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20 Jahre nach der chemischen Industrie beschreitet das Montankapital diesen Weg, der der kapitalistischen Wirtschasts- entwicklung eigen ist, gegen den man sich gewehrt hat, trotz des Beispieles des Auslandes, trotz der Erfolge in anderen Ge- werbezweigen, trotz der Mahnungen und Ratschläge einsichtiger Wirtschaftspolitiker. Als ein Rathenau dasselbe wollte, wurde er als ideologischer Phantast verlacht. Als das Reichswirt- schastsministerium unter Genossen Robert Schmidt für den Kohlenbergbau ähnliches oerlangte, schrie man Zeter und Mordio. Wer wollte den Königen von Eisen und Stahl an den Kragen? Heute tun sie. was sie damals verlästerten. Eingeweihte wollen wissen, daß sogar die deutschen Groß» banken auf die Industrie einen Druck in dieser Richtung aus» üben. Die Zeiten ändern sich. Und damit der ganzen Entwicklung die satirische Spitze nickst fehle, hört man sogar, daß die oberschlesischen Werke zur langfristigen Sicherstellung ihrer Kredite an die B e t e i l i- g un g des Staates denken. Die rheinisch-westfällsche Gruppe hofft auf Auslandskredite. Ja, haben wir denn volle vier Jahrs nicht gelebt? Genau dasselbe wurde vom Staats­sekretär Hirsch im Jahre 1920 der Montanindustrie ange» boten: Zusammenschluß zwecks Kreditbeschaffung im Ausland, Hergäbe von Staatsgeldern gegen Aktienbeteiligung! Damals nannte das die von der Schwerindustrie bezahlte Presse eine ..Sozialisierung von hinten herum". Heute ist's die einzige Wahrheit.... Es tut not, jetzt an diese Borgänge zu erinnern. Sozial- demokraten und bürgerliche Sozialisten wie Rathenau waren es. die von einem Jahrfünft in gleichem Sinne wirkten. Das Unternehmertum braucht erst die harte Schule des Nieder- gangs, ehe es die einfachsten Wahrheiten einsieht. Die Arbeiterschaft wird sich auf die neuen Organisations» tcndenzen einstellen müssen. Staatspolitisch hat sie zu for» dern, daß Reich und Staat sich rechtzeitig eine Kontrolle, die am besten durch eine Aktienbeteiligung sicherzustellen wäre, über den werdenden Trust sichern. Gewerkschaftlich muß sie durch Stärkung und Konzentration der Organisaftonsmacht dem Kavitalkonzentrationsprozeß ein Gegengewicht gegenüber- zustellen suchen. Denn so sehr der ganze Konzentrationsprozeß im Sinne des Fortschritts und der Höherentwicklung der Produktion. liegt, es ist ein k a p i t a l i st i s ch e r Konzentrationsprozeß, es ist die Entwicklung einer neuen, unerhört starken kapitalisti- schen Wacht, die sich hier vorbreitet. Es ist durchaus möglich, daß das Unternehmertum irgendwann dabei die Hilfe der Arbeiterschaft sucht, so wie es einst dieArbeftsgemeinschaft" gesucht hat, um sie später wieder mit Füßen zu treten. Darum bei aller Erkenntnis der großen und neuartigen Entwicklung: Wachsein!_

»Sammlung zum Wiüerstanü!" Alldeutsche Fanfaren. DerAlldeutsche Verband " hat auf seiner dies- jährigen Tagung in Detmold eine Entschließung angenommen, die den Deuischnationalen übel in den Ohren klingen dürfte. Sie lautet: Der Zllldeutsche Verband erhebt von neuem durch seine Haupt- nersammlung Widerspruch gegen den vom Reichsaußenminister StrescmanN den Feinden unterbreiteten Vorschlag eines - S i ch c r h e i t s o e rtt a g e s. Er steht diesen Borschlag durch die ?lblehnung der Bedingungen, die die Reichereglerung vor Eintreten in eigentliche Verhandlungen seitens der Feinde erfüllt wissen wollte, als erledigt an und erwartet von dex Regierung die ausdrückliche Zurückziehung des Stresemannschen Vorschlages. Des weiteren erinnert der Alldeutsche Verband daran, daß der ocm Kabinett am 2l>. August 1924 feierlich zugesagte Widerruf des Kriegsschuld-Anerkenntnisse» nicht erfolgt ist, und er- klärt es für eine Ehrenpflicht der Regierung, daß ste dies Ver- sprechen endlich einlöst.

Die Chemitkrtagung in Nürnberg von Dr. B. vorchardk. Gegenwärtig gibt es rund 11 000 deutsche Chemiker, wovon 9000 in der Industrie, 1500 in öffentlichen Laboratorien, im Lehrfach und in Beamtenstellungen und 500 im Ausland beschäftigt sind. Von dieser Zahl sind last 8000, also etwa drei Viertel, im Derein Deutscher Chemiker zusammengeschlossen, der seine diesjährige Haupt- Versammlung vom 1. bis 5. September in Nürnberg abhielt. Der Verein, der sich als die Standesvertretung der Deutschen Chemiker betrachtet, muß sich, außer mit wissenschaftlichen und technischen Fragen, auch mit Stanbessragen und nachdrücklich auch mit sozialen Fragen, vor allem auch mit der wirtschaftlichen Lage des jungen Chemikernachwuchses beschäftigen. Es ist erklärlich, daß diese Frage auch auf der Hauptversammlung eine Rolle spielte, so wurdedie Rot der jungen Chemiker" zweimal, in den Mitgliederversammlungen am 3. und 5., eingehend behandelt. Allseitig wurde betont, wie wichtig es ist, für einen wissenschaftlich durchgebildeten Rachwuchs zu sorgen, was mit Aussicht auf Erfolg nur geschehen kann, wenn es mchr wie bisher gelingt, junge Chemiker auch in den Nachbar- gebieten der Chemie unterzubringen. Das hauptsächlichste wissenschaftliche Interesse beanspruchen die Vorträge in den beiden allgemeinen Sitzungen vom 2. und 5. Sep- tember. Wir heben unter diesen den Vortrag von Professor K l a g e s- Magdeburg hervor,Die Bekämpfung von Getreide- krankheiten mit chemischen Mitteln". Die durch parasitisch lebende Pilze hervorgerufenen Rostirankheiten bewirken einen Schaden, der bei der Gesamthei: der gctreidebauenden Länder auf IV* Milliarden Mark jährlich geschätzt wird. Bei ihrer Bekämpfung hat sich da« Beizen des Saatgutes mit bestimmten Lluecksilberoerbindungen aus- gezeichnet bewährt. Lei sachgemäßer Anwendung solcher Beizen könnten in Deutschland jährlich Wert« in Höh« von 160 Millionen Mark erhalten oder geschaffen werden. Wichtig ist auch der Vortrag von Professor Schön darf- Hannover über die hannoverschen Erdölvorkommen. Auf dem Well- markt ist die Rolle Deutschlands als Erdölgebiet bedeutungslos liefert es doch nur den 2000. Teil des Weltbedarfs. Nach dem Krieg ist mit dem Elsaß sogar für den eigenen Bedarf da» stärkste Lieferungsgebiet verloren gegangen. Um so bedeutungsvoller ist es, daß man jetzt daran geht, die Bohrtürme durch Schachtb-trieb zu ersetzen. In Bieze ist bereits einer in Betrieb genommen, der an Wirkung etwa 600 Bohrtürmen gleichkommt, so daß mit diesem einen Schacht bereits die Produktion des ganzen Elsaß überflügelt ist. Beim modernen Schachtbetrieb gehen nur IS.Proz. des vorhandenen Erdöls verloren, während beim Bohrbetrieb die Ausbeute nicht über 10 Proz. steigt und volle 90 Proz. im Sande oersacken. Fräulein Tacke sprach über die von ihr neu entdeckten Elemente Rhenium und Masurium, die ogf spektroskopischew Wege nach-

Schließlich o e r u r t e i l t der Derbandstag die Absicht des Kabinetts, das Deutsche Reich nach Erfüllung der gestellten Bc- dingungen in den Völkerbund eintreten zu lassen und erwartet, daß die Regierung die feindlichen Forderungen der Ent- waffnungs- und Lustnote zurückweist. Die Gliederungen des Alldeutschen Verbandes werden dringend gebeten, in der Aufklärung der öifenilichen Meinung im Sinne dieser Entschließung eifrigst fortzufahren." Die alldeutsche Resolution ist nur eine Wiederholung früherer deutschnationaler Forderungen. Sie haben sich die Ehrenpflicht des Widerrufs mit der Aufnahme in die Reichsregierung abkaufen lassen. Sie haben die Opposition gegen den Sicherheitspakt, gegen die Lebensmittelzölle ver- schachert, und die Schiele und Luther werden ebenso bereit sein, den Pakt zu unterzeichnen wie Stresemann. Es richtet sich also in erster Linie gegen die Deutschnationalem wenn es in dem Kommmenlar derD e u t s ch e n Z e i t u n g" zu der alldeutschen Entschließung heißt: Wem die Brechung unserer Sklaoenketten nicht höchstes Ziel ist, wer das zwar auch gerne sähe, jedoch anderes noch mehr erstrebt, dessen Kräfte erweisen sich dem Tieferschauenden als gar nicht denen gleichgeartet, für die die Befreiung höchstes Streben ist!" Das WortSklavenketten" haben die Deutschnationalen längst aus ihrem Wörterbuch gestrichen, und während Innen- minister S ch i e l e noch vor kurzem derDeutschen Zeitung" zu einer Zeit, als sie täglichFort mit Stresemann!" schrie, einen warmen Gratulationsartikel widmete, ist er heute bereit, denselben Stresemann auf seinem Wege zur Paktkonferenz zu begleiten. Werden der Alldeutsche Verband und die Deutsche Zeitung" dann auch den RufFort mit Schiele!" erheben oder hört auch ihrenationale" Oppo- sition da auf, wo die Verfilzung mit der grünen Internatio- nale anfängt?,_ die Krijw im Zentrum. Bekenntnis der badischen Zentrumspartei für Wirth. Ueber den Verlauf des Badischen Zentrumsparteitages, auf dem der Fall Wirth ausführlich besprochen wurde, haben wir bereits kurz berichtet. DieGermania " bringt jetzt eine ausführliche Darstellung der badischen Situation und versieht sie mit der kennzeichnenden UeberschriftD a s .badische Musterbeispiel". Dabei gibt dieGer- mania" eine Schilderung der Gefühle und Gedanken, die in der Zentrumswählerschaft vorhanden sind: Man glaubt in unseren Wählerkreisen nicht an die Ehrlich- k e i t der inneren Umkehr, die in der Mitarbeit der Deutsch - nationalen zum Ausdruck kommt. Man höre sich doch nur in unseren Kreisen um und man begegnet immer wieder denselben Gedankengängen: Gewiß, die Deutschnationalen machen jetzt mit und das ist an sich gar kein Fehler. Aber knüpfen sie nicht an diese Mitarbeit weitgehende politische Hoffnungen? Die Recht« hat eingesehen, daß mit Putschen und brutaler'Gewalt der Staat von heute niicht umzustürzen ist. Jetzt versucht sie, diesen Staat, so wie er ist. zu erobern ,. die neuen Kräfte planmäßig zurück- zudrängen und, wenn möglich, die alte Tischordnung wieder her- zustellen. Die Rechte, die das Volt in seiner Verfassung besitzt, sollen wieder beseitigt, ehemals bevorzugte Klaffen wieder in ihre alten Funktionen eingesetzt und die soziale Gesetzgebung nach Möglichkeit abgebaut werden. Um dies Zi�l zu erreichen, beteiligen sich die Deutschnätiönalen an einer Politik, die sie srilher nicht laut genug brandmarken konnten und der sie innerlich widerstreben... Besonders in den badischen Zentrumskreisen ist nach der Germania " dieses Mißtrauen gegen die Deutsch - nationalen wach. Als Ergebnis der Offenburger Tagung kann dieGermania " feststellen: Die badische Zentrumspartei hat volles Lerständnis für die Beweggründe des Verhaltens von Wirth. Sie ist aber von einem starken Willen erfüllt, die Einigkeit und Geschlossenheit der Partei aufrechtzuerhalten und kann sich daher nicht damit befreunden,

gewiesen sind und zwei der wenigen noch vorhandenen Lücken im System der Elemente oder chemischen Grundstoffe ausfüllen. Von praktischer Bedeutung istdie Gewinnung von Schwefel- säure aus Gips", über die Professor Müller- Leverkusen sprach. Er legte dqr, daß es den Farbenfabriken gelungen ist, ein praktisches Verfahren auszuarbeiten, bei welchem gleichzeitig Schwefelsäure und Portlandzement-Klinker gewonnen wird. Aus. der Fülle der in den einzelnen Fachgruppen gehaltenen Vorträge heben wir den von Professor Haupt- Bautzen hervor, der seine Eindrücke von einer Studienreife in Amerika schilderte. Im Gegensatz zu Deutschland werden im amerikanischen Güter- verkehr Kühlwagen in ganz bedeutendem Ausmaß benutzt, was außerordentliche wirtschaftliche Vorteile, vor allem für die Nahrung?- Mittelversorgung mit sich bringt. Die Nahrungsmittelkontrolle, die von den einzelnen Staaten mit Hilfe zahlreicher wissenschaftlich arbeitender Chemiker durchgeführt wird, ist außerordentlich streng. Um die Volkshygiene macht sich das Ackerbäuministerium sehr ver- dient durch die Herausgabe kleiner Schriften über die verschiedensten Gebiete der Nahrungsmittelhygiene, die stets nach dem neuesten Stande der Missenjchaft revidiert werden. Früher wurden ste kosten- los abgegeben, jetzt für 10 bis 20 Cents. Sie erfreuen sich einer viel größeren Verbreitung in der Bevölkerung als bei uns die Merkblätter des Reichsgesundheitsamts. Professor Großmann- Charlottenburg sprach üb«: neuer« Entwicklungstendenzen in der chemischen Industrie Italiens . Ver- anlaßt durch den Weltkrieg, hat man sich dort wie anderwärts von der deutschen chemischen Industrie unabhängig zu machen ver- sucht, und diese Tendenz hält auch welter an. Man bemüht sich. die früher nur wenig ausgenutzten pflanzlichen und mineralischen Rohstoffe nicht mehr als solche oder in der Form von Halbfabrikaten auszuführen, sondern die vollständige chemische Verarbeitung im Lande selbst vorzunehmen. Hand in'Hand damit geht eine immer reichere Ausgestaltung de» chemischen und chemisch-technischen Unter- richtswesens. Zu bemerken ist aber, daß die italienischen Chemiker den größten Wert auf ein freundliches Zusammenarbeiten mit Deutschland legen. Verbunden mit der Tagung war eine sehr reichhaltige Aus- stellung chemischer Fabrikate und Apparate, die«in anschauliches Bild von dem hohen Stand und der lebendigen Entwicklung dieser Industrie gibt.

Festsitzung der russischen Akademie der wiffenschafkeu. Am 6. September fand in Leningrad die Festsitzung der Akade. mie der Wissenschaften statt, an der 150 ausländische Gelehrte und Vertreter fremder Mächte teilnahmen. Kalinin. der Vorsitzende de « Zentraloollzugsausschusses, hielt die Festrede. Er hob hervor. daß Zweck und Sinn der Akademie sei, nicht nur die Wissenschaft zu fördern, sondern sie auch den breiten Volksmassen zugänglich zu machen und weue Kräfte aus dem Volke zu schöpfen. Zum Schluß seiner Rede'teilte er die Umbenennung der Akademie mtt, die in Zukunft Akademie der Wisseuschafteu der Sowjet-

daß Herr Dr. Wirth aus der Reichstagsftattion ausgetreten ist. Sie wünscht, daß dieser Vorfall möglichst bald beigelegt wird und erwartet von allen Seiten, daß die voraussehungen hierzu im Geiste freundschaftlicher Verständigung und Entgegenkommens geschaffen werden. Sie hält unweigerlich fest an der Person wirths und fordert, daß er in der Fraktion im Sinne semer bekannten Anschauungen ar- bellen kann. Die badische Zentrumspartei unter st reicht stark den christlichen, demokratischen und sozialen Charakter der Partei und sieht in Wirth den Exponenten einer auf diesen Grund- jaulen ruhenden Politik. Wirth besitzt das volle vertrauen seiner badischen Landsleule, die ihn nach wie vor mit Stolz den Ihrigen nennen. Wer der Offenburger Tagung mit offenen Augen angewohnt hat, muß erkannt haben, was der Name Wirth für das badische Zentrum bedeutet. Mit besonderer Wärme, die sich aus den kurzen bisher vorliegenden Berichten nicht erkennen ließ, hat sich Dr. Marx für das BerbleiHen Wirths in der Zentrums- f r a k t i o n eingesetzt. Er erklärte, daß das Zentrum Männer von der Stärke des Willens brauche, wie Wirch sie an den Tag leg« Die Fraktion könne auf Wirth nicht ver- z i ch t e n. Die Fraktion, müsse sehen, wie sie diesenausge- zeichneten Mann" zurückbekomme. Und das Zentrum müsse dahin streben, für einensolchen klugen Geist wi e Dr. Wirth" die Arbeitsmöglichkeit zu beschaffen.Ich reiche Dr. W i r t h d i e Hand, und dann wollen wir einmal sehen, wer die Zentrumspartei unterkriegt!" Der Letter des badischen Zentrums, Prälat S ch o f e r, unterstrich diese letzte Wendung, indem er erklärte:Ich will da fortfahren, wo Marx aufgehört hat! Laßt mich in diesem Bunde der Dritte sein, Wirth-Marx- Schoser!" Die ganze Erörterung auf dem badischen Parteftag be- deutete ein uneingeschränktes Vertrauens- votum für Dr. Wirth, dessen K a l t st e l l u n g in der Reichstagssraktion seit vielen Monaten auch den politischen Gegnern des Zentrums aufgefallen war. Mit Rücksicht auf die badischen Landtagswahlen hat man in Offenburg von allen Seiten besonders die Einigung gepredigt, und es ist wohl kaum damit zu rechnen, daß eine Spaltung des Zentrums eintreten wird. Der Austritt Wirths aus der Zentrums» fraktion hat jedoch so aufrüttelnd gewirkt, daß der Reichsparteitag des Zentrums, der in den Tagen vom 16. bis 18. November stattfinden soll, demFalle Wirth" zweifellos in wesentlich anderer Stimmung gegenübertreten wird, als die Mehrheit der Reichstagssraktion bisher dem demokratischen Zentrumskanzler a. D. gegenüberstand. * Der diesjährige Reichsparteitag des Zentrums findet am 16., 17. und 18. November statt. Der Tagungsort steht noch nicht fest.

die preußischen Gemeinüewahlen. Vorläufiger Termin 2S. November. Der Gemeindeausschuß des Landtags nahm bei seinem gestrigen ersten Zusammentreten nach den Ferien zunächst Stellung zu der durch die Anordnung der Neuwahlen für die - Provinzialland- und Kreistage auf den 25. Oktober geschossenen Lage. In sachlicher Beratung wurden allgemein die Beschlüsse der ersten Lesung aufrechterhalten. Hiernach wird ein allgemeiner amtlicher Stimmzettel eingeführt. Auch hinsichtlich der frage der Listenverbinduiig blieb es bei den Beschlüssen erster esurtg, wonach bei den Prvvinzialwahlen die einzelnen Bezirks» wahlvorschläge durch ein gemeinsames Kennwort ver. bunden werden können, während bei den Reichstagswahlen jede Listenoerbindung verboten ist. Bon der Mehrheit der Regicrungs- Parteien wurde eine Bestimmung angenommen, wonach auch in den Provinzen und Kreisen in denen die Vertretungen noch keine vier Jahre bestehen, neugewähtt werden muß. Als Wahltag wurde der 22. November bestimmt, weil es fraglich sei, ob die Vorbereitungen nach dem neuen Wahlrecht bis zum 15. November getroffen werden können. Es wurden aber auch Stimmen laut, daß es Sache des Plenums sei, den Wahltag ge- gebenenfalls noch weiter hinauszuschieben. Schließlich wurde da» Gesetz mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen.

Union heißen wird. Am Abend wurde dann für die ousländi- schen und inländischen Gäste ein Bankett gegeben, an dem 700 Per. sonen teilnahmen, darunter Kalinin, Lunatscharzky, diplomatisch« Vertreter Deutschlands , Norwegens , Estlands , Schwedens , Oester- reichs und Lettlands . Der Präsident der Akademie Karpinski be» grüßte die Anwesenden. Kalinin bedauerte die Seltenheit solcher internationaler Zusammenkünfte und drückte den Wunsch aus, daß die ausländischen Gäste das Leben der Volksmassen und ihre tätige Beteiligung an der schöpferischen Arbeit der Sowjetregierung kennenlernen. Der deutsche Botschafter Graf Brockdorff-Rantzau beglückwünschte dann die Akademie im Namen seiner Regierung. Er betonte, nicht die Gefühle von Haß und Liebe seien ausschlag- gebend für die Beziehungen beider Völker, sondern Verstand und Geist. Es bestehe ein großes Verdienst der deutschen Wissenschaft um die Beziehungen beider Völker und ihrer Akademien: er er» innerte an Euler. Leibniz und andere. Die geistigen Beziehungen zwischen Deutschland und der Union würden zum Glücke aller Völker beitragen. Es sprachen dann die diplomatischen Vextrctcr und Gelehrte der verschiedensten Staaten. Die deutschen Wissen- schaftler Planck und Götz erklärten, nichts könne die lahrtaufend- alten Beziehungen beider Völker vernichten. Götz schloß seine Rede auf russisch , indem er ausführte, während der letzten für beide Völker hatten zehn Jahre habe die Wissenschaft hier ausgeharrt und arbeite jetzt an der großen Aufgabe der Bereinigung der sozial und polltisch zersplitterten Bölker. Die Dotierung der Preußischen Landesbühnc. In den Be­richten über die Verhandlungen des Hauptausschusses des P r e u ß i- schen Landtags sind die Debatten und Beschlüsse zum Punit Preußische Landesbühne" vielfach unrichtig wiedergegeben worden. Richtig ist nach Mitteilungen von parlamenarifcher Seite, daß der Finanzminister sich mit einer Erhöhung des für die Preußisch« Landesbühne vorgesehenen Titels auf 500 000 M. einverstanden er- klärte. Darüber hinausgehend nahm der Hauptausschuß einen von allen Parteien gestellten Antrag an, wonach der Titel auf 1 500 000 Mark zu erhöhen ist. Der außerordentliche Wert und die Rot» wendigkeit der von der Preußischen Landesbühne entfalteten Tätig- keit wurden von Rednern aller Parteien hervorgehoben. Im be- sonderen wurde die Bedeutung dieser Organisation, in der bekannt- lich die beiden Zentralen der kulturellen Besucherorganisationen, der Verband der deutschen Volksbühnenvereine und der Bühnenoolks» bund mit dem Preußischen Kultusministerium zusammenwirken, für folgende Aufgaben betont: Versorgung der minderbemittelten Volks- schichten mit guter Kunst, Versorgung der mittleren und kleineren Städte und des flachen Landes mit wertvollen Vorstellungen durch Wanderbühnen und Städtebundtheater, der damit erzielte Ausgleich mit den von jeher bevorzugten Großstädten sowie die Einwirkung auf die Betriebsgestaltung der unterstützten Theater vom Ganzen her(Hebung der Spielpläne, Aufstellung richtiger und sparsamer Etats usw.)._ Aamadsea» Vortragsreise. Drmmdsen, der am 17. SeHlember in Berlin einen Vortrag halte» wird, beabsichtigt danach in Prag . Wien . Zürich , Paris . Brüssel und London zu sprechen. Ende September tritt er die Reis« nach Amerika an, wo er den ganzen Winter über an den dortigen Unwe» fttälen Vorlesungen halten wird.