Vonnerstag 10. September 1925
Unterhaltung unö Ä9issen
Seklage des vorwärts
Eine historische Putzmamsell. Von Larry Brachvogel. Aus einer der Postkutschen, die von Abbeville nach Paris fahren, springt flink ein blutjunges Ding, als könnte es nicht schnell genug die neue Luft einatmen, die von köstlichen Spiegelungen, Phantasien und Rasereien durchzitterte Luft von Paris . Was die Kleine in Paris sucht? Was sie alle suchen, die Tag für Tag von allen Post- kutschen der Provinz nach Paris gebracht werden und die Hochburg des Reichtums und Glanzes mit ihrer kecken unverbrauchten Kraft berennen wollen— das Glück. Wahrscheinlich wird die Kleine nicht gar lang zu suchen brauchen, denn sie ist frisch und hübsch, wenn sie auch mehr einem molligen, lustigen nicht allzu feinen Wiener Mädel gleicht denn einer Pariserin, und ihre Finger sind geschickt für allerlei zierlichen Putz. Die Putzmacherinnen sind in diesem Augenblick(man schreibt das Lahr 1733) die Frauen von morgen: schon stichelt und liebelt im Atelier Labille die entzückende, liederliche Mamsell Jeanne, die übers Jahr des allernden Königs Herz gewinnen wird, dazu un- ermeßliche Reichtümer, Adelsprädikate und eine etwas überdustende Berühmtheit.... Noch aber gibt es keine Gräfin Dubarry . Rose Bertin *), die eben aus der Postkutsche von Abbeville gestiegen ist, kann ihre ehr- geizigen Träume also noch vor keiner ehrwürdigen Tradition ver- ankern. Brauchts auch gar nicht, denn erstens ist sie klug und tüchtig, und zweitens hat ihr daheim einmal eine Zigeunerin prophezeit, daß sie Reichtum erwerben und daß man ihr die Schleppe nachtragen werde. Vielleicht hat Rose Bertin späterhin die Zigeunerin samt ihrer Prophezeiung nur erfunden, weil sie solche Weissagung kleidsam und vornehm fand, jedenfalls aber brauchte sie nicht gar lange um eine Stellung umherlaufen, sondern fand ziemlich schnell Arbeit in dem eleganten Putzgeschäft der Rue Saint-Honore, das„Au Trait galant" hieß. Fräulein Pagelle bediente nur die alleroornehmste Gesellschaft und so wurde denn Rose an einem eiskalten Wintertag zu später Stunde ins Palais Conti geschickt, um dort die Hochzeits- kleider für Mesdemoiselles de Bourbon abzuliefern. Die Befugniffe der Putzmacherinnen gingen ja in jener Zeit weit über die Grenzen hinaus, die ihr heute gesteckt sind: sie fertigte nicht nur Hüte, sondern besorgte auch die Garnierung und künstlerische Ausgestaltung der übrigen Toilette, zu der die Schneiderin eigentlich nur das Gerippe lieferte. Ms Rose das Palais Conti betrat, führte man sie in ein' Vorzimmer, in dem ein behagliches Kaminfeuer dem Mamsellchen so verlockend schien, daß sie den großen Karton auf den Boden stellte und die steifgewordenen Hände und Füße an der Flamme wärmte. Sie lieh sich, in dieser angenehmen Beschäftigung auch nicht stören, als eine verhutzelle alte Dame das Gemach betrat, hielt sie für eine Kammerfrau und zeigte ihr voll Stolz die knisternde Pracht aus dem Karton und versenkte sich mit chr in einen gemütlichen Plausch, denn sie hatte ja strengen Befehl von Fräulein Pagelle, das Palais nicht zu verlassen, bis die Frau Prinzessin selbst die Hochzeitskleider be- augenscheinigt hatte. Die Frau Prinzessin ließ lange auf sich warten, aber Rose fand die Zeit ganz kurz, denn es schwatzte sich wunder- hübsch mit dieser alten verhutzelten Kammerfrau. Bis endlich die Türe des Borzimmers ausging, eine pompöse Hofdame hereinrauschte, um alsbald im tiefsten Knicks vor der verhutzelten Kammerfrau zu- sammenzufinken:„Wie, Ihre Hoheit befinden sich hier?!"—„Ja, und ich habe mich köstlich amüsiert!" Man kann sich die Verwirrung und den Schrecken der Kleinen denken, aber die Prinzessin lachte, beruhigte sie und versicherte ihr, daß sie künftig vom Hause Conti die größte Förderung erwanen dürfte. Aeuherst vergnügt zog nun Rose mit ihrem geleerten Karton ab, erzählte im Atelier Pagelle natürlich chr Abenteuer, verschwieg aber so geschickt ihren Schrecken, unterstrich so talentvoll die Versprechungen der Prinzessin, daß Fräulein Pagelle, die schon lange das Tatent der Kleinen erkannt, hatte, die Arme weit öffnete, sie pathetisch ans Herz zog und ihr ganz unpa- thetisch, aber praktisch anbot, als Teilhaberin in das Geschäft einzu- treten. Nun beschreitet Rose Bertin eine Via triumphalis, die mit Tüllrüschen bekränzt, mit Taftbändern bewimpelt, von Straußen- federn überweht, von Brillantagraffen durchsonnt ist und durch alle Häuser des Hochadels direkt ins Königliche Schloß von Versailles führt. Marie Antoinette galt, als sie nach Paris kam, keineswegs für eine geschmackvoll oder gut angezogene Dame, der Graf Mercy- Argenteau schreibt über sie, was Maria Theresia über ihre andere Tochter, die Königin von Neapel, schrieb:„Sie versteht durchaus nicht, sich anzuziehen". Unter den Händen der Bertin wandelle sich aber die Wiener Chrysalide schnell zum Pariser Schmetterling, und ehe man sich? versah, herrschte Marie Antoinette als absolute Königin im bunten, ewig bewegten Reich der Mode und des Geschmackes. Neben ihr stand gravitätisch, selbstbewußt bis zum Größenwahn ihr Modeminister, Rose Bertin . die sich natürlich inzwischen ein eigenes Geschäft,„zum Großmogul" in der Rue Saint-Honore errichtet hatte. Der Modeministcr— Spott und Erbitterung hatten den Namen gefunden, aber Fräulein Bertin hörte ihn noch mit mehr Stolz als ihren offiziellen Titel:„Hoslieferantin I. M. der Königin." Der rasche, glänzende Aufstieg hatte der Provinzlerin Atem und Selbst- ertenntnis genommen, daß sie in komischer Vergessenheit sich und ihre duftigen Nichtigkeiten für ungeheuer wichtig hält und prahlt: „Ich habe gestern drei Stunden mit der Königin gearbeitet." Oder: „Ich habe soeben eine längere Konferenz mit der Königin gehabt." Aber kann man sich über die Irrtümer der Putzmamsell wundern, wenn die Königin selbst, die Tochter der klugen Maria Theresia , ihr huldigt? Fräulein Bertin nimmt eine Stellung am Hofe ein, wie nie zuvor eine ihresgleichen, lieber alle Ehrendamen und Kommerfrauen hinweg ruft die Königin sie zu sich in ihr Gemach, beratschlagt mit ihr halbe Tage lang, was für Kleider. Hüte, Poufs usw. im Atelier Bertin gefertigt werden sollen, treibt allerlei Schaber- nack mit ihr, stellt sie sogar einmal einer biederen, zur Audienz ent- botenen Kleinstädterin als würdige Aebtissin vor. Wenn bei festlichen Aufzügen der Hof an Fräulein Bertin vor- beifährt, grüßt das Königspaar freundlich hinauf, und alle Prinzen tun es ihm natürlich noch: erscheint Fräulein Bertin im Theater, so schickt ihr die Königin einen Kavalier, damit er die Modistin zu ihrem Sitze geleite. Befremdet, unwillig blickt Paris auf diese Intimität der allerhöchsten Frau mit ihrer Lieserantin, blickt um so unwilliger, als trog der Not im ganzen Lande der Luxus und das Toiletten- budget der Köniain von Lahr zu Jahr steigen. Mit ihnen steigen die Frisuren, die"bald sich so hoch türmen, daß die Damen nur mclir kniend in ihren Wagen und Sänften Platz finden, und daß Maria Theresia beim Anblick eines Bildes ihrer Tochter, das der Graf Mcrcy-Argenteau überbringt, empört ausruft:„Das muß ein Irrtum sein, das ist nicht die Königin von Frankreich ..." Nun, die hübsche Königin und Fräulein Bertin sind erhaben über solche Rückständig- leiten. Das Toilettenbudget steigt, steigt.... Man bedenke aber auch nur, was für entzückende Poufs Fräulein Bertin und(leider!) auch ihre Konkurrentin ersindet! Da der König sich hat impfen lasten, gibts einen„Paus der Impfung", der mit einer Keule, einer Schlange, einer Zeder, einer aufgehenden Sonne und anderen Kleinigkeiten den Triumph der Wissenschaft, nämlich die Impfung, illustriert. Wenn die Königin nach ihrem Wochenbett zum ersten Mal« ausfährt.'trägt man plötzlich ewen„Pouf der Genesung" und jedes kleine oder große Tagesereignis wird auf diese Weise durch Locken. Bänder, Maschen. Blumen und Zierrat koiffeurmäßig dargestellt, daß die hübschen Damen ausschauen wie die neueste Nummer einer modernen Jllustrationszentrale. Selbst„Bastillenhäubchen" und *) Emil Longlade:„La Marchande de Modes de Marie Antoi- nette, Rose Benin"(Albin Michel , Paris ).
„Bürgerinnenhäubchen" werden die graziösen Aristokrotinnen mit Entzücken tragen, nicht ahnend, wie teuer sie diese Mode bald, nur zu bald bezahlen müssen.... Zunächst aber ist alles noch Glanz und Gloria, und Fräulein Bertin riskiert sogar, der berühmten Ouinault, die sie etwas nervös um einen Pouf drangsalierte sagen zu lassen:„Bah, wenn man Hos- lieferantin ist, braucht man sich nicht um eine alte Komödiantin zu kümmern I"(Schluß folgt.)
Theorie unö Praxis.
aber umsonst kann man da» nicht verlangen i' /lnatole Irance im Gespräch. Jean Jacques Brousson, Frances getreuer Eckermann, hat seinen Herrn und Meister in seinem soeben im Verlag für Kulturpolitik(Berlin ) erschienenen, von Max N a r b fein- fühlig übersetzten Buch„A notole France in Pantoffeln" der Well menschlich nahe bringen wollen. Wenngleich er mit der Unbedenklichkeit des Franzosen in diesem Bestreben mehrfach die Grenzen der Darstellung des Intimen überschreitet, so gibt er doch im ganzen ein ungemein farbiges und lebendiges Bild Frances, wofür die folgende Schilderung Frances im Gespräch zeugen mag. Eine der kühnsten und verbreitetsten Legenden über den alten Anatole France war ohne Zweifel die von Herrn Bergeret, dem glänzenden Plauderer in der Art eines Diderot, eines Rioarol. Wenn man gewissen Leuten glauben soll, die einen Berus aus der literarischen Indiskretion machen so sprühte die Rede des Meisters wie ein wahres Feuerwerk. Sie bestand nur aus Lichtern, Geistesblitzen, kleinen Wasserfällen von Zitaten. Man ging ganz geblendet von bannen. Man muß jedoch unterscheiden: der berühmte Schriftsteller hatte zweierlei Arten, sich zu unterhalten: die Prunkunterhaltungen und die offiziösen. Man hätte die„offiziellen" katalogisieren können, wie man Musikstücken Namen gibt. Wie oft' hörte ich Sonntags Madame zu France sagen:„Erzählen Sie uns diese oder diese Ge< schichte." Er lieh sich nicht lange bitten. Gehorsam trug er das Musikstück vor. Wenn er fertig war, gab Madame ihr Urteil ab, so wie der Lehrer nach dem Vortrag des Schülers Zensuren verteilt. Sie sagte:„Gut! Sehr gut! Vollendet! Sie hoben sich selbst über- troffen! Sie waren heute auf der Höhe... Sie waren heute schlechter als sonst! Sie haben uns dos neulich mit mehr Feuer erzählt. Sie hatten es heute eilig. Sie haben diese und jene Kleinigkeit aus- gelösten."
.— na denn,— also herunter mit den preisen; kommt ja auf'neu halben Meter gar nicht an—"
Ost ließ die Ratgeberin sogar das Lied wiederholen. Sie stellte die Variationen fest. In diesen Staatsunterhaltungen reihten sich die Anekdoten un- veränderlich aneinander. Die Pointen kamen an ganz bestimmte» Stellen. Es gab Tonveränderungen; an den gedämpften Stellen wurde Pedal getreten. Die Worte am Ende des Satzes wurden mit priesterlicher Betonung genäselt. Da konnte wer weiß wer ins Zimmer treten oder wer weiß was geschehe», gleich wer, gleich was: das Erscheinen der Königin von Saba oder des Wnigs Salomon, die Ohnmacht der Gräfin Z„ der Meister trug sein Stuck bis zu Ende vor, unerschütterlich, wie ein Phonograph. Aber wer nur diesen Bergeret kennt, diesen Sonntags-Bergeret. der verkennt France völlig. Er hat noch eine ganz andere Art, sich zu unterhalten. Eifrig, schaffend mühsam, zähneknirschend, keuchend, unausgeglichen, voller Widersprüche, das, was die Maler„Abände- rungen nennen.„Nicht wahr?... Ueberhaupt... Vielleicht... Glauben Sie nur nicht... Man darf ja nicht übertreiben... Das ist zweifellos richtig, aber das Gegenteil auch..." Diese Unter- Haltung voll geheimster geistiger Offenbarungen ist das ganze Gegen- teil des offiziellen Feuerwerks. Sie hat zwar dessen Erhabenheit nicht, aber auch nicht seine Eintönigkeit. Man weiß nie, wo man landet, nicht einmal er selbst. Uebrigens gibt er sich damit ungern vor Gleichgülligen preis. Ein einziger Partner genügt. Und der hat es leicht. Denn fast immer redet France allein. Als Ausgangspunkt meistens ein Nichts: eine flüchtige Be- merkung über jemand, der vorbeigeht, oder efn Besuch, ein Wort aus einer Zeitung oder einem Buch, der Name eines bekannten Mannes oder einer Frau, der in Mode ist, irgendeine Kleinigkett, die gestern gekauft wurde oder eben gekauft werden soll. All das ist ja nur ein Anlaß, die Schleusen zu öffnen. Es beginnt schwer- fällig, ungeschickt... Man ist oft ganz erstaunt, wieviel Vertrauen der geistvollste Mann seiner Zeit armseligen Kalendergeschichten schenkt. Sie spielen die Rolle der Kiesel des Dsmofthenes. Sie sind nur für den unvermeidlichen Uebergang des Stommelns da. Denn der erste Wurf dieses klarsten unserer' Schriftsteller ist sozu- sagen trübe. Allmählich wird der Strom klarer. Und am Ende reißt er Goldkärner, Zitate, Erinnerungen, Epigramme, Vergleiche in seine schillernden Wirbel. Einmal losgelassen, ist er unermüdlich— unbarmherzig wäre richtiger—, unbarmherzig gegen seine Zuhörer. Wenn ich von solch einer stundenlangen Unterhaltung kam, war ich oft so erschöpft, als hätte ich olle Folianten der Staatsbibliothek in meinen Kvpf gepfercht. jrn Reiche Ses Homunkulus. Das Ridium war der„Stein der Weisen ", der die letzten Er- kenntnisse schenken sollte. So hofften wenigstens seinerzeit selbst ernsthafte Gelehrte, als der wundersame Stoff begann, die bis dahin unantastbaren Dogmen der exaktesten unter den Wissenschaften um- zuwerfen. Und als gar die erstaunlichen Wirkungen bekannt wurden, die der Aufenthalt in radiumhaltigem� Wasser auf niedere Lebewesen auszuüben vermag— binnen 24 Stunden offenkundige Veränderungen in Körperform,-Haltung und-färbe— glaubte man in der Tat, dem Geheimnis des Lebens auf die Spur ge- kommen und damit in die Grenzen des Reiches des Homunkulus, des von Menschenhand erschaffenen Lebewesens eingebrochen zu sein. Es folgte die Entdeckung der„R a d i o b e n", die jenen Glauben noch zu bestätigen schien: in einem Stück einwandfrei ftenlisiertcr Gelatine, die zufällig in einem Laboratorium in unmittelbarer Nähe eines Kästchens aufbewahrt wurde, das einige Milligramm Radium enthielt, zeigten sich, als man mit der Gelatine mikroskopifche Versuche anstellte, rundliche Gebilde, die sich ganz nach Art der lebenden Zellen vermehrten, sich durchaus symmetrisch gruppierten und die so die Vorstellung erzeugten, als entstehe aus der rätselhasten Ein- Wirkung von Radiumstrahlen auf gelatinöse Substanzen Leben. Nachdem man sich jedoch aus dem Rausch der Entdeckerfreuden wieder zu kritisch vergleichender Beobachtung zurückgefunden hatte. niußte man zugeben, daß man ganz ähnliche Erscheinungen schon von unzweisclhast anorganischen Körpern her kenne. So zum Beispiel wächst, in eine schwache Kaliumnitratlösung gebracht, Ka- liumferroferrrxyanid genau wie eine Pflanze, setzt Aeste und Zweig« an, wächst, wenn man der Lösung einen Kaliumnitratkristall zu- setzt, mit einer frappierenden„Lebendigkeit" dem Kristall entgegen. Oder: bringt man in eine Salzlösung einen stark verwässerten Färb- tropfen und beleuchtet den in der Salzlösung geschlossen schwebenden Tropfen, daß nur seine eine Hälfte Licht erhält, so wird die in dem Tropfen enlhaltenc Farbe tun, was sonst nur lebendiges tut: sie wird sich in der bestrahlten Hälfte des Tropfen sammeln. Noch überraschender mutet es an, wenn Eisenvitriol in Ferrozyankalniinlösung ganze Vegetationen treibt, deren Wachstumsrichlung sich gleichfalls durch Lichtreize regulieren laßt. Der Chloroformtropjen„ißt"— oder jagt man in diesem Falle frißt?— verdaut und scheidet Un- verdaures wieder aus. Die Gelatine gar soll ein„Gedächtnis" haben, wenigstens bleiben zwei sonst vollständig gleichwertige Stücke Gelatine bei gleicher Temperatur das eine fest, das andere flüssig, je nach dem Zustand, in dem sie sich vorher befunden haben. Diese Fülle absonderlicher Erscheinungen beschäftigt die Biologen natürlich lebhaft. Wenn man auch�weit davon entfeint ist, den wirklich lebendigen Stoff als die Summe chemischer Funktionen aufzufassen, so gibt es doch manche Forscher, die in diesen Erfchci- nungen die Wegweiser zur wirklichen, endlichen Erkenntnis des Lebensvorganges sehen und nicht müde werden, seine Geheimnisse zu belauern. Denn schließlich— das muß man schon zutzeben— eine klare und unverrückbare Grenzlinie zwischen dem„wirtlichen" und jenem„scheinbaren" Leben gibt es ebenso wenig, wie es ein« einwandfreie Abgrenzung zwischen dem tierischen.Instinkt" und der angeblich dem Menschen vorbehaltcnen„Vernunft" gibt. a.
Das Flugzeug als planier. Persien , das Reich des silbernen Löwen, gehört noch zu den Ländern, die vom internationalen Ver» kehr beinahe völlig abgeschlossen sind. Das Land besitzt kein« Eisenbahnen. Einfuhr und Ausfuhr wird mit Kamelen und Eseln, auf den Hauptstrecken mit Karren vollzogen. Die einzige Straße vom persischen Hochland nach Bagdad und den Tiefebenen Mesovo- tamiens ist ein schmaler Bergpfad. Links und rechts vorn Weg liegen an Berghängcn und an Abgründen die Trümmer und lieber- reste von Automobil- und Motorfohrzeugen. Die Verkehrsncrhält- niste in den Nachbarländern sind nicht viel besser. Die Bagdad-Bahn, . die Vorderasien mit dem Mittelländischen Meer verbinden soll, ist noch immer nicht fertiggestellt. Und wer auf den Gedanken täme, eine abenteuerliche Bahnfahrt durch den Kaukasus zu wagen, muß erst die Erlaubnis der Sowjetvertreter in Persisn einholen. Man darf es deshalb als einen großen Fortschriit für die Erschließung Persiens bezeichnen, daß eine deutsche Ofinna in Kürze eine Lustverbindung zwischen Europa und Persien herstellen wird. Der persische Ministerpräsident R i z a- K h a n hat nach längeren Verhandlungen einen Vertrag mit der Junkers-Gesellschaft qbge- schlössen, wonach dieser die Organisation großer Luftverkehrsstrecken in Persien übertagen wird. Die Linie beginnt in Baku am Kaspischen Meer , berührt E n s e l i an der Südküste des Kasptfee und endet in der persischen Hauptstadt Teheran . Sie sollte bereils im Mai in Betrieb genommen werden, ihre Verlängerung noch B u s ch i r am Persischen Golf ist noch in diesem Jahr zu erwarten. Für Persien und Vorderasicn bedeutet dieses den Beginn einer neuen Zeit. Persien erhält eine unmittelbare Verbindung mit dem nördlichen Europa und der deutschen Exportindustrie wie dem Handel eröffnen sich neue Absatzmöglichkeiten.