Der Eiöeshelfer Knoll-Kußmanns. „Ein zuckersüßes Brüderchen in der Tat!"
Der bekannte K n o l l- K l u g e> K l a u s i n g, der das Lureau zur Verwertung gestohlener Akten und zur Verleumdung der Sozialdemokratie, des Zentrums und der Demo» traten leitete, um die Wahl Hindenburgs erfolgreich zu propagieren, ist durch unsere Berösfentlichungen über den Betrieb seines Bureaus in begreifliche Verlegenheit geraten. Das durch die Haussuchungen in seinem Bureau, wie bei den Staatsanwalts- assessoren K u ß m a n n und C a s p a r y vorbereitete Untersuchungs- verfahren ist ihm augenscheinlich so unangenehm geworden, daß er sich den bekannten deutschnationalen Verteidiger völkischer Putschisten, Rechtsanwalt Dr. Paul Bloch, zu seinem Verteidiger bestellt hat. Dieser Herr beginnt seine Tätigkeit mit der Veröffentlichung einer Eingabe an die Staatsanwaltschaft. Ein bekanntes Berliner Korre- spondenzbureau ist in der Lage, diese Eingabe als den„Beginn einer sensationellen Wendung" in dem Verfahren gegen Kuhmann und Genossen auszuposaunen. Es wird in ihr eine von uns längst erwartete Tatsache bekannt- gegeben. Der sogenannte Schriftsteller Wolfgang Breit- Haupt, der im Austroge und unter wesentlicher Förderung natio- nalistischer Kreise letzthin eine als„vernichtender Schlag gegen die Sozialdemokratie" verherrlichte Broschüre über den„Dolchstoß" herausgegeben hat, hat sich nach den Mitteilungen des Herrn Bloch bei ihm gemeldet und versichert, daß das ganze Verfahren gegen Kußmann und Genossen auf eine eidesstattliche Versiche- r u n g zurückzuführen sei, die Breithaupt vor dem Justizrat Wert- Hauer abgegeben habe. Breithaupt erzählt dem deutschnationalen Verteidiger allerhand Geschichten über Geldforderungen, die er gestellt und Z a h l un g c n, die er erhalten haben will. Aus dem Schriftsatz des Herrn Bloch geht hervor, daß Breithaupt für die eidesstattliche Versicherung die Kleinigkeit von S0 000 Mark gefordert hat und für angemessen hielt. Erhalten haben will er aber nur einen geringen Bruchteil davon, nämlich rund 1500 Mark. Wir sind nicht in der Lage, die Richtigkeit dieser Ziffern nachzu- prüfen, haben auch gar keine Neigung dazu. Es ist aber zweifellos, daß man dem Herrn Breithaupt mit feinen Forderungen die Tür gewiesen hätte, wenn er lediglich ein„Erklärung" und selbst eine eidesstattliche hätte abgeben wollen. Aber Herr Breithaupt brachte mehr als das, nämlich eine ganze Reihe von Briefen und sonstige Urkunden, deren Echtheit nicht bezweifelt werden konnte und die seinen eigenen Angaben erst einiges Gewicht verliehen. Einige von diesen Briefen haben wir bereits veröffentlicht. Andere werden zur geeigneten. Zeit folgen. Diese Dokumente in Verbindung mit den Angaben Breithaupts, die durch eides st attliche Versicherung des Iourna- l i st e n M ü h l b e r g gestützt wurden, machten die Angaben Breit- Haupts über die politische Skandalfabrik deutsch - nationaler Agitatoren auch für weitere Kreise wertvoll. Leuchteten sie doch hinein in ein Netz von Intrigen, in ein System von Beeinflussung der deutschnationalen Presse
und in die Skrupellosigkeit, mit der die H i n d e n b u r g- Agitatoren für die Wahl des jetzigen Reichspräsidenten am Werke waren. Daß dabei auch die Staätsanwaltsassessoren Kuß- mann und Easpary eine Rolle spielten, war nur ein Nebenmoment in dem ganzen Getriebe. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Fliegerstaatsonwalt und dem deutschnationolen Verleumdungsbureau konnte ohnehin vermutet werden. Im übrigen wird hoffentlich die eingeleitete Untersuchung nicht im Sande verlausen. sondern recht bald durch öffentliche Verhan)dlung vor Ge- richt ihren Abschluß finden. Anderenfalls müßte em parlamentarischer Untersuchungsausschuß sich auch dieser Fragen annehmen, besonders, da dieselben Kräfte, die die Barmat-Affäre zu einer publizistischen Hetze benutzten, neuerdings ihre Angriffe gegen das preußische Justizmini st erium, dem ein Zentrumsabgeordneter vorsteht, zu richten pflegen. Wolfgang B r e i t h a u p t, der während des Krieges als Deser- teur im Auslande lebte, dort Artikel gegen Deutschland in der in der Schweiz erscheinenden„Freien Zeitung" veröffentlichte, nach Deutschland zurückgekehrt aber Vertrauensmann der Deutschnationalen in dem erwähnten Verleumdungsbureau geworden ist, und seine Broschüre über den Dolchstoß schrieb, dieser Wolfgang Breithaupt hat jetzt dem Rechtsanwalt Bloch heilig ver- sichert, seine in der eidesstattlichen Erklärung niedergelegten An- gaben seien sämtlich unwahr oder st a r k e n t st e l l t! Er stelle sogar die erhaltenen 1500 Mark zur Verfügung derjenigen, die sie ihm gegeben, und Herr Bloch fügt hinzu, daß er die letztere An- gäbe b e st ä t i g e n könne. Breithaupt war unmittelbar nach dem Beginn der Veröffentlichungen verschwunden, und zwar, wie sich jetzt herausstellt, nach Holland . Er hat, wie Bloch mitteilt, die Absicht, in wenigen Tagen wieder nach Holland abzureisen. Es wird daher dringend notwendig fein, diesen deutschnationalen Ver- trauensmann baldigst bei der Staatsanwaltschaft fest- zuhalten, damit er nicht im entscheidenden Augenblick wieder verschwunden ist. Dem Herrn Bloch hat er erzählt, durch die Abgabe seiner eides- stattlichen Versicherung habe er die Sozialdemokratie nur aufs neue als Freundin„politischer Korruption" bloßstellen wollen, die nicht einmal vor Zeugenkauf zurückschrecke. Tatsächlich liegen die Dinge wahrscheinlich umgekehrt. Da Breithaupt bei der Sozialdemokratie oder was er dafür hielt nicht auf seine Rechnung ge- kommen ist, da ihm die erwarteten 80 000 M. nicht zugeflossen sind, stellt er sich wieder den Deutschnationolen zur Verfügung, bei denen er wahrscheinlich nicht zu Unrecht zahlungsfähigere und zahlungswilligere Kräfte vermutet. Vielleicht haben ihm diese auch schon die 1500 Mark ausgehändigt, damit er sie wieder „zur Verfügung" stellen kann. Klingende Münze könnt« ihn vielleicht auch veranlassen, ein neues kleines„Eidchen" zu schwören, besonders wenn ihm dann die Möglichkeit offen steht, rechtzeitig ins Ausland zu verduften. Der große Chefredakteur der„Kreuz- zeitung " Freiherr von Hammer st ein wird ihm dabei wohl als Musterbild vorschweben.
Eine unglaubliche Verfügung. Rcgierungsprüfidium und Rcchtsorganisationen. Dortmund , 28. Auust.(Eigener Drahtbericht.) Eine fast un- glaublich klingende Verfügung hat der Vertreter des Regierung?- Präsidenten von Arnsberg . Freiherr von H o u w a l d, an die Polizeiorgane des Regierungsbezirkes erlassen, die besonders Geltung haben soll für das besetzt gewesene Gebiet. Diese Verfügung stelll so ziemlich das tollste dar, was man innerpolitisch im geräumten Gebiet bisher erlebt hat. Die Verfügung, die sich gegen Terrorakte des Reichsbanners wendet, hat folgenden Wortlaut: „Nach Abzug der Entcnte-Truppen haben sich die Zusammen- stöße zwischen Angehörigen der Rechtsorganisotionen, des Reichs- banners, sowie des Roten Frontkämpferbundes in auffälliger Weise gehäuft. Der Grund hierfür dürfte darin zu suchen sein, daß bisher unter dem Druck der fremden Besatzung die Rechts- organisationen nicht in die Erscheinung traten. Nach dem Abzug versuchten anscheinend diejenigen Organisationen, die unter der Besatzung weniger zu leiden hatten, die Mitgliederwerbung der anderen Organisationen mit allen Mitteln, auch des Terrors, zu verhindern. Ich ersuche, gegen derartiges Treiben mit allen zu Gebote stehenden polizeilichen Mitteln einzuschreiten." Freiherr von Houwald scheint keine Ahnung davon zu haben, daß seit Abzug der Besatzungstruppen die Angehörigen der Rechts- organisationen auf Lastautos von Stadt zu Stadt fahren und einen Terror aus der Straße ausüben, gegen den sich mit steigender Er- regung auch weiteste Kreise des Bürgertums wenden. Tägliche ll-berfälle auf Angehörige der republikanischen Organisationen sind in allen Städten des geräumten Gebietes an der Tagesordnung. Umso unverständlicher ist es, wie der Vertreter des� Regierungs - vräsidenten zu einer so unglaublichen Verfügung kommen konnte. Die republikanischen Kreise der geräumten Gebiete verlangen von dem Regierungspräsidenten und dem Minister des Innern eine u n v e r- zügliche Nachprüfung des Materials, das zu dieser Verfügung geführt hat. Sie sind der Ueberzeugung, daß das Re- gierungspräsidium einer ebenso falschen wie gerissenen Berichterstat- tung der Rechtsparteien zum Opfer gefallen ist. Die Amerika-Kredite. 5kei'ne günstigen Anösichten für deutsche Wirtschaftskredite. Ein zurzeit in Deutschland weilender prominenter Vertreter der amerikanischen Finanzwelt machte der„Konjunkturkorrespondenz" folgende Mitteilungen über die derzeitigen Aussichten für die Unterbringung deutscher Wirtschastskredite in den Vereinigten Staaten: „Amerikas Stellungnahme gegenüber Krediten für die deutsche Wirtschaft muß von zwei Gesichtspunkten betrachtet werden, nämlich dem der Banken und Emissionshäuser, die die Anleihen aus den Markt bringen, und dem des Mannes„in der Straße", der die Anleihen zeichnet und kauft. Die führenden Banken und Emissionshäuser in New Park, Boston , Chikago und Philadelphia stellen sich wohlwollend zu Krediten auf lange, sowie auch kurze Sicht für den gesunden Teil der deutschen Wirtschafi. Ferner sind die amerikanischen Groß- danken über deutsche Wirtschostsverhältnisse sehr gut informiert und missen genau, wer in Deutschland kreditfähig ist und wer nicht. Wenn es also nur von der amerikanischen Ho ch f i n a n z abhinge, würde die gesunde deutsche Industrie ohne Schwierigkeiten weitere laufende Kredite aus Amerika erhalten. Der Mann„in der Straße" spielt aber bei solchen Kre- diten die Hauptrolle, denn vor allen Dingen bei langfristigen Obligationskrediten muß jede Anleihe einen Mißerfolg haben. Kknn er keine Kauflust zeigt. Run ist der Mann„in der Straße" i» Amerika in bezug auf ausländische Anleihen«in äußerst konser- nativer Mensch. So unternehmungslustig er bei rein amerikanischen Finanzunternehmungen ist, so zurückhaltend ist er, wenn es sich um Kredite für das Ausland handelt. Seit der Inflationszeit hat der Amerikaner, gewissermaßen mit Recht, deutsche Kreditgesuch« mit Verdacht betrachtet. Die Stabilisierung der Mark, das Dawes-Abkommcn und die Dawes- Anleihe hoben allerdings Deutschlands Ansehen und Kredit bei ihm gehoben, aber er legt sein Geld noch lange nicht so gern in deutschen Wertpapieren an, wie er es vor dem Kriege tat.„Einmal gebissen, zweimal scheu" ist die Losung der amerikanischen Kleintapitalisten. Es kommt nun hinzu, daß die Schwierigkeiten der letzten Monate im 5)ause S t i n n e s dem amerikanischen Mann„in der Straße" gar nicht imponiert haben. Der, amerikanische Bankier sieht in dem Sichzusammenziehen und in der Ko n s o l i d i e r u n g bei Stinnes einen löblichen und anerkennenswerten Schritt zur G e- sundung der deutschen Wirtschaft. Der Durchschnitts- nmerikaner, auf den es bei Anleihen ankommt, und der Stinnes und Krupp als den Rockefell« und den Carnegie Deutschlands betrachtet hat, ist durch die Affäre Stinnes, und vor allen Dingen die neuer- lichen Schwierigkeiten der Aga-Werke. stark stutzig"geworden. Er sagt sich:„Wenn die Weltfirma Stinnes so krank ist, muh es bei der übrigen deutschen Wirtschaft noch schlechter aussehen. Ich werde lieber die Finger von deutschen Obligationen lassen," Und keine Propaganda seitens der amerikanischen Banken und Emissionshäuser kann diesen seinen Standpunkt wesentlich ändern. Zu diesem allen kommt noch hinzu, daß der amerikanische Geldmarkt für die nächste Zeit st a r k in Anspruch ge- nommen ist. Belgien hat seine Schulden an Amerika fundiert und will daraus hin, nach Ratifikation des Vertrages, einen langfristigen Kredit von etwa 50 Millionen Dollar in Amerika aufnehmen. Frankreich wird auch demnächst endlich seine Amerikaschuldcn fundieren und«inen dementsprechenden Kredit zu erhalten ver- suchen. Italien hat einen ähnlichen Schritt schon angefangen und wird ihn bald weiterführen, auch in der Hoffnung, eine Anleihe in Amerika aufnehmen zu können. Und der Amerikaner, reich, wie er im Durchschnitt ist, ist doch nicht fähig, die ganze Welt zu kaufen." Es sieht also momentan nicht günstig aus für lang- fristige deutsche Wirtschastskredite in Amerika . Jedenfalls werden nur I o l che deutschen Industrien Kredite erhalten, die einen erst- klassigen internationalen Ruf genießen und die über enge Bank- und Wirtschaftsbeziehungen in Amerika verfügen. Rembourskredite, die ein reines Bankgeschäft sind und den Mann „in der Straße" gar nicht in Anspruch nehmen, werden von der gesunden deutschen Wirtschast nach wie vor und zu den üblichen Bedingungen in Amerika zu erhalten sein. tzochverratsprozeß Maslow. Prozehbeginn am 1. September. Leipzig , 28. August.(MTB.) Am 1. September beginnt vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik(Feriensenat) ein Hochverratsprozeß gegen den Schriftsteller M a s l o w au» Berlin . Lichtenberg sowie gegen den Redakteur Schuhmacher au« Berlin und mehrere Mitangeklagte. Die Anklage lautet auf H o ch v e r r a t, Verbrechen gegen das Republikschutzgesetz und Vergehen gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 21. Juli 1923. Die Derteidi- gung liegt in den Händen der Rechtsanwäll« Dr. Wolff-Düfseldorf und Dr. Kun Rosenfeld-Berlin . Als Zeugen sind u. a. die aus dem Tschekaprozch bekannten Schriftsetzer Neumann. König und Poege geladen. Den Vorsitz führt Rcichsgerichtsrat Lorenz. Für die Ver- Handlung sind zwei bis drei Tage in Aussicht genommen. Die Meldungen Berliner Blätter, daß der Prozeß gegen die Zentrale der KPD . jetzt bereits beginnt, trifft nicht zu. Dieser Prozeh ist fgr den 1-t. November angesetzt und dürste bis zur Weihnachtspause erledigt werden.
Erzberger -Geüentfeier. Am Grabmal Erzbergers in Bieberach, auf dem die schlichten Worte stehen:„Gestorben für seine Ueberzeugung", hielt die Ortsgruppe Ulm des Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold eine würdige Gedenkfeier ob. Mehrere hundert Reichs- bannerleute hotten nach Arbeitsschluß im Ertrazug die Fahrt nach Bieberach angetreten, wo eine riesige Menschenmenge die Reichs- bannerabteilung erwartete. An, Grabe Erzbergers, wo feit Mittag eine Ehrenwache des Reichsbanners Aufstellung genommen hatte. bildeten die Vereine mit ihren Fahnen Spalier und schlössen sich mit dem Reichsbanner zu einem offenen Viereck zusammen. Ein Fciergesang des Lolkschors Ulm leitete den Trauerakt ein. Dann sprach der Reichsbanner- Gouvorsitzende aus Stuttgart , der den Menschen und Politiker Erzberger eingehend würdigte. Er wies darauf hin, daß die Reichs- und Landesbehörden es Jahr für Jahr versäumt hätten, sich um die Schmückung des Grabes am Todestage Erzbergers zu bekümmern. Hier sei das Reichsbanner eingesprungen, um eine Ehrenschuld des neuen Staates nachzuholen, die Erzberger verdient hätte wie vielleicht kein anderer Reichsminister der letzten Zeit. Während der Niederlegung des Kranzes mit schwarzrotgoldener Schleife senkten sich von neuem die Reichsbannersahnen über dem Grobe, und im Kampflied, dem„Tord Foleson" klang die würdige Feier, der unter anderem auch die Brüder de» Ermordeten bei- wohnten, aus._
Einseitige Ruhrentschäüigungen. Im Frühjahr d. I. hatte der Allgemeine freie Ange- st e l l t e n b u n d in Verhandlungen mit dem Reichsarbeitsministe- rium verlangt, daß den durch die Ruhraktion geschädigten A n- gestellten ein gesetzlicher Anspruch auf Entschädi- gung gewährt werden soll, und er hatte es damals ausdrücklich bekämpft, daß etwa nach dem Verlangen der christlichen Angestellten- verbände diesen Reichsmittel zur Verfügung gegeben werden. Die weiteren Verhandlungen sind durch den sogenannten Gesamtver- band Deutscher Angestelltengewerkschaften, d. h. durch den Deutsch - nationalen Handlungsgehilsenverband erschwert und verschleppt worden, bis schließlich das Reichsarbeitsministerium im Juni erklärte, in der Sache nichts tun zu können, es fei nunmehr das Reichsministerium für die besetzten Gebiete zuständig. Die Vorschläge des Af?l-Bundes sollten diesem Ministerium übermittelt werden, doch war in den ganzen Wochen nichts mehr über die Angelegenheit zu hören. In der den christlichen Gewerkschaften nahestehenden Preffe wird nunmehr mitgeteilt, daß am 10. August eine Besprechung des Ministeriums für die besetzten Gebiete mit dem erwähnten christlichen Gesamtverband stattgefunden Hot und die weitere Erledigung durch das Finanzministerium zu erwarten sei. Der A f A- B u n d hat sofort eine dringliche Be- s ch w e r d e beim Reichsministerium für die besetzten Gebiete da- gegen erhoben, daß in dieser Angelegenheit wiederum nur mit den christlichen Gewerkschaften verhandett wird, während man die ande- ren Richtungen ausschaltet. Die Reichsregierung wird zu diesen Vorwürfen nicht schweigen können und sie würde gut daran tun. so schnell wie möglich in einer gemeinsamen Beratung mit allen Richtungen der Gewerkschaften eine einwandfrei- legale Regelung der Ruhrentschädigungen an die Arbeitnehmer zu sichern.
Saarland und Völkerbund. Forderungen der saarländischen Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. An der kommenden Völkerbundstogung werden als Vertreter der saarländischen Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei die Genossen Bretter und Schäfer teilnehmen. Ihre Reise gilt dem Zweck, in unmittelbarer Aussprach« mit den führenden
Männern des Rates die Wünsche der arbeitenden Saar- beoölkerung zum Ausdruck zu bringen. Gemäß dem vom Löl- kcrbundsrat im letzten Juni gegebenen Versprechen, daß ob März 1926 der Vorsitz in der Regierungskommission des Saargebiets auf ein anderes Mitglied der Kommission übertragen werden soll, werden unsere beiden Genossen verlangen, daß Herr Rault, gegen deffsn Amtstätigkeit sich die gesamte Saarbevölkerung einmütig auflehnt, nicht wieder zum Präsidenten gewählt wird. Sie werden ferner kategorisch verlangen, daß dem Saar - Parlament, dem sogenannten Landesrat, endlich ein M i t b e st i m- mungsrecht an den Verwaltungsgeschäften zugestanden wird. Der Londesrat hatte bislang nur ein Vorschlagsrecht, das in den meisten Fällen von der Regierungskommission völlig ignoriert wird. Außerdem wird die Verleihung des aktiven und passiven Wahlrechts an sämtliche Bewohner des Saar- gebietes verlangt werden. Bisher haben nur die im Saargebiet selbst geborenen Bewohner das passive Wahlrecht, während all« Zu- gezogenen nicht zu Mitgliedern des Landesrats gewählt werden können. Das bedeutet naturgemäß eins besonders schwere Beein- trächtigung der Arbeiter de» Saargebietcs, die zum großen Teil aus den übrigen Teilen Deutschlands seinerzeit eingewandert sind. Die beiden Delegierten werden dann schließlich noch mit allem Nachdruck den Abzug des französischen Militärs aus dem Saargebiet verlangen. Sie werden sich bei diesen wie bei den anderen Punkten ihres Programms auf das persönliche Versprechen B r i a n d s und B e n e s ch s berufen, die bei der Ratstagung im März zwei anderen Delegierten von Gewerkschaft und sozial- demokratischer Partei des Saargobietes Berücksichtigung und Cr- süllung der gleichen, damals auch vorgebrachten Wünsche auf da» Bestimmteste zugesichert haben.
Reichsüeutscher Sesuch in(desterreich. Umfaffende Empfangsvorbereitungen. Wien , 28. August. (Eigener Drahtbericht.) Am Freitag nach» mittag hat sich eine Abordnung der Wiener Ortsgruppe des Oester- reich-deutschen Volksbundes, die sich aus Delegierten aller Parteien zusammensetzt, nach Passau begeben, um an der Grenze die Reich»- deutschen Gäste, die am Samstag unter Führung des Reichstags- Präsidenten Löbe nach Wien kommen, zu begrüßen. Die deutschen Gäste werden außerdem auf ihrer Fahrt donauabwärts in Ober- österreich von Vertretern aller Parteien begrüßt werden. Abend» um �8 Uhr findet die Ankunft im Wiener Donauhafen statt, wo ein feierlicher Empfang bereitet werden wird. Die große Kund- gebung für den Anschluß Deutschösterreichs, die mit der eigentlichen Begrüßung der reichsdeutschen Gäste verbunden fein wird, erfolgt am Sonntag vormittag in der Vorhalle des Wiener Rathauses. Zu dieser Kundgebunq werden sich vor allem die Arbeiter, aber auch zahlreiche Mitglieder der bürgerlichen Parteien einfinden.
Großöeutscher verkehr. Vertreter der österreichischen Postgewerkschaft und der großen deutschen Postnerbände, u. a. der D« u t s ch e V e r- kehrsbund, traten am 28. August in Berlin zusammen, um zur Frage der Werbung für den Zusammenschluß Deutsch - ö st erreich? und Deutschlands Stellung zu nehmen. Es wurde beschlossen. Ansang Oktober d. I. große öffentliche Kundgebungen des Post- und Telegraphenperfonals in Wien und Berlin zu veranstalten. Mit der Vorbereitung wurde ein engerer Ausschuh betraut.*'