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Tatsächlich ist das deutsche   Doli bis hinauf zum wilhel- minischen Staatssekretär und bis hinüber zur konservativen Reichstagsfraktion durch die.Halbgötter" der.O. H.-L." und des..Kriegspresseamtes" belogen und in eine m i l i t a- ristische Psychose hineingetrieben worden, die es dem E i n z c l l e f e r der deutschen   Presse einfach unmöglich machte, denklaren politischen Verstand" zu bewahren. Hier liegt die Schuld I Die ist aber nicht tragisch und nicht heroisch! Sondern kriminell und unmoralisch! Der Beweis dafür ist der Katzenjammer, der sich jetzt sogar in der Rechtspresse Raum schaffen muß._ Ein Kabinettstück neuöeutscher Justiz. Ter Einzelrichter von Pöllwitz  . Der Oberreichsanwalt hielt es für angezeigt, zur IIIu- stration der deutschen   Rechtspflege unter den Abschnitt der neuen deutschen   Justiz einen kräftigen Strich zu ziehen und setzte auch die beiden Kapp-Putschisten und Konter- revolutionäre, den Kapitän Ehrhardt und den Oberst Bauer, außer Verfolgung. Den Ehrhardt, der wegen Meineids und Anstiftung zum Meineid verfolgt wurde! Während jedoch die Richter und Staatsanwälte des Reichsgerichts und der großstädtischen Landgerichte immer noch gewisse Rechtsfloskeln vor ihre Urteile und Haftbefehle setzen, hat uns ein Amtsrichter aus Pöllwitz   in Schlesien   die wahre Psyche des deutschen.Einzelrichters" in einer klassischen Urteilsbegründung offenbart, die der Nachwelt überliefert zu werden verdient. Der Tatbestand tft kurz folgender: In Kummernick in Schlesien   hielt die sozialdemokratische Partei voriges Jahr eine Wahloersammlung ab. Ein als.nationales" Rauh- bein bekannter Landwirt, namens Schwarzlose, setzte sich bei Beginn des Schlußwortes ans Klavier, ließ von seinem völkischen Sprengtrupp" einen grausigen Schlachtgesang intonieren und widersetzte sich dann der dreimaligen Aufforderung des Vorsitzenden, das Lokal zu ver- lassen. Die Partei klagt wegen Hausfriedensbruch  . Der Herr Amtsrichter weistIm Namen des Volkes" die Klage ab und spricht den Angeklagten mit einer Begründung st ei, die, geschrieben auf ein amtliches Papier der Republik  , nichts andres als eine wüste Bierbankrede gegen den neuen Staat ist und folgende klassischen Sätze enthält: .Bekanntlich besteht das Wohloersammlung besuchende Publi- kxm überhaupt nicht aus Leuten, die das ernsthafte Bestreben h iden, sich dort in erster Linie über politische Fragen in Ruhe und '!ngestörtheit gründlich zu unterrichten(wozu derartige Deranstal- ungen auch ganz ungeeignet sind). Das Schlußwort ist gewöhnlich nur eine Art aufdringlichen Fanfarengeschmetters, mit dem der Umdruck der Versammlung möglichst wirksam vertiest werden soll id von dessen Wirksamkeit erfahrungsgemäß auch der Erfolg des : i s ch z u g e s in den Reihen der Haltlosen tatsächlich ab- .inat. Der Hauptredner hat im Schlußwort in zusammenhängen- er Rede das letzte Wort und nützt diese günstige strategische Lage iufig dazu aus, erst jetzt das allerschwerste Geschütz seiner Schlag- ärter mit heftigen Angriffen aus die Opposition und die gegne- -'chen Diskussionsredner zu allgemeiner Ohren- und Ge- iirnbetäubung auf die Menge loszulassen. Der Minister des Innern ist in seiner an die Polizei ergangenen Verfügung vom 29. März(M. d. I. S. 349) der Ansicht, daß ."er Wahlkampf nicht mit terroristischen Mitteln geführt werden dürfe. Was heißt das? Man wird, um die Absicht des Ministers smigermaßen erkennen zu können, vielleicht mit Dorteil einen Blick darauf werfen, mas in europäischen   Parlamenten und namentlich in deutschen   Volksvertretungen nach vielfachen Pressemeldungen als zurzeit ollgemein üblich im Kampfe der politischen Meinungen angesehen wird, denn jedenfalls darf wohl der Schluß gezogen werden, daß, was die politisch H ö ch st stehenden eines Volkes nicht verpönen, auch dem einfachen Manne aus dem Volke in den poli- tischen Versammlungen, die er besucht, erlaubt sein muß.... Nun steht fest, daß in den gesetzgebenden politischen Versammlungen, e«wa Ungarns  , der Tschechoslowakei  , Polens  , Frankreichs  , Mexikos  die Verwendung stärkster akustischer Mittel zur Niederkämpfung politischer Gegner von jeher üblich war, und daß die deutschen  Volksvertretungen im Laufe der letzten Jahre sich diese im Ausland bewährte Methode ebenfalls immer mehr angeeignet haben. ?m Deutschen   Reichstage und Preußischen Landtage z. B., die nach en Verfassungen als die Auswahl der feinsten politischen Köpfe Deutschlands   anzusehen und daher bei Ermittlung von Rechts- und Anstandsnormen im politischen Leben wohl als Vorbild zu achten ünd, bedient sich ein Teil der Opposition zur Hervorbringung von Stimmungsefsekten ganz merkwürdiger Instrumente.  --- Aus diesen Erwägungen ergibt sich die B e r e ch t i g u n g des Angeklagten zum Klavier spiel im vorliegenden Falle und die rechtliche Beschränkung des Versammlungsleiters, dieses dem Angeklagten verfassungsmäßig zustehende Recht durch Hinauswersen aus dem Saal verkümmern zu dürfen, selbst wenn man dem Der- sammlungsleiter ein relatives Hausrecht zuerkennen will." Die Herren Richter haben sich in den sechs Jahren Repu- blik ja schon allerhand gegen den neuen Staat heraus- genommen. Den Herren Amtsgerichtsrat Dr. Springer in Volkwitz aber scheint der Geist Bewersdorffs, der seit Friedrich Eberts.Erledigung" durch ein deutsches Gericht offensichtlich unsere Amtsstuben unsicher macht, nicht mehr schlafen zu lassen. Und so fügt er zu der Rechtsbeugung noch den Hohn.
Ireltod öer Tochter Eüuarö Sernsteins. Die Gattin des Arztes und Sozialhygieniker» Pros. Dr. C h a j e s. unseres bekannten Parteigenossen, hat heute morgen einen tragischen Tod gefunden. Frau Chnjes war die Tochter des Genossen Eduard Bernstein  . Seit Iahren schwer nerven- leidend, befand sie sich mit ihrem Gatten auf einer Erholungsreise. ol» die Nachricht von der Erkrankung de» Vaters sie zurückrief. Seit ihrer Rückkehr hat sie sich liebevoll um den Erkrankten bemüht. dessen Genesung zusehends Fortschritte machte. Heute früh ober hat sich Frau Chajes aus ihrer vier Treppen hochgelegenen Wohnung in der Innsbrucker Straße herabgestürzt. Sie erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß sie bald darauf starb. Welche Gründe sie dazu trieben, den Freitod zu suchen, ist nicht zu erfahren. Wahrscheinlich hat die Erkrankung ihre« Vater» und die mit der plötzlichen Rückberufung verbundenen Aufregungen ihr Leiden noch außerordentlich oerstärkt, sodaß der letzte Schritt auf einen Nerven- Zusammenbruch zurückzuführen wäre. Den in der Genesung begriffenen Genossen Eduard Bernstein  wird die Nachricht zweifellos schwer treffen, nicht minder den Gatten der Verstorbenen. Die Parteigenossen, denen Bernstein   wie ffgatts fiCTtoBtf Arewlde jiafa. werde» ihre Trauer teilen.
ZWijchenfall.
Es ist um die Mittagsstunde. Durch den fiebernden Verkehr der Straßenbahnen, Autobusse und Kraftwagen schlängelt sich springend, spähend, im steten Uebersetzen von Punkt zu Punkt, der Mensch. Dicht sitzt ihm der Wirbel der endlosen Maschinerie im Nacken. Es ist jedoch keine Kampfstellung, die er in dieser Methode des Chaos einzunehmen braucht. Er kalkuliert nicht die Schwierig- leiten, er überwindet sie niit Instinkt. Hier herrscht keine Be- sinnung, weil die Mechanik triumphiert. Das Radwsrk läuft sich spulend aus, bis die hemmenden Schatten sinken und die lässige Unbe- stimmtheit der Nacht verwischend über alles kommt. Manchmal jedoch gibt es Augenblicke... Aus der größten Straße kommt in langsamem Gang ein L e i ch e n w a g e n. Er müßte sich ja dem Tempo des Verkehrs anpassen. Aber er springt aus der Reihe. Auch Springen wäre zu viel gesagt. Der Schupomann, der mit ausge- ftreckter Hand das vielzuckende Ungeheuer Verkehr regelt, ist unschlüssig und augenscheinlich rotlos. Dies sieht das Reglement nicht vor. Jener Kraftwagen 12 753 müßte nun eigentlich schon um die Ecke sein. Darf er stocken? Der Straßenbahnführer steht, jäh bremsend, mit der Hand an der Kurbel. Jetzt ist der schwarze Wagen im Brennpunkt der Straße. Wie leichtes Aufbäumen geht es durch die rostlose Maschinerie. Leiser Unwille paart sich mit Verwunde- rung. Ein Herzschlag Stocken. Sie gönnen dem Tod, der jetzt schon wieder humpelnd auf der anderen Straßenseite verschwindet, zwei Minuten Ruhe. Und aufatmend braust das Leben in neuem Puls- schlag weiter. verftänöige Nichter. Da» Leben im Wohlstand als Verführer. Es ist eine alte Geschichte: Zu leicht fallen junge Hausangestellte den Versuchungen des wohlhabenden Hauses zum Opfer. Der Wohlstand, der sie umgibt, wird ihnen zum Verhängnis. Auch sie gelüstet es nach den wundervollen Dingen, die sich im Besitze der Menschen befinden, mit denen sie unter einem Dach leben. Jugend- licher Leichtsinn, natürliches Pntzbedürfnis führen ihre Hand. Eines schönen Tages werden aber die Verfehlungen bekannt. Dann heißt es: Diebin. Anzeige. Haft, Gericht. Wohl dem Mädchen, das dann einen verständigen Richter findet. Da steht vor dem Einzelrichter, bescheiden und tJeblfch, ein neun­zehnjähriges Ding. Es war ihre erste Stellung. Sie ist hierher von einem Thüringer Städtchen geholt worden. Am 19. Oktober trat sie ihren Dienst an. Schon vor Weihnachten   begann hin und wieder Geld aus der Brieftasche des Herrn zu verschwinden. Dann kam eine Armbanduhr an die Reihe. Auch jetzt siel noch kein Ver- dacht auf sie. Sie war ja so liebevoll, anhänglich, man hielt sie auch sehr gut im Hause. Dann fehlte aber eine goldene Uhrkette. Man suchte in ihren Sachen nach. Geld, ein Gedichtband, eine Krawatte, ein Paar Handschuhe, die man bei ihr fand, gestand sie genommen zu haben. Man schickte sie nach Hause, sprach dort mit ihren Eltern, versuchte auch, sie zum reden zu bringen. Sie behauptete aber nach wie vor, die anderen Sachen nicht genommen zu haben. Da niachten die Arbeitgeber Anzeige. Auch hier blieb das Mädchen bei ihrem Leugnen. Sie erhielt zehn Tage Gefängnis, Strafaus- s e tz u n g. Die Leiterin der Wohlfahrtsstelle am Polizeipräsidium erschien, um die Schutzaussicht zu übernehmen. Das junge Mädchen hatte bereits eine andere Stelle. Am selben Tage ein zweiter Fall. Hier hat das Mädchen im Juni ihre Stelle angetreten. Schon im August fehlt« Ver- schiedenes. Auch hier suchte man in den Sachen des Mädchen» nach und fand S9 Zigarren, eine Flasche Wein, fünf Meter Leinen und Hemden, die einer, anderen Angestellten gehörten. Auch hier lautete da» Urteil auf zehn T ag e G e- fängnis. Strafaussetzung. Die Schutzaufsicht soll die Frauenhilfsstelle übernehmen. Der Richter betonte wohl den Leicht- sinn der Mädchen und wollte sie vor dem Gefängnis bewahren. Trotzdem sind die beiden Urteile zu bemängeln.' Der Staat»- anmalt hatte Gefängnis beantragt, weil die Vermögenslosigkeit der Mädchen eine Geldstrafe unmöglich mache. So wird selbst die Mittellosigkeit der Mädchen zur Strafe für sie. In Wirklichkeit könnte aber auch die Ersatzfreiheitsstrafe bei guter Fühning erlassen werden. Die Geldstrafe könnte ober in kleinen Raten auch die Hausangestellte bezahlen. Vom kriminalpädagogischen Standpunkte aus ist die Geldstrafe gerade in diesen Fällen ratsam. Sie dient gewissermaßen als ständige Mahnung und Warnung, dagegen kann der Makel der Gefängnisstrafe in so mancher Beziehung dem Mädchen im späteren Leben hinderlich werden. Ungerechtfertigt erscheint auch die Beaus- tragung der Frauenhilfsstelle, deren Aufgabe allein die Betreuung der sittengefährdetcn Mädchen ist, mit der Schutzaufsicht. Dagegen übernimmt die Wohlfahrtsstelle am Polizeipräsidium auch bei jungen Mädchen, die das 21. Lebensjahr überschritten haben, seh? gern die Schutzaussicht._ Im Streit erschossen. Im Streit hat in der vergangenen Nacht der 29 Jahre alt« Kaufmann Willy M i l l i u s den Kaufmann Josef D o- b r a ch o w s k i in dem Hause Nikolsburger Platz 3 erschossen. Hier bewohnte Millius seit Anfang Juli d. I. ein möbliertes Zimmer. Ihn, wurde gekündigt, weil er mit der Miete im Rück- stand war, und an den nächsten Tagen sollte er ausziehen. Da» Zimmer war bereits an Dobrachowski wieder vermietet. Gestern war Millius den Tag über in Groß-Bcrlin geschäftlich tätig. Erst gegen 12 Uhr nachts kam er nach Haufe. Jetzt sah er zu seiner Verwunderung, daß seine Sachen auf den Flur gestellt waren und daß Dobrachowski das Zimmer bereit» bezogen hatte. In großer Aufregung ging er zu dem neuen Mieter hinein und stellte ihn zur Rede. Es kam zwischen den beiden zu einem heftigen Streit, der damit endete, daß Millius seinen Revolver zog und seinen Gegner niederschoß. Dieser brach tot zusammen. Millius begab sich jofort nach dem 156. Revier und zeigte den traurigen Vorfall an. Nach seiner Darstellung hat Dobrachowski ihn angegriffen, so daß er in der N o t w e h r zum Revolver griff und den Verhängnis- vollen Schuß abgab. Ob das richtig ist, bedarf noch der näheren Untersuchung. Millius wurde vorläufig in Hast behalten. Der schützende Pfeil. Auf dem Kurfürstendamm   an der Joachimsthal   rr Straße sind merkwürdige Zeichen aus dem Asphalt erblüht. Sie erglühen in brennend roter Farbe und sind mit einem weißen Rand dekoriert. Die Form des Pseiles paßt zu ihnen nicht, da ein Pfeil gewöhnlich schlank und lang ist und nicht unter Vcrsettungs- erscheinungen leidet. Eigenttich wirken diese grotesken Wesen wie Reklamemarken, die aus irgendeinen Zirkus oder aus eine ähnliche Anstalt hinweisen. Das sind sie aber keineswegs, im Gegenteil, sie dienen einem durchaus ernsthasten Berkehrszweck. Sie grenzen«inen schmalen Straßen st reifen ab, der ge- wissermaßen für die Fußgänger eine Rettungsinsel vor der drängenden Flut der Automobile an den Halte st eilen der Straßenbahn bildet, eine Notwendigkeit, da die meisten Automobile in großzügiger Weise von ein- und aussteigenden Menschen keine Notiz nehmen und wenn irgend möglich noch ihr« Fahrgeschwindigkeit an diesen gefährlichen Stellen erhöhen. Die Pfeile am Kurfürstendamm   stehen augenblicklich Probe, man weiß noch nicht, ob sich diese Einrichtung so bewahren wird, um in allen Teilen Groß-Derlins eingeführt zu werden. Jedenfalls geben sie, wie sie auch ihre Probezeit überstehen werden, dem Strohenbild eine neue Note._ jener ans dem Flugplatz in Zohannisthal. Auf dem Flugplatz in Johannisthal   kam heute in der Flugzeughalle 9, die zu einem Wohuhauje umgebaut ist» ein ouv öejjeu Kutjtehungs»
ursache noch nicht ermittelt werden konnte. Neben der Adlershofer  Feuerwehr rückte auch die Wehr der Berliner   Zugwache 8 zur Le- kämpfung des Feuers aus. Jugeaöpflege auf üem Lanöe. Von Staats wegen wird darauf hingearbeitet, daß in jedem Orte ein Ausschuß für Jugendpflege gebildet werde, der ehrenamtlich sich betätigt. Ein lobenswertes Beginnen, das den Zweck hat, die aus der«schule Entlassenen durch Sportübungen und Befriedigung geistiger und künstlerischer Bedürfnisse zu törper- lich tüchtigen und geistig interessierten Menschen zu machen. Un- parteiisch gehandhabt und jegliche politische Beeinflussung vermei- dend kann das Wirken eines solchen Ausschusses segensreich wirken. Zluf dem Lande, in den Dörfern, liegen die Verhältnisse be- kanntlich so, daß der Landbund dominiert und in dem ihm ange- gliederten Jugendlandbund die heranwachsende Jugend, Burschen wie Mädchen, zu seinen Rekruten heranzieht, die, in der Mehrzahl Söhne und Töchter von Bauern, aus den von seiner Arbeit lebenden Jugendlichenohne Ar und Halm" mit Geringschätzung herabblicken. Einer unserer Mitarbeiter hatte jüngst Gelegenheit, der Bildung eines solchen Ausschusses für Jugendpflege in einem Dorfe der Umgebung Berlins   beizuwohnen, und es gelang uns. dem Gedanken eines unpolitischen, der gesamten Jugend offenstehenden Iugcndvereins zum Siege zu verhelfen, trotzdem Iugendlandbund und Frontbanner(!) ihre Ansprüche aus Jugend- pflege anmeldeten, während ein sozialdemokratischer oder demökra- tischer Jugendverein nicht existierten. Es wurde beschlossen, mit Hilfe von Gemeinde und Kreis einen Sportplatz anzulegen, sowie auch der Vermittlung geistiger Genüsse näher zu treten. Es wäre unserer Ansicht nach falsch, wenn Jugendliche, die schon halb auf dem Boden einer freien Weltanschauung stehen oder deren Eltern der sozialdemokratischen oder demokratischen Partei ange» hören, sich von der Beteiligung ausschließen würden, denn das hieße nur den Gegner stärken. Wie der Vertreter der Kreis-Iugend- pflege in seinem einleitenden Vortrage betonte und wie es alle anwesenden älteren Gemeindemitglieder bestätigten, ist es de? Wunsch, eine neutrale Sport- und Bildungsstelle zu bilden. Wird dies mit Hilfe aller freiheitlich Gesinnten durchgeführt, so wird damit den Phrasenhelden, die in dennationalen" Verbänden da« große Wort führen, das Wasser abgegraben und die Haltlosigkeit ihrer Ueberhebung tritt zu Tage. Ueberlöht man ihnen aber die Pflege der in Rede stehenden Interessen, so würde es sicher dazu kommen, daß ihrePflege" ihren Interessen dienstbar gemacht wird. Und dazu würden dann Gemeinde und Kreis noch allgemeine Mittel bewilligen! Unfall eines Militärfonüerzuges. Zwei Tote, vierzchn Verletzte. Augsburg  . 9. September.  (WTB.) Die Eisenbahndirektion Augs- bürg teilt mit: Der Militärsonderzug 4934 7. der da» 3. Bataillon des 14. Reichswehr  -Jnfanterierregiments Konstanz   und Teile des Ausbildungsbatuillons Donaueschingen von Ulm   nach Treuchtlingen   beförderte, stieß heute Nacht 12 Uhr 55 Min. bei der Einfahrt in die Station Donauwörth   an eine über das, Merkzeichen ins Fahrgeleise hineinragende Wagengruppe auf. Durch den Anprall wurden der hinter der Zuglokomotioe lausende Packwagen und der folgende mit Soldaten besetzte Personenwagen ineinandergeschoben. Der als Zugführer fahrende Ober» schaffner Stohr aus Augsburg  , sowie der Reichswehrsoldat Fritz S ch w e h r aus Freiburg   im Breisgau wurden hierbei so schwer verletzt, daß sie bald darauf starben. Außerdem wurden vier Reichswehrsoldaten schwerverletzt und zehn leicht ver- letzt. Der Materialschaden ist nicht unbedeutend. Der Unfall wurde durch ein Versehen bei der Gleisfreilegung im Bahn» Hof Donauwörth, der durch den Viehmarkt vom 8. September stark beansprucht war, herbeigeführt. Aerzte und Sanitätsmani»- schaffen waren alsbald zur Stelle. Die Verletzten such im Donau  - wörcher Krankenhaus untergebracht. Mit dem Augsburger Hilfsgerütv» sonderzug traf der Präsident der Reichsbahndirektion ein. Der Militärsonderzug konnte die Fahrt um 6 Uhr früh mit fünfstündiger Verspätung fortsetzen. Weitere Betriebsstörungen hatte der Unfall nicht zur Folge. Die Nomen der Verletzten sind: 1. Friedrich Baug aus Pausen im Tal; 2. Hermann K l e i n h a n s aus St. George» bei Freibura i. B.: 3. Friedrich Holzheu au« Freiburg   i. B.: 4� Joseph Zetsche aus Baden-Baden  : 5. Rudolf Pfaff au» Letmagen(Westfalen  ): 6. Fritz Rodler aus Freibura i. D.; 7. Emil N i t f ch e aus Voringen-Stadt(Amt Hohenzollern  ): 8. Eugen Stadler aus Pfohren  : 9. Hermann Duetfche aus Schönau  - Brandt(Kreis Lörrach  ): 19. Anton Schießt aus Eschweiler  (Amt Neustadt, Baden  ): 11. Anton Ullrich   aus Sandweiler  (Baden  ): 12. Karl Reiser   aus Veringen  -Stadt(Amt Hohenzollern  ). Zwei weitere Verletzte sind bereits zu ihrein Truppenteil wieder ent- lassen worden. Der japanische Weltflug. Zwei japanische Flieger. H i y o s ch i Ab« und Katsuhiko K a w a ch i, werden auf ihrem Fluge von Tokio   nach Europa  , der von einer der größten Zeitungen Japans  , derOsaka Asahi", ver» anstaltet worden ist, am 15. September für einen mehrtägigen Aufenthalt i n B e r l i n eintreffen. Die Reichsregierung hat ihre Ge- nehmigung zum Ueberslug Deutschlands   erteilt. Die Flieger werden am 14. September von Moskau   abfliegen und ihren Weg über Riga  und Königsberg nehmen. Für Königsberg fft ein kurzer Auf- enthalt vorgesehen. Die Landung in Berlin   wird aus dem Tempel- hofer Feld am 15. September vormittags erfolgen. Das Unternehmen derAsahi"-Flieger ist der erste große Europaflug, der von japanischen Fliegern unternommen wird. Die Unwetterschädeu in Nordböhmen  . Reichenbera, 9. September. Die Unwetterkatastrophen, die Mitte August Nordböhmen   heimsuchten, haben in den am meisten betroffenen Bezirken von Gablonz  , Reichenberg  , Deutschgabel, Leit- meritz, Aussig   nach den amtlichen Feststellungen Schäden in der Höbe von mehr als 5 9 Millionen Kronen angerichtet. Ein Ministerrat beschästiate sich mit der Frage der Aufbringung dieser Summe durch den Staat. Man faßte ein« Kreditgewährung, die durch Ersparungen im Budget geschaffen werden soll, ins Auge. 19 Millionen sind aus dem Fonds für Elementarkatastrophen noch vom Vorjahre vorrätig. Anteilnahme der Dresdner   Stadtvertretung. Wie Bürgermeister und Abgeordneter Kraus- Deutschgabel in der letzten Sitzung des Stadtrates mitteilten, hat die Stadt vom Magistrat Dresden   ein herzliche» Schreiben erhalten, in welchem die Dresdner   Körperschaft der Stadt und der ganzen Be- völkerung warme Teilnahme ausdrückt, und daran erinnert, daß die dortige Bevölkerung sich beispielgebend der armen erholungs- bedürftigen Kinder in den Iahren 1922 und 1923 angenommen hat. Die Stadtvertretung richtete ein Dankschreiben nach Dresden  , in welchem der Freude Ausdruck gegeben wird, daß man in weitesten Kreisen Deutschlands   für die Lage und den Kampf des Sudeten  - deutschtums Anteil und Berstöndnis aufbringt. Aulokalastrophe in Serbien  . Auf der Strecke Sofio-Orchani« stürzte ein mit 11 Reisenden besetztes A u t o, als es über ein« Brücke fuhr, in den Fluh hinab. Neun Reisende wurden, schwer oerletzt, durch einen Bauern au» dem Wasser gerettet, zwei andere sind tot. Groß-Serliaer Parteinachrichten.
Tcmpilhak Ocffentlich« Nersammtun« moraen Donn-r«tag, dni ia. Sevt, W 8 Uhr. Aula de» Realgymnaguu«. Ztaiserm-Augusta-Htrah« Thema: Zoll» " und Steuerpoltllk der Rcicheregierung. Referent! Zturt Heinig.