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verdächtig macht, weil er zu lauf die halbe Wahrheit sagt, 1 Sozialabgaben, Verkehrstarifert ,,, belaffet"! Daß der Arbeiter wandte sich Franz Urbig   als Anwalt des Bankiertages gegen mit seinen Löhnen tauft und taufen muß, daß diese Kauf­die Steuern, gegen die Löhne: die Ausgabenbewilligung ,, ift fraft der stärkste Antrieb der Wirtschaftstätigkeit überhaupt ist, zu einer Gefahr geworden". Man kann nicht nachts nach Preissenkung schreien und tagsüber Lohnstreits tole rieren." Die ganze Wahrheit wird verschwiegen: daß es der Rat der Großbanfleiter war, der in den Fluten der Inflation das Renten- und Sparerkapital zu grunde gehen ließ, das früher die Besizsteuern zahlte, daß die von ihrer Regierung oftronierten Schutzölle die neuen Lohnfämpfe erzwungen haben und daß die Großbanten ihre eigene Kartellmacht preisgeben müßten, wollten fie der Preissenfung eine andere als platonische Reverenz erweisen.

Nicht wesentlich anders, eher niedriger im Niveau war die Tagung des deutschen   Großhandels in Dresden  . Daß die Großhändler ebensowenig wie die Bankiers und andere vermögende Leute Steuern zahlen wollen, wußte man schon vorher. Daß der Großhandel auch im Preisabbau nicht vor­angehen will und daher mit großem Nachdruck auf die Mit schuld der anderen an der Teuerung hinweist, wäre ihm weniger zu verdenken, wenn er wirklich Wege aus der Wirt schaftsnot gewieſen hätte. Das aber tat er nicht. Dabei hat es der Reichswirtschaftsminister Neuhaus ihm wirklich leicht gemacht. Kein anderer als er fühlte sich berufen, der wirt. chaftlichen Verbrüderung der Völker das Wort zu reden, dessen erste und stärkste Nuznießer doch gerade bei den Mittlern des Warenumschlages zu suchen sind. Herr Neuhaus aber war es, der die Industrieschutzölle geschaffen hat und der noch heute in der Beschränkung der Ein fuhr ein Mittel zum Aufstieg sieht. Dazu hätte der Groß­handel doch etwas sagen müssen. Gewiß, er sagte auch etwas dazu, indem er darauf hinwies, daß die Zölle auf dem Wege dazu, indem er darauf hinwies, daß die Zölle auf dem Wege der Handelsverträge herabgesetzt werden müssen. Aber mehr sagte er nicht, fonnte er auch nicht sagen. Denn der geschäftsführende Borfigende des Zentralverbandes des deut schen Großhandels, der Volksparteiler Keinath, hat mit seiner Bartei die Bergewaltigung der freihändlerischen Opposition im Reichstag mitgemacht, hat dem Zollgesetz zum Siege ver­holfen. Jetzt wollen diese Leute den Pelz waschen, ohne ihn naß zu machen. Das ist immer eine blamable Sache.

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Und nun die von Industrie und Landwirtschaft. Auf einer Tagung rheinisch- westfälischer Industrieller hat der Direktor des Haniel  - Konzerns Reusch die Entdeckung gemacht, daß nur Stillegungen uns retten können. Besser wenig Er zeugung und wenig Umsatz ohne Schulden als viel Er­zeugung und viel Umsatz mit Schulden." Früher galt es als das Berdienst des Unternehmers in der kapitalistischen   Wirt­schaft, wenn er Rente oder wie wir sagen Mehrwert schuf, indem er die freien, anlagesuchenden Gelder auf fammelte und in produttiven Anlagen und Fabrikation umformte. Daß er dabei verdiente", jah man in den Augen der Kapitalisten als eine volkswirtschaftlich notwendige Sache an. Und das größte Verbrechen, dem man eine Sozialis fierung" andichten fonnte, war das, daß vielleicht hier und da vorübergehend Betriebseinschränkungen oder geringere Pro duktion eintreten tönnte. Jetzt fann uns, wie Herr Reusch meint, nicht mehr Arbeit retten, sondern nur noch Stillegung! Gewiß gibt es Fälle, in denen der Abbau der Betriebe verschwenderischer Schuldenwirtschaft vorzuziehen ist. Aus diefer Tatsache aber ein allgemeines Wirtschaftsprinzip zu machen, anstatt in einer Steigerung und Intensi­vierung der Produktion den Ausweg aus der gegen­märtigen Not zu suchen, das heißt in das entgegengesezte Extrem des Irrglaubens verfallen, der Inflation oder Sach­wertrummel entstehen ließ. Auf derfelben Tagung befam es der deutschnationale Abgeordnete Dr. Reichert fertig, die Löhne als eine ,, Belastung" der deutschen   Wirtschaft hin zustellen, um so zu dem Schluß zu gelangen, die Wirtschaft" fei mit 38-40 Milliarden insgesamt, also einschließlich Steuern,

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daß ohne Absah feine Fabrit existieren und Rente abwerfen tann das braucht man als deutscher Wirtschaftsführer nicht zu wissen. Diese Leute glauben, daß der Konsum eben eine Last ist, wundern sich danach, daß sie keinen Absatz haben und schimpfen dann auf den Staat, der keinen Schlot zum Rauchen j bringen fann, wenn niemand Ware verbraucht. Es ist das alte Rezept. Der Landbund hat eben seine Schutzölle und seine Auslandsanleihe bekommen. Aber die Preise für Getreide wollen nicht steigen. Also sollte man sagen was wir schon immer gesagt haben, daß bei der artigen Komplikationen Schutzölle nichts helfen. Weit gefehlt! Der schlesische Landbund faßt eine Resolution, in der er, Abhilfe" durch Kredite der öffentlichen Banten fordert, da mit er sein Getreide ja nicht zu verkaufen braucht. Sonst werde man trotz der Schutzölle zur Anbaueinschränkung übergehen müssen. Die Resolution follte eigentlich auf der New Yorker Börse   ausgehängt werden, an der die Renten­bankanleihe gehandelt wird nicht damit der Landwirtschaft Schaden geschieht, aber damit diese Herrschaften lernen, ihre Bunge im Baume zu halten. Wenn die Amerikaner, deren Kredithilfe man eben in Anspruch genommen hat, hören, wie leichtfertig von gewissen angeblich wirtschaftlichen Organisa­tionen der Agrarier mit der Verantwortung gegenüber der Produktion umgesprungen wird, würden sie es sich wohl über­legen, nach Deutschland   Anleihen zu geben.

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Aber mit jeder dieser Klagen darf man nicht vergessen, daß fie zugleich Anklagen find, Anklagen gegen eine Regie ung, die von Industrie, Großbanken, Handel und Landwirt­schaft geschützt und gehalten wird. Es sind so letzten Endes Bekenntnisse des eigenen Unvermögens, die Wirtschaft mit überkommenen Methoden fapitalistischer Führung ins Gleichgewicht zu bringen. Und das ist kein Wunder: denn immer haben unter Leuten, die nur die Inter­effen der eigenen Berufsgruppe sehen, Meinungsstreitigkeiten geherrscht, die auch auf die Gestaltung der politischen Geschicke zurückwirfen. Schon wächst in der Industrie die Unzufrieden heit mit der Handelspolitit des Reiches, gleichzeitig wächst die Erbitterung der breiten Massen über die Teuerung, die poli­tische Entscheidung über den Sicherheitspakt wirft ihre Schatten

Doraus.

Bir können es getrost den Rechtsparteien überlassen, wie fie über diese Konflikte in ihren eigenen Reihen hinweg­tommen.

Der Schuß des Fleischkonsums. Zollfreies Gefrierfleisch- Preiskontrolle.

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Die neue Verordnung über zollfreie Einfuhr Don Gefrierfleisch tritt am 1. Oftober in Kraft; der Reichsrat hat am Sonnabend der Verordnung zugestimmt. Die Einfuhr darf nur auf Grund eines vom Reichsernährungsminister erteilten Berechti gungsscheins erfolgen. Dieser Schein wird nur an Personen gegeben, die nachweisen, daß fie 1924 bestimmte Mengen von Gefrierfleisch eirgeführt haben. Auf dem Schein wird die Menge vermerkt, die während eines Bierteljahres eingeführt werden darf. Der Abfah des Gefrierfleisches darf nur in Bertaufsläden erfolgen, tie pon den Gemeinden bestimmt sind und von ihnen überwacht werden. Am fünften jeden Monats muß der Verkäufer einen Buch­auszug über die verlauften Gefrierfleischmengen an die Gemeinde einschiden. Das eingeführte Fleisch darf auch zu Wurst verarbeitet werden.

Die vom Berliner   Polizeipräsidenten eingeführte neue Breistontrolle in den Fleischerläden, die von der Rechts­preffe als einseitiger Drud auf die Ladenfleischer fritisiert wurde, be­schränkt sich nicht auf den Ladenpreis, sondern erstreckt sich auch auf schränkt sich nicht auf den Ladenpreis, sondern erstreckt sich auch auf Großschlächter und Viehhändler. In allen Fällen, wo die Polizei zum Einschreiten gezwungen ist, werden die Kaltulationsgrundlagen der beanstandeten Ladenpreise bis zu ihrem Ausgangspuntt beim Biehhändler zurückverfolgt.

Endlich Klärung?

Die Entscheidung über die Paktkonferenz.

Der Verlauf dieser Woche wird voraussichtlich die Ent scheidung darüber bringen, ob die Patttonferenz zu­standekommt oder nicht. Es ist allgemein bekannt, daß der Ge­danke eine Sicherheitspattes auf Cuno zurückzuführen ist und es ist ebenso bekannt, daß das gesamte Kabinett von den Schritten Dr. Stresemanns unterrichtet war. Der Reichstag  mit Einschluß der Deutsch   nationalen hat den Ge­danten einer Sicherheitskonferenz gutgeheißen. Wenn der Vorschlag Dr. Stresemanns in irgend einem Zeitpunkt un­verbindlich war der Außenminister hat sich, ohne auf den Widerspruch eines anderen Kabinettsmitgliedes zu stoßen, immer gegen diese Unterstellung gewehrt, so ist er es heute nicht mehr. Das deutsche   Pattangebot besteht, wie es vom Außenministerium formuliert worden ist und befindet sich in den Händen der Alliierten.

Daß die Alliierten, vor allem Frankreich  , das Angebot als Grundlage zu Verhandlungen angenommen haben, ist ein Erfolg. Daß sich die Alliierten nach juristischen Vor­besprechungen in London   bereit erklärt haben, eine Minister­tonferenz zu beschicken, ist ein zweiter Erfolg. Das Ziel des deutschen   Angebots, Berhandlungen über den Abschluß eines Sicherheitspafts, ist damit zunächst erreicht. Der Zwed des Battes soll die Befriedung Europas   sein, er soll vor allem den Weg zu einem friedlichen und förderlichen Verhält­nis zwischen Deutschland   und Frankreich   ebnen. Wie das zu erreichen ist, deutet der deutsche   Vorschlag an. Die endgültige Formulierung zu finden, wird Aufgabe der Konferenz sein. daß es für Deutschand heute nur einen Weg gibt: über Sicherheitspett und Völkerbund jur wirt. schaftlichen Konsolidierung und zur Freiheit. Sie wissen, daß es eine außenpolitische Ratastrophe für Deutsch­ land   wäre, wenn die Sicherheitskonferenz am Widerstand Deutschlands   scheiterte. Sie schlagen deshalb eine neue Taktik ein. Man macht Vorbehalte und stellt Forderungen, von deren Erfüllung die Zustimmung der Deutschnationalen zur Beschichtung der Konferenz abhängen soll, eine dummdreifte Taftit, die nur den einen 3wed haben fann, entweder die aufsässigen Landesorganisationen an der Nase herumzuführen oder, wenn dieses zu oft angewandte Mittel versagen sollte, fich aus der Regierung zurückzuziehen.

Die deutschnationalen Führer wissen,

Für die Plumpheit der deutschnationalen Drahtzieher mur ein Beispiel: die Räumung der fölnischen Zone ist einer ihrer Borbehalte für die Beschickung der Konferenz. Daß diese Frage mit der Entwaffnungsnote zusammenhängt, die von der Regierung Luther- Schiele absichtlich unerledigt gelassen wurde, ist bekannt. Wenn die Reichsregierung die Frage vor Zusammentritt der Konferenz zu bereinigen wünschte, ist hat. Ein Abhängigmachen der Konferenzteilnahme von der es unerfindlich, weshalb fie bisher keine Zeit dazu gefunden Räumung würde unter diesen Umständen wie eine Aus. flucht flingen, und das, was man im Laufe der Verhand­lungen erreichen könnte, würde

durchkreuzt.

von vornherein

Das Reichstabinett mird morgen zusammentreten.- Ob es sich in dieser Sigung über die Antwort auf die Ein­labung schon schlüssig werden wird, bleibt zweifelhaft. Der Parteinorstand der Deutsch   nationalen tritt zu gleicher Zeit zusammen und cm Tage darauf die deutsch  nationalen 2andesorganisatioen. Unter den ob waltenden Berhältnissen werden die deutschnationalen Kabi­nettsmitglieder es faum magen, sich zu binden, ohne die Marschroute ihrer Partei zu fennen. Deutschnational fein, heißt ja bekanntlich Führer fein und die deutschnationale Füh­rung hat es mit ihrer Berlogenheit so weit gebracht, daß sie Die Gefangene ihrer Lügen ist. Man darf neugierig sein, wie sie sich diesmal aus der Schlinge ziehen wird.

Das Rätsel des Brandstifters. pathologie, bie als Pyromanie den Aerzten bekannt find. Bon der zu einer Ovation vereinigt; fie überreichten mir und meiner Frau

Don Paul Werth  .

| Die 3widauer Genossen hatten sich am Tage meiner Entlassung ein paar feine mit einer Widmung versehene Kaffeetassen. Wir sollten bas sächsische Nationalgetränt fünftig noch recht lange und in gemeint, aber in Erfüllung ging er nicht. Unter den zahlreichen voller Muße und Ruhe ungetrennt genießen. Der Wunsch mar gut Gratulanten, die mir ihre Glückwünsche zu meiner Befreiung über­mittelten, befand sich auch die damals noch demokratische Frant furter Zeitung".

Bebel hat während seiner 3midauer Gefängniszeit sein Buch über den deutschen   Bauernkrieg geschrieben. So ist das Zwidauer Schloß Ofterstein in der Tat der Ausgangspunkt für Bebels schrift stellerische Tätigkeit geworden. 5. E.

zu rauben, sondern auch um Vorgänge aus dem Gebiet der Serual Deliz mird in der obrigkeitlichen Bekanntmachung ausdrücklich ge fagt, daß dasjenige, was von ihr gestohlen worden ist, nur gering Die Brandstiftungen, von denen Berlin   in letzter Zeit heimge fügig gewesen sei. Auch deutet die außerordentliche Leidenschaft der fucht worden ist, ermeden die Erinnerung an einen der größten beiden Verbrecher, die furz vor ihrem Tode auf ihrer Richtstätte Brandstifter aller Zeiten und an eins der schmachvollsten Ereignisse vorm Oranienburger Tor, angesichts einer zahlreichen Menge fich der Berliner   Geschichte. Begab es sich doch vor noch nicht viel mehr umarmten, auf feguelle Begleitmotive hin. Frank Wedekind   hat in als einem Jahrhundert, daß in Berlin   auf öffentlichem Platz zwei seiner Erzählung: Der Brand von Egliswyl" einen solchen Brand­Menschen auf dem Scheiterhaufen vor den Augen einer gaffenden stifter geschildert, der hier allerdings aus verschmähter Liebe in der Menge lebendigen Leibes verbrannt worden sind. Dies geschah im Einäfcherung eines ganzen Dorfes feine Raserei zu stillen sucht. Jahre 1813, also zu einer Zeit, wo der deutsche Humanismus in Sicherlich hat man es beim Brandstifter in den meisten Fällen Dichtung und Philosophie feine höchfte Blüte erreicht hatte. Dieses man denke an den irrfinnigen Kaiser Nero mit schwer begene­Zeugnts damaliger Barbarei mutet uns so erstaunlich an, wie sicher- rierten Menschen zu tun, die vor das Forum der ärztlichen Wissen- bergs Berufung nach Berlin   hat sich ein sinnentstellender Drudfehler lich unsern Nachkommen manches, was heute noch den meisten als schaft gehören. Ob das Geheimnis der jüngsten Berliner   Brand­selbstverständlich erscheint. legungen jemals gelüftet werden mird, ist noch ungewiß. Mag Ruhmsucht, wie bei dem berühmtesten Brandstifter der Antike, Heroftrat, mag bei einzelnen Nachahmungstrieb im Spiele fein, das des Feuers sich bedienende Verbrechen läßt darauf schließen, daß Irrfinn oder eine schwere Entartung jedenfalls ihren Anteil haben

Damals erschien au den Straßenecen und in den Zeitungen folgende behördliche Bekanntgabe: Warnungs- Anzeige. Johann Christian Peter Horst ist am 22. März 1783 zu Jerichom an der

Elbe   geboren und der Sohn eines Hirten. In einem Zeitraum von

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sechs Jahren hat er mit Gehülfen in wenigstens 45 Städten und Dörfern in den preußischen, österreichischen und sächsischen Staaten geständlich Feuer angelegt, entweder mit eigener Hand, oder er half durch Bachehalten, Rat und Anleitung. Insonderheit wurde von ihm und seinen Genossen vom 28. Ottober 1809 bis zum 29 Septent­ber 1810 im Dorf Rosom bei Stettin  , im Choriner Kruge  , in Stargard  , Groß- Rischom, Freienwalde  , im Dorf Stendal   bei Schwedt  , im Döllen- Kruge, in Neuensund, Hammelspring  , Nassenheide  , Echönerlinde, Zehlendorf  , Bensdorf  , Groß- Kreuz, Steglig und Schöneberg   Feuer angelegt, überall, um unter Begünstigung des Schöneberg   Feuer angelegt, überall, um unter Begünstigung des Feuers stehlen zu können. Friederike Luise Christiane Deliz ist am 12. Oktober in Berlin   geboren und die uneheliche Tochter eines Maurergesellen. Von Dieben und Diebeshelfern. erzogen, erlangte fie schon als Kind Fertigkeit in Marktdiebstählen, trieb sich von ihrem 12. Jahre an mit andern Dieben in den preußischen und sächsischen Staaten umher, bestahl überall die Märkte und führte bis zu ihrer Berhaftung fast ununterbrochen ein herumschweifendes, höchst lüderliches Leben. Mit einem ihrer Liebhaber gefellte sie sich im August 1810 zu dem ihr schon befannten Horft und seinen Ge noffen... Das, was sie bei Gelegenheit des Feuers stahl, ist un bedeutend. Sie begnügte fich größtenteils damit, mit dem Gesindel, zu welchem sie sich gesellt hatte, zu zehren. Die gegen den Horst und die Delig rechtskräftig erkannte Strafe: daß sie zur Richtstätte zu schleifen und allda mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen, ist am 28. Mai 1813 an ihnen vollzogen worden. Berlin  , den 29. Mai 1813. Die Kriminal- Deputation des Königl. Stadt. gerichts.

Offenbar handelte es sich bei den Brandstiftungen des Horst und feiner als sehr schön geschilderten Geliebten nicht bloß um die Sucht

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Städtische Oper: Die Heilige Ente. Die heilige Ente" von Franz Gál hatte in der Städtischen Oper nicht den großen Erfolg, der nach den Berichten aus anderen Städten zu erwarten war; aber ein talentvoller Mann wurde in einer Zeit, da die großen Originale fehlen, auch in seiner musikalischen Abhängigkeit freundlichst begrüßt. Allzu starkes Interesse löst die sehr eklektische, dabei jäuber­lich geschriebene Musit nicht aus; der weisen Märchendichtung fehlt zudem eine plaufible Begründung. Soviel Lärm um eine Enie? Das Rätsel muß aufgeflärt werden. Zweig führte sich als guter Lenker der allerdings nicht unbequem geschriebenen Instrumente ein, Tietjen bewies in der Schattierung von Ruhe und Bewegung, in der Feierlichkeit und Groteske der Szenen einfühlsames Regietalent. Nur die Blazfrage des ersten Aktes war ganz verfehlt und mit Licht wurde zu sehr gespart. Die beseelteste Figur des Abends stellte Sutt­mann als Mandarin, neben ihm Gerrit Bisser als sym pathisch weichherziger Kuli, Maria Schrefer, die zarte und affettiogespannte Li, sowie die luftigen Figuren Fechner, Bjahl, Wallerstein   und Steger. Ueber das Werk wird noch aus führlich gesprochen werden. St. S.

Drudfehlerberichtigung. In unserer heutigen Notiz über Schön eingeschlichen: nicht Schönberg   felbft fagt, daß er der anregendste Kompofitionslehrer Europas   sei, sondern die Welt sagt es und sein Lehrbuch der Harmonielehre bestätigt es.

3m heutigen Sonntagskonzert des Philharmonischen Orcheffers wirken mit als Solisten Piatigorsky  ( Cello) und Stonzertmeister Beit( Bio! ne). Die Don- Rosalen geben ihr erstes diesjähriges Konzert, das ein teil­

weise neues Programm bringt, am 21. Ceptember in ber Philharmonie.

Die Städtische Oper teilt mit: Am Montag findet die Aufführung bon Rigoletto statt. Die musitalische Leitung hat Paul Dessau  , die Spielleitung Dr. Georg Bauly. Die Gilda spielt Maria Joogün, den Rigoletto stammerfänger Joseph Schwarz  , den Sparafucile Defider Bador und die Maddalena Emma Zador- Bast.

Städtebauliche Probleme in Balästina. Der Städtebauer des zionisti fchen Stolonisationswerts, Architekt Richard Kauffmann  , wird am Diens tag, den 22. September, mittags um 12 1hr im Sigungssaale der Zionistischen Vereinigung, Meinefeftr. 10, einen Vortrag über Die tabtebaulichen Probleme der jüdischen Siedlung in Balastina" halten. Schulrats Dr. Bagel am Mittwoch 8 Uhr im Märlischen Saal des Char Thomas Mann   als Erzieher ist das Thema eines Vortrages des lottenburger Rathauses. Der Eintritt ist frei.

Sir Francis Darwin  , der Sohn und Mitarbeiter von Charles Darwin  , ist gestern in Cambridge   gestorben.

ist der russische Bildhauer Koslow mit der Arbeit an einem Zenin- Denfmal Ein Lenin  - Denkmal in Wladiwoftol. In der Akademie in Leningrad  beschäftigt, das eine Söhe von sieben Metern haben soll. Das Dentmal soll auf einer Anhöhe in basen von Wladimostof aufgestellt werden, un den einfahrenden Schiffen schon von weitem sichtbar zu werden.

Der lekte Krieg." Sieben Jahre nach dem Ende des Weltkrieges, fettigen Massenmord vorbereitet werden, als 1914 beim Striegsausbruch zu der, wie wir hoffen, der letzte Strieg fein sollte, stehen in 59. Staaten 6 055 144 Mann unter Waffen! Das sind mehr Menschen, die zum gegen­

allen stehenden Heeren gehörten!

3midauer Bastille, die Gefangenenanstalt Zwickau  , vom Boltsmunde Ein. denkwürdiges Gefängnis. Dieser Tage feiert" die Graupenmühle" geheißen, das Jubiläum ihres 150jährigen Be­stehens. Dieses Gefängnis hat eine Vergangenheit, die für das Proletariat von gewiffer Bedeutung ist. In ihm hat außer Liebins Leben getretene Städtische Oper Berlin eine eigene Sauszeitschrift necht, Bollmar und einer Reihe von Redakteuren des Zwickauer   Parteiblattes, des Sächsischen Volksblattes"( Trogniz, Reil, Schubert) auch Bebel nicht weniger als neun Monate ge feffen: er ftudierte", wie der Fachausdruck damals hieß, auf der 3widauer Hochschule". Am 1. Juli 1874 nahmen ihn die Tore des Schlosses Ofterstein auf, und am 1. April 1875 verließ er es wieder, stolz und ungebrochen. Bebel schreibt über seine Entlassung u. a:

,, Blätter der Städtischen Oper." Unter diesem Titel gibt die soeben heraus, die zweimal monatlich erscheinen und durch Aufsäge über die Werte des Spielplans und Bilder der wichtigsten Darsteller und Szenen­aufnahmen ein Bindeglied zwischen der Städtischen Oper und ihrem Bublifum bilden soll. Die Zeitschrift wird im Theater mit dem täglichen Pfennig verkauft. Nicht in Berlin   lebenden Wufitinteressenten ist die Besetzungszettel als Theaterprogramm zu einem Breise von zwanzig Möglichkeit geboten, bie Blätter der Städtischen Oper" für einen gans billigen Preis im Abonnement zu beziehen