Während sich nun mit Ausnahme der alldeutsch -völkischen „Deutschen Zeitung" die Berliner Blätter der Partei Westarp- Schiele in Schweigen hüllen und sich damit begnügen, ihren Lesern qu versichern, daß man an zuständiger Stelle von einer offiziellen Einladung an Deutschland noch nichts wisse, lassen die deutschnationalen Provinzblätter ihren Ge- fühlen freieren Lauf. Wenn sogar vor den Toren Berlins und in der Domäne des Parteitaktikers Westarp die Gemüter nicht zu bändigen find, wie mag es erst in der Hochburg eines Schlange-Schüningen, in Pommern und anderswo aussehen? Unter diesen Umständen ist es zu begrüßen, daß, wie von verschiedenen Nachrichtenagenturen gemeldet wird, der Auswärtige Ausschuß des Reichstags für die nächste Woche einberufen worden ist. Es ist höchste Zeit, endlich Klarheit darüber zu schaffen, wie die Deutschnationalen zum Sicherheitspakt und zur bevorstehenden Ministerkonferenz stehen. Die Lesart der„unverbindlichen Perhandlungen" wird neuerdings von der Hugenberg-Presse sogar auf eine Konferenz de? Außenminister angewandt. Aus Angst, sich selbst irgendwie zu binden, möchten die Deutschnationolen die Dinge so hinstellen, als hätte Deutschland noch immer ganz freie Hand. Das ist nichts weiter als Wortklauberei. Buchstäblich betrachtet, sind alle Verhandlungen über einen Vertrag„unverbindlich", solange dieser Vertrag nicht unter- zeichnet ist. Ja, sogar die Unterschristen unter einem Bertrag sind„unverbindlich", solange dieser Vertrag nicht durch das Parlament und durch das Reichsoberhaupt ratifiziert ist. Darauf kommt es aber hier nicht an. Die Frage lautet vielmehr, ob die Deutschnationalen die Politik des Sicherheitspaktes, so wie sie seit dem 9. Fe- bruar dieses Jahres in ihren Grundlinien klar vor Augen liegt, mitmachen od er nicht, ob sie ihre Zu- stimmung zur Teilnahme Deutschlands an einer Ministerkonferenz zwecks Abschlusses des Sicherheitspaktes erteilen oder nicht. Auf diese Fragen haben sie im Juli im Reichstag mit„Ja" geantwortet, die Wähler des Grafen Westarp und noch andere deutschnationale Landesverbände antworteten aber im Sep- lember mit„Nein". Die deutschnationale Provinzpresse und die Berliner „Deutsche Zeitung" greifen Stresemann und die Paktpolitik wütend an. Herr Schiele dagegen erklärt sich durch sein bloßes Verbleiben im Kabinett stillschweigend mit Stresemann und seiner Paktpolitik für solidarisch, während die Berliner deutschnationale Presse schweigt, schweigt und nochmals schweigt. Die Herren deutschnationalen Reichstags- abgeordneten werden aber im Auswärtigen Ausschuß reden müssen. Sie werden„Ja" oder„Nein" sagen müssen. Mag sich der charakterfeste Herr Außenminister Stresemann damit abfinden, daß ihn ein Teil der Regierungsmehrheit beschimpft und seiner P»litik schärfsten Kampf ankündigt, wir können uns damit nicht abfinden, sondern fordern Klarheit und wer- d«o Klarheit erzwingen!
llanübunüwirtsthast. Worum sich die Deutschnationalen kümmern sollten. Die Landbundorganisationen, die sich immer als der Ausbund aller Ehrlichteit anpreisen und nicht genug von der Reinigung des öffentlichen Lebens faseln können, beschäftigen die Oeffentlichteit jetzt mit einem Schmutz- und Skandalfall nach dem anderen. Erst kam die große Pleite mit den Roggenanlechen in Pommern , dann wurden die großen Steuerunterfchlagungen durch einen Angestellten des Landbundes im Kreise Greifenhagen bekannt, etwas später- erfolgte der Zusammenbruch einer Hirschberger Landbundgründung und erst vor kurzem bildete der Zusammenbruch der vom Landbund gestützten und beeinflußten Landbank in R e p p e n das Tagesgespräch. Damit nicht genug. Heute können zwei weitere Fälle genannt werden. Sie spielen in der Niederlausitz und in Mecklenburg . Ueber den Niederlausitzer Fall wird aus K o t t b u s gemeldet: „In der außerordentlichen Generalversammlung der Nieder- lausitzer Landbundgenossenschaft stellte der vom Ge-
nossenschaftsverband des Reichslandbundes entsandte Geschäftsführer fest, daß eine Unterbilanz von 840 000 Mark vorhanden ist, haupssächlich verursacht durch eine zu leichte Kreditwirt- s ch a s t und einen ko st spieligen Beamtenapparat. Eine Untersuchungskommission hat laut„Oderzeitung" festgestellt, daß der alte Vorstand u-nd Aufsichtsrat fahrlässig, die Geschäftsführer leichtsinnig gehandelt haben. Dadurch eiüstanden hohe Verluste, z. B. beim Kartoffel- geschäft 71 000 Mk., bei der Vieh- und Fleischverwertung 40 000 Mk., bei der Landbundmühlc 83 000 M. u. a. Da die Genossenschast die Vierteljahrskündigung eingeführt hatte, ist es einem großen Teile der Mitglieder möglich gewesen, sich durch K ü n d i- g u n g schadlos zu halten. So wurden zum 1. Juli 8 0 0 0 0 An- teile gekündigt, darunter 50 000 vom Großgrund- besitz. Diese Kündigung ist vom Gericht als rechtmäßig anerkannt worden. Von ehemals 103 000 Anteilen bestehen nur noch 23 000 zu Recht, die nun außerordentlich hoch belastet werden, was namentlich den mittleren und tleinen Grundbesitz schwer trisst. Die Erregung der in den Kreisen Kottbus , Kalau und Lübben ansässigen Mitglieder über diese Zustände ist außer- ordentlich groß." Der Mecklenburger Fall wird charakterisiert durch die Fest- stellung eines Fehlbetrages von über 500 000 Mk. in der Kasse des Landbundes. Von den einzelnen Mitgliedern verlangt man, daß sie für diesen gewalttgen Fehlbetrag haften sollen. Ueber die Umstände, die zur Entstehung des Fehlbetrages führten, werden im„Berliner Tageblatt" nachstehend« Angaben gemacht: �Der Landbund, der damals noch unter der Führung des jetzigen Mktusterpräsideliten v. Branden st ein stand, wußte.sich in seinem Machtdünkel und seinen diktatorischen Gelüsten nicht genug zu tun. Beim Regierungswechsel stellte er den Ministerpräsideiuen, und an Stelle Brandensteins übernahm der Gutsbesitzer Dr. Wendhausen (Spotendors) die Führung. Nun schwoll der Machthunger noch um ein Stück. Im-„Rostocker Anzeiger" gewann der Landbund die Oberhand. 400 000 Mark wurden dem Blatt zur Versügung gestellt. Die Rostocker Getreidesirnia Max Kroß, die spätere Rostocker Handels- gesellschast, wurde aufgekauft und in die.Landbundhandelsgesell- schaft" umgewandelt. Die Rostocker„Tonhalle" wurde gekauft, die Mecklenburgische Landbundbank gegründet. Unter den Kleinlandwirten und Landarbeitern wurde Stimmen- fang im großen getrieben. Der kleine Mann auf dem Dorfe bekam den„Rostocker Anzeiger" umsonst ins Haus, war vom Beitrag be- freit und hatte Teil an einer Reihe Vergünstigungen. Freilich waren die Leistungen nur„gestundet". Als man nach Durchführung der Stabilisierung auch im Landbund rechnen mußte, schwenkten die Häusler und Büdner ab und sammetten sich im Verein kleiner Land- wirte. Massrnklagen— bei manchen Amtsgerichten neunzig und mehr— wurden gegen die Abtrünnigen angestrengt. Vorläufig besteht die Tatsache, daß der Landbund Mecklenburg- Schwerin aus einen Fehlbetrag von etwa 500000 Mark blickt, für den die Einzelmitglieder haftbar sind. Die Beteiligung auch an diesen Lasten soll sich nach der Größe des Grundbesitzes richten, so daß für den Hektar 15 M. Zwangsbeitrag erhoben wer- den. Diesmal werden also die Großgrundbesitzer an ihrer empfind- lichsten Stell« getroffen, was bei dem augenblicklichen Geldmangel be- sonders schmerzhaft ist. In den letzten Monaten sind gerade im Hinblick auf Mecklenburg häufig die unklaren, aber sehr k o st- spieligen Beziehungen zwischen dem Mecklen- burgischen Landbund und Geheimbünden— und so- mit auch der völkischen Feme — erörtert werden. Da die Geschäftsführuna den Mitgliedern trotz mehrfacher Ausforderung eine Bilanz noch nicht vorgelegt hat, so schwirren in Landbundkreisen selbst die wildesten Gerüchte über die finanzielle Beteiligung des'. diesen und jenen Umtrieben. Dör allem herrsch! auch in den Kreisen des Großgrundbesitzes seit langem eine starte Mißstimmung darüber� daß man dem„Rostocker Anzeiger� ohne weiteres 400 000 M. schenkte, ohne sich in der Geschäftsführung des Blattes, geschweige denn in der Redaktion den maßgebenden Einfluß zu sichern." Mit allen diesen Standalaffären sind die Landbundorganisationen gerichtet. Sie find entlarvt als Organisationen zweifelhafter Geschäfte- macher, deren Bestreben darauf eingestellt ist, unter der Maske eines Biedermannes auszutreten und ahnungslose Landleute für die Jnter- / essen bestimmter Kreise einzusaugen. Organisationen, die so eingestellt sind, muß jede Berechtigung zur Kritik glatt abgesprochen werden. Im übrigen werden es uns die behördlichen Stellen nicht übelnehmen,
Selbstmöröerberatungsamt. Idee und Wirklichkeit. Von Paul Gutmann. In einigen Blättern wurde der an sich gut« Gedanke einer Beratungsstelle für Lebensmüde erörtert. Der Beamte sitzt an einem mit Aktenstößen bedeckten Tisch. Ruft:„Nr. 134!" Eine Proletarierfrau tritt ein.„Sind Sie angemeldet?" Proletarierfrau:„Ich kann nicht länger warten. Wenn ich mittags nach Haufe komme und nichts erreicht habe, muß ich wieder das Geschrei der hungrige!, Kinder hören, und das halte ich nicht mehr aus. Lieber gehe ich gleich ins Wasser!" Beamter:„Haben Sie keinen Mann?" Proletarierfrau:„Doch. Aber er ist feit acht Wochen ohne Arbeit. Weil er wegen des Streiks entlassen ist." Beamter(«ine sehr strenge Miene annehmend):„So. Da hat mans wieder. Das nennt man Logik. Muß er etwa streiken? Kann er nicht' billiger arbeiten? Schweigen Sie gefälligst, wenn ich rede. Hier warten noch zweiundfünszig, die alle heut Vormittag er- ledigt werden wollen. Ihr Mann soll vernünftig sein und nicht mit dem Kopf durch die Wand zehn. Sie brauchen nicht zu weinen. Wenn sie eine gescheite Frau sind, dann waschen Sie Ihrem Mann den Eopf, statt selber ins Wasser zu gehn." Er rust:„Nr. 135". Ein junges Mädchen tritt ein. Die Prole- tarierfrau entfernt sich. Beamter(etwas freundlicher): Mein Fräulein, bitte, wo fehlt es denn?" Das Fräulein:.Ich bin so unglücklich."(Weint).„Er ist ein so lieber Mensch, mein Emil, und wir haben uns so gern gehabt. Aber gestern hat sein Vater erklärt, wenn er nicht die Liebschaft mit mir läßt, wirst er ihn aus dem Haus und aus dem Geschäft. Wir können nicht ohne einander leben." Beamter:„Wissen Sie, wieviel Einwohner Berlin hat?" Das Fräulein:„Ueber vier Millionen." Beamter:„Und unter den vier Millionen, reden sie sich ein, gibt es nur den einen, den Sie lieben können. Zum Totlachen. Kennen Sie das berühmte Lied:„Warum denn weinen, wenn man auseinander geht, wenn an der nächsten Ecke schon ein andrer steht?" Das Fräulein schluchzt weiter. Beamter:„Sie sind jung, mein liebes Kind, schlagen Sie sich diesen Blödsinn aus dem Kopf. Tanzen Sie. Amüsieren Sie sich. Führen Sie ihre Augen spazieren. Wette, daß Sie in acht Tagen Ichon einen andern haben!"(Summt):„Zwischen Zo und Rumpel- mcyer..." Das Fräulein(kopfschüttelnd ob). Der Geist des seligen 5)einrich von Kleist tritt ein.„Mein Name ist Heinrich von Kleist ."
Beamte'?(steht auf, klappt die Hacken zusammen):„Sehr geehrt. Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Baron?" Kleist:„Bitte, nur von Kleist. Im übrigen ein unglücklicher Mensch, der mit dieser erbärmlichen Well längst abgerechnet hat. Aber trotzdem furchtlos vor dem Abschied. Als preußischer Offizier. Beamter(verbeugt sich mehrmals):„Ah, Offizier, sehr erfreut." K l e i st:„Gewesen. Jetzt Dichter." Beamter(ihn entgeistert anstarrend):„Waren Sie schon bei einem Nervenarzt? Dichter? Ja, warum machen Sie solchen Unsinn, Sie verzeihen schon, Herr Baron ." Kleist:„Ich weih, das haben mir die meisten gesagt, selbst der große Goethe." Beamter:„Und da machen Sie Verse, wie mir scheint, wo sie als ehemaliger königlich preußischer Offizier sogar in der Republik die schönsten Chancen hätten. Gehen Sie doch nach Mecklenburg aus ein adliges Nest als Führer, Sie verstehen mich. Putsche oder so was organisieren, Iugendtruppen abrichten zum Heranschleichen an den inneren Feind und dergleichen." K l e i st:„Man versteht mich nicht. Ich bin kein Feigling."(Ab). Der Geist Hamlets:„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!" Beamter:„Sehr richtig. Das ist der Sinn unseres Bureaus". (Faßt sich an den Kopfi.„Ich glaube, ich bin überarbettet. Königlich« Hoheit?" Hamlet :„Weiland von Dänemark." Beamter:„Und königliche Hoheit wollen Harakiri machen? Gefällt es Ihnen nicht mehr auf dieser Well?" Hamlet;„Pfui. Sie ist ein wüster Garten, der voll von Un- traut steht." Beamter:„Verzeihen, königliche Hoheit, ober wenn tönig. liche Hoheit einen Blick auf die Gegenwart richten wollen, so leben Könige und Kaiser ausgezeichnet. Soviel ich weiß, gab es in Ihrem erlauchten Haus nur ein kleines Familienmalheur. Haben königliche Hoheit etwa den Untergang von einem Dutzend MillionenMänner erlebt? Wissen Sie etwa, was ein Gasangriff ist? Nun also. Auch auf einem solchen Massenfriedhof amüsieren sich die königlichen Herrschaften ganz ausgezeichnet. Mut, junger Mann! In Dänemark oder auch in Holland läßt sich's heut noch für Standespersonen gut leben." Hafnlet:„Wirtschaft, Horatiol"(Ab).
llnlerricht für Arbeitslose. Demnächst wird der Plan des eng- tischen' Arbeitsministerium», jungen Arbeitslosen einigen gewerb- liehen Unterricht zu geben, von dem wir beretts berichteten, in die Tat umgesetzt werden. Zurzeit sind tausende junger Leute brollo», die wegen der Handelskrise seit Ende des Krieges ohne jegliche ge- werbliche Ausbildung, geblieben sind. Zunächst sollen tausend Ar- beitslofe im Aller von 19 bis 25 Iahren ausgewählt und in den zwei Zentren Birmingham und Newcastle für„gelernte Arbeit" während jechs Monaten vorgebildet werden. Nicht eine spezielle
wenn wir wiederum fragen: Was gedenken sie gegen die geradezu sprichwörtlich gewordenen Landbund- skandale zu tun?_
Protest gegen üie Schulreaktion. Schieles verfassungswidrige Pläne. Von der Arbeitsgemeinschaft der sreigeistigen Verbände wird uns geschrieben: Die Reichsarbeitsgemeinschast freigeistiger Verbände hatte am 6. September in ihrer Tagung in Koburg beschlossen, gegen den Entwurf eines Reichsschulgesetzes, wie er veröffentlicht wurde, allerschärf st en Prot« st zu erheben und eine breit angelegte Protestoktion in die Wege zu leiten. Wir wenden uns be- sonders dagegen, daß im Widerspruch mit Arttkel 137 und 146 Abs. 1 der Rejchsoerfassung, der K i r ch e ein dominierender Einfluß auf die Schule eingeräumt werden soll. Die Bestimmungen des Bayer!- schen Konkordats sind in ihrem wesentlichen Kern geschickt in das neue Reichsschulgesetz hineingearbeitet, um die Oesfenllichkeit über die Tragweite der Bestimmungen hinwegzutäuschen. Nach Artikel 146 Abs. 1 der Verfassung sollte die weltliche. d. h. die konfessionslose freie Schule die Regel sein und die Bekenntnis- schule, wie sich aus dem Wortlaut des Abs. 2 ergibt, die Ausnahme. Der neue Entwurf verwischt diese klare Bestimmung, indem er im Gegensatz zu jener Bestimmung der Verfassung, die Bekenntnisschule zur Regel macht und die Weltanschauungsschule zwar zuläßt, aber an Bedingungen knüpft, die praktisch die Errichtung von Welt- anschauungsschulen� illusorisch macht. Die Lehrerschaft wird nach der Absicht des neuen Gesetzes einem wiederum mit der Verfassung in auffälligem Widerspruch stehenden Gewissenszwange ausgesetzt.' Die in der Reichsarbcitsgcmeinschaft freigeistiger Verbände oer- einigten zirka 500 000 Freidenker erheben gegen diese reaktionären Pläne den allerschärfsten Einspruch und oerlangen die freie well- liche Schule, die allein die Schule der werdenden Gesellschast sein kann. Die Lehren des Prozesses in Dayton zeigen auch uns, wie die an der jkultivierung mittelallerlicher Denkweis« interessierten ein- flußreichen Kreise und im besonderen die Kirche zur Wissenschast und zum Aufbau einer neuen besseren Kultur stehen. In Versolg dessen erhebt die Reichsarbettsgemeinschast frei- geistiger Verbände auch gegen hen Plan der preußischen Re- g i e r u n g, drei konfessionelle Lehrerbildungsanstallen statt solcher mit welttichem Charakter einzurichten entschiedenen Einspruch. Sie erblickt darin eine schwere Beeinträchtigung der tullurellen Interessen der Freidenker Deutschlands , die nach vorsichtigen Schätzungen heute immerhin 3 bis 4 Millionen Deutscher umfassen. Wir richten an alle im modernen Geiste orientierten, an der Verteidigung wissen- schaftlich begründeter Kulturforderungen interessierten Dolkskreise und im besonderen an alle Freidenker und Sozialisten die dringende Aufforderung, dafür einzutreten, daß der von uns bekämpfte Schul- gefetzentwurf zu Fall kommt und daß statt dessen die freie weltliche Schule als allgemein gellende Grundschule in Deutschland geschaffen
Die Kredite der Staatsbank. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages befaßte sich am Frettog mit dem Haushall der Preußischen Staatsbank. Finanzminister Dr. Höpker-Aschcff erklärte, daß das Grund- : to p i t al-der Staatsbank, das nur 10 Millionen betrage, im Augen- bst» nicht erhöht«erden könne. Nach einer Darlegung über die Verteilung der Mittelstandskredit« ging der Minister auf die Z i n s f u ß s r a g e näher ein. Er beton!«, daß von der Post künftig statt 9 nur noch 8 Proz. erhoben werden, das Reich wolle 7% Proz. erheben. Die Mittelstandskredit« des Reiches seien von der Staatsbank ohne Verdienst weitergegeben worden. Ein Crsolg der Zinsfußermäßigung fei natürlich nur bei Anschluß der Privat- danken möglich. Bezüglich der S t i n n e s- K r e di t« versicherte der Minister, daß di« Kredit« im Einoernehmen mit dem gesamten Staatsministerium lediglich zur Vermeidung unnötiger Erschütre- rungen gegeben worden seien. Bei dem Kredit an die Vulkan- Werft habe man ein gewisses Risiko im Interesse der Erhallung
Berufsbildung, sondern— soweit dies möglich ist— eine allgemeur« Vorbereitung für qualifizierte Arbett ist beabsichtigt. Während des Kursus erhalten die Zöglinge die Arbeitslosenunterstützung plus 2 Schilling 6 Pence wöchentlich und eine Mahlzett täglich. Nach den sechs Monaten wird eine zweite Schicht folgen. An zwei wetteren Zentren werden Dorbereiwngskurse in landwirtschaftlicher Arbeit für Arbeitslose vorberettet, die auswandern wollen. Speziell wird der Umgang mit Pferden und Kühen, Melken, Pflügen, Baumfällen und Holzbearbeitung gelehrt werden. Das Leben soll das einer gut organisierten Farm sein. Neben freier Beköstigung und Unter- kunft werden diese Zöglinge fünf Schilling wöchenttich und Reisever- gütungen erhalten, aber keine Arbeitslosenunterstützung. Abnahme der amerikanischen Einwanderung. Die Auswirkung des neuen amerikanischen Einwandcrungsaeseges mit der„Zwei- Prozent-Quote" hat eine starke Abnahme der Einwanderung zur Folge gehabt. Di« Veröffentlichung der Ziffern während des Jahre, vom 1. Juli 1924 bis zum 30. Juni 1925 zeigt eine Gesamtsumme der eingetragenen Einwanderer von 294 314 oder eine Abnahme um 60 Proz. gegenüber dem Vorjahre. Kanada und Mexiko bestreiten fast die Hälfte der Gesamtheit mit einer Zahl von 130 193 Personen. wobei die nicht eingetragenen Einwanderer nicht mitgerechnet sind. Verschiedene Länder haben die ihnen zugestandene Quote nicht in Anspruch genommen, so die Tschechoslowakei mit 17 Proz., Groß. brttannien mit 12� Proz., Deutschland mit 11 Proz., Italien mit 10 Proz., Schweden mll 6 Proz. und Irland mtt 5 Proz. Die Aus- Wanderung überstieg um 40 000 die Einwanderung aus 16 Staaten, darunter Spanien , Portugal . Italien , Ungarn , Balkan , Indien , China , Japan und Australien . Sowjetrußlands Nationalhymne oder die staalsgesährstche „Znternationale"? In nicht gering« Verlegenheit wurden vor kurzem die höheren Beamten des Polizeipräsidiums in der japanischen Hauptstadt Tokio versetzt. Der japanische Innenminister hat die Polizei in Tokio angewiesen, jedes Singen der Internationale" zu verbieten und zu unterdrücken. Nun ist aber bekanntlich die„Iitter. nationale" auch die Nationalhymne von Sowjetrußland. In dieser Eigenschaft wurde sie bei einer Veranstaltung des„Nussisch-Iopa- nischen Vereins" im„Imperial-Hotel" in Tokio gesungen, noch dazu mit Musikbegleitung der Kapell« der Toyama -Militärschule. Di« Folge waren eifrige Beratungen zwischen Innenministerium und Polizeipräsidium über die zu ergreisenden Maßnahmen. Di« Oeffentlichkeit aber schmunzelt und wartet mit Spannung auf die Entscheidung, die die hohen Herren Japans fälle» werden.
„Gartenkunst- wird eine Sonderabteiluug der Iurhfreien Kunfischau Berlin 1925 bilden, die Ende September tm ilaattichen LandetauS- ilellungSgebäude eröffnet wird. Nach Entwürfen de« ttädtilchen Garten. dtrelior« Barth werden die Firmen Adolf Kolchel, Richard Ienzsch und Adolf Griffel die Idee verwirklichen helfen. Plastik in Verbindung mtt gartentünblerifchen Anlagen zu zeigen. Ein weiterer Saal enthält garten» architeltonische Entwürfe. Die Abteilung»Gartenkunst- entfleb! in Zu- lammenarbeit der Juryfreien Kunstschau mit der„Deutschen Gartenbau» Gesellschaft-. Graf Sosdart, der italienische Sotfchafter. wird am 13. September auf der Weimarer Tagung der Deutschen Dante-Sefellschaft über den letzte» Gesang an» Dante«.Paradie«- sprechen.-