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Peter Spahn . Der greise Zentrumsführer in Bad Wildungen gestorben. Der Zentrumsabgeordnete Peter Spahn ist in Bad Wildungen , wo er Erholung suchte, im Alter von 79 Jahren gestorben. Die Beerdigungsfeierlichkeiten finden am Freitag vormittag in Lichtsrfelde statt. Peter Spahn stand an der Spitze des Reichswahloorschlages der Zentrumspartei . Sein Nachfolger im Reichstage ist der Geschäftsführer der Deutschen Windthorstbünde, Studienassessor a. D. Dr. Krone. Der Zentrumsabgeordnete Peter Spahn , der im Alter von 79 Jahren verschieden ist, war einer der letzten Führer seiner Partei, die schon in der H e r o e n- zeit des Zentrums, der Zeit der Windthorst, Schorlemer- Alst , Reichensperger, Franckenstein, Gröber, Trimborn, ihre parlamentarischen Sporen verdient haben. Windthorst , der ungewöhnlich klein von Gestalt war, pflegte den Hochauf- geschossenen Spahn sein Spähnchen zu nennen. Peter Spahn , dessen Wiege in dem reizenden Dörfchen Winkel im Rheingau gestanden hat, schlug die juristische Lauf- bahn ein und war der Reihe nach Amtsrichter, Landrichter, Oberlandesgerichtsrat, Reichsgerichtsrat, Oberlandesgerichts- Präsident. Von 1917 bis zur Revolution war er preußischer Justizminister. In den Iahren von 1882 bis 1898 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhause, von 1884 an bis zu seinem Ableben mit kurzer Unterbrechung dem Deutschen Reichstag an. In Nekrologen wird dahingegangenen Politikern nicht selten zu Unrecht nachgerühmt, daß sie zwar Gegner, aber keine Feinde gehabt hätten. Für Peter Spahn trifft dieses Wort zu. Die Ehrlichkeit seiner Ueberzeugung und die Liebenswürdigkeit seines Wesens trugen im gleichen Maße dazu bei, daß auch der erbittertste politische Gegner ihm die größte Hochachtung entgegenbrachte. Spahn besaß weder den feinen politischen Instinkt Windt- horsts, noch die Heroorragende Dialektik Gröbers. Seine Stimme mar so leise, dak er sich auf der Rednertribüne nur schwer verständlich machen konnte. Während man sich aber sonst in Parlamenten keine große Mühe gibt, Redner mit unzureichendem Organ anzuhören, und es gemeinhin vorzieht, sich die Zeit, die sie für ihre Ausführungen brauchen, durch Prioatgespräche zu vertreiben, drängte sich, sobald Spahn das Wort ergriff, alles an den Tisch des Hauses, um nichts von dem zu verlieren, was er zu sagen hatte. Das kam in exster Reihe auf Rechnung der ausschlaggebenden Stellung seiner Fraktion. Aber auch die persönlichen Eigenschaften Spahns drückten sich in dieser Wertung seiner Auslassungen aus. Denn er sprach immer klug, beherrschte vermöge seines unge- hsuren Fleißes das Material in allen an das Parlament her- antretenden Fragen vollkommen und war stets von dem Willen beseelt, der Sache der Gerechtigkeit zu dienen. Unver- gessen wird ihm die Unbeugsamkeit bleiben, mit der er im Wahlprüfungsausschuß des alten Reichstages den verächt- lichen Wahlfälschungsprattiken der Großindustriellen und der Großgrundbesitzer entgegentrat. Er rühmte sich gern, daß er durch die erfolgreiche Befürwortung der Vernichtung er- schlichener Wahlen in etwas zur Besserung der politischen Sitten beigetragen habe. In den letzten Monaten war Peter Spahn durch Krankheit von der Teilnahme an den Parla- mentsverhandlungen abgehalten. Wir glauben nicht, daß er es mit feinem Willen, Gerechtigkeit zu üben, im Einklang ge- bracht haben würde, die Opposition bei der Beratung des Zoll- tarifs in einer allen Anstands- und Rechtsbcgrifsen hohn­sprechenden Weise zu vergewaltigen. Einen gewissenhafteren Abgeordneten als Peter Spahn wird der Reichstag kaum jemals wieder haben. Obwohl er der parlamentarischen Tätigkeit mit größter Emsigkeit oblag, ertrug er es, im Gegensatz zu allen anderen Abgeordneten, die im Hauptberuf Beamte sind, nicht, während der Sitzungs- Periode seine Berufspflichten zu versäumen. Nach der Ver- sassung ist der Beamte, der durch das Vertrauen des Volkes in das Parlament entsandt wird, kraft Gesetzes beurlaubt. Peter Spahn nahm diesen Urlaub nicht in Anspruch. Als er Oberlandesgerichtspräsident in Frankfurt a. M. war, be­stimmte er-zum Sitzungstage des von ihm geleiteten Senates den Montag. An jedem Sonnabend reiste der bereits 7VjähriAe Mann mit dem Nachtzuge nach Frankfurt , um sich am Sonntag für die Sitzung vorzubereiten und sie am Mon- tag zu leiten. Am Montagabend fuhr er dann nach Berlin zurück, um wieder an den Reichstagsverhandlungen teil- zunehmen. Zu wahrer Größe hob sich Peter Spahn nach dem Zu- sammenbruche Deutschlands . Er war ein strenger Autoritär. Seinem unerschütterlichen Glauben an einen gütigen Vater im Himmel, der die Geschicke der Welt leite, entsprach die Ueberzeugung, daß die Obrigkeit, der das Schwert von Gott verliehen fei, Anspruch auf Gehorsam babe, und daß die beste Weltordnung die sei, in der die von Gott eingesetzten Auto- ritäten herrschten und die Volksmassen gehorchten. So war Spahn zu monarchistischer und konservativer Gesinnung ge- langt. Aber so fest er auch in solchen Anschauungen gewurzelt hatte, nach der Katastrophe von 1913 erkannte er klar, daß ein Wiederaufbau Deutschlands nur auf republikanischer und demokratischer Grundlage möglich sei. Und er, der infolge seiner vorsichtigen, zurückhaltenden, patrizischen Art gegen den stürmischen, polternden, kleinbürgerlichen Erzberger eine per- sönliche Abneigung hatte, stellte sich gleichwohl entschlossen an dessen Seite und arbeitete am Bau des neuen Deutschland . Dem tapferen, klugen, vornehmen Manne, dessen Wirken der Tod ein Ziel gesetzt hat, ist allenthalben ein ehrendes An- denken sichert Auch die Sozialdemokratie oerneigt sich vor seinem Sarge.__ Ein Polizeibeamter erschossen. Nächtliche Schiesterei i« Erfurt. - Auch der Schütze lebensgefährlich verwundet. Erfurt 1 September.(MTB.) Bei einer Verhaftung wurde hier heute abend vor der Hauptpost der Leiter der politi- schen Abteilung der Schutzpolizei . Willi Geipel, erschossen. Der Häftling schoß dann auf seine Verfolger und verletzt« einen Justizwachtmeister durch einen Schuß in den Oberschenkel. Dann wurde er von der Kugel eines Polizei- beomten getrosten. Als er keine Möglichkeit zur Flucht sah, brachte er sich einen schweren Bauchschuß bei. Der Häftling wurde lebens- gefährlich verletzt in das Krankenhaus eingeliefert. ver neu er nannte apostolische Runtius für Bayern . Vasallo de Dorre-Große, bat dem Ministerpräsidenten Dr. Held sein Be- gloubigungsschreiben überreicht.

wirtfihast ünö Sewertsthasten. Der zweite Tag des Breslauer Kongresses.

Der Sioffandrong hat uns gezwungen, in der Dienstagmorgen- ausgäbe den Schluß des Berichts über die Montagssitzung des Kongresses wegzulassen. Er sei hiermit nachgetragen: K r a u ß- Stuttgart (Metallarbeiterverband) spricht über M assenagitation und Gewerkschaftseinheif. Er glaubt, daß der Bundesvorstand den Druck der Massen außerhalb des Parlaments noch stärker zur Anwendung bringen könne. Aus seine Bemerkungen über Gewerkschaftseinheit bekommt er Zwischen- rufe, worauf er erklärt, man müsse zugeben, daß von den Kommu- nisten Fehler begangen seien, es fei das aber auch von anderer Seite geschehen. Er spricht sich dafür aus, auf einer internationalen Kon- ferenz mit den kommunistischen Gewerkschaften Fühlung zu neh- men. Kommunistische Grundsätze vertritt dann auch Ga Im-Offen- dach(Sattlcrverband), der erklärt, daß die Kommunisten nach der Absetzung eines Teil ihrer Anträge von der Tagesordnung von diesem Kongreß nichts mehr erwarten können.(Lebhafte Zuftim- muna der Mehrheit.) Z i s k a- Berlin (Metallarbeiteroerband) spricht für einen An- trag der Berliner und Düsseldorfer Metallarbeiter und Schuhmacher für schleunige Beseitigung des heutigen Steuersystems, Aufhebung der Zölle sowie Einführung einer neuen starken Besitzbelastung. Zur Durchführung dieser Forderung sei eine Massenaktion not- wendig. Hübsch- Berlin (Textilarbeiteroerband) kritisiert an Hand von Beispielen aus Sachsen die angebliche Unparteilichkeit von Schlich- tern, die wenig Verständnis für die Lebensnotwendigkeiten der Arbeiter zeigten. S ch ä f e r- Leipzig(Metallarbeiterverband) unterstützt den Antrag Dißmann für den Volksentscheid über den Achtstundentag und macht dem Bundesvorstand den Vorwurf, daß er diese Aktion nicht schon längst durchgeführt habe. Als letzter Diskussionsredner gibt Meyer von der Bant der Arbeiter, Ange st eilten und Beamten einen kurzen Ueberblick über die Entwicklung dieser neuen Einrichtung der Ar- beiterbewegung, die berufen sei, die Sparkrast der Arbeiter und ihrer Organisationen zu ihren eigenen Gunsten zusammenzufassen. Er bittet, eine Entschließung, die die Unterstützung der Arbeiterbank fordert, möglichst einstimmig anzunehmen. Es folgt ein kurzer Bericht der Mandatsprüfungskommission. 311 Delegierte, die insgesamt 4 500 461 Mitglieder vertreten, sind anwesend. Alle Mandate werden für gültig erklärt. Damit sind die Arbeiten des ersten Tages beendet, Am Dienstagvormittag, über dessen erste Redner wir schon im Abendblatt berichtet haben, nahm die Aussprach« folgenden weiteren Verlans: M a s ch k e- Berlin spricht zur Frage des Berufsausbil- dungsgesetzes und der B e r u f s s ch u l u n g des Nachwuchses. Er verlangt von den gewerkschaftlichen Ortsausschüssen, daß sie sich der Bildungsarbeit und der Jugendarbeit weit mehr als bisher annehmen. Brey- Hannooer(Fabrikarbeiterverband) wendet sich gegen den Antrag der Berliner Metallarbeiter zur Steuersrage, der in unzulässiger Weise die Frage vernachlässige, wie der Staatshaushalt auszugleichen und eine Inflation zu vermeiden sei. Er beantragt Entlastung für Bundesvorstand und Bundesausschuß . U r i ch- Berlin(Mctallarbeitervcrband) tritt für den Antrag der Metallarbeiter auf Volksentscheid ein. K w a s ni k. Berlin (Londarbeiterverband) spricht über die Ab- Wanderung vom Land in die Städte, die in letzter Zeit besonders zunehme und ein Hindernis für die Intensivierung der Landwirt- schafl bilde. Die landwirtschaftlichen Unternehmer schreien nach Zwangsmaßnahmen dagegen, während tatsächlich eine Abhilfe nur darin zu finden lei, daß die Landarbeiter nicht mehr als Arbeiter zweiten Grades beyandett werden. Schleich er- Berlin(Holzarbeiter) findet, daß dem Prinzip des Tarifvertrages in der Praxis oft dessen Inhalt geopfert werde. Es gäbe Grenzen, an denen man Tarifverträge nicht mehr abschließen dürfe, da sie orgonisationszerstörend wirken, wenn sie zu ungünstig sind. Den Achtstundentag hätten die Holz­arbeiter durch energische Kämpfe w i e d e r e r o.b e r t. Solche Kämpfe seien wirksamer als die Drohnung mit dem Bolksentscheid, dessen Ausgang nicht ganz sicher feststehe.(Lebhast« Zustimmung.) D ö h r i n g- Berlin(Verkehrsbund) spricht gegen den Metall- arbeiterantrag zur Arbeitszeitfrage und für den Antrag des Bundesvorstandes. Golm- Ossenbach gibt eine.E>nheits"erklärung der wenigen Kommunisten ab. S ch e s s e l- Berlin(Eisenbahnerverband) weist auf das wach- sende Mißtrauen der Arbeiterschaft gegenüber den staatlichen Schlichtungsstellen hin. Die Technische Nothilfe werde bei Fortsall der staatlichen Unterstützung eine Streikbrechergarde der Unter- nchmer allein werden. Die Reichsbahn habe eine entsprechende Organisation gegen Sabotage von Streikenden bereits ausgestellt. Schräder- Berlin (Textilarbeiter) empfiehlt den Bolksent- scheid über den Achtstundentag, hält aber die Begründung des Metallarbeilerontrages für mißlich. Die kommunistische Einheits- frontparole beleuchtet« er durch die gleichzeitige Aufforderung des Chemnitzer Kommunsstenblattes zur Sprengung der Ver» sammlungen des Textilarbeiterverbandes. S I e g m u n d> Chemnitz (Fabrikarbeiterverband) erklärt, daß er als Kommunist sich doch vall in den Dienst der gewerkschaftlichen Bewegung stelle und durchaus die Leistungen der freien Gewerk- schaftcn anerkenne. Leiparts Schlußwort. Hiermit ist die Diskussion über den Vorstandsbericht beendet und L e i p a r t erhält dos Schlußwort. Er dankt für die große Zurückhaltung in der Kritik des Vorstandsberichtes und meint, den Kommunisten hätte er seine Antwort schon im voraus im Bericht gegeben. Sie dürsten sich allerdings nicht überzeugen lassen, da sie in.höherem' Auftrage handelten. Der Wortlaut der Arbeitszeitverordnung sei besser als ihre Durchführung. die eigentlich kein objektiver Richter, billigen könne. Die Ratifi- zierung des Washingtoner Abkommens das müßten besonders die Metallarbeiter zur Kenntnis nehmen würde aber auch noch nicht den Rechtszustand bringen, den wir in Deutschland in der Ardeitszeitfrage bereits erreicht hatten. Trotzdem müßte natürlich die Ratifikation angestrebt werden. Die Taktik der Metallarbeiter. den Bundesvorstand aus einen bestimmten Zeitpunkt für die Bolksabstimmung in einem öffentlichen Kongreß festzulegen, sei für alte Gewerkschaftler unverständlich.(Lebhafte Zustimmung.) Der feste Wille, den Achtstundentag wieder zu erobern. sei ollen Vertretern der freien Gewerkschaften gemeinsam. Die Regierungsvertreter sollten die ernsten Klagen, die in der Debatte vorgebracht worden seien, nicht zu leicht nehmen. Mit größter Schärfe wendet sich Leipart dann gegen die Entschließung des Reichsbundes der deutschen Metallwarenindustrie, die einen Lohnabbau als Dorausfetzung eine» Preisab- baue? erklärt. Die Berlssung dieser Entschließung erregt die stürmischste Entrüstung des gesamten Kongresses. Der Antrag Brey, dem Bundesvorstand und Bundesaus- schuh E n t l a st u n g zu erteilen, wird unter lebhaftem Bestall gegen eine einzige Stimme angenommen. Es folgte nunmehr die Annahm« der Beschlüsse, die wir an der Spitze des Blattes veröfsentlichen. Einstimmig angenommen wurde eine Reihe weiterer Ent- schließungen des Bundesvorstandes.

Zur Lelriebsrätefrage werden die Beschlüsse des vorigen Kongresses aufs neue ibekrästigt. Es wird nochmals als Pflicht der Gewerkschaf- ten und ihrer Mitglieder festgestellt, die Betriebsräte bei Erfüllung ihrer Aufgaben nach Kräften zu unterstützen; andererseits wird an dem Grundsatze festgehalten, daß als Träger des kollektiven Arbeitsrechtes auf Arbeitnehmerseite allein die Gewerk» s ch a f t e n in Frage kommen. Jeder Versuch, im zukünftigen Tarifvertragsgesetz auch Betriebsvereinbarungen als Tarifverträge anzuerkennen, soll von den Gewerkschaften aufs äußerste b e- kämpft und unbedingt abgelehnt werden. Eine weitere Ent- schliehung fordert Auflösung der Technischen Nothilse. In allen Berufen bei Streikausbruch werden erforderliche Not- standsarbeiten entsprechend den gewerkschaftlichen Satzungen und Anweisungen verrichtet. Zur Wohnungsfrage werden eben- falls die Beschlüsse des vorigen Kongresses wiederholt, d. h. Förde- rung der Gemeinwirtschast im Wohnungswesen gefordert, Protest gegen die Hauszins st euer und ihre Verwendung für andere Zwecke als zur Behebung der Wohnungsnot, gegen die wirtschafts- und volksfeindliche Erhöhung der Mieten zugunsten des privaten Hausbesitzes und zu rein fiskalischen Zwecken und gegen die Beseitigung des Mieterschutzes und der gebundenen Wohnungswirtschaft erhoben wird. In einer Entschließung zur Heimarbeit wird allen Gewerkschaften zur Pflicht gemacht, mehr als bisher dahin zu wirken, daß ihre Frauen und weiblichen Familienangehörigen, die Heimarbeit verrichten, sich der zuständigen Gewerkschast anschließen und die von den Gewerkschaften ab- geschlossenen Lohnabkommen unbedingt einhalten. Di« Berufsschule wird als eine unbedingt notwendige Bildungs- stätte für die heranwachsende Jugend anerkannt, jedoch gefordert daß auch tüchtigen Kräften aus der praktischen Berussarbeit de» Weg zur vollberechtigten Lehrtätigkeit in den Berufsschule« offen bleibt. Dem Unterricht in Staatsbürger, und Lebens- künde soll genügend Raum gewährt werden, die Erteilung vo« Religionsunterricht nicht Ausgabe der Berufsschule sein. Zu dem Reserentenentwurs über das Berufsausbildungsgesetz nahm der Kongreß in positivem Sinne Stellung. Doch wird es als Mangel bezeichnet, daß die Regelung des Lehrlingswesens durch Tarifverträge oder besondere Lehrlingsordnungen keine Würdigung gefunden habe. In einer weiteren Entschließung wird die Arbeil in den Genossenschaften und in der Volksfürsorge allen gs> werkschastlich organisierten Arbeitern zur Pflicht gemacht, ebenso dst Benutzung der A r b e i t e r b a n k. Von den Anträgen der Einzelverbände wurde ein Antrag de« Eisenbahner Lörrachs einstimmig angenommen, der sämtliche Gewerkschaften verpflichlet, im Falle eines Kriegs- ousbruchcs die Herstellung von Waffen und Munition und den Durchkransporl von Truppen und Kriegsmaterial mit allen Mitteln zu verhindern. Auf einen Antrag der Bekleidungsarbeiter Sachsens , der den Aus- tritt der Großeinkaufsgesellschoft aus dem Arbeitgeberoerbantz fordert, wurde der Bundesausschuß zu entsprechenden Verharrt» lungen mit der GEG. beauftragt. Zum nächsten Punkt: Die Wirtschast unü die Gewerkschaften hielt dann Professor Hermbero- Leipzig ein Referat über dii augenblickliche Wirtschaftslage Deutschlands . Er untersuchte zunächst die Gründe für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der deutsche« Wirtschast aus dem Weltmärkte und die daraus ensttehcnde St» gnation der deutschen Produktion mit ihren verelendenden Folge« jür die breiten Massen. Die Schwierigkeiten für die deutsche Wird, schaft logen nicht in der Rohstoffbeschaffung, sondern in den Ab, s a tz v« r h ä l n i ss e n. Schuld daran trage keineswegs die pofi- tische Machtlosigkeit, umgekehrt sei festzustellen, daß der Stand un. seres Vorkriegsabsatzes in einigen Ländern annähernd wieder er, reicht sei, wie z. B. in Britisch-Jndien, Japan , Persien , in zweite» Reihe auch in China , ferner in den Vereinigten Staaten , Reusimt» land, Kanada , demnächst auch in Ekuador und Mexiko , schließlich i« Afrika , sowie von europäischen Ländern in Schweden , Finnland untz Holland . Der Borzug. den Deutschland in Asien hat, liege gerad» darin, daß unser Land an der Niederringung der erwachenden osic» tischen Böller kein politisches Interesse habe. Die Borbelostung der deutschen Wirtschaft durch die öfsentliche« Ausgaben sei von 5 auf 11 Milliarden gestiegen. Aber ein Bergleic� mit den entsprechenden Ziffern der össentlichen Ausgaben in Eng, land, der Schweiz und den Vereinigten Staaten lehre, daß auch dorl eine Steigerung der öffentlichen Lasten auf das Bier-, Drei- unk Fünffache eingetreten fei. Demgegenüber stehe ein erhebliches E n b l a st u n g s k o n t o der deutschen Unternehmungen: die Tatsache, daß die deukschea Löhne ungeheuerlich hinler den außerdeutschen zurückgeblieben seien. Die Ersparnisse der deutschen Unternehmer an Arbeit» löhnen gegenüber ausländischen Konkurrenten betragen gegenwartst durchschnittlich etwa 33 Pf. Stundenlohn für den gelernten Arbeit« und 20 Pf. für den ungelernten: insgesamt eine Jahreserspav nis von rund 8 iMilliarden Mark. Dieser Vergleich be> zieht sich dabei noch nicht einmal auf den stärksten Konkurrenter« nämlich auf die Vereinigten Staaten . Die Vorbelastung der deut> schen Industrie durch Steigerung der deutschen Ausgaben, durch di< Soziallasten und die Frachtsteigeriing werde durch diesen Lohndru« mehr als reichlich aufgehoben. Die eigentliche Ursach« der verminderten Kcnkurrenzfähigkeit Deutschlands liege nicht n> der Vorbelastung, sondern in der technischen und organi, satorischen Rückständigkeit der deutschen Betriebe und i, der übermäßig Hohen Zinsbelastung der deutsche « Unternehmungen. Die Unternehmer versuchen ihre Wettbewerbsfähigkeit durck Monopolisierung des Inlandsmarktes zu verbessern Außerdem suchen sie dasjenige Unkostenkonto herabzudrückey das ihnen am ehesten herabsetzbar erscheint, nämlich das Lohn- konto. Diese beiden Mittel bedeuten zusammen den Versuch das deutsche Wirtschaftsleben auf seinem ungünstigsten Stande f e sb zuhalten. Wenn Schiedssprüche heute mit dem Hinweis auf dn kommende Prcisabbauaktion begründet würden, so könnte, sie nicht mehr ernst genommen werden.(Lebbafte Zw stimmung.) Der Kampf der Gewerkschaften um die Wirtschafts, f ü h r u n g müsse die Führung der eigentlichen Wirtschaft, die d« heutigen kapitalistischen Wirtschaft fehle, unterscheiden von der bloße» Betriebsführung, die zur Spaltung nach Branchen führe» könne. Die Hauptaufgabe zur Vorbereitung einer wirtlichen Wirt schaftsführuna liege'in großzügiger B il du n g s a r b e i t. Ur, diese zu ermöglichen, bleibe aber der Kampf um den Lohn und die Freihell die Grundlage. Dieser Kampf der deutschen Gewerkschaften um die Ermöalichuntz der geistigen Entwicklung des Arbeiters rechtfertige ihre Existery unter den höchsten Gesichtspunkten. Sie seien die einzige Wirtschaft liche Macht im Kampfe gegen einen den Menschen zermalmende« Wirtschastsmechanismus.(Anhaltender lebhafter Beifall.) Darauf sprach als Korreferent Genosse I ä ck e l; seine Ausfüh rungen tragen wir nach.___ Sozialdemokratischer Wahlersolg. Bei den Bürgervorstehsv mahlen, die in Bücke bürg stattfanden, erhielten die Vereinigte« Bürgerparteien 15 Sitze(im Borjahre 1 6) und die Sozial- d e m o k r a t e n 4 S i tz e(im B o r j a h r e 3).