t u n g aus den Reihen der ordentlichen Richter ge- stellt werden, und daß die Instanzengerichte völlig in die ordentliche Gerichts barkeit eingegliedert sind. Denn die Landesarbeitsgcrichte werden bei den Landgerichten als Kammern der Landgerichte, das Reichsarbeitsgericht wird in Form eines oder mehrerer Senate des Reichsgerichts ge- bildet. Ich glaube nicht, daß dies der Rechtsprechung der Arbeits - gerichtsbehörden irgendwie Abtrag tut, sondern pflichte in vollem Umfange Radbruch bei, daß auf diese Weise der Geist der Arbeitsgerichte auf unsere gesamte Gerichtsbarkeit übergeleitet werden kann. Wenn im übrigen das der obersten LaniZesbehörde für die Sozialoerwaltung eingeräumte perso nalc Mitbestimmungsrecht nur einigermaßen ernsthaft ge handhabt wird, kann sie eine starke Kontrolle der Tätigkeit der Arbeitsgerichte ausüben und einer unsozialen Rechtsprechung entgegenwirken. Offenbar oertritt man auch im Reichsarbeits- Ministerium diesen Standpunkt. Man soll dann aber auch den M u t haben, sie im Wortlaut des Gesetzentwurfs klar zum Ausdruck kommen zu lassen, und soll nicht den Versuch machen, glauben zu lassen, man schaffe von der ordentlichen Gerichts- barkeit völlig unabhängige Arbeitsgerichte. Daß die Arbeitsgerichte Laienbeisitzer in allen Instanzen erhalten, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und bedarf kaum der Erwähnung. Streitig kann nur sein, auf welche Weise die Laienbeisitzer ausgewählt werden. Hier schlägt der neue Entwurf ein Verfahren vor, das von dem der früheren Entwürfe stark abweicht. Bisher war vorgesehen, daß die Arbeitgeberbeisitzer von den Arbeitgebern, die Arbeit- nehmerbeisitzet von den Arbeitnehmern gewählt werden. Dieses Wahlprinzip ist zugunsten eines eigenartigen Ernennungsverfahrens aufgegeben worden. Die Beisitzer sollen von der höheren Verwaltungsbehörde des Landes, das wäre wohl in Preußen der Regierungspräsident, im Einvernehmen mit dem Präsidenten des Landgerichts auf die Dauer von drei Iahren in angemessenem Verhältnis aus der Vorschlagslisten berufen werden, die von den im Gerichts- bezirk bestehenden wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeit- geber und der Arbeitnehmer eingereicht werden. Eine der- artige Regelung würde aber dem Grundgedanken, auf dem die Arbeitsgerichte aufgebaut werden sollen, dem Bestreben nach Demokratisierung der Gerichtsbarkeit ganz entschieden zuwiderlaufen. Mag die Beteiligung an der Wahl der Beisitzer zu den Kaufmanns- und Gewerbegerichten bisher auch gering gewesen sein, was als Argument gegen das Wahlverfahren angeführt wird, so war doch die Tatsache, daß die Beisitzer aus Wahlen hervorge- gangen waren, ein bedeutsames psychologisches Moment für die Festigung des Vertrauens zu diesen Gerichten. Es ist daher ganz unverständlicki. daß man heute, in einer Zeit sozialer Hochspannung auf diesen ausgleichenden Faktor ver- zichten, und eine Form der Auswahl der Beisitzer einführen will, die durchaus undemokratisch ist. Ich kann mir nicht vor- stellen, daß die Bestimmungen des Entwurfs über die Be- rufung der Arbeitsgerichtsbeisitzer Gesetz werden. Durch die Schaffung der Arbeitsgerichte soll eine mö g- lichst einheitliche Rechtsprechung auf dem Gebiet des Arbeitsrechts angestrebt werden. Um so eigenartiger ist es, daß der Entwurf in außerordentlich weitgehendem Maße Vereinbarungen über den Ausschluß der Arbeitsgerichtsbarkeit zuläßt und damit die grundsätzliche Regelung zu einem guten Teil wieder aufhebt. Es ist nicht einzusehen, weshalb man erst einen ausgedehnten neuen Behördenapparat errichtet, wenn man ihm hinterdrein wichtigste Betätigungsgebiete wieder entziehen will. Man muß sich entschieden dagegen wenden, daß von vornherein die Möglichkeit zu einer Aushöhlung der Tätigkeit der Arbeits- gerichte geschaffen wird. Das wäre dem Ansehen der Arbeits- gerichte außerordentlich abträglich. Ein solcher Ausschluß der Arbeitsgerichtsbarkeit sollte nur in einzelnen ganz besonders geregelten Fällen für zulässig erklärt werden. Die Verfahrensvorschriften des Entwurfs
weisen gegenüber früher gewisse Abweichungen auf, die im wesentlichen durch die Angleichung an die inzwischen ge- änderte Zivilprozeßordnung notwendig geworden sind. Be- sonders ist das obligatorische Güteversahren aus der ZPO. übernommen. Im ganzen ist möglichste Beschleu- nigung des Verfahrens angestrebt. Womöglich soll die Ver- Handlung in einem Termin zu Ende gebracht werden. Be- denken bestehen gegen die Höhe der Berufungssumme, die herabgesetzt werden solltp, da sonst dem Arbeiter im allge- meinen überhaupt die zweite Instanz entzogen ist. Eine allgemeine Betrachtung des Entwurfs kann die R e- gelung der Prozeßvertretung nicht unerwähnt lassen. Besonders auffallend ist der völlige Ausschluß der Rechtsanwälte in der ersten Instanz, während die früheren Entwürfe wenigstens bei Sachen mit einem über die Berufs- grenze liegenden Streitwert Rechtsanwälte zulassen wollten. In einer inoffiziellen Aeußerung aus dem Arbeitsministerium wird diese rigorose Regelung vor allem damit begründet, daß durch die Möglichkeit der Betrauung eines Rechtsanwalts mit der Prozeßvertretung vor dem Arbeitsgericht der wohlhaben- den Partei unzweifelhaft eine bessere Prozeßstellung einge- räumt würde als der unbemittelten, wobei noch hinzugefügt wird, daß die wohlhabende Partei nicht in jedem Falle der Arbeitgeber sein würde. Diese Argumentation kann aber nicht standhalten gegenüber dem Einwand, daß Rechtsanwälte als Syndizi doch auftreten können, wodurch sicher eine B e- vorteilung der Arbeitgeberkreise geschassen wird, und daß der Anwalt, der den Prozeßstoff schon sichtet, bevor er an den Richter gelangt, bestimmt das allgemeine Be- streben nach Beschleunigung des Verfahrens unterstützen kann. Schließlich läßt sich der völlige Ausschluß der Anwälte von der ersten Instanz kaum vereinbaren mit dem Anwaltszwang der Berufungs - und Revisionsinstanz. Diese Instanzen können unter Umständen erspart werden, wenn Anwälte schon in der ersten Instanz zugezogen werden. Die Anwaltsfeindlichkeit des Entwurfs erscheint wirklich etwas antiquiert, um nicht zu sagen bureaukratisch und reaktionär. Diese kurze kritische Würdigung des Entwurfs mag ge- nügen, um zu zeigen, daß er noch manche Aenderung wird erfahren müssen, ehe er den Anforderungen einer demo- kratischen und wirklich rechtsvereinheitlichenden Gestaltung entspricht. die Spannungen im Zentrum. Die katholischen Arbeiter gegen den Rechtskurs. Die Zentrumsarbeiter am Rhein und an der Ruhr haben den Austritt des gerade von ihnen hochgeachteten Dr. Wirth aus der Reichstagsfraktion immer noch nicht verwunden, und so ist die Zentrumspartei in die unangenehme Lage versetzt, die vielen Zuschriften und Pressestimmen zum Fall Wirth aus dem Lager der Partei einigermaßen zu beschwichtigen. Dazu läßt die rebellische Parteipresse im Westen nicht locker. So schreibt die„W est deutsche Arbeiter- z e i t u n g", das Verbandsblatt der westdeutschen katholischen Arbeitervereine, das eine Auflage von über 150 OOV Lesern besitzen soll, folgende recht bitter klingende Sätze: „Die Spannungen begannen eigentlich schon im Sommer 1 S 2 4 mit dem Bestreben der Rechtsparteien, die Regierungsstieg« zu erklimmen, und mit der ch i l f s st e l l u n g, die scheinbar einige Zentrumsleute dabei leisteten. Die Spannungen zogen an bei der R e gs e ru n g s b ild u n g unter Luther und er- höhten sich aufs neue, als das Ergebnis der Reichspräsidentenwahl zeigte, daß Katholiken und sogar Zentrums leute den Volkstandidaten Marx im Stich gelassen hatten, und sie erreichten den Grad der Empörung, als— trog des vielfach betonten wachsamen Mißtrauens— bei der S t e u e r- und Zoll- gesetzgebung die Reichstagsfraktion nicht nur mit der Rechten als sehr bedenklich besteundet erschien, sondern in ihrer Mehrheit sogar auch noch die gewaltsame Ausschaltung der Opposition mitmachte und durch Fehrenbach außerdem auch noch
rechtfertigen ließ.— Wir haben volles Berftändnis dafür und be- grüßen es, daß die Fraktionsleitung bemüht ist, Zentrum und Bayc- rischc Volkspartei zusammenzubringen. Zum Katholizismus, den man damit politisch zu fammzln und zu einigen sucht, gehören schließlich aber auch die katholischen Arbeiter We st deutsch- l a n d s! Wirth ist nicht irgend wer. In schwierigster Zeit hat er die Regierung geführt und einen Ausweg aus deutscher Not gesucht und gesunden, der sich als der einzig richtige erwies. Millionen not- bedrückter Herzen haben sich ihm zugewandt. Und wenn er in seinen Massenversammlungen ein Bekenntnis ablegte zur sozialen und demokratischen Republik, fand er jubelnden Beifall. Seit langem schon ist Wirths Name ein Kredit- posten der Zentrumspartei in den breiten Volksschichten. Das alles Hot man in Betracht zu ziehen. Denn darum handelt es sich letzten Endes:— nicht um Wirths Person— sondern ganz einfach um die Partei und ihre Massenanhängerschast in den sozial bedrückten und bewegten Schichten des deutschen Volkes." Es wird der Reichsleitung des Zentrums unmöglich sein, den durch Wirths Austritt aus der Reichstagsfraktion ausgelösten Sturm in der Zentrumsanhängerschaft einfach zu ignorieren. Liquiüation? Ein neuer kommunistischer Mauövrierversuch. Ein Berliner Montagsblatt verbreitet die auffehenerre- gende Meldung, daß die Exekutive der kommunistischen In- ternationale die Zentrale der deutschen Kommu- nistischen Partei abgesetzt und den Rücktritt Ruth Fischers angeordnet habe. Diese Verfügung soll ein Sieg des rechten Flügels in der Exekutive sein, dem hef- tige Auseinandersetzungen zwischen der deutschen Zentrale und der Exekutive voraufgegangen feien. Wir sind nicht in der Lage, die Richtigkeit dieser Meldung im Augenblick nach- zuprüfen. Manche Einzelheiten, die uns über die Entwicklung in der kommunistischen Partei in der letzten Zeit zugegangen könnten für die Richtigkeit dieser Meldung sprechen. Es ist auffallend, daß die„Welt am Abend", die sonst prompt auf jede, die kommunistische Parteipolitik bezügliche Nachricht reagiert, sich in allen Tonarten ausschweigt. Es wird versichert, daß der Kurs der„Ro t e n Fahne" radikal geändert werden und die„W elt am Abend" selbst über- Haupt eingehen soll, weil die Moskauer Politiker keine Lust mehr haben, subventionierte Presseorgane künstlich am Leben zu erhalten. Dem aufmerksamen Beobachter konnte es auch nicht entgehen, daß die„Rote Fahne" vom Standpunkt der engeren kommunistischen Auffassung aus feit Wochen jede Direktion verloren hat. Ein wildes Durcheinander von Parolen, von gemäßigten und radikalen Tendenzen zeigte sich in bunter Reihenfolge. Es war deullich zu spüren, daß jede ein- heitliche Leitung dem Blatt fehlte, wenn man von den ste- reotypen, allmählich recht langweilig gewordenen Schimpfe- reien gegen die Sozialdemokratie absieht. Die„Rote Fahne" wird höchstwahrscheinlich prompt mit einem Dementi antwor- ten. Man wir aber auf die Form dieser Dementis sehr zu achten haben und noch sehr darauf achten, wie in Zukunft die Kommunistische Partei sich verhält. Im übrigen wäre auch durch eine Schwenkung der Ere- kutive zu einer vernünftigeren Politik der Rückgang der kom- munistischen Bewegung in Deutschland nicht aufzuhalten. Die Zeiten sind längst vorbei, wo kommunistische Manöver die Entwicklung der Parteiverhältnisse in der Arbeiterbcwe- gung noch beeinflussen können. Der Kurs geht so eindeu- tig überall auf Konsolidierung in einer großen, durch die Er- fahrung der letzten Jahre geistig gestärkten, einheitlichen sozialdemokratischen Bewegung, daß Moskauer Manövrier- künste immer nur das eine erreichen können: die vollkommene Direktionslosigkeit und Ueberflüssigkeit der KPD. auch dem letzten Arbeiter klar vor Augen führen.
August Stramm . Heute vor zehn I-chren, am 1. September 1915, siel der Haupt- mann Stramm als Bataillonsführer bei einem Sturmangriff in Rußland . Die Kameraden an der Front trauerten um einen un- gewöhnlich tüchtigen und tapferen Soldaten. Im Reichspostamt zu Berlin beklagte man den Hingang eines hochbegabten Beamten, dem eine glänzende Laufbahn offen stand. Daß dem deutschen Volt und der deutschen Kultur eine der stärksten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit entrissen ward, wußten nur wenige. Denn der Dichter August Stramm war ein Wegweiser zu neuen Zielen und daher ein Einsamer gewesen. Zeitlebens war er es gewesen. Schon als Knabe träumte er sich seine eigene Welt. Vergrub sich in mystische Gefühlssphären. Gab naiven Sagen und Legenden dichterische Form. Die fromm katholisch« Mutter wollte einen Priester aus ihm machen. Der strenge evangelische Vater bestimmte ihn für die Beamtenkarriere. Er studierte in Berlin und Halle. Promovierte als Doktor der Philosophie. Wurde Postbeamter. Schuf, selbst von den nächsten Angehörigen nicht verstanden, lyrische und dramatische Werte, ekstatische" Visionen*) und grelle Wirklichkeitsbilder mit starkem sozialen Einschlag. Anlehnung an den damals herrschenden Na- turalismus und an die Neuromantik Maeterlincks. Aber feinerem Ohr vernehmbar erklang schon hier in verborgener geheimnisreicher Tiefe das Rauschen neuer Quellen. Mit elementarer Wucht brachen sie sich Bahn, in mächtig wachsender Füll««in neues Strombett erschließend. Der deutschen Wortkunst war eine neu« Form gefunden. Worin besteht diese neue Form? Ich will es andeutungsweise zu skizzieren versuchen. Wenn wir ein Wort hören, so erscheint vor unserem inneren Blick mehr oder weniger deutlich die Vision des Gegenstandes, den das Wort bezeichnet. Wir hören z. B. das Wort„Baum" und sofort sieht unser geistiges Auge ein unbe- ftimmtes Etwas mit Stamm, Ast, Krone. Zugleich aber schließen sich daran mahr oder weniger zahlreiche gefühlsmäßige Assoziationen, die der Begriff„Baum" in uns auslöst. Wir haben, je nach dem Zusammenhang, in dem das Wort erscheint, die Empfindung der schattigen Kühle, des Wipfelrauschens, der schlanken Biegsamkeit, der knorrigen Wetterhärte, des knospenden Frühlings, des blühenden Sommers, des welkenden Herbstes usw. Man kann sagen, daß sich durch jedes Wort eine fast unbegrenzte Fülle von Empfindungen ausdrücken läßt. Es kommt lediglich auf die richtige Anwendung des Wortes an. Hierzu gesellt sich aber noch die reine Klangwirkung des Wortes. Bei ihr kommt einmal die durch einzelne Wörter gegeben« Nachahmung von Naturlauten in Frage. Sodann aber spielen dabei die meist sehr komplizierten seelischen Schwingungen mit, die durch den Klang der Vokal« und Konsonanten an sich hervorgerufen werden. Man muh dabei zurückgehen auf die �Velemente jeder
•) Die in der heutigen Beilage„Unterhaltung und Wissen" zum erstenmal veröffentlichte Dichtung„Der Galgen" stammt aus dieser Frühzoit. Sprache, die lediglich Ausdruck von Empfindungen und Gefühlen
waren und noch kein«„Begriffe" kannten. Diese Sprache der Natur war allen lebenden Wesen verständlich. Selbst di« Tiere nahmen und nehmen bis zu einer gewissen Grenze daran teil. Die gleich- gestimmten Saiten der Seele schwingen mit, sobald der verwandte Ton sie trifft. Schon Herder hat darauf hingewiesen:„Das war gleichsam der letzte mütterliche Druck der bildenden Hand der Natur, daß sie allen das Gesetz auf die Welt mitgab: Empfinde nicht für dich allein, sondern dein Gefühl tönel.... Diese Seufzer, diese Tön« sind Sprache. Es gibt also eine Sprache der Empfindung, die unmittelbares Naturgesetz ist... In allen ursprünglichen Sprachen tönen noch Reste dieser Naturtöne." Die rein gefühlsmäßigen Urelemente der Sprache sind indessen durch verstandesmäßige Begriffe verdrängt worden. Die Kunst als solche hat aber mit dem Verstände nichts zu tun. Sie spricht allein zum Gefühl und sehnt sich darum zurück nach jenen elementaren Sprachformen. Weil diese aber unwiederbringlich verloren sind, be- müht sich die neue Wortkunst, aus der heutigen Sprache das für ihre Zwecke herauszuschälen, was seinen gefühlsmäßigen Charakter noch relativ rein bewahrt hat. Und wo dieser Vorrat nicht ausreicht, zögert sie nicht, aus dem Gebiete der Sprach« neue Wortformen selbstschöpferisch zu bilden. Der Schöpfer dieser neuen Wortkunst ist August Stramm . Zwei kleine Gedichte mögen einen Begriff von ihrer Eigenart gebe". Sturmangriff. Aus allen Winkeln gellen Fürchte Wollen Kreisch Peitscht Das Leben Vor Sich Her Den keuchen Tod Die Himmel fetzen. Blinde schlächtert wildum das Entsetzen. Abend. Müde webt Stumpfen dämmert Beten lastet Sonne wundet Schmeichelt Du. In zahlreichen Gedichten und in den Dramen„Erwachen" und„Kräfte" bahnte August Stramm den Weg. In den gran- diesen Schöpfungen„Die Menschheit",„W e l t w« h e",„G e. s ch e h e n" hat er das Ziel erreicht. Jahrelang schuf und rang er Im Verborgenen. Verleger und Bühnenleiter sandten ihm leine Manuskripte zurück. Es ist das große Verdienst von Herwarth Walden , den Wert und die Bedeutung des Einsamen zuerst erkannt zu hoben. In der Zeitschrift„Der Sturm" erschienen die ersten Verse und Dramen. Der„Swrm"-V«rlag veröffentlichte, teils in Einzelausgaben(„D i« Unfruchtbaren",„Sancta Su» sann a",„Du".„T r o p f b l u t"), teils in einer dreibändigen Gesamtausgabe seine Werke. Blöder Hohn beim Publikum
und in der Presse. Ein kleiner Kreis von Verehrern. Ein ständig wachsender Kreis junger Dichter, di« in ihm Führer und Vorbild sahen. Rudolf Blümner lieft mit wundervoll nachschöpferischer Kraft Stromms Dichtungen an den Mittwochabenden des Sturw- Der Kreis der Verehrer erweitert sich. Von Max Reinhardt und anderen werden Versuche gemacht, Stramms Dramen auf die Bühne zu bringen. Der Erfolg bleibt aus. Denn noch fehlen der szenischen Kunst die Mittel, Stramms Stil lebendig erstehen zu lassen. Wer wird dieses Werk vollbringen? Die neue Kunst des Sprechchors? In Verbindung mit rhythmischer Einzel- und Gruppen- bcwegung? Eine große Aufgabe von kulturhistorischer Wichtigkeit harrt der Lösung. John Schitowski. cauksprecherlrichier aus Ton. Lautsprechertricht-r. mit denen eine durchaus verzerrungsfreie Klangwiedergabe erzielt werden soll, hat der Lehrer der Keramik am Lewis-Institut in Chicago , William Wilkins , aus Ton hergestellt. Die aus gewöhnlichem Töpferton modellierten Trichter werden 40—60 Stunden im Ofen einer Tem- pen-tur''on jioy Grad gahrenheit ausgesetzt. Nach langsam er- folgter Abkühlung werden sie mit einem Metalloxyd angestrichen. wodurch sie, zum zweitennial in den Ofen gebracht, einen metallijch glanzenden Ucberzug erhalten. Gefahren für die Thüringer Fischerei. Aus verschiedenen Fluß. gebieten Thüringens, so vor allem aus dem Gebiet der Saale , Werra und Ilm , kommen Meldungen über erneute umfangreiche Fisch- sterben. Wie die Untersuchungen ergeben haben, handelt e» sich dies- mal viel weniger um Verseuchung der Flüsse durch giftige Industrie- abwässer oder ähnliche Verunreinigunoen. Vielmehr ist der außer- ordentlich niedrige Wasserstand als Ursache der Fischvernichtung anzu- sehen. Infolge des Wassermangels gerät der Bodenschlamm in Fäulnis und Gärung und entzieht dadurch den Fischen den zum Leben notwendigen Sauerstosf. So treiben zahlreiche erstickte Fische an der Wasseroberfläche der genannten Flüsse. Der Schaden ist vor allem deshalb so groß und wird sich noch auf Jahre hinaus bemerk- bar machen, weil auch ein Teil der Brut der Vernichtung cnheim- gefallen ist. Der im Gebiet der Saale zu verzeichnende Verlust wird gegenwärtig auf 16 000 Mark geschätzt. Für die Wiederherstellung der Sk-Dauls-ftalhedrale In London dte schwere AlterSerscheinnngen aufweist, ist eine freiwillige Sammlung veranstaltet worden, di« bisher eine Summe von mehr als einer halben Million Pfund Sterling ergeben hat. Dieter Setrag ist doppelt so hoch als die Summe, die von Sachverständigen als erforderlich für die Wiederherstellung der berühmten Kirche' erklärt worden ist. Ei»« neue prLsu»g«ord«vug für Unflrjf« tritt am 1. Oktober in Kraft. Die Zahl der für das Studium der Ttcrarzneikunde erforderlichen Seniestcr wird oon acht aus neun erhöbt und die Prüfung darf künftig nur böchflenS einmal wiederbolt werden. Auch di« Kenntnifse in der lateiniichen Svrache müsfen setzt bei der Meldung zur tierärztlichen Vorprülunq ebenio arog wie bei den übrigen reichSgeietzlich geregelten Prüfungen sein. Kür£lu- dierend», die ihr Siudium vor dem l. Oktober 1921 begonnen und ihre Vorprüfung bis zum l. Luit 1925 nach den bisher geltenden Beilimmimacn abgelegt haben, sind besondere UebergangSbcftimmunzen vorgesehen.