Einzelbild herunterladen
 

Teil der deutschnationalen Presse im Reich, der an der Oppo­sition gegen den Baktplan noch immer festhält. So bringen Die Hamburger Nachrichten" in größter Aufmachung eine Meldung der Chicago Tribune", wonach zwischen Deutschland , Frankreich und England über den Patt bereits ein vollkommenes Einver­ständnis bestehe und der Paft, wie er in den bisherigen Erörterungen besprochen wurde, zweifellos von der Pakt­fonferenz Anfang Oftober a agenommen werden würde. Die Hamburger Nachrichten", die als wohlinformiertes Blatt in die Richtigkeit dieser Meldung feinen Zweifel fetzen, brechen über sie in folgendes Lehgeschrei aus:

Wenn die Chicago Tribune" nicht phantasiert, und das pflegt sie eigentlich nicht zu tun, sondern sich immer auf sehr gute Infor­mationen in Baris zu stützen, dann ist also der Sicherheitspatt schon fir and fertig, and die Konferenz der Minister wäre nur die thea­

tralische Schlußapotheose, mit der man den Völkern, vornehmlich natürlich dem deutschen vormachte, daß man keine Geheimdiplomatie treibt, sondern im Licht der Oeffentlichkeit verhandelt.

Diefe theatralische Schlußapotheose" könnte allenfalls immer noch beffer ausfallen, als die Komödie, die die Deutsch­nationalen ihrem sehr leichtgläubigen, aber trotz alledem längst stuzig gewordenen Anhang vorführen. Kläglicher kann man nicht dastehen als diese größte Regierungspartei", die sich in entscheidenden nationalen Fragen regieren läßt und regieren laffen muß, weil sie sich durch ihre demagogischen Hans­murstereien selber den Weg zur Vernunft verbaut hat.

Der König " ohne Land.

Aber mit allergetrenesten Landjunkern. Auf der Klitsche Bahrenbusch in Hinterpommern sitzt ein Junker von Bonin, der sich selbst als Königlicher Landrat a. D." be zeichnet. Dem Braven fällt es täglich schwerer aufs Herz, daß er

auf seinem Gute kein kleiner König mehr sein darf. Aber ganz aus dem Häuschen gerät er, wenn er daran denkt, daß er und feine Gefinnungskameraden feinen richtigen, waschechten König mehr haben, dem sie zu Zeiten die Hand wie die Stiefel abschlecken tönnen.

Deshalb ist besagter Bonin auf einen bonierten Gedanken ver­fallen. In seiner Eigenschaft als" Kirchenpatron" hat er an die pommersche Provinzialsynode den folgenden Schreibebrief

gerichtet:

Die Hochwürdige Provinzialsynode von Pommern bitte ich. an die Geistlichen der Provinz die Aufforderung zu richten, die durch die Agende vorgeschriebene Fürbitte für den König und das Königl. Haus nicht zu unterlassen.

Begründung: Durch ein Verbrechen, wie es schwerer wohl noch niemals gegen ein ganzes Volf begangen worden ist, wurde im Monat November 1918 unfer König vertrieben und im Widerspruch zu der beschworenen Verfassung in ille galer Beise dierepublikanische Staatsform in Preußen eingeführt.

Durch Verfügung vom 31. Dezember 1918 teilte das Kon­fiftorium den Geistlichen der Provinz mit, daß der Evangelische Oberkirchenrat annahme, daß die Geistlichen der Landeskirche

in der von der Agende... vorgeschriebenen Fürbitte für den König und sein Haus diejenigen Aenderungen eintreten lassen, die sich aus den veränderten politischen Ver hältnissen ergeben. Viele Geistliche haben diesem viel deutigen Erlaß des Oberkirchenrats dadurch Rech mung tragen zu sollen geglaubt, daß sie die Fürbitte für den König und sein Haus einfach fortließen. Dies ist von vielen Kirchen­besuchern jahrelang schmerzlich empfunden worden, und nachdem Se. Majestät unser rechtmäßiger König das Alter der Großjährig­teit erreicht hat, nicht mehr zu ertragen. Nachdem Se. Majestät Wilhelm II. die Krone niedergelegt, heer und Beamtenschaft von ihrem Treueid entbunden und Se. Kaif und Königl. Hoheit der Kronprinz auf die Thronfolge verzichtet hat, nimmt seit dem 2. Dezember 1918 deffen ältester Sohn Prinz Wilhelm nach göttlichem und menschlichem Rechte den Preußischen Königstyron ein.( Bergl. Artikel 53 der Pr. Verfassung vom 31. Januar 1850.) Durch verbrecherische Handlungen kann selbst verständlich kein neues Recht geschaffen werden. Preußen ist da her immer noch rechtlich ein Königreich, wenn der König auch augenblicklich durch die Macht der Berhältnisse an der Ausübung feiner unverbrächlichen Rechte behindert ist. Um so mehr bedarf er der Fürsorge der Gläubigen.

So bumm das ganze Schreiben zunächst aussieht es hat doch| Privatpersonen erhalten hätte. Das ist natürlich nichts

einigen Wig. Denn plöglich wird da ein Trohnprätendent mitten in die Erörterung gestellt, von dem bisher niemand etwas wußte. 3war halten wir auch die pommerfche Provinzialsynode trotz der junkerlichen Umgebung für flug genug, daß sie den Bonin­schen Vorschlag ablehnt. Denn einmal hat die Kirche den biblischen Satz zu befolgen: Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hatt" Und dann wird sich die Synode doch wohl selbst fagen müssen, daß fie den schwersten politischen Kampf in die Kirche tragen würde, wenn sie einem König ohne Land" eine besondere Fürbitte weihen lassen wollte, was gleich bedeutend mit offenem Kampf gegen die Republik wäre. Die evan­gelische Kirche hat doch wirklich alle Ursache, ihre Anhänger zu­sammenzuhalten. Sie laufen ja ohnehin in Scharen davon. Wenn sie auch die letzten Anhänger noch beseitigen wollte, brauchte sie nur den ausgefallenen Vorschlägen des Kirchenpatrons von Bahrenbusch zu folgen. Aber sie wird es nicht tun, und der Jüngling von Dels, der jetzt schon als Se. Majestät" gefeiert wird, dürfte deshalb gut tun, fich auf die Fürbitte der Gläubigen" nicht allzu fest zu verlassen.

Antisemitische Roheit.

Gegen Herrn Duaat.

Auf der deutschnationalen Schulungswoche hielt Herr Geheim­rat Qua a tz einen Vortrag, in dem er über die Auslieferung Deutsch­ lands an das internationale Finanzfapital flagte. Dabei sagte er: Die dafür erforderliche Intelligenz hat die Demokratie gestellt." Hier fielen nach dem Bericht der Kreuzzeitung" 3urufe: Die Juden!

heim passieren! Außerdem ist aber der Vorwurf ganz unbe­Das muß ausgerechnet dem Sohn einer geborenen Oppen gründet. Denn Herr Quaaz steht außerhalb jedes Verdachts, zu irgendeinem Zweck der Welt die erforderliche Intelli­genz" geliefert zu haben.

Die Krife im Zentrum.

Berlin gegen die Reichstagsfraktion.

In der Germania " hatte türzlich der württembergische Abg. Andre das Verhalten der Reichstagsfraktion zu verteidigen versucht. Gegen ihn wendet sich jetzt an gleicher Stelle der Vorsitzende der Berliner Zentrumspartei Friz Kellermann. Er tritifiert scharf die enge Bindung seiner Partei an die Deutschnationalen und stimmt die enge Bindung seiner Partei an die Deutschnationalen und stimmt dem Abg. Schlad zu, der in der Effener Bolkszeitung" geschrieben hatte, das Zentrum ftehe zum Kabinett Luther treuer, als es jemals zu einer früheren Koalitionsregierung gestanden habe. Miß­trauen geht nun einmal durch unsere Reihen fügt Herr Kellermann hinzu und fonstatiert: 3wischen Abgeord­neten und Wählern besteht heute nicht mehr das Bertrauen, das gerade bei uns traditionell war."

Der Kußmann- Reigen. Randbemerkungen zur Entlarvung der deutschnationalen Korruption.

Zwischen den einzelnen rechtsstehenden Blättern ist ein wahrer Wettbewerb entstanden: Es gilt, den unanständigsten, tenden­ziösesten Bericht über die Entlarvung der deutschnationalen Justiz forruption im Preußischen Untersuchungsausschuß zu liefern. Die Herrschaften haben sich förmlich gegenseitig überboten. Wenn wir Preisrichter wären, würden wir zwischen Lokal- Anzeiger" und der Deutschen Tageszeitung" fchwanken.

Au den ausgezeichneten Erklärungen des Regierungsdirektors Dr. Weiß wäre vielleicht eines zu bemängeln: Er hat sich u. E. wohl allzu berettwillig mit der Erklärung des deutschnationalen Ab­geordneten enkel zufrieden gegeben, daß dieser mit dem Be= amtenbefpigelungssystem der Knoll- Backmeister- Leo­pold nichts gemein habe. Herr Rentel erklärte, er hätte seine Ber­öffentlichungen in der Berliner Börsenzeitung"( und übrigens auch in den führenden deutschnationalen Blättern der Provinz) auf Grund von Angaben gemacht, die er nicht von beamteten, sondern von

anderes als Wortflauberei: Wenn Herr Kenkel von Privatpersonen lies: Knoll- Bacmeister- Mitteilungen über interne Vorgänge im Bolizeipräsidium und im Justizminifterium erhält, dann muß er wissen, daß sie von Beamtenspigeln stammen; und wenn er sie ver­öffentlicht, dann macht er sich zum Mitschuldigen an dem von Dr. Weiß so vortrefflich gebrandmarkten Beamtenbespizelungs­system.

In der Germania " schreibt ein Mitglied des Untersuchungsauss schusses, daß die Kußmann und Caspary einen bestimmten Typ innerhalb der deutschen Justiz darstellen:

" Was man früher mit dem Ausdruck Assessorismus zu bezeichnen pflegte, das findet in Kußmann und Caspary eine uner­hörte Steigerung. Man hat das Empfinden, daß die beiden jungen Männer viel zu früh in der Behandlung der schwierigsten Fragen größten öffentlichen Interesses hineingeworfen, die innere Haltung und Selbstkontrolle verloren haben. Die Machtmittel, die dem Staatsanwalt zur Verfügung stehen, haben sie in einen Ma chtrausch versetzt, der bei der Jugend dieser Staats­anwälte grotest wirkt. Die Fülle der ihnen zur Verfügung stehenden Machtmittel verleitet sie zu Maßnahmen, bei denen man die Empfindung nicht zurückdrängen kann, daß hier mehr die Sucht, fich in Szene zu sehen, maßgebend ist, als die nüchterne Prüfung, welche sachliche Maßnahmen in einem bestimmten Falle zu ergreifen feien.

Aber das. ist nur der eine und eigentlich noch harmloseste Teil dieses Ueber- Affefforiums. Insbesondere Herr Kußmann, der eine gewisse Offenheit zeigte, wenn es ihm paßte, ließ uns auch Blicke in die tieferen Gründe der sittlichen Grundlage seines Handelns fun, die äußerst bedenklich genannt werden müssen. Die Berhand­lungen haben doch ganz zweifellos ergeben, daß seine Berbindungen zu dem völlischen Abenteurer Knoll sehr unerfreulich sind. Man dente sich einmal im alten System die Verbindung eines föniglichen Staatsanwaltes mit einem bekannten anarchistischen Agitator! Man denke sich weiter: ein föniglicher Staatsanwalt verteidigte sich müsse man ihnen Freundschaft gewähren, da man manches von ihnen erfahren könnte. Ein solcher Staatsanwalt würde teine drei Tage mehr im Dienst sein."

damit, solche Leute verfügten über gute Beziehungen und deshalb

Der Artikelschreiber ftellt weiter mit Empörung die ostentative Solidarität, die die, deutschnationalen Ausschußmitglieder Kußmann gegenüber zur Schau trugen, feft und bemerkt wehmütig dazu: Wie tief find in Deutschland die Begriffe vou Takt und Anstand gesunken! Aber das ist wohl nur eine Folge der Revolution: Wenn sich die Herren Kaufhold und Könnecke im Ausschuß dermaßen benchmen, daß der Kammergerichtsrat Deer­berg, ihr Fraktionskollege, von ihnen wiederholt abrüden mußte, so ist selbstverständlich die Republik daran schuld.

*

Es steht also jetzt schon fest, daß die Leitung des Verfahrens in jener Sache, die durch systematische Verdrehungen Millionen von Menschen in eine Banifftimnung gegen die republikanische Korrup tion" versetzt hat, in den Händen eines Menschen gelegen hat, der fich nicht nur disziplinarisch unmöglich gemacht, sondern auch kriminell schwer belastet hat. Es ist erwiesen, daß dieser Mann eine Ber­daß er unter seinem Eide glatte Märchen erzählt hat. Das ist dächtigung nach der anderen ausgestreut und weitergetragen hat, und allerdings der Schlüffel der ganzen Barmat- Hetze, wenn nicht auch der Schlüssel des eigentlichen Barmat- Verfahrens.

**

Der Oberstaatsanwalt Linde hatte Herrn Rußmann fünf Monate lang freie Hand gelaffen. Er befand sich offenfundig in geistiger Hörigkeit von dem 31jährigen großschnäuzigen Assessor. Und der Affeffor befand sich in geistiger Hörigkeit von einem völ­fischen Abenteurer, der unter drei verschiedenen Namen lebte und ftrafrechtlich unerlaubte Bege ging. Und diefer Herr Knoll- Kluge Klaufing befand sich in materieller hörigkeit von Herrn Leo­pold, deutschnationalem Mitglied des Reichstags, dem Vertrauens­mann des Braunkohlensyndikats.

Der Reigen ist geschlossen.

Für Belgien auffällig großzügige Kavalleriemanöver finden gegenwärtig in der Nähe von Eupen und Malmedy stait, um den erschütterten Glauben an den Verteidigungswert der Kavallerie zu stärken.

fabriken kann der zu erwartende Mehrgewinn mur außerordentlich

Die Tribüne": Zurück zu Methusalem ". ichen, die Staatsmänner befonders, nur Mullen bleiben, weil fie gering fein.

Das Paradies, die Schlange, Adam und Eva. Der Dichter macht do ziemlich deutliche Angaben, ohne die Phantasie des Bühnen meisters allzu eng einschnüren zu wollen. Man kann sich denken, daß die Tribüne wenig Raum für ein Paradies bietet. Alles ist stilisiert, der Garten Eden mußte etwas zerquetscht werden, und so geht viel Illusion verloren. Trotzdem sprühen die Worte Shams, es leuchtet aus ihnen Wig und leberwig. Adam, Eva und die Schlange unterhalten sich. Die ersten Menschenfinder lernen, was Sünde und Sinnenluft ist. Die ersten Menschenkinder tragen es schwer, daß sie vielleicht allein für alle Ewigkeit und in unvermin= derter Unsterblichkeit bleiben sollen. Da lernen sie, daß fie aus ihren Lenden Kinder zeugen werden und selbst nicht fürchten müssen, daß fie ewig leben werden. Lächelnd über diese Gewißheit danken fie es der schillernden Schlange und es verklären sich die Züge Evas, der zur ilrmutter bestimmten Frau. Solche Menschen, die so viel Bedeutsames sprechen, die so viel Nachdenklichkeit im Gehirn des Zuschauers lockern müssen, dürfen nicht stimmlich behindert sein. Ueberredung, jubelnde Süßigkeit und ein föstlicher Schmelz müßten erflingen aus den Kehlen der Schlange und Adams und Evas. Johanna Hofer ist aber eine etwas flachtönige Eva, und die lieb­tosende Berführung wird auch nicht verspürbar, wenn der vielfarbige Mund der Schlange, die Fräulein Anni Kersten spielt, sich auftut. llebrig bleiben noch in diesem Paradies Adam, Herr Stahl­Nachbaur, und sein Sohn Kain, Herr Wilhelm Dieterle . Adam und Kain, Gegensätze der Mannsnatur. Der Urwaldtölpel aufgeredt gegen den erwachenden Schlaufopf. Rain mordet seinen Bruder Abel , weil er dessen geröstete Fleischspeise an sich bringen will. Kain träumt, daß er wütende Menschen in Heerscharen gegen­einander hetzen möchte, damit sie fich töten. Erfinder des Mordes ist Kain, und er hat sich dessen auf der Bühne zu rühmen. Abel ist die dunkle Boden- und Friedensnatur, gestellt gegen die flammende Kriegsnatur. Zwei Schauspieler sollen sich geistreich balgen und alle Gedankenfehde austragen mit geläufigster Bunge. Die Schau­spieler wußten nicht recht, ob fie realistisch wirken oder fich phan­tastisch ins unwahrscheinliche hinübersteigern sollten. Das iöfte sich nicht auf. Aber dann fällt dem Dichter jene großartige Szene ein, wo Eva, die Urmutter, den friedlichen Tölpel und den tölpischen Krieger zugleich bändigt, nur durch die Inbrunst ihrer Mütterlichkeit. Eva erzählt von ihrer tausendfachen Söhne- und Töchterschaft. Wie sie nicht nur dem Erfinder des Mordes. sondern auch Dichter und Flötenspieler und Bildschniger aus ihrem Schoße gebar, das rühmt sie. Und man wird ganz stille bei dieser die Welt überspannenden, trotzdem gar nicht überspannten Lyrit, die plöglich durch das Theater hallt.

Und nun unsere Zeit: nach dem Urwaldprolog die Gegenwarts­komödie, in der zwei weltberühmte Streithähne fritischer Politit jo deutlich und doch wieder so übermütig und flug zerzauft werden, daß mon geamungen ift, Sham zum mirklich mizigsten Mam Europos

zu ernennen. Die Brüder Barnabas haben entdeckt, daß die Men­nicht alt genug werden. Darum ihre Lehre, daß die Welt besser werden wird, wenn die Menschen älter werden können. Und Burück zu Methusalem !" Dieses ist ihr Schlachtruf. Nun sehe man zu, wie die politischen Schlachthähne, die nicht an eine Seelenparole glauben wollen, sondern nur meinen, daß sie durch ein Barnabas­Elixier die Unfterblichkeit gewinnen werden, die Lehre annehmen. Sie glauben, fie tönnten das Eligier einlöffeln, und sind äußerst entrüstet, daß man mur seelischen Aufschwung von ihnen verlangt. Wer sind die beiden Streithähne? Shaw läßt feinen Zweifel dar­über, daß er Englands Lieblingsmatadoren der Politit, die Herren Asquith und Lloyd George zwiden wollte. Startere Prügel haben die beiden wohl nie bekommen als in diesem Stüd. Der falsche Liberalismus und der oberflächliche Sozialismus, alles erhält seinen Buff. Die föstlichste politische Satire mischt sich in die entzückendste Metaphyfit. Holterdipolter und mit Hurra mird jede Antiquität ver­falfter Politik und Religion eingemottet. Mit dem großen Frage zeichen, ob die Menschen es ertragen werden, das Methusalemalter zu erreichen, endet das erste Spiel nach dem paradiesischen Prolog. Es follen noch die übrigen drei Teile folgen. Der Regiffeur jammelt alles Interesse auf Asquith und Lloyd George , damit das unendliche Gespräch einen Mittelpunkt findet. Herr Stahl- Nachbaur und Herr Kurt öz fechten dieses Duell der Worte aus, und wirklich: eine fanguinische Natur, die vor dem Böbelhaften nicht ausweicht, und ein Weltmannstemperament, das fröhlich mit den Daseins schwierigkeit balanziert, entpuppen sich föstlich. Mar Hochdorf

-

-

Alkoholgewinnung in der Bäderei? Mit den Stichworten Eine umwälzende Erfindung Spiritus aus Rauchschwaden Riesen­mengen von Korn und Kartoffeln für die Bolksernährung frei" machte eine Berliner Zeitung fürzlich fenfationelle Mitteilungen über ein Verfahren des Italieners Andrusiani, aus den während des Brotbackens entweichenden Dampfschwaden hoch­prozentigen Alkohol zu gewinnen. Es sollen aus je 100 Kilogramm verbadenem Mehl 1 Liter 65- bis 85prozentiger Alkohol erzielt, damit 500 000 hektoliter jährlich an Brotdampfalkohol" erzeugt und dadurch jährlich 9 Millionen Zentner Kartoffeln oder eine ent­sprechende Menge Getreide und 2 Millionen Zentner Kohlen erspart werden.

Hierzu bemerkt das Institut für Gärungsgewerbe:

Die Möglichkeiten einer technischen Gewinnung des in den Schwaden der Backöfen enthaltenen Alkohols find schon seit langer Zeit in Erwägung gezogen worden, aber immer wieder hat man von einer Anwendung aller möglichen Berfahren wegen ihrer ab. soluten Unwirtschaftlichkeit Abstand genommen. Es entsteht bei der in den Zehntausenden über das ganze Deutsche Reich zerstreuten Teiggärung nur verhältnismäßig wenig Alkohol, und es können Bäckereien im Einzelbetrieb nur ganz geringe Mengen Alkohol ge­wonnen werden, so daß der zu erwartende Mehrgewinn in gar feinem Verhältnis steht an den Kosten, Auch in größeren Boot

Der aus den Schwaden gewonnene Alkohol gilt als aus Stoffen hergestellt, die vor dem 1. Oftober 1914 gewerblich nicht zur Alkohol­erzeugung verwendet worden sind. Die Herstellung von Alkohol aus solchen Stoffen ist durch das Branntweinmonopolgefeh der Reichs­monopolverwaltung vorbehalten; fie tann allerdings auf dieses Recht verzichten. Ob sie sich dazu aber angesichts der Tatsache, daß viele tausende neuer Kleinbetriebe, denen übrigens auch erst ein Brennrecht verliehen werden müßte, dann mit großen Kosten unter Steuerkontrolle genommen werden müßten, verstehen wird, erscheint äußerst fraglich.

Der Schriftsteller Morih Heimann ist in der Charité gestorben. Er war seit Jahren leidend und hatte auch in der Einsamkeit des Dorfes Kagel teine Heilung gefunden. Heimann ist in der Dessent­lichkeit, wenig hervorgetreten. Er war lange Jahre hindurch der literarische Berater des Verlages S. Fischer und hat hier in der Auswahl der Werke und im Verkehr mit den Autoren als getreuer Eckardt der deutschen Literatur gewirft. Sein eigenes Schaffen trat erst spät hervor. Er hat einige Bände prosaischer Schriften gejaminelt und auch einige Novellen herausgegeben, in allem ein feiner geistiger Mensch, aber fein starter Gestalter. Seine Dramen haben auf der Bühne faum Echo gefunden.

Das Herrnfeld- Theater, das sich jetzt im früheren Intimen Theater" in der Bülowstraße niedergelassen hat, eröffnete die Saison mit zwei Schwänten aus dem früheren Repertoire. Die Welt geht unter" ist eine tolle Luftigkeit, die alle Verrücktheiten auf­zeigt, zu denen ein braver Produktenhändler durch die Falschmeidung eines bevorstehenden Weltuntergangs verleitet wird. Was tut fich im Separé" ist ein Berwidlungsstüd, das seinen Ausgang von einem harmlosen Ausflug einer Ehefrau ins Separé ninumt und zu immer bedenklicheren Enthüllungen des ganzen Kreises führt, bis man sich in die Zeiten einer vollkommenen Bromisfuität zurück­ersetzt fühlt. Das Durcheinander ist mit allen Trifs der Schwant­literatur ausgestattet. Anton Herrnfeld und Ferd. Grüneder zeigten, daß sie mit ihrer Drastit immer noch die Zuschauer zu er­heitern verstehen. Auch die anderen Mitspieler halfen wacker zum Erfolge mit

Naturschuhpart in der ruffischen Steppe. Die ukrainische Afa­demie der Wissenschaften hat belm Rat der Volkskommissare bean­tragt, das Karlowsche Steppengebiet im Bezirk Boltawa zu einem Naturschutzpart zu erklären und jede landwirtschaftliche Ausnutzung bzw. Jagd zu verbieten. Die Akademie begründet ihren Antrag damit, daß dieser Teil der Steppe der einzige fet, in welchem die Natur noch durch feinerlei Siedlungen verändert oder zerstört worden ist.

Gerhart Hauptmanns Beland"( eine Tragödie) ift soeben be S. Fischer, Berlag Berlin , erschienen.

*

Die erste staatliche Privatmufiflehrerprüfung für die Provinz Branden­Meldungen find bis spätestens 10. Oftober an das Provinzial- Schulkollegium burg und Berlin findet Dienstag, 27. Oftober d. J. und folgende Tage statt. in Berlin- Lichterfelde , Zehlendorfer Str. 52, einzureichen.

Maria Orsta mußte in ein Sanatorium gebracht werden. Das Heine Theater hat für ihre Rolle in Pirandellos Beffer als früher" Ersatz gefunden.