Rechtsdrehung 90°Linksdrehung 90°
 100%
 100%
 0%
 0%
 0%
 
Einzelbild herunterladen
 

Locarno , 29. September. Der Gemeinderat von Locarno ftellt zur Ministerkonferenz über den Sicherheitspaft den großen Saal des Gerichtsgebäudes zur Verfügung. Im früheren Regierungs­gebäude, dem Siz des kaufmännischen Vereins, werden Räumlich feiten für die Journalisten hergerichtet. Die Tessiner Regie. rung übernimmt die Ordming der Sicherheits- und Polizeimaß­nahmen. Im Hinblick auf die Ministerfonferenz über den Sicher­heitspatt in Locarno haben verschiedene Delegationen bereits in den hiefigen Hotels Zimmer refervieren laffen. Auch hat die Ober­telegraphendirektion die nötigen Maßnahmen zur Verbesserung der Telegraphen und Telephonverbindungen nach der übrigen Schweiz und insbesondeere auch nach dem Auslande in Angriff genommen. Die Auffaffung in Belgien .

notwendigen Wiederangliederung Sowjetrußlands an die europäische Böltergemeinschaft begrüßten, obwohl mir zunächst über die etwas feltsamen Begleitumstände seiner Unterzeich nung wenig entzückt maren.

Mindestens so wichtig für das deutsche Bolt wie ein freundschaftliches Verhältnis zum großen russischen Volke ist indessen die Wiederherstellung eines wahren Friedenszustandes im Westen. Deshalb begrüßen und fördern wir die neuer­dings angebahnten Verhandlungen über den Abschluß eines Sicherheitspattes und über den Eintritt Deutschland in den Bölkerbund. Diese Verhandlungen, die schon seit mehr als einem halben Jahre schweben, haben in Rußland große Besorgnisse machgerufen, weil sie drüben als eine Abkehr von der Freundschaftspolitik des Rapallo - Bertrages und als den Beginn einer Einfreifungspolitit der West­mächte und Deutschlands gegen Sowjetrußland empfunden oder zumindest hingestellt werden.

also mit der Erflärung des Reichsarbeitsministeriums nicht aus der Welt geschafft, denn die Veröffentlichung hat in der Ar­beitnehmerschaft eine ungemein starte Erregung ausgelöst."

,, Eine ungemein starke Erregung" ist wohl das mindeste, was man sagen kann. Auch die Bossische Zeitung" sieht sich genötigt, eine Zuschrift aus Arbeitnehmerkreisen" zu ver­öffentlichen, in der es heißt:

"

"

Gerade vom Standpunkt der gemäßigten Arbeiterbewegung muß es bedauert werden, daß durch den Inhalt der Beröffent lichung das Vertrauen in die Unparteilichteit und gerechte Abwägung der Interessen der sozialen Schichtungen im Reichsarbeitsministerium so schwer erschüttert worben ist." Wenn der Einsender schließlich hofft, der Reichsarbeits­minister werde den Ministerialdirektor Dr. Sizler abschütteln, so finden wir diese Hoffnung reichlich optimistisch. Der Ministerialdirektor hat selbstverständlich nicht auf eigene Faust die Schlichter instruiert". Er hat nicht auf eigene Faust erklärt, daß das Arbeitszeitgefeh mit allen Mitteln in die Länge gezogen und feines Kerns entfleibet würde. Es war nicht der Ministerialdirektor, der die Schiedssprüche mit zwölfftündiger Schichtzeit für verbindlich erklärte. Der Ministerialdirektor konnte die geradezu phantastische Zu­mutung, an den Reichsarbeitsminister eine Broschüre im Sinne der Unternehmerverbände zu schreiben, mur weiter. geben, weil er von vornherein wußte, der Reichsarbeits­minister würde eine solche Zumutung nicht zurückweifen. Berantwortlich tatsächlich und nach der Verfassung ist allein der Reichsarbeitsminister.

Brüffel, 29. September. ( Eigener Drahtbericht.) In unter richteten belgischen Kreisen ist man der Auffassung, daß die die deutsche Antwortnote begleitende. Berbalnote eine äußerst schwie­rige und für den Augenblick sogar kritische Lage geschaffen hat. Die Aufregung scheint in Paris und sogar in London sehr groß zu fein, größer als es den belgischen Kreifen gerechtfertigt erscheint. Immerhin glaubt man auch hier, daß die durch die Verbalnote er folgte Aufwerfung der Kriegsschuldfrage überhaupt ungültig fei, um so mehr als feinerlei 3wang dazu vorlag; denn den Alliierten ist es nicht eingefallen, irgendwelche Erneuerung des deutschen Schuldbekenntnisses zu verlangen. Der Draht arbeitete sehr eifrig zwischen Paris , London und Brüssel . In belgischen Kreisen herrschte trogalledem die Ueberzeugung, daß am Mittwoch oder Donners tag eine Einigung erzielt wird, und die deutsche Verbalnote zu gleich mit der Alliierten Antwort veröffentlicht werden kann. Be züglich der in der deutschen Verbalnote gleichfalls angeschnittenen Frage der Räumung der Kölner Zone ist nach belgischer Auf- vention gegen Sowjetrußland auf das schärfste verurteilt, hat Ein Zuchthausdirektor als Mörderfreund. faffung die Antwort der Alliierten einfach, nämlich: sobald diese Bedingungen erfüllt sind.

Der sozialistische Peuple" bedauert die Aufrollung der Kriegs

fchuldfrage und erklärt, Stresemann lege sich nicht genügend Rechen schaft von der Stimmung ber alliierten Boltsmassen ab, bei denen die Eröffnung dieser Debatte unpernarbte Bunden aufreißen würde. Damit sei weder Deutschland noch der Sache des Friedens gedient.

Der belgische Außenminister Vandervelde wird voraus fichtlich am Sonnabend zur Konferenz nach Locarno abreifen.

Tschitscherin in Berlin . Hochpolitische Etappen einer Badereise. Auf der Fahrt von Moskau nach dem Salzburger Kurort Bad Gastein trifft heute mittag der russische Bolkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Tschitscherin , von War schau tommend, in Berlin ein. Es ist nicht das erstemal seit dem Abschluß des Rapallo- Vertrages, daß Tschitscherin in der Reichshauptstadt weilt. Aber seinem jetzigen Besuch ist unter den obwaltenden Umständen zweifellos eine besondere Be deutung beizumessen, ebenso wie seinen am Montag und am Dienstag in Warschau abgehaltenen Besprechungen mit den gegenwärtigen Lenkern der polnischen Politit. Denn im Hintergrunde aller Beratungen über den Sicherheits­patt, über die östlichen Schiedsgerichtsperträge und nicht zuletzt über den Eintritt Deutschlands in den Böl terbund steht das Problem der Beziehungen Sowjetruß­lands zu Deutschland und zu der Welt überhaupt. Diese Be­ziehungen haben in den letzten sechs Jahren seit Kriegsende fehr wesentliche Aenderungen erfahren. Die ursprüngliche fünftliche Isolierung des Sowjetstaates vom übrigen Europa ist durch beiderseitige Zugeständnisse aufgegeben worden. Während auf der einen Seite Sowjetrußland von Jeinen starren bolschewistischen Theorien auf wirtschaftlichem Gebiete allmählich abfieß, hat die Entente die Bolitik der militärischen Interventionen aufgegeben und die diplomatischen Beziehun gen zur Moskauer Regierung größtenteils wieder aufgenom­men. Entscheidend gefördert wurde diese Entwicklung durch Den Abschluß des Rapallo Vertrages zwischen Deutschland und Rußland , den wir als die erste Etappe der

Wie untersucht

Wir brauchen nicht zu betonen, daß diese Besart jeder Berechtigung entbehrt Rein vernünftiger Mensch in Deutschland denkt daran, eine aggressive Bolitif, fei es un mittelbar oder auf lange Sicht, gegen Sowjetrußland zu unter ftügen und selbst wenn dieser Hintergedanke gewissen eng­lischen Konservativen vorfchweben sollte, die in der bolfchemi stischen Agitation in Asien die größte Zukunftsgefahr für das britische Reich erblicken und den Sicherheitspaft sowie den Völkerbund als Abwehrmittel bei einer fünftigen Ausein anderseßung betrachten, so würde sich die deutsche Arbei tertiaffe auf feinen Fall dazu hergeben, derartige Pläne zu unterstützen. Die Resolution des Internationalen Kon­gresses in Marseille , die jede direkte oder indirekte Inter­die Billigung sowohl der englischen wie auch der deutschen Sozialisten gefunden.

-

Aber es geschieht ihm nichts!

Der Strafanstaltsdirektor Nitolai in Lichtenburg, der

W

Wir hoffen, daß Tschitscherin in Berlin bei seinen Unterredungen mit Stresemann und den sonstigen deutschen Anstalt, in der der bekannte Scheidemann Attentäter Politifern die Ueberzeugung gewinnen wird, daß das freundust ert seine zehnjährige Zuchthausstrafe verbüßt, hat sich alsbald fchaftliche Verhältnis zwischen dem deutschen und dem russischen nach der Einlieferung des Hustert dem Gefängnisgeistlichen, Pfarrer Bolle wegen des Partes und des Eintritts Deutschlands in den Hahn- 3umpt, gegenüber folgendermaßen geäußert: Das Hauptverbrechen des Huffert sei in feinen Augen, daß Bölkerbund keinerlei Aenderungen zu erfahren er Scheidemann nicht wirklich umgebracht habe. braucht und daß es daher für die Sowjetregierung feinen An­Dieser Sachverhalt ergibt sich aus einem Urteil des Diszi­laß gibt, nach neuen Freundschaften zu suchen, die eine Spike plinarhofes für nichtrichterliche Beamte, vor dem ein Ber­gegen Deutſchland tragen würden. Wir sind im Gegenteil überfahren gegen den Pfarrer Hahn- 3umpt ſchwebte, das jedoch mit zeugt, daß diese Fortenwicklung der deutschen Außenpolitik in dessen Freisprechung endete. Aus dem Urteil geht hervor, der Richtung nach einem wirklichen europäischen Friedenszu- daß nach der Aussage des Pfarrers Hahn- Zumpt Hustert stand auch dem mahren politischen und wirtschaftlichen Intereffe Rußlands dienen wird. Wir deutsche Sozialdemo fraten sind jedenfalls durchaus gewillt, uns in diefem Sinne zu betätigen.

Die Auswirkungen der Aktennotiz. Die Verantwortlichkeit des Reichsarbeitsministers.

Nunmehr bequemt fich auch ein Teil der bürgerlichen Breffe, gegen das Reichsarbeitsministerium auf Grund der Aftemnotiz Stellung zu nehmen. Bisher hat es selbst die demokratische Preffe, Volkszeitung" und" Morgenpost " ein. begriffen, nicht für nötig gehalten, ihre Lefer von dem Standal auch nur zu informieren.

Nun bringt das Berliner Tageblatt" in seiner gestrigen Abenbausgabe eine Zuschrift aus Gewerkschaftskreisen", bie gemäßigt in der Form, aber ziemlich deutlich in der Sache gegen das Reichsarbeitsministerium Stellung nimmt. Es heißt da u. a;

Wenn jetzt der Reichsarbeitsminister erflärt, daß ihn diese Unterredung nicht binde, so ist das selbstverständlich und gut, aber es zeigt dann, daß die Herren feines Ministeriums( und es waren doch teine gbeliebigen) auf eigene Fauft gehandelt haben. Das ist aber wieder sehr schwer vorstellbar durch den Charakter der Unterredung. Und es ist doch wohl ausgeschlossen, daß der nüchtern denkende Syndikus der Bereinigung feiner Bhantafie einen solchen freien Lauf gelaffen hat, daß nun mesentliche Bunfte falsch sein sollen. Die Tatsachen des Rundschreibens find

von vornherein ausschließen. Diese

als Infimus des Direktors bekannt gewesen und von diesem auf jede Weise verwöhnt, vorgezogen und mit allen möglichen Bergünstigungen als politischer Gesinnungsgenoffe beglüdt worden sei."

Die Urteilsgründe erfennen ausdrücklich an, daß fein Anlaß vorliege, an der Glaubwürdigkeit des Pfarrers Hahn- 3umpt zu zweifeln. Troß dieser genauen Angaben ist, mie sich ferner aus dem Urteil ergibt, in dem viele Monate schwebenden Disziplinar­verfahren gegen den Pfarrer Hahn- Zumpt der Direttor italai zwar über eine Reihe anderer Bunfte, nicht aber über die richtige Wiedergabe feiner eingangs erwähnten Aeußerung ver­nommen worden.

Die sozialdemokratische Fraktion des Landtags richtet daher an das Justizministerium folgende Kleine Anfrage:

1. Aus welchen Gründen ist diese Bernehmung unterblieben? 2. Billigt das Justizministerium dieses Vorgehen feines Untersuchungstommiſſars?

-

3. Mann hat der Herr Juftizminister auf Grund diefes bereits am 14. Juli bei Gelegenheit der Beratung des Haushalt der Justiz­verwaltung in Hauptausichuß des Preußischen Landtags vorge tragenen Sachverhalts et pas veranlaßt und was hat er veranlaßt?"

Meldung des Deunre" bereiten die Sozialisten einen Antrag vor, Für Aufhebung der belgischen Kavallerie Nach einer Brüffeler der die Auflösung der belgischen Kavallerie vorsteht. Sie stüßen fich auf die Erfahrungen des legten Manövers. In dem Antrag wird darauf hingewiesen, daß die Aufhebung der Kavallerie eine jährliche Ersparnis von 50 Millionen Franken bringen werde.

man Okkultisten? ung hat aber auch auf die an der Gibung beteiligten Berfonen, ber Panthartlik find her murniang, gemiomét, bas-Bau ta

Bon Dr. Paul Plaut, Berlin .

Nachdem fich die Gemüter aller Beteiligten und Unbeteiligten über den bekannten Berliner Oftultistenprozeß beruhigt haben, und ein zweiter Prozeß noch in zu großer Ferne liegt, um seine Schatten vorauszuwerfen, war es besonders dankbar zu begrüßen, wenn der Angeklagte Geheimrat Mo IL in der Arbeitsgemeinschaft für prattische Psychologie vor einem wissenschaftlichen Forum jedweder Einstellung einen Vortrag über das Thema hielt: Bie unterfurcht man das Problem des Ottultis mus vom logischen und psychologischen Stand. punkt?" Moll hat seit 1889 in unveränderter Weise seine Gegner­punkt?" Moll hat seit 1889 in unveränderter Weise seine Gegner Ichaft dem Oftultismus gegenüber zum Ausdruck gebracht, und dies, obwohl er immer wieder betont, daß man nichts von vornherein für unmöglich halten dürfe. Aber anderseits zwingt gerade diese Ein­ftellung dem ernsthaften Wissenschaftler die Forderung ab, nur solche Erscheinungen als echt anzuerkennen, deren Existenz sich unter zwingenden Bedingungen ergeben hat. So zweckmäßig es auch bei okkultistischen Sizungen ist, zunächst solche zustande zu bringen, die bloß vorbereitender Natur sind, um überhaupt auf die Natur der Erscheinungen aufmerksam zu werden, so unbedingt und unerläßlich ist es, die Verfuchsanordnungen und Bersuchsbedingungen so zu gestalten, daß die Rejultate aus der Verschiedenheit der Be­dingungen stets mit derselben Beweiskraft hervorgehen. Was wir bisher über offultistische Sigungen wissen, ist lediglich an Protokolle gefnüpft, die mitunter durch beigegebene Photographien die Beweis fraft erhärten sollen. Daß dies aber nicht ohne weiteres der Fall ift, daß vielmehr schon hier die Stepfis des wissenschaftlichen Forschers einsetzen muß, hat der Berliner Offultistenprozeß mit aller Deutlich teit bewiesen. Was die Photographien anbetrifft, so hat besonders Geheimrat Sommer auf die absichtliche Bertauschung von Bildern bei Schrend- Nothing hingewiesen, also einem Manne, auf den sich die Oftultiften in allererster Linie berufen.

Wenn man von vornherein also mit einer gewissen Stepsis, die noch immer zum Fundament wissenschaftlicher Forschungsarbeit gehört, an solche Protokolle herangeht, so haben grade die Okkultisten dazu am meisten beigetragen, indem sie in feinem Falle bisher zwingende Verfuchsbedingungen einwandfrei nachweisen fonnten. Als Medien ihrer Sizungen benugten sie mit Vorliebe die Dame der Gesellschaft, bei der man aus fonventionellen Gründen nicht nur nicht die unbedingt notwendige Untersuchung vornahm, sondern überhaupt von vornherein die Möglichkeit eines Trids beftritt. Aus diesem Grunde muß die wissenschaftliche Untersuchung Wert darauf legen, fich von Jo belasteten Verfuchspersonen freizumachen und an statt dessen solche zu wählen, bei denen einer genauen Untersuchung nichts im Wege steht. Die Bertrauensfrage stellen, heißt grade bei Erscheinungen, die heute noch aller Naturgefehlichkeit spotten, die

auch wenn fie Wissenschaftler sind, und ihren Aussagen feinerlei Rüdlichten zu nehmen, sondern fie, ganz abgesehen vom Standpunkte sagen der Sachverständigen bei obigem Prozeß, unter denen sich her. der Aussagepfychologie, ebenso scharf nachzuprüfen. Grabe die Aus vorragende Fachwissenschaftler befanden, bewies nur allzu deutlich, daß sie auf Gebieten, an denen sie nur gefühlsmäßig teilnehmen, diefelbe Naivität an den Tag legen wie andere Sterbliche. Auch sie unterliegen Suggestivfragen, durch die viele Brotokolle zustande kommen. Die Forderung eratter, möglichst stenographischer Proto. tolle fachlich unbeteiligter ist deshalb die erste, wichtigste Forderung, und bies trotzdem die Oftultiften immer wieder barauf hinweisen, fie urteilen wolle. Das widerspricht aber jeder wissenschaftlichen daß man den Gizungen selber beiwohnen müsse, wenn man über Arbeitstechnik; der Wert der Publikationen grabe auf dem Gebiete naturwissenschaftlicher Stasuistit zeigt sich schon in der bloßen Be fchreibung, zumal eine persönliche Nachprüfung nur an anderen, analogen Fällen grundsäglich zu gleichen Resultaten führen muß.

Wie soll man nun wissenschaftlich vorgehen, um zu einwandfreien Resultaten zu gelangen? Die Bedingungen sind so zu gestalten, daß nach Borversuchen jede Möglichkeit einer fünftlichen Erzeugung effulter Erscheinungen ausgeschlossen ist. Bei der Telepathie wird man z. B. der Reihe nach die Sinnesorgane ausschließen müffen, zuerst etwa das Auge, dann das Gehör, unter Umständen auch das Gefühl. Für Dunkelsizungen muß jeder Experimentator zuerst nach zuprüfen haben, wie wenig er in der Dunkelheit, bei Abschluß der Augen mit dem Taftfinn wahrnimmt, wie er nicht unterscheiden tann, ober er mit zehn Fingern oder nur mit fünf berührt oder ob er überhaupt berührt wird. Dazu kommt, wie bereits betont, ständiger und vor allem strengste Kritik Wechsel der Versuchsbedingungen und vor allem strengste Kritik gegen sich selbst.

-

Heinz Tieffen ist als Lehrer der Komposition an die Hochschule für Musik berufen morben. Diese Berufung ist eine Auszeichnung für den noch jungen Tonfeger, aber eine durchaus gerechte, denn Tieffen kann heute als einer der martantesten Köpfe der modern gerichteten Komponistengeneration gelten, feiner von den absolut futuristischen, feiner von den reaktionären. Der Geist der Hochschule zeigt sich im rechten Licht, wenn er dem im Namen Tiefsen ver­anferten handwerklichen Können und einem non der Zeit befruchteten Schöpfertum Eingang in ihre Räume schafft. Seine Arbeiten zeigen den vornehmen, eigene Wege suchenden, still und ohne Reflame schaffenden Mann cuf vielen Gebieten der Musit als sehr begabten Komponisten. Am bekanntesten sind seine Morgensternlieder, seine Sinfonie Stirb und werde", seine Naturtrilogie für Klavier und seine Begleitmufit zu Shakespeares Hamlet. Auch manche andere Bühnenmusik von ihm ist in Berlin gehört worden, und als Dirigent eines Männergefangvereins zeigt er jo gute fünstlerische Initiative mie Gewandtheit, 2. G

" Covis dem Ostpreußen ", ist Buch Erinnerung, Steiner bei Gräfe u. Unger in Königsberg erscheinen laßt. Es ift aus einer Anregung Corinths selber entstanden, die er im Berbindung mit seiner Heimat, als Kind seiner Scholle zeigen. Und vorigen Jahre in Königsberg gab, als feine in Dstpreußen zerstreuten Werke dort ausgestellt waren. Das Büchlein will den Künstler in so steht denn an der Spize ein eigener Beitrag des Malers: Kleinstädtisches aus Ostpreußen ", marin er gar er­gözlich seine erfie Kinderreise von Tapiau nach Behlau schildert. Bon 2. Corinths Künstlertum spricht der Königsberger Kunsthistoriker B. Ha end tte; er rühmt nach Rants Wort Jeinen Mut, original und deutsch zu fein. Corinths Schüler und Freund Bersönlichkeit und wird dem Maler wie dem Menschen Brof. Degner behandelt aus eigenster Kenntnis Corinths fritifer Ludwig Goldstein über. Corinth und feine gerecht. Den größten Beitrag endlich hat der Königsberger Kunſt Heimat beigesteuert. Er gibt uns feine Umwelt und seine Berwachsenheit damit, charakterisiert ihn als vollbürtigen, echten Ditpreußen und analysiert dann seine in Ostpreußen vorhandenen Bilder, die in Königsberg ausgestellt waren und in diesem Buche werden, eindringlich und zutreffend. So runbet sich die Gedächtnis­gabe zu einem schönen Einklang zwischen dem Sohn der Heimat und feinem Bert.

D.

Walfischfang in der Straße von Gibraltar. Die Ausrottung der Walfische macht immer größere Fortschritte; jest folgt man ihnen sogar schon bis in die Straße von Gibraltar, wohin sie sich flüchten. So hat sich in Algeciras eine norwegische Gesellschaft niedergelassen, die bort Balfang betreibt. Im Jahre 1923 wurden gegen 1000 Tiere erlegt. Daraufhin hat sich, wie franzöfifche Blätter berichten, in Bigo eine andere norwegische Gesellschaft festgefeßt, und auch sie blickt in diesem Jahr auf eine gute Beute zurüd. unter mufifalischer Leitung von Kapellmeister Deffau und unter Spiel Die Städtische Oper bringt am Mittwoch, den 30. September, Rigoletto leitung von Dr. Bauly. In den Hauptrollen find befchäftigt die Damen Zvogün und Zador- Bastb sowie die Herren Bolina, Morro und Sauer. In der Boltsbühne, Theater am Bülowblas, beginnt die am Mittwoch, den 30. Sept., stattfindende Erstaufführung von Shakespeares Der Kauf. mann von Benedig um 7%, Uhr.

Englisches Theater. Im Residenz Beater findet am Sonntag die erfte englische Aufführung von Alfred Gutros The Laughing Lady ftatt Beginn der Vorstellung 11, Uhr vormittags. im nächsten Jahre seine schöne Heberlieferung als Kunstausstellungsstadt Cine internationale Kunftaus ftellung in Dresden 1926. Dresden mill wieder aufnehmen und eine große internationale Kunstausstellung beran ftalten. Die Leitung wurde dem Dieltor der Dresdener Gemäldegalerie, Professor Sans Bosse, übertragen.

Die Krife der Wiener Boltsoper. Die Schwierigkeiten des Unternehmens heinen überwunden zu sein. Die legten Borstellungen der Boltsoper maren so gut besucht, daß ein großer Teil der rüdftändigen Gagen ben Mitgliedern ausgezahlt werden tonnte. Bis zum 5. Oftober foll ein leber­einkommen amifchen der Bollsoper und den Kunstbehörden eine formelle

Erlebigung erfahren.

tellung aus lorens ift dort am Sonntag die Mitwe bes belannten Offo Julius Bierbaums Witwe geftorben. Nach einer privaten Mit­Dichters and Schriftstellers Otto Julius Bierbaum im Biter non 40 Jahren geftorben