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der Wen't in Äouf nehmen müssen. Sioatsbankprüsidenk Dr. Schröder teilte mit, daß von der Post insgesamt etwas über 100 Millionen zur Versügung gestellt worden seien. Genosse Dr. W a e n t i g kritisierte das unmögliche Verhältnis, das bisher zwischen Staatsbank und Finanzmini st er bestand. Es sei ein unmöglicher Zustand, daß der Finanzminister in der Zeit von Frühjahr 192� bis zum November über die gesamte Kreditgewährung nicht unterrichtet war. Gegenüber der Forderung der Deutschnationalen, die in diesem Herbst fälligen Erntekredite für die Landwirtschaft noch einmal zu prolongieren, betonte der Staats- bankpräsident mit besonderem Nachdruck, daß die aus dem Vorjahr stammenden kurzfristigen Kredite zurückgezahst werden müßten. Genosse L ü bemann forderte die Kürzung der Spanne zwischen den Zinsen der staatlichen Institute und denen der Privatbanken. Der Etat wurde schließlich unverändert angenommen.

der Kampf gegen Sie Kartelle. + CV Reichsverbaud der deutscheu Industrie winkt ab. Der Reichsverband der deutschen Industrie hielt am Freitag seine achte Geschäftsführerkonserenz im Ständehaus zu Düsseldorf unter Lorsitz seines geschäftsführenden Prästdialmit- gliedes. Geh. Rat K a st l ab. Nach dem vorliegenden Bericht setzte sich der Vorsitzende mit den üblichen Vorbehalten natürlich sind den Unternehmern wieder einmal die Steuern. Zinsen und selbst die Löhne zu hoch für die.Preisabbauaktion' Luther ein. Ein wesentlicher Bestandteil dieser famosen Aktion ist bekannllich der Kampf gegen die Willkür der Kartelle. Auf diesem Ohr hört ober der Rri�sverband schlecht, denn die Rede des Geschäfts- führers Dr. H e r l e war eine klare Absage an die Kartellpolitik der Regierung. - Dr. Herle trug das künftige Arbeitsprogramm des Reichsoerbandes vor unter besonderer Hervorhebung der den Banken gegenüber einzunehmenden Haltung, der handelspolitischen Aufgaben und des Kortellproblems. Unter lebhafter Zustimmung der Ver- fammlung führte er aus, daß die Zeit der Kartelle nicht vorbei fei, daß unter der Voraussetzung der Anpassung der Be- hürfnisse der gesamten Wirtschaft Kartelle zur Wirtschaftserhaltung und Wirtfchaftsförderung nötig feien. Besonders eindrucksvoll war noch Herles Mahnung, bei den durch die Umgestaltung des beut- schen Zolltarises in Aussicht gestellten Interessenkämpsen Gegen- sätze möglich st im Schöße der Industrie selbst und unter Vermeidung persönlicher Schärfen auszugleichen. Natürlich sind die Kartelle nötig wenn ihr Machtmißbrauch bekämpft werden soll. Natürlich müssen die Industriekartelle mit- einand ergehen, wenn sie gemeinsam die im Schutzzollgesetz gebotenen Möglichkeiten ausnutzen wollen, die immer in der Rich- tung st eigender Preis« liegen. Natürlich sollen diejenigen Industrien, denen der Schutzzollrummel nicht paßt, sein den Mund halten, auch wenn sie im.Reichsverband' und in den Parlamenten überstimmt«erden. Da» alles ist natürlich vom Prositstandpunkt der Industrie aus. Es ist aber durchaus unnatürlich, wenn man nach den Worten der Luther - Regierung die frei« Konkurrenz in größerem Maße einschalten und damit eine Preissenkung erzielen will. E» sieht nicht so au», als ob sich die Industrie den Preisabbau- rummel lange gefallen lassen wollte. Jedenfalls ist es mit dem Sinn der Preisabbauaktion unvereinbar, wenn man auf die schönen Worte der Regierungsleute nur den heimischen Hinweis auf die so entsetzlich.hohen' Löhn«, Steuern und Zinsen und die Not- wendigkeit der Kartelle übrig hat, denselben Hinweis, mit dem die fAndustrie durch Kriejj und Inflation in die Zeit der großen Konzern- pleiw» hineingetvrtelt kf�.Män muß' Den GefchäsiÄführern des Reichsoerbandes für das Bekenntnis dankbar sein, daß st« nicht nur nichts hinzugelernt haben, fondern daß sie auch dann nicht sich irgendwelcher voltswirtschaftlicher Notwendigkeit zu fügen gewillt sind, wenn die von dem Großkapital gehaltene Regierung selber dazu ausfordere. Wozu auch Preisabbau? An ihn glauben sollen ja doch nur die Arbetter! Sie werden den Herren Industriellen nicht diesen Gefallen tun.

Die ewig Gestrige«. Nationalistische �eicru als Propagaudaersatz. Den Deutschnationalen geht tp schlecht. Don ihrer Sehn- sucht nach Neuwahlen hört man nicht mehr da» geringste. Die unentwegt« Opposition, die sie in Preußen zu markieren belieben, hat längst einem vorsichtigen Lavieren und Ausweichen vor ernsten Entscheidungen Platz machen müssen: Ilm Gotteswillen, nur kein« Wahlen? da» ist die Parole, die sie in allen Parka- menten ausgeben. Es lohnte sich z. D. eine tinematographische Auf- nahm« der betrübten Gesichter, mit denen beide Rechtsparteien Deutschnationale und Voltspartei augenblicklich in der Berliner Stadtverordnetenversammlung der nahen Abrechnung mtt ihrer Obstruktion», und Sabotagepolitik entgegengehen. In all ihren Organisationen kracht«» bedenklich. Der Kampf um die Neuoufstellung der Kandidaten wird zu einem wüstenHand- gemenge der velschiedensten Richtungen. Di« Aufwertung-- und Steuerpolitik, die restlose Enthüllung der verlogenen deutschnatio- nalen Demagogie ist eben doch nicht spurlos an der großen Zahl ihrer Anhänger unter den kleinen Leuten vorübergegangen. So sehen sie sich in schlechten Zetten noch irgendeinem Ersätz um, der die auseinanderlaufenden Scharen zusammenhatten könnt«. Die berühmte Sparsamteitsparole wird gern über Bord geworfen, wenn man nur irgend etwas den betrogenen Massen glaubt bieten zu können. So wird die Propaganda anläßlich der Reichswehrmanöoer von der deutfchnotionolen Presse eifrig benutzt, um wenigsten» etwa» Schwung in die hungerige, unter der Teuerung leidende deutschnational« Dählermass« zu bringen. Wie es gemacht und mtt wie überflüssigen Feiern diese Propaganda getrieben wird, zeigt zum Beispiel ein Aufruf derGesellschaft- lichen Vereinigung ehemaliger Unteroffiziere der Militäreisenbahn' zu einem Iubiläumstag für die Erinnerung an die historisch denkwürdige Tatsache, daß am IS. Oktober vor fünfzig Iahren.Die Königlich« Militär- e i s« n b a h n als Bestandteil des damaligen Eisenbohnbataillons in Betrieb genommen wurde'. Anläßlich dieses sicher ungemein wichtigen Gedenktages sollen in Berlin drei Tage lang Feierlichketten stattfinden. Der Zweck dieser Feierlichkeiten wird in dem Aufruf, den ein Generalleutnant a. D. und ein G e- neralmajor a. D. unterzeichnet haben, sehr eindeutig gekenn- zeichnet:>' .wir wollen trab«erden zeigen, daß Verkehrstruppengeist den vlachtspruch unserer Feinde überdauert.' Selbstverständlich ist in dem Programm alles vorgesehen, was teutsche Männerherzen erfreuen kann. Ein Begrüßungs- k o m m« r s wird den Ansang bilden. DerAnzug für Herren ist, nach Möglichkett':Dunkler Anzug, weihe Binde, hoher Hut oder Uniform. Orden usi,. in verliehener Form und Der- einsabzeichen unterhalb der Orden: für Damen beliebig'. Am nächsten Tage Generalappell mit Feldgottesdienst, bei dem ein leibhaftiger Superintendent und Konsistorialrat neben feiner Exzellenz, dem Herrn Generalleutnant a. D. Laube,

sprechen soll. Dann gibt es noch ein gemeinsames bürgerliches Mittagessen", eine Nachmittagsseier, ein Abendkonzert mtt Festakt undFestball" und am letzten Tage einen Sonntagsausflug. Beim Abschiedsschoppen' werden die deutschen Männer imAllen Askonier", sicher nicht vor Schluß der Polizeistunde, mit dem stolzen Bewußtsein auseinandergehen, daß sieechten deutschen Kriegergeist dem Vernichtungswillen der Feinde entgegengesetzt" haben. Wir gönnen allen Teilnehmern von Herzen ein dreitägiges und wenn es fein muß sogar noch längeres Beisammensein. Aber die Frage ist doch wohl erlaubt: Haben die Generalmajore, Superintendenten und sonstigen Geistesgrößen kein Verständnis dafür, wie» a ch e r l i ch sie sich mtt ihren bombastischen Aufrufen machen? Habxn sie kein Verständnis dafür, daß wirtlich« Slrbeit für die Zukunft unseres Voltes nur mit ganz anderen Mitteln geleistet werden kann? Don diesen ewig Gestrigen wird Deutschlands Zukunft ganz bestimmt nicht gefördert. Ein anderes Beispiel: der Kronprinz weilt augenblicksich zu privatem Besuch' bei irgendwelchen Großgrundbesitzern in Ost- preußen und benutzt die Gelegenheit, durch die Lande zu fahren. Wie sich das vollzieht, schildert sehr schön dieGumbinner Zeitung': Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz kam am gestrigen Sonn- tag auf dem Wege von Friedrichstein nach Trakehnen im Auto durch unsere Stadt gefahren. Schon von 11 Uhr vormittags an sah man zahlreiche Mitglieder des Stahlhelms, des Iungsturms und vieler vaterlandstreuer Derein« sowie große Mengen von Zuschauern nach dem Insterburger Tor wandern. Endlich gegen Uhr nahte sich dann das Auto des Kronprinzen. Die Führer de» Stahlhelms, die Herren Plickert und Pukies, meldeten dem Kronprinzen die Auf- stellung, der darüber sichtlich erfreut war. Dem Führer des Kam- pischkehmer Reitervereins, Herrn Hasselbarth, wurde dann auch die hohe Ehre zu keil. Seiner Kaiserlichen Hoheit vorgestellt zu werden, und der Kronprinz ließ den Reiteroerein an sich vorbeiretten. In langsamer Fahrt fuhr dann das Auto, von jubelnden, winkenden und Hurra rufenden Menschuemassen schier erdrückt, an der Front des Stahlhelms entlang, wobei der Kronprinz, der einen sehr frischen und gesunden Eindruck machte, in seiner bekannten, lie- benswürdigen Art fortdauernd nach allen Seiten grüßte. Die Kapelle des Stahlhelms spielte präzis« und exakt den Präsentiermarsch, während zahlreiche Blumensträuße in das Auto geworfen wurden. Am Ende der Aufstellung nahm das Auto eine schnellere Fahrt auf und olle die vielen Menschen winkten in voller Begeisterung noch lange chm nach. Unvergeßlich werden für alle Anwesenden die zwar nur kurzen Ulinuten gewesen sein, in dem sie dem ältesten Sattersohn la seine strahlenden Hohen- zollernaugen sehen dursten und sie werden davon noch Singen und Sogen bis in die sernst« Zeil. Wie wir weiter hören, weilt Seine Kaiserliche Hoheit den Montag über in Trakehnen zur Besichtigung des Gestüts. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus der Um- gebung sind zur Vorstellung nach Trakehnen eingeladen worden.' Wer denkt nicht bei dieser Schilderung an die glänzend« Kari- katur deutschen Untertanengeist«?» die Thomas Mann gegeben hat. So wie damals sind sie heute noch. Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen. Ihnen gehört die Vergangenheit. Wir wollen sie ihnen gerne lassen. DieseUnter- tonen' passen zu ihren Hohenzollern. An ihrem Untertanengeist ist Deutschland zusammengebrochen. Ein Glück, daß«in anderer, tatträstig dem Aufbau einer besseren Zukunft zugewandter Geist die republikanischen Massen des arbeitenden Volkes beseelt.

Chemikerpolitik. Taktlose Hochschullehrer. Bon eineyi Teilnehmer des Nürnberger Chemiker-Kongresses wird uns geschrieben: Was man der Deutschen Republik alles ungestraft, ja ungerügt bieten darf, dafür bot die in der vorigen Woche in Nürnberg tagende Ehemikerversammlung«in für all«nationalen' und.völkischen' Herzen erhebendes Beispiel. Ein Hochschulprofessor, Herr Schön- darf von der Technischen Hochschule in Hannover , hiell in der Allgemeinen Versammlung oiy mehr als 1000 Zuhörern einen Dor­trag über die Hannöverfchen Erdölvorkommen. Er konnte es sich aber nicht versagen, ihn mit allerhand unsachlichen Bemerkungen politischer Art zu spicken. Als er von dem Uebergang zur Oel- f e u e r u n g sprach, die sich jetzt auch in Deutschland vollzieht, er- wähnte er, daß dos erste mit Oelfeuerung für den Norddeutschen Lloyd in Stettin gebaut« Schiff den Namen Bayern erhalten habe und fügte hinzu:So führt dieses erste Schiff den Namen des Landes, dasals erstesaus dem Chaos derReoolution wieder Ordnung geschaffen hat. Möge dieser Name Bayern ein Symbol sein für die weitere glücklich« Entwicklung Deutschlands .' Zum Schluß seines Vortrages wurde er poetisch, indem er mit hohlem Pathos die Verse sprach: Wir hatten einst ein Daterland. Wir hatten einst eine Flagge fchworzweißrot, Wir hatten einst ein Heer, Wir hatten einst eine schimmernde Welr, Wir hatten es einst. Doch gehallen den Mund, Nur heimlich tue es kund Und sag' es der Vater dem Sohne?. Von deutschen Professoren, von dieserWüte deutscher Intellt- genz", um die uns das Ausland angeblich beneidet, ist man ja aller- Hand gewohnt, und handelte es sich nur um«in« gewöhnliche Ent- gleisung, so könnte man über diesen geschmacklosen Patriotismus in schlechten Versen lächelnd hinweggehen und Herrn Schöndorf den Rat geben, aus dem unseligen Unordnungsland Preußen in da» Ordnungsland Bayern , das Land feiner Sehnsucht, üherzustedeln. Uber die Sache hat auch ein« sehr ernste Seit«. In jedem anderen Land würde ein Gelehrter, der sich in einer großen Derfammlung derartige Angriffe gegen den.Staat erlaubte, durch den sich spontan erhebenden Unwillen über seine Geschmacklosigkeit und Albernheit aus der Stelle belehrt werden, bei uns ober erntet er Applaus. Die Tettnehmer der Chemiker-Togung und der Versammlung fetzten sich zusammen aus den Kreisen der Industrie und Technik sowie der Wissenschast. Die Industrie und Technik waren durch die Direktoren und Leiter der großen Werke oertreten, deren fchworzweißrot« G«> sinnung ja bekannt ist, und es ist ein trauriges Zeichen für den deutschen Mut', daß die doch wett zahlreicheren angestellten Ehe- miker. unter denen zum mindesten eine stark« Minderhett. wenn nicht die Mehrheit über Herrn Schöndorf entrüstet waren, sich bei seinen Unverschämtheiten lautlos verhielten. Ebenso empfanden viele Vertreter der Wissenschaft das Vorgehen des Herrn Schöndorf als durchaus taktlos, gaben aber dieser Empfindung auch nur später in Privatgefprächen Ausdruck. Wer die zahlreichen Vertreter des Auslands, welche sich zu dieser Tagung«ingefunden hatten, er- fuhren davon nicht», sie mußten aus dem Beifall den Eindruck mtt- nehmen, daß die führenden Schichten Deutschland » in Industrie, Technik und Wissenschaft aus Schwarzweißrot und Re- oanche mitSiegreich woll'n wir Frankreich schlagen' eingestellt sind. Aus diese Weis« vernichten solch« Der- treter der.Höchsten Intelligenz' an einem Tag« mehr an Sym- pathie und Vertrauen, als ehrliche Freund« de» Vaterlandes in Jahren erwerben können.

Sestrofie Reichswehrpolitik. Vergleichende Statistik erwünscht. Angehörige des Infanterieregiments 16 in Bremen haben einer großen Reichsbanner Veranstaltung ein herzliches Begrüßungs- telegramm geschickt, d. h. Soldaten der Republik , die aus ihre Ver- fassung vereidigt sind, begrüßen Freiwillige, die im Notsall die Re- publik verteidigen wollen, was zugleich die beschworene Pflicht der Reichswehr ist. Auf inonoichistifchen Anhieb beeilte sich das Reichswehrministe- rium zu erklären, daßdie Sache' untersucht wird uird wenn wirk- lich und wahrhaftig Reichswehrsoldaten den republikanischen Schutz- bundReichsbanner Schwarz-Rot-Gold' begrüßt haben sollten, sie bestraft werden würden, weil den Reichswehrangehörigen olles Politiktreiben verboten fei. Die republikanische, besonders die sozialdemokratische Presse hat zahlreiche Fälle demonstrativer Teilnahm« von Reichswehrangehöri» gen an Kundgebungen gegen die Republik , an Manifesta- tionen antirepublikanischer Vereine mitgeteill. Das Reichswehr - Ministerium erklärt, daß diese Verfehlungen gegen das Polttik- verbot ebenso bestraft werden. Wir bitten um periodisch« Veröffentlichung einer ver, gleichende» Statistik dieser Bestrafungen!

Die Konzentration üer Montanindustrie. Tie Stellung der freien Gewerkschaften. Bochum , 11. September. (Eigener Drahtbericht.) lieb« die internationalen Kohlenoerhandlungen und die vor dem Abschluß stehende Bildung groß« Montantrusts in Rheinland und Westfalen erfahren wir, daß der Verband der Berg- arbeiter Deutschlands und die in Frag« kommenden anderen freien Gewetkschaften die Verhandlungen mtt der gebotenen Aufmerksam- teil oerfolgen. Di« sachliche Stellung der Gewerkschaften zu diesen wirtschastspolitischen Vorgängen der letzten Zeit ist gegeben durch mannigfache Entschließungen der Arbetterorganisationen zu den Fragen der Kapitälkonzenkration und nicht zuletzt durih die Denk­schrift des Bergarbeiterverbandes. d«e in diesen Tagen Gegenstand von Verhandlungen mtt der Reichsregienmg ist. Die Bildung nationaler und internationaler Kartell« ist«in notwendiges E r g e.b n i s der kapitalistischen Wirt« s ch a f t. durch die der Versuch gemacht werden soll, die sich mit der gleichen Notwendigkeit ergebenden Krisenerscheinungen zu bekämpfen. Nach Ansicht der freien Gewerkschaften muß dieser Versuch scheitern, solang« nicht ein« Reorganisation der Wirtschast auf breitester Grundlage erfolgt. Insbesondere sehen die Gewerkschaften im allgemeinen und der Bergarbeiterverhand, soweit die Bildung internationaler Kohlebkartelle in Betracht kommt, im besonderen ihre Ausgab« darin, für den notwendigen Inieressenschutz der Arbeitnehmer und Verbraucher zu sorgen. Die Gefahr ist durchau« nicht gering, daß eine umfassende Kartellierung irgendeines Indu- striezwciges auf Kosten der davon betroffenen Arbeiterschaft und auch der Verbraucher erfolgt. Die Vergangenheit bietet dafür mehr als«in Beispiel. Im übrigen dürste sich voraussichtlich auch die am 16. d. M. in Brüssel tagende Exekutive der Bergarbeiter» internationale mit den Verhandlungen der deutfch-englischen Kohlenindustriellen befassen._ Teuerungspropaganüa- Eine neue Entdeckung. In derDAZ.' wird des langen und breiten auseinandergesetzt, daß all« Regierungsmahnahmen gegen, die Teuerung n i ch t e n ütz« n. An Beispielen von den alten Römern angefangeo bis auf unsere Zayc wird gezeigt, daß Höchstpreise, Zwangswirkschast und ander« schöne Dinge nür«in«!-Schlog...Z«»' Wasser' tediiüeir Die Herren, die die War« haben, machen dW was sie wakkäiL(De- sonders, wenn sie die Schutzzölle in der Tasche hoben!) Aber, so meint das Blatt der Schwerindustrie tröstend, es werde ja nicht immer so bleiben, wenn nicht ja wenn nicht! Und hier folgt eine epoche- machende Entdeckung: Es gibt nur«in Mittel, um die Teuerung aufrechtzuerhalten, nämlich öen frohlockend zur Schau getragene» Pessimismus jener Leute, die man mit Fug und Recht al, Teuerungspropogandisien bezeichnen darf. Ihr Treiben ist es, das die Verkäufer ermutigt, womöglich noch aufzu, schlagen, und das die Käufer ernschüchtert, daß st« erhöht« Preise hinnehmen. So wird aus porteiegoistischer Kurzsichtigtett versucht, die Bemühungen der Regierung um die Der- billigung des Lebensunterhattes, die Herabsetzung der Umsatzsteu?'; die Zinsermäßigung und dergleichen, vergeblich zu machen.' Aber so neu ist diese Entdeckung doch nicht, daß der Satz Ben Akibas umgestoßen würde: Es- ist älles schon dagewesen. Der alt« Onkel Bräsig sagt schon:Die Armut kommt von der Pauvertc!' und so sagt die.DAZ.' mit derselben Logik: Die zu hohen Preis« kommen davon, daß man sagt, die Preise sind zu hoch

Internationale Silüungsarbeit. Konferenz in Birmingham . Zum dritten Male beruft der Betriebsrat der Bournville-Werki in Dirminyhom in diesem Jahre eine International« Studienkonferenz zusammen. Hie soll vom 15. bis 22. Sep­tember tagen, als Hauptredner ist der Pazifist Norman Angell gewonnen. Er will in einer groß angelegten Vortragsreihe die Schwierigkeiten des kultivierten und ersolgreichen Verkehrs der Staaten untereinond«, die Begriffe der Staatssouocranitat und di« Gefahren der wirlschastlichen Anarchie eines nicht geeinten Europas darstellen. Die Hälfte der Teilnehmer, ungefähr 25, sind Engländer. die anderen 25 setzen sich aus Angehörigen der verschiedenen«uro- päischen Nationen zusammen. Aus Deutschland sind unsere Ge- nassen Niendorfs-Hamburg , Fricke-Berlin . Dr. Seelbach-Düsseldorf , die Genossin Dr. Wegscheidel u. a. eingeladen worden.

50 dculschöslerreichlschc Zournalisten treten in Erwiderung des Besuches reichsdeutsch« Journalisten 1921 Sonntag«ine Reise durch ganz Deutschland über München an.. Am Dienstag sind die Oester- reicher in H e i d e l b e r g. Bischöfe schwören aus die Republik . In Warschau zogen nach feierlichem Gottesdienst alle Bischöse nach dem Belvederc zum Staatspräsidenten Wojeiechowsti, wo sie den Schwur auf die Re» publich leisteten, den da» Konkordat mit dem Vatikan vorsteht. vle Todesstrafe abgeschassk hat das Luitdesparlament in Australien . 1

Sreitenftrater Punktsieger. Im Kampf mit Samfon-Körner. Di« langgehegte Sehnsucht der Berliner Boxgemeind«. den blonden Hans wieder als Meister zu seh«n. wurde gestern Erfüllung. D« Kampf um die Schw«rgewichlsmeist«schast von Deutschland ging in der neuen AutoHalle am Kaiserdomm vor einem Publikum von etwa 15 000 Köpfe« vor sich. Nach einem unsäglich mühevollen Kamps, der über 15 Runden führte und beide Gegner bi» an di« Grenz« d« Erschöpfung brachte, gelang«» Breitensträter über Samson-Körner einen Punktsieg zu erringen, der nichi unbestritten blieb. Ueber di« weiteren Kämpfe, die sich bis nach Mitternacht hinzogen, soll später berichtet Serdeii.