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Die Bürgermeisterwahl von Dortmund . Deutschnationale Verdächtigung gegen Paul Hirsch .
Hugenbergs Lotal- Anzeiger" berichtet über eine„ scharfe Auseinanderseßung" in der geheimen Stadtverordnetensizung zu Dortmund , in der die Wahl unseres Genossen Stadtrat Baul Hirsch zum Bürgermeister von Dortmund behandelt wurde. Die Meldung trägt die Ueberschrift: Paul Hirsch als Bürgermeister nicht geeignet", und berichtet, Paul Hirsch erscheine nach Ansicht eines Teiles der Stadtverordneten aus ver
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schiedensten Gründen für den Posten als nicht ge: eignet". Damit soll der Anschein erweckt werden, als ob Genosse Hirsch, der bekanntlich preußischer Ministerpräsident war, für den Dortmunder Bürgermeisterposten der moralischen und fachlichen Cualität ermangele. Geheimnisvoll wird hinzugefügt:„ Es ist anzunehmen, daß die ganze Angelegenheit demnächst die Defentlichkeit beschäftigen wird.“
Es ist richtig, daß Genosse Hirsch gegen die Stimmen der Rechtsparteien und des Zentrums gewählt wurde. Uns liegt aber der Wortlaut der Erklärung der 3en trumsfraktion des Dortmunder Stadtparlaments vor, die in der geheimen Sigung vom Montag abgegeben, und deren Veröffentlichung ausdrücklich beschlossen wurde, und aus der wir wörtlich zitieren:
Zweifel im Begriff gewesen, irgendwo einen Schrant zu fnaden, meil sie aber noch nichts unternommen hatten, so mußten sie wieder entlassen werden.
Furchtbare Familientragödie in Berlin W.
Nahrungsjorgen und Eifersucht.
In dem Hause Göbenstr. 22 ereignete sich heute morgen kurz nach 7 Uhr eine blutige Ehetragödie, der ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Wir erfahren hierzu folgendes:
längerer Zeit arbeitslos und hatte in der letzten Zeit Der 76 Jahre alte Mechaniker Franz Meiser ist seit schwer mit Nahrungssorgen zu kämpfen, wozu sich aber auch Eifersucht gegen seine Frau gesellte. morgen hörten Hausbewohner einige Schüsse fallen und benach Heute richtigten, nichts Gutes ahnend, sofort das zuständige Polizeirevier. Die Wohnung wurde gewaltsam erbrochen und man fand Meiser mit einem Kopfschuß und geöffneten Pulsadern sowie seine 56 Jahre alte Ehefrau mit einem Schuß durch den Mund in ihrem Blute liegend bewußtlos vor. Ein sofort hinzugerufener Arzt sowie ein Rettungswagen des Rettungsamtes Elisabethkrankenhaus und des Ehemannes in das Schöneberger Berlin sorgten für die sofortige Ueberführung der Ehefrau in das
Dr. Bilder Seht die Wählerlisten ein!
„ Die Stelle des ausgeschiedenen Bürgermeisters Dr. Fischer fonnte und mußte eingespart werden. Nicht gegen die Person des Herrn Hirsch resp. gegen seine politische Einstellung und feine Geeignetheit richtete fich unfere Stellungnahme.
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Wir haben nicht notwendig, Paul Hirsch zu verteidigen, der als Kommunalpolitiker einen Ruf besitzt. Hirsch hat sich um den Posten nicht beworben, aber nachdem er einmal gewählt ist, ist es selbstverständlich, daß er vor politischen Gegnern, die den Kampf auf das persönliche Gebiet tragen, nicht zurüdweicht, sondern unbekümmert um niedrige Angriffe seine Tätigkeit im Interesse der Gesamtheit ausüben wird. Die deutschnationalen Futterkrippenjäger müssen ihren Zorn nicht allzu deutlich zeigen, wenn ein höherer Posten in Kommune und Staat an einen Sozialdemokraten über geht. Schließlich ist Hugenberg doch noch nicht die Welt...!
v. Karstedts Vernehmung. Lüders versucht einen Gegenstoß.
Der weitere Berlauf der gestrigen Berhandlung im Landespfandbriefanstaltsprozeß bestätigte das Bild der vorhergehenden Tage. Auch von Karstedt, der von den Geldern der LRA. innerhalb zwei Monaten 113 000 m. für sich verwandt hat, erklärt, daß Nehring sehr intim mit dem Adelsfonfertium verkehri habe. Er sei der festen Ueberzeugung, daß Mehring und Lüders bewußt geschäftlich unfair gehandelt hätten. Lüders habe bestimmt gewußt, daß sowohl seine wie die Wechsel der beiden anderen Adligen nichts wert seien, wie auch Nehring und Lüders davon Kenntnis gehabt hätten, daß Teile der Kredite zu anderen Zweden als den festgelegten verbraucht wurden. Den Vorwurf der Bestechlichkeit Lüders hält er in vollem Maß aufrecht.
Nehring gibt zu, daß er tagelang wie Etzdorffs auch das Privatauto Karstedts benutzt habe und daß er sich von ihm oft habe einladen lassen.
Lüders geht im Berlauf der Sigung zur Gegenoffen. five vor. Er will sich plötzlich daran erinnern, daß nicht er es gewesen sei, der zu Karstedt gesagt habe, er hoffe, daß bei den Geschäften für ihn ein häuschen abfalle, sondern daß Kar stedt ihm ein Häuschen angeboten habe. Wiederholt verfichert er, niemals persönliche Vorteile für sich erstrebt und immer im Interesse der Bant gearbeitet zu haben. Die Beschuldigungen gegen ihn würden von den Mitangeklagten nur erhoben, um straffrei auszugehen. Als Beleg führt Lüders angebliche Aeußerungen Ehdorffs an, die von diesem geleugnet und vom Vorsitzenden als unmahrscheinlich erklärt werden, wie überhaupt der Vorsitzende den neuen Erklärungen Lüders', die mit seiner bisherigen Haltung in Widerspruch stehen, äußerst steptisch gegenübersteht.
Die nächste Sigung findet Freitag vormittag 10 Uhr statt.
Kleiner Unglücksfall.
Langfam fährt ein kleiner Möbelwagen die Werderstraße her unter, und ein müdes Pferdchen zieht ihn. Er ist bepackt mit billigem Hausrat: mit ein paar Stühlen, einem roten Sofa, Riften
mit Geschirr und einem Schrank. Ein Arbeiter hat wohl eine Wohnung gefunden und läßt seine Sachen dorthin schaffen. Der Wagen biegt zum Schinkelplatz ein. Vielleicht hat der Lenker die Kurve zu kurz genommen, vielleicht waren die Sachen auch schlecht gepackt, der Wagen schwankt und schlägt um, er kommt quer über die Schienen der Straßenbahn zu liegen, der Verkehr muß unter brochen werden, die Wagen reihen sich hintereinander. Neugierige sammeln sich um die Unfallstelle und machen mehr oder weniger fluge Bemerkungen. Die Möbelstücke bedecken die Straße, einige find start beschädigt, andere nur leise beschrammt. Die Kisten aber find aufgesprungen, und das Porzellan ist zerbrochen.
Die Leute gehen vorüber und meinen, es sei nicht so schlimm; in furzer Zeit fönnte der Verkehr wieder aufgenommen werden, und der Sachschaden sei überhaupt nicht so groß. Natürlich, wenn ein Möbeltransport aus Berlin W. umgefallen wäre, würde de: Trümmerhaufen dekorativer wirken und der Sachschaden bedeutender fein. Baccarattristalle sind eben teurer als einfache Gläser, Sèvresporzellan ist kostbarer als Steingut aus einem tilligen Warenhaus. aber bedeutet diese kleine Verkehrsstörung, die in feine Unfalls chronit aufgenommen wird, nicht ein größeres Unglück für die Betroffenen, als die Zerstörung einer fostbaren Wohnungseinrichtung für den reichen Mann? Sind hier nicht die Resultate des Fleißes und der Sparsamkeit mancher Jahre zerbrochen worden? Und wer ersetzt dem Geschädigten die zerstörten Gegenstände? Endlich hat er eine Wohnung gefunden, aber die Sachen, die sie ihm lieb machen sollte, an die er vielleicht Erinnerungen fnüpfte, sind dahin. In furzer Zeit ist das Verkehrshindernis fortgeräumt, die Straßenbahn fann ihren Betrieb wieder aufnehmen. Der fleine Unglücksfall ist bald vergessen.
Fener in der., Kipho".
In der Funthalle der Kipho- Ausstellung entstand ein Brand durch einen Filmvorführungsapparat. Aussteller und anwesende Aufsichtsbeamte besaßen die Geistesgegenmart, die Flammen mit Minimagapparaten zu löschen, noch bevor die Feuerwehr eintraf.
Zum Kassenraub im Bezirksamt Tempelhof . Das Sonderdezernat der Kriminalpolizei hat gestern und die Nacht hindurch weiter auch die Lokale durchforscht, in denen die Geldschranktnader zu verfehren pflegen, aber auch dabei keinen Anhalt gefunden. Die beiden Spezialisten aß und misch, die in einem Lokal der Lothringer Straße mit ganz neuen Werkzeugen überrascht und vorläufig in Gewahrsam genommen wurden, kommen für den Tempelhofer Streich nicht in Betracht. Sie haben ihr Mibi einwandfrei nachgewiesen. Sie sind zwar ohne
Die Wählerlisten für die Stadt- und Bezirksverordnetenwahlen liegen vom 25. September bis zum 2. Oktober, täglich von 12-7 Uhr, Sonntags von 10-5 Uhr, zur Einsicht aus. Wähler! Sichert Euch das Wahlrecht!
Krankenhaus, 10 er bereits seinen schweren Berlegungen erlegen ist. Eine Vernehmung der Schwerverletzten war bisher noch nicht möglich und es fonnte vorläufig noch nicht festgestellt werden, ob beide in gegenseitigem Einverständnis gehandelt haben, oder ob es sich um eine Verzweiflungstat des Mannes handelt.
Die falschen Kriminalbeamten.
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20 000 m. erbeutet. 3000 m. Belohnung. Wie wir bereits in der Morgenausgabe mitteilten, sind gestern zwei Kaffenboten das Opfer eines raffinierten Schwindels geworden, wobei den Baunern, die ihre Opfer auf den Hof des Bolizeipräsidiums gelockt hatten, 20 000 Mart in die Hände fielen. Die Nachricht wird heute vollinhaltlich bestätigt. Die Opfer sind zwei Angestellte der Deutschen Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie am Halleschen Tor. Für die Wiederbeschaffung ihrer Beute hat die Firma eine Belohnung von 3000 Mart ausgesetzt. Das Geld besteht aus 10 000 Mart in 100- Mart- Sajeinen, 5000 Mark in 50- Mart- Scheinen, 2000 Mart in 20- Mart- Scheinen, 2000 Mart in 10- Mart- Scheinen, 500 Marf in 5- Mart- Scheinen, 200 Mart in 2- Mart- Scheinen und 300 Mart in Hartgeld. Mitteilung an Kriminalfommissar Kuck, Dienststelle A 4 im Zimmer 392b im Polizeipräsidium, Hausanruf 406.
Die betrogenen Angestellten glaubten in dem ihnen vorgelegten Verbrechero! bum einen der Gauner zu erkennen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergaben, daß dieser Berdächtige feit gestern früh nicht mehr in seiner Wohnung gewesen ist. Ob er jedoch wirklich einer der Schwindler war, ist noch nicht sicher. Weiteres hat bisher nicht festgestellt werden können.
Benner", keine Brandstifter.
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der Reattion fein". Die Kommunisten helfen also jenen, die sich vor jeder, auch der notwendigsten Lohnerhöhung in der Kommunalverwaltung drücken wollen, die nur zu gern den Achta stundentag restlos beseitigt sehen möchten, die gern die Wohlfahrtspflege als simple Armenpflege und nicht als große soziale Pflicht betrachten. Wie rücksichtslos und brutal unsere Gegner vorgehen, bewies jüngst der tragische Tod des Genossen Baul John, des Bürgermeisters vom Prenzlauer Berg , der, man kann das ruhig sagen, in den Tod gehezt wurde, weil er gewagt hatte, einen verdienten Sozialdemokraten zu befördern. Alles für sich, nichts für die anderen! das ist die der Selbstmordkurve, ungeheures Anwachsen der Zahl der Früh Devise der Schwarzweißrofen. Sinten der Eheschließungen, Steigen und Fehlgeburten, Steuerdruck und Lebensmittelteuerung, das find deutsche Proletariat zu leiden hat. Wer gegen diese Zustände tatdeutliche Symptome ungeheurer Wirtschaftsnot, unter der das fräftig anfämpfen will, der kläre die unwissenden Arbeitsbrüder und schwestern auf über das Wesen des Kapitalismus, der werbe Leser für den ,, Borwärts", der versuche, immer neue Freunde für unsere Sache zu gewinnen, der wähle am 25. Oftober die Bertreter der Sozialdemokratischen Partei. In der Diskussion wies Genosse Jebert besonders darauf hin, daß Werte während der Inflationszeit nicht vom Kapital eingefact es unserer Partei zu verdanken sei, daß die großen Städtischen werden konnten. In demselben Sinne sprach Genosse Wilf. Genosse Katzenstein behandelte eingehend die Not der Jugend.
Der Milchpreis sinkt. Die Milchpreisnotierungskommission für Berlin hat beschlossen, den Erzeugerpreis für Milch ab 1. Oktober 1925 von 25 Pf. auf 23 Pf. pro Liter frei Berlin herabzusetzen. Dementsprechend ermäßigt sich der Kleinverkaufspreis für Milch von 36 Pf. auf 34 Pf. Wegen der Frage, ob nicht auch die Handelsspanne als solche noch herabgesetzt werden kann, so daß eine weitere Senkung des Kleinverkaufspreises möglich ist, schweben zurzeit noch Verhandlungen.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
7. Kreis Charlottenburg . Heute. abends 7/2 Uhr, im Schiller- Realgymnasium, Schillerstr. 26.- Mitgliederversammlung. Berichterstattung vom Parteitag. Referent: Genosse Franz Künstler. Sungjozialisten, Prenzlauer Berg . Heute, Donnerstag, abends 8 Uhr, im Jugend. heim, Danziger Str. 12( Barade), Gruppenversammlung.
Geschäftliche Mitteilungen.
Kaufhaus Gebrüder Lenser, SO. 36, nur Wiener Str. 64, Ede Laufiger Str. am Görliger Bahnhof, Hochbahnstation Oranienstraße, begann am Dienstag, den 29. September d. J. mit einem außergewöhnlich billigen Verkauf für Herbst- und Inserat mit den außergewöhnlich billigen Preisen. Winterwaren. Man beachte die riesigen Fensterauslagen sowie das heute erschienene
Gewerkschaftsbewegung
Der Magistrat als Arbeitgeber.
Die Lohnpolifif der Arbeitgeberverbände.
Der Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter hat Mitte September das Lohnabkommen für die Kämmerei- und Regiearbeiter der Stadt Berlin gekündigt und Anträge auf Neuregelung der Löhne gestellt. Die Stundenlöhne sollen um 10 Pf. erhöht werden und die Altersgrenze der Vollarbeiter von 24 auf 21 Jahre herabgesetzt werden.
Diese Anträge waren am 29. September Gegenstand von Berhandlungen des Tarifausschusses: Gegen die Stimmen der Deutsch nationalen, der Deutschen Bolfspartei und der Demokraten stimmte der Tarifausschuß diesen Anträgen zu. Am Mittwoch, den 30. September, wurde der Beschluß des Tarifausschusses im Magistrat behandelt. Der Magistrat hat, ohne Rücksicht auf den Beschluß des Tarifausschusses und ohne Rücksicht auf die eingehende Begründung der Zu den Berhaftungen wegen Brandstiftung, die ein Mittagsblatt Organisation, ie de Lohnerhöhung, wie auch die Herabmeldet, erfahren wir, daß die vorläufig Festgenommenen setzung der Altersgrenze des Vollarbeiters abgelehnt. Die für die Brandstiftungen nicht in Betracht kommen. Es handelt Haltung des Berliner Magistrats ist nur erklärlich aus der Stellungsich um Festnahmen, wie sie jetzt infolge der dankenswerten Aufnahme des Reichsarbeitsministeriums zu den Lohnfragen. merksamkeit des Publikums alltäglich erfolgen. Die Hausbewohner Der Spitzenlohn des Handwerfers beträgt zurzeit 89 Pf., der find durch die Gefahr, die ja schließlich jedem Grundstück drohen, Lohn des ungelernten Arbeiters beträgt 52 bis 69 Pf. Mit diesen und die wiederholten Aufrufe veranlaßt worden, die Vorgänge auf den Böden mehr als früher zu beobachten. Hierbei finden sie Lohnfäßen bewegen sich die Löhne der Gemeindearbeiter zum Teil dann nicht selten harmlose Penner", die auf den Böden beträchtlich unter den Löhnen, die in Berlin zurzeit tariflich festnichts anderes suchen als ein Obdach für die nächste Nacht. Das kann gelegt sind. natürlich vorher niemand wissen. Die Hausbewohner bringen diese Leute mit Recht zur Polizei und so fommen sie dann vor das Branddezernat, das alle diese Angaben nachprüft.
Es hat geholfen.
Unser Hinweis( in Nr. 459), daß in Berlin in manchen Häusern den Brandstiftern ihr Handwerk erleichtert wird, meil zur Nachtzeit die Haustüren infolge Verwahr. losung der Türschlösser unverschlossen bleiben, hat die gewünschte Beachtung gefunden. Aus dem von uns besonders genannten Haus Monumentenstraße 26 erfahren wir jetzt, daß nach Veröffentlichung unserer Mitteilung noch an demselben Tage das Türschloß in Ordnung gebracht wurde, so daß die Tür nun endlich wieder mühelos verschlossen werden kann. Offenbar ist bei dem Hauswirt oder seinem Vertreter der plötzliche Reparatureifer durch die eingreifende Polizei entfacht worden, die zwar durch Hausbewohner von der Reparaturbedürftigkeit des Haustürschlosses schon in Kenntnis gesetzt worden war, aber erst durch die Veröffentlichung im Vorwärts" erfahren hat, wie sehr die für das Haus Monumentenstraße 26 verantwort lichen Personen sich Zeit ließen". Für ähnliche Fälle empfehlen wir den Hausbewohnern, sich sofort an das Polizei präsidium zu wenden und das Branddezernat( 3immer 113) in Kenntnis zu sehen. Die Polizei hält es für ihre Pflicht, zum Schuße der Bevölkerung einzugreifen, wo sie eine öffentliche wirt zu Reparaturen an der verwahrlosten Front seines Hauses Gefahr sieht, und sie hat aus diesem Grunde schon manchen Hausgenötigt. Sie wird auch das für ihre Pflicht halten, ohne 3ögern gegen Hauswirte vorzugehen, die durch Bernachlässigung der Haustürschlösser den Brandstiftern bequemen Zutrift zu ihren Häusern verschaffen. Man soll den Brunnen zudecken, bevor das Kind hineingefallen ist.
Abrechnung mit der kommunalen Reaktion.
Am Mittwoch abend fand in der Aula der ersten Charlottenburge Gemeindeschule in der Pestalozzistraße eine stark besuchte öffentliche Wählerfundgebung der Sozialdemo= tratischen Partei statt; Redner war Genosse Stadtrat Emil fratischen Partei statt; Redner war Genosse Stadtrat Emil Klodi, M. d. 2., der nach einleitenden Worten des Genossen Bierom zunächst auf die gehässige Form einging, mit der auch der jezige Wahlkampf wieder von unseren Gegnern geführt werde. Stets hat man die Sozialdemokratie für alle Leiden der letzten Jahre verantwortlich gemacht, aber wir haben ja gerade jezt in der großen Politik erlebt, was die reaktionären Herrschaften im Gegenfaz zur Arbeit unserer Parteigenossen zu leisten vermögen. unseren Gegnern war der sozialdemokratische Magistrat unter allen Umständen ein Stein des Anstoßes, und der häßliche Kampf, den man aus solcher Haßgesinnung heraus gegen Leute, wie den Stadt schulrat Baulsen, geführt hat, war für die Absichten und die Kampfes art der Schwarzweißroten ein deutlicher Ausdruck. Traurig mur, daß selbst in diesem Falle die Kommunisten Helfersdienste geleistet haben, eingeden? jenes bekannten Bitates: Jawohl, wir wollen die Steigbügelhalter
Die Verhandlungen mit den Reichsarbeitern haben m diesen Tagen eine Erhöhung der Ortslohnzuschläge von 40 Proz. gebracht. Berlin ist damit als die teuerste Stadt des Deutschen Reiches gekennzeichnet. Die Ortslohnzuschläge für Stuttgart be tragen zurzeit 22 Proz., für Köln , Nürnberg , München je 10 Proz. Trotzdem beträgt der Spitzenlohn für Gemeindearbeiter in Nürnberg , München , Fürth usw. 96 Pf., in Köln 92 Bf., in Stuttgart 95 Pf. In den angeführten Gemeinden sind also die Kosten der Lebenshaltung anerkannt niedriger als in Berlin . Die Arbeitgeberverbände bzw. der Magistrat der angeführten Städte haben es trotzdem für notwendig erachtet, den Ansprüchen der Gemeindearbeiter Rechmung zu tragen.
Die Haltung des Berliner Magistrats ist eine Heraus. forderung aller städtischen Arbeiter. Die Organi= fation ist beauftragt, alle notwendigen Schritte zu unternehmen.
Vom Speditionsarbeiterstreik. Cohnpolitik nach dem Muster der Arbeitgeberverbände. Der Verein Berliner Spediteure, der sich durch seinen Bor fizenden dem Polizeipräsidenten gegenüber verpflichtete, die Betriebe seiner Mitglieder zur Ausführung der Notstandsarbeiten durch den Verkehrsbund zur Verfügung zu stellen, gibt insgeheim Anweisung, die Notstandsarbeiten zu unterbinden.
Streifenden zu Notstandsarbeiten zuzulassen, damit begründet, daß Die Firma Montag u. Schäffer hat ihre Weigerung, die sie auf Anordnung des Lokalvereins der Berliner Spediteure handle.
Ferner weigern sich die Speditionsfirmen Sebastian Moser, P. Steinbrink u. Co., Gontard und Mangili. Wenn nunmehr eine Verstopfung der Güterbahnhöfe eintritt, ist daran nicht der Verkehrsbund schuld, sondern die Organisation der Unternehmer, der die Ausführung der Motstandsarbeiten offenbar nicht in den Kram paßt.
Abgelehnter Schiedsspruch der Brauereiarbeiter. Am Mittwoch fanden zwischen dem Verband der Lebensmittelund Getränkearbeiter und den Brauereien Verhandlungen vor dem Schlichtungsausschuß statt. Da es auch hier zu feiner Einigung fam, wurde vom Gewerberat Körner gegen die Stimmen der Arbeitgeberund Arbeitnehmerbeisiger ein Schiedsspruch gefällt, der die Löhne der gelernten Arbeiter auf 47 M., die des Fahrpersonals auf 41,50 m. und die der ungelernten Arbeiter auf 39 M. festsegt. Die Erhöhung beträgt demnach für die angeführten Gruppen 4 M., 3,50 m. und 2,50 M. in der Woche. Die Geltungsdauer des Schiedsspruches ist vom 1. Oktober bis 31. Dezember festgelegt. Eine Funktionärfonferenz nahm am gleichen Tage zu dem Schiedsspruch Stellung. Heftig fritisiert wurde die im Verhältnis zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten völlig ungenügende Lohnerhöhung, sowie vor allem die wiederum vergrößerte Lohnipanne zwijgen gelernten und ungelernten