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der Volkspartei verwandelt haben, so ist das nur die logische| Folge der unaufhaltsamen Rechtsentwicklung, die die Partei in den letzten Jahren durchgemacht hat. In der Ge­meindepolitik ist diese Rechtsentwicklung durch den starken industriellen Einschlag und den fanatischen Sozia ften haß ihrer ausschlaggebenden Männer noch verstärkt

worden.

Ebenso wenig werden die Deutsch nationalen bei dem kommenden Wahlkampf in Berlin   auf ihre Kosten tom men. Daß sie die wahren Schuldigen an den ununter­brochenen Radauszenen der ersten Jahre gewesen sind, werden sie selbst durch ihre Lügenpresse nicht mehr verheimlichen tön nen. Sie haben das Glück, in ihrem Pfarrer Koch den Hauptrufer im Streit so ziemlich das unsympathischste Mit­glied der Versammlung zu besitzen. Und die wenigen Deutsch­nationalen, die gemeindefreundlich eingestellt sind, bleiben genau wie in der Volkspartei bei den entscheidenden Fraktions­abstimmungen stets in der Minderheit. Ihr kurz­fichtiger Kampf gegen die Einheitsgemeinde ist absolut zu= fammengebrochen; irgendeine schöpferische Idee haben sie in den ganzen Jahren nicht vorbringen fönnen, ihre einzige Leistung ist die, daß sie sich als Bremsflöße zu betätigen versuchten, ohne mit ihrer rein negativen Einstellung jemals ernstlichen Erfolg gehabt zu haben.

Die Kommunisten werden selber nicht recht wissen, welche Linie sie im Wahlkampf beziehen sollen. Sie haben stets getreu die jeweiligen Parolen der jeweiligen Zentrale gefolgt und gehorsam auf dem jeweiligen Boden der jeweili­gen Erefutivemeinung gestanden. Daß die Parolen oft alle vierzehn Tage wechselten, hat nichts ausgemacht; wenn von einer Idee bei ihnen die Rede sein kann, dann müßte man den blinden Haß gegen die Sozialdemokratie eine Idee nennen. Eine aufbauende Gemeindepolitik mit ihnen zufammen ist immer unmöglich gewesen, weil sie niemals den Mut zur Verantwortung aufgebracht haben und aufbringen werden. Die Liquidation der Kom= munisten ist die Voraussetzung dafür, daß die Arbeiter­schaft wirklich die Verwaltung Berlins   so beherrscht, wie das 3. B. in Wien   der Fall ist.

in die Millionenmassen der deutschen   Arbeiterschaft eingedrungen. Wir hatten glänzende Meetings, aber unser Einfluß in den Gewert­fchaften ist viel zu gering. Wir sind nicht fest genug in den Betrieben verwurzelt. Diese wichtigste Aufgabe der kommunistischen   Politik hat die bisherige Führung vollständig vernachlässigt. Man hat langweilige, akademische Betrachtungen über alle möglichen Arten von Manövern und kompromissen angestellt. Man hat spikfindige Artikel geschrieben, die kein Arbeiter verstanden hat. Man hat monatelang über die Abstimmungen in Reichs- und Landes­parlamenten diskutiert. Aber man hat zwei Dinge vergessen: man hat unseren Zellen in den Tausenden von Betrieben teine politische Munition gegeben, um die Dämme zu sprengen, die uns von den nichtkommunistischen Arbeitern trennen; man hat zweitens unsere Gewerkschaftsfraktionen nach der Oftoberniederlage nicht reorganisiert; man hat ihnen keine Waffen geschmiedet, mit denen sie unten, in der Zahlstelle, in der Generalversammlung die Bureaukratie schlagen tönnen.

Was nützen die besten Erklärungen im Preußischen Landtag, wenn man gleichzeitig z. B. die Gewerkschaftsabteilung auflöst. Was nüßen die schönsten Phrasen: Die KPD  . die einzige Arbeiter­partei", wenn man z. B. so tiefgehende Differenzierungsprozesse in der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, wie die Krise der sächsischen SPD  . völlig unbeachtet läßt.

Man hat hundertmal zu viel Kräfte auf Thefen, Resolutionen und Abstimmungen vergeudet. Man hat hundertmal zu wenig Kräfte dafür eingefeßt, einen neuen Zutritt zu den Massen zu bahnen, eine neue Sprache in der Agitation unter den Arbeitern herauszuarbeiten."

Na, also! Da sind wir mit der Roten Fahne" wirklich mal absolut einer Meinung. Die langniligen Thefen intereffieren in der Tat feinen Menschen, erst recht feinen Arbeiter, und mit den Phrasen von der einzigen Arbeiter­partei" ist auch nichts getan. Die neuen Thefen intereffieren allerdings die Arbeiter noch viel weniger als die alten, soweit eine Steigerung des Mangels an Interesse noch denkbar ist. Wenn die KPD  . wirklich ihre ganze Parteigeschichte von 1921 an noch einmal wiederholen will, so wünschen wir ihr zu dieser Pferdefur viel Bergnügen. Die Arbeiterschaft hat Besseres zu tun, als sich an diesem Theater zu beteiligen.

Keinen Kampf hat die Sozialdemokratie so wenig zu fürchten, wie den Kampf um die Neuwahl der Berliner Stadt­verordnetenversammlung. Sie hat von Anfang an die Ein­heitsgemeinde verlangt, hat sie durchgesetzt und kann mit Bergisches Jungzentrum für Wirth. Genugtuung feststellen, daß die Einheitsgemeinde sich Bertrauen der überwältigenden Mehrheit der Partei. behauptet und zum Segen der Bevölkerung sich entwickelt hat. Sie hat stets das Interesse der Gemeinde Düsseldorf  , 8. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag über jedes Sonderinteresse gestellt. Ihre Linie tagte hier die Vertreterversammlung des Bergischen Jung ist klar und der Sieg ihrer Politif gesichert. Die Arzentrum s. Nach eingehender Aussprache wurde folgende Ent­beiterschaft hat gezeigt, daß sie die gege= schließung einstimmig angenommen: bene Trägerin der Gemeindeverwaltung ift; ihr wird trog aller fanatischen Gegner von rechts und links die Zukunft gehören.

Also doch rückwärts!

Auf die ,, Linie des 3. Weltkongresses. Als wir den Brief der Exekutive zum ersten Male be­sprachen, stellten wir fest, daß die KPD. nach all den Wirrun­gen und Irrungen der letzten Jahre von vorne anfan­gen will, daß fie sich auf die Linie des dritten Weltkongresses zurüdziehen wird. Die Antwort auf diese Feststellung war ein wütendes Geschimpfe. Wer könnte auch die tiefsten Geheimnisse kommunistischer Parteiſtrategie zu ergründen wagen, wenn er nicht vom heiligen Geist der Eretutive be­schhattet ist Aber wir trösten uns. Heute bestätigt die Heute bestätigt die Rote Fahne" selbst, was wir am ersten Tage festgestellt hatten. Es folgen jetzt in den Spalten dieses Blattes für tägliche Barolenausgabe authentische Erläuterungen zum Briefe der Erefutive. Darin heißt es:

" Die Losung des 3. Kongresses hieß: eran an die Massen." Haben wir verstanden, diese Losung zu verwirklichen? Jein; nur höchst ungenügend. Wir sind bis heute nicht tief genug

Die schöne Teffinerin.

Bon M. Nierich.

Schon auf dem Gotthard   sagte man uns: Wenn Sie nach Lugano   kommen, dann versäumen Sie nicht, nach Gandria   zu fahren!" In Lugano   selbst setzte man hinzu:" Besuchen Sie bei der Gelegenheit die schöne Wirtin in der Grotte Helvetia!" Na, schön, wir wollten den dringenden Rat befolgen und fuhren im Motorboot nach dem Fischerdorf Gandria  . Das Boot schneidet den hellblauen Luganosee in zwei Hälften. Im Norden wächst, von drückender Sonnenglut überflutet, der Monte San Salvatore   aus dem Bergmeer, auf den die Drahtseilbahn steil von Baradiso herauf­führt; im Osten thront der Monte Bré  . Wir fahren am Stadtpark. an weit ausgreifenden Laubbäumen, hohen Palmen vorbei. Dann tommt der Borort Caffarate mit roten Dächern und vielen Boots­anlegestellen. Aus den Gärten des Monte Bré  - Abhanges ragen 3npressen und blühende Oleanderbüsche. In Castagnola, am Fuße des Monte Bré  , mit weit sichtbarem Campanile( Glockenturm) hält das Boot. Eine englische Familie mit mimosenhaft schlanken Mäd­chen steigt ein, ihre Hauptsorge ist das Photographieren. Sie knipsen jedes Haus, jeden Baum.

Wir fahren in den langen östlichen Arm des Lago di Lugano  , und schon taucht das Fischerdorf Gandria   auf. Die Häuser flammern sich förmlich an den Steinhängen an. Das Boot jetzt uns auf den zerflüfteten Steinen am Strande ab. Die Aussicht auf den See ist so verlockend, daß wir gleich das erste beste Ristorante" aufsuchen, um den Ausblick zu genießen. Es liegt hoch über dem See und heißt Bella Vista"( Schöne Aussicht). Ueber dem Ende des ganz von Bergen eingeschlossenen Gees ragt eine mächtige Felsengruppe

empor.

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Dann flettern wir eine enge Gaffe hoch. Armselige, in die Felsen geradezu eingehauene Hütten. Die Barcaioli"( Schiffer) wohnen in den Löchern, arme Teufel, die nur segeln und singen und abends Spaghetti( Nudeln) essen und eine halbe Chianti dazu trinken. Tief verwitterte Sandsteinstiegen. Eine fleine alte Kirche. Die Steinhütten haben meist feine Fenster, nur Licht- und Luftaus­sparungen. In ihnen baumeln verwaschene blaue und rote Kittel zum Trocknen. Es stinkt modrig aus den Löchern, und man spürt in dieser Enge und Armseligkeit nichts von südlicher fröhlicher Atmosphäre.

Auf einem beschwerlichen Uferwege fommen wir von Gandria  nach der Grotte Helvetia  , einem sauberen neuen Wirtshause mit einem wundervollen Garten. Die junge Mirtin, die es gebaut hat. ist in ganz Teffin bekannt. Sie imponiert durch ihre Tessiner  Originaltradht: rotgeblümtes Kopftuch über den tiefschwarzen Haaren, Mieder, Rückentuch und weiße Schürze, auch Boccoli( Holz­pantoffeln). So begrüßt sie jeden Gast und singt dann zur Gitarre neapolitanische Boltslieder, nedisch operettenhafte und Schmelzend fentimentale, es im Garten lauscht. Ein Tisch von

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Die staatspolitische Haltung der Reichstagsfraktion des Zentrums fand in den letzten Monaten nicht die Unterstützung des Bergischen Jungzentrums. Dr. Wirths Austritt aus der Reichs­tagsfraktion hat die schon vorher äußerst lebhafte Be. wegung erneut gesteigert. Unsere Mitglieder und Freunde sind der Ueberzeugung, daß wirklich segensreiche Politik im neuen Deuthland nicht von denjenigen gemacht werden kann, welche den neuen Geist nicht in sich tragen. Das Bergische Jungzentrum be= grüßt es, daß durch den Mahnruf Dr. Wirths. auf seine Form kommt es gar nicht an endlich eine die Massen erfassende Aussprache über Ziel und Weg der Zentrumspartei   im deutschen  Boltsstaate eingeleitet ift. Das Bergische Jung­zentrum steht zu Dr. Birth in dem heißen Bemühen, das zentrum steht zu Dr. Wirth in dem heißen Bemühen, das christliche Bolt durch alle deutschen Gaue in wahrhaft demokratischem und sozialem Geifte zu einer starken politischen Einheit zusammen zuschweißen, getreu den Traditionen der Gründer der Zentrums partei. Das Bergische Jungzentrum hat zu Dr. Wirth, zu Marg und zu anderen Fraktionsmitgliedern, vor allem aber zu der über. wältigenden Mehrheit der Parteifreunde das Bertrauen, daß sie in diesem Sinne mit ihm fämpfen werden, um die großdeutsche Republik aufrichten und sichern zu helfen. Das Bergische Jungzentrum ruft die übrigen Bunde im Reiche auf, gleichfalls in diesem Geifte jetzt die höchste Aktivität zu entfalten."

mageren jungen Engländerinnen ist ganz futsch". Die sonst so fühlen Damen himmeln" und flatschen nach jedem Liede stürmisch. Drüben glänzt der San Salvatore   graublau, und der See schillert durchsichtig. Die Wellen schlagen spielerisch an die Felsen. Eine Barke mit venetianischem Segel und ganz primitivem Steuer gleitet corbei. Der faft nackte Schiffer läßt seinen Tenor erschallen. Ein Seeadler freist am Monte Caprino. Ueber unserem Garten ge­lagert liegt der Wein und die Trauben fächeln in der Sonne.

Aber schließlich hat alles ein Ende. Das Motorboot fommt. Die Wirtin sagt den Engländern auf englisch   Lebewohl, spricht mit den Schweizern Schwyzerdütsch und plappert ein famoses Italienisch. Uns aber ruft sie Auf Wiedersehen!" zu, mit einem unverkennbaren Einschlag von Kölner Dialekt  .

Wir sind einfach baff. Ein deutscher   Landsmann, der lange Jahre in Lugano   wohnt und der uns das alles ruhig und naiv ge­nießen ließ, gibt uns bei der Heimfahrt die Auskunft: Denken Sie, diese Wirtin der Grotte Helvetia   ist eine geborene Kölnerin echte föl'sche Klut, die als Kellnerin in Lugano   angefangen und sich echte föl'sche Klut, die als Kellnerin in Lugano   angefangen und sich rejolut hochgerappelt hat!"

eine

Anneliese von Deffau", Winterbergs heitere Operette, die den Sommer im Berliner   Theater verbrachte, eröffnet die Winter­saison im Theater in der Kommandantenstraße. Wenn die Monarchie in Anhalt- Dessau   noch zu retten wäre, würden die Berehrerinnen dieser lustigen und sensationellen Geschichte in Musik gewinnende Treuverhältnis zwischen dem Erbprinzen Leopold und es sicher tun aus lauter Begeisterung für das jedes brave Bürgerherz feinem Bürgermädchen Anneliese. Daß ein regierender Fürst eine Apothekerstochter richtig heiratet, das geht in der Tat über den Hori­zont eines ehemaligen Untertans. Richard Keßler hat die Handlung mit einer zweiten etwas leichteren Liebesgeschichte ausgestattet und fie auch sonst frisch und lebendig gestaltet. Winterberg  , der sich selbst dirigierte, hat eine hübsche, leicht eingehende Mufit dazu geschrieben. So war der Erfolg gesichert, zumal an Ausstattung und Darstellung Borzügliches aufgetischt wurde. Marie Escher als Anneliese mar eine ebenso liebreizende wie treuherzige Anneliese, die durch ihr Spiel wie ihre wohlgeschulte Stimme gleichermaßen entzückte. Ca mille Hammes machte ols Fürst Leopold vortreffliche Figur. Nicht minder gut war das zweite Liebespaar besetzt mit Krafft­Lorging, der neckisch- scheimischen Loni Pyrmont  , auch die fleineren Rollen der Fürstin( Leona Bergère), des französischen  Erziehers( Leopold Hainisch  ) und des gravitätischen Hofmarschalls ( Friz Beckmann) waren gut herausgearbeitet.... Eine fleine Hochzeitsreise..." summte allen Besuchern noch lange im Ohr.   d.

Das Cherecht im Sowjetstaat. In einem Bericht der englischen Frauengewerkschafter, die fürzlich eine Studienreise nach Rußland  unternommen haben, werden auch genauere Mitteilungen über Ehe und Scheidung unter dem Sowjetsystem gemacht. Danach kann ein Mädchen sich mit 16, ein junger Mann mit 18 Jahren verheiraten. Die Eye ist zwischen nahen Berwandien verboien, aber nicht zwischen Onkel und Nichte, oder Neffen und Tante. Der Name der Ver­heirateten fann der des Mannes oder der Frau sein oder beide tönnen auch ihren Eigennamen weiterführen, gana wie es ihnen

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Bachems Dolchstoß".

Die Bundesbrüderschaft" der Deutschnationalen. Der innere Kontakt zwischen Zentrum und Deutschnationalen ist durch Wirths Austritt aus der Reichstagsfraktion zweifellos brüchig geworden. Die Bewegung", die der Schritt des ehemaligen Reichstanzlers vor allem im Westen Deutschlands   ausgelöst hat, wird sich umso eher durchsetzen, je rücksichtsloser die parlamen­tarifchen Bundesgenossen des Zentrums ihre eigenen Ziele Doranstellen. Daß die Deutschnationalen zu den unanständigsten Mitteln der Niederhaltung ihrer eigenen Koalitionsgenossen bereit sind, haben die Bach em Briefe zur Genüge bewiesen. Die Germania  " stellt zunächst fest, daß die Briefe Bachems echt find, daher keine Ableugnung etwas nuken wird und schreibt danu über Bachems neueste Epistel:

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,, Und was stellt er dar? Er ist einer der boshaften Gift­Das pfeile  , die je auf das Zentrum abgeschossen worden sind. erstaunlichste an der Sache bleibt, daß die Deutschnationale Partei fich offiziell zu einem so unanständigen Geschäft überhaupt her­gegeben hat. Aber im Gegenteil; der Brief ergibt sogar, daß die Leitung in aller Form mit Herrn Bachem fonfe. riert hat, wie der heimtückische Angriff am besten organisiert werden könne.

Und man beachte das Datum des Briefes: 14. Juli 1925! Also gerade zu der Zeit, wo das Zentrum im Reich mit den Deutschnationalen zusammenarbeitete, um in Zoll- und Steuer­fragen eine Lösung zu finden, bemüht sich die Leitung der Deutsch­nationalen Partei um Material wider die Führer des rheinischen Zentrums, also doch vor allem auch der rheinischen Abgeordneten des Reichstages, um ihnen durch ein unerhörtes Bespige= lungssystem das Etikett der nationalen Minderwertigkeit und Unzuverlässigkeit anzuheften. Die Ehre der gesamten Partei ist hier engagiert, dieser Schuß aus dem Hinter halt wird nicht vergessen werden.

Aber noch ein Wort zur Sache. Wenn irgendein Teil des deutschen Voltes, irgendeine Bartei Deutschlands   das Recht hätte, von sich zu sagen, daß er mit Opfern von Gut und Blut den schlüssigen praktischen Beweis für seine hingebende nationale Ge­finnung erbracht habe, dann ist es das Zentrum und seine Wähler. Um fo empörender der Versuch, wie er hier gemacht werden soll, und um so überheblicher und nichtswürdiger, als er von einer Bartei versucht wird, deren Verbreitungsgebiete ständig weit vom Schuß lagen!"

Das Zentrum wird von seinen Bundesbrüdern in der Reichs­regierung. sobald es fich restlos in deren Hand gegeben hat, noch ganz andere Dinge erleben! Um der nationalen Belange" willen greift der echt vaterländische" Mann mit Begeisterung zum Dolchmesser, zum Giftgas und schließlich zum politischen Mord. Und die Partei der Junter gibt ihren Segen dazu hintenherum" unter Wahrung strengster Vertrau lichkeit.

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Die Groß- Hamburg- Frage.

Echo der Braun'schen Rede.

Hamburg  , 8. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Zu der Er flärung des Ministerpräsidenten Braun im Hauptausschuß des Preußischen Landtages   in der Groß- Hamburg- Frage, daß Preußen bereit sei, soweit die Intereffen Hamburgs   als deutscher   Welthafen es erforderten, gegen entsprechende Kompensationen preußisches Gebiet herzugeben, bemerkt das Hamburger Fremden­blatt, das schon 1923 in dem Vorschlage der Zentralstelle für die Neugliederung des Reiches durch Dr. Drews und Graf Rödern ein Austausch von Wilhelmsburg   und benachbarter Gebiete gegen Moorburg   gemacht worden jei. Hamburg  fei zu Kompensationen bereit und habe entsprechend den. Ab­machungen mit Preußen seit zwei Jahren von jedem Schritt in der Groß- Hamburg- Frage Abstand genommen. Nach Zusammentritt

des Preußischen Landtages   merde es aber seinen Standpunit be­tonen, daß es in seiner Stellung als Welthafen preußischen Gebietes bedürfe. Die ganze Angelegenheit dürfe niat unter dem Gesichtswiniel fleinlicher Gebietsabtretungen beraten werden. Sie müsse immer den großen Gedanken des Welthajens Hamburg   im Auge behalten, und wenn Preußen auch diesem Standpunkt beitrete, so sei damit ein Wendepunkt in der Groß- Hamburg- Angelegenheit erfolgt, der die Hoffnung auf eine glückliche Lösung eröffnet.

beliebt. Eine Sowjetfrau, die einen Ausländer heiratet, behält das Bürgerrecht von Sowjetrußland. Eine Frau fremder Nationalität, die einen Sowjetbürger heiratet, behält ihre Nationalität und fann das Bürgerrecht in Sowjetrußland gemäß den allgemeinen Vor­erwerben. Der Ehemann fann seine Frau nicht zwingen, ihm zu schriften über die Naturalisation von Ausländern im Sowjetstaat folgen, wenn er einen neuen Wohnfig wählt. Während der Krank­heit, Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit des Mannes oder der Frau muß der in Stellung Befindliche für den andern forgen. Selbst wenn während dieser Zeit eine Scheidung eintritt, dauert diese Ver­pflichtung der Unterſtügung fo lange fort, bis sie nicht mehr not­wendig ist. Die Ehe ist unter dem Sowjetgesetz ein rein bürger­licher Kontrakt und die Scheidung ist leicht. Alles, was der Mann und die Frau zu tun haben, ist, daß sie sich über die Scheidung ver­ständigen; diesen Entschluß haben sie zusammen mit ihrem Ehe­zeugnis oder einer schriftlichen Erklärung über ihre Ehe den Be­hörden zu übergeben und die Scheidung ist ihnen damit bewilligt.

B.

Gegen die Vergewaltigung der Kunft. Das Präsidium der Deutschen Bühnengenossenschaft nahm in einer gestrigen Sigung zu der Vorbereitung der geplanten Proteftattion gegen die Willtürakte der Justiz, insbesondere den grausamen Urteilspruch im Falle des Schauspielers Gärtner Stellung. Eine von Dr. Nestriepfe ftilifierte programmatische Rundgebung, die in Kürze der Presse zugänglich gemacht werden soll, wurde nach kurzer Dis­fuffion gutgeheißen. In einer der ersten Oktoberwochen wird im Großen Schauspielhaus eine Riesenfundgebung für die Freiheit der Kunst stattfinden, der die Vertreter der literarischen und kritischen Bublizistit, sowie die Repräsentanten der kunstbildnerischen Ber­bände breiteste Resonanz leihen werden. In der Sigung brachte der Anwalt Gärtners, Dr. Hamburger, einen Brief seines Klienten in Umlauf, der mit aller Drastit bewies, wie kleinliche Schikane die Ehrenhaft" des Schauspielers in fraffes Gegenteil verzerrt.

Das Weltfriegsheldenmal. Der Reichskunstwart Dr. Reds­ lob   wird Mitte September das Bergland an der Oberweser   auf­suchen, um festzustellen, ob in diefer Gegend ein geeigneter Blag zur Aufstellung des geplanten Reichsehrenmals für die Gefallenen des Weltkrieges ift. An der Fahrt werden auch Abgeordnete, Künstler, Schriftsteller und Vertreter der Behörden dieser Gegend teilnehmen. Ob die Errichtung eines solchen Heldenmals der deutschen Republik im Hindenburg  - Zeitalter überhaupt wünschenswert ist, erscheint uns zweifelhaft.

Schweizer   Kunst in der Berliner   Nationalgalerie. Die große Schweizer  Kunstausstellung, die zurzeit in Karlsruhe   gezeigt wird und die aus dem jezigen Schaffen aller Teile des Landes mit einem Rüdblid über die Schweizer   Kunstübung des letzten Jahrhunderts zusammengestellt worden ist, soll nun auch in Berlin   vorgeführt werden. Direktor Jufti will einen wesentlichen Teil der Schweizer   Werke in der Nationalgalerie ausstellen. 3m Walhallatheater beginnen die Aufführungen der Ausstattungsrevue Mal was anderes" von heute ab täglich um 8 Uhr.

Orgeltonzerte in Dom. Am Donnerstag, abends 8 Uhr, beginnt der Domorganist Walter Fischer im Dom seine regelmäßigen Drgellonzerte unter Mitwirtung namhafter Gesangs- und Instrumentalfünstler. Programme, die zum Eintritt berechtigen, an 50 Bf. an der Staffe