Ireltag 2S. August 1925
Änterhalwng unö �Vissen
Settage ües vorwärts
/lus schweren Tagen. 3j Ernstes und Heileres von Adolph Hoffmann. (Schluß.) Ich faß wie auf glühenden Kohlen und beobachtete den Zeiger der Wanduhr, der ruhelos, wie mir schien, im Eiltempo vorwärts rückte. Um?»8 Uhr läutete die Wohnunasglocke. Klopfenden Herzens ging ich zur Tür und— mir fiel ein Stein vom Herzen— Genosse Bios stand vor mir.„Aber!" kam es vorwurfsvoll von meinen Lippe». „Ja," sagte Blas,„feit vor halb sieben bin ich von Hause fort. Es war keine Kleinigkeit, die Sprgel, die sich wie Kletten anhefteten, abzuschütteln. Ich durfte sie doch nicht mit hierher bringen." Es war keine Zeit zu langen Auseinandersetzungen, denn jeden Augenblick konnte der Königlich Preußische Stoßvogel geflogen konimen. Ich machte also mit einem besonders pfiffigen Gesicht den Kleiderschrank auf, um dem Genossen Blos meine nächtliche Er- leuchtung vorzuführen. Unbeschreiblich war sein Gesicht, als er in den Schrank sah. „Ja, Genosse Hofsmann, wie haben Sie sich das gedacht?" und schon war er im Schrank, um mit Kopfeslänge oben rauszukieken. Der Schrank krachte in allen Fugen, besonders der Boden. Und hätte Genosse Blos nicht im nächsten Augenblick den einen Fuß wieder im Zimmer gehabt, wären vielleicht oben der Kopf und unten die Füße verschwunden. „Nein, lieber Freund," so geht's nicht," sagte Blos, die Woh- nung relognoszierend.„Die Kammertür geht nach innen auf. Ich Helle mich, bis Sie ihn zum Sitzen gebracht haben, hinter die Tür. Oeffnet er dieselbe, so ficht er in das Zimmer und ich werde durch- lie Tür verdeckt. So wird es hoffentlich gehen. Wenn nur das Kind nicht munter wird und uns einen Streich spielt." In diesem Augenblick klingelte es. „Das ist er," sagte ich leise und ging langsamen Schritts zur Wohnungstür. Der Fuchs im Eisen. „Kriminalkommissar" Weinert stand vor derselben und trat ohne Aufforderung ein. In meiner Erregtheit war ich sogar so unhöflich, voran in die Stube zu gehen. Erst als ich sah, daß Blos verschwun- den und die Kammertür angelehnt war, fand ich meine Ruhe wieder. Hut und Stock hatte Blos mitgenommen, aber seine brennende Zigarre lag auf dem Tisch. Ich, der Nichtraucher, mußte also die „Giftnudel" weiterrauchen! Der Kriminelle zeigte entgegen meinen Befürchtungen keinerlei Interesse für meine Wohnung und nahm auf meine Aufforderung auf dem Stuhl vor der Kammertür Platz, während ich mich auf dos Sofa setzte. Man muß es dem Herrn Kommissar lassen, er ging ohne viel Umstände auf sein Ziel los. „Herr Hoffmann, Sie wissen, um was es sich handelt. Mein Beamter, hat Sie von allem unterrichtet. Wir können uns also jede Einleitung sparen." „Sie suchen Spitzel." „So dürfen Sie das nicht auffassen. Wir wissen Ihren Wert zu schätzen und denken nicht daran, Sie als gewöhnlichen Kundschafter zu benutzen. Es wird bei Ihnen liegen, sich bei uns unentbehrlich zu machen. Sie wären nicht der erste, der, wenn er sich befähigt er- wiesen, als' Beamter in fest« Position tritt."• „Sie verlangen also nicht nur, daß ich Lump werde, sondern mir damit Geld verdiene, daß ich das Bertrauen meiner Freund« täusche, Verrat übe und sie ans Messer liefere." „Sie befinden sich in einem doppelten Irrtum," entgejjnete Weinert.„Erstens fassen wir unseren Beruf als nützlich,«taat und Ordnung erhaltend auf. Zweitens liegt uns gar nichts daran, diesen oder jenen oimen Schächer, der den„Züricher" verbreitet, oder mal an einer Zusammenkunst teilnimmt, ins Gefängnis oder zur Aus- Weisung zu bringen. Was wir von Ihnen verlangen, ist höheres. Wir wollen über das Innenleben der ganzen. Partei informiert sein, von ihren Dorbereltungen und Unternehmungen vorher unterrichtet werden." „Da kommen Sie bei mir an ein« falsche Adresse." Lächelnd wehrte er ob.„Wir sind sehr gut unterrichtet, denn Sie glauben gar nicht, wo wir alles unsere Beobachter haben und— welche Leure in unseren Diensten stehen, so daß wir einen durch den anderen kontrollieren." „Das kann ich mir nicht denken," warf ich ein.„Der Schritt vom ehrlichen Menschen zum verräterischen Lumpen ist doch nicht so leicht." „Sie würden diese Tätigkeit nicht mit solchen Worten bezeichnen, wenn Sie wüßten, wer uns alles bedient. Nicht wenige Ihrer Be- kannten"— sagte er langsam, jedes Wort hervorhebend. „Das ist nicht wahr, fuhr ich auf. „Erregen Sie sich nicht. Lassen Sie sich gesagt sein: JSBir haben unsere Vertrauensleute in allen Kreisen und Parteien." „Das soll also heißen," fuhr ich dazwischen,„alle sind bestechlich?" „Wenn Sie das so bezeichnen," entgegnete er,„ist auch Eugen Richter bestechlich." „Eugen Richter ?" stieß ich in namenloser Empörung hervor.— Ich hotte gewiß für den sanatischen Bekämpfer der Sozialdemokratie nichts übrig, ober diese Behauptung ging doch über olles. Ich wollte Gewißheit haben und sagte:„Wenn Sie mir das beweisen könnten, dann--* Ich zögerte. Weinert langte seine Brieftasche heraus und suchte darin.— Sagte dann nach einer Pause anscheinend vergeblichen Suchens: „Hm, bedauere, die Beweise dafür nicht bei mir zu haben. Sie werden aber sehr bald selbst erjahren und einsehen, was für Leute--" Mein betretenes Schweigen wohl für Zögern haltend, fuhr er fort:„Sehen Sie, wir wollen Sie wirklich nicht als gewöhnlichen Zuträger haben, sondern als einen wertvollen Mitarbeiter, der es selbst in Händen hat, durch Geschicklichkeit und Vorsicht sich uneinbehr- lich zu machen und es zum angestellten Beamten zu bringen. Vor- ficht ist natürlich eine der Hauptbedingungcn. Das erreiche» wir zuerst, wenn wir nur äußerst selten und dann an Orten, wo Ihre Genossen uns nicht sehen, zusammenkommen. Sonst aber unter einer zu verabredenden Chiffre nur schriftlich postlagernd verkehren." Da ich noch immer nichts erwiderte, sagte er:„Sie sollen ohne jede Leistung zwanzig Mark pro Woche er- hallen und für jede Mitteilung besonders hono- riert werden. Es liegt also ganz an Ihrem Eifer und Ihrer Geschicklichkeit, wieviel Sie verdienen wollen." Er glaubte wohl seinen Worten mehr Nachdruck geben zu können, indem er das Portemonnaie zog. ein Zwanzigmarlstück herausnahm, es zwischen den Fingern spielen ließ und langsam sagte:„Ich bin bereit, Ihnen die ersten zwanzig Mark zu zahlen. möchte aber zuvor um eine kleine Mitteilung bitten." Blos und ich hatten bei der Vorbesprechung im Reichstag vcrab- redet, die Situation nicht so weit kommen zu lassen, daß ich Geld annehmen mußte. Es war aber auch mit meiner mühselig bewahrten Ruhe vorbei. Ich schob den aus Rollen gehenden ovalen Tisch vor mir weg, sprang auf und platzte in schroffstem Tone heraus: „Ich Hobe Ihnen nur die Mitteilung zu machen, daß Sie recht naiv auf meine Falle eingegangen sind." Weinert war entsetzt aufgesprungen� Neben ihm ging die Tür auf und zu seinem Schrecken trat Wilhelm Blos mit den Worten heraus: „Darf ich Ihnen vielleicht auch eine Mitteilung machen?"
Aus der Küchentür kam der nach Weinert erschienene Galanterie- warenhändler, der von dort den„Spitzelwerber" beobachtet hatte, mit den Worten:„Euren Morgen, Herr Kommissar! Schon so früh in staotserhaltender Tätigkeit? Der Herr„Kommissar" hatte sich rückwärts bis an das Bett meiner Tochter konzentriert und stützte sich, da ihm die Deine schlotterten, mit beiden Armen darauf, die Finger resp.-Nägel so in dasselbe einkrampfend, daß er diese„Eindrücke" dauernd zurückließ. Ich stellte die Herren vor: Herr Kriminalkommissar Weinert, Herr Reichstagsabgeordneter Wilhelm Blos , Herr Galanteriewaren- Händler--- Mit einer abwehrenden Handbewegung stieß Weinert leichen- blaß die Woite hervor:„Ich kenne, ich kenne!" und erhob hilflos bittend beide Hände gegen Blos, indem er stammelte:„Herr Abge-
der streikenöe öauunternehmer.
ordneter— Sie werden verstehen— begreifen— ich habe auch Familie— Ich— ich bitte um Diskretion." Genoife Wilhelm Blos erwiderte, jedes Wort scharf betonend: „Ich verstehe sehr gut, hoffentlich Sie auch.— Sie schonen unsere Familien nicht, wir haben keine Ursache, Ihre zu schonen.— Diesmal kämpfen wir mit gleichen Waffen. — Das werden auch Sie begreifen!" Indem ich auf die Tür zeigte, sagte ich:„Und nun, Herr Kam- missar, sind Sie wohl so freundlich und machen meine Tür von draußen zu. Merken Sie sich ein tür alle Mal: Ein Sozialdemo- trat ist nie Derräkcr und' ein Verräter' ist nie ein Sozialdemokrat gewesen. Hinaus!" Der Entlarvte zitterte vor ohnmächtiger Wut und Angst wie Espenlaub, ging wie ein Krebs rückwärts durch die ganze Küche bis zur Ireppentür, wahrscheinlich aus Angst, noch eine anständige „Reinigung" zu erhalten, indem er unter fortwährenden Bücklingen zu lächeln versuchte, aber nur eine ganz verzerrte Visage zeigte. Sowie er die Tür hinter sich zu hatte, rast« er die vier Treppen hinunter und Roß und Reiter sah ich erst nach langen Jahren in Magdeburg als wirklichen Kommissar wieder. Genosse Wilhelm Blos fixierte das Erlebnis sofort schriftlich und gab eine Notiz für die Presse auf. Um aber das erst lurze Zeit be- ttehends„Berliner B o l k s b l a t t" nicht durch Verbot zu ge- fährden, erschien die Notiz zuerst in der damals noch demokratischen lPhilipp-Lenzmannsche Richtung).Volkszeitung" unter der Stich- marke: „Ein Geheemer in Nöten." Genosse Blos hatte recht behalten, als er beim Abschied sagte: „Genosse Hofsmann, sehen Sie sich jetzt doppelt vor. Wenn der erst zur Besinnung kommt, wird er mit allen Mitteln sich rächen." Doch davon ein andermal. Die Lustigen von Weimar . (Zu Goethes Geburtstaq am 28. August.) Die Anekdote ist das standhafteste Denkmal, das der Witz der Berühmcheit fetzt. Ihr zähes Leben schreibt sich daher, daß sie in eindringlichster, kürzester Form das Charakterbild des Menschen gibt. Es ist ganz sicher, daß ein großer Teil der Nachwelt von den großen und erhabenen Dingen, die ein Führer der Menschheit vollbracht hat. fast nichts mehr weiß, und daß sein Name den meisten Menschen leerer Schall wäre, lebte er nicht in einer Anekdote fort, die un- sterblich ist. Wenn sie eine wirkliche, echte Anekdote ist, das will sagen: ein knapp umrissenes Charakterbild, so ist sie immer wahr, auch wenn sie etwas erzählt, was sich nie und nimmer ereignet Hot. Man kann getrost behaupten, so sagt Karl Escher in einem hübschen Bändchen Goethe-Anekdoten, die unter dem Titel„Die Lustigen von Weimar" rechtzeitig zum diesjährigen Geburtstag des Dichterfürsten im Edwin-Runge-Verlag erschienen sind, und dennoch haben sie eine innere Wahrheit. Sie haben sich an das Leben eines Menschen kristallisiert, sind gleichsam ein Stück des Lebens selbst geworden. Ihr Held ist dahingegangen, seine Taten und seine Werke sind ver- blaßt, die Anekdote ist geblieben. In ihr lebt er weiter. Esthers Büchlein stellt in der unübersehbaren Menge der Goethe- Literatur ein Unikum dar: es ist die Frucht einer jahrelangen Sammlertätigkeit, die Blüten pflückte, wo sie welche fand. So brauchen wir aus diesem Strauß nur etliche der Blüten herauszu- ziehen, um ihren Helden lebendig vor unserem inneren Auge erstehen zu lassen. * 1808 beauftragte Goethe seinen Schwager Schlosser, die Streichung seines Bürgerrechts in der Stadt Frankfurt am Main zu beantragen, weil er von diesem Recht weiter keinen Nutzen habe, sondern dafür nur städtische Steuern zahlen müsse. Schlosser machte den Vorschlag, dem grüßten Sohn der Stadt Frankfurt da» Ehren- bürgerdiplom zu verleihen, fand aber keine Gegenliebe bei den Vätern der Stadt. Goethes Name wurde vielmehr aus dem Bürger- buche gelöscht. Noch am 80. Geburtstage Goethes, also zwanzig Jahre später, hatten die Stadträte nicht vergessen, daß Goethe sich aus materiellen Gründen von seinem Bürgertum der Stadt sreige- macht hatte. Aus einem ihm zu Ehren in seiner Vaterstadt gege- denen Festessen wurde auf den achtzigjährigen Goethe von einem Mitglied des Magistrats dieser Trinkspruch ausgebracht: „Uizs bleibt der Frankfurter Goethe teuer, Zahlt er auch keine Einkommensteuer." Ein Dichter aus dem Berliner Romantikertreise, der Goethe in Weimar besuchte, bat den Dichter des Faust beim Abschied um ein
Andenken. Goethe nahm eine neue Feder, tauchte sie ein und schrieb ein paar Zeilen. Dann gab er dem Berliner Romantiker— nicht etwa das beschriebene Blatt, sondern die Feder. Der Romantiker steckte die Feder lachend in die Tasche und sagte zu Goethes größter Verblüffung:„Exzellenz, warum nicht lieber eine vollständige Gans?" -» Ottilie von Goethe berichtete früh am Morgen ihrem greisen Schwiegervater, daß bei einem Ball am gestrigen Abend die polnische Sängerin Fräulein von____ ska höchst unangenehm aufgefallen sei, weil sie in unschicklichster Weise eine Mazurka getanzt habe. Der alte Goethe sah mit unerschütterlicher Ruhe auf seinen Frühstück- tisch.„So," murmelte er,„in der Tat? Wie tanzte sie denn?"— „Die Röcke flogen ihr um die Knie, und sie selber dehnte und be- wegte sich beinahe mänadenhaft. Es war ein rechter Skandal."— Der greise Dichter zog mit einem Ruck sein« Weste zurecht, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sagte voll stiller Traurigkeit:„Wie schade, daß ich nicht dabei gewesen bin." » Als Johannes Falk noch der Weimarer Elegant und Satiren- dichter war, äußerte er sich einmal in Goethes Gegenwart höchst ab- fällig über den alten Zelter, Goethes sehr verehrten Intimus. Er bemäkelte feine wenig salonmäßigen Manieren und schloß mit den Worten:„Was soll man denn zu einem Menschen sagen, der aus den Fußboden spuckt?"—„Was soll man zu mir sagen," fragte Goethe schwer geärgert und senkte hohnvoll die Mundwinkel,„ich spucke auf euch alle!" «- Bei einem Besuch der Saline zu Sulza fiel Goethe der junge Sohn des Salineninspektors auf, der sich dem Rundgang angc- schlössen hatte. Beim Abschied unterhielt sich Goethe mit dem ausge- weckten Jüngling und fragte ihn schließlich:„Weißt Du denn auch, wer ich bin?"—„Jawohl, der Dichter Goethe ."' Da aber rief voller Entsetzen der Salineninspektor aus:„Du dummer Junge, das wäre was Rechtes! Geheimrat ist der Herr!"
künstliche Erzeugung üer Vinterfärbung. Die Winterfärbung der Tiere, die in unseren Regionen zumeist in einer schwärzlichen Färbung besteht, ist zweifellos eine Schutz- maßnahm«, da in der Winterlandschaft bei uns ein schmutziges Schwarz so häufig-ist, daß eine dunkle Farbe einen gewissen Der- steckwert besitzt, lieber die Entstehungsursache dieser Färbung war bisher wenig bekannt. Nunmehr aber ist es Dr. Walthcr Schultz ge- lungen, durch Versuche den Nachweis zu erbringen, daß Kälte als direkt auf die Haut wirkender Einfluß die Ursache des Wmterschwarz bei manchen Säugetieren ist. Ueber diese für die Biologie und die Vererbungslehre wichtigen Experimente berichtet er in einem Auf- satz der„Umschau". Zunächst verwendete er als Versuchstiere sog. Russenkaninchen, eine am ganzen Körper mit Ausnahme der Ohren, der Füße, der Nase und des Schwanzes reinweiße Kaninchenrasse. Hielt er die Tiere nach der Abzupfung der weißen Haare sehr warm, so wuchs nur weißes Haar: zupfte er dieses gleich wieder aus und brachte das Tier in Frost, so wurde das nun wachsende Haar schwarz. Licht blieb ohne Einfluß. Es gelang ihm auf diese Weise, weiß und schwarz getigerte Kaninchen zu erzeugen, indem er gewisse Stellen der Haut der Kälte aussetzte und andere nicht. Es ergab sich. daß in diesem Falle das Winterschwarz der Säugetiere willkürlich erzeugt und beseitigt werden kann und das experimentell die auf die Häut direkt wirkende Kälte als Ursache de» Wmterschwarz nach-- zuweisen ist. Noch ähnlicher den in der Natur vorkommenden Fällen der Winterschwarzsärbung waren die Versuche an einer gelben sch'warzgipfligen Kaninchenrasse, den Thüringer Kaninchen, bei denen eine sehr weitgehende Nachahmung der Winterdunklung des Reh- fclles erzielt wurde. Auch hier ließ sich durch Kälte, und zwar durch direkte Kältewirkung aus die Haut eine Winterdunklung erzeugen, aus der man auf einen ähnlichen Vorgang bei der Wintersärbung des Rehs schließen kann. Schultz erzeugte auch an Hühnern im Winter Gelbverlust und Schwarzvermehrung. Seine Versuche sind von Kaninchenzüchtern bestätigt und im Moskauer Zoologischen Garten auf Polartiere ausgedehnt worden. kalenöerreform ües Völkerbundes. Schon in srüheren Iahren wurde verschiedentlich vorgeschlagen, die Zahl der Tage eines Monats auf 28 festzusetzen. Die über- fälligen Tage sollten zu einem dreizehnten Monat vereinigt werden. Aber all diese Vorschläge führten zu keinem positiven Ergebnis, da Kirche und Oeffentlichkeit an der heil'gen uralten Zwölszahl un- bedingt festhielten und auch die Geschäftswelt die zunächst sicher eintretende Verwirrung fürchtete. Interessant ist es nun zu hören, daß sich der Völkerbund zurzeit mit Kalenderresormgedanke» be- schästigt und er scheint es eilig zu haben: denn es liegt ihm schon ein vollständig ausgearbeitetes Schema vor, das wir nachstehend angeben: Jetziger Kalender 1.— 23. Januar 24. Januar— 25. Februar 26. Februar— 25. März 26. März— 22. April 28. April— 20. Mar 2l. Mai— 17. Juni 18. Juni— 15. Juli 16. Juli— 12. August 13. August— 9. September 10. Seprember— 7. Oltober 8. Okiober— 4. November 6. November— 2. Dezember 3. Dezember— 31. Dezember Zwischen dem Juni, der zehn Tage früher beginnen soll, und dem Juli wird also der neue Monat Sol, der Sonnenmonat, ein- gefügt. Praktischen Wert hat diese geplante Zeitordnung vielleicht für die Geschäftswelt, während sie die übrigen Menschen als störend empfinden werden, da vor allem durch diesen neuen Kalender die Jahreszeiten ziemlich durcheinander gebracht werden. Historisch ge- richteten Menschen wird er schweres Kops zerbrechen bereiten: denn durch ihn kommen sie mit der Berechnung und Feier geschichtlicher Gedenktage in arge Verlegenheit. Abergläubischen Menschen aber wird er gar nur noch Unglücksjahre bringen; denn die künftigen Jahre sollen au; dreizehn Monaten bestehen. Die Tauben von San Marco. Jeder Besucher Venedigs kennt die Tauben, die zur Freude des Publikums den Marcusplatz be- Völkern. Es sind Nachkommen jener Tiere, die in alter Zeit am Palmsonntag während der prunkhosten Osterprozession vom Turm der Marcuskirche aus in Frecheit gesetzt wurden. In dem Augen- blick, in dem dos„Gloria" angestimmt wurde, wurden die Tauben freigelassen und gleichzeitig Olivenzweige unter die Menge geworfen. Da die Tauben und Zweige als Glücksbringer galten, so gab sich jeder Mühe, eine Taube zu sangen oder einen der herabfallenden Zweige zu erhaschen. Nur wenige der scheuen Tiere konnten sich dieser Jagd entziehen. Die eingesangenen Tauben wurden dann an, Ostersonn'tag geschlachtet. Trotz der Jagd gelang es aber immer einigen Tauben, sich den Nachstellungen zu entziehen. Die der Per- iolgung entgangenen Tiere suchten in Nischen und Ecken d« Kirche und der Paläste am Platz Unterkunft und nisteten hier. Die Nach- kommen dieser geretteten Tauben bilden heute die Tiere, die. aus dem Marcusplatz ihr Spiel treiben.
Zukünftiger Kalender Januar Februar März Apnl Mai Juni S o l Juli August September Oktober November Dezember