel stärker beeinfluß. werden als die kommunalen Gaswerke. Und wie steht es mit der billigeren Belieferung? Würden die kommunal-n Gaswerke ihre Betriebe modernisieren, so könnten sie jede private Konturrenz schlagen. Ein Beispiel: Die A l l g e m e i n e Osenbaugesellschaft Frankfurt a. M. verpflichtet sich, von 1000 Kilogramm Kohle 460 Kubikmeter Gas mit 43 200 Wärmeeinheiten zu produzieren. Sie errechnet einen Selbsterzeuger- preis von 3,55 Pf. pro Kubikmeter. Sie beweist damit, daß die modernisierten kommunalen Gasbetriebe billiger als Thyssen arbeiten können, zumal kleine kommunale Gaswerk« den Kubikmeter Gas schon für 16 Pf. an den Derbraucher liefern. Selbstverständlich: Voraussetzung ist die hoch st e techüische Leistungsfähigkeit der städtischen Betriebe. Die Freunde der Gemeinwirtschaft in den Stadtparlamenten müssen die technische Fortentwicklung der städtischen Gaswerke ständig kon- trollieren. Nur so kann die Konkurrenz und Expansionsgier des Privattapital» eingedämmt und die kommunale Gasversorgung ge- rettet werden. Kühren Äie Äuch über Ihre täglichen Ausgaben? Wir nehmen an, daß Sie regelmäßig Odo! benutzen und daß Sie über Ihre kleinen Aus- gaben Buch führen. Bitte, sehen Sie mal in Ihrem Ausgabenbuch nach, wie oft O d o l darin erscheint: wahrscheinlich etwa alle zwei bis drei Monate. Wissen Sie, weshalb wir um diese Feststellung bitten? Weil wir in der heutigen Zeit der chronischen Geldknappheit Wert darauf legen, Sie aus eine Tatsache aufmerksam zu machen, die Ihnen selbst vielleicht bisher entgangen ist: nämlich darauf, daß O d o l nicht nur das anerkannt wirksamste, s ondem zugleich das s p a r s a m st e Mund- und Zahnpflegemittel ist.