Dienstag
22. September 1925
Unterhaltung und Wissen
Der Nestor der Afrikaforschung.
Bon Arnold Köllner.
schon auf der Rückreise befand, vernichtete ein Lagerbrand einen Teil feiner Sammlungen und Tagebücher. Er ergänzte fie wieder, soweit es möglich war, und als er im August 1871 wieder in Chartum eintraf, verfügte er abermals über ein ungemein reichhaltiges Forschungsmaterial. Er legte es in seinem zweibändigen monumen
Gepackt.
Wie ein Marfstein aus längst vergangener Zeit ragte die Bertalen Bert J m Herzen von Afrika" nieder, das 1874 erschien fönlichkeit Georg Schweinfurths, der nunmehr, fast 89 Jahre alt, aus seinem arbeitsamen, von unermüdlicher Forschertätigkeit erfüllten Leben abberufen worden ist, in unsere Tage. Bei der Erinnerung an das Lebenswert dieses Mannes werden in unserem Gedächtnis die Zeiten wieder wach, in denen der dunkle Erdteil der Menschheit sein ganzes Inneres noch hinter dem Schleier unerforschter Geheimnisse verbarg. Unter den Pionieren, die sich die Erhellung des großen afrikanischen Rätsels zur Lebensaufgabe gesetzt hatten, haben deutsche Männer stets mit an erster Stelle gestanden. Eduard Vogel , Gerhard Rohlfs , Heinrich Barth , Gustav Nachtigal , Eduard Schnizer( Emin Pascha ), Georg Schweinfurth fie alle,
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Aber
die ihren Forschermut zum Teil mit ihrem Leben haben bezahlen müssen, find unter den großen geographischen Entdeckern des 19. Jahrhunderts mit rühmlicher Auszeichnung zu nennen. von ihnen allen, die in der großen Zeit der Afrifaforschung gewirkt haben, hatte nur ein einziger, Georg Schweinfurth , das 20. Jahrhundert erlebt. Er war der letzte Vertreter jener polyhistorischen Forschergeneration, deren Wissen und Wirken die Schranken der einzelnen Disziplinen sprengte, die auf den verschiedenartigsten Gebieten gleich große Leistungen zu verzeichnen hatte. Das moderne, oft einseitige Spezialistentum in der Gelehrtenwelt hat längst die universalen Forscher abgelöst, die im vorigen Jahrhundert gerade durch ihre unbegrenzte Bielseitigkeit bahnbrechend gewirft haben. Und Georg Schweinfurth war von einer Vielseitigkeit, daß die meisten heute gar nicht mehr wissen, welchem Fach sich der Forscher ursprünglich zugewandt hatte. Als der am 29. Dezember 1836 als Sohn eines aus Baden stammenden Kaufmanns zu Riga geborene junge Student die Universität Heidelberg bezog, wandte er sich der Botanik zu, beschäftigte sich aber in seinen späteren Semestern zu München und Berlin gleichzeitig mit zoologischen, anthropologischen und geographischen Problemen. Auch die Paläonthologie intereffierte ihn start; überdies war Schweinfurth ein vorzüglicher Zeichner. Nachdem er in Heidelberg promoviert hatte, unternahm er botanische Studienreisen nach Rußland , Desterreich, Ungarn und Sardinien ; doch weit mehr reizten ihn die ungelösten Rätsel des dunklen Erdteils, und im Jahre 1863 landete Schweinfurth in Alexandria zum erstenmal auf afrikanischem Boden. Während der nächsten beiden Jahre durchforschte er die Flora des Niltales und drang als erster Europäer in die nubischen Küstengebirge am Roten Meer vor. Das Hinterland von Suatin, die Landschaft Galabat und das abessinische Grenzgebiet waren damals noch völlig unerforscht; schon hier wuchs Schweinfurth weit über seine ursprünglichen botanischen Aufgaben hinaus; er betätigte sich als Geograph mie als Zoologe und brachte reiche Sammlungen nach Europa zurüd. Rwei Jahre später, 1868, trat er seine zweite bedeutsam gewordene Reise im Auftrag der Berliner Akademie der Wissenschaften mit einer Unterstügung durch die Humboldt- Stiftung an. Das Ziel dieser Expedition war die Erforschung der Gebiete westlich vom oberen Nil und der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo , eine Aufgabe, deren Lösung nicht nur einen Gelehrten von größter Vielseitigkeit, sondern auch einen Mann von großem Mut, Ünerschrockenheit und unermüdlicher Zähigkeit erforderte. Von Chartum aus ging Schweinfurth mit einer Karamane eines einflußreichen Elfenbeinhändlers namens Chattas, eines toptischen Chriften, in den inneren Sudan ; ein zweiter Elfenbeinhändler, der Nubier Mohammed- Abd- es- Sfammat, ein ritterlich gefinnter Muselmann, übernahm weiterhin Schweinfurths Führung, mobei der Forscher die Quelle eines wichtigen Zuflusses des Weißen Nils fand.
M
Nun drang der fühne Pionier bis ins Herz des dunklen Erdteils vor. Durch die Gebiete der Dinka und Bongo gelangte er zu dem großen und ethnographisch sehr interessanten Kannibalenstamm der Niam Niam, den er eingehend erforschte, und nachdem er deren Land durchzogen hatte, fam er in das Gebiet der Mobuttu, wo er gleichfalls längere Zeit verweilte, um auch die benachbarten Negerstämme tennenzulernen. Hier erhielt Schweinfurth auch die Gewißheit von der Eristenz des Zwergvoltes der Atta, von dem schon Herodot berichtet hatte, ohne daß es je gelungen wäre, das Vor handensein dieser Negerzwerge nachzuweisen. Auf der Retse durch das Land der Monbuttu entdeckte Schweinfurth weiterhin den mäch tigen Uelle Fluß, deffen Unterlauf ihm freilich noch unbekannt war, und den er infolgedeffen für den in den Tsadsee mündenden Schari hielt. Erst später ließ sich feststellen, daß der Uelle der Oberlauf des Ubangi, eines mächtigen Nebenflusses des Kongo, ist. Wiederholt hatte der Forscher bei seinem Bordringen durch die völlig ungebahnte Wildnis und zwischen feindselig gesinnten Stämmen mit den größten Schwierigkeiten und Gefahren zu kämpfen; als er sich
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Der Hochverräter.
Erinnerungen aus schweren Tagen. Bon Adolph Hoffmann .
Der Untersuchungsrichter legte mir nach Feststellung meiner Berfonalien einen Brief vor mit der Frage, ob ich ihn geschrieben habe.
Der Brief hatte ungefähr folgenden Inhalt:
An einen hochwohllöblichen
Königlichen Polizeipräsidenten
Der Unterzeichnete erlaubt sich, einem verehrten Polizei präsidium ergebenſt mitzuteilen, daß er bis zum 10. Dezember 1883 auf seine Majestät den deutschen Kaiser und König von Preußen, Wilhelm I. ein Attentat machen wird. Der Unterzeichnete wird dann nicht nur als Befreier Deutschlands , sondern als Erlöser der ganzen Welt gefeiert und berühmt werden.
Hochachtungsvoll
der baldige Attentäter. Mit einem mitleidigen Lächeln schob ich dem Richter den Brief zurüď.
Nun," sagte er, machen Sie feine langen Ausflüchte, sondern gestehen Sie ein, den Brief geschrieben zu haben."
" Das ist ja kondensierter Blödsinn, entfuhr es meinen Lippen. " So," sagte der Untersuchungsrichter, sonst haben Sie nichts zu sagen?"
" Jawohl," fuhr ich auf, daß ich meine sofortige Freilassung verlange."
„ Verlangen können Sie alles. Aber was geschieht, darüber habe ich zu befinden. So einfach, wie Sie sich das denken, ist die Sache nicht," entgegnete der Richter gedehnt.
Mir scheint, fuhr ich jetzt noch erregter auf, die Sache liegt sehr einfach. Entweder ich habe den Brief nicht geschrieben, dann muß ich freigelassen werden. Oder ich habe ihn geschrieben. Dann gehöre ich nicht hierher, sondern in ein Irrenhaus."
" Das haben Sie fich fein ausgedacht," höhnte der Richter. Borläufig haben wir aber die Beweise, daß Sie ihn geschrieben haben." Auf die Beweise bin ich gespannt," mar meine gereizte Entgegnung
LUTHER
STRESEMANN
SCHIELE
Unter fichrer Garantie pact Dich der Zug der Zeit am Kragen. Und das Spiel vom Garantiepatt Schafft den Beiden nur Behagen. Und du fühlst dich eingeseift Möchtest for: noch vor dem Ziele- Doch der Haten greift und schleift Immer weiter diesen Schiele.
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th
und in fieben Sprachen, darunter ins Arabische, übersetzt worden ist. Im Jahre 1918 wurde das Werk in einer neuen Ausgabe vom Verlag F. A. Brockhaus herausgebracht. Schweinfurths Sammlungen haben in hervorragendem Maße die Berliner Museen bereichert; namentlich das Material über Aegypten ist infolgedessen in feinem anderen Museum so umfangreich.
Im Winter 1874/75 war Schweinfurth einem Ruf des Khedive nach Kairo gefolgt, wo er eine Geographische Gesellschaft gründete und bis zum Jahre 1888 dauernden Aufenthalt nahm. Während dieser Zeit unternahm er noch zwölf größere Expeditionen in die Wüstengebiete zwischen dem Nil und dem Roten Meer , die er zum erstenmal fartographisch festlegte. 1881 erforschte er die Flora der Insel Setetra; in den Jahren 1888/89 durchstreifte er das füdwestliche Arabien. Dann siedelte der Forscher ganz nach Berlin über; sein riesiges afrikanisches Herbarium vermachte er dem preuBischen Staat. Mit Ragel gab Schweinfurt auch die Reisebriefe Emin Paschas heraus, wie der Forscher überhaupt noch Jahr für Jahr Forschungsreisen nach dem geliebten Nilland unternahm, wo er bis zum Ausbruch des Krieges alljährlich den Winter und Frühling verbrachte, um zu Beginn des Sommers immer wieder in sein Berliner Heim und zu seinen Sammlungen zurückzukehren, die in ihrer Reichhaltigkeit nicht ihresgleichen haben.
Ganz langfam, jedes Wort betonend und die Wirkung be, obachtend, fam es aus seinem Munde: Da haben wir erst das Gutachten eines vereidigten Schreibsachverständigen, der den Brief als unbedingt von Ihrer Hand herrührend bezeichnet."
,, Wie kann er das behaupten?" stieß ich hervor. Der Rat blätterte in den Aften.
„ Geben Sie zu, dieses Schriftstück verfaßt zu haben," fragte er lauernd, mir eine Eingabe an das Polizeipräfidium megen eines Wandergewerbescheins für das Jahr 1884 vorlegend.
„ Das ist meine Eingabe wegen eines Gewerbescheines, die ich Anfang November, ehe ich abreifte, gemacht habe," erflärte ich
* Na also," meinte der Richter, nicht nur dem Dezernenten des Bglizeipräsidiums, der die eingehenden Briefe prüft und sortiert, war, als der Drohbrief gegen S. M. den Kaiser einging, sofort die Aehn lichkeit der Handschrift aufgefallen, sondern der vereidigte Polizei Schreibsachverständige Segert stellte die unbedingte Uebereinstimmung der Schriftzüge fest und kommt in seinem Gutachten zu dem Gesamtresultat, daß der Brief zweifellos von Ihrer Hand herrührt. Also machen sie feine langen Ausflüchte und gestehen Sie ein, das ist für Sie das beste."
" Ich habe Ihnen meine Meinung gefagt und habe dem nichts hinzuzufügen," lautete meine Antwort.
dem
Er flingelte, indem er kurz angebunden zu mir sagte:„ Na, dann muß ich Ihnen Zeit zur Ueberlegung geben." Und zu eintretenden Gefängnisbeamten gewendet: Führen Sie den Ge fangenen hinter."
Gute Nachbarschaft
Zehn Minuten später saß ich wieder in meinem vornehm möblierten Zimmer 585. Bornehm und ein Schmuckfaſten gegen den Schweinestall am Moltenmarkt. Sauber, hell getünchte Wände, eine Lagerstätte, die am Tage an der Wand hochgekettelt wurde, aber mit sauberer Wäsche und nagelneuer Matraße, die nur einen Fehler hatte, steinhart zu sein.
Als ich dem Richter bei der nächsten resultatfosen Bernehmung über diese Matraße Beschwerde führte, meinte er lafonisch, wenn ich so halsstarrig mir bisher bliebe, würde ich schon Zeit und Gelegenheit finden, sie weich zu liegen.
Die Belle enthielt außer der Lagerstätte Tisch und Bant, die ebenfalls an der Wand hochzuflappen waren, an der einen Türede eia doppeltes Konsolbreit für Eimer, Futternapf, Löffel, Brot und
Beilage des Vorwärts
Das letzte Jahrzehnt seines beispiellos reichen und erfolggekrönten Lebens vei brachte Georg Schweinfurth in Berlin . Er wohnte in der Kaiser- Friedrich- Straße auf Schöneberger Gebiet, drei Treppen hoch in einem Miethause, und von hier fuhr er fast täglich mit der benachbarten Wannseebahn nach dem Botanischen Museum in Dahlem , wo seine botanischen Sammlungen untergebracht sind. Dort, in dem riesigen Botanischen Garten, einmal seine legte Ruhestätte zu finden, war sein Lieblingswunsch, der nun wohl in Erfüllung gehen wird. Sein Naine aber wird meiterleben, solange die Menschheit der großen Entdecker und Erforscher der Geheimnisse des dunklen Erdteils gedenken wird.
Ein spiritistisches Experiment.
Ein Experiment, das die Spiritisten vor eine schwere Prüfung ftellte, hat der amerikanische Arzt Dr. J. Allen Gilbert gemacht. Als er im Jahre 1917 seine Gattin durch den Tod verloren hatte, versuchte er zunächst, wie in der Umschau" berichtet wird, das Problem von der Wiederkehr der Geister mit allen ihm erreichbaren wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Hilfsmitteln zu lösen, und als er damit feinen Erfolg hatte, wandte er sich an die Deffentlichkeit. Er schrieb einen Brief, der in vielen amerikanischen Zeitungen verbreitet wurde; darin teilte er mit, daß er nach dem Tode seiner Frau, der schon Monate vorauszusehen war, von Freunden, die Anhänger des Spiritismus warer, zwar Nachrichten von ihr erhalten hätte, denen aber die genügende Sicherheit fehlte. Um indessen eine wissenschaftliche Basis zu gewinnen, hätten seine Frau und er, da sie ein startes Interesse an diesen Problemen hatten, sich vor dem Hinscheiden auf ein Zeichen, Paß- oder Kennwort ge einigt. durch das er erfennen würde, ob eine Mitteilung, die von ihr stammen sollte, tatsächlich auf sie zurückzuführen sei. Sie sollte jedmögliche Anstrengung machen, zurückzukehren. Wiederholt wären nun Botschaften, die angeblich von seiner Frau stammten, an ihn gelangt. In feinem Falle ist es den Uebermittlern dieser Botfchaften gelungen, fich das Losungswort zu verschaffen, so einfach dieses auch ist. In einigen Fällen wurde von langen Unterredungen berichtet, die man mit Mrs. Gilbert gehabt hatte; doch sobald nach dem Losungswort gefragt wurde, tam nichts mehr heraus und Botschaften aus dieser Quelle blieben ganz aus. Ich möchte hinzufügen, daß diese Botschaften, wenn sie echt wären, auf einen bedauerlichen geistigen Berfall bei Mrs. Gilbert hinwiesen- verglichen mit meiner Erinnerung an sie.
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Gilbert, der das Losungswort schriftlich dreifach versiegelt niedergelegt hat, fett mun in seinem Briefe eine Belohnung von 500 Dollar für jeden aus, dem es gelingt, sich das Kennmort auf dem Wege über Mrs. Gilbert zu verschaffen. Die Frist läuft bis zum 1. November 1925, aber Gilbert hat bereits eine Unmasse von Buschriften erhalten. 130 Kennworte wurden ihm als von Mrs. Gilbert stammend eingesandt fie waren alle untereinander bis auf drei verschieden und alle falsch! Ueber ihr Aussehen und ihre Kleidung wurden Beschreibungen gegeben. die lächerlich meit von der Wirklichkeit entfernt waren. Manchmal hatte man sich berufsmäßiger Medien oder auch der Geisterschrift bedient, eine Nachricht war angeblich vom Planeten Venus gekommen, aber augenscheinlich fonnte sich Mrs. Gilbert nicht einmal mehr des Vornamens ihres Mannes und ihres eigenen erinnern, denn sie unterzeichnete sich falsch. Sie ist auch anscheinend nicht fähig, sich ihrer eigenen früheren Berfassung gemäß auszudrücken, sondern bedient sich der Ausdrucksweise eines geistig tieferstehenden Mediums. Jedenfalls lag nicht in einem einzigen Fall irgendwelche Manifestierung offulter Kräfte vor.
Was Obitterne werf find. Während bei uns die im Kriege begonnenen Versuche, die Obstterne zu verwerten, wegen der Umständlichkeit der Einsammlung sich nicht bewährt haben und daher wieder aufgegeben sind, entwickelt sich in den Vereinigten Staaten die Industrie der Obftkernverwertung immer großartiger. Zunächst bestand, wie die Umschau" berichtet, ein Werk in San José in Kali fornien ; die„ California Nut Product Co." gewann mit ihrer Arbeit jährlich nicht weniger als 100 000 Dollar. Dieser Erfolg medte natürlich Nacheiferung, und heute bestehen schon drei solcher Werte, in West Berkeley, Astoria, und San Franzisto. Auf 500 bis 800 Tonnen Aprikosen oder Pfirsiche rechnet man etwa 80 Tonnen Kerne mit einem Marktwert von 200 Dollar für die Tonne. Die Kerne werden zunächst zerstoßen, dann wird die Masse mit einer Seefalzlösung übergossen, in der die Schalen oben schwimmen, während die Kerne unters gehen. Die Kerne werden dann gewaschen und gehen in die Delmühle, die Preßrückstände dienen als Viehfutter. Die gewaschenen Schalen werden destilliert und liefern eine Kohle, die der zur Ents färbung dienenden Kokosnußkohle durchaus gleichwertig ist. Die Abgase merden dabei zur Heizung der Destillationsöfen verwendet.
senstige Speisevorräte. In der andern Türede war ein richtiges Wasserklosett und dann das schönste: Dampfheizung, die wirklich funktionierte. Während es am Moltenmarkt hundefalt war, herrschte hier eine angenehme Temperatur. Dazu ein zwar unerreichbar hohes Fenster, aber mit Lüftungsvorrichtung.
„ Na," sagte mein Schließer, der, soweit es sein Amt zufieß, Mensch war, es geht wohl doch nicht so schnell wieder raus, wie Sie es fich dachten."
TOE
Ach," brummte ich, die Geschichte ist ja zu faudumm." Ja, ja, hier heißt es für die meisten:
Mensch, der Du hier eintrittst,
Laß alle Hoffnung hinter Dir."
Als ich ihm noch etwas entgegnen wollte, legte er den Finger
auf den Mund und sagte:„ Ich darf nicht mit den Gefangenen über ihre Untersuchungsfache sprechen, schloß hinter mir die Zelle ab, und ich saß mit den auf mich einstürmenden Gedanken allein.
Es wollte in meinen harten Schädel nicht hinein, daß ein Be amter, dem täglich Tausende von Eingängen durch die Finger gehen, sich bei dem Attentäterbrief plöglich entsinnt:„ Donnerlittchen, das ist ja dieselbe Handschrift wie in der Eingabe vor 6 Wochen von Hoffmann." Da stimmte irgend etwas nicht. Hier galt es einzu
haken.
Ein Klopfen an den am Fußboden der Fensterseite langführenden Heizungsröhren riffen mich aus meinen Betrachtungen. Da ich auch eine Stimme hörte, trat ich näher und vernahm die wahrscheinlich aus der Nebenzelle kommenden Worte: Du, Du, Kolleg, warum bist de hier. Was hafte ausgefressen?"
,, Aha," dachte ich, natürlich einer, der dich aushorchen soll", und gab selbstverständlich keine Antwort, denn gab ich einmal Antwort, hielt ich jetzt auch für möglich, daß der betreffende dann auch das Gegenteil von dem behaupten fönnte, was ich gesagt hätte.
Nochmals wurde geflopft und gerufen und schließlich ertönten ärgerlich die Worte:„ Bist wohl das erstemal hier. Na warte man, wenn Du erst ein halbes Jahr hier bist, wirst Du froh sein, wenn sich mit Dir einer was erzählt."
Als das Mittagessen hineingereicht wurde, flopfte er noch einmal und rief:„ Du, heute ist Fleischtag. Wenn Du ein Stück findest, mußt Du es dem Schließer melden, dann wirst Du sofort freigelaffen."
( Fortsetzung folgt)