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Mit dem Anwachsen ihrer Zahl vertieren sie(die Angestellten, Beamten und Intellektuellen) immer mehr ihre bisherige privi- legierte Stellung und ihre Interessen stimmen in steigendem Maße mit denen der übrigen Arbeiterschaft überein. So allgemein gefaßt wäre die Feststellung sehr in .Zweifel zu ziehen. Zunächst bestand wohl auch früher die privilegierte Stellung dieser Berufsschicht nur für die in ge- hobener Stellung, daran hat sich auch gegenwärtig nichts ge» ändert; die übrigen besaßen auch früher ein dürftiges Ein- kommen, und hielten sich sozial in einer gewissen Gleichstellung mit den Lohnarbeitern. Was ihnen fast allgemein fehlte, war die Erkenntnis ihrer Klassenlage. Sehr anzufechten ist aber der Hinweis einer privilegierten Stellung der Beamten von ehedem. Es wird schwer sein, den Nachweis für sie zu führen. Ist aber die privilegierte Stellung des Beamten in seiner festen Anstellung und seiner Pensionsberechtigung zu erkennen, dann bleibt sie auch gegenwärtig bestehen. Man kann also nun behaupten, daß ein großer Teil der Angestellten, Beamten und Intellektuellen sich in der sozialen Stellung der Lohnarbeiterschicht nähert und vielfach nicht darüber hinausgelangt, sowie ökonomisch sich in starker Abhängigkeit besindet. Iw dritten Absatz heißt es einleitend: Hand in Hand mit der Monopolisierung der Pro» duttionsmlttel geht ein riesenhaftes Wachstum der Produk­tivität der menschlichen Arbeit. Warum bleibt man nicht bei der früheren Bezeichnung ..Konzentration des Kapitals" stattMonopoli- fierung der Produktionsmittel?" Verwischen wir nickst den üblichen Begriff des Monopols, unter dem wir uns vorstellen die Leitung und Beherrschung eine Ändustriegrupp« oder eines einzelnen Unternehmens, das weit die Konkurrenz der kleinen Betriebe überragt. Indes was der Entwurf auch unter Monopolisierung der Produktionsmittel" versteht, gibt keine erschöpfende Erklärung für das Wachstum der Produktivität der menschlichen Arbeit. Die eigentliche Ursach« ist die tech- nische Entwicklung, die die Steigerung der Produktion riefen- hast anwachsen ließ und dem Großbetrieb die schnelle Ent- faltung gab. An zweiter Stelle erscheint dann erst der Einfluß der organisatorischen und geschäftlichen Vorteile. die der Großbetrieb ausnutzte, um weiter zur Hebung der Produktion beizutragen. Glücklicher scheinen mir nun die folgenden Abschnitte des ersten Teils formuliert, sie geben altbekannte Ideen wieder und dürften wohl am wenigsten angefochten werden. Anders verhält es sich mit dem zweiten Teil, der die Forderun- gen auf politischem, sozialem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet enthält. In dem Bemühen, möglichst kurz die Richt- linien anzugeben, die von der Partei eingeschlagen werden müssen, ist man zu sehr in allgemeinen Wendungen stecken geblieben. Das ist zu bedauern. Gerade diese Tagesfragen erfordern eine festumgrenzte Darstellung dessen, was wir er- streben. Der Parteitag wird sehr genau zu prüfen haben, ob er nicht die Kritik noch mehr zu Worte kommen lassen will, bevor er das ebenso wichtige wie schwierige Wert der Formulierung eines neuen Programms zum Abschluß bringt.

Geffnung üer Mottenkiste. .�aö Uniformgebot vom Jagdavsflug«ach Oberbayer«. Man soll den Anfängen wehren. Die Artikel-48» Verordnung des Reichspräsidenten , die den Wexfall des Verbots des Unifonntragens zur Wiederher- stellung derösientlichen Sicherheit und Ordnung" befiehlt. ist üin solcher Anfang, dem zu wehren Pflicht gerade der verantwortlichen Reichsregierung gewesen wäre. Aber diese hat durch Db. G e ß l e r ihre Zustimmung zu der ober- bayerischen Reichsverordnung gegeben, obschon sie wissen mußte, daß die Berufung auf eine angebliche und garer-

/lrzt und Patient. Oberreichsanwalt Ebermayer hat unter diesem Titel die ver- schiedcnen juristischen Fragen, die den Arzt betreffen und von ihm als juristischem Mitarbeiter in derDeutschen Medizinischen Wachen- schrift" besprochen wurden, zusammengesaht und wir wollen m folgenden nur einige Proben aus dem Kapitel bringen, die die Einstellung der deutschen Aerzteschast zum Proletariat wider- spiegeln. So hat das Berliner Ehrengericht, als Hüter derberühmten ärztlichen Stondeswürde und Standesshre" entschieden, daß man . dem Arzt zugestehen könne, die Kassensprechstunde an einem anderen Orte zu halten, als die Privatsprechstunde, oder auch an einem vom Ort seiner Privatsprechstunde verschiedenen Ort eine Poliklinik für Unbemittelte zu errichten und lediglich dort, nicht aber in der Privatsprechstunde Kassen. Patienten zu behandeln." Noch sozialer empfindet der badische ärztliche Ehrcngerichtshof, derdas Abhalten von Sprech- stunden für Unbemittelte für ftandesunwürdig erklärt". Den Vogel ichoß'natürlich wieder der preußische Ehrengcrichtshof ab. der 19U einen Arzt verurteilte,weil er eine die Anwendung von kanzepiionsverhütcnden Mitteln öffentlich anpreisende Broschüre herausgegeben hatte. Der EGH. erdtickt darin einen Verstoß gegen die Standesehre. In der Urteilsbegründung heißt es, daßwer, wie der Angeschuldigte, eine möglichst ausgiebige Gcburtenver- Hinderung als das alleinige heil verkünde, sich der Aufgabe des Arztes entziehe, innerhalb seiner Tätigkeit auch die ethischen Ge- sichtspunkte zu beachten." Bei einer solchen volksfeindlichen Aus- Wirkung der ärztlichen Standesehre, kann es nur Wunder nehmen, daß vor dem Kriege nicht häufiger die sozialdemokratischen Aerzt« von der reaktionären ärztlichen Clique wegen ihrer Weltanschauung gestraft wurden, denn die Ehrengerichte wurden mit dem hauptsäch- lichen Zweck gegründet, das Eindringen dessozialdemokratischen Giftes" in Aerztekreise zu verhüten. So brachte es 1911 ein E. G. fertig,die Form, in der ein sozialdemokratischer Arzt seine An- schauungen zu Gehör brachte, als eine ehrengerichtlich strafbare Der- fehlung darzustellen. Deshalb wurde der Angeklagt«, der als Bor - stand eines sozialdemokratischen Vereins in einer öffentlichen Ver- jammlung die Polizei schwer beleidigt, ihr straßenränberliches B-- nehmen vorgeworfen hatte, der Verlegung der Pflicht, sich auch außerhalb des Berus «» der Achtung würdig zu zeigen, die stein Ve- ruf erfordert, für schuldig erachtet." Dagegen entspricht es der sozialen Auffassung des sächsischen EGH. von der ärztlichen Standeswürde, daßeinem Arzte nicht zu- gemutet werden kann, auch außerhalb der Sprechstunde zu jeder be- liebigen Tageszeit(hier handelte es sich um V,911hr abends) jedem beliebigen Kranken, der sich bei ihm melden läßt, zur Konsultation zur Verfügung zu stehen, die(berühmten) dringenden Fälle natürlich ausgenommen". Diese wahllos aus einem großen Material herausgegriffenen Fälle zeigen, wie berechtigt der Kampf des sozialdemokratischen Aerztebundes gegen diese reaktionären Ehrengerichte ist. Selbstverständlich bekämpft die deutsche Asrzte- s ch ä s t in ihrer großen Mehrheit die Aufhebung d/ r 8Z 218229. Hier wollen wir nur einige Aeußerungen

hebliche Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" m der Gegenwart geradezu eine Verhandlung des Reichstages und des deutschen Volkes darstellt. Wir haben auf den provokatorischen'Cha- r a k t e r dieser Ausnahmeverordnung sofort bei ihrem Er- scheinen mit aller Deutlichkeit hingewiesen. Provokatorisch schon aus dem Grunde, weil sie eine wirklich in unruhigen Zeiten notwendig gewordene Verordnung mit der Begrün- dung aufhebt, daß diese frühere Verordnung die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheb- lich gefährdet!" Provokatorisch auch deshalb, weil sie ein im Reichstag zur Beratung stehendes Ge- setz vorwegnimmt und damit die gesetzgebende Körper- schaft durch den Ausnahmeartitel der Berfafsung einfach bei- seite schiebt. Auf diesen Charakter der Hindenburg -Berordnung macht jetzt auch dieFrankfurter Zeitung " aufmerksam. Wir ent- nehmen den längeren Ausführungen die folgenden Sätze: Lag es im Intereffs des Reichspräsidenten , gerade mit dieser Verordnung zum ersten Male so hervorzutreten? Gewiß trägt der Reichswehrminister, der gegenzeichnet, die rechtliche und politische Ver- antwortung. Man weiß auch nicht, von wem die Initiative aus- gegangen ist. Aber Aufhebung wie Erlaß von Notverordnungen sind eben nach der Verfassung in besonderem Maße Sache des Reichs- Präsidenten, und mancher wird finden, daß dieser in vberbayern vollzogene Regierungsakt ganz danach aussieht, als seien die Be- denken gegen HIndenburgs Wahl zum Reichspräsidenten trotz seiner bisherigen Zurückhaltung doch nichk ganz unberechtigt gewesen. Das Uniformtragen durch Offiziere der alten Armee war 1921 auf besondere Fälle beschränkt worden, weil sich Mißstände ergeben hatten. Sachlich ließe sich die Aushebung der damaligen Verordnung nur damit begründen, daß jene Mißstände fort- gefallen seien. Aber hat nicht der Reichswehrminister erst vor wenigen Wochen die Vorlage eines Gesetzentwurfs über diese' Materie gerade umgekehrt zu rechtfertigen gesucht durch die Feststellung, daß mit dem Anlegen der alten Uniformgräblicher Mißbrauch" getrieben werde?... Das war im Juli. Und jetzt wird von Dietramszell aus am 26. August ohne irgendwelche neuen kanteten jene Verordnung einfach beseitigt. Erwächst daraus der Regierung nicht die Pflicht, dem Volke gegenüber alsbald nach» zuweisen, inwiefern die damals noch beklagtengröblichen Miß- brauche" inzwischen verschwunden seien?... Der tattisch« Zweck dieses Affronts ist ja einigermaßen durchsichtig. Die Annahme der Regierungsvorlage war bisher zweifelhaft: um so zweifelhafter, weil sie eine ver- fassungsändernde Mehrheit erfordert. Man befürchtete, die Oppo- sition werde sich sagen, gegenüber einem schlechten Gesetz nicht bloß die Sozialdemokraten, sondern auch die demokratische Fraktion fand Herrn Geßlers Vorlage unzureichend und bedenklich sei die bisher in Kraft stehende vorläufige Regelung immer noch dos kleinere Uebel. Deshalb wird jetzt diese vorläufige Regelung kurzer Hand be- selkigk. Es ist n i ch t s ch ö n zu sehen, daß der Reichspräsident zu einer solchen Pression sich hergibt. In jedem Fall« scheint uns dies eine Methode zu sein, gegen deren Anwendung nicht bloß die Parteien der Opposition scharfe Verwahrung einlegen sollten. Der ganze Reichstag müßte es als einen polliischen Skandal empfinden, wenn man in dieser Weise mit ihm umspringt.... Zweifellos wird die oberbayerischeVerordnung zur Oeffnung der Mottenkiste" im Reichstag zur Sprache gebracht werden. Und es wird sich dann ja zeigen, ob der g a n z e Reichstag wirklich als Skandal empfindet, daß man ihn einfach beiseite schiebt, als ob er gar nicht da wäre.

die verbotenen Reichsfarbeu. In Reichswehrgebäude«. Unter der UebcrschriftReichswehrleutnant gegen Reichsflagge" haben wir letzthin berichtet, daß einem Republikaner in Kastel , der in einem reichswehreigenen Haus wohnt, das Aushängen schwarz- rotgoldener Fahnen vom Kasernenvorstand Leutnant v. Rogtster verboten wurde: als der Mieter dem hausherrlichen Verbot nicht folgte, sondern am Versassungstage erst recht die Fahnen der Re-

wiedergeben, die sehr gut die Mentalität derberufenen Hüter der Volksgejundheit" widerspiegeln. So schreibt ein Dr. Max Hirsch über dieses Problem in einem Tonfall, der nicht einen Arzt, sondern einen Geistlichen vermuten läßt.Die bedinglose Aufhebung des Fruchtabtreibungsparagraphen hieße den Menschen mit bezug auf den Geschlechtstrieb und seine Befriedigung jeglicher Derantwort- lichkeit entkleiden, hieß« eine Schranke niederreihen, deren Mauer- werk beim Sturz die Menschheit und vor allem die Frau selbst srbm-i- verwunden würde." Bei dieser Einstellung zu den drin- gendsten Nöten der breiten Massen trennt eine Well die sozial- demokratischen Aerzte von denberühmten" berufenen Hütern der Volksgcsiindbcit. Auf dem gleichen Niveau stehen die Ausführungen von Prof. Schleich, die eine wertvolles Dokument für das immer betonte, angeblich fo soziale Empfinden und Verständnis der deutschen Aerzte sind. Er schreibt:Es ist mir unbegreiflich, wie es Aerzte geben kann, welche einer solchen Forderung(Aufhebung des 8 218) zustimmen und sie noch mit Argumenten aller Art unterstützen und übertrumpfen." Er geht davon aus,daß für den Arzt die sozialen und ökonomischen Härten dieser An- ge legen heit nicht in Frage kommen, den Arzt von Verusswcgen nichts angehen, in den Bereich der Iu- risten und Nationalökonomen gehören". Mit großem Behagen stellt deshalb Herr Ebermayer am Schluß dieses Kapitels fest, daßSchleich mit seiner schroffen Ablehnung der Freigabe der Abtreibung keineswegs allein in der Aerzteschast stünde, vielmehr teilen viele Aerzte man darf wohl sagen, weitaus die Mehrheit erfreulicherweise seinen ablehnenden Standpunkt". Diesen Geständnissen reaktionärer Gesinnung und gerne geduldeter Bedrückung des Proletariats durch die sogenannten intellektuellen Schichten des Bürgertums braucht kein weiteres Wort hinzugefügt zu werden. v r. med. No r b e r t Marx.

die Pawlowa unö öer moderne Tanz. Am Mittwoch tanzte die Pawlowa in der K r o l l o p e r ein Programm, das außer demSterbenden Schwan" nur neue Nummern brachte. Der Eindruck des ersten Abends modifizierte sich ein wenig. Der Eindruck eines Menschen, in dem der für un» abgestorbene Geist des Balletts wieder lebendig geworden ist, nicht künstlich rekonstruiert, sondern ganz echt und urwüchsig lebendig geworden ist. Die Russin ist ein Rokokofigürchen mit der ange- barenen Grazie, dem gespreizten Kokettieren und zierlichen Schöntun des galanten Zeitalters. Sic gab auch anderes: einen Ehopinschen Walzer und russisch : und orientalische Stil- tanze, lind da sie eine große pantomimische Verwandlung?- kiinstlerin ist, gelang ihr auch hier die Täuschung bis zum fast vollkommenen Eindruck der Echtheit. Aber das waren Gebärden, die man spielen kann. Ganz sie selbst, ganz wirklich und wurzelecht war sie doch nur in dem Pas de deux , das sie mit Alexander Volinie taust«. Die Anmut. Zartheit, Niedlich. keit und Eleganz eines Alliucißener Porzellanpüppchens feierte hier ein« wunderbare Auferstehung, füllte sich mit Leben. Blut und Geist. Welch Schauspiel! Aber, ach. für uns ein Schauspiel nur! Sobald die Erscheinung vorüber, das Bild zerronnen, bleibt nichts, nichts übrig. Kein Rhythmus schwingt in unserer Seele nach. Leerheit.

publik wehen ließ, entfernte der Leutnant, der tn der Woh­nung nur eine Frau antraf, die Fahnen. Diese militärische Aktion wird vom Reichswehrminssterium mit einem Erlaß des Rcichswchnninisters Dr. Geßlcr von, 16. Juni d. I. begründet, wonach die Reichswehr lediglich die Reichs- k r i e g s slagge an ihren Gebäuden zu hissen habe und jede anders Fahne an solchen Gebäuden, auch von Mietern, nicht gehißt werden dürfe, damit derreichswehreigene" Charakter dieser Gebäude nicht verwischt und der unpolitische Charakter der Reichswehr ge- wahrt werde. Man habe in Lübben einem Reichswehrmieter auch das Schwarzweißrotflaggen verboten. Gewalt soll v. Rogister nicht angewendet haben. Die Reichskriegsflagge ist ja nun, dank den weniger entschie- denen Bestandteilen der Weimarer Verfassungsmehrheit, wie man weiß schwarzweißrot, entspricht also bis auf geringe Einzelhellen, die auf größere Entfernung verschwimmen der früheren Mon­orchie- und jetzigen Monarchistenfahne. Ein Republikaner, der in einem.reichswehreigenen" Hause wohnt wie schleicht sich da doch der gute alte Militärfiskus wieder herein!, darf seine Sympathis für die Republik , deren Verteidigung die beschworene Pflicht der Reichswehr ist, nicht durch Flaggenhissung kundgeben. Von Rechts wegen. In der deutschen Republik. Gezeichnet Geßler. Demokrat. __ preußische Kulturfragen. Verhaudlungen im Ha»pta «sschuft. Die Verhandlungen im Hauptausschuß des Preußi» schen Landtages über den Etat des Ministeriums für Wissen- schaft, Kunst und Volksbildung verdienen mit Recht das lebhafte Interesse weitester Kreise der Bevölkerung. Die Auseinander. setzungen, die für die Erziehung und Bildung unserer heran- wachsenden Generation große Bedeutung haben, sind allerdings bis jetzt durchweg durchaus ruhig verlaufen. Immerhin,, es ist ein zäher, unerbittlicher Kampf um unsere Jugend und um die Zukunft, der hier ausgefochten wird. Das eine aber darf bereits vorweggenommen werden: Das Ministerium Becker wird gehallen. Das Hauptinteresse konzentriert sich naturgemäß nach dem Austrtll Dr. W i r t h s auf das Zentrum. Diese Partei ist sehr vorsichtig im Vortasten, wie well sie die konfessionelle Kultur- Politik im Krästespiel durchsetzen kann, um nach rechts als Kaufpreis ihre Bindungen ausrechtzuerhallen. Es ist für die Gestallung un­serer innerpolitischen Verhältnisse wie ein Symbol: Neben dem Minister Dr. Becker, der sich zur Demokratie bekennt, sitzt der katholische Staatssekretär Lammers. Diese Macht- Position, die sich das Zentrum als tatttsch manövrierende Mittel» Partei in der preußischen Kulturpolitik errang, liegt natürlich den Deutschnationalen schwer im Magen. Aber soweit geht dos Liebes» werben um das Zentrum, daß die Rechte int Augenblick den Gegen- satz zwischen konservativem Protestantismus und dem Katholizismus klugerweise nicht zum Austrag bringt. Bis jetzt wenigstens ist merk- würdigerweis« kein Angriff der Deutschnationalen gegen die Macht- stellung des Zentrums erfolgt. Das Zentrum hat in den verflossenen vier Togen der aus- gedehnten Kullurdebatte in der Hauptsache durch den sehr ge- schmeidigen Professor Dr. Lauscher einen starten Vorstoß gegen die paritätischen höheren Schulen unternommen. Der Einfluß des Zentrums im Ministerium zeigt sich besonders in dem Verlangen der Regierung, drei konfessionell« pädago- gische Akademien für Lehrerbildung zu errichten. . Ein Alltrag der S ozi a l d.e in.o,k r a t en.und Demokraten aus Errichtung von S i m u lt a n-A t o d e m i e n wurde ab- gelehnt..Auch ein Antrag unserer Genossen, vier solcher Anstalten zu errichten und davon zwei als Simultan-Atadomien auszubauen, verfiel der Ablehnung. Leider haben in diesem Falle auch die Demokraten dagegen gestimmt. Ja, sogar ein Antrag der Bolkspartei, eine Eimultan-Akademie in Frankfurt a. M. zu cr. richten, wurde mll Stimmengleichheit abgelehnt. Hier hoben die Kommunisten bewußt Sabotage getrieben, denn dieses Ergebnis wurde nur durch deren Stimmenthaltung ermöglicht. Sie hoben sich damit in bewußten Widerspruch zu der Hallung ihrer Parteifreunde in Frankfurt gesetzt, die dort zusammen mit den übrigen Partei«»

Denn das Leben, das sie lebt, liegt uns weltenfern, das Blut, mit dem sie ihre Gestalten füllt, ist nidst das Blut, das m unseren Adern rinnt, ihr Geist ist nicht der Geist unserer Zeit. Schon der Frauen- typus, den sie verkörpert, erscheint uns fremd, läßt uns tall m seiner Geziertheit, Geschraubthell, Unnatur, Affektation. Die Erotik unserer Zeit wirbt und wirkt mit anderen Mitteln. Und Erotik ist im Grunde olles, was die Pawlowa, was das Ballett will und gibt. Wir heute leben in einer anderen Zeit. Jeder Tanz der Wigman erschließt uns eine Welt, eine ttefe, ernste Welt. Unser» Welt. Den neuen Tanz, der in Deutschland entstanden ist, kannte die Russin bisher nicht. Jetzt hat sie ihn kennen gelernt. Die von Max Terpis modernisierte Tanzgruppe unserer Staatsoper hat dem gefeierten Gast zu Ehren gestern eine intime Matinee im alten Opernhaus Unter den Linden veranstaltet. Nach dem mir bekannten Programm zu urteilen war die Veranstaltung sehr geschickt anängiert. Alle Eigenheiten und Vorzüge des neuen Stils müssen lehrreich zu Tage getreten sein: der ,-in seelische Ausdruck der bewegten Form: die Raumgestaltung und Raumbeherrschung durch rhythmische Körperbewegung: der organisch«, logische, in sich gefestigte Aufbau jeder Komposition: Klarheit in der Gruppen- bildung, in Ballung. Lockerung. Lösung: die stilistische Einheit des gesamten Bühnenbildes. Strenges Pathos, leichte Beschwingtheit. Ernst, Humor. Groteske. Die Pawlowa hat sich, wi« ich höre, m t rückhaltloser Bewunderung ausgesprochen. Namentlich die Phantasie und der Esprit des Choreographischen hat ihr einen starken Eindruck gemacht. Und sie ist der Meinung, daß Zusammenhänge zwischen dem Allen und Neuen bestehen. Daß sie aus dem Erlebnis dieses Vormittags etwas für ihr Schaffen hat gewinnen können, glaube ich nicht. Sicher aber wird sie jetzt verstehen, weshalb wir bei aller schuldigen Anerkennung und Bewunderung der persönlichen Leistung ihre Kunst als Ganzes ablehnen. John Schikowski .

Reuest« Wodeuerrückihelk. In dem Bestreben, der Kasakmod» eine neue Seite abzugewinnen, ist ein großes Pariser Modehaus auf den Gedanken verfallen, den unteren Teil dieses weiblichen Kleidungsstückes mit einer großen Briefmarke zu bekleben, die die Farben des Originals trägt. Di« aus Seide gefertigten Marken werden mit einem schwarzen Ueberdruck in der Art eines amt- lichen Poststempels versehen. Die Marken werden jetzt von den Fabriten, die Seidenstoffe für Kasaks liefern, im großen an­gefertigt und gleich miigeliefert. Die Anbringung der Marken erfolgt auf dem in breite Fallen gelegten unteren Teil des Kasaks genau auf der Hüste. Um der Sache noch mehr Reiz zu geben, wird die Marke zwischen den Fallen so angebracht, daß sie erst sichtbar ist. wenn sich die Trägerin bewegt.?1ach Belieben der Trägerin wird statt des Stempels auch ihr Vorname �oder ihr ganzer Namenszug aufgedruckt. Es gilt aber fürschicker", eine Mark« mit dem Aui- gabestempelLondon " oderPari""?u tragen. Nod> besser Dolldorf"._ vp« am König, ploh. Heute und morgen finden dt« detde» letzt« Pawlowa-Gastspiele statt.