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de» prtoaicn Otgonffaftetten ganoihleu Snfhrengmtgen, We Gesund­heit und die ftraft unseres Volkes zu heben, als aussichtslos zu bezeichnen. Betrachtet mcm die Altersklassen, so stehen am günstigsten die Säuglinge. Bis 95 Proz. wurden natürlich ernährt, was gutenteils mit dem S t i l l g e l d zusammenhängt. Daher ist der Plan der Regierung, dies durch eine Abfindung zu er- setzen, schärfsteus abzulehnen. Auch die Stillfähigkeit der Mütter hat sich gebessert. Die Säuglings st e r b l i ch k e i t war mit 10,57(i. B. 13,13) auf 100 Lebendgeborene die nie» d r i g st e bisher in Preußen beobachtete: neben der Brustnah- rung hauptfächlich eine Folge der wachsenden Fürsorge- maßnahmen. So ist bezeichnend, daß in Königsberg   die all- gemeine Sterblichkeit 10,05, jedoch die der befürsorgten Säug- linge, die an sich kaum die günstigsten Bedingungen gehabt haben werden, nur 4,32 Proz. war. In Halle i. Wests, sank die allgemeine Säuglingssterblichkeit gar auf 4,4 Proz., ein Beweis, daß die anderswo bestehenden Uebelstände vermeid- bar sind. Da finden sich weit schlimmere Zahlen, namentlich in Industrieorten als Wirkung von mangelhafter Ernährung der Mütter. Die R h a ch i t i s wies noch keine Abnahm« auf. Sie wurde bei etwa einem Fünftel der untersuchten Säuglinge festgestellt. Groß war noch die W ä s ch e n o t und natürlich auch der Einfluß des allgemeinen Wohnungsmangels. So hatten in Elbing   20 Proz. der Säuglinge kein eigenes Bett. K0 Proz. schllefen in engen, ungenügend gelüsteten Räumen, 5 Proz. in einer engen Wohnung mit zwei Familien, 10 Proz. in unbezogenen Betten. Besonders trüb ist das Bild der Kleinkinder, der ännsten Opfer der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die Zahl der unterernährten ist mit 23,9 Proz. angegeben. Zurück- bleiben an Wachstum und Gewicht; Rhachitis(29,7 Proz.)> Skrofulöse  (27 Proz.), Blutarmut   kennzeichnen die Not, als deren Ursachen konstitutionelle Schwäche, der hohe Milch» preis, schwierige Gemüsebeschafsung, enge, ungelüftet« Wohnungen genannt werden. In Cell« erhielten 44 Proz. genügend, 20 zu wenig, 30 Proz. kein« Milch, was noch eine Besserung gegen das Borjahr bedeutet. Bell- und Wäschenot treffen diese Kinder besonders schwer. So hatten im Kreis Sagan 52,3 Proz. kein eigenes Bett. Im Kreise Schweidnitz  l Schlesien  , Ostpreußen   und das besetzte Gebiet zeigen die schwärzesten Bilder wohnten von 616 Kleinkindern 66 mit 5 oder mehr Menschen in einem Zimmer. 167 schliefen mit anderen Kindern, 120 mit Erwachsenen zusammen, 5 über- Haupt nicht im Bett. 50 hatten kein warmes, 6 gar kein Mittagessen. Wen wundert es. daß unter diesen Kindern alle Krankheiten bis zur Syphllis ihre Beute finden? Den Schulkindern haben Schulspeisung und anderes verbesserte Ernährung gebracht, doch sind die Kriegsfolgen noch nicht überwunden. Besonders schlecht stehen die Jahr- gänge 1317 und 1918. Vor allen geschädigt sind natürlich die kinderreichen städtischen Arbeiterfamilien. So zeigen im Bezirk Kassel   je ein Linder unterernährt sirohrN« taScrfut. ges. rhachitich normal Arbeiterdorf 108«4 14 4 4 52 Bauerndorf 109 6 1 10B Im Durchschnitt der Berichte waren 35.5 Proz. gut. 42,7 �befriedigend", 21,8 Proz. schlecht ernährt. Die zweite Jahreshälfte war günstiger als die erste. Doch gibt ee auch viel« dunklere Bilder. So waren in Tilsit   9,9 Proz. stets hungrig, und 46,9 Proz. erhielten nie oder nur gelegentlich aus öffentlichen Mitteln Milch Die höchst« Zahl linterernährter meldet Kreis Blumenthal mit 55.9 Proz. Im Durchschnitt werden 27,5 Proz, reichlich«in viertel, als unter- ernährt angegeben. Freilich ist das im Vergleich mit den furchtbaren Zu- ständen der Borjahre(1920 waren 52,5 und im zweiten Halb- jähr 1323 gar 68 Proz. als unterernährt bezeichnet) wieder eine Berbeflerung. Aber für sich bettachtet, zeigen die Zahlen
doch nur, daß unser Volk aus der Hölle in ein sehr quälendes Fegefeuer übergegangen ist, dessen Ende niemand abzusehen vermag. Unterernährung... Wohnungsnot mit ollen furcht­baren Folgen... bitterster Mangel an Betten, Wäsche. Kleidung, Schuhwerk... die Folge alles dessen in Form der verschiedensten, namentlich der konstitutionellen Krankheiten: eine schwere Anklage nicht nur gegen den Krieg und jene, die ihn willkürlich gegen ein unterlegenes Volk fortgesetzt haben, sondern gegen das ganze wirtschaftliche und politische System, unter dem wir heute leiden. Das den.Zusammenbruch der Geldwirtschaft benutzt hat. um die widerstandsunfähigen Massen noch tiefer m ihr Elend hineinzustoßen, und die polittsche Verwirrung breiter Schichten, um mit Hilfe er­schlichener Mehrheiten durch Steuer-, Zoll- und Aufwertungs- gefetzgebung die Reichen reicher, die Armen noch ärmer und kränker zu machen. Möge die amtliche, preußisch« Denkschrift in den weitesten Valkskreisen beachtet und studiert werden. Und möge sie als Anttieb wirken, der Rot durch gerechteres Eingreifen der Staatsgewalt, durch menschlichere Gestalrung der wirtschaftlichen Machtverteilung sofortige Linderung und baldige endgültige Abhilfe zu schaffen. Dazu bedarf es der grundsätzlichen Umgestaltung unserer politischen Mochtverhält- nisse in Staat und Gcmekchen. Das preußische Volk hat in Provinzial- und Kreistagswahlen gerade jetzt Gelegenheit, ebenso wie bei den Stadtverordneten- wählen in Berlin  , aus den erschütternden Schilderungen der amtlichen Denkschrift praktische Nutzanwendungen zu ziehen.
Deutstbnationaler patentpatriotismus. Unterschlagung von Kriegshinterbliebenengeldern. Eine Unterschlagungsaffäre übelster Art ist vor wenigen Tagen in Dresden   aufgedeckt worden. Wegen Verdachts der.Unter- schlagung und groben Vertrauensbruchs" wurden der Major a. D. L ö f f l e r und ein Dr. Meißner, früher Syndikus des Ver- bandes sächsischer Industrieller, verhaftet. Beide Ehrenmänner ge- hören der deutschnationalen Voltspartei an und haben sich als Führer der.nationalen" Jugend gewisse Verdienste er- warben. Sie bekleideten«ine Ehrenstell« in der»Verwaltung des Sächsischen Dolksopfers", einer Organisation, die mit öffentlichen und privaten Geldern unterstützungsbedürftig« Kriegerhinter- blieben« versorgt. Ein« Revision des Kassenbestande» bei dem .Sächsischen Dolksopfer" deckte einen Fehlbetrog von 8 0 0 0 0 M. auf. Trotzdem konnte man sich lange nicht zur Anzeige und Verhaftung der beiden.nationalen" Ehrenmänner entschließen, da sie vorgaben, es handle sich um«in Mißverständnis und es werde in kurzer Zeit Deckung für den Fehlbetrag erfolgen. Unterdessen lebte Major Lösfler immer noch von dem veruntreuten Geld in einem Seebad in Saus und Braus. Erst nach mehreren Monaten. als die beiden Herren keine Mittel zur Deckung de» Fehlbetrages herbeischaffen konnten, schritt man zur Festnahm«. Man steht: die Leute mit dem.nationalen" Patentpatriotismus haben allen Grund, über Barmat und weiß Gott wen zu zetern! * Wie TU. mitteilt, sst inzwischen unter Heranziehung derjenigen. die für die ordnungsmäßige Geschäftsführung des.Volksopfers" verantwortlich waren, die Deckung der Fehlbettäg« gesichert worden.
Die provinzialwahlen. Auslegung der Wählerlisten»ach de««enen Gesetz. Der Landtag hat soeben das neue Wohlgesetz für die Pro- vinziollandtage und Kreistage verabschiedet. Auf Grund dieses Ge- setze? sind am 2 9. November d-I. sämtliche Provinzialland- tage(Kommunallondtage) und sämtliche Kreistage mit Ausnahme der von dem Minister des Innern zu bestimmenden Grenzkreise in Oberschlesten neu zu wählen. Die Ausnahme wird sich er- strecken auf die Kreis« BeutheN-Land. Hindenburg  . Ratibor  -Land, R y b n i k, Tornowitz und T o st- G l e i w i tz.
Für sämtliche Wahlen find die Wählerkisten gemäß de» Vorschriften des neuen Gesetzes auszulegen: wo die Aus- legung gemäß dem Runderlaß vom 20. August d. I. bereits be- gönnen hat, ist sie daher zu wiederholen. Die Auslegung?- frist beträgt 2 Wochen und beginnt spätestens 5 Wochen vor dem Wahltage. Ein Ausführungserloß zu dem neuen Gesetz und ein« neue Wahlordnung für die Provinziallandtags- und Kreistags- wählen werden in Kürze erscheinen.
Deutsche   Politiker in Amerika  . Beginn der interparlamentarischen Konferenz. Washington  . 1. Oktober.  (MTB.) Gestern nachmittag trafen über Philadelphia   die deutschen   Delegierten zur interparlamentari- schen Konferenz in Washington   ein. Unter ihnen befinden sich die Sozialdemokraten Adolf Braun  , Toni Pfülf  , Reichstagspräsident Löbe, sowie Dr. Wirth, Die deutschen   Parlamentarier wurden vom deutschen   Botschafter. Freiherrn   v. Maltzan. am Bahnhos begrüßt. Der Kongreß, an dem etwa 400 Delegiert« aus 38 Ländern teil- nehmen, wurde vom Staatssekretär Kellog im Namen der amerikani  - schen Regierung begrüßt. Die Anwesenheit einer solch bedeutenden Schar von Vertretern aus sich selbst regierenden Ländern beweist, mit welcher Aufmerksamkeit sich die Well mit den Fragen der Demo- kratie beschäftigt. Das Zusammentreffen von Mitgliedern verschie- dener Parlamente diene dem Frieden. Di« Böller würden durch solche internationalen Besprechungen einsehen, daß es zur Erledigung internationaler Streitigkeiten bessere Mittel gebe als die Zufalls- entscheidungen eines Krieges. Der sich immer weiter ausbreitende Brauch, Sl'aatsoerträge den Parlamenten zur Ratifizierung zu unter- breiten, förder« die Erhaltung des Friedens. Er sei kein Schwarz- seher, aber er könne nicht blind sein gegenüber den Kräften, die in vielen demokratischen Ländern das ordnungsmäßige System der aus der Wahl durch dos Bolk beruhenden Regierung zu zersetzen und ein« Klassenherrschaft aufzurichten streben.
�abour für Sicherheit. Kommunistische Niederlage auf dem Parteikongrest. Liverpool. 1. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Die groß« außenpolitische Aussprache auf dem Kongreß der Pabour Party endete mit einer ausgesprochenen Niederlage der Kommu- n I st e n. Ihr Versuch, dem Parteitag eine mit der Entschließung des Gewerkschaftskongresses gleichlautende Erklärung gegen den Dawes-Plan aufzunätigen, wurde nach einer Rede des Führers der britischen Bergarbeiter, Herbert Smith, und Mac« donalds, in der dieser dos Ergebnis der Londoner Konserenz ver- teidigte, abgelehnt. Hierauf nahm der Kongreß eine Rejolution zur Außenpolitik an, in der das Bekenntnis der Partei zum Genfer   Protokoll erneuert, dl« Einberufung einer inter« nationalen Entwaffnungskonfercnz sowie die sofortige Unterzeichnung jener Klausel in dem Statut des ständigen Schiedsgerichtshofes gefordert wird, die die Unterzeichner verpflichtet, alle Streitfragen der Schledsgerichtsbarleit zu unterwerfen. Ueber die Frag« des Sicherheitspaktes heißt es in der Resolution:.Die Partei wird jeden Pakt bekämpfen, der den Charalter aller Militär-Alllanzen hat und nicht völlig auf der wechselseitigen Garantie bzw..der obligatorischen Schiedsgerichts» barkert aufgebaut ist." Die Konferenz veruttcill schließlich die llebernahme des Irak  « Mandats für die Dauer von 25 Jahren für den Fall der Zu- Weisung Mossuls an den Irak   und spricht zuletzt die Hossnung aus. daß«s der Arbeiterschaft Bulgariens  , Ungarns  , Italiens   und Spa- Niens bald gelingen werde, die reaktionäre Gewaltherrschaft in chren Ländern zu brechen. v. Bülaw kalkgestellt. Der durch seine Opposition gegen ein« aktwe Döllerbundspolitit bekannt« Geheimrat von Bülow, Referent des Auswärtigen Amtes für Völkerbund sangelegenheüen. fährt nicht nach Locorno. Die norwegisch-deutschen   Verhandlungen über die gegenseitig« Aufenthallsverweigerung und Ausweisung von Staatsangehörigen haben jetzt dazu geführt, daß beide Staaten ihre Maßnahmen gegen die Bürger des anderen Landes zurückgezogen haben.
Sin einig Volk.. Bon Max Eck-Troll. Kennt Ihr nicht diese Tisch« in Wirtshäusern und Wohnungen. wo sie zusammen sitzen von der Dämmerstunde an. da das liebe Federvieh die Hühnerleiter hinaufwackelt, um schlafen zu gehen, bis zur Dämmerstunde der aufgehenden Sonne, da die Hähne auf die ländlichen Misthaufen steigen, um durch schmetterndes.Kikeriki" ihre Harems nebst Bauersleuten aus dem Schlummer zu wecken? Diese runden und eckigen Tische findest du zu Hunderttausenden in Germanien  . An ihnen sitzt Tage und Nächte der Deutsche  ; ohne Ermüden und mit Andacht vertieft er sich in das.Gebetbuch der 3 2 Blätter". Und führt dabei«ine eigene Sprache, die nur der .Gleichgesinnte" oersteht. Wie der Kongoneger vom Lateinischen nichts kapiert, so der Nichteingeweihte von der Geheimnissprache, die an diesen deutschen  Stammtischen geführt wird:»Grand mit Bieren",.Schippen-Solo", »Null ouvert" usw. Der Ritus des Gebetbuches der 32 Blätter läßt seine Gläubige« alles in der Well vergessen. Er eint den Christen und den Juden, den Hakenkreuzler und den Demokraten. Selbst der Stteit um schlechtes oder gar.falsches"' Spiel findet nur zwei Parteien, denen konfessionelle und politische Motto« fremd sind. Käme ein Gelehrter einmal auf den Gedanken, ein Buch de» Inhalts zu schreiben:»Skatspiel, Politik und Religion", er könnte nur zu der Erkenntnis kommen, daß in der Politik die Skatspielwut des Deutschen   mit daran schuld ist, daß wir in Deutsch  » land noch so viele Monarchisten haben, die für das Königtum und Hindenburg   sind, weil es im Kartenspiel auch Könige gibt. Da e» sogar vier davon gibt, ist der deutsche   Skatspieler Parttkularist und mächte recht viele Könige in Deutschland   haben. Und in der Frage der Konsession? Dem schärfften Antisemiten ist jeder Jude als Bruder der Skat- gemeinde erwünscht, vorausgesetzt, daß der Israelit   so schlecht Karten spielt, daß der christliche Skatspieler regelmäßig gewinnt. In solchem Falle läßt der deutsche   Dauerskat polittsche und konfessionelle Gegen- säße verschwinden. Der echte deutsche Skatspieler kennt nur zwei Gruppen von Menschen. Gruppe 1: Spielt Skat  , Gruppe 2: Spiell keinen Skat. Zum Beweis diene eine große zweispaltige Annonce die ich in der Inseratenfarm eine sogenannten deutschen bürgerlichen»Welt- blattes" gefunden habe: .A e l t e r e s Ehepaar, da« gern«inen gemütlichen Sckat spielt, sucht Gleich- ' gesinnte. Offerten unter... Gleichgesinnte?! Da» Wort steht erzern hingegossen, ohne jede näher« politische, konfessionelle, nationalistische, wellanschaullche Bezeichnung. Gleichgesinnt tu Germanien au der Karlenspieler. Im
Norden grassiert der Skat, in Baden   und Württemberg   der Tarot und in Bayern  »D e r S ch a f» k o p f". Dergestalt stuft sich auch die Politik i» den deutschen Landen ab. Weil Millionen Deutscher   so gerne Skat. Tarok und»Schafs- topf" spielen, und da» mtt heldenhafter Ausdauer vom Gang auf die Hühnerleiter bis zum Marsch auf den Misthaufen(Näheres sieh« oben!), darum sieht es bei uns in Deutschland   so traurig aus. Hindenburg   in Beklin. Held in München  , Va« zille in Stuttgart   verdanken dem Skatspiel ihre politischen Erfolge. Nur Goethe, Kant, Fichte, Karl Marx   und einige andere Leuchten deutschen Geiste« stehen der germanischen Sitte des Skatspiel» skeptisch gegenüber, weil die Andacht de» Datterskates es Millionen lieben Deutschen zur physischen Unmöglichkeit macht, die Werke deutscher Geisteihelden zu studieren. Für die deutschen   Skatspieler aber schuf Gott im Zorne die un> politisch«, interkonfessionelle deutsche   Tageszeitung.
Der Kampf um den INounl Everest. Dreimal wurde nach dem Kriege der Versuch unternommen, den höchsten Berg der Erde zu ersteigen, dreimal scheitert« er, trotzdem die besten Bergsteiger Eng- lands sich daran wagten. Kapitän Finch, einer der Teilnehmer der beiden letzten Expeditionen und der Führer der nächsten, sprach gestern abend im Blüchnersaal über die zweite Besteigung de» Mount Everest  . Er ging davon aus, daß die Besteigung leichter gewesen wäre, wenn man sie vom Süden unternommen hätte, aber das Königreich Nepal  , das am Südrande des Himalayagebirges liegt, verweigert« den Durchmarsch. Noch monatelangen Umwegen um den Himalayn durch Sikkim   und Tibet   wurde deshalb der Auf» stieg von Norden versucht. Bereits in 6000 Meter Höh« begannen die Schwierigkeiten. Die Maultiere konnten nicht mehr die eisig« Temperatur vertragen und wurden durch Paks ersetzt, die Lust wurde so dünn, daß man sich der Sauerstoffapparate bedienen mußt«, selbst die Tibetaner, die die Expedition begleiteten, blieben zurück. Nur vier Europäer wagten sich weiter vor, aber 500 Meter vor Erreichung des Zieles mußten sie umkehren. Die Schwierig- keilen, die sich den Bergsteigern entgegenstellten, lagen weniger in der Struttur des Berges, als in den klimatischen Berhältnissen. Die Temperatur glich ungefähr der der Polqegenden, hinzu kamen wochenlang anhaltende Schneestürme. Die Ausführungen des Kapitän Finch wurden durch ausgezeichnete Lichtbilder unterstützt. Finch ist ein hochbegabter Redner. Er hat nicht, Dozentenhastes in seinem Vortrag, er macht Salonunterhaltung, spricht fließend und witzig. Wie russische Conferenciers zieht er einen Teil semer Wirkung aus der nicht immer einwandfreien Beherrschung der deutschen   Sprach«. Finch kennt kein Vachas, auch die größten Entbehrungen ssnd in der Erinnerung nicht mehr so schlimm: und «in Erlebnis verliert nicht an Bedeutung, wenn es mit Ironie behandell wird. Feinstes Einfühlungsvermögen zeigen seine Schilderungen der Tibetaner, der Tiere und der Landschaft: ein großer Sportsmann kann auch guter Psncholog« sein. Und wozu öer Kamps um den Mount Everest  ? Was hat die Menschheit da-
von, wenn er bezwungen worden ist? Aber diese Fragen stehen nicht zur Diskussion. Warum entdeckte Amundsen den Südpol  ? Es gibt Ereignisse und Taten, die nicht mit dem Nützlichkeitsinatz- such gewertet werden dürsen._ F S. Der Berliner   Bolkschor brachte Verdis.Requiem  " zu einer wohlgelungenen und abgerundeten Aufführung. Dieses Werk, ist erfüllt von südlicher Melodienglut und naivem sinnlichem Wohl- klang, sein Singen ist ganz im Klang verankert und strebt gar nicht nach bloßem linearen Schwung, seine Hallung ist durchaus vom Sinn für Klang, für berückendes und berauschendes Tonfluten be- stimmt, seine Doltstümlichkeit ist gegründet in der Freude der Musik als Wohlklang genießenden unbesangenen Hörers. Und so ist es eigentlich zu den Bestrebungen junger und alter Reformatoren, die Musik zum klangunstnnllchen Liniengeflecht, zu einer von aller Sinnlichkeit befretten Lebensäutzerung. zu impotenter Abstraktion, zu .Ethos" oder zur Erformung nur vitaler Rhythmik zu machen, der beste, schlagendste und durchdringendste Gegenbeweis. Berdi hält ihnen insgesamt das Wesen aller Vollblutmustk vor: Klang! Wohl denen, die ihn können! Ernst Zander ließ denn di« be- rauschenden und berückenden Klänge in der Fülle ihrer Leuchtkraft erstehen, fteigebia in der Dynamik und in den gegensätzlichen Ab- tönungen. Er packte das Wert von der Drastik des»Dies irae* aus. unterstrich die stark repräsentative An und die Theatralit dieser von beißem Atem, von Bühnenblui erfüllten und mit dem sicheren Grits des scharf charakterisierenden Genies geformten und gestalteten Musik. Er ließ den Solisten unbegrenzte Freiheit im Ausleben der Stimmen durch ein anschmiegsames Mitgehen. Selbst dos Quartett, sonst der wunde Punkt solcher Aufführungen, war in bester Forin.(Herta Stolzenberg, Eleanor Schloßhauer. Reynolds, Anwnt K o h m a n n. Albert Fischer). Der E h o r zeigte sich im Besitz einer hohen Kullur und war in Zanders Hand«in gefügiges uno belebtes Instrument. Ihm wäre ein tüchtiger Zustrom junger Männerstimmen noch zu wünschen. Das Berliner Sinfonie- Orchester spielle mit Schwung und war von fesselnder Ton- schönhcit. S. G. Gedenkseier für Prof. Dr. Alfted Merz. Für den am 16. August 1925 in Buenos Aires   verstorbenen Direktor des In- llitut» und Museums für Meereskunde, Prof. Dr. Alfred Merz  . den wissenschaftlichen Leiter der deutschen   atlantischen Expedition, wurde gestern mittag im Institltt iür Meereskunde in Berlin  «in« Gedenkfeier abgehallen. Die Feier wurde eingeleitet durch den Gesang des Madrigal-Chor« der Staallichen Akademie für Kirchen» und Schulmusik. Nach Verlesung des Nachrufes der deutschen  atlantischen Expedition und der Besatzung des Forschungsschiffe« Meteor  " durch den Kustos des Instituts für Meereskunde, Prof. Stahlberg, fanq der ChorEs ist genug" von Johann Sebastian Bach  . In einem langen Nachruf entwickelte Prof. Stahl- berg ein Lebensbild de. Verstorbenen. Er würdigte darin vor allem die wissenschaftlichen Taten des an der Schwelle seines Er- folge? verstorbenen Dr. Merz. Die eindrucksvolle Feier schloß wieder mit Gesang. DI« Premiere der reuea Revue.  von AZm in der Komischen Oper flndez nicht heute, Freitag, sondern morgen, Sonnabend, um 7 Uät stöu Die gelöst« Kart« behalt« ihre Sülligleit.