ardnung von Marseille stand:„Der Kampf des internatio- nalen Sozialismus für den Frieden" zeigte sich diese Ein- mütigkeit des Wollens, die durch Unterschiede in der Methode nicht gehemmt, sondern belebt wird. Die Internationale konnte in Marseille auf zwei Jahre reicher Erfahrungen seit 5)amburg zurückblicken,«sie konnte aus diesen zwei Jahren, in denen ein so weiter Weg für die Befriedung Europas und für die Wiederannäherung der Völker zurückgelegt wurde, den Wert der praktischen Arbeit auf dem Gebiet der auswärtigen Politik voll ermessen. Oder ist es etwa gar nichts, daß sich der Hamburger Kongreß auf dem Höhepunkt des Nuhrkampfes abspielte, während gerade in den Tagen von Marseille die letzten Be» satzungstruppen aus den Sanktionsgebieten abzogen? Ist es etwa gar nichts, daß sich die Logik der Ersüllungs- und Verständigungspolitik auf deutscher Seite so siegreich durch- gesetzt hat, daß nunmehr sogar eine Rechtsregierung nicht allein das Dawes-Abkommen durchführt,, sondern auch über ein von ihr selbst gemachtes Sicherheitsangebot mit den alliierten Regierungen verhandelt? Ist es gar nichts, daß die starre Ablehnung einer Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund, durch das Frankreich Poincarös der Erkenntnis Platz gemacht hat, daß diese Aufnahme eine notwendige Vor- aussetzung für die Sicherung des europäischen Friedens ist? Ist es gar nichts, daß die kurzsichtige Stacheldrahtpolitik der Westmächte gegenüber Sowjetrußland längst preisgegeben und durch die rechtliche Anerkennung der Sowjetregierung er- setzt wurde? Das alles ist im Gegenteil sehr viel, besonders ge- messen an dem Chaos, das die durch den Kapitalismus ent- fesselten nationalistischen Leidenschaften geschaffen harten und besonders auch in Anbetracht des überraschend kurzen Zeitraumes, in dem dieses Chaos überwunden wurde. Ueberwiinden in erster Linie durch die Macht der sozialistischen Parteien in den führenden Ländern Europas , überwunden durch die praktische Arbeit des Hamburger Kongresses und der darauffolgen- den Aktionen der Sozialistischen Internationale. Das ist nämlich die Hauptlehre, auf deren Grundlage der Marfeiller Kongreß beraten und beschließen konnte: der Arbeiterschaft Europas wird nicht gedient, der Friede Europas wird nicht gesichert durch die Ausstellung idealer Forderungen, die nur vom Standpunkt der sozialistischen Doktrin und nur unter der Perspektive unserer Endziele formuliert werden, sondern durch stets wachsamen und stets wachsenden Einfluß der internationalen Arbeiter- k l a s s e auf die Geschicke der einzelnen Länder und der ganzen Welt. Der ungeheure Fortschritt zwischen Hamburg und Marseille ist zum guten Teil das Werk der Regierung Macdonald in England und der von unseren fran- zösischcn Genossen entscheidend beeinflußten Regierung Herriot . Aber die Regierung Herriot hatte den Sturz des nationalen Blocks Poincarös zur Voraussetzung und dieser konnte nur durch ein taktisches Wahlbündnis der französischen Sozialisten mit der bürgerlichen Demokratie er- zielt werden. Vermutlich wären wir heute noch viel weiter auf dem Gebiete der Wiederannäherung der Völker und der Sicherung des Friedens, wenn nicht ein tragisches Geschick es gefügt hätte, daß die Aera Macdonald-Herriot m:t dem Beginn jener Reaktionswelle in Deutschland zu- sammenfiel, die eine Anteilnahme der deutschen Sozialdemo- kratic an der Regierungsgewalt unmöglich machte. ' Realpolitik ist die Parole der SoPalistischen Jnter- nationale. Und deshalb behandelte der SKarfcillcr Kongreß das Problem der Sicherung des Friedens, indem er von den vorhandenen Faktoren ausging: Völkerbund und Pakt- angebet� Freilich: Als sozialistische Internationale hätte man auch ein eigenes Frisdensprogramm entwerfen können. das sicherlich viel schöner und viel idealer gewesen wäre, als die Marseille geborene Resolution. Aber sollte man die pral.kschen Möglichkeiten, die der Völkerbund schon jetzt bietet, einfach ignorieren, weil der Völkerbund ein Produkt
Die Freiheit. von Erich h. Krafzik. Das Ter des Frauenecfängniises öffnet einen schmalen Tpalt und licht eine junge Gestalt in die Straße. Dumpf hängt eines Soniincradcnds Großstadtdunst in der heißen Häuserschlucht. Kinder armen. Die Frau tastet mit haltlosen Blicken über dos dämmer- nderlagerte Pflaster. Frei— also wirklich frei... Geneigten Hauptes lchieitot sie unter heimlichen Leidenslasten in den Abend. Da stürzt der Mann, der eine Stunde lang seine Sehnsucht durch die dumpfe Straße trug, über den Damm. f.Erna...!" In ver- balteneni Vertyngen hebt er die Arme der Frau nach.„Erna— du Liebste..." lind die Flau wendet sich, schweigend ein ernstes, kaltes Antlitz aufhebend. Jäh und beklommen erlischt des Mannes Freudenleuchten. Er schluckt verwirrt.„Ach— ich dachte-- du bist's...* stammelt er hilflos, erschreckt von der Starrheit der fremden Leidensmienen. Die Frau jcukt wieder den Kopf.„Nein— ich bin's nicht", sagt sie feiiidselig, kehrt sich ab— macht zwei Schritte, steht— lächelt bitter über die Schulter zurück i„Ich bin's auch. Wir sind es alle, alle... Der Kreis ist min geschlossen. Aber ihr seid ja Männer." Mit verlorener Geste kehrt sie sich ab, taucht ins Dämmer zurück, müde, und gchcmier Schanden Beute. Der Mann stiert blöde der Versunkenen nach. Sein kleine» Hirn sträubt sich schmerzhast gegen den dunklen, lcidvollen Sinn in des Weibes Worten. Er lächelt sinnlos... Geht, immer lächelnd den Kopf schüttelnd, über die Straße zurück in den mussigen Hausflur dem Gesä'.igi'.istore gegenüber. Und wartet auf die Richtige.— Jin späten kühleren Abend saust die Stadt. Ein endloser Laut des Lebens stießt rasch durch die Straßendämme. schäumt an den Häuserusern hoch, verzitterl über dem steinernen Meer in die frühe Rächt. Die Frau aber«reibt durch die Straßen, fremd, mutlos, be- nommcn.— Tiergarten. Das Dunkel fällt still aus den Bäumen über dl« Einsame. Sie kauert sich in den Winkel einer verborgenen Bank. Roch wehrt ihre Jugend einer irgendwo lauernden Berzweislung. Ein Wind stößt raschelnd in die Büsche. Ferner Nachtgesong hoher Stimmen. Ueberall Dunkel, Rasenfeuchte. Verlassenheit... Halt! Da flüstern zwei— müde lauscht sie den verworrenen Lauten. noch. Der Kopf sinkt auf das kühle Eisen der Bank. Müde, miide... Dos ist nun die erste Stacht in der Freiheit. Frei— frei— vogelfrei... Gegen Mitternacht nestelt eine Hand an ihrem Haar. Schlaf- selig taumelt sie hoch, fühlt sich sacht an einen Körper gezogen. Eine Stimme streichelt flüsternd über ihre Wange zum Ohr:„Du bist so ping, du... so allein— hier mußt du"nicht schlafen. Kommst mit zu mir. ja?" Und leiser und heißer:„Ins Bcttchen zu mir, ja...?' Sie steht wie unter tausend schwarzen schlofverlockenden Schleiern. Sie ist den Sommer ja nicht mehr gewohnt, den Sommer unter Bäumen, Blüten. Schlasen. schlafen... zurücksinken in die weichen Arme der Nacht, der Träume.
des Verfailler Diktates und weil er in feiner jetzigen Gestalt noch weit entfernt von unseren sozialistischen Idealen ist? Ist es nicht vielmehr die Aufgabe des internationalen Sozialis- mus, alle Kraft daran zu setzen, dieses Instrument zu ver» bessern und im Sinne der sozialistischen Weltanschauung auszugestalten? Das Gleiche gilt für den S i ch e r h e i t s- p a k t, über den gegenwärtig zwischen den Regierungen Europas verhandelt wird. Auch dieser Pakt wird feine Mängel und Nachteile schon deshalb haben, weil er eine Telllösung darstellt, die sogar in mißbräuchlicher Anwendung neue Konfliktgefahren in sich bergen könnte. Vom sozialistischen Standpunkt aus wäre das Genfer Sicherheitsprotokoll vor- zuziehen gewesen, obwohl es doch auch nur unter Mitwirkung bürgerlicher Regierungen zustande gekommen ist. Unsere eng- lischen Genossen, die an diesem Protokoll ein großes Verdienst haben, und die mit Recht darüber empört sind, daß die konser- vative Regierung Baldwin-Ehamberlain dieses Werk mit einer Handbewegung beiseite geschoben hat, hotten in den letzten Monaten aus durchaus erklärlichen Gründen der oppositio- nellen Taktik im eigenen Lande den Sicherheckspakt entschieden bekämpft, indem sie am Genfer Protokoll unentwegt fest- hielten. Es war eines der wichtigsten Ergebnisie des Marfeiller Kongresses, daß die englische Labour-Party, wenn auch erst nach lebhaftem Zureden durch die deutschen , französischen und belgischen Sozialisten diese Haltung revidierte und ihre Unter- stützung dem Sicherheitspakt zusagte unter der Voraussetzung, daß dieser Pakt nur eine Etappe auf dem Wege zur Wieder- aufstellung des Genftr Protokolls sein würde. Es gilt eben für die sozialistische Internationale jede vorhandene Friedenschance auszunützen und mit eigenem Geiste zu befruchten. Die Hauptsache ist, daß man von den sozialistischen Arbeitern verstanden werde, daß nicht in den Massen die Mißdeutung Platz greife, als hätte die politische Führung der Arbeiterllasie bei ihrem Bestreben, greifbare Ergebnisse zu erzielen, das eigene Gesicht verändert und die eigenen Ziele vertuscht. Von kommunistischer Seite wird es an Versuchen nicht fehlen, derartige Verleumdungen zu verbreiten. Sie werden um so geringeren Erfolg haben, sc größer und sichtbarer der Erfolg der Friedenspolitik der Jnter- nationale sein wird. Dieser Erfolg hat allerdings zur Voraus- setzung einmal das Vertrauen der Massen in die Führung, vor ollem aber auch die w a ch s e n d e M a ch t der Partei in jedem einzelnen Lande. Die deutsche Sozialdemokratie kann sich um so mehr zum realpolitischen Kurs der Internationale bekennen, als sie die schlimmsten Zeiten der Mißdeutungen, denen sie in den Jnflationsjahren ausgesetzt war, überraschend gut überstanden hat und sich längst wieder in aufsteigender Linie befindet. Sie wird immer größere Teile der deutschen Arbeiterschaft um sich scharen, die gerade das an ihr am meisten zu schützen gelernt haben: daß sie nämlich in allen politischen Lagen, ob in der Regierung oder in der Oppo- sition, konsequent daraufhin arbeitet, für das Wohl der prole- tarischen Klasse und für den Frieden der Welt praktisch zu wirken!
Der Kurs öes Zentrums. Die Arbeiter für Wirth. Die„Germania " teilt mit: „Der Bezirksausschuß der katholischen Arbei- ter vereine von Düsseldorf Stadt und Land nahm in eingehenden Beratungen zu der parteipolitischen Situation Stellung, wie sie durch den Schritt von Dr. Wirth geschaffen worden ist. Die Versammlung nahm einen sehr lebhaften Berlaus. Das Ergebnis einer mehrstündigen Aussprache und Beratung wurde in folgender einmütig gefaßter Entschließung zum Ausdruck gebracht: l. Wir bedauern die Haltung der Reichstags- f r a k t i o n des Zentrums, die einem so aufrechten, hochge- sinnlen Politiker und Parteiführer, wie Dr. Wirth, den unter- nommenen Schritt notwendig erscheinen ließ. Wir haben für das Vorgehen von Dr. Wirth volles Verständnis, weil wir alle der Uebcrzeugung sind, daß die Fraktion namentlich in ihrer
„Ach..." murmelt sie seufzend und schlaftrunken, mehr ob. wehrend als auf den heißen Sinn der lockenden Worte eingehend. Widerwillig setzt sie die Füße in da» Dunkel, weiter— weiter. Ein Arm liegt um ihre Hüfte, ein fester begehrlicher Arm. Ein lüsterner Mund atme! an ihrem Ohr süße, gemeine Worte. Die Rocht ist voll Raunen und Kichern— und Freiheit... Irgendwo lauert hinter willigen Türen das gierige Leben. Da« kuppelnde Ruheoerlangen liefert fremder Lust den müden Leib aus. Kissen öffnen ihren seilen Schoß.., Die Freiheit«st eine Bestie!
vas Sauhaus Dessau. Das Bauhaus, das von der Stadt Dessau seit dem April d. I. übernommen worden ist, hat inzwischen seine Neuorganisation vor- bereitet. Durch den Umstand, daß dem Leiter und Gründer� des Bauhauses, Wolter Gropius, gleichzeitig die dort bestehenden Fachschulen: Bauschule, Moschinenschule und Handwerkerschule, unter- stellt wurden, hat die bisherige Arbeit des Bauhauses eine wesent- liche fachliche Ergänzung gesunden. Es besteht nun die Möglichkeit. den gesamten Ablauf der Ausbildung einheitlich in demselben In- stckut zu vollziehen. Das Ziel des Bauhauses ist die Ausbildung bildnerisch begabter Menschen zu schöpferischer Gestaltung im Berufsgebiet des Handwerks, der Industrie und des Baufaches. Die Durchbildung aller in Handwerk- licher, technischer und formaler Beziehung mit dem Ziel gemein- samer Arbeit an« Bau dient als einheitliche Grundlage. Die gesamte Ausbildung gipfelt in der für die Praris be- stimmten Versuchsabteilung für Hausbau und Haus- gerät, die mit den erfahrensten und begabtesten Kräften die Her- stellung von Standardmodellen für Handwerk und Industrie, im Bereich des Hausbaus und der izauseinrichtung durch systematische Versuchsarbeit erstrebt. Di- praktischen Ausgaben. Bau einer Wohnhaussiedlung und Neubau des gesamten Instituts, die die Stadt Dessau dem Leiter des Bauhauses gestellt hat. gewährleisten die Verbindung der be- kannten Bauhausideen mit der Praxis. Es ist zu wünschen, daß die verschiedenen technischen und künstlerischen Abteilungen des In- stituts regen Zulauf von Schülern und Mitarbeitern finden werden.
Späte Opfer des Gistgaskrieges. In der französischen Stadt Teroille wurde kürzlich, wie sranzösische Blätter melden, eine ganze Familie das Opfer einer höchst ungewöhnlichen Pilzvergiftung. Das Ungewöhnliche des Falles besteht darin, daß die Pilze, deren Ge- nuß so verhängnisvolle Folgen hatte, einer ungiftigen Gattung an- gehörten. Sie waren aber in einem Terrain gewachsen, das im Kriege mir Giftgasbomben belegt worden war, und hatten aus dem"so verseuchten Boden die Giftstosse übernommen. Zu dieser Feststellung ist wenigstens das Untersuchungsomt in Metz gelangt, das die Pilze analysierte. Von den erkrankten Familienangehörigen, die ins Krankenhaus übergeführt werden mußten, sind drei, nämlich Pater, Mutter und das ältelte von vier Kindern, bereits gestorben. während die drei jüngeren Kinder fast hoffnungslos daniederligen
Führung in den letzten Monaten den Aufgaben de< Stunde nicht gerecht geworden ist. Das Rechtfertigung», schreiben des Fraktionsoorsigenden Fehrenbach ist uns eine neue B« stätigung dafür. Wir vermissen ausgeschlossene Menschen in den maß» gebenden Instanzen der Fraklion und erwarten, daß der Schritt von Dr. Wirth von allen Parteiinstanzen als Appell zur B e-, sinnung und Umkehr gewertet wird. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß Hp. Wirth durch diesen Schritt der Partei dienen und verhüten wollte, daß sie nachher zwar mit Führern» aber ohne Wähler dasteht. Z. Wir begrüßen die Bemühungen um Verständig g u n g und Einigung, die unter Führung des verdienten Führers der badischen Zentrumspartei , Prälat Schofer, diese oersucht. Jeder Schritt, der zum Erfolg führen kann, muß getan werden, jedoch handelt es sich nicht ausschließlich um eine Sache der badischen Zentrumspartei . Wirth ist mehr als er selber. Er ist auch mehr als badischer Abgeordneter. Er ist ein Symbol des begeisterten republika- nischen sozialen Geistes in der Zentrumspartei . Sein Anhang in der breiten Wählerschaft, namentlich unter den Arbeitern, ist größer, als aus den Verlautbarungen der Presse hervorgeht und wie man sich in maßgebenden Parteiinstanzen eingestehen mag. Darum muß die ganze Angelegenheit in kürzester Frist auf einem außerordentlichen Reichsparteitag, der ja aus techni- scheu Gründen in Südwesten abgehalten werden kann, geklärt werden. Dieser bedeutsame Reichsparteitag muh auf einwandfreier, demokratischer Basis Zustandekommen. Die Vertreter sind auf Bezirksparteitagen zu wählen. Stellenweise noch übliche andere Methoden für die Auswahl der Vertreter haben auszuscheiden. Es geht um das kraftvolle Leben der Partei. Das Zentrum wird auf- richtig sozial sein, oder es wird nicht sein. 3. Wir verkennen nicht die Bedeutung einer Wiedervereinigung aller politisch aktiven Kräfte im deutschen Katholizismus. Diese darf jedoch nicht aus Kosten des demokratischen, sozialen und republitani. schen Gehaltes der Zentrumspartei erfolgen, sonst— das bestättgen uns die Erfahrungen— verliert das Zentrum im Westen das, was es im Süden möglicherweise gewinnen kann. Das Maß dessen, was man der Arbeiterschaft des Westens glaubt bieten zu können, ist gerüttelt voll. Von rechts wird das Zentrum von dem Verlorenen— das bestätigen rechtsstehende Zentrumsanhänger— nicht viel zurückge» winnen. In seiner demokratischen Wählerschaft aber kann noch viel verloren gehen. Und eine weitsichtige Politik der Befriedung Europas kann nur mit den demokratisch, sozial und republikanisch ge» sinnten Volkskreisen gemacht werden. Parteileitung, handele weise!"
Polizei gegen Zleischwucher. Androhung schärfster Mittel. Die.mittlere Prcisprüfungsstelle Berlin-Brandenburg beschäftigte sich am Dienstag abermals mit der Fleischpreis st eige- r u n g. Die der Preisprüfungsstelle vorliegenden Kalkulationen wurden vom Vertreter des Preußischen Statistischen Landesamtes als stichhaltig bezeichnet. Weiter führte er aus, daß, wenn man auf diesen Angaben an Hand der von den Ladensleischern gleichzeitig eingereichten Schemakalkulationen eine Nutzenberechnung aufbaue. sich im Durchschnitt beim Rindfleisch eine Bruttooerdienlt- spanne von 26 Prozent und beim Schweinefleisch eiiw solche von 15,4 Proz. ergäbe. Darauf erklärte der Vorsitzende der Preisprüsungsstelle. Dr. Söhner, daß er vom Ladenfleische» g« w e r b e fordern müsse, die Bruttoverdien ft spanne allgemein auf 15 Proz. herabzusetzen. Als die Laden» fleischer dagegen Protest erhoben, erklärten die Vertreter des Preu- ßischen Innenministeriums und des Polizeipräsidiums, mit icharfeii Mitteln gegen den Preisunfug im Fleischergewerbe vorgehen zu müssen. Dazu erfahren wir, daß sich dos Preußische Innen- Ministerium, wenn die Ladenileischer bei ihrer Weigerung beharren, für eine schärfere Anwendung der Preiskontrolle einsetzen wird. Außerdem wird das Polizeipräsidium mit ent- sprechenden Maßnahmen eine Bekämpfung des Fleischwuchers ocv» suchen.
Große Funde eine» seltenen Metalls. Osmiridium, eine La» gierung der seltenen Metalle Osmium und Iridium , ist schon früher m Tasmanien gesunden worden. Run wird aus Sydney die Ent- dcckung eines neuen großen Osmiridiumlagers am Adamsfluß in Tasmanien gemeldet. Die Lager sind die reichsten, die bisher dort gesunden wurden. Innerhalb weniger Wochen haben 266 Arbeiter von dem seltenen Metall für 120 000 Mark gefördert. Das Osmiri- dium ist sehr hart und haltbar und wird daher viel zur Herstellung besonders feiner Werkzeuge verwendet. wie Anton Rvbinsteins Leiche verwechselt wurde. In seinen vor kurzem erschienenen, vielfach sehr amüsanten Lebenserinnerungen erzählt der russische Fürst Wolkonsky, der auch eine Zeitlang Inten- dant der Koiserlichen Oper in Petersburg war, und der mit den meisten großen Musikern der Vorkriegszeit in Berührung gekommen ist. einige merkwürdige Erlebnisse mit Anton Rubinstein , den er sehr genau gekannt hat. Der berühmte Klaoieroirtuose war eines Tage» auf einem Landgut zu Besuch. Der Postmeister des benachbarte, Ortes war ein glühender Verehrer des großen Pianisten und selbst Ccllospieler. So wurde er vom Hausherrn eingeladen, mit Rubin- stein zusammen eine Sonate zu spielen. Diese ihm widerkahrene Ehre versetzte den Beamten derart in Aufregung, daß er. als er sich niedergesetzt hatte, um seinen Cellopart zu übernehmen, von einem Herzschlag getroffen auf der Stelle tot umsank. Nur sehr wenig bekannt ist es, daß in Anton Rubinsteins Grob nicht der große Virtuos«, sondern— eine deutsche Baronin beigesetzt ist. Als der Sarg mit seiner Leiche durch die Eisenbahn zum Beisetzungsort übergeführt wurde, geschah eine Verwechslung mit dem Sarg einer deutschen Baronin, die in Riga bestattet werden sollte. Erst in Moskau bemerkte man die Verwechslung: um aber keine» Skandal zu erregen, behielt man das peinliche Geheimnis für sielj, und so wurden die sterblichen Ueberreste der Baronin mit allen Ehren beerdigt, die dem verstorbenen Virtuosen zugedacht wurden, während die Leiche Anton Rubinsteins in Wahrheit auf dem beut- schen Friedhof in Riga unter dem Grabstein der Baronin ruht.
Zn den vereinigten Staat« schulen für stete und angewandte Snnfl(vor. malS Hochschule jür die bildenden Künste und UnterrichtS-lnstalt des Kunst. geivcrbeinuleumS) beginnt da» Dinterlemetter am 12. Oktober. Die An. Meldungen beben dalelbst— Zimmer 16— in der Zeit vom 14— 26. Tep. tember von 9-2 Uhr zu erfolgen Hierbei find von den Bewerbern Ar. beiten vorzulegen, die ein Urteil über ihre Bcsähigung und über Art und Umfang der bisher genossenen Vorbildung gestatten. Di- Ausnahmeprüfungen der Abteilung für angewandte Kunst, von deren Ergebnis die zunächst probeweise Ausnahme abhängt, finden vom 5.— 10. Oktober statt In der Adteiluiig für freie Kunst findet anstatt der Prüfung ein Probe. kursuS vom 12.-Zt. O kl ober statt. Anna Pawlowa wird am heutigen Mittwoch bei Kroll ein vollständige» neues Programm tanzen. PaS de Deux . Kalifornische Seidcnviipve. Salz« von Chopin , Ruistscher Tanz van Rubinstcin. Serenade und Syrischer Tanz. Diese» Programm wird am Freitag wiederholt, Donnerstag und Sonn» abend das erste Programm. Die verbreiletste Zeilaug der well. Die sranzäfische Zeitung?e Petit Parisien» teilt mit. datz sie jetzt in einer Auslage von 1 800 000 Cremplarea erscheint. Da» ist die größte Auslage, die bisher jemals eine Zeitung er» reicht bat. Diele« Blatt bat als erstes die von seinem Besitzer Marinoni konstruierte RotationSmaschine verwendet und dadurch alle Konkurreuz geschlagen.